Moondancer – warum findet ihr das Kapitel alle traurig (grübel) ich dachte ich wurdet mich lynchen vor Wut… aber was solls Hauptsache ein Emotion (von einem Ohr bis zum anderen strahlt)
Teddy172 – Hey hey da kleine Remus hat sich eben etwas überschätzt – und Severus hat ihn in seine Schranken verwiesen (grins) Aber keine Angst ich handle schon einen Friedensvertrag mit beiden aus…
Meta
Capricorn – (hinter deiner Wallanlage hervorschaut) Ich glaube
die Leser haben sich beruhigt... aber Severus gleich bei Remus'
ersten Frontalangriff schmelzen zu lassen wäre echt langweilig
geworden. Aber etwas dünsten kann man ihn ja derweil ;D Und
zeigen das er Remus eigentlich ganz gern hat auch. Damit die Trennung
auch nicht zuuu lange dauert hab ich heute ein extra langes Kapitel
mitgebracht. Ich hoffe du findest nicht so viele Fehler
Furikakeru – ‚Starrköpfig' war wohl das Wort
das du gesucht hast (zwinker) Hey und so traurig war das letzte
Kapitel doch gar nicht, oder?
Liloe – (Kuchen mampft) Also das du dich enttarnt hast und dich mir stellt find ich klasse (auf Liloe deutet) Da sollten sich einige mal eine Scheibe von abschneiden (grins) Willkommen unter den Reviewern (umarm)
Severin1 – Zu Befehl ich lass euch nicht warten hier geht's schon weiter…
Ich weiß viele von euch haben sich gewünscht das die beiden sich schnell wieder vertragen )hinter einem vorsorglich mit gebrachten Kissen in Deckung geht) Aber ich habe nun mal eine hin und wieder recht ausgeprägte sadistische Ader und die beiden wie in einem Hollywood-Film mit im Wind flatternden Haaren und Umhängen sich auf einer sonnenbeschienenen Wiese entgegen laufen zu lassen war nicht wirklich mein Ding. Bei mir wird es keine Wiese und keinen Sonnenschein geben (grins) vielleicht mache ich aber Zugeständnisse um euch nicht zu verkraulen.
..ooOO 19. Kapitel – Gemeinsam einsam OOoo..
Langsam
gaben Remus' Beine nach und er erlaubte es sich mit dem Rücken
an seiner Zimmertür zu Boden zu sinken, von unten hörte er,
wie die Haustür mit einem Scheppern, das ihn wie ein Fausthieb
in den Magen traf, ins Schloss fiel. Kraftlos ließ er seinen
Kopf auf die Knie seiner angewinkelten Beine fallen und bemühte
sich aufkommende Tränen wegzublinzeln. Über seine Lippen
kam nur ein geseufztes "Severus". Sein Herz schmerzte und
sein Magen schien gegen diesen Sturm der Gefühle nicht ankommen
zu können und rebellierte. Die Wahrheit aus dem Munde des
Tränkemeisters zu hören war wie eine eiskalte Dusche
gewesen und hatte ihm den Boden unter den Füßen
weggezogen.
Aber sollte er sich nicht freuen das Severus dieses
Heim verlassen hatte? Er war wieder Herr im Haus, musste auf
niemanden Rücksicht nehmen, keine stinkenden Zaubertränke
samt dazugehörigem misslaunigem Braumeister… Keine
schwarzhaarigen Tretminen mehr - also warum blies er hier Trübsal?
Dabei könnte er jetzt…
Kurz musste Remus überlegen,
was er mit der gewonnenen Freizeit anfangen könnte, ehe er einen
Einfall hatte. Schnell rappelte er sich auf und ging hinüber zu
der kleinen Stereoanlage und warf eine seiner wenigen CD's ein. HIM
– irgendein Muggelsänger mit angenehmer Stimme erschien ihm
passend. An einem kleinen leicht zerkratzten Rädchen drehte er
die Musik lauter. Die schwermütige Melodie, die sein Zimmer
jetzt einschloss, mitsummend schälte er sich aus seiner Wäsche
und spazierte nackt wie Gott ihn schuf ins Bad, um die Wanne bis kurz
unter den Rand mit schönem heißen Wasser vollaufen zu
lassen und mit einem Schuss Lavendelöl zu versetzen. Aus der
kleinen Ablage rechterhand der Tür holte er sich, während
das Wasser rauschend die Wanne füllte, eines der weißen
flauschigen Badetücher und legte es dann in greifbare Nähe
auf den Boden neben der Wanne.
Er ließ sich erst in das
Wasser gleiten, als es schon bis zum Rand stand und beim Betreten
überschwappte. Dass es dabei sein bereit gelegtes Badetuch
durchweichte, ignorierte er. Den Kopf auf den kühlen Rand der
Wanne legend lauschte er der melancholisch schaurigen Stimme, welche
aus seinem Schlafzimmer zu ihm drang, sowie dem leisen Knistern der
platzenden Seifenblasen neben seinem Ohr. Noch immer hatte er den
Geruch des Slytherins in seiner Nase. Remus wusste, dass er sich das
nur einbildete, genauso wie die streichelnden, warmen Hände, die
er noch immer auf seinem Körper zu spüren glaubte. Es war
ihr erster Kuss gewesen – unschuldig, sanft und dennoch erregender
als jeder, den er bis jetzt bekommen hatte. Langsam ließ Remus
sich tiefer in das Wasser gleiten, spürte, wie die wärmende
Nässe, seinen Hals empor, über das Kinn und die Wangen
kroch, ehe es über seinem Kopf zusammenschlug und die stillen
Tränen, die ihm auf dem Weg begegneten, in sich aufnahm.
..ooOoo..
Völlig
übermüdet von der letzten durchexperimentierten Nacht, kam
Severus in seinem ‚heimischen' Laboratorium auf Hogwarts an. Müde
streifte er den Umhang von den Schultern und ließ ihn mit einem
geräuschvollen Rauschen auf den kühlen, grün-schwarz
gefliesten Boden neben seinem Regal mit den nach Größe
geordneten Kupferkesseln liegen.
Die hastig erschienene Hauselfe
schickte er, mit einem mühsam zwischen den Zähnen hindurch
gepressten Befehl, ihm seine Unterrichtsmaterialien aus dem Cottage
zu bringen, hinfort. Leise und unverständlich grummelnd, öffnete
er eine kleine Tür hinter einem der schwarzen Wandteppiche und
folgte der dahinter erschienenen engen Treppe hinauf in seine
Räumlichkeiten. Zimmer, in die nicht einmal die Hauselfen von
Hogwarts Zutritt hatten, geschweige einer der anderen Lehrer. Einzig
und allein Dumbledore konnte er nicht von hier fernhalten. Nur zu
gern schaute dieser durch den riesigen Kamin in seinem Wohnraum
hinein und lud ihn zu einem Gespräch unter vier Augen und einem
Teller voller Kekse in sein Büro ein.
Doch auch dem
imposanten Kamin schenkte der übermüdete Mann heute
keinerlei Aufmerksamkeit, in seinem Kopf tauchten immer wieder die
letzten Minuten, die er mit Remus in dessen Stube verbracht hatte,
auf. Er war sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen
hatte. Viel länger als Remus hätte er sich auch nicht mehr
unter Kontrolle gehabt und was wäre dann gewesen? Langsam
schlurfte er in sein noch viel heiligeres Schlafgemach mit dem
ausladenden Himmelbett und dem dunklen
Mahagonie-Kleiderschrank.
Vielleicht wären sie weiter
gegangen – ganz bestimmt wären sie weiter gegangen und dann?
Der Bilderrahmen auf Remus' Schreibtisch kam ihm in den Sinn.
‚Remus' Nein wirklich, er, der kühle Slytherin und
äußerlich unattraktive Mann, war nun wirklich nicht das,
was dieser sanfte Brünette verdient hatte. Wieso also empfand
Remus dann etwas für ihn?
Das Zischen vom Kamin im Wohnzimmer
verriet ihm, dass Dumbledore offensichtlich seine ‚Flucht'
entdeckt hatte und ihn zu sprechen versuchte. Doch der Direktor war
der letzte, mit dem er jetzt sprechen wollte. Es war klar, dass
dieser Mann und ja auch irgendwie Freund und Mentor ihn zur Umkehr
überreden würde wollen, etwas das er verhindern wollte –
zumindest solange wie er noch keinen Plan hatte Remus auf
Sicherheitsabstand zu halten und sich selbst wieder in den Griff zu
bekommen. Außerdem vermutete er, dass Dumbledore eh schon zu
viel über ihn und Remus wusste. Seufzend setzte Severus sich auf
die dunkelgrünen Laken seines Bettes und schob sich mit den
Zehen die schwarzen Socken von den knochigen bleichen Füßen,
noch etwas, das an ihm unattraktiv war, wie er fand, und ließ
sich dann in die kühle glatte Satinwäsche seines Bettes
sinken und schloss die Augen für die nächsten Stunden.
