Disclaimer: Wie bereits erwähnt, liegen sämtliche Urheberrechte bei Tolkien oder seinen Erben.

A/N: Das habe ich beim ersten Kap vergessen, möchte es aber jetzt nachholen. Die Untertitel sind frei übersetzt aus dem geradezu genialen MarySue-Litmus-Test von Gil Shalos. Auch da ist keine Urheberrechtsverletzung beabsichtigt.Die Frageliste war mir eine enorme Hilfe, auch wenn ich nur einen Bruchteil der Regeln befolgen konnte.

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2. Kapitel: Jedenfalls wurde es nicht besser

Oder: Verliebt sich Boromir in deinen OFC? Ist ihre Zweisamkeit zärtlich und bewegend? Weinen sie?

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Du hast es schon wieder getan!' Der deutliche Vorwurf der Sprecherin war nicht zu überhören. ‚Warum passt du nicht besser auf?'

Ich weiß. Aber es war ein Versehen. Es gibt einfach so viele gleichzeitig, dass ich nicht richtig hingesehen habe.'

Es stört die Harmonie. Er mag es nicht, wenn die Harmonie gestört ist.'

Könnte er sie nicht zurückbringen?'

Die Störung kann dadurch nicht rückgängig gemacht werden.'

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„Geht es wieder?"

Automatisch wollte ich den Kopf heben, aber eine große Hand legte sich auf meinen Nacken und drückte meinen Schädel wieder zwischen meine angezogenen Knie. „Wartet noch, Herrin, Ihr scheint mir noch ein wenig aufgelöst."

Ich brabbelte etwas Unverständliches und starrte weiter auf die Steine, soweit sie im Schein des Feuers zu erkennen waren, das der hilfreiche Boromir mal eben so angezündet hatte. Keine Ahnung, wie ihm das gelungen war. Zauberei wahrscheinlich. Ich kicherte hysterisch.

„Lucy?" Der Sohn des durchgeknallten Stewards, der wahrscheinlich normaler war als ich zurzeit, klang ernstlich besorgt. „Ich wollte Euch nicht derartig erschrecken."

„Ha…ha…" Irgendwie wollte das Wort nicht weiter. Ich hob jetzt doch den Kopf und starrte ihn aus tränenden Augen an. „Hast du nicht. Nein, hast du nicht. Ich bin gar nicht erschrocken. Ich nicht. Ich erschrecke niemals."

Man sah ihm schon an, dass er mir kein Wort glaubte. Kopfschüttelnd nahm er die Decke und legte sie mir um die Schultern, tätschelte mir etwas hilflos den Scheitel und setzte sich dann auf die andere Seite des Feuers. Boromir wirkte auch nicht wirklich taufrisch. Ich glaube, es war nicht einmal das Schlimmste gewesen, dass er an einem einzigen Tag umgebracht und dann von den Toten auferstanden war. Schlimmer war wohl eher meine kleine Vorstellung gewesen, nachdem ich erkannt hatte, was mir zugestoßen war.

Wenn ich mich richtig erinnerte und auch aus Boromirs höflich zurückhaltenden Bemerkungen ergänzte, hat er mir gleich zwei Mal das Leben gerettet. Zum einen war er schnell genug im Wasser, um das Schwert beiseite zu stoßen, in das ich bei meinem Zusammenbruch und bei meinem Geschick wohl unweigerlich gefallen wäre und zum anderen hatte der Held Gondors verhindert, dass ich kopfüber in den Fluss fiel und ertrank. Wir waren eindeutig quitt.

„Hat man Euch ausgeraubt?" beendete er die Gesprächspause.

„Ausgeraubt?" echote ich nicht sehr helle.

„Ich dachte nur", murmelte er und sein Blick glitt unwillkürlich über meine nackten Beine, die unter der Decke herausragten.

Was sagt eine Mary Sue in so einem Moment? Die Wahrheit? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser gestandene Krieger mir wirklich glauben würde, wenn ich von einer anderen Welt, irgendwelchen Portalen und Tolkien erzählen würde. Er hielt mich sowieso für gestört, nach einer derartigen Rede würde er mich fesseln und in den Fluss werfen. Wie hieß dieses Gewässer bloß noch? Antonin oder so ähnlich, ich war mir nicht sicher. Außerdem hatte der See sowieso einen wieder anderen Namen. Besser, ich umging die Namensnennung.

„Ich weiß es nicht." So gelogen war das auch nicht. Immerhin bin ich kein Physiker. Ich wusste nicht mal, wie der Strom in die Steckdose kommt, geschweige denn wie ein Blitz harmlose Jogger in Phantasiewelten verfrachtete. „Ich erinnere mich nur noch, dass ich vom Blitz getroffen wurde, dann wachte ich auf dem Boot auf."

„Ah." Er glaubte mir sogar. Klasse, offenbar war alles möglich, wenn man spitze Ohren hatte. „Woher kommt Ihr? Lothlorien?"

Willkommen im Minenfeld, schoss es mir durch den Kopf. Lothlorien konnte es nicht sein, da kam Boromir gerade her und nachher fiel ihm noch ein, dass wir auch wieder dahin zurückkehren sollten. Ich kann mir zwar nicht sehr gut Namen merken, aber wenn man die Filme doch einige Male notgedrungen gesehen hatte, blieb einiges hängen. Selbst wenn man dabei Pullover strickte, Bücher las oder puzzelte. „Nein."

Der freundliche Ex-Tote vom Platz gegenüber schwieg zwar, aber sein Blick war wirklich durchdringend. Boromir wartete auf eine Antwort.

