Severin - Ich bleib am Ball, keine Angst. Ich hoffe das Date kommt gut bei euch an… und irgendwie scheint ihr meinen Jack auch ins Herz geschlossen zu haben.

Hanni - ne ganze Keksdose mitbringt und dir den Inhalt nach und nach in das Mündchen stopft Immer schon weiter reviewen grins Ab diesem Kapitel hab ich mir einen Kommadompteur geschnappt zwinker

..ooOO 14. Kapitel – Happy Hour OOoo..

Ein vertrautes Motorengeräusch ließ Remus von seiner Arbeit aufsehen. Durch das angelehnte Küchenfenster konnte er sehen, wie Jack mit seiner weinroten Kawasaki die Toreinfahrt entlang bis vor den Unterstand mit Sirius Bike rollte. Innerlich schüttelte der Brünette den Kopf, wie immer war sein Freund zu spät dran. Schnell warf er einen Blick über die Schulter zu Severus, der wie er selber in der kleinen Küche damit beschäftigt war, für drei Mann ein Abendbrot zu zaubern. Allerdings hatte der Schwarzhaarige in diesem Moment, im Gegensatz zu Remus, trockene Hände, deswegen warf er ihm einen bettelnden Blick zu, damit er Jack die Tür öffnete. Grummelnd legte Severus die Karotten, die er eigentlich schneiden wollte, beiseite und ging hinaus zur Tür.
Kaum hatte er die Hand an der Klinke, als es auch schon übermütig klopfte. Mit einer Mine, mit der er jeden Hogwarts-Erstklässler zurück mit dem Paddelboot über den See gejagt hätte, öffnete er dem jungen Mann die Tür. Doch dieser ließ sich von so etwas nicht einschüchtern, sondern blickte ebenso giftig zurück und schloss die Tür hinter sich. Schnell drängte er sich an dem Mitbewohner seines besten Freundes vorbei und wollte mit einem Gesicht wie 5 Jahre praller Sonnenschein soeben die Küche stürmen in der er Remus werkeln hörte, als ihn ein ausgestreckter Arm vor seiner Brust und ein eisiges Räuspern aufhielten.
"Schuhe aus!"
Jack hielt inne und nur das unterdrückte Glucksen von Remus aus der Küche hielt ihn ab dem Haustyrann an die Kehle zu springen und ihn mit einem gezielten Fußtritt vor die Tür zu verfrachten. Stattdessen streifte er sich gehorsam die Turnschuhe von den Füßen und tapste auf Ringelsocken in die Küche, wo er den grinsenden, mit weinroter Schürze gekleideten, Hauseigentümer stürmisch um den Hals fiel. "Re! Was gibt es zu Futtern? Mein Magen hängt mir in den Kniekehlen."
Severus betrat seufzend die Küche und blickte hinüber zu dem Pärchen, das sich lachend und scherzend in den Armen lag. Der Blick aus den schwarzen Augen glitt über Jacks Abendkleidung. Mal abgesehen von den kindischen Ringelsocken schien er sich extra für seinen Freund herausgeputzt zu haben: enge Hüftjeans, die mehr zeigten als sie verbargen und ein T-Shirt, das, wie Severus das einschätzte, bestimmt eine Nummer zu klein war, denn der flache Bauch des Buchhändlers streckte sich schamlos dem Sonnenlicht entgegen. 'Na, wenn das kein Schnäppchen ist, Lupin. Gutaussehend und rennt Ihnen quasi hinterher, also auf was warten Sie denn? Auf den Prinzen in silberner Rüstung?' Wenn Remus einen solchen Hang zur Romantik haben sollte, dann würde er wohl nie einen passenden Mann finden. Was für eine Verschwendung… Nun ja, doch was ging ihn das an? An so etwas wie die ewige Liebe glaubte er sowieso nicht. Mit einem Griff hatte er sich ein scharfes Messer aus dem Block gezogen und rückte den Karotten zu Leibe, während Remus, offenbar wieder bei Verstand, sich dem Fleisch zuwandte und es gleichmäßig von zwei Seiten bräunte.

Jack, auf Grund des Platzmangels in der Küche auf einen der Stühle in die nächst beste Ecke verbannt, beobachtete das Köche-Team. Remus schwebte wie immer ganz in seinem Element durch die Küche und suchte sich seine Gewürze und Bratutensilien zusammen oder deckte den Tisch, während sein Mitbewohner das Gemüse in einer Weise bearbeitete, dass Jack fast die Augen aus den Kopf rollten. Mit der Perfektion eines Chirurgen verwandelte das Messer in seinen Händen die Karotten und anderen Gemüsesorten in exakt gleich große Scheibchen. Keine war dünner oder dicker als die Andere. Aber das passte zu dem Bild, das sich der junge Buchhändler von diesem seltsamen Mann gemacht hatte - er war einfach ein Perfektionist. Während Remus stets nach Gefühl die Zutaten zusammenmischte, errechnete der Schwarzhaarige sicher jedes Gramm und maß genau die Sekunden ab, ehe er sie zusammenführte. ‚Eigenartiger Kerl'

..ooOoo..

Nachdem die drei Männer den ganzen Abwasch fein säuberlich neben der Spüle aufgeschichtet hatten, begaben sich die zwei Bewohner des Cottages in ihre Räumlichkeiten, um sich nun auch in Schale zu werfen, während Jack es sich unten im Wohnzimmer gemütlich machte und die kalte Asche im Kamin versonnen betrachtete.

Mit einem Kribbeln der Vorfreude in der Magengegend ließ Remus seine Finger über die T-Shirts und Hemden in seinem Schrank wandern. Etwas Lockeres wäre bei dem Wetter nicht schlecht, außerdem hatte er vor etwas zu tanzen, was ihn zusätzlich ins Schwitzen bringen würde. Mit schiefgelegtem Kopf traf er schlussendlich seine Wahl, zog sich die Sachen über und erklomm die Stufen zu Severus Zimmer, um zu sehen wie weit Severus wohl mit seinen Vorbereitungen war. Vorsichtig klopfte er und auf ein einsilbiges ‚Ja' trat er ein.