Aus
seinem Büro hörte man unterdes das helle leise Klappern
seiner Schatulle mit dem Zauberstab, den die Hauselfen beinahe
ehrfürchtig auf dem ausladenden Schreibtisch ablegten, dicht
gefolgt von dem Scheppern seiner Holztruhe mit den Utensilien aus dem
kleinen heimeligen Cottage viele Kilometer südlich von Hogwarts.
..ooOoo..
Nach
einer mehr oder weniger durchwachten Nacht in seiner Wohnstube war es
traurige Gewissheit – er war allein. Severus war nicht
zurückgekommen, viel mehr hatte das leise Poltern gegen
Mitternacht aus der Dachkammer nur noch amtlich gemacht, das Severus
wieder in den düsteren Kerkern von Hogwarts weilte. Eine halbe
Stunde lang hatte Remus nach dem Abzug der Hauselfen in der fast
leeren Dachkammer gestanden und versucht zu begreifen, wie schnell
sich sein Leben mit einem Mal verändert hatte. Wo gestern noch
der beißende Qualm von Zaubertränken zwischen einigen
Pergamenten und Pflanzenwurzeln hindurch gekrochen war, lagen heute
nur noch die vor nunmehr drei Monaten erstandenen Muggelsachen des
Tränkemeisters, sowie fünf vereinsamte Eulenfedern, welche
der zurückgelassene Werwolf fast liebevoll aufhob und auf das
Fensterbrett legte. Allein das Himmelbett mit der Satinwäsche
und die alte Standuhr zeugten davon, dass der Slytherin hier gelebt
hatte. Doch nun ohne Severus war es mit einem Mal einsam in dem doch
recht großen Haus. Jedenfalls kam es dem Brünetten so vor,
als wäre das Anwesen noch nie so weit reichend und still
gewesen, wie jetzt, da er es wieder alleine bewohnte.
Remus riss
den Zettel, auf dem er eben noch versucht hatte den Inhalt des
letzten Buches zusammenzufassen, vom Block und warf die missglückte
Rezension in die orange-roten Flammen des Kamins vor sich.
Früher
hatte ihm die Einsamkeit doch auch nichts ausgemacht. Und jetzt
drehte er schon nach ein paar Stunden des Alleinseins völlig
durch? Kopfschüttelnd zog er sich das Buch wieder neben den
Notizblock und blätterte auf die Seiten, welche er sich mit
neongelben Klebezetteln als interessant markiert hatte. Doch auch
wenn er die schwarzen Buchstaben noch einmal überflog, so
bildeten sie keine Wörter oder Sätze die Sinn ergaben,
immer wieder drifteten seine Gedanken weg, hin zu dem gestrigen
Streit. Es hatte einfach keinen Zweck, wütend schlug er das
Taschenbuch zu und stand von der Couch auf, heute würde er sich
eh nicht mehr konzentrieren können. Vorsichtig packte er die in
den letzten Tagen verfassten Rezensionen zusammen und nahm den
Umschlag, nachdem er seinen Kamin gelöscht hatte, mit hinaus.
Im Flur schlüpfte er in seine alten Turnschuhe, schnappte
sich seine Lederjacke, in deren Innentasche der Umschlag mit den
Kritiken verschwand. Dann angelte er sich die Motorradschlüssel
aus dem kleinen Schälchen neben der Tür und verließ
das einsame Haus.
Leise stellte Remus seine Maschine in der
dunklen Auffahrt vor dem kleinem Wohnhaus ab, in welchem Jack eine
kleine Dachgeschosswohnung gemietet hatte. Das Haus selbst gehörte
einer alten freundlichen Dame, die, nachdem ihre Tochter in eine
andere Stadt gezogen war, das obere Stockwerk vermietete. Für
sie allein war das Haus in welchem es auf jeder Etage ein kleines
Bad, einen Wohnraum mit Kochnische und einen kleinen Schlafraum gab,
einfach zu groß gewesen. Sie war froh gewesen, dass ausgerecht
der neue Buchhändler Jack McLain eine Wohnung suchte und hatte
den jungen Mann mit Freuden bei sich aufgenommen.
Nachdem Remus
das Motorrad gesichert hatte ging er die zwei Stufen zur Haustür
hinauf und betätigte die kupferne Klingel über dem
Schildchen mit der Aufschrift: Mary Christensen. Jacks
Klingelschildchen war leer geblieben, da er keinerlei Freunde hier
und auch sonst keinen Besuch außer Remus erwartete.
Auf das
leise Summen des Türöffners hin, trat Remus in den
gepflegten Hausflur. Sauberkeit war etwas das Mary Christensen heilig
war, darum hatten Jack und Remus es sich angewöhnt, ihre Schuhe
mit auf den kleinen geknüpften Abtreter gleich hinter der
Eingangstür zu stellen. Kurz hielt Remus auch heute inne und
streifte sich seine ehemals weißen nun schon recht faltigen
grauen Turnschuhe von den Füßen.
Remus
mochte die alte Dame sehr, sie war sehr freundlich und oft lud sie
ihn und seinen schottischen Freund zum Kaffee ein. Doch das war nicht
der Grund, warum sie dem Werwolf so sympathisch war, sie erinnerte
ihn stets an seine eigene Mutter. Und jedes Mal, wenn er der alten
Mrs. Christensen begegnet war, schickte er mit seiner altersschwachen
Eule einen Brief an seine Eltern, um ihnen mitzuteilen, dass es ihm
gut ging und sie sich keine Sorgen um ihn zu machen
brauchten.
Ansonsten konnte man über Mrs. Christensen nur
sagen, dass sie eine der treusten Kundinnen von Jack war und Remus
hatte schwören können, dass sie sämtliche Bücher
von Mary Higgins Clark besaß. Morle, die Katze der alten Dame,
kam soeben aus der kleinen Küche ihrer Besitzerin getrottet, als
sie den Neuankömmling sichtete. Mit einem leisen Mauzen, das
Remus nicht deuten konnte, folgte die braungetigerte Samtpfote dem
Wolf die Stufen hinauf zu der Trenntür, hinter der Jacks
Wohnbereich anfing. Einen Moment lang lauschte Remus der lauten
Musik, die ihm aus der Wohnung seines Freundes entgegen scholl, ehe
er entsprechend des Geräuschpegels kraftvoll an der Tür
klopfte. Er musste diese Prozedur noch einmal wiederholen, dann wurde
die Musik leiser und das Knarren der Dielen verriet, dass Jack ihn
gehört hatte. Keine zehn Sekunden sah er sich den braunen
verwunderten Augen des Buchhändlers gegenüber.
"Ich
hab deine Bücher durch und die Rezensionen fertig, und da ich
gerade dabei bin ein wenig durch die Gegend zufahren dachte ich, ich
bringe sie dir gleich vorbei."
Irgendwie schien das Jack
jedoch nicht zu überzeugen, vielleicht lag es an der leisen
Stimme mit der er es rüber gebracht hatte oder an den Ringen
unter seinen Augen, jedenfalls sah Remus sich kurz darauf mit einem
besorgten ‚Was ist los?' konfrontiert.
Seufzend beugte er sich
hinab zu der Katze, die, um Aufmerksamkeit heischend, mit ihrer Pfote
gegen seine große Zehe stippte, und kraulte sie hinter den
Ohren. Kurz räusperte er sich, damit sich seine Stimme nicht
verräterisch heißer anhörte, ehe er matt die Antwort
hervorbrachte. "Severus und ich haben uns gestritten und da hab
ich ihn vor die Tür gesetzt."
Seufzend ging Jack nun
ebenso in die Knie, um mit Remus auf Augenhöhe zu sein und
kraulte den schmalen Katzenrücken. "Und jetzt bereust du
es?"
Die Augen auf das verwöhnte Tier gerichtet, damit
Jack nicht das verräterische Glitzern in ihnen sehen konnte
brummte Remus nur zustimmend.
Abermals seufzend richtete sich
Jack nun wieder auf und klopfte sich die Katzenhaare von den Händen.
"Komm erstmal rein und dann sprechen wir darüber bei einer
Tasse Tee, Kaffee oder einem Glas Wein."
Müde erhob
sich nun auch Remus und schlurfte in die kleine Wohnung, fast wäre
er dabei noch über die kleine Welle im Teppich gestolpert, die
sich durch das Öffnen der Wohnungstür gebildet hatte.