„Norden", erklärte ich mit großer Geste nach rechts.

Er runzelte die Stirn. „Da ist Westen."

„Tatsächlich?" Ob ich nicht doch lieber mit dieser ‚Ich war tot und wurde nach Mittelerde transportiert, um den Gefährten die besten Szenen zu klauen'-Geschichte rausrücken sollte? „Ich bin verwirrt."

„Ist mir noch nicht aufgefallen", murmelte er trocken und legte einen Ast auf dem Feuer nach. „Woher beherrscht Ihr eigentlich unsere Sprache so gut?"

Ich stutzte. Tat ich das? Wir sprachen Englisch. Oder doch nicht? Dann konnte es nur MarySue-Magie sein, die die sprachliche Hürde nahm. Ich fragte mich, was ich sonst noch für besondere Fähigkeiten hatte. Schwertkampf gehörte wohl nicht dazu. Ich hatte nicht mal einen Fisch aufspießen können und besonders vertraut hatte sich der Schwertgriff auch nicht in der Hand angefühlt. „Gute Lehrer."

Das reichte ihm, wie schön. Vielleicht lag es auch daran, dass er plötzlich sehr erschöpft aussah. Der Tag war für den armen Mann ja auch nicht einfach gewesen. Erst fast den Hobbit massakrieren, dann die anderen Hobbits retten, von einem schwarzhäutigen Monster abgeschlachtet werden, eine Bootsfahrt machen, kentern und von einer irren Elbin gerettet werden, seinerseits die irre Elbin retten…das nenne ich Stress.

„Wir sollten Aragorn folgen", seufzte er und blinzelte mich müde an.

„Morgen", tröstete ich ihn. „Schlaf besser etwas."

„Herrin…"

Er meinte mich. Sonst war keiner da. „Ja?"

„Diese vertrauliche Anrede." Boromir räusperte sich. „Eure Sprachlehrer haben da sicher einen Fehler gemacht."

„Wir sind beide fast zusammen ertrunken, das verbindet. Nenn mich Lucy." Ich konnte mich einfach nicht überwinden, ihn auch noch formell anzureden. Das wäre, als würde ich akzeptieren, was hier geschehen war. Noch hegte ich die winzige Hoffnung, morgen früh in einem Krankenhaus aufzuwachen und als Blitzopfer in den Lokalnachrichten zu stehen.

Einen kurzen Moment überlegte ich, ob wir nicht lieber abwechselnd Wache halten sollten. Waren hier nicht Orks herumgelaufen? Aber dann fiel mir wieder ein, dass die ja alle abgeschlachtet worden waren oder schon auf dem Rückweg nach – wo wollten die nochmal hin? – um die Hobbits abzuliefern. Viel konnte uns nicht passieren. Außerdem war Boromir, der einzige taugliche Wächter unseres Teams, gerade eben im Sitzen eingenickt und hockte mir jetzt wie eine peruanische Bergmumie gegenüber.

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Boromir saß auf der Kante des Kanus und betrachtete mich kopfschüttelnd. „Sehr angemessen ist das nicht, Lucy."

Ich verschwieg besser, dass es in meiner Welt oder Zeit oder wie auch immer sogar außerordentlich bedeckt genannt werden konnte. Boromir, Ehrenmann wie aus dem Bilderbuch, hatte seine Tunika geopfert, damit ich wenigstens halbwegs normal angezogen war. Nicht, dass es bei ihm viel ins Gewicht fiel, der Mann trug jetzt immer noch ein schönes besticktes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen reichte und eine lange Lederweste, die auch nicht gerade sparsam geschnitten war.

Seine dunkelrote Tunika aus leichter Wolle war für mich ein fast knielanges Kleid. Ein Lederriemen des Gepäcks ersetzte den Gürtel und die Decke, die gar keine war, sondern ein Cape aus lorischen Beständen hing über meinen Schultern. Unter dem Kleid ragten wirklich nette Elbenbeine hervor. Gewisse Aspekte dieses Unglücks gefielen mir ja schon, so wie die totale Abwesenheit von Cellulitis.

Andere eher weniger und dazu gehörte, dass ich mich heute Morgen hinter einen Busch hocken musste. Keine angenehme Erfahrung. Selbst auf Campingplätzen gab es schließlich Toiletten und Waschräume. Hier gab es eben Büsche und den Fluss – Anduin, ich wusste es wieder – der die Dusche ersetzte. Seife? Fehlanzeige. Zahnbürste? Hah, die hatten hier naturweiße Zähne, schien es mir. Über Mundgeruch beim Aufstehen dachte ich lieber nicht nach, auch wenn eine kurze Kontrolle durch Hauchen gegen meine Hand ergeben hatte, dass Elben wohl nicht darunter litten.

„Wenn du dein seltsames Schuhwerk noch überstreifst, können wir aufbrechen."

Ich verbiss mir erneuten Protest. Mir wäre es eigentlich lieber gewesen, noch eine Weile hier zu bleiben. Ich hoffte auf ein neues Gewitter und schwöre feierlich, dass ich mich an die nächste Eiche geklammert hätte. Da gab es doch diesen Spruch: Eichen sollst du weichen! Mit ein bisschen Glück wäre der Blitz eingeschlagen und hätte mich wieder nach Hause transportiert. Boromir meinte allerdings, dass es wohl in den nächsten Tagen kein Gewitter geben würde.