‚Vielleicht hätte ich doch lieber von draußen durch die Tür rufen sollen, das wir unten auf ihn warten.' Remus schluckte trocken. Vor der kleinen abgekippten Dachluke stand Severus und warf sich gerade das dunkelgrüne Hemd, das er bei ihrer Shoppingtour erstanden hatte, über. Wie hypnotisiert betrachtete Remus das Spiel seiner Rückenmuskulatur und der dadurch tanzenden Schatten auf der Haut. Wieso brachte ihn Severus immer so einfach aus dem Konzept? An dieser Situation war nun wirklich nichts Verfängliches und dennoch schweiften seine Gedanken in Dimensionen ab, wo sie jetzt nicht zu suchen hatten… abends im Bett vielleicht oder vielleicht auch morgens unter der Dusche, aber nicht jetzt.

„Was gibt es Lupin?"

Die dichten Wolken um Remus' Verstand lüfteten sich relativ schnell und er wandte den Blick vorsichtshalber von dem Mann vor ihm ab. „Ähm, wir warten unten in der Stube auf dich." Schnell trat er den Rückzug an und ließ Severus alleine sein Hemd zuknöpfen, auch wenn er ihm dabei nur zu gern behilflich gewesen wäre. Remus seufzte, er musste sich heute Abend unbedingt zusammenreißen. Doch wenn Jack dabei war dürfte, es eigentlich kein Problem werden, sein junger Freund hatte stets das Talent ihn abzulenken.

Severus seinerseits hatte schmunzelnd das Spiegelbild des schwindenden Gryffindors im Fenster betrachtet. ‚Lupin, Lupin, ich wusste nicht, dass ich sie so schnell aus der Ruhe bringen kann.'

..ooOoo..

Als er die Schritte seines Freundes hörte, blickte Jack von der kalten Asche des Kamins auf und ihm entgegen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als die zierliche Gestalt durch den Türrahmen trat. Remus sah wieder mal umwerfend aus, befand der Strubbelkopf. Sein Freund hatte sich, nach der angestrengten Suche, für ein Paar weiter weißer Hosen und ein kurzärmliges olivgrünes Hemd entschieden, dessen obere und untere Knöpfe offen standen und etwas von seiner braunen Haut zeigten, die Narben, die er seltsamerweise verteilt über den Oberkörper hatte, aber verdeckte. Remus hatte ihm nie verraten, woher die Narben stammten, die Ausrede, dass er als Kind einen Unfall hatte, glaubte er ihm nicht. Aber offensichtlich war das auch eines von den vielen gehüteten Geheimnissen des braunhaarigen Mannes, dem er vor gut zwei Jahren in London begegnet war.

„Wo ist Severus? Ist er noch nicht fertig?" Jack rutschte ein Stück auf der Couch, um seinem Freund platz zu machen, aber der schien mit seinen Gedanken völlig woanders zu sein. „Re? Was ist los?"

„Ähmm… was? Ach, Severus… er kommt gleich er ist noch nicht ganz fertig." Etwas durcheinander fand Remus wieder zurück in sein Wohnzimmer und registrierte die an ihn gestellte Frage.

Ein freches Grinsen erschien auf Jacks Gesicht. „Ah ha… hat dich das so aus der Bahn geworfen?"

Verlegen, weil er ihn sofort durchschaut hatte, grinste Remus zurück. „Lass uns lieber den Rucksack packen… Kann ich mein Geld mit zu dir schmeißen?"

„Klar, schmeiß rein." Schnell hielt Jack seinen eigenwilligen Rucksack auf. Remus hatte sich schon längst an die daran baumelnden Anhänger gewöhnt, aber Severus würde bestimmt die Augen verdrehen, wenn er das kleine Plüsch-Schwein und den Frosch entdeckte.

„Wie weit bist du eigentlich mit deinen Annäherungsversuchen?" Jack ließ sich wieder in die bequemen Polster sinken und warf Remus, der den Kopf sinken ließ, einen prüfenden Blick zu. „Du hast doch welche unternommen?"

„Nein… Jack, ich bin froh, mit ihm unter einem Dach wohnen zu können - was weiß Gott nicht gerade einfach ist – da möchte ich es nicht riskieren und ihn vergraulen, zumal ich nicht davon ausgehen kann, dass er ebenso auf unserer Seite wandelt und sich für Männer interessiert. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist ehrlich gesagt recht gering und die Chance, das er sich, sollte er Männer bevorzugen, ausgerechnet für mich entscheidet, kommt maximal in Groschenromanen vor." Die eben noch vorhandene Freude auf den Ausflug und einen schönen Abend mit dem Slytherin wurde von der ernüchternden Realität heimgesucht.

„Hey, wenn ihr in der Vergangenheit schon mal ein paar Techtelmechtel hattet, kannst du doch zumindest davon ausgehen, dass er dich mag. Immerhin küsst man niemanden, dem man keine Gefühle entgegenbringt, oder?" Jack strich Remus beruhigend über den Arm und blickte ihm in die traurigen Augen.

„Ehm, ich habe nie gesagt, dass wir uns geküsst haben…" flüsterte Remus etwas geknickt.

„Aber soll das Ganze heißen das…?" Argwöhnisch betrachtete Jack seinen älteren Freund. „Ihr habt euch noch nicht mal geküsst? Aber… ich dachte, ihr hättet das ein oder andere Rendezvous hinter euch. Wie weit seid ihr denn überhaupt gekommen?"

Ein Knarren der Treppendiele ließ beide aufschrecken. „Nicht jetzt, Severus kommt."

Die gleichmäßigen Schritte des Slytherins kamen näher, dennoch sah Jack keinen Grund, das Gespräch jetzt zu beenden und warf Remus einen neugierigen Blick zu und zischte ihm ein: „Nun sag schon" zu.

Selbst als Severus, den letzten Knopf am linken Hemdsärmel zuknöpfend, den Raum betrat ließ, Jacks drängender Blick nicht nach. Wenn Remus sich jetzt weitere Peinlichkeit ersparen wollte, musste er mit der Sprache rausrücken. Ein leichter Roséton zierte seine Wangen und er war froh, dass er mit dem Rücken zu Severus saß, als er sich räusperte und eine so gleichgültig wie möglich klingende Antwort hervorbrachte. „Wie ich dir eben schon sagte, diese GlasBLÄSEREI ist eben echte HANDARBEIT."

Verdattert sah Jack seinen etwas rot gewordenen Freund an, ehe ihm ein Licht aufging und sich ein amüsiertes Grinsen über das Gesicht legte. Darauf folgte ein Blick über Remus Schulter auf eine gewisse Stelle von Severus Hosenfront, was selbiger glücklicherweise nicht mitbekam. „Und wie ist bei dieser BLÄSEREI das Preis-Leistungsverhältnis?"