Hinter ihm kämpfte der Wohnungseigentümer mit dem Haustier
seiner Vermieterin, das unbedingt hinter dem braunhaarigen Masseur
mit den traurigen Augen in die Wohnung wollte, in der Hoffnung noch
ein paar Streicheleinheiten zu ergattern. Schlussendlich wurde sie
aber ziemlich unzeremoniell am Nacken gepackt und von dem
Spaßverderber mit dem verstrubbelten Haaren vor die Tür
gesetzt.
Nachdem der kleine Störenfried erfolgreich
abgewehrt war quetschte sich Jack an seinem Freund vorbei und setzte
in der Küchenecke den Kaffee auf. Für Remus, so entschied
er, war in dieser Situation eine Ladung Endorphine in Form von heißer
Schokolade wohl das Beste. Schnell warf er noch einen Blick in seine
kleine Bar neben dem Küchenfenster und angelte dort eine Flasche
mit braunem Rum hervor. Ja, ein "Lumumba" (1) wäre
genau das richtige. Remus war übernächtigt und so ein
kleiner Spritzer Rum würde ihn die Nacht ruhig durchschlafen
lassen.
Den Geräuschen aus der Küche lauschend ließ
Remus seinen Wohnungs- und seinen Motorradschlüssel auf die
kleine Ablage neben der Eingangstür gleiten, dann schälte
er sich aus seiner Lederjacke und trottete auf Socken in die
Wohnstube, wo er den Umschlag mit den Rezensionen auf den kleinen
Schreibtisch am Fenster hinterlegte. Er liebte Jacks kleine Wohnung,
irgendwie war sie gemütlich und etwas chaotisch zugleich. Der
Duft von Kaffee wehte von der Küchenzeile zu ihm herüber
und die Rumflasche auf der Anrichte versprach ihn einen "Lumumba".
Ein Lächeln glitt über seine Lippen, Jack kannte ihn
wirklich gut und wusste was er brauchte.
Er hatte sich gerade auf
der Couch niedergelassen und wie für ihn typisch die Beine im
Schneidersitz vor sich auf der Sitzfläche liegen, als Jack ihm
sein Getränk servierte. Sein Freund selber ließ sich im
Sessel gegenüber nieder und beobachtete ihn schweigend, er
wusste Remus würde von alleine erzählen was vorgefallen
war, man musste ihm nur Zeit lassen.
Nachdem sie ihre Tassen
schweigend geleert hatten, hielt Remus noch einen Moment lang seinen
Becher in den Händen und beobachtete die einzelnen Tropfen, die
wieder vom Rand hinab zum Grund liefen. Das leise und besorgte "Was
ist passiert?" von Jack ließ ihn aufblicken. Seufzend
stellte er nun die Tasse beiseite und lehnte sich, die Augen
schließend, zurück. "Ich hab's einfach nicht mehr
ausgehalten… den Abstand den er immer einhielt und mich dennoch
anblickte, als wollte er mich am liebsten in die nächsten Ecke
zerren… vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet. Aber als
er gestern so dastand und… wie auch immer, ich bin zu weit gegangen
und er ist explodiert."
Kurz kämpfte Jack mit seinen
Gefühlen für dieses Häufchen Elend auf der anderen
Seite des Tisches, dann stand er auf und setzte sich neben es, um es
in die Arme zu schließen. "Du wirst ihn nicht ohne Grund
rausgeschmissen haben, ich vermute er wird dir irgendetwas an den
Kopf geworfen haben das…"
"Er meinte einfach nur ich
sei nicht sein Typ…" unterbrach Remus den Anderen leise und
kämpfte ein kleines wehmütiges Heulen nieder, als er an die
schwarzen Augen Severus' dachte. Sie hatten ihn so ernst und
eiskalt angeblickt als sie ihn abwiesen. Krampfhaft schloss er seine
Augen und versuchte diese Erinnerung zu vertreiben und sich lieber
auf die ihn beruhigend streichelnde Hand auf seinem Rücken zu
konzentrieren.
Nach einer ganzen Weile, Remus war selbst schon
dabei ins Land der Träume zu dämmern, vernahm er die
ruhige, nachdenkliche Stimme seines Trostkissens. "Du liebst ihn
schon all die Jahre – habe ich deswegen keine Chance bei dir?"
Mit
einem unguten Gefühl in der Magen- und Herzgegend löste
Remus sich von seinem Freund. Er hasste dieses Thema und war jetzt,
so kurz nach dem Streit mit Severus, nicht wirklich bereit darüber
zu reden, dennoch schuldete er seinem jungen Freund eine Antwort.
"Jack, wir sind uns einfach zu ähnlich… du bist wie ein
Bruder für mich. Ich brauche dich und vertraue dir…"
"Eben…"
Jack unterbrach seinen Freund nur ungern, doch er verstand was Remus
ihm sagen wollte. "Remus, mir geht es doch genauso, du bist der
Einzige der mich wirklich zu verstehen scheint, egal um was es zu
gehen scheint. So einen Menschen habe ich bisher noch nie getroffen
und deswegen… deswegen möchte ich dich bei mir wissen - ich
liebe dich. Und auch wenn ich dich nicht gern hergebe verstehe ich
jedoch auch deine Faszination für Severus… Er ist
geheimnisvoll und seine Ausstrahlung ist unglaublich, doch ich habe
Angst, dass er dich verletzen könnte, er macht mir nicht den
Eindruck eines geselligen Menschen. Er scheint mir vielmehr ein
ziemlich zurückgezogener Mensch zu sein, der seine ruhigen
Momente ohne andere braucht, während du gern jemanden in deiner
Nähe weißt und dich gern anlehnst oder etwas unternehmen
willst. Ich verstehe nicht, wie du das auf einen gemeinsamen Nenner
bringen willst… aber…" Beschwichtigend hob Jack seine Hand,
als er sah, das Remus ihn unterbrechen wollte, um Severus zu
verteidigen oder andere Argumente einzubringen. "… aber… Ich
werde versuchen dir zu helfen, wo ich kann. Das verspreche ich dir
Remus, aber wenn du irgendwann wieder frei sein solltest, dann werde
ich mein Glück wieder bei dir versuchen." Remus antwortete
ihm mit einem irgendwie befreiten Nicken.
"So und nun
sollten wir erst einmal eine Nacht über das Ganze schlafen…
und Remus… du weißt du kannst jederzeit hier schlafen, wenn
dir daheim die Decke auf den Kopf fällt." Ein dankbarer
aber nichtsdestotrotz trauriger Blick traf ihn aus den müden
bernsteinfarbenen Augen dem ein herzhaftes Gähnen folgte. "Los
mach dich derweil ins Bad ich bringe dir eine Decke und ein Kissen.
Der Abwasch muss auch noch gemacht werden."
Müde
kletterte Remus zwischen den Sofakissen hervor in die er sich in der
letzten Stunde regelrecht verkrochen hatte und schlich ins Bad. Mit
einem leisen Klacken schloss er die Tür hinter sich, ehe er sich
auf dem geschlossenen Toilettendeckel niederließ und der
kleinen Träne die sich die ganze Zeit hartnäckig
hervordrängeln wollte endlich ihren Willen ließ. "Severus"
Kapitulierend schloss er die Augen. ‚Warum tut es nur so weh? Ich
bin doch all die Jahre auch ohne ihn klargekommen – was hat sich
denn jetzt geändert?' Fragend, als könnte irgendetwas
hier in dem kleinen 5qm Bad ihm die Antwort auf sein Problem geben,
blickte er auf. Doch sein Blick traf nur sein in sich eingefallenes
Gesicht, das ihm heute viel älter und blasser als sonst aus dem
kleinen Spiegel über dem Waschbecken entgegen sah.
‚Ist
es weil es nicht mehr wie damals ist?' fragte seine kleine
innere Stimme leise. ‚Ist es weil er jetzt so ist wie ich? Ein
Werwolf? Die letzten Monate waren die schönsten meines Lebens –
Ich war nicht mehr alleine, wie all die Jahre zuvor. Das Haus schien
menschlicher und wohnlicher als je zuvor. Nie habe ich gemerkt, wie
still und einsam es war. Doch jetzt… jetzt fehlt mir das Blubbern
seiner Kessel, die Streitereien, ja sogar die Stille, wenn wir uns
angeschwiegen haben war anders. Nur weil er bei mir war.' Remus
berührte sachte mit den Fingerspitzen die schwarzen Ringe unter
seinen Augen. Ja es war fast so als würde ein Teil von ihm
fehlen seit Severus weg war. Dabei war er so nah dran gewesen. Er
hatte den warmen Körper unter seinen Fingern vibrieren gespürt.
Ein leicht hohles verzweifeltes Lachen entrang sich seiner Kehle.
Ruckartig drehte er den Wasserhahn auf und spritzte sich etwas kaltes
Wasser ins Gesicht, um sich abzukühlen und zur Raison zu
bringen.
