Disclaimer: Das, was bekannt vorkommt, dürfte eindeutig vom Großen Tolkien stammen und gehört mir folglich nicht. Das, was irgendwie seltsam ist, stammt dementsprechend von mir und reicht nicht, um Geld damit zu verdienen.

A/N: ISILDURS ERBE oder ARATHORNS SOHN! Ich hab nicht aufgepasst -plärr. Entschuldigung. Man kann natürlich auch beides nehmen. Ich frag mich, ob ich das beim Schreiben wollte und aus Rationalisierungsgründen hüstel kurzerhand komprimiert habe. Hm, eher nicht. War einfach ein ziemlich kapitaler Fehler.

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9. Kapitel: Zur Schlacht bitte da lang!

Oder: Benehmen sich Tolkiens Charaktere völlig OOC, wenn sie mit deinem OFC zusammen sind?

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‚Ich frage mich, ob das nicht zu weit geht.' Das Zepter hatte einem Becher Wein weichen müssen. ‚Sie ist nicht für diese Welt geboren worden.'

‚Aber natürlich ist sie das.' Varda strich tröstend über seinen Arm. ‚Du machst dir die falschen Vorwürfe. Es war wohl nicht richtig, sie so überstürzt herzubringen-‚

‚Das war ein Versehen', grollte er ganz ungewohnt verlegen und ignorierte das Schnauben aus der Richtung von Tulkas genauso wie den milde spöttischen Blick von Mandos.

‚Alles wird sich finden', bekräftigte Varda erneut.

‚Aber ein bisschen Unterstützung ist wohl doch erlaubt?' Tulkas fingerte an dem mächtigen Schwert herum, das er grundsätzlich nur in Valinor bei sich trug. Aus purer Angeberei, wie Orome behauptete. ‚Nicht wahr?'

Mandos, an den die Worte gerichtet waren, ließ sich Zeit mit der Antwort. ‚Vaire hat den Faden nicht getrennt. Sie wirkt eine Vielzahl anderer Fäden hinzu und nichts deutet darauf hin, dass das Bild bald beendet ist. Es spricht dann wohl nichts dagegen.'

‚Das meinte ich', dröhnte Tulkas, wobei alle Anwesenden genau wussten, dass er Mandos' Worte nur in Teilen verstanden hatte. Entschlossen erhob er sich von der ungepolsterten Bank, die er immer bevorzugte. ‚Ich kümmere mich darum.'

‚Lass ihn', flüsterte Varda, als Manwe ihn aufhalten wollte. ‚Lass ihn, mein Gefährte, er wird keinen Schaden anrichten.'

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Bei meinem bislang ersten und einzigen Vorstellungsgespräch mit meinem so unbemerkt dahingeschiedenen Arbeitgeber Horace war ich fürchterlich aufgeregt. Ich dachte, ich müsste sterben, machte die ganze Nacht kein Auge zu und mir war so schlecht. Das hatte ich lange Jahre für die schrecklichste Erfahrung gehalten, die es gab. Kürzlich dann war dies getoppt worden durch einen halbtoten Ork, der an meinem Bein hing und einen schmuddeligen Dolch hineinstieß.

Es gab Schrecklicheres, soviel war gewiss!

Mit nach außen stoisch gelassener Miene an der Seite Haldirs das Zelt des einzig amtierenden Elbenkönigs zu betreten zum Beispiel. Mein Mund war trocken, meine Hände dafür nass geschwitzt und mein rechtes Augenlid ließ sich nur in einem erhöhten Aufwand von Selbstkontrolle davon abhalten, ständig zu zucken. Ich selber ließ mich auch nur in einem noch höheren Aufwand von Selbstbeherrschung davon abhalten, wie ein kleines Kind nach Haldirs Hand zu greifen und mich halb hinter seinem Rücken zu verstecken.

Ich hatte Grund dazu. Ehrlich! Und ich fragte mich, wie ich in diese Situation hatte kommen können. Dabei war ich wirklich vorsichtig gewesen…

Thranduil war einen Tag in Dunharg und er beherrschte die Szenerie wie ein stationärer Tornado. Nicht, dass er laut brüllend und geifernd herumgerannt wäre, aber von ihm und seinen Armaethyr gingen so eine Art unsichtbare, statische Wellen aus, die alle nervös machten.

Mich inklusive.

Onkel Haldir exklusive, wenn ich es richtig beobachtet hatte. Aber ich war mir ohnehin nicht sicher, ob den Elite-Hauptmann des Goldenen Waldes überhaupt etwas wirklich aus der Ruhe bringen konnte.