Der leichte Rotschimmer auf Remus Wangen verdunkelte dich ob dieser Frage um mehrere Nuancen ab. „So gut also? Na ja, was ich bis jetzt so gesehen hab, sah ja nicht schlecht aus nur mit der gelieferten Qualität kann ich nicht mitreden." Ein Glucksen, einem unterdrückten Lachen nicht ganz unähnlich, stahl sich Jacks Kehle empor.

Kritisch musterte Severus die beiden Freunde auf der Couch - er wollte eigentlich nicht wissen, über was sie da sprachen und vor allem, warum Remus diesen fast ungesunden Rotton angenommen hatte. „Können wir dann los?"

Ein synchrones Nicken kam zur Antwort und so machten sie sich zu Fuß auf den Weg zur Stadt. Jacks Kawasaki blieb in der Toreinfahrt stehen, da jeder der Männer zumindest einen kleinen Schluck Alkohol zu sich nehmen wollte und es aus diesem Grund ein ungeschriebenes Gesetz zwischen Remus und Jack war, dass letzterer dann mit im Cottage auf der Couch nächtigen konnte und am nächsten Morgen nüchtern heimfuhr.

Nachdenklich und Remus und dessen Freund hinterher spazierend musterte Severus den Himmel. Es war Sternenklar und der Mond schien so hell, das eigentlich keine Straßenbeleuchtung notwendig gewesen wäre. Severus, von Natur wenig romantisch veranlagt, taxierte den silbernen Erdtrabanten. 'Noch eine Woche, dann ist es wieder soweit.' Wie hielt Remus das bloß aus? Auch wenn er einer der 'Glücklichen' war, die in den Genuss des Wolfbanntrankes kamen, so linderte es dennoch nicht dieses erniedrigende Gefühl der Hilflosigkeit bei jeder Verwandlung. Und wieso gab es immer wieder Wölfe, die das Einnehmen des Wolfbanntrankes einfach vergaßen? Hin und Wieder, las man im Tagespropheten von solchen 'Unfällen' verursacht durch Vergesslichkeit. Wie um alles in der Welt konnte man diesen Fluch nur vergessen?

Die zunehmende Lautstärke, die ihnen entgegen scholl, als sie die Stadt erreichten, riss Severus aus den Gedanken. Und wirklich, keine fünf Minuten später hatten sie den Ursprung des Stimmengewirrs erreicht – den Marktplatz.

Der kleine Marktplatz, den sie erreichten, war annähernd quadratisch - nur die eine etwas kürzere Seite, an der Jack seinen kleinen Buchladen hatte, fiel aus dem Konzept. Ansonsten unterschied sich dieser Marktplatz nicht wirklich von denen in anderen Städten und Dörfern. In der Mitte war wie überall ein kleiner Brunnen und dominant, den Platz beherrschend, stand ein altes ziemlich stilvolles Gebäude, das wahrscheinlich den Arbeitsplatz des hiesigen Bürgermeisters beherbergte - das Rathaus.

Um den Platz herum verteilt standen alte Gaslampen, mittlerweile allerdings elektrisch betrieben, und tauchten den Platz in ein warmes Licht. Heute jedoch wurde diese Idylle durch die Holzbuden zwischen ihnen verdrängt. Diese Buden, oft nach drei Seiten offen und als Getränkeausschank dienend, waren umlagert von den fröhlichen und ausgelassenen Bewohnern dieser kleinen Stadt. Offenbar war alles hier, was zwei Beine oder mehr hatte. Und wem eine solche Gliedmaße abhanden gekommen war, der hatte sich den Rollstuhl oder die Krücken geschnappt, um hierher zu gelangen.

Der Duft von Gegrilltem stieg Severus in die Nase und ließ seinen Magen leicht grummeln. Dem Geruch mit den Augen folgend, konnte er zwischen den Getränkebuden vereinzelt Grillstände ausmachen. Sein kritischer Blick wanderte weiter über die ausgelassene Menge, die teils lautstark lachend, teilweise angetrunken oder zum Glück auch nur friedlichen plaudernd um den Platz saß. Ein paar wenige tummelten sich, im Takt wiegend, in mitten des Platzes, der als natürliche Tanzfläche diente. Die Musik zu den teils ansehnlichen und vereinzelt ungeschickt anmutenden Bewegungen, kam von einer kleinen Kapelle auf einer prachtvoll belichteten Bühne, welche links von Jacks Buchladen stand. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen?

„Lupin, wenn es Ihnen nicht allzu viel ausmacht, würde ich das Café dort drüben vorziehen." Severus deutete auf ein kleines Café unweit der Bühne.

Remus wandte sich kurz von Jack, mit dem er in einem Gespräch über diverse Clubs in London versunken war, ab und betrachtete das ausgewählte Café. Es war ein kleines, aber sehr beliebtes im Ort und zurzeit rappelvoll, nur die Plätze an der kleinen davor aufgebauten Bar waren noch frei. Severus hatte diesen Platz wohl gewählt, weil deren Gäste einigermaßen gesittet und nüchtern schienen. Eine Entscheidung gegen die Remus nichts einzuwenden hatte. „Geht klar."

Severus noch einmal, wegen des um sie herum herrschenden Getöses, zunickend drehte er sich zu Jack um, als…

„Mister McLain und Mister Lupin! Wie schön sie hier zu treffen." Zwei ältere Damen, Severus schätzte, dass es sich um Kundinnen von Jack handeln musste, jedenfalls wenn er die Bücher in den knallrot lackierten Klauen der Beiden richtig deutete, traten auf sie zu. Ein Zeichen für Severus sich jetzt möglichst schnell zu verdrücken.

Remus und Jack konnten sich leider nicht so heimlich davonstehlen wie der Schwarzhaarige und so kam es, dass sie kurzerhand in ein Gespräch über das aktuelle Buch irgendeiner irischen Schriftstellerin verwickelt wurden, das sie aus Gründen der Höflichkeit nicht abzuwürgen vermochten. Das hatte man von seinem guten Benehmen.