Keine halbe Stunde später lag er völlig erschöpft und mit nassen Haaren in eine Decke gewickelt auf der Couch in der Wohnstube und lauschte dem gleichmäßigen Atmen von Jack, der durch die offene Tür aus dem Nebenraum zu ihm drang. Von der Kochnische her hörte er das leise Tropfen des nassen Geschirrs, doch er hatte schon in den ersten Jahren seines Werwolf-Daseins gelernt seinen sensiblen Hörsinn so zu drosseln, dass er so etwas normalerweise nicht mehr wahrnahm. Severus hingegen würde diese Gabe in den nächsten Tagen einige Kopfschmerzen bereiten. Noch einmal gähnte er herzhaft, dann versank auch er in einer Welt in der Severus bei ihm war, ihn amüsiert betrachtete, weil er nackt durchs Haus lief und ihn dann am praktischen Beispiel erklärte warum ihn dieser aufreizende Anblick vom Brauen seiner Tränke ablenkte. Mit einem zufriedenen Schnurren verlor er sich in diesem wundervollen Traum.
..ooOoo..
Am
nächsten Morgen war Remus schon auf den Beinen und hatte seine
Decke zusammengelegt, als das erste Geräusch aus Jacks
Schlafzimmer zu ihm drang. Der junge Mann war wirklich noch ein viel
schlimmerer Langschläfer als er selbst, aber so hatte er die
Möglichkeit noch in Ruhe zu duschen, um seine Lebensgeister zu
wecken und langsam in Gang zu kommen. Etwas wehmütig dachte er
an den wundervollen und befriedigenden Traum zurück. Ob Severus
wirklich so sanft im Bett war?
Über diese Frage grübelnd
und die Uhr an der Wand gegenüber im Blick behaltend saß
er schon bei einer Tasse Kaffee, als Jack ebenso mit seiner
morgendlichen Ration Koffein zu ihm stieß. Er ließ seinen
Freund noch ein paar Minuten die warme Flüssigkeit genießen,
bevor er auf die Uhr deutete. "Ehm Jack musst du nicht langsam
zur Arbeit?"
Erschrocken fuhr dieser herum, denn die Zeit
hatte er – wie so oft in Remus' Gegenwart - definitiv vergessen.
"Ahhh du hast Recht. Stell schon mal die Tassen in die Küche
– ich mach noch schnell die Betten." Schon sprang er auf,
schnappte sich Remus' Bettzeug und verschwand, einer Schar
aufgescheuchter Hennen gleich, im Schlafzimmer.
Als Jack in
ähnlicher Geschwindigkeit in den Flur gestürmt kam,
schlüpfte Remus gerade in seine Jacke. Jack tat es ihm gleich
und nahm dankbar lächelnd seinen Rucksack entgegen, den Remus
ihm hinhielt. "Kommst du mit mir? Ich glaube du könntest
etwas Ablenkung vertragen und ich erwarte eine neue Lieferung. Du
könntest die Warteliste der Kunden durchgehen und ihnen Bescheid
sagen." Schnell schloss er die Verbindungstür zu den
Räumlichkeiten seiner Vermieterin ab und stürzte dicht
gefolgt von Remus die schmale Treppe ins Erdgeschoss hinunter.
Während sie in ihre Schuhe sprangen plapperte er schon munter
weiter. "Außerdem dürften einige Bücher dabei
sein zu denen ich deine Kritiken sehr zu schätzen wüsste."
"Okay
okay, du musst mir nicht weiter um den Bart streichen und den
besorgten Freund spielen, ich halte dir heute den Stress so gut wie
irgend möglich vom Hals." Ehrlich lachend schwang Remus
sein Bein über die wartende schwarze Kawasaki, während
seine Freund, sein Bike, welches er neben dem Haus geparkt hatte
hervor holte und ebenso aufstieg.
..ooOoo..
Den
ganzen Tag hatte Remus sich hochkonzentriert in seine Arbeit gestürzt
wie schon Jahre nicht mehr. Doch als die Sonne sich dem Horizont
näherte und er vor der geschlossenen Tür seines Cottages
stand kehrten die traurigen Erinnerungen zurück.
Langsam und
irgendwie ängstlich steckte er den Schlüssel in das
dazugehörige Loch der Eingangstür. Das ganze Haus lag
dunkel und still vor ihm. Nervös blickte er noch einmal zurück
in der irrwitzigen Hoffnung, Severus würde durch die kleine
Gartenpforte schreiten und ihn missbilligend anblicken, weil er so
furchtsam wie ein Welpe auf der Stufe seiner eigenen Haustür
stand. Doch die Straße und der Garten lagen verlassen da. Und
auch auf dem anschließenden Feld konnte er im Licht der jetzt
aufglimmenden Straßenbeleuchtung niemanden entdecken. Ein
Gefühl der Einsamkeit wie schon lang nicht mehr erfasste ihn.
Und leise Winselnd drehte er den Schlüssel knackend im Schloss
um und betrat das Cottage.
..ooOoo..
Zur
gleichen Zeit in Hogwarts – Büro des Lehrers für
Zaubertränke
Die Fackeln in dem kleinen Büro tief
unten in den Kerkern von Hogwarts warfen lange tanzende Schatten über
den steinernen Boden und auf die in sich zusammengesunkene Gestalt an
dem wuchtigen Schreibtisch, die niemand anderes als der Tränkemeister
selbst war. Bewegungslos saß er, die Ellenbogen auf die
Tischplatte gestützt und die langen Finger gegen die Schläfen
gepresst, in seinem Stuhl und starrte ins Dunkel. Die zahlreichen
Pergamente mit der liederlichen Schrift einiger seiner Schüler
stapelten sich unbeachtet neben ihm und der eine oder andere
erschreckend schiefe Stapel schien bei dem kleinsten Luftzug zu Boden
flattern zu wollen.
Severus Snapes Pupillen waren unnatürlich
klein und das Gesicht viel blasser als sonst. Die letzte Nacht war
für den Lupin-flüchtigen Werwolf einfach furchtbar gewesen.
Von allen Seiten her waren Geräusche an seine, durch die nahende
Vollmondnacht, empfindlichen Ohren gedrungen. Das Scharren von
Schülerfüßen in den Stockwerken über ihm, das
Rascheln der Mäuse im hohen Gras vor seinem Fenster, das
Flüstern der Bilder im Gang vor seinem Zimmer. Letztere hatte er
gegen drei Uhr morgens schließlich zur Raison rufen wollen und
sich dabei noch mit einer fauchenden Miss Norris in die Wolle
bekommen.
Wie hielt Lupin das nur aus? Kurz tauchte das müde
Gesicht des jungen Werwolfs aus dem Meer seiner Erinnerungen auf, als
er früher nach und vor den Vollmondnächten wie gerädert
und mit Augenringen so tief wie der Hogwartsche See durch die Gänge
geschlichen war. Jetzt konnte er diese Qualen irgendwie
nachvollziehen.
Das Quietschen der alten Gemeinschaftsraumtüre
auf den steinernen Kerkerboden irgendwo am Ende des Ganges ließ
ihn knurrend die Zähne zusammenbeißen und puckerte
schmerzhaft hinter seinen Schläfen. Er war wirklich kurz davor
seinem eigenen Haus Punkte abzuziehen, dass das Stundenglas gar nicht
mit dem Zählen hinterher kam.
Kopfschüttelnd versuchte
der Tränkemeister sich wieder zusammenzureißen und auf die
neben ihm liegenden Aufsätze zu konzentrieren. Der Herbst rückte
immer näher und somit auch die ersten Prüfungen für
den Abschlussjahrgang, etwas, dass sämtlichen Hogwartslehrern
und ihn eingeschlossen jährlich ein erhöhtes Arbeitspensum
bescherte. Allein das wäre schon die passende Begründung
gewesen in Hogwarts zu verweilen anstatt irgendwo in England in einem
Cottage mitten in abgemähten Kornfeldern. Hätte Severus
allerdings vorher gewusst was für Berge hier in seinem Büro
auf ihn warten würden, hätte er seinen Vertretungsplan
etwas gezügelt.
Noch einmal fuhr er sich mit der Hand über
das müde Gesicht und nahm sich dann das erste Pergament, um es
zu korrigieren.
..ooOoo..
Als
2 Stunden später die kleine Uhr auf dem seit Jahren unbenutzten
Kamin leise schlug blickte er auf. Die verschlungenen, schwarzen
Zeiger deuteten beide in fast entgegengesetzte Richtungen und
verrieten ihm, dass der Zenit des Zifferblattes seit einer halben
Stunde überschritten war. Auch die Geräusche um ihn her
waren allmählich abgeebbt.