Während die Armaethyr sich auf der Ebene neben den Galadhrim ansiedelten, Thranduils Zelt hier oben direkt neben dem meiner Onkel aufgestellt wurde und diese schwarzen Gestalten immer mal wieder aufkreuzten, um irgendwelche Meldungen zu machen, drückte ich mich zur Sicherheit am Dimholt herum. Keiner kam dort freiwillig hin und ich konnte sehr gut aus einiger Entfernung beobachten, wie ein Prominenter nach dem anderen sich bemüßigt fühlte, mal bei Thranduil vorbeizuschauen und wichtige Gespräche zu führen.

Eine Weile erhielt ich sogar Gesellschaft von Merry, der seit neuestem eine richtige Rüstung sein Eigen nannte und mit seinem Schwert beinahe verbissen übte. Er schlenderte zu mir herüber, warf einen unbehaglichen Blick auf den Eingang zum Zombie-Erlebnispfad und hockte sich dann neben mich auf einen Felsen. Orli wuselte zu unseren Füßen herum und sammelte irgendwelche Grassamen ein, die nur der Wind hergeweht haben konnte. Er hatte endlich seinen massiven Kater überwunden und traute sich wieder aus meiner Gürteltasche. Wenigstens hatte er sie nicht vollgekotzt.

„Frau Elbin", begann Merry nach einer Weile zögerlich. „Ist es üblich für Euer Volk, einen vierbeinigen Begleiter wie ihn zu haben?"

Ich sah auf ihn hinunter und wunderte mich über den Gegensatz zwischen seinem noch so jungen Gesicht und seinen großen, ernsten Augen. „Nein", seufzte ich. „Er hängt an mir wie ein schlechter Ruf. Eigentlich hatte ich gehofft, eines der Pferde würde ihn zertrampeln, aber sie sind zu stolz dazu."

Merry gluckste. „Ihr seid eine seltsame Elbin, Frau Luthaduial."

„Und Ihr ein seltsamer Hobbit, Herr Brandybuck."

„Nennt mich Merry."

„Dann nennt mich auch Lucy."

Gut, das war geklärt. Merry holte einen Apfel aus einer seiner Taschen und teilte ihn großzügig mit mir. Es schien, wir hatten gerade das Spätmahl oder wie auch immer ein Hobbit den erneuten Grund für eine Mahlzeit nannte. Orli, verfressen wie er war, enterte den Auenländer über dessen wirklich arg behaarte Füße und arbeitete sich bis zu dessen Oberschenkel vor. Dann machte dieses rückgratlose Geschöpf Männchen! Das wäre mir mit einem Falken oder Wolf als Begleiter wohl kaum passiert.

Mit einem Apfelschnitz zufrieden gestellt, zog er wieder ab und wir schwiegen weiter in stiller Eintracht. Irgendwann tippte ich den in Gedanken versunkenen Hobbit leicht an. „Ihr habt nicht zufällig noch eine Pfeife zu teilen, was?"

„Nein", war die trübsinnige Antwort. „Ich gab meine letzten Vorräte Pippin mit, als er mit Gandalf fliehen musste. Lucy, glaubt Ihr, dass sie Minas Tirith heil erreicht haben?"

„Ich denke schon."

„Und sind sie dort in Sicherheit?"

„Wenn wir ebenfalls schnell genug dort sind." Die dunkle, kühle Stimme ließ uns beide zusammenzucken. Vor uns stand Thranduils Armaethor mit der Narbe im Gesicht. Sein nicht zu deutender Blick schweifte über den Hobbit, mich und dann über Orli, der sich in meine Gürteltasche flüchtete. Hauptmann Ceredhel, wie Rumil mir verraten hatte, rangierte unmittelbar hinter dem König und seinem Sohn bei den Armaethyr. Die Narbe stammte angeblich von einer Spinne, der er mit bloßen Händen den Kopf abgerissen haben sollte. Das ‚angeblich' strich ich, dieser Elb hatte wahrscheinlich mit der einen Hand die Spinne und mit der anderen einen Warg getötet. „König Thranduil bittet Euch und Hauptmann Haldir um Eure Gesellschaft beim Abendessen, Herrin. Man sucht Euch bereits."

Und so kam es also, dass ich nach dieser freundlichen Einladung durch Hauptmann Ceredhel, der mich auch gleich irgendwie abführte, um nicht die Essenspläne seines Herrschers durcheinander zu bringen, an der Seite Haldirs Thranduils Zelt der Kategorie Camping de Luxe betreten musste.