Immerhin hatte er mir mit deutlicher Verzweiflung angeboten, mich nach Lothlorien zu paddeln. Ich hatte abgelehnt. Freundlich, aber bestimmt! Er war dankbar – und ich auch!

Lothlorien!

Elben in rauen Mengen! Sie hätten keine fünf Minuten gebraucht, mich zu entlarven und vom nächsten Baum zu werfen. Die mussten mich ja automatisch für Saurons Teufelswerk halten. Nein, wenn schon nicht hier auf ein Gewitter warten, dann eben mit Boromir durch die Prärie marschieren, um seine ehemaligen Gefährten wieder zu finden.

„Ich kann das Gepäck nehmen", bot ich an und spekulierte darauf, dass ich betont langsam damit gehen würde.

„Danke für das Angebot", lächelte der gondorianische Strahlemann mit dem Herz aus Gold, der seine Schwäche für ringförmige Schmuckstücke offenbar überwunden hatte. Beherzt schulterte er die Stoffrolle mit unserem Vorrat und marschierte los.

Was blieb mir schon anderes übrig, als hinter ihm her zu traben. Gut fand ich es nicht, dass er so kurz nach den üblen Verletzungen wieder los wollte. Er konnte sich übernehmen, endgültig tot umfallen und dann war ich wirklich alleine. Ein Tag in diesem Albtraum hatte genügt, mich an ihn zu gewöhnen. Was heißt gewöhnen? Ich war verloren, wenn er sich entschloss, sich einfach aus dem Staub zu machen. Da sollte verständlich sein, dass ich mir um sein Wohlergehen Sorgen machte.

Aber wie es schien, hatte er recht gutes Heilfleisch. Am Morgen, bei einem verstohlenen Seitenblick durch die Büsche ans Flussufer, wo mein Held mit nacktem Oberkörper im Wasser herumplanschte, hatte ich sehen können, dass die Stichwunden kaum noch der Rede wert waren. Naja, sie waren zumindest dabei, zu verkrusten. War doch ein gutes Zeichen, fand ich.

Jedenfalls marschierte er ohne Anzeichen von Anstrengung das ansteigende Gelände herauf, bis wir auf einer ziemlich großen Lichtung ankamen. Dort blieb er plötzlich stehen und sah sich düster um.

Ich sah mich vorsichtshalber mal auch um und registrierte mit fassungslosem Entsetzen, dass hier eine Menge verkohlter Knochen herumlagen. „Das ist ja eklig!"

„Uruk'hai", murmelte Boromir und stand mit gesenktem Kopf und angespannten Schultern da. „Hier bin ich gestorben."

„Nicht ganz", erinnerte ich ihn.

Die verkohlten Uruk'hai waren ja schon entsetzlich, aber ein Kerl wie Boromir, der auf die Knie sank und in Tränen ausbrach, war noch viel entsetzlicher. Peinlich berührt stand ich neben ihm und fingerte an einem meiner magischen Zöpfe rum, der noch genauso perfekt war wie gestern Abend, als ich mich zum Schlafen zusammengerollt hatte. Die Dinger hielten einiges aus. „Boromir…"

„Ich hätte die Hobbits schützen sollen", flüsterte er zutiefst betrübt. „Stattdessen jagte ich dem Ring nach und verschreckte Frodo, dass er die Flucht ergriff. Die Hobbits waren ungeschützt und es ist meine Schuld, dass die Uruk'hai sie gefangen nehmen konnten."

Durchaus zutreffend, aber das konnte ich ihm ja nicht sagen. Man stelle sich das vor: dieser baumlange, kräftige Mann, der doch gespenstische Ähnlichkeit mit dem Darsteller im Film hatte, zerfloss hier gerade und jammerte. Er tat mir zwar leid, aber einen kampferprobten Beschützer in der Wildnis hatte ich mir doch etwas widerstandsfähiger vorgestellt. Andererseits war ich derartige Gefühlsausbrüche aus beruflicher Erfahrung gewöhnt. Auch der tollste Welteneroberer hatte seine schwachen Momente, wenn er das Geräusch eines Zahnarztbohrers hörte. Da half nur noch mütterlicher Trost. Ich bin gut darin.

Ich begab mich also vor ihm ebenfalls auf die Knie und nahm eine seiner Riesenpranken in meine zarten Elbenhände. „Alles ist vorherbestimmt", erklärte ich und hoffte, ich irrte mich. Das gäbe nämlich meiner Anwesenheit hier etwas sehr Unheilvolles. „Und du hast dem Ring widerstanden."

Falsche Ansage. Sein Kopf hob sich wie in Zeitlupe und er starrte mich misstrauisch an. „Was weißt du von alldem?"

„Nur, was man bei meinem Volk erzählt." Oder auch in drei Filme packt, aber das hätte ihn überfordert. „Der Herr von Bruchtal sandte neun Gefährten aus, den Ring zu vernichten. Nach allem, was du bereits sagtest, kam die Gemeinschaft hier entlang und zerbrach."

Stumm nickte er. Der misstrauische Schimmer war zum Glück verschwunden. Er wäre sicher wiedergekommen, wenn ich ihm die restlichen Details verraten hätte. Wobei ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich mich nun in der Filmversion oder der des Buches befand. „Die Versuchung des Ringes ist groß. Aber du hast doch ganz gut reagiert."

Hm, die Formulierung schien ihn etwas zu irritieren. Ich hatte mich noch nicht wirklich an die geschraubte Sprache gewöhnt. Er würde damit leben müssen. Jedenfalls hievte er sich wieder auf die Füße, zog mich mit hoch und begann, vor meinen erstaunten Augen über die Lichtung zu wieseln.