Severus nutzte seine überraschend gewonnene Freizeit damit, sich dem kleinen Grillstand, der neben dem gewählten Café lag, zu nähern. Schon lange war Severus nicht mehr Kunde eines solchen Imbisses gewesen. Andächtig glitt sein Blick über die nur allzu bekannten gelben und roten Plastikflaschen mit Ketschup oder Senf, den kleinen Stapel mit Papierservietten, den Korb mit den Brötchen und der kleinen Kasse mit dem Bargeld. Hinter dem Grill stand ein eifriger Verkäufer mit rundlichem Bauch und roten Wangen in einer weiß/rot gestreiften Schürze und weißem Papierhütchen auf dem Kopf. Seine kleinen Knopfaugen glänzten, als er mit geübter Hand die brutzelnden Würstchen und Steaks drehte, ehe er für den Tränkemeister ein Brötchen halbierte, die Wurst dazwischen klemmte und eine Servietten darum schlug. Nach der üblichen ‚Senf oder Ketschup' Frage zierte ein gelblicher Streifen die braune knusprige Kruste der Wurst und Severus ließ sich auf den freien Platz an der Bar sinken. Die Kellner hatten sicherlich nichts dagegen, dass er seine Wurst dort verspeiste, zumal die Schürze des Würstchenverkäufers dasselbe Emblem zierte wie das Schild über dem Café.

Genüsslich biss Severus in die Wurst. Bei dieser Leckerei vergaß er die ihm jahrelang eingebläute Etikette. Und richtiggehend guter Laune beobachtete er Remus und Jack, die noch immer in den faltigen Klauen ihrer Kundinnen hingen.

Nach einer kleinen Ewigkeit wie es Remus und Jack schien konnten sie sich von den eifrigen alten Damen loseisen. Hatte Jack, ganz im Gegensatz zu Remus, das eben diskutierte Buch nicht gelesen, so kannte er spätestens jetzt jedes noch so kleine Detail wie der Mörder, der mal nicht der Gärtner, sondern der Butler gewesen war - Oh wie originell - die arme Lady McAllister umgebracht hatte. Höchste Zeit, endlich das Fest mit allen Sinnen zu genießen. Schnell hatten sie sich zu Severus, der seltsamerweise ziemlich mit sich zufrieden an der Bar saß, durchgekämpft und übergaben ihm ihren Gemeinschaftsrucksack in Obhut, nur um kurz darauf auf die inzwischen etwas gefülltere Tanzfläche zu stürmen.

Kopfschüttelnd über die ungestüme Art seines ehemaligen Kollegen ließ sich der Tränkemeister ein Glas australischen Rotweins bringen und beschloss, die ganze Szenerie in Augenschein zu nehmen und sich etwas zu entspannen. An seinem Rotwein nippend genoss er das bunte Treiben. Remus und Jack tanzten in mitten der feiernden Bewohner und schienen diesen Trubel zu genießen. Auf der anderen Seite der Tanzfläche konnte Severus einige Männer erkennen, deren ungeteiltes Interesse auf Remus zu ruhen schien. Er vermutete, dass nicht alle reines Interesse an Männern hatten, sondern dass der Großteil einfach nur auf der Suche nach einem exotischen Abenteuer fernab ihrer Ehefrauen war und der Werwolf übte eine wahrhaft magische Anziehungskraft auf sie aus. Mit einem Lächeln ließ der Meister der Tränke seinen Blick weiter schweifen, bis er an Remus selbst hängen blieb. Dieser tanzte recht ausgelassen mit Jack, der sich der neidischen Blicke der Männer am Rande des Platzes sehr wohl bewusst war und eine Hand provozierend auf Remus Hüfte gelegt hatte. Severus konnte nur über Remus' Talent Männer in den Wahnsinn zu treiben, schmunzeln.

Der Werwolf selber schien den Beobachtern kein Interesse zu zollen. Vielmehr galt seine Aufmerksamkeit alleine seinem Mitbewohner an der Bar, den er fasziniert aus den Augenwinkeln beobachtete. Er konnte sich einfach nicht daran satt sehen, wie er mit lässig übereinander geschlagenen Beinen auf dem Barhocker saß und an seinem Rotweinglas nippte, während er sich mit seinem linken Ellenbogen auf dem Tresen hinter ihm abstütze. Und das wohlbekannte Prickeln ergriff von ihm Besitz, als er diese stechenden schwarzen Augen auf sich spürte. Mit leuchtenden Augen konzentrierte Remus sich wieder auf seinen Tanzpartner, legte diesem nun seinerseits einen Arm um die Taille, zog ihn enger an sich heran und wisperte Jack ins Ohr: „Jetzt zeigen wir denen mal was wir drauf haben" und nickte in die Richtung der Männer, die sie so neidisch beobachteten. Insgeheim galt die kleine Vorstellung allerdings Severus, dessen Blicke Remus langsam aber immer sicherer erregten. Zum Glück rettete ihn ein neues Lied vor einer vielleicht peinlichen Situation, denn aus den großen Lautsprecherboxen links und rechts neben der Bühne ertönte das Lied ‚The Summer of 69', welches zu den Lieblingsliedern von Remus und Jack zählte. Mit einem Grinsen in den Augen sahen sich die beiden Freunde an und dann gab es kein Halten mehr, ungezwungen und lachend wirbelten sie über die Tanzfläche.

..ooOoo..

Remus und Jack noch einmal mit den Blicken suchend, ließ sich Severus auf einen der bequemen Korbstühle des Cafés sinken. Es hatte ganze 50 Minuten und 46 Sekunden gedauert, ehe einer der runden Tische endlich frei geworden war. Zufrieden, das es sich um einen Tisch am Rande des Freisitzes handelte, schenkte sich der Tränkemeister etwas von dem rubinroten Wein aus der, von der Bar mitgebrachten, Karaffe ein.
Doch dieser erholsame Frieden sollte nicht lange währen. Ein paar Mädchen, die ebenso wie der dunkelhaarige Fremde seit geraumer Zeit im Café saßen und ihn nicht eine Minute aus den vor Jagdfieber glitzernden Augen gelassen hatten, beglichen ihre Rechnung und erhoben sich von den Stühlen. Leise näherten sie sich dem Objekt ihrer Begierde, immer darauf bedacht, dass ihr Opfer nichts mitbekam und die Flucht ergriff.
Kaum hatte Severus das Glas an die Lippen geführt und genoss den fruchtig-herben Geschmack des Weines, als sich zwei Gestalten an seinem Tisch niederließen. Verwundet, weil er eben noch Remus und seinen Freund auf der Tanzfläche gesehen hatte, fokussierte er die Fremden. Es handelte sich um zwei junge Mädchen im Teenageralter, die ihn mit seltsam glitzernden Augen ansahen. Unruhig setzte sich der Tränkemeister gerade in den Stuhl um auch gleich die warme Präsenz von weiteren Personen in seinem Rücken zu spüren. Verdammt wieso hatten diese Mädchen ihn eingekreist? Und wo war sein Zauberstab, wenn er ihn mal hätte gebrauchen können?
‚Verflucht Lupin! Sie wollten, dass ich keine Magie anwende, nun schaffen sie mir diese glubschäugigen und sabbernden Schminkkoffer vom Hals, anstatt mit diesem Muggel auf dem Marktplatz rumzuwackeln!'

