Die Sonne ging gerade auf in Hogwarts, als Harry aus seinen Träumen gerissen wurde. Ron stand über ihm, sein Gesicht verärgert und sein roter Haarschopf zerzaust. Anscheinend war auch er unsanft geweckt worden. Er hielt eine Eule in seinen Händen, die verzweifelt versucht sich aus dem Griff zu befreien. Als Harry sich aufgerichtet hatte, ließ Ron die Eule los, rechtzeitig bevor sie ihn in den Finger beißen konnte, und sie stürzte auf Harry zu. Dieser hob schützend die Arme vors Gesicht, doch bremste sie und ließ einen Brief auf seinen Schoß fallen. Es war kein normaler Brief, der Umschlag war ziemlich neu, mit einem dieser durchsichtigen Fenster, die man normalerweise nur für Rechnungen gebracht haben. Er besah ihn genauer und auch Ron hatte sich neben Harry gesetzt und äugte neugierig zu ihm hinüber.

»Na? Von wem ist der? Nun sag schon...«

Harry besah die Adresse und wurde blass.

»Ron, er ist von Vernon...«

»Ver... Was? Wer oder was soll das sein?«

»Vernon, Vernon Dursley, mein Onkel. Du weißt schon, der unfreundliche Fettsack.«

»Was will der denn von dir?«

»Ich habe keine Ahnung, aber das werden wir wohl gleich erfahren.«

Mit diesen Worten riss Harry den Brief auf und las das geschriebene. Zu seinem Erstaunen war es ein recht langer Brief. Bisher hatte er nur ein oder zwei mürrische Worte zu Weihnachten bekommen, doch dieses mal war es sogar mehr als ein Satz.

Harry!

Langsam haben wir genug. Wir alle. Wir bekamen in den letzten Tagen gleich zweimal Besuch von irgendwelchen deiner Zaubererfreunde. Wir haben keine Lust mehr in der Frühe von diesen Wesen belästigt zu werden. Ein komischer Junge mit violetten Augen war erst einmal da und hat nach dir gefragt. Es hat ewig gedauert ihn wieder abzuwimmeln. WIE KOMMST DU DAZU DIESEN LEUTEN UNSERE ADRESSE ZU GEBEN? WAS HECKST DU WIEDER AUS JUNGE?

Da dachten wir endlich wir haben Ruhe vor deinesgleichen, da kommt schon wieder dieses Mädchen an. UM 5 Uhr MORGENS!

Ich warne dich Junge, solltest du noch irgendeiner Person unsere Adresse geben oder noch irgendeinmal jemand bei uns anrufen, wie dein bekloppter Freund damals, dann schwöre ich dir, werfe ich dich eigenhändig aus unseren schönen Haus. Du treibst es einfach zu weit.

Ich hoffe wirklich diese bescheuerte Eule kommt bei dir in diesem verruchten Schloss an. Es hat ewig gedauert eine zu finden und dann wurde uns auch noch eine horrende Summe abgeknöpft.

Vernon.

»Was heißt hier bekloppter Freund?« Ron hatte natürlich mitgelesen und sah Harry nun entrüstet an.

Er grummelte noch eine Weile rum, während die beiden sich anzogen und Richtung Gemeinschafstraum gingen.

Doch war Harry längst mit einem anderen Gedanken beschäftigt. Wer waren diese beiden gewesen? Wieso waren sie im Ligusterweg? Was hatten sie dort zu suchen? Während er mit den Gedanken schweifte und Ron sich noch immer über seinen Spitznamen aufregte, trafen sie eine ahnungslose Hermine im Gemeinschaftsraum.

Es war so gegen Mittag, als Aimee und Diego im Tropfenden Kessel saßen und einen Eintopf aßen. Sie saßen schweigend am dem morschen Tisch, in Gedanken versunken, niedergeschlagen und ratlos. Vor ungefähr sieben Stunden hatten die Dursley's, Aimee die Tür vor der Nase zugeknallt hatten, natürlich nicht ohne sie vorher eine Wahnsinnige zu nennen und ihr noch ein paar weitere Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Sie hatten erfahren, was sie wissen mussten, doch brachte sie das nicht weiter. Wie sollten Diego und Aimee bloß nach Hogwarts kommen. Niemand konnte dorthin apparieren, der Hogwartsexpress fuhr nur in den Ferien und andere gute Möglichkeiten gab ich nicht.

Der Eintopf schmeckte fad und war auch nicht unbedingt das, was man sich unter einem Eintopf vorstellte, deshalb war es nicht weiter verwunderlich, dass Aimee nach der Hälfte der Schalte den Löffel weglegte.

»Es tut mir leid.«

Verwundert sah Diego auf.