Die schwarze Feder zurück in
das Glasfläschen mit der grünen Tinte stellend, legte er
die eben korrigierte und viel zu kurze Ausarbeitung eines
Fünft-Klässlers beiseite und stand auf. Nur ein müder
Schatten seines sonstigen würdevollen Ichs ging er in die
hinterste Ecke seines Büros, erhitzte er sich mit einem kleinen
Schwenk seines Zauberstabes das Wasser in seiner Tasse und angelte
von dem kleinen Regal an der Wand eine alte Holzdose. Andächtig
ließ er die getrockneten Blätter und Blüten in das
heiße Wasser rieseln. Sich an die kühle Kerkerwand lehnend
und darauf wartend, das der Tee langsam durchzog, genoss er die
dunkle, beruhigende Atomsphäre, die sich langsam in seinem Büro
breit machte– ja er war wieder daheim in seinem alten geregelten
Leben und fern von diesem chaotischen und völlig unberechenbaren
Gryffindor. Gut, Hogwarts war vor Vollmondnächten etwas laut und
raubte ihm den Schlaf, aber daran würde er sich noch gewöhnen.
Zufrieden nahm er sich den dampfenden Tee und nippte daran. Seine
Gesichtszüge eben noch entspannt wurden ernster, waren seine
Gedanken gerade noch bei Remus gewesen, fiel ihm nun etwas ein das er
vorgestern Abend erfolgreich verdrängt hatte. Er war beobachtet
worden, beobachtet auf dem Weg über die Hügel, hinauf zum
Schloss. Auch die Fährte des Wolfes die der Wind ihm zugetragen
hatte , hatte er schnell erkannt. Nachdenklich den Blick in die Ferne
gerichtet nippte Severus wieder an dem heißen Tee. ER war also
noch immer in der Nähe und versteckte sich im Unterholz des
Verbotenen Waldes. Doch wie lange noch? Wartete er auf einen
günstigen Moment um ihn abzupassen? Das würde er nicht
wagen… andererseits… Eine der feinen schwarzen Augenbrauen
wanderte fast unsichtbar etwas höher. Ja, so wie er ihn kannte
würden sie sich früher oder später wieder
gegenüberstehen und was dann passierte wollte der Tränkemeister
lieber gar nicht wissen. Was auch immer dann kam - er würde es
ausbaden müssen.
Langsam stieß Severus sich von der
Wand ab, umrundete seinen Schreibtisch und stellte die Teetasse mit
einem leisen Scheppern in der oberen rechten Ecke ab. Aus einer der
kleinen Schubladen holte er ein paar Kerzen, die seinen müden
Augen die Arbeit erleichtern sollten und entzündete sie.
Seufzend, den Schmerz hinter seinen Schläfen so gut als möglich
ignorierend, zog er sich einen weiteren Pergamentstapel näher
und griff nach Tinte und Feder. Er hatte es, ganz zur Freude seiner
Schüler, zu lang vor sich her geschoben diese unter Garantie
katastrophalen Arbeiten zu kontrollieren und zu benoten. Doch heute
Nacht gedachte er seinen Rückstand aufzuholen.
..ooOoo..
Die Kerzen waren bereits ziemlich weit heruntergebrannt und hatten ihre Wachsbäche auf dem alten Holz verteilt, als Severus ächzend die Feder beiseite legte und den Kopf kreisen ließ. Nachdem sein Genick zweimal geknackt hatte legte er das letzte, gerade zu Ende korrigierte, Pergament zu Seite und stand auf. Manchmal fragte er sich warum einige seiner Schüler überhaupt nach Hogwarts gekommen waren. Sie hatten kein Interesse am Unterricht, stattdessen trieben sie sich nachts in den Fluren herum und ihre Hausaufsätze waren grauenvoll. Es gab nur wenige Schüler, die wirklich bereit waren etwas zu lernen. Besonders sein Fach fiel in die Kategorie ‚unbeliebt'. Und er hatte von Tag zu Tag mehr mit seiner Geduld zu kämpfen, wenn er eine seiner kostbaren Zutaten mit einem lauten Platschen in einen der Kessel fallen hörte nicht selten gefolgt von einem "Iiiihhh ich hab mich voll gespritzt!" Doch Dumbledore lehnte nach wie vor seine Versetzung zu "Verteidigung gegen die dunklen Künste" ab. Immer hatte er andere ‚qualifiziertere' Lehrer gefunden, wie diesen Werwolf, der nun sein Leben stärker den je beeinflusste.
..ooOoo..
Zusammengerollt
döste eben dieser Werwolf auf der schwarzen Couch im Wohnzimmer,
eines von Severus' alten Tränkemagazinen lag aufgeschlagen auf
dem Boden neben ihm während der Brünette, offenbar über
der Zeitschrift eingenickt, leise schnurrte. Ein seeligens Lächeln
erhellte Remus' Gesichtszüge, als ihn etwas leicht am Arm
berührte und ihn ein zart-herber Duft von Kräutern,
Flubberwürmern und irgendwelchen Wurzeln einhüllte und ihn
so sanft in die Realität holte. ‚Dieser Geruch… in meiner
Wohnstube…'
Mit einem Schlag war er hellwach, riss die
Augen auf und schnellte in die Höhe. "SEVERUS" Ein
erschrockenes Kreischen, ein Plumpsen und ein paar verirrt
herumfliegende Federn war das was ihm auf diese abrupte Bewegung
antwortete.
Verwirrt blickte Remus auf die Federn auf seinem
Schoss und es dauerte einen Moment, ehe sein Verstand einrastete. Das
war wohl eine Eule gewesen. Eine Eule, die nach Zaubertränken
roch. Doch welche Eule war so tapsig und setzte sich auf einen
Schlafenden? Sokrates! Schnell und etwas schuldbewusst sogleich,
suchte sein Blick die Stube ab, doch nirgends war der Postbote zu
sehen. Blieb nur noch eine Ecke, die er ausgelassen hatte. Leicht
belustigt kniete sich Remus auf die weichen Polster seiner Couch und
blickte über die Lehne dahinter. Und wirklich, dort lag Sokrates
hilflos flatternd auf dem Rücken. An einem ihrer kleinen
Beinchen hing ihre Fracht und Remus hoffte das der Inhalt dieses
Kistchens nichts abbekommen hatte. Sich mit der einen Hand auf der
Lehne abstützend, angelte der Brünette nach seiner Post und
hob es samt federbesetzten Anhang nach oben. Eine gryffindortypische
Vorgehensweise. Der eigentliche Besitzer dieser Eule wäre, zur
Ehre seines Hauses, aufgestanden und um das Möbelstück,
welches ja mitten im Raumstand herumgegangen. Aber es war ja das Ziel
das zählte.
Die Eule leise murmelnd beruhigend, löste
Remus die Fracht vom Bein der Eule und warf einen neugierigen Blick
auf den Inhalt, der zweifelsfrei von Severus stammen musste. Etwas,
auf das zum einen die Eule selbst hinwies und zum anderen die Art und
Weise, wie der Inhalt verpackt war. Grinsend nahm der Werwolf zur
Kenntnis, dass dieses Paket wahrscheinlich auch eine Kollision mit
einem Drachen standgehalten hätte. Severus kannte seine kleine
Eule sehr gut. Neugierig, um was es sich wohl handelte, stülpte
Remus den Inhalt seines Pakets auf den Tisch und entfernte
schließlich die polsternde Holzwolle. Es war… der
Wolfsbanntrank für diesen Monat. Etwas enttäuscht blickte
Remus das Glasröhrchen mit dem wertvollen Gut an. Was hatte er
auch erwartet? Das schien sich auch Sokrates zu fragen denn sie
blinzelte fragend mit ihren gelben Äuglein und schuschute leise.
Remus seufzte und blickte auf die leere Holzverpackung in seinen
Händen. Nicht eine kleine Nachricht war darin enthalten gewesen.
Nicht ein Zettel mit der geschwungenen Handschrift des Tränkemeisters
der ihm ganz blasiert mitteilte, dass es sich um die Flüssigkeit
in dem Glasröhrchen wirklich um den Banntrank handelte.
Fast
anklagend blickte Remus die kleine Eule auf seinem Tisch an. "Und
du hast wirklich keine Nachricht von deinem alten Griesgram
dabei?"
Doch anstatt zu antworten hackte die schusslige und
verfressene Zwergohreule den Wolf in den Finger und schob dann das
Röhrchen mit dem Trank zu ihm.
"Is ja gut ich trink es
ja schon…" Vorsichtig entkorkte Remus das zerbrechlich
wirkende Glas und setzte es an die Lippen. Er hasste diesen Geschmack
seit er zum ersten Mal dieses Gebräu von Severus hatte
vorgesetzt bekommen. Und auch das beruhigende Knabbern Sokrates an
seinem Ohr und das beruhigende Schuschuen konnte daran nichts ändern.