..ooOoo..

Völlig außer Atem und verschwitzt unterbrachen Remus und Jack ihren Tanzmarathon nach gut einer Stunde und beschlossen einstimmig, dass sie sich eine kleine Pause verdient hatten. Die letzten drei Lieder hatten Remus sogar soweit abgelenkt, dass er Severus nicht mehr beobachtet, ja ihn sogar eine zeitlang völlig aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte. Umso eindrucksvoller meldete er sich jetzt wieder zurück, denn scheinbar war ihm langweilig geworden und er hatte sich mit ein paar Damen an einen der nun vorhandenen freien Tische des Cafés gesetzt und schien sich angeregt zu unterhalten. Remus knurrte. ‚Da kann so ein alter zerzauster Werwolf eben nicht mithalten – aber ich kann sie zumindest davon abhalten mir meinen Abend zu vermiesen denn heute gehört Sev mir!' Mit einer Mine, auf die eigentlich der Tränkemeister das alleinige Patent hatte, näherte er sich mit dem etwas über sein Verhalten verdatterten Jack dem Tisch. Noch immer mit einem unterschwelligen Knurren baute er sich neben dem Tisch auf. Wenn die Damen aufgrund des vorherrschenden Geräuschpegels diesen Warnlaut auch nicht wahrnahmen, so zogen sie sich doch leicht verwirrt über den aufgeregten Brünetten zurück.

„Na, schon fertig mit tanzen, Lupin?" Severus zog beinahe belustigt eine Augenbraue nach oben, ehe er wieder nach seinem Weinglas griff und beiläufig einen Schluck trank. ‚Gott sei dank, ich hätte diese Hühner nicht eine Minute länger ertragen, warum liegt mein Zauberstab auch daheim? Dass ich ihm fast dankbar bin, muss dieser kleine wütende Werwolf nicht wissen, aber es ist schon amüsant zu sehen, dass ich nicht nur seine Hormone tanzen lassen kann, sondern er sogar eifersüchtig wird. Dafür hat er sich eine kleine Show zur Entschädigung verdient.'

Wortlos nahmen die beiden Tänzer am Tisch platz und kaum hatten sie die glühenden Füße von sich gestreckt, stand schon eine eifrige Kellnerin an ihrer Seite. Etwas überrascht aber auch froh darüber, bestellten sie jeweils ein Glas Wasser zur Erfrischung und einen Cocktail, um das Angebot der Happy Hour nicht ungenutzt vorbeiziehen zu lassen.

Doch bevor die Kellnerin wieder verschwinden konnte, hielt Severus sie mit einem kleinen Räuspern auf und bestellte, unter den ungläubigen Augen von Remus, einen Schokoladen-Eisbecher. Severus grinste zufrieden in sich, das Eisessen hatten er und Lucius im gegenseitigen Wettkampf vervollkommnend und konnte getrost als stets erfolgreicher Schlag unter die Gürtellinie des Gegner gewertet werden. ‚Mal sehen wie mein Mentor mit dem geweckten Jagdinstinkt eines anderen Werwolfs fertig wird.'

Verwirrt über die Bestellung schwieg Remus. Seit wann aß Severus Eis und dann auch noch seine Lieblingssorte? Und was bedeutete dieses unheilvolle Glitzern in den schwarzen Augen?

„Ihr wart also gemeinsam auf einer Schule? Erzählt doch mal…" Mühsam versuchte der Buchhändler ein Gespräch in Gang zu bekommen. Er hatte nicht vor sich jetzt den ganzen Abend schweigend aus dem Blickduell der beiden Anderen herauszuhalten. Wäre er mit Remus allein hier, wäre Gesprächthema kein Problem, doch Remus musste ja unbedingt diesen Eisklotz mitschleppen.

Nach weiteren drei missglückten Versuchen ein Gespräch in Gang zu bekommen gab er entnervt auf und war fast glücklich, als die Kellnerin wiederkam um ihnen das bestellte zu bringen.

Zufrieden, beinahe liebevoll, blickte Severus auf die drei leicht geschmolzenen Schokoeiskugeln in dem eleganten Glasbecher. Ja, das war das passende Equipment, um Remus ein wenig zu necken. Angeschmolzenes Eis, ein Waffelröllchen zur Verzierung und bittersüßer Kaffeelikör, welcher ihn selbst ein wenig anheizen würde und zu dieser Delikatesse noch ein langstieliger silberner Löffel.

Sehnsüchtig glitt Remus Blick über die braunen leicht geschmolzenen Kugeln, das konnte Severus doch nicht machen, genüsslich ein Eis schlecken und ihn zusehen lassen?

Oh doch, und wie er das konnte, andächtig tauchte der Löffel in die kühle Masse ein und erhob sich mit seiner braunen Fracht empor, sehnsüchtig und mit im Mund zusammenlaufenden Wasser folgte Remus dem Essbesteck mit bettelnden Augen bis es von zwei bleichen Lippen umschlossen wurde.

Remus schluckte trocken, ehe sein Blick hinauf zu zwei schlangengleich blitzenden Augen huschte. Verflucht! Severus hatte es nicht darauf angelegt seine Geschmacksnerven zu reizen, sondern etwas viel weiter unten gelegenes, das auch sofort ansprang. Gleich dem Pawlowschen Hund, der das Glöckchen läuten hörte.

Abermals tauchte der Löffel in die braune Masse, wählte diesmal mit Bedacht eine Gegend aus in der der zähflüssige Likör floss. Willenlos folgte Remus wieder mit Blicken dem silbernen Essbesteck und hätte fast erschrocken gefiept als ein schmales Rinnsal des Likörs den Löffelstil entlang schlich. Doch Severus schien das nicht zu stören. Genüsslich nahm er das Eis vom Löffel und leckte dann, die Augen trügerischerweise auf die tanzende Menge gerichtet, den Stil ab. Fast liebkosend wand sich die agile Zunge um den silbernen Stiel und entlockte Remus ein sehnsüchtiges Winseln, das, so hoffte jener, bei dem Geräuschpegel um sie herum ungehört bleiben würde. Die hämisch nach oben gezogenen Mundwinkel seines Foltermeisters widerlegten die Vermutung.