Es war mit ein paar durchscheinenden Vorhangbahnen in zwei Teile getrennt. Der hintere diente wohl zum Schlafen, lag gerade im Dunkeln und ich hatte keinerlei Bestrebungen, diesen Bereich näher kennen zu lernen. Der vordere war auch nur eher spärlich möbliert. Es gab einen irgendwie zerbrechlich wirkenden Tisch und die obligatorischen Luxus-Klappstühle. Mittlerweile fragte ich mich sowieso nicht mehr, woher die Elben ihre Einrichtung nahmen. Einen Versorgungstross hatte ich jedenfalls bei Thranduil nicht bemerken können. Vielleicht hatten die Erstgeborenen so eine Art Wunderkoffer wie Mary Poppins, aus dem man alles Notwendige rausholen konnte.

Ich hatte nicht gedacht, dass dies hier ein gemütliches Beisammensein im kleinen Kreis sein sollte. Im winzigen Kreis, um genau zu sein, denn außer Haldir und mir waren nur Thranduil und sein Sohn anwesend. Selbst Ceredhel beschränkte sich darauf, vor dem Zelteingang stehen zu bleiben. Thranduil und Legolas hatten bereits am Tisch gesessen, als wir eintraten, erhoben sich aber nun.

Es tröstete mich nur wenig, dass mir Legolas fröhlich zublinzelte, da sein Vater nach einem kurzen Gruß in Haldirs Richtung seine Aufmerksamkeit auf meine unwichtige Person konzentrierte. Die Hände im Rücken verschränkt schlenderte er langsam auf mich zu. Sein Blick wanderte einmal von meinen Füßen bis zu meinem Scheitel, um zu meinem käseweißen Gesicht zurückzukehren.

„Eine der Galadhrim", meinte er dann über die Schulter zu seinem immer noch quietschfidelen Sohn. „Muss es denn ausgerechnet eine Galadhel sein, Legolas? Und dann noch aus Haldirs Blutlinie!"

„Wie bitte?" Empörung kann durchaus ein stärkeres Gefühl sein als Angst. Ich stemmte die Fäuste in die Hüften und machte einen Schritt auf ihn zu. Eine Geste, die man vermeiden sollte, wenn der Kontrahent doch einiges größer ist als man selbst. Aber soweit reichte mein Verstand gerade eben nicht. „Was soll das denn heißen? Wollt Ihr etwa meine Familie beleidigen?"

„Nur ruhig", war Haldir zu vernehmen. „Du kannst keine guten Manieren von einem Sinda erwarten, der in einer Höhle aufgewachsen ist."

Thranduils Blick bohrte sich in den meines Onkels, der ganz entspannt da stand. Die Gletscheraugen funkelten. „Und das von einem Elb, der es nie von seiner Astgabel heruntergeschafft hat. Du bist nicht besser als ein Eichhörnchen."

„Und du als eine Fledermaus. Bist du jetzt fertig mit den Schmeicheleien?"

Erst als Thranduil laut loslachte, dämmerte mir so langsam, dass die beiden sich nicht nur kannten, sondern auch noch fabelhaft verstanden. Ich war mitten in so ein bizarres Männer- und/oder Elbenritual hineingeraten, in dem man sich in aller Freundschaft aufs Gröbste beleidigte, um die Verbundenheit wieder aufzufrischen. Dabei hätte ich es mir denken können. So mies hätte sich Legolas nie verhalten, dass er mich nicht gegen seinen Vater verteidigt hätte. Vor allen Dingen hätte er nicht so dämlich gegrinst vor Vergnügen.

Thranduil beugte sich leicht vor und blinzelte mir tatsächlich zu. Auf einmal waren seine Augen gar nicht mehr so gletscherhaft, sondern sehr freundlich und voller Humor. „Ich bitte um Verzeihung, Luthaduial, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Haldirs Lieblingsnichte ein wenig an der Nase herumzuführen."

„Sie ist meine einzige Nichte", erinnerte ihn Haldir, löste nebenbei ein Rätsel um mögliche Schwestern meinerseits und machte es sich am Tisch gemütlich. „Lass sie zufrieden, Thranduil."

„Jaja", winkte der gutgelaunte König ab. „Aber so oft trifft man keine Elleth, die vom Blitz getroffen wurde und demnächst zur Familie gehört."

„Wovon…?" Ich litt unter Denkverlangsamung.

„Ignorier ihn", meinte Thranduilion mit bedenklicher Hast und nötigte mich an den Tisch.

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Das Abendessen endete mit einem Becher voller dunkelgoldenem Wein, der schon so stark roch, dass sich mein Promillepegel vom Einatmen erhöhte. Die drei anderen Anwesenden hatten weniger Schwierigkeiten damit.