Nachdenklich griff Remus nach dem Vogel und kraulte ihm das Gefieder.
"Noch 4 Tage... dann ist wieder Vollmond."
..ooOoo..
Vier Tage waren noch nie so langsam dahin gekrochen wie diese. Nackt und lang ausgestreckt lag Remus auf den Stufen zur Kammer unter dem Dach. Er hatte die letzten Stunden schon hier zugebracht und gegrübelt. Vor wenigen Minuten, als draußen die Dämmerung eingesetzt hatte, hatte er sich allerdings zurückgelehnt und starrte durch die Öffnung in der Decke in das über ihm liegende Stockwerk. ‚Severus wird nun ebenso warten.' Kurz hob er den Kopf, sah an sich hinunter und grinste müde ‚Na ja vielleicht nicht ganz genauso... andererseits sind auch ihm seine Sachen heilig.' Kurz verfolgte er noch diesen Gedanken, ehe er ihn wieder verscheuchte und sich lieber auf seinen Körper konzentrierte. Spürte er im Moment nur die harten Stufen im Rücken und an seinen Schenkeln, so würde bald das leichte Kribbeln und Krampfen der Muskeln einsetzen. Das er so ruhig hier lag, lag nicht daran das er sich in all den Jahren an die Schmerzen gewöhnt hatte, daran konnte man sich nie gewöhnen, doch er hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, dass nichts diese monatlich wiederkehrenden Schmerzen lindern konnte. Doch wie würde, wenn der Verwandlungs-Prozess abgeschlossen war, seine tierische Seite reagieren, wenn der andere Wolf nicht auftauchte? Seit gestern schon verspürte er die vermehrte Unruhe und das unbewusste Suchen nach Onyx - ein Instinkt den er nicht unterdrücken konnte, da er zu tief verwurzelt in ihm lag.
Wie erwartet, begann Moony, kaum
war die Verwandlung abgeschlossen, damit durch das Haus zu laufen und
den widerspenstigen Artgenossen zu suchen. Remus erinnerte sich, dass
er nach dem Schulabschluss Padfoot, Prongs und sogar Wormtail noch
Jahre lang gesucht hatte - zum Ende hin allerdings eher unbewusst und
nicht mehr ganz so verzweifelt.
Fünf Runden durch die
unteren Etagen später, hatte Moony schließlich eingesehen,
dass er allein war. Gerädert und müde beschloss Remus, wie
schon am Abend zuvor, in Severus Zimmer statt vor dem Kamin im
Wohnzimmer zu ‚übernachten'.
Kaum das er die Türe
aufgestoßen hatte fing Moony das Aroma des düsteren
früheren Bewohners dieser Räumlichkeiten auf und noch ein
anderer bekannter Geruch ließ ihn tänzelnd und schnüffelnd
das Zimmer betreten.
Die Quelle des Duftes stellte sich
schließlich als kleines Überbleibsel vereinzelter
Wolfshaare von Onyx heraus, die noch von der letzten Vollmondnacht
stammen mussten. Und noch etwas hing ganz dezent an diesen Fellspuren
– der Duft von Nervosität und Angst – etwas was Severus
unter Garantie gleich dementiert hätte. Remus bekam ein
schlechtes Gewissen, diese Erfahrung hatte er dem Slytherin nun mal
nicht ersparen können.
Nach einiger Zeit verlor die kleine
Stelle auf dem Teppich allerdings auch ihren Reiz und ruhiger als
zuvor sprang Moony auf das weiche Bett. Dort eingehüllt von
Severus Duft und dem Geruch seiner eigenen menschlichen Seite fand er
etwas Trost. Sehnsüchtig schnuppernd tapste er über den
seidenweichen Bezug und fiepte erschrocken auf, als er merkte welches
Unheil seine stumpfen Krallen auf dem empfindlichen Stoff angerichtet
hatten. Überall aus dem seidig schimmernden, schwarzen Stoff
ragten kleine Fäden die das Gewebe drum herum zusammenzogen. Die
bernsteinfarbenen Augen des Wolfes huschten einige Male über den
ruinierten Bezug, ehe er sich anfing im Kreis zu drehen und mit den
Zähnen nach dem Stoff schnappte, um ihn so zurecht zuziehen das
er ihn wenige Zeit später einem Nest gleich umschloss. Zufrieden
mit seinem Werk legte sich der Wolf auf die Matratze und vergrub
seine feuchte Schnauze in einer der zahlreichen Falten um sich herum.
Leise winselnd stierte Moony schließlich mit trüben
goldschimmernden Augen vom Bett aus hinaus zur Dachluke in die
Sterne.
..ooOoo..
Mehrere
100 Kilometer nördlich saß der schwarzhaarige Lehrer für
Zaubertränke ebenso nackt wie sein ehemaliger Kollege in seinen
privaten Räumen auf dem handgeknüpften Läufer vor
seinem Kamin und starrte wie hypnotisiert in die tanzenden Flammen.
In der hintersten Ecke seines momentan ruhenden Verstandes hoffte er,
dass Dumbledore jetzt nicht auf die Idee kam ihn sprechen zu wollen.
Doch selbst wenn, irgendwie glaubte er nicht, dass er sich rühren
würde – sein gesamter Körper schien so leicht und
entspannt zu sein wie lange nicht mehr. Ob Remus sich vor den
Vollmondnächten genauso fühlte? ‚Remus' Er hatte
den ruhigen Mann noch nie so vor Wut bebend gesehen. Es war ja nicht
so, dass es ihm Spaß gemacht hatte Remus so vor den Kopf zu
stoßen, doch es war der einzige Weg gewesen, den sensiblen,
harmoniebedürftigen Mann vor ihm zu schützen. Es mochte
pathetisch klingen, aber es war nun mal so. Und es war schon immer so
gewesen, selbst zu ihrer Schulzeit - er konnte Remus einfach nicht
verletzen egal in welcher Art und Weise, irgendetwas hielt ihn bei
diesen Wesen zurück – doch was?
Ein sanftes Kribbeln in
seinen Muskeln ließ seinen Körper erwachen… es war also
wieder so weit. Langsam ließ er sich rücklings auf den
kleinen Teppich sinken und verfolgte seine Verwandlung mit allen
Sinnen. Das Kribbeln wurde stärker, ein zunächst noch
sanfter Druck, presste seine Oberschenkel etwas auseinander und zog
die Schultern zusammen. Schnell jedoch verwandelte sich dieser Druck
zu einem höllischen Reißen in seinen Gliedern. Die Knochen
krachten unheil verkündend. Rasender Schmerz durchzog seinen
Kopf, als seine Augen sowohl ihre Form, als auch ihre Position leicht
im Schädel veränderten. Sein Kiefer wurde taub, als auch er
zusammengepresst und in die Länge gezogen wurde und die
Reißzähne wuchsen. Ein dumpfer Schmerz begleitete ebenso
die Transformation und Wanderschaft seiner Ohren. Das Kribbeln an
seinen Finger- und Zehenspitzen kündigte die groben Krallen an,
war aber kaum spürbar neben den Veränderungen die seine
Gliedmaßen durchliefen. Stöhnend rollte Severus sich auf
die Seite, versucht sich so klein wie nur irgend möglich zu
machen. War er in der letzten Vollmondnacht noch voller Nervosität
geblendet gewesen wurde ihm zunehmend bewusst, wie dieser Nackenbiss
des weißen Wolfes sein Leben doch verändert hatte.
Das
schmerzhafte Stöhnen wandelte sich schlussendlich in ein
klägliches Winseln das der zusammen gekrümmte schwarze Wolf
auf dem Kerkerboden von sich gab und auch das erstarb schließlich.
Ungelenk setzte Onyx seine Pfoten auf den Boden und erhob sich
mit vor Schmerzen leicht gefletschten Zähnen, leise knirschend
rutschten die letzten vereinzelten Knochen noch in ihre Gelenke und
die Muskeln entspannten sich wieder. Aufmerksam kreisten seine Ohren
und versuchten sämtliche neuen Geräusche aufzunehmen und
zuzuordnen. Es überraschte Severus aufs Neue um wie viel
empfindlicher seine Sinne in dieser Form waren. Doch irgendetwas
fehlte – neugierig setzte sich der Wolf in Bewegung. Da war doch in
der letzten Nacht etwas gewesen das er nicht vollendet hatte. Wo um
alles in der Welt war dieser rebellische Wolf, der sich ihm nicht
hatte unterwerfen wollen? Severus verdrehte innerlich die Augen,
wieso suchte er hier nach Remus, er wusste doch wo dieser im Moment
war, aber scheinbar war die Suche nach dem vermeintlichen
Rudelmitglied etwas, das er nicht beeinflussen konnte. Geduldig ließ
er sein pelziges Ich durch die Räume laufen und den Anderen
suchen, das die schwarze Kreatur dann aber nach erfolgloser Suche
anfangen wollte zu Heulen unterdrückte er auf das heftigste, nur
das permanente Winseln um den Verlust des braunen, strubbligen
Artgenossen ließ sich nicht vermeiden. Das konnte doch wohl
nicht wahr sein, Remus war doch all die Jahre auch alleine ohne
andere Wölfe oder Hunde ausgekommen, wieso musste dann
ausgerechnet er, der stets ein Einzelgänger gewesen war, wie ein
Muttersöhnchen nach dem anderen Wolf heulen?