„Wir müssen dir eine Waffe verschaffen, Lucy", erklärte er schließlich und hielt einen hässlichen, schwarzen Bogen hoch. „Kannst du mit Pfeil und Bogen umgehen?"

Konnte ich das? Ich runzelte die Stirn. „Ich bin mir nicht sicher."

Einige Sekunden später stand ich an einem Ende der Lichtung, hielt diesen Bogen in der Hand und grübelte, ob der Baum am anderen Ende der Lichtung es mir übel nehmen würde, wenn ich einen Pfeil hineinschoss. Andererseits standen die Chancen auch recht gut, dass ich eines der Exemplare daneben traf oder meinen eigenen Fuß. Ich nahm den Pfeil, den Boromir mir reichte.

Die MarySue-Magie schlug unerbittlich zu!

Die Unsterbliche mit der Traumfigur, den violetten Augen und den rabenschwarzen Seidenhaaren, die am Vortag per Blitzschlag auf Boromirs Totenbarke geknallt war, hatte eindeutig was weg vom Bogenschießen. Geistig stand ich neben mir, während mein Alter Ego mal eben so lässig den Pfeil anlegte, den Bogen spannte und den Baum perforierte. Ich muss gestehen, ich war geschmeichelt, als mein Begleiter mir begeistert auf die Schulter klopfte.

Das Hochgefühl brachte mich zumindest über den Vormittag, den wir wie die Irren durch den Wald marschierten.

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Im Vergleich zu dem Marsch am nächsten Tag war der Weg durch den Wald noch der wahre Spaziergang. Nach einer ruhigen Nacht unter den letzten Bäumen am Waldrand schlug Boromir, der Unverwüstliche, vor, nach Rohan zu laufen. Immer westwärts also, mit einem südlichen Drall. Dagegen hatte ich ja auch nichts einzuwenden, aber entweder wurden aus dem Film entscheidende Szenen herausgeschnitten oder wir befanden uns in der Buchversion, die über ziemlich steile und damit auch unwegsame Hänge voller Felsen führte.

„Ich dachte, Rohan besteht aus Wiesen", grollte ich so gegen Mittag und schlug im Gehen meine immer noch sauberen Zähne in das elbische Knäckebrot. Farblos, geschmacklos und enorm sättigend, die Elben waren die Erfinder der Notfallration.

„Es wird nicht mehr weit sein", überlegte mein Begleiter, den Blick heldenhaft und diffus in die Ferne gerichtet. „Dann ist es auch weniger beschwerlich, die Spuren zu lesen. Ein Glück für uns, dass der Zwerg von allen am einfachsten zu erkennen ist."

„Ja, ein Glück", echote ich lahm. Keine Ahnung, welche Spuren Boromir da verfolgte. Ich konnte sowieso nichts erkennen außer Felsen und Dreck.

Außerdem köchelte meine MarySue-Magie leider nur auf Sparflamme. Ich dachte immer, die netten Erstgeborenen könnten laufen bis zum Horizont, ohne auch nur schneller zu atmen. Von wegen! Entweder ich war nur manchmal elbisch oder Tolkien hatte gelogen und Legolas war einfach nur eine Ausnahme, weil er heimlich trainiert hatte. Ohne meine Joggerei wäre ich schon nach einer Stunde aus den Joggingschuhen gekippt, die entgegen den Angaben des Herstellers doch nicht so ganz geländetauglich waren.

Wir zockelten also bis zum Abend über Stock und Stein, dann verließen zu meiner besonderen Genugtuung Boromir zuerst die Kräfte. Der Gute sah ein wenig käsig aus. Meine Schadenfreude verflüchtigte sich bei der Vorstellung, dass er nun endgültig zu seinen Vätern entschwand.

„Geht es noch?" erkundigte er sich schnaufend bei mir.

Ich wollte mal nicht so sein. „Eine Rast könnte ich schon vertragen."

Wir sackten zu Boden, wo wir gerade standen und es dauerte eine ganze Weile, bis sich unsere Lebensgeister wieder erholt hatten. Nach einem Lagerfeuer stand uns ohnehin nicht der Sinn, außerdem musste man nicht unbedingt so auffällig in der Landschaft sein.

„Es wird uns nicht gelingen, sie einzuholen", überlegte Boromir schließlich düster und spielte mit zwei Kieselsteinen herum. Das klickende Geräusch schien ihn zu beruhigen, mich nervte es nur. „Vielleicht sollten wir sofort Richtung Isengard ziehen, denn dorthin werden die Uruk'hai die Hobbits bringen."

„Saruman?" erkundigte ich mich vorsichtig.

„Kein anderer kann es sein. Die Uruk'hai kamen nicht aus Mordor. Sie trugen das Zeichen des weißen Zauberers. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich mich entscheiden soll. Mein Herz zieht mich nach Minas Tirith, das bald unter den Angriffen aus dem Osten in Gefahr geraten wird, aber mein Herz sagt mir auch, dass ich die Gefährten nicht ohne Hilfe lassen kann."

Darauf sagte ich mal besser nichts. Boromir lebte und damit war der Kanon tot. Wer wusste schon, was noch alles durcheinander war oder wie viele MarySues herumstolperten und Verwirrung stifteten. Es konnte gut sein, dass ich einer meiner Kolleginnen begegnete, die eigenhändig die Hobbits vor den Orks gerettet hatte, mit Aragorn und Legolas nach Isengard gezogen und Saruman von der Schlechtigkeit seiner Taten überzeugt hatte. Oder Das Böse hatte längst triumphiert und wir kamen in echte Schwierigkeiten, wenn wir noch weiter östlich wanderten.