Entspannt lümmelten sie sich in ihren Klappstühlen und schwadronierten über die gute alte Zeit. Legolas, dessen Lebensalter mir zunehmend Rätsel aufgab, besaß die höchst eigentümliche Gabe, den Überlebenskampf in Düsterwald so zu schildern, dass man sich kaum ein Lachen verkneifen konnte. Sein Vater und mein Onkel hingegen tauschten gemeinsame Erinnerungen an Dagorlad aus. Ich hatte nicht gewusst, dass Haldir in diesem Grauen dabei gewesen war, bei dem Thranduils Vater sein Leben gelassen hatte. Aber irgendetwas war offenbar passiert, dass sich der Tawarwaith und der Galadhel dort nahe genug für diese rustikale Freundschaft gekommen waren. Legolas Antwort auf die Frage, wo er zu der Zeit gewesen war, beschränkte sich auf ein ‚nicht meine Zeit'. Das konnte bei einem Elb wahrscheinlich alles Mögliche bedeuten.

Die schöne Stimmung endete nach einer längeren Gesprächspause, als Thranduil noch einen tiefen Schluck aus seinem Becher nahm und dann leicht den Kopf schüttelte. „Ich bin nicht glücklich damit, dass wir hier sind. Unsere Reiche haben schwere Angriffe auszuhalten. Jeder Krieger fehlt nun innerhalb meiner eigenen Grenzen."

„Ohne unsere Unterstützung werden die Sterblichen nicht siegen", sagte Haldir ruhig, wenn auch ebenso wenig begeistert. „Die Übermacht ist zu groß."

Ich hätte mich ja zu gerne auf dieses Gespräch konzentriert. Es war immerhin ein Genuss für Auge und Ohr, wenn sich zwei solche Elben wie Haldir und Thranduil über das Schicksal Mittelerdes unterhielten, aber Legolas sabotierte mich. Ich saß neben ihm und bislang war das auch bestenfalls nett gewesen, aber nun lehnte sich Thranduilion ganz gemütlich in seinem Stuhl zurück und legte den linken Arm zur Seite auf die Rückenlehne wiederum meines Stuhls. Wir saßen hier nicht an einer riesigen Tafel sondern einer Art Camping-Tisch. Grundsätzlich war also gar nichts Verwerfliches an dieser Geste, weil die Platzverhältnisse etwas beengt waren.

Was meine Konzentration allerdings erheblich störte, war, dass er mit dem Daumen kleine Kreise auf meinem Rückgrat malte. Als er anfing, konnte ich mich gerade noch beherrschen, laut zu quietschen und aufzuspringen. Selbst jetzt saß ich etwas verkrampft da und tastete mit einem Fuß unter dem Tisch herum, um diesem verdammten Elb ordentlich auf die Zehen zu treten.

„Valerion wird Düsterwald halten können", überlegte Thranduil. „Aber die Verluste wären mit den Armaethyr geringer. - Lucy?"

„Ja?" flötete ich und bereitete den ultimativen Gegenschlag gegen Legolas weiter vor.

„Tut es bitte nicht. Das ist gerade mein Fuß, nicht der meines Sohnes." Er lächelte mich freundlich an, während er seinem Sohn ein übrig gebliebenes Stück Brot gegen den Kopf warf. „Halt deine Finger bei dir, Ionnîn! Das arme Kind bricht sonst deinem Vater den Fuß."

„Ich hoffe wirklich, die Abteilung aus Bruchtal trifft ebenfalls noch rechtzeitig ein", sagte Haldir, von plötzlicher Blind- und Taubheit geschlagen, was meine Lage anging. „Und auch mit ihnen bin ich mir nicht sicher, ob wir gegen die Heere vor Minas Tirith siegreich sein können."

„Es hängt davon ab, wie viele Männer die Sterblichen vorweisen können." Thranduil erhob sich. „Wie wäre es mit einem Rundgang durch das Heerlager, mein Freund? Dann können wir gleich ihre Zahl schätzen."

Ich wollte aufspringen, aber Legolas' Arm auf meinen Schultern verhinderte das.

„Wir bleiben hier", verkündete er mit einem falschen Lächeln. „Wir würden ohnehin nur zwei alte Krieger stören, die über Strategie sprechen."

Mein Onkel, der eigentlich die moralischen Werte der Familie verteidigen und nicht dem Feind ausliefern sollte, runzelte zweifelnd die Stirn, bevor Thranduil ihn energisch aus dem Zelt heraus schob. Natürlich war ich fest entschlossen, sofort diese vier Zeltbahnen zu verlassen, aber ich kam nicht einmal mehr dazu, meinen entsprechenden Abgang vorzubereiten. Aus irgendeinem Grund war Legolas offenbar zu der Auffassung gekommen, dass in düsteren Zeiten, wo jeder Tag der letzte sein konnte, lange Verzögerungen nicht hinnehmbar seien.