Unruhig jaulend
lief Onyx durch die dunklen Räume und merkte bei jedem Geräusch,
das ihm fremd vorkam, auf. Das verzweifelte Winseln verwandelte sich
jedoch mit fortgeschrittener Stunde zunehmend in ein unterschwelliges
Knurren und auf das sehnsüchtigste wünschte er sich den
anderen Wolf wieder unter sich windend und knurrend zu spüren.
Ein Duft aus dem Schrank neben ihm ließ ihn kurz freudig
kläffen. Mit den beiden vorderen Pranken sprang er an dem Holz
hoch und schlug nach dem kleinen Schlüssel, der ihn von dem
köstlichen Aroma fernhielt. Doch seine Tatzen konnten dem
kleinen silbernen Wächter nicht Herr werden und hinterließen
nur helle Schmarren in dem kostbaren Holz. Wütend knurrend
richtete sich Onyx auf und schnappte mit den Zähnen nach der
Schließvorrichtung, bekam den Schlüssel wirklich zu fassen
und besiegte ihn nach wenigen Minuten. Freudig drückte er mit
seiner feuchten Schnauze die Tür auf und blickte sich zwischen
den schwarzen Roben um, bis er fand was er suchte - die schwarze
Muggelhose, die er bei seiner Flucht getragen hatte. Und an ihr
haftete noch immer Remus Geruch.
Einleuchtend immerhin hatte er
sie getragen als er Remus in den Armen gehalten hatte. Dass sein Wolf
aber auch so stark auf die menschliche Seite des Gryffindors
reagierte hätte Severus nicht gedacht. War es Remus genauso
ergangen, als er in der ersten Vollmondnacht in seinem Zimmer gewesen
war an der Bettwäsche geschnüffelt hatte? Wie auch immer,
dieser schwarze Stoff roch einfach gut und schien den Vierfüßler
zu beruhigen. Vorsichtig packte er die Hose mit seinen Zähnen am
Bund und zog sie aus dem Regal. Aber die Geräusche, die der Wolf
von sich gab, als er seine Schnauze darin vergrub, hätten den
Tränkemeister unter normalen Umständen die Schamesröte
in Gesicht getrieben. Ganz zu schweigen davon, dass er nicht
verhindern konnte, dass sein Schwanz aufs heftigste hin und her
schlug. Er hatte definitiv noch ein Hühnchen mit seinem
Wolfsvater zu rupfen, sollte er ihn in die Finger bekommen… doch
jetzt war das verführerisch duftende Ding vor ihm viel
wichtiger.
"…erus?"
Knurrend zog sich der
Tränkemeister die slytheringrüne Decke seines Bettes über
den Kopf, kurz verwundert, durch seine mühsam aufgezwungenen
Augen, auf das schwarze Etwas in seinen Händen blinzelnd. ‚Meine
Hose?' Seufzend schob er das Kleidungsstück über den
Rand der Matratze, wo es leise raschelnd zu Boden glitt.
"Severus?
Geht es dir gut?"
Fast schon fauchend presste er seine Augen
einen Spalt weit auf und versuchte das Gesicht des Schuldirektors
unter der Decke hindurch durch den offenen Türspalt im Kamin zu
erkennen. "Hmmm?" meldete Severus sich mit belegter Stimme
zu Wort.
"Alles in Ordnung bei dir?" drang die besorgte
Stimme Dumbledores nochmals aus dem Feuer und erfolglos versuchte er
seinen Lehrer und ehemaligen Schüler durch den Türspalt im
Dunkel von dessen Schlafzimmer auszumachen. "Ich glaube es ist
besser, wenn ich den Schülern heute eine deiner vorbereiteten
Ausarbeitungen vorlege, während du am besten liegen bleibst und
dich ausruhst." Wieder kam keinerlei Reaktion von seinem
Tränkemeister. "Severus? Soll ich Poppy vorbeischicken.
Brauchst du etwas?"
Genervt knurrte Severus inzwischen
irgendwo unter dem Dunkel seiner Decken ein "Nicht nötig,
Sir" hervor, dann hielt er kurz inne, ehe er ein gepresstes
"…aber etwas zu Essen wäre nicht schlecht."
nachschob.
Wenn das kein gutes Zeichen war, der altehrwürdige
Direktor erlaubte sich ein väterliches Schmunzeln. "Ist gut
mein Junge." Und mit einem leisen ‚Plopp' verschwand sein
Haupt aus dem Kamin.
Seufzend schlug Severus die Decke zurück,
welche ihm eben noch Schutz vor der, für seine empfindlichen
Ohren und körperlichen Verfassung, zu laute Stimme geboten
hatte. Nachdenklich starrte er hinauf zu seinem Baldachin und dann zu
der zerknitterten und mit Wolfshaaren übersäten Hose neben
seinem Bett. ‚Ich muss nochmals zurück... mich wenigstens
entschuldigen.' Ein leicht ironisches Lächeln zog über
die schmalen Lippen. ‚Ich habe mich noch nie bei jemandem
entschuldigt, nicht mal bei Luc. Nie hätte ich gedacht, dass es
ausgerechnet Remus sein würde der mich dazu bringt. Aber ich
hätte auch nie gedacht, das ich je den Drang verspüren
würde ihn wieder zu sehen... und wieder ein wenig mit ihm zu
‚spielen'... dieser Mann ist wirklich außergewöhnlich.
Doch vorher gibt es noch etwas anders das ich erledigen muss.'
..ooOoo..
Mit
fachmännischem Blick inspizierte Severus Snape sein neustes
Gebräu. Er hatte den gesamten letzten Monat jede Minute seiner
knappen Freizeit dafür geopfert und gestern Abend schließlich
hatte er die Früchte seines Könnens geerntet. Jetzt fast 24
Stunden und etliche Versuchsreihen später konnte er den
verbesserten Wolfsbanntrank endlich abfüllen.
Den Trank nicht
aus den Augen lassend, zog er sich vom Ende seiner Arbeitsplatte ein
kleines Gestell mit einem Reagenzglas und einen alten Blechtrichter
heran. Den Becher für seinen Teil des Trankes hatte er bereits
vor Beginn des Brauvorganges bereitgestellt, damit er den kurzen
Augenblick, da seine Mischung die Farbe von verfaultem Eigelb annahm
nicht verpasste. Und exakt, wie er es letzte Nacht berechnet hatte,
verfärbte sich wenige Sekunden später die braune
undurchsichtige Flüssigkeit in das gewünschte Gelb. Schnell
drosselte der Tränkemeister die Flammen unter dem Bronzekessel,
dann nahm er eine Kelle von einem der Haken an der Wand. Es pfiff
kurz schrill auf, als er sie in den Kessel tauchte, dann hielt er sie
über das Gestell mit dem Glasröhrchen.
Zischend und
Qualmend füllte sich das Reagenzglas. Kaum hatte die gelbliche
Flüssigkeit die kleine schwarze Markierung zwei Fingerbreit
unter dem Rand erreicht, stoppte der Zaubertränkemeister und
goss dann den sich noch in der Kelle befindlichen Rest, in seinen
eigenen Becher. Aus einer kleinen Schale im Regal schräg über
sich fischte er einen hellen Korken und verschloss den Trank im Glas
luftdicht, ehe er sich daran machte alles in die Schränke und
Truhen zurückzuräumen aus denen er die Geräte und
Zutaten genommen hatte.
Als er sich seinen eigenen Teil des
Trankes zuwenden konnte, glänzte die Arbeitsfläche wie
lange nicht mehr. Und auch wenn es öfter vorkam, dass er eines
seiner Elixiere schlucken musste, so war dieser Trank genau wie sein
Vorgänger nicht gerade eine Wohltat für die Zunge,
geschweige denn für den Magen, der wie aufs Stichwort leise
gluckerte. Hier in der Abgeschiedenheit seines Büro erlaubte es
sich Severus kurz das Gesicht zu verziehen, etwas das Remus jedes Mal
tat, wenn er ihm den Trank unter die Nase hielt. Apropos Remus… mit
dem Wink seines Zauberstabes legte er einen leichten Wärmezauber
über das schmale Glasröhrchen mit dem abgefüllten
Trank, dann begab er sich hinauf in seine privaten Räume.