»Was tut dir leid?«

»Na, das alles hier. Die ganze Jahre, die du versucht hast herauszufinden, wo er sich befindet, ob er lebt und wo er wohnt. All die mühe, die du auf dich genommen hast. Ich konnte nichts tun, und jetzt war alles umsonst.«

»Ach quatsch, nichts war umsonst. Betrachte es doch mal von einer anderen Seite. Du weißt, dass du noch lebende Verwandte hast, weißt wie er heißt, aussieht und wo er wohnt. Ist das nichts? Nur weil er jetzt für ein Jahr in Hogwarts ist, geht die Welt doch nicht unter. Uns fällt schon etwas ein.«

Er schob den Eintopf zur Seite und trank einen Schluck Butterbier.

Ein lauter Knall ertönte, als Diego den Krug mit voller Wucht auf dem Tisch absetzte, seine Augen glänzten und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

»Ich hab's. Aimee, ich habe die Lösung. Es ist so einfach, so unglaubliche einfach.«

»Was? Sag schon? Was hast du?«

»Ich sage nur eins. Katze...«

»Hey Ron, Hey Harry, na? Gut Geschlafen?« Hermine strahlte und wirkte sonderbar fröhlich.

»Was ist denn mit dir los Hermine? Heute so fröhlich?«

»Nichts, nichts Harry, sagt mir lieber, warum ihr so bedrückt dreinschaut?«

»Machen wir gerne, NACHDEM du uns gesagt hast, warum du so fröhlich bist. Bist du doch sonst nie vor einer Doppelstunde Wahrsagen.«

»Ich weiß eh nicht, wieso du dieses Fach noch mal gewählt hast, wo es dir doch so absolut gar nicht gefällt.« mischte sich Ron ein.

»Also gut, ich habe gestern, spät nachts noch Post bekommen. Von meinen Eltern. Sie haben es endlich geschafft mir mein Geschenk zu besorgen.«

»Aber du hattest doch schon vor 3 Wochen Geburtstag, oder nicht?«

»Ja, das stimmt schon Ron, aber mein größter Wunsch musste erst einmal bestellt werden. So schnell wie der vergriffen ist.«

»Ja und? Was war es? Ein Besen? Ein Schachspiel? Eine Ratte? Hast du Krummbein verkauft?«

»Ron!«

»Ja, ist ja schon gut. Also? Was ist es?«

Hermine holte mir einem stolzen Gesichtsausdruck drei Bücher aus ihrer Tasche. Es waren die wohl dicksten Bücher die Ron und Harry je gesehen hatten.«

»Hermine, was ist das?«

»Das, meine Freunde ist die Trilogie der Geschichte der Zauberei, die Neufassung, mit allen Ereignissen der letzten Jahre, also auch die aus Hogwarts. Ist das nicht toll. Wir werden da auch erwähnt. In so gut wie jedem erneuerten Kapitel. Das ist doch fantastisch oder?«

Da die beiden Jungen das Glänzen in Hermines Augen erkennen konnten, verkniffen sie sich ausnahmsweise jeglichen Kommentar. Sie wussten, wie wichtig ihr diese Bücher waren.

»So, jetzt erzählt mal was für eine Laus euch über die Leber gelaufen ist.«

»Wie?«

Hermine Seufzte.

»Das ist ein Muggelsprichwort Ron. Erzählt einfach mal was los ist.«

Harry und Ron sahen sich an, dann begann Harry zu erzählen.

Als er fertig war, begann Hermine in einem Buch nachzuschlagen.

»Hermine? Das ist doch wohl nicht dein ernst. Jetzt in einem Buch nachzuschlagen. WAS WILLST DU DENN DAMIT?«

»Ganz ruhig Ron. Ich habe doch irgendwo etwas gelesen...«

sie nahm einen anderen Band in die Hand.

»Hat sie nicht gesagt, sie hätte die Bücher erst gestern bekommen? Wie kommt es, dass sie schon alle durch hat?« flüsterte Ron über die Schulter hinweg zu Harry. Dieser zuckte mit den Schultern und sah zu Hermine.

»Nun glotzt mich nicht so blöd an, guckt euch lieber das an.«

Sie deutete auf eines der vorderen Kapitel. Vorgeschichte bedeutender Zauberer hieß es und das Unterkapitel, auf das sie deutete hieß tatsächlich Lily Potter, geborene Lily Evans.

Harrys Augen weiteten sich und er beugte sich tief über das Buch.

»Harry? Brauchst du ne Brille? Ich kann es dir vorlesen...vorrausgesetzt ich kann etwas lesen.«

Harry warf Ron einen entnervten Blick zu, lehnte sich aber zurück. Dann fingen sie an zu lesen.