Der Elb war mit Lichtgeschwindigkeit auf den Beinen, packte mich an den Schultern, um mich ebenfalls hochzuziehen und küsste mich, bis mir schwindelig wurde. Das erklärte auch, warum ich nicht wirklich bemerkte, dass dieser blaublütige Lustmolch mich durch die Vorhangbahnen in die Kemenate seines Vaters und auf das Feldbett drängte. Irgendwann fiel es mir natürlich auf, aber da versuchte ich bereits simultan, endlich wieder Luft zu bekommen, mich nicht unter seinen Berührungen zu winden wie ein Aal und außerdem die verdammten Verschlüsse seiner Tunika endlich aufzukriegen. Dann würde sie nämlich genau da landen, wo meine sich bereits befand – auf dem Boden.

„Eru", murmelte mein Elb und schob seine feingliedrige Hand zielsicher unter Eowyns Seidenhemd, das zum Glück recht locker saß.

Ich hatte mich wirklich nicht geirrt. Seine Hand war nicht so weich wie die eines Gelehrten, sondern mit Schwielen, dort wo er den Bogen hielt. Es erzeugte ein Kribbeln auf meiner empfindlichen Haut und ich zog den Elb näher zu mir heran. Seine Tunika hatte ich wenigstens öffnen können und meine Fingerspitzen strichen mit purem Vergnügen über seine samtige, kühle Haut, unter der sich die Muskeln deutlich abzeichneten.

Außerdem küsste mich mein Elb wieder und das konnte er nun wirklich! Auch wenn ich kurzfristig Zweifel hatte, ob das eigentlich geschehen konnte. Es war nur schwer zu glauben, dass alleine durch eine Berührung solche Empfindungen ausgelöst werden konnte.

Und absolute zeitliche Desorientierung!

„Ceredhel, mein Lieber!" brüllte Thranduil irgendwo in weiter Ferne. „Ist das nicht eine herrliche Nacht?"

„Gewiss!" schrie sein Hauptmann zurück. „Auch wenn sie schon weit fortgeschritten ist! Und wie gefällt sie Euch, Hauptmann Haldir?"

„Sehr nett", donnerte mein Onkel zurück. „Ich nehme an, Luthaduial ist bereits schlafen gegangen."

„Sollte sie jedenfalls und zwar in ihrem eigenen Zelt", ergänzte Thranduil immer noch in peinigender Lautstärke. Man musste den dreien lassen, dass sie uns wenigstens vorwarnten. Absichtlich, denn kein Elb schreit in dieser Weise herum.

„Oh verdammt!" fluchte Legolas, ohne wirklich den Mund von meinen Lippen zu lösen. „Sie geben uns noch ungefähr eine Minute, schätze ich."

„Das reicht zur Flucht", seufzte ich und wand mich ungern, aber schnell unter meinem Elb weg.

Ich kicherte unkontrolliert, während wir wie wild unsere Kleidung sortierten, ich Orli noch vom Tisch hinter dem Vorhang holte, wo er einen Becher umgestoßen hatte und wieder im Delirium in der Weinpfütze lag, nachdem er sich aus der Gürteltasche befreit hatte, die Legolas zusammen mit dem anderen Teil meiner Oberbekleidung vor scheinbar einer halben Ewigkeit im Raum verstreut hatte. Dann wollte ich vorne durch den Haupteingang, aber Legolas hielt mich am Arm fest und drängte mich zurück in den Schlafraum. Er schüttelte leicht den Kopf.

„So kannst du vorne nicht raus, Lirimaer und ich auch nicht", grinste er und strich bedeutsam über meine erneut aufgelöste Frisur. „Du siehst aus wie eine Elbin, die gerade heiß geküsst wurde."

Einen Moment lehnte ich mich an ihn. „Und du fühlst dich an wie ein Elb, der dafür verantwortlich ist."

„Wir sollten ihre Großmütigkeit nicht zu sehr ausnutzen." Legolas zückte kurzerhand das schöne Messer, das er jetzt wieder an seinem Gürtel trug und schlitzte weiter im Schatten ein Stück der Zeltwand auf. „Da raus."

„Dein Vater wird es merken."

„Mein Vater weiß sowieso, was wir hier gemacht haben, aber so eine beschädigte Zeltwand kann man besser ignorieren als zwei aufgelöste Elben."