Kurz
darauf erfüllte das gleichmäßige Rauschen des Wassers
und feiner Dampf das kleine Bad des Hauslehrers. Er musste ja nicht 3
Meilen gegen den Wind nach Affodill, Binsenkraut und den Dämpfen
verschmorter Fledermausflügel riechen, wenn er den anderen
Werwolf seinen Trank brachte. Mit vor Shampoo blinden Augen tastete
er nach seinem Zauberstab und erlaubte es sich die leidige Prozedur
der Haarpflege abzukürzen und auch seine Haare ein wenig zu
stutzen, jedenfalls soweit, dass sie nicht mehr auf seinen Schultern
auflagen. Auf dem Weg in sein Schlafzimmer trocknete er sich noch den
Bauch und die Flanken, dann warf er das nasse Badetuch auf sein Bett
und suchte in seinem massiven etwas zerkratzten Mahagoni-Schrank nach
passender Kleidung, immerhin musste er in die Welt der Muggel.
Letztendlich blieb ihm nur die schwarze Hose, die er sich gemeinsam
mit Lupin gekauft hatte und die er nach seiner Entgleisung in der
Vollmondnacht von den Hauselfen hatte reinigen lassen. Dazu zog er
aus einem der Schrankfächer ein dunkelgrünes Hemd mit
hochgeschlossem Kragen, das gerade lang genug war, dass es seine
bleichen Lendenknochen verdeckte, sollte die ohnehin schon rechttief
geschnittene Hose verrutschen. Von seinem kleinen Regal über dem
Bett angelte er sich noch seine silbrigen Manschettenknöpfe und
verschloss die Ärmel mit je fünfen auf jeder Seite vom
Handgelenk bis hinauf kurz vor die Ellenbogen.
Als er
schließlich das Gläschen mit dem Banntrank in eine seiner
vielen Umhangtaschen hatte gleiten lassen, versiegelte er sein Büro
und trat wenig später aus dem riesigen Schultor hinaus auf die
Länderein. Ein Blick hinauf in den grauen Himmel ließ ihn
den Kragen seines Umhanges aufrichten und kaum hatte er den schmalen
Pfad hinunter nach Hogsmeade eingeschlagen trafen ihn die ersten
schweren Regentropfen. Unwirsch zog er die Kapuze seines Umhangs über
und beschleunigte seine Schritte, dieser Sommer war wirklich
ungewöhnlich wechselhaft gewesen doch nun kündigte der
kühle Wind den nahenden Herbst an.
Es war als er schon die
ersten kleineren vereinzelt stehenden Hütten des Zaubererdorfes
in der Ferne auftauchen sah, als er es wieder spürte. Ein
kühler, stechender Blick, der auf seinem Rücken ruhte, als
ihn der schmale Weg näher an den Verbotenen Wald vorbei führte.
Er musste sich nicht umdrehen, um sagen zu können wem die
stechenden kühlen Augen gehörten, auch das leichte Grollen
das von dem Anderen kam trug der Wind zu ihm und brachte die feinen
Härchen auf seinen Armen dazu sich aufrichten. Innerlich
verdrehte Severus seine Augen, er hatte heute wirklich keine Lust
sich mit zwei Wölfen auseinander setzen zu müssen – Lupin
reichte ihm voll und ganz. Hartnäckig ignorierte er die Blicke
und das leise Knacken von Zweigen aus dem Unterholz.
"Professor
Snape!"
Eine dunkle grollende Stimme ließ Severus
zusammenfahren. Resigniert drehte er sich um und betrachtete den
Mann, der durch das Unterholz des Waldes brach. Das fehlte ihm gerade
noch, doch vielleicht hielt das eine Übel das andere fern.
Gezwungen freundlich blickte er den riesenhaften Mann entgegen, der
ihn in jener Vollmondnacht gerettet hatte. Viel zu sehr hatte er sich
auf die leisen Schritte aus dem Dickicht geachtet und sie verfolgt,
dass er den riesenhaften Wildhüter völlig überhört
hatte ganz zu schweigen von dessen monströsen Haustier, das nun
ebenso tölpelhaft durch das Gebüsch brach. Die Mundwinkel
etwas gequält nach oben ziehend betrachtete er das sabbernde
hechelnde Etwas von einem Hund. Es war allgemein kein Geheimnis das
Severus Hunde nicht sonderlich mochte, auch ein Grund weswegen ihn
Sirius Animagus-Form nicht sonderlich überrascht hatte, doch
Hagrid schien das nicht weiter zu stören und er bestand darauf
–weil man den unregistrierten Werwolf ja noch nicht gefasst hatte –
den mürrischen Professor für Zaubertränke zu
begleiten. Stillschweigend und ein Gespräch unter allen
Umständen durch knappe Antworten im Keim zu ersticken ließ
sich Severus diese Eskorte gefallen.
..ooOoo..
Frustriert
blickte Remus von seiner Buchrezession auf und sah in die Flammen des
Kamins. Die letzten Tage und Wochen waren nur schleppend vergangen
und er war seelisch völlig auf dem Tiefpunkt angelangt. Auch
Jack war es nicht wirklich gelungen ihn aufzumuntern. Den Ratschlag
des Schotten folgen und Severus in einer Nacht und Nebelaktion
geknebelt und gefesselt zurück zu holen wollte er nicht wirklich
ernst nehmen. Auch Dumbledore, mit dem er vor ein paar Tagen nur kurz
gesprochen hatte, konnte ihm nichts Neues mitteilen. Und er hatte nur
erfahren, dass Severus die Vollmondnacht den Umständen gut
überstanden hatte, aber unerträglicher den je gegenüber
den Schülern war. Doch ob er zurück ins Cottage kommen
würde, das konnte der Direktor ihm nicht versprechen, er würde
jedoch sehen wie er den beiden helfen konnte. Den Grund ihres
Streites verschwieg Remus jedoch genauso hartnäckig wie Severus
selbst.
Vor zwei Tagen war er dann soweit gewesen, dass Remus
sich dabei ertappt hatte, wie er beim Duschen sogar Severus Duschbad
benutzte, um wenigstens den Duft des Schwarzhaarigen um sich herum zu
haben. Das er dann und wann nachts aufstand und hinauf in das
Dachgeschoss ging, um nachzusehen, ob Severus vielleicht
zurückgekehrt war hatte er ja schon fast akzeptiert. Meistens
schlief er dann auch gleich in dessen Himmelbett, denn gleichmäßige
Ticken der snapischen Standuhr beruhigte ihn ungemein und gab ihm
etwas Geborgenheit. Nur lange konnte es so nicht weitergehen. So sehr
hatte er noch nie an einer Trennung von einem Mann und dem Slytherin
im Allgemeinen zu knabbern gehabt. Langsam stellte er sich die Frage,
wie er seine Zeit eigentlich vor Severus Untermiete verbracht
hatte.
Inzwischen waren es nur noch zwei Tage bis zum nächsten
Vollmond und von Severus hatte er noch immer nichts gehört.
Würde er diesmal ohne den Wolfsbanntrank auskommen müssen,
oder würde Dumbledore statt Severus sich seiner erbarmen? Nervös
an seiner Unterlippe knabbernd blickte er hinaus in die Dunkelheit,
doch alles was er sah war sein eigenes fahriges Spiegelbild in den
Fensterscheiben. Draußen regnete es mal wieder, dass verriet
ihm das Rauschen welches durch das geöffnete Küchenfenster
an seine empfindlichen Ohren drang. Die heiße Schokolade, die
er sich zum Trost vor der Einsamkeit gekocht hatte und nun inzwischen
mit einer dicken Haut überzogen neben jenem Fenster stand, hatte
er vollkommen vergessen.
‚Du verdammter …' Verdutzt
schrak er hoch. Da war sie wieder – Witterung des anderen Wolfes.
‚Onyx' Mit weit aufgerissenen Augen sprang er auf und
stolperte prompt über die bequemen, aber viel zu weiten
geringelten Socken, die er wegen dem doch recht kühlen Abend
trug, kurz bevor er mit der Stirn den Türrahmen geschrammt
hätte, konnte er sich abfangen und hechtete hin zur Eingangstür,
um sie aufzureißen.
tbc.
(1) Lumumba – heiße oder kalte Schokolade mit 4cl braunen Rum – extrem lecker
Na also war das kein Zugeständnis? Wie angekündigt keine Wiese und keine Sonne, aber immerhin ist Remus gerannt breitgrinst