„Lass uns noch einen Tag den Spuren folgen", entschied mein Freund, der weise Krieger, nach längerer Denkpause. „Haben wir sie dann nicht gefunden, gehen wir nach Edoras, um Zuflucht zu finden. Es mag ein großer Umweg sein, aber in Zeiten wie diesen kann man nur auf die alten Freundschaften vertrauen. König Theoden würde sie nie verraten. Er ist ein Freund Gondors, auch wenn mein Vater die Verbindung lange Zeit ruhen ließ. Er wird uns Pferde und Proviant geben, damit wir den Weg nach Gondor überstehen."

„Na, das wäre doch mal was."

„Lucy, manchmal sprichst du wirklich etwas seltsam."

„Hey, ich bin eine Elbin, die von einem Blitz getroffen wurde. Was erwartest du?"

Zu meiner Freude lachte er. Boromir hatte ein sehr schönes Lachen, das einem das Herz wärmte. Wenn er nicht gerade Ringe rauben wollte, war er eindeutig ein freundlicher, hilfsbereiter Ehrenmann, der noch dazu nicht schlecht aussah…

Die Panikattacke überkam mich unvorbereitet.

„Schlaf du, ich werde die ersten Stunden Wache halten!" blaffte ich den überraschten Boromir an, griff meinen schäbbigen Ork-Bogen und stürzte den nächstgelegenen Felsen hoch. Da kauerte ich mich dann zusammen, mit dem Rücken zu unserem Lagerplatz und gab vor, die unwirtliche Landschaft zu beobachten.

Meine Hände zitterten, meine Knie sowieso und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mir war nämlich gerade siedendheiß eingefallen, dass ich als MarySue ja noch eine Liebesgeschichte zu absolvieren hatte. Was, wenn der arme Boromir mein Opfer war? Er konnte doch nichts für mein Missgeschick und ich mochte ihn wirklich zu sehr, um ihn darunter leiden zu lassen.

Die Chancen standen leider zu gut für diese Variante, wenn ich es recht überlegte. Ich hatte ihn gerettet, wir zogen hier gemeinsam durch die Prärie und als Elbenschönheit konnte ich ihn echt aus den Socken hauen. Außerdem war ich ja noch die Meisterin im Bogenschießen, nicht wahr? Der Mann hatte gar keine andere Wahl, wenn es hart auf hart kam.

Ich befand mich in einem Dilemma. In den nächsten Tagen tauchte immer mal wieder dieser Gedanke auf und ich ertappte mich dann dabei, wie ich Boromir misstrauisch beobachtete, auf der Suche nach den ersten Anzeichen, dass er mir irgendwann wie ein liebeskranker Idiot nachschlurfen würde. Noch war allerdings nicht viel davon zu bemerken, außerdem waren wir beschäftigt. Wir folgten einer Spur, die uns schön weiter nach Westen führte, mit besagtem südlichen Drall. Wenn man Boromirs fachkundigen Äußerungen Glauben schenken durfte, befanden wir uns auf einer recht üppig benutzten Spur. Menschen, Uruk'hai, Zwerge, Pferde. Wobei letzteres in diesem Land nicht wirklich verwundern sollte.

Zu einer anderen Zeit, in einem anderen Körper hätte ich unsere Reise wahrscheinlich sogar genossen. Rohan war ein schönes Land, beinahe endlose, sanft gewellte Weideflächen, saftig und leuchtend grün. Manchmal, wenn der Wind über die Gräser wehte, schienen sich Wellen hindurchzubewegen und es war ein einziges Meer bis zum Horizont. Offen gestanden wehte hier eigentlich dauernd Wind. Aber Rohan war auch ein sehr verlassenes Land. Wir begegneten wirklich keiner Menschenseele. Nur ein paar Hasen, die leider dran glauben mussten, Boromir war nämlich auch gut mit Pfeil und Bogen.

Ich legte weibliche Befindlichkeit an den Tag und Boromir musste die armen, toten Viecher ausnehmen und häuten. Beim Verspeisen half ich ihm dann wieder. Es war eine angenehme Abwechslung zum Knäckebrot.

Boromir war ein recht pflegeleichter Reiseleiter. Er erwartete keine großen Unterhaltungen und wenn wir sprachen, dann meistens am Abend am Lagerfeuer über die Kaninchen oder darüber, was uns erwartete. Außerdem war er recht gut informiert, was diese Gegend anging und ich eine aufmerksame Zuhörerin. Was mich nicht davon abbrachte, ihn trotzdem misstrauisch zu beobachten, sobald er zu nett wurde.

Während ich tagsüber hinter ihm herlief, schmiedete ich Pläne, den armen Mann vor der Verdammnis zu retten, sich in eine gefälschte Elbin zu verlieben. Nebenbei hatte ich auch noch nicht die Hoffnung aufgegeben, auf dem gleichen Weg wieder nach Hause zu kommen, wie ich hergekommen war. Jede kleine Wolke am Himmel fesselte meine Aufmerksamkeit.

„Das ist nur eine Wolke", meinte Boromir irgendwann kopfschüttelnd. „Sie ist zu klein für ein Gewitter."

„Bin ich so leicht zu durchschauen?" brummelte ich kleinlaut und starrte zu Boden. Meine Joggingschuhe würden nicht mehr lange durchhalten. Von wegen Markenqualität.