Er schob mich sanft aber bestimmt in die kühle Nacht heraus. Gerade rechtzeitig, wenn ich die Geräusche von der anderen Seite des Zeltes richtig deutete. Mit etwas Sicherheitsabstand und im Schatten zweier anderer Zelte küsste Meister Elb mir nochmals das Gehirn zu Brei und die Beine zu Pudding, bevor er sich mit einer formvollendeten Verneigung von mir verabschiedete.

Ich glitt auf einer Wolke von Schmetterlingen zurück zu meinem Zelt, das ich mit Eowyn teilte, die vermutlich noch gar nicht in ihrem Bett lag.

Und wurde kurz davor von Haldir abgefangen.

„Luthaduial", sagte er nachdenklich und musterte mich lange schweigend. Ich wünschte nur, das Mondlicht war so schmeichelhaft zu mir wie gerade zu ihm, denn ein Haldir im silbrigen Licht Ithils war ein Anblick, der alleine schon den Blitzschlag wert war. „Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet."

Wusste ich nicht wirklich, nickte aber trotzdem.

„Die Linie Orophers bringt ganz eigene Eldar hervor", ergänzte er und lächelte etwas schief. „Nicht einfach in ihrem Wesen. Sehr herrisch."

„Scheint so", murmelte ich etwas holprig. Bei Rumil war auch noch von Humor die Rede gewesen. „Aber er ist etwas Besonderes."

„Das ist er wohl", nickte mein Onkel und seufzte. „Und ich habe keine Ahnung, wie ich Orophin das erklären soll."

Ich hatte noch nicht einmal eine genaue Ahnung, was er ihm erklären sollte, entschloss mich aber, meinen wirklich heißgeliebten Onkel aufzumuntern. Also umarmte ich ihn herzhaft und die Lucy in mir drückte ihm noch einen ebenso herzhaften, unelbischen Nichten-Kuss auf die Wange, bevor ich in mein Zelt schlenderte.

Natürlich war Eowyn nicht da. Wenn ich die Zeichen der letzten Tage richtig deutete, war die Schildmaid Rohans gerade dabei, sich für immer vom Ehrentitel ‚Jungfer' zu verabschieden. Die Nähe der Schlacht vor Minas Tirith beschleunigte solche unschicklichen Taten ohne Trauschein. Ich konnte nur hoffen, dass Eomer davon keinen Wind bekam, bevor Boromir alles offiziell machen konnte. Der Rohirrim schien mir weniger verständnisvoll als die ganze Elbentruppe von heute Abend. Musste an der mangelnden Lebenserfahrung des Goldjungen und totaler Fehleinschätzung weiblicher Bedürfnisse liegen. Da ist man nicht so abgeklärt.

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Es dauerte fast bis zu unserer Ankunft in Minas Tirith, bis ich die Worte Haldirs in dieser Nacht wirklich verstand. Zuvor war ich auch ausreichend abgelenkt, denn am Morgen nach der Flucht aus Thranduils Zelt trafen die Bruchtal-Elben ein. Schwarz-Rot gekleidet und wenn man ein misstrauischer Elb gewesen wäre, hätte man tatsächlich meinen können, dass sich die drei wichtigsten Elbenreiche in der Farbe aufeinander abgestimmt hatten.

Aber ich dachte nicht wirklich darüber nach, sondern erfreute mich lieber daran, Elronds Söhne kennen zu lernen. Großartige Elben, traumhaft gut aussehend im Doppelpack und alles andere als die Klassenclowns. Lange hatte ich leider nichts von den beiden, denn Elrohir schloss sich Aragorn an, als dieser sich mit dem weisen Ratschlag Elronds versehen und nicht sonderlich begeistert aufmachte, über die Pfade der Toten Verstärkung heranzuschaffen. Narsil hatte er übrigens auch an Aragorn ausgehändigt. Soviel zum Thema Adler-Post.

Dabei war es nicht einmal Aragorn, dem ich mit fast überfluteten Augen nachsah, sondern Legolas, der mit ihm auf diese Reise ging. Ich haderte mal wieder mit den Mächten, die mit Blitzen und parallelen Existenzen herumspielten. Da hatten sie nun so viel geändert, warum nicht auch seine Teilnahme an dieser Reise? Warum konnte er nicht bei mir bleiben? Sobald jemand eine Antwort gefunden hat, bitte ich um sofortige Benachrichtigung. Der nächste Blitz kommt bestimmt.

Bei Eowyn konnte ich mich auch nicht ausheulen, die stand selber wie ein Häufchen Elend neben mir und winkte Boromir nach. Der drehte sich so häufig um, dass es schließlich sogar Eomer auffiel. Man konnte förmlich hören, wie seine Gehirnwindungen knarrten und mit einem Knacken in die richtige Position fielen. Dann führte er seine Schwester ab, um ihr wohl die Leviten zu lesen.