Nervös lehnte Remus sich in seinem Stuhl zurück und blickte in die Sterne um sich von Severus abzulenken. Er betrachtete die Motten, die um das sanfte Licht der Gaslaternen flatterten und lauschte den Bässen, die von der Bühne hinter ihm zu ihnen drangen.

„Alles in Ordnung mit dir, Re?" Hilflos lächelnd nickte Remus seinem besorgten Freund neben sich zu, der von der kleinen Show an ihrem Tisch wohl noch nichts mitbekommen hatte. Kein Wunder, er war viel zu beschäftigt, die Ananasscheibe seines Cocktails zu verdrücken, ohne sich zu bekleckern, als das ihm Severus' Show mit dem Titel Wie bringen wir einen Werwolf in Verlegenheit? aufgefallen wäre.

Wieder rann ein Schauer Remus Rücken hinab, als er leicht saugende Geräusche von seinem ehemaligen Kollegen vernahm. Verdammt, Severus wusste, dass niemand das hören würde, außer die sensiblen Ohren eines Werwolfs. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, Severus WUSSTE was er tat. Gepeinigt vergrub Remus seine Hacken in die weiche Erde unter seinen Füßen und lächelte Jack verkrampft zu, der jetzt auch verdammt trocken schluckte, als er Severus Zeremonie gewahr wurde.

„Ehm entschuldigt mich mal eben, ich muss mal kurz für kleine Leseratten."

Schockiert sah Remus seinem flüchtenden Freund nach. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein… wie konnte er ihn in einer solchen Situation allein hier lassen? Und auch sein kleiner stets vorhandener Wolfsschweif schien sich gegen ihn verschworen zu haben und machte sich eigenständig. Fluchend schlug Remus seine Beine übereinander auch wenn er so die sensibelste Stelle seines Körpers quetschte. Doch das geschah dem verräterischen Stück Fleisch nur recht.

Schnell winkte er noch die vorbeieilende Kellnerin herbei um eine kleine Auszeit zu erhaschen und sich einen neuen Cocktail zu bestellen. Er wählte den mit den meisten Eiswürfeln aus, denn er hatte eine Abkühlung bitter nötig.

Die nächsten Minuten hielt er sich vorbildlich und ignorierte Severus und sein Spiel mit dem Eis meisterlich. Doch man sollte den Slytherin nicht unterschätzen, das hatte er von Severus vor vielen Jahren persönlich gelernt und musste diese Lektion jetzt schmerzhaft wiederholen, denn der Schwarzhaarige hatte sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Ein Geräusch so leise das Remus es eher ahnte als hörte drang an die empfindlichen Ohren. Hatte er sich das jetzt eingebildet? Vorsichtig wagte er einen Blick aus den Augenwinkeln hinüber zu Severus und bereute diese unbedachte Handlung sofort. Denn zwischen den bleichen Lippen seines schwarzhaarigen Gottes verschwand gerade das kleine eigentlich als Verzierung gedachte Waffelröllchen. Ganz langsam verführerisch knackte und splitterte die Backware zwischen den blassroten Lippen. Regelrecht schmerzhaft presste Remus die Beine enger zusammen. Und ein gefluchtes „Verdammt Severus – lass das!" verließ seinen Mund und wurde mit einer fragenden gehobenen Augenbraue quittiert.

„Wenn sie auch aufs Töpfchen müssen Lupin, dann tun Sie sich keinen Zwang an, ich komme auch gut allein klar."

Mit einem wütenden Knurren leerte Remus sein Cocktailglas und starrte Jack mit grimmigem Blick entgegen, als sich dieser wieder zu ihnen gesellte und ihm einen Versöhnungscocktail spendierte.

..ooOoo..

Eineinhalb Stunden nach Mitternacht war Remus durch diverse Cocktails soweit milde gestimmt und abgekühlt das Jack ihn Stützenderweise die Landstraße heimwärts bugsieren musste. Etwas, das den jungen Buchhändler ziemlich den Schweiß auf die Stirn trieb, denn sein Freund wog doch etwas mehr als eine Kiste Bücher.

Missbilligend beobachtete der Tränkemeister diesen Trauerzug von hinten. Schon den Abend über hatte er erstaunt verfolgt, wie der Gryffindor sich durch die Liste der Cocktails probiert hatte, doch einen Kommentar hatte er sich verkniffen, der Mann war alt genug um zu wissen was er vertrug und was nicht. Aber offenbar hatte er unbemerkt die Verträglichkeitsgrenze überschritten und musste jetzt von seinem Freund heim geschleift werden. Wieder gab Jack ein geschafftes Schnaufen von sich. Scheinbar fing Remus jetzt auch noch an langsam wegzudösen. Innerlich schüttelte Severus den Kopf, ehe er sich an Jack wandte. „Kommen Sie, geben Sie ihn mir."

Dankbar und erleichtert nickte ihm der Strubbelkopf zu und Severus schlang einen Arm um Remus Taille und legte sich dessen linken Arm über die Schulter. Zum Glück war es noch nicht nötig den Brünetten zu tragen, da er noch gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzte.

Remus vernebelter Verstand merkte derweil, dass es Severus war der ihm im Arm hielt und schlang seinen Arm etwas fester um den Slytherin, was diesen ein wenig optimistischer stimmte was den Heimweg anbelangte, denn so hatte er es leichter Remus zu leiten. Mit gerümpfter Nase nahm der Tränkemeister den Alkoholgeruch war, der von diesem ausging, aber auch den Duft der zu Remus Person selbst gehörte. Ein Duft der sich nicht beschreiben ließ. Die einzigen Worte die einigermaßen passten waren „warm" und „anschmiegsam", und entlockten dem Wolf in seinem Inneren ein sinnliches Knurren und Severus verdrehte die Augen gen Himmel als seine animalische Seite ihre Gefühle kundtat.

Sie hatten den Großteil ihres Heimweges bereits geschafft als die Müdigkeit Remus endgültig besiegte und die schweigsame Truppe kurz innehalten ließ. Kurz sprachen sich die beiden Männer ab und Jack nahm seinen Freund, nach Severus Hilfestellung, Huckepack und übergab dem Tränkemeister seinen Rucksack.