„Nur was die Gewitter angeht", tröstete er mich. Dann legte er mir zu meinem Entsetzen die Hände auf die Schultern und wartete, bis ich ihn ansah. „Ich verspreche dir, Lucy, dass ich dich wieder in deine Heimat zurückbringen, wenn wir das hier alles überstanden haben."

Ich gestehe, dass mir unwillkürlich die Tränen in die Augen schossen. Er würde sein Versprechen nicht halten können, aber es war trotzdem bewegend. „Ich danke dir, Boromir."

Und dann zwinkerte er mir auch noch zu, bevor er sich wieder umdrehte und einen verkohlten Haufen Orks ansteuerte, der nicht weit von uns entfernt die Landschaft verschandelte. Ich wusste schon, was das zu bedeuten hatte und ich wusste auch, dass ich auf keinen Fall diesen wirklich düsteren Wald betreten würde, der hinter dem Scheiterhaufen zu erkennen war.

Zum Glück stand Gondors Held nicht der Sinn nach einem Waldspaziergang, sondern er stromerte eine Weile wie ein Jagdhund auf Fährte um den Haufen Orkbarbecue herum und untersuchte die verschiedenen Spuren. Ich entschloss mich, die Elbin in mir loszulassen und half ihm dabei. Weiter schwierig war es nicht, immerhin waren ausgerechnet diese Szenen mir doch recht vertraut. Ich hatte den Wald noch nie gemocht und dieser hier war noch einen guten Teil unheimlicher als der aus dem Film.

„Viele Reiter", verkündete ich vollmundig und starrte ein paar plattgewalzte Grashalme an, über die auch ein Geländewagen der Army gerollt sein konnte. Ich hätte den Unterschied nicht wirklich erkannt.

„Und die Fußspuren dazwischen führen in den Wald." Boromir stand nach vorne gebeugt neben mir. Er wandte den Kopf und sah mich an. „Wir könnten ihnen folgen."

„Keine weise Entscheidung", deklamierte ich aus purem Eigennutz. Keine zehn Pferde würden mich in diesen Wald bringen. Die eigentlichen Hauptpersonen waren ohnehin schon wieder raus und mit Ents musste ich nicht auch noch Bekanntschaft machen. Bislang waren mir die eher abnormen Gestalten Mittelerdes noch erspart geblieben und ich hatte vor, in naher Zukunft nichts daran zu ändern. „Dieser Wald ist alt. Sehr alt."

Eine geklaute Textzeile, aber sie wirkte. Auch Boromir war nicht so begeistert von der Aussicht, durch Fangorn zu marschieren. Er grinste etwas schief und schlug mir dann auf den Rücken. „Auf nach Edoras, Lucy."

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‚Auf nach Edoras' bedeutete ein paar Tage Fußmarsch durch die Prärie. Ich muss gestehen, mir war die Strecke immer kürzer vorgekommen, die Aragorn, Legolas, Gimli und Gandalf, der mittlerweile Weiße, zurückgelegt hatten, bevor Gandalf seinen Auftritt als klappriger Greis an der Tür zu Meduseld hatte. Die hatten aber auch Pferde gehabt, muss man zu Boromirs und meiner Entschuldigung bedenken.

Edoras lag auf einem Hügel, einem einzigen, einsamen Hügel in einem Talkessel, durch den ein steter Wind wehte. Damit erfuhr ich nichts Neues, aber worauf ich nicht vorbereitet war, war diese Unwirklichkeit, die den Ort umgab.

Elbenaugen sind scharf, fast wie Ferngläser, auch wenn sie netter aussehen, besonders so veilchenfarbene wie meine. Schon fast einen halben Tagesmarsch, bevor wir ihn endlich erreichten, sah ich den Ort zum ersten Mal in aller Klarheit, wenn auch noch recht winzig. Während unserer Annäherung hatte ich also genug Zeit, an diese seltsame Atmosphäre zu gewöhnen, die von ihm ausging. Anfangs dachte ich noch, das läge einfach daran, dass ich zum ersten Mal eine Siedlung in dieser Welt sah. Eine Weile stimmte das wohl auch, doch so nach und nach wurde mir klar, dass es auch noch einen anderen Grund gab, warum ich so irritiert war.

„Es scheint verlassen", verkündete ich wenige Marschstunden von dem Hügel entfernt.

„Sie werden sich in den Häusern aufhalten", widersprach mein Begleiter, der erst so langsam was erkennen konnte. „Es sind gefährliche Zeiten, in denen die Sicherheit der Umzäunung der einzige Schutz ist."

„Wenn du es sagst."

Ein paar Stunden später, am frühen Nachmittag standen wir beide dann vor dem geschlossenen Tor innerhalb des wirklich hohen Palisadenzaunes und warteten, dass man uns rein ließ.

Boromir hatte gerufen und schließlich wie ein Berserker gegen das Tor gehämmert. Es hatte noch nicht einmal jemand über die Brüstung geschaut, um die Störenfriede wegzujagen.

Ich warf Denethors Erben einen langen Blick zu.

„Verlassen", knirschte er und kostete den bitteren Geschmack der Niederlage. „Du hattest Recht."

„Helms Klamm?" schlug ich vor und fühlte mich wirklich großartig. So überlegen!

„Das wird es sein", gab er zu und seufzte. „Wir werden weitermarschieren müssen. Ich weiß aus den Beschreibungen, wo die Klammburg liegt."