Wenn ich seinen Gesichtsausdruck wenig später richtig deutete, war er nicht sehr erfolgreich gewesen. Ganz im Gegenteil, er wirkte etwas zerzaust und auf seiner linken Wange malten sich noch die Umrisse einer zarten Frauenhand ab. Eowyn sah ich eine ganze Weile nicht wieder, auch wenn mir unter den Soldaten doch einer ganz besonders ins Auge fiel. Das war der, der Merry zu sich aufs Pferd nahm, als wir schließlich aufbrachen.

Es war ein schneller Ritt, jedoch umsichtig geplant, was die Ruhezeiten für Pferde und Reiter anging. Theoden ließ nicht zu, dass seine Streitmacht am Ende ihrer Kräfte auf dem Pelennor ankam.

Es war bei unserer letzten Rast, als ich endlich begriff, was es hieß, sich im Dunstkreis königlicher Waldelben zu bewegen. Ich stand eigentlich recht harmlos herum, als ein Dutzend Armaethyr unter Ceredhels Führung von ihrer Position in der Mitte des Heeres zu uns Galadhrim am Ende der Truppen geritten kam. Das war eher ungewöhnlich, denn die Schlachtlinie war bereits festgelegt und wir würden nicht viel Zeit haben, unsere Plätze einzunehmen, wenn wir den Pelennor erreichten.

Ceredhel war der einzige, der vom Pferd stieg, mit langen Schritten zu Haldir und Rumil stiefelte und sie grüßte. „Legolas Thranduilion schickte mich, Luthaduial in die Reihen der Armaethyr zu holen."

„Was?" schnappte ich und mein Unterkiefer klappte unelbisch herunter.

„Das dachte ich mir", meinte Haldir sehr viel weniger verblüfft. „Ihr befindet Euch bald in der Angriffsspitze. Meint Legolas wirklich, da ist sie sicherer?"

Ich stand noch immer da wie ein Kriegerdenkmal – nicht wirklich in der Lage, meinen lieben Onkel auf die kleine Unlogik seiner Bemerkung hinzuweisen, wo er mich selber doch auch schon in die erste Reihe gestellt hatte - als Ceredhel mit einem leichten Achselzucken seine Aufmerksamkeit von Haldir auf mich verlegte. „Herrin, die Armaethyr erachten es als eine besondere Ehre, mit ihrem Leben das Eure schützen zu dürfen."

„Danke!" fauchte ich. „Aber wie kommt Ihr darauf, dass ich Euch folge?"

Seltsamerweise lächelte der ansonsten bierernste Waldelb beinahe heiter. „Legolas bittet mich, Euch mitzuteilen, dass es sein ausdrücklicher Wunsch ist und Ihr wüsstet dann schon."

„Oh!" jaulte ich empört und konnte mich gerade noch beherrschen, mit dem Fuß aufzustampfen. „Ich kann nicht glauben, dass er das wirklich gemacht hat. Es war nur ein Wettstreit beim Bogenschießen! Das wird er mir büßen."

Und so kam es, dass ich eingekeilt zwischen hunderten schwarzgewandeten, zu allem entschlossenen Waldelben genau in der Mitte der langen, dichten Angriffsreihe der Truppen aus Rohirrim und Elben stand, als wir uns am Rande des Pelennor aufbauten, um zu retten, was noch zu retten war.

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So lang reicht auch elbische Unsterblichkeit nicht, um jemals zu vergessen, was an diesem Tag auf dem Pelennor geschah.

Minas Tirith, diese wunderschöne weiße Klippenstadt, war nur noch ein schwerverwundeter Koloss, der unter dem Beschuss der riesigen Katapulte aus den Reihen der dunklen Armee zu zerbrechen drohte. Dichte Rauchwolken hingen über den Teilen der Stadt, die bereits in Flammen aufgegangen waren und über allem kreisten schreckliche Flügelwesen, die unter den Verteidigern leichte Beute hatten.

Der Pelennor selber, der nach meiner Erinnerung an das Buch eine weite Ebene voller Felder und kleinerer Gehöfte war, verschwand unter dem schwarzen Mantel der gewaltigen Orkarmee, die Sauron in Bewegung gesetzt hatte. Die Reihen der Orks waren erstaunlich geordnet und ich kann nicht sagen, dass mich das erfreute.

Ich hatte gedacht, Helms Klamm war pures Grauen gewesen, doch dort war ich immerhin in der scheinbaren Sicherheit des Klammwalls gewesen. Dort gab es einen Platz, den man verteidigen konnte. Hier hingegen befanden wir uns auf offenem Feld.