Warum trabe ich eigentlich so treudoof neben diesen beiden Verrückten her? Ach ja, Remus hat den Hausschlüssel. Wenigstens bin ich jetzt den Alkoholgeruch los.' Severus zog befreit die frische Nachtluft ein und schloss kurz die Augen, ehe er einen missbilligenden Blick auf den Rucksack mit den skurrilen Anhängern in seinen Händen warf. Wie konnte sich ein erwachsener Mann so etwas an den Rucksack hängen? Gott, er hätte dann doch lieber noch eine Stunde diesen schlafenden Gryffindor durch die Prärie getragen als diesen Alptraum aus Stoff.

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Nachdem die Beiden den friedlich schlafenden Braunhaarigen eine Viertelstunde später die kleine Treppe hoch bugsiert und auf sein Bett gelegt hatten, machte sich Jack, noch leicht keuchend von dem anstrengenden Weg, daran, Remus die Schuhe auszuziehen und ihn notdürftig zu entkleiden. Derweil öffnete Severus das Fenster, damit der Rauch der Zigaretten und des Alkohols, welcher immer noch in ihren Sachen hing, sich verzog und am Morgen nicht in dem Zimmer hing. Remus würde genug mit einem Kater zu kämpfen haben, auch wenn er jetzt friedlich lächelnd vor sich hinträumte. Kopfschütteln über diese Leistung des Gryffindors zog er die orangen Übergardinen vor, um ihn wenigstens vor der grellen Morgensonne zu schützen. Dann ließ er Jack mit seinem Angebeteten alleine und ging ins Bad. Er hatte für heute weiß Gott genug den Samariter gespielt.

Als Severus den Raum verlassen hatte, öffnete Jack vorsichtig das weiße Hemd von Remus und streifte es über dessen Schultern. Kurz hob er ihn sanft an und entfernte das verschwitze Kleidungsstück. Der Anblick von Remus entblößtem Oberkörper mit den Narben ließ ihn einen Moment innehalten. Zögernd berührte er eine der Narben, dann blickte er in das mondbeschienene Gesicht des Älteren. Remus sah wunderschön aus, seine Wangen waren durch den Alkohol gerötet und die Lippen im Schlaf leicht geöffnet. Geistesabwesend legte Jack das Hemd zusammen und ließ seinen Blick über diesen sinnlichen Körper vor ihm gleiten. Wie so oft spürte er dieses Verlangen, das sich in seiner Lendengegend bemerkbar machte, sobald er Remus so genau mustern konnte. Mit einem Lächeln über seine Schwäche nahm er die dünne Decke, die am Fußende lag und deckte Remus vorsichtig zu.

Der angetrunkene Braunhaarige spürte die warme weiche Decke und fing gleich an sich auf die Seite zu drehen um sich in die Decke zu kuscheln. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen murmelte er ein liebevolles „Sev…"

Jack saß wie vom Blitz getroffen auf der Bettkante und blickte in das verträumte Gesicht vor ihm. Er wusste zwar, das Remus seinen alten Mitschüler liebte, aber dieses geflüsterte Wort hatte ihn wie ein Tritt in die Magengrube getroffen. Zitternd stand er auf und verließ leise das dunkle Zimmer. Draußen sah er gerade noch den Schwarzhaarigen mit einem Handtuch um den Hals die Treppe zum Dachzimmer hinauf gehen und ballte wütend eine Faust. ‚Remus gehört mir. Du kannst nicht einfach so mal hier auftauchen und denken das ich kampflos das Feld räume.'

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Klappernd kam die Zahnbürste auf der schmalen Badkonsole zum Liegen. Severus schälte sich aus dem feuchten Duschtuch, das seine schmalen Hüften umschloss und zog sich ein Paar frischer Boxershorts und die schwarze Leinenhose, die hier im Haus gern zu tragen pflegte, über. Dann warf er das Handtuch zum Trocknen über die Leine zwischen Duschkabine und Badewanne, ehe er das kleine Dachfenster abkippte. Vom Ort her konnte er die Kirchenglocken zum Gebet rufen hören und frischer Wind schlug ihm von draußen entgegen. Nichtsdestotrotz würde es wieder ein warmer Tag werden, denn schon jetzt war der Himmel strahlend blau und die Schwalben zogen hoch oben ihre Kreise.

Leise öffnete Severus die Badtüre und begab sich hoch in seine Kammer. Soweit er das heute Morgen mitbekommen hatte stand Jacks Kawasaki noch in der Toreinfahrt. Also musste dieser Potter-Verschnitt noch im Hause sein und in einer Ecke friedlich schlummern. Wer weiß, vielleicht sogar in Remus Bett, auch wenn der Gryffindor gestern nicht danach ausgesehen hatte, als wäre da noch Energie für etwaige sportliche Einlagen. Außerdem schien er Jack nicht mit solchen Augen zu sehen.

Eines war jedoch klar: Remus würde heute einen gewaltigen Kater haben nach den Cocktails zu schließen, durch die er sich gestern ‚getestet' hatte. Vielleicht sollte er sich mal als düsterer Meister der Zaubertränke von seiner angenehmeren Seite zeigen und ein kleines ‚Kopfschmerzmittel' für den Geplagten zusammenstellen?

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Mit dröhnendem Kopf erwachte Remus geraume Zeit nach Severus. ‚Nur nicht die Augen öffnen' Er kannte diesen Schmerz, der sich dann in sein Hirn brannte nur zu gut. Seufzend rollte er sich auf den Rücken und blieb noch einen Moment liegen, dann stutzte er. ‚War das eben die Tür?'

Ein frischer Windhauch strich über sein Gesicht. Zögernd öffnete Remus ein Auge einen Spalt. ‚Was?' Verwundert öffnete er nun beide Augen und schaute sich um. Sein Raum war in ein leichtes orangenes Licht gehüllt, was daher rührte, das seine Übergardinen zugezogen waren und ihn vor der grellen Morgensonne schützten. Die Gardinen tanzten im frischen Wind, der von draußen hereinkam und ihn langsam munter kitzelte und… „Severus" liebevoll strich er mit den Fingerspitzen über die kleine Phiole, welche er soeben neben seinem Kopfkissen entdeckt hatte.