„Wie bitte?" Der Anflug von Hysterie in meiner Stimme kam von Schlafmangel, schmerzenden Füßen in kaputten Joggingschuhen und dem dringenden Wunsch nach einer Nacht in einem Bett. Es musste ja kein Wasserbett sein, aber zumindest etwas, das mehr Komfort als eine Nacht auf dem nackten Boden bot.

Boromir deutete leicht verärgert auf das Tor. „Es wurde verschlossen."

„Ich sehe aber kein Schloss. Also muss es doch von innen gemacht worden sein. Sie werden wenigstens einen Wächter zurückgelassen haben."

„Nein, haben sie nicht. Frag mich nicht, wie es geschah, aber Edoras ist verlassen und das Tor von innen verschlossen. Wir kommen nicht hinein."

„Von wegen!" fauchte ich und schob Boromirs Hand weg, die mir begütigend den Arm tatschen wollte. „Das wäre doch gelacht."

Ich baute mich vor der Palisade auf und überlegte krampfhaft, wie man in einen Königssitz einbrechen konnte. Hochklettern, die erste Lösung, verwarf ich, angesichts der glatten Stämme, aus denen der gut sechs Meter hohe Zaun gefertigt war. Die Rohirrim waren offenkundig nicht dumm und hatten die Rinden entfernt, die wenigstens etwas Halt geboten hätten.

„Obwohl…"

Ich fuhr herum. Boromir stand ein Stück hinter mir und hielt ein silbrig glänzendes Seil in die Höhe. Er blinzelte mir zu, dann verknotete er dieses grazile Gebilde an einem seiner Pfeile, legte an und platzierte den Pfeil zielgenau im Aufbau des Tores.

Ich wartete, dass er jetzt mit der Kletterei beginnen würde, aber ein Blick in sein fröhliches Gesicht sagte mir sehr deutlich, dass hier ein anderer für diesen Job ausgewählt worden war. Er hatte nicht einmal Unrecht: eine Elbin sollte wohl besser dafür geeignet sein, mal eben dort hinauf zu hangeln. Eine richtige Elbin jedenfalls. Ich schnaufte missmutig und packte dann mit beiden Händen das kaum fingerdicke Seil, um prüfend dran zu rucken.

„Worauf wartest du?" wollte Gondors Held wissen.

„Ich habe keine Ahnung, ob ich klettern kann", murmelte ich, ohne mich umzudrehen. „Der Blitzschlag, du weißt schon."

„Natürlich kannst du klettern", behauptete er und packte meine Taille, um mich ein Stück hochzuheben. „Du bist eine Elbin. Ihr könnt sogar auf Schnee laufen."

Erschrocken hangelte ich mich tatsächlich ein Stück nach oben, um sofort empört zu schreien, als ich seine Hände unter meinem Allerwertesten spürte. „Was machst du da?"

„Ich schiebe dich hoch!"

„Und ich schiebe dir gleich ein Messer zwischen die Rippen. Lass mich sofort los!"

Vorsichtshalber kletterte ich noch ein Stück weiter, um außer Reichweite seiner Hände zu kommen, bevor ich nach unten sah. Boromir, der Ehrenmann, stand mit den Armen vor der Brust verschränkt am Boden und sah mir unter die Tunika, ein breites Grinsen im Gesicht.

Man sollte nicht glauben, wie schnell man wird, wenn man einem Mann den Ausblick auf Joggingshorts verderben will. Ich war in weniger als 10 Sekunden oben auf der Holzbrüstung und lehnte mich noch einmal drüber, um dem noch immer grinsenden Boromir mit der Faust zu drohen. Vergnügt winkte er mir zu.

„So kann das nicht weitergehen", grollte ich vor mich hin und stürmte zur nächstgelegenen Leiter, die mich auf die Rückseite des Tores führte.

Jetzt löste sich auch das Rätsel um den von innen vorgelegten Riegel. An einer Seite war ein langes Seil angebracht, das unordentlich auf dem Boden lag. Wahrscheinlich hatten die Rohirrim von der Außenseite mit dem Seil den schweren Holzbalken oben gehalten, bis auch der Letzte die Stadt verlassen hatte. Dann brauchten sie nur noch loslassen und er fiel in seine Halterungen. Ich nahm an, auch unter den Reiterleuten gab es welche, die die Palisade erklimmen konnten, um bei der Rückkehr die Verriegelung wieder zu entfernen.

Einer meiner elbischen Momente überkam mich und mit der Stärke der Erstgeborenen gesegnet hatte ich kaum Schwierigkeiten, den schweren Holzbalken hochzuschieben. Energisch zog ich einen Torflügel auf und baute mich breitbeinig im Durchgang auf. Wie bereits erwähnt, so konnte es nicht weitergehen. Ich konnte nicht dauernd auf der Hut sein, ob nun Boromir der Mann meiner mir leider nicht bekannten Träume war.

Mit leichter Verwunderung blieb er vor mir stehen, weil ich ihn mit zur Seite gestreckten Armen nicht passieren ließ. „Lucy?"

„Boromir, küss mich!"

Schweigen lag über Edoras, nur der Wind sang sein Lied. Nun ja, und Boromir hustete, weil er sich vor Schreck verschluckt hatte.

„Also bitte!" rief ich empört. „Du stellst dich an! Ich bin doch kein Ork."

„Nein", meinte er gedehnt. „Ein Ork bist du nicht. Aber warum soll ich dich küssen?"