Mit zittrigen Fingern entkorkte er das gläserne Gefäß und führte es an den Mund, mit einem bitteren Geschmack ran die violette Flüssigkeit seine Kehle hinunter. Angewidert verzog er das Gesicht. Mussten alle von Severus Tränken so widerlich schmecken? Vorsichtig legte er die zerbrechliche Phiole auf seinen Schreibtisch und schälte sich aus der Hose vom Vortrag. Flink hatte er sie, genau wie seine Boxershorts, in den Wäschekorb am Fenster gestopft und riss nun selbiges auf um ordentlich zu lüften. Genüsslich und nackt wie Gott ihn schuf reckte er sich in der Morgensonne und verfolgte, wie sich die Kopfschmerzen langsam aber sicher auflösten. Es war wirklich fantastisch die Sonne und den Wind auf der nackten Haut zu spüren und es war in dem Fall wirklich gut, dass niemand in der Nähe oder gar gegenüberwohnte, so dass er sich diese Wohltat nicht verkneifen musste. Und noch besser, dass er Freunde hatte, die sich seiner gestern angenommen hatten, denn in seinem benebelten Zustand wäre er unter Garantie nicht ohne Hilfe in sein Bett gekommen... aber das war ja nicht seine, sondern ganz eindeutig Severus' Schuld - immerhin hatte er ja mal wieder seinen Charme spielen lassen. ‚Und ich bin ihm auf den Leim gegangen.' Grinsend wandte er sich vom Fenster ab, schnappte sich frische Sachen und verschwand im Bad.

Barfuss und in ein frisches T-Shirt und frische, beige Hosen gekleidet tapste Remus geraume Zeit später die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Unten hörte er jemanden in der Küche werkeln und er hoffte, dass er etwas zum Frühstück ergattern konnte. Im Wohnzimmer fand er, nicht ganz überraschend, Jack. Dieser pellte sich gerade mit völlig zerzausten Haaren, sich die müden Augen reibend und nur in Boxershorts gekleidet aus seiner Decke auf der Couch.
Fröhlich trällerte Remus ihm ein ‚Guten Morgen' entgegen und half ihm dabei, sich aus der Decke zu entwirren.
"Hmm… wie kommt es, dass du so munter bist? Müsstest du nicht eigentlich winselnd mit 'nem fetten Kater im Bett liegen und halbtot sein?" Grummelnd zog Jack nun auch das zweite Bein aus der anhänglichen Decke und setzte sich vollends auf.

Ein breites Grinsen machte sich in Remus Gesicht breit. „Oh, Sev kennt da ein kleines Wundermittel…", dann ging er mit einem betont glücklichen Lächeln in die Küche, um etwas Leckeres zu finden, das diesen widerlichen Geschmack, der jeden von Severus' Tränken innewohnte, endlich aus seinen Mund vertrieb. In der Wohnstube ließ er einen Mann zurück, der ihn mit herabgesackter Kinnlade nachsah. ‚Wundermittel? Ein Wundermittel, das einen so glücklich und befreit lächeln lässt? Hab ich etwas verpasst? Severus ist doch gestern zum Schlafen hoch unters Dach…'

Severus stand unterdes in der Küche kochte für alle Bewohner des kleinen Cottage Kaffee und toastete ein paar Brötchen, die er am Vortag noch aus dem Gefrierschrank geholt hatte – um seine Füße schlich die kleine Katze und maunzte fröhlich, als er sich hinunter beugte, um die hinter den Ohren zu kraulen. ‚Ja, wir haben da etwas gemeinsam mein Kleiner. Massagen sind etwas Schönes.'

„Danke für die kleine Starthilfe heute Morgen, Severus." Remus war neben ihn an den Kühlschrank getreten und suchte irgendetwas, was sich nach längerem Wühlen als ein Glas Schokoladencreme heraus stellte.

Severus schüttelte nur mit dem Kopf, brummte etwas Undefinierbares auf Remus' Dank und warf dem völlig zerzausten Buchhändler, der in die Küche getapst kam einen düsteren Blick zu. Den schien das nicht zu stören, denn er ließ sich in Boxershorts und dem viel zu kurzen T-Shirt am Tisch nieder und bediente sich am Kaffee und den warmen Brötchen. So könnte er täglich in den Tag starten, vielleicht hatte Remus ja noch platz für einen weiteren Bewohner.

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Mit geschlossenen Augen lag der Tränkemeister auf seinem Bett und kraulte das kleine schnurrende Pelzknäul auf seinem Bauch. Die Katze war ihm, nachdem Remus zusammen mit Jack das Haus verlassen hatte, um noch etwas einkaufen zu gehen, von der Küche bis hinauf in sein Zimmer gefolgt und hatte nicht eher Ruhe gegeben, bis er sich ihr gewidmet hatte. Vielleicht tat diese Auszeit ja mal ganz gut. Er war allein im Haus, konnte sich also dem Tierchen hingeben, ohne dass es seinem Image schadete. Auch die Schülertränke und Aufsätze konnte er später noch korrigieren, obwohl es ihm schon vor der Einfältigkeit seiner Schüler graute.

„Hey mein Kleiner halt still…" Vorsichtig hob er den Kopf, um den kleinen Stubentiger anzusehen, der genüsslich seine Krallen in das Fleisch unter ihm grub und, das fand der Tränkemeister viel schlimmer, mit seinem Schwanz hin und her schwang und seinen empfindlichen Bauch kitzelte.

„Halt den Schwanz still oder du fliegst runter!" Ein kleines Glucksen stahl sich seine Kehle empor, als das schnurrende Tier nicht im Traum daran dachte, auf den Körper zu hören, an dem die liebkosenden Finger hingen.

Zwei Etagen tiefer vor der Haustür ließ Remus schnaufend seine Einkaufstüten sinken und suchte in seinen Taschen nach dem Wohnungsschlüssel, der wie immer die Gewohnheit besaß nach ganz unten zu rutschen. Als er ihn schließlich mit zwei Fingern herausangeln konnte und die Tür aufschloss hielt er inne. Von oben drang ein weiches tiefes angenehmes Lachen an sein Ohr. Genießerisch blieb er in der Tür stehen und lauschte mit geschlossenen Augen, denn das war es doch was er immer wollte. Ein Häuschen im Grünen, einen Mann den er liebte und ein Haustier. So gesehen war sein Leben doch jetzt fast perfekt.

Aber eben nur fast, denn der Mann den er liebte, liebte ihn nicht. Und das Haustier war nicht eines, sondern genauso genommen drei. Eine streunende Katze, die Severus offenbar lieber als ihn kraulte, und zwei verrückte Eulen. Seufzend kickte er seine Schuhe in die Ecke, schloss mit einem gezielten Tritt die Haustüre und begab sich dann in die Küche um auszupacken.

tbc.

Hanni noch mal nen Keks hinhält und das Lockmittel auch mal bei Severin und den anderen heimlichen Lesern probier