Ich runzelte die Stirn über soviel Begriffsstutzigkeit. „Damit wir endlich beide wissen, ob wir nur gute Freunde sind oder doch etwas mehr. Ich habe keine Lust, mir die ganze Zeit darüber Gedanken zu machen."

„Hm, besteht denn die Möglichkeit, dass wir mehr als gute Freunde sind?" Er lächelte entschuldigend. „Nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte. Ich bin schließlich auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut. Du bist eine wunderschöne Frau, ich meine Elbin. Wirklich wunderschön, aber…"

„Boromir!"

Es traf mich dann doch etwas überraschend, als er die Diskussion beendete, mich bei den Oberarmen packte und an seine Heldenbrust zog. Bevor ich noch einen Vorschlag zur Vorgehensweise machen konnte, lagen seine Lippen auf meinen. Überraschend sanft in der Ausführung kam ich in den Genuss einen netten Kusses. Aber mehr auch nicht.

Ein paar Sekunden gaben wir beide dem Unternehmen, dann ließ er mich los und wir sahen uns beide an. Beinahe gleichzeitig schüttelten wir den Kopf. Nein, Boromir war nicht mein Opfer. Das war eine große Erleichterung und ich lächelte.

„Freunde?" fragte er und reichte mir die Hand.

„Freunde", bekräftigte ich und schlug ein.

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Kaya Unazuki: Wunderweislich erstmal hallo. Ja, ich poste wieder regelmäßig. Absolut pünktlich diesmal, weil die Story schon fertig ist und ich also nicht von einer Schreibblockade heimgesucht werden kann.

Shelley: Die Preisfrage kann ich dir nicht beantworten. Muss ich auch gar nicht. Dies ist MarySue-Magie. Da lebt er eben wieder. Rein praktisch würde ich sagen, er war nicht wirklich tot und die plötzliche Brustkorbmassage durch Lucys Landung hat ihn wieder belebt. Aber wer fragt schon nach Logik…

Tod: Du hast deinen Nick verkürzt, scheint mir. Macht es einfacher –grins-. Nein, benutze ruhig Klichees oder so ähnlich. Ich hab letztens über dem Wort Dekolletee gebrütet, bei dem ich mir auch noch nicht sicher bin. Hab dann Ausschnitt genommen. Zu den Klischees im allgemeinen. Die mussten rein, die hab ich sogar absichtlich gesammelt, damit die MarySue auch vollständig wird.

Mystic Girl: Doch, wenn ich einmal sage, ich mache es, dann aber hallo! Auch wenn ich mich ein wenig gewunden habe. Naja, sie wird noch schlechtere Tage haben, eindeutig. Da ist das runterknallen auf einen Toten echt wenig. Ach so, es werden insgesamt 10 Kapitel.

Darklayka: -grien- dein zweites Ich hat aber verdammt große Ähnlichkeit mit Michael Mittermaier. Den Kerl liebe ich ja. Sein Zapping-Programm fand ich einfach nur herrlich. Die Star Trek-Sachen und MacGuyver waren für mich immer die besten. Oder natürlich der Mann von der DAK oder war es die AOK? –grübel-

Und was den lieben Kevin angeht – ich glaube, ich habe länger nach seinem Namen gesucht als nach dem von Lucy. Auch das mit der Zahnarzthelferin kam reichlich schnell. Keine Ahnung warum. Vielleicht, weil es so ein deutlicher Kontrast ist zu Mittelerde. Die hatten da alle so tolle Zähne. Von den Orks mal abgesehen. Und was Boromir angeht – ich war ja eigentlich auch kein Fan von ihm, deswegen wollte Amélie, dieses rachsüchtige Geschöpf, ihn wahrscheinlich auch in der Story haben.

Annchen: Huhu, in der Schublade nicht wirklich, aber die Storys sind nicht verloren oder vergessen, sondern ernsthaft in Arbeit. Ehrenwort. Tja, eigentlich werden die meisten MarySues zur Elbin, oder sind es schon immer gewesen oder irgendein anderer Grund. Ich mein, ich hab sie ja an Legolas zu verschachern. Er ist ein Elb, sie ist eine Elbin. Das wird bis in die Ewigkeit halten. Wenn sie weiter sterblich wäre, würde es Legolas das Herz brechen irgendwann. Nee, ich bin Verfechterin des HappyEnds.

Rubics Cube: Jetzt weiß sie zwar, wo sie ist, aber sie hat noch Hoffnung, die Arme. Lucy trägt es irgendwie bzw. irgendwann auch mit Humor. Was bleibt ihr schließlich auch anderes übrig. Auch wenn sie noch einige Überraschungen erwarten.

Morenka: Ich hoffe, es hält deine Erwartungen. Irgendwann wird es zwar ein bisschen spannender und vor allen Dingen auch romantischer –räusper, hüstel-, aber bis dahin ist noch eine Weile.

Moja: Konstruktive Kritik ist immer erwünscht. Wenn Fehler da sind, dann sag sie mir bloß. Ich bitte drum und werde auch nicht eine Voodoo-Puppe von dir anfertigen und dir einen bösen Geist auf den Hals schicken.

Also, die veilchenfarbenen Augen. Die Augenfarbe einer MarySue unterliegt eigentlich strengen Regeln. Die Augen müssen was besonderes sein, und veilchenfarben bzw. violett ist unheimlich oft vertreten. Also dachte ich mir, das nehme ich mal. Es gibt auch noch smaragdgrün. Aber da ich alle meine Ithildrim durch die Bank mit dieser Augenfarbe ausgerüstet habe, wollte ich das dann doch nicht.