Theoden wartete nicht lange. Kaum hatten sich die Reihen geschlossen, gab er das Signal zum Angriff. Ich fing noch einen kurzen Blick von Thranduil auf, dann geriet die Masse der Armaethyr in Bewegung und ich mit ihr. Wenigstens stand ich diesmal nicht in der ersten Reihe, sondern befand mich so ziemlich im Zentrum der schwarzgerüsteten Elbenkrieger. Das Dutzend, mit dem Ceredhel mich eskortiert hatte, war auch weiterhin um mich herum.

Mit ohrenbetäubendem Geschrei und gezücktem Schwert – allerdings nur, weil alle ihre Waffen gezogen hatten und ich mir zumindest eine geringe Chance ausrechnete, einen nicht ganz so geschickten Ork abzustechen – stürmte ich also hinein ins Schlachtgetümmel. Auch aus purer Angst kann Blutrausch entstehen. Wenn es nur noch darum geht, alles zu töten, was nicht vertraut ist, verliert sich der Schrecken irgendwann und mit ihm auch die Realität.

Das ist an und für sich nicht schlecht, hat nur einen Haken: die Wirkung reicht nicht ewig. Eigentlich reichte sie nicht einmal bis zum Ende der Schlacht. Das war dann auch der Grund, warum ich just in dem Moment wieder klar denken konnte, als am Horizont eine Herde Mûmakil auftauchte.

Damit nicht genug, musste ich auch noch feststellen, dass ich keineswegs mehr in der Mitte der Armaethyr sicher aufgehoben war. Alles hatte sich vermischt, hier und da waren die Elbenkrieger auf dem ganzen Schlachtfeld zu erkennen. Bei mir befanden sich nur Ceredhel und noch zwei weitere seiner Krieger. Ich wollte gar nicht wissen, was mit dem Rest meiner Leibwache passiert war. Ich hatte auch gar keine Zeit, lange darüber nachzudenken.

Elefanten sind groß, Mûmakil sind noch einige Nummern größer, haben mehr Stoßzähne und außerdem fiese Ketten mit noch fieseren Klingen daran. Und da diese Monster auch noch die Angewohnheit hatten, dauernd mit dem Kopf zu schlackern, was ich auf einen heftigen Befall von gigantischen Ohrmilben zurückführte, und dabei diese Ketten wie die Klingen des Todes aus einem Italo-Sandalen-Gladiatoren-Wagenrennenfilm über den Boden zu bewegen, wurden die nächsten Minuten zu einer wirklich anstrengenden Angelegenheit.

Während ich in leichter Panik zwischen diesen Viechern herumritt, bemerkte ich am benachbarten Mûmak Eowyns etwas seltsamen Stunt, mit dem sie diesem Riesenvieh die Sehnen durchtrennte. Das musste daran liegen, dass besagte Sehnen entgegen jeder Logik doch recht dicht unter der dicken, runzeligen Haut der Monster verliefen, denn ansonsten hätte sie bis zum nächsten Morgen mit ihrem Schwert da rumsäbeln können, ohne dass sie etwas bewirkt hätte. Aber das Ergebnis zählte schließlich und das war doch fulminant.

Ganz besonders fulminant!

Ich hätte sie nie aufstacheln sollen, mit in die Schlacht zu reiten!

Dank Eowyns beherztem Eingreifen, in dessen Folge ein Mûmak wild herumstolperte und Unordnung in die Reihen brachte, verlor ich die letzten meiner Leibwächter im Getümmel der durchgehenden Mûmakil und schließlich auch noch mein Pferd. Es endete damit, dass ich reichlich alleine in einem Pulk Orks landete, die im ersten Moment kaum weniger verblüfft waren als ich. Bevor sie sich allerdings fassen konnten und ich auch noch mein Schwert wiederfand, das mit mir durch die Luft geflogen war, wurde ich am Kragen gepackt und auf ein Pferd gehievt.

Mein Retter trug schwarz, hatte lange, goldblonde Haare und wie sich bei seinem aufmunternden Blick über die Schulter herausstellte, leuchteten wirklich atemberaubende Gletscheraugen in seinem perfekten Gesicht, dem noch nicht einmal die dunklen Spritzer Orkblut etwas anhaben konnten.

„So war das nicht gedacht", kommentierte Thranduil meinen unfreiwilligen Alleingang. „Ab sofort bleibt Ihr bei mir."

Ich hatte auch wirklich nicht vorgehabt, bei der nächsten Orkrotte abzusteigen.

Thranduil jagte durch die Reihen, schlachtete rechts und links die Feinde ab und hätte wohl noch eine Weile so weiter gemacht, wenn uns nicht besagte Feinde in Form eines Wargreiters von links unter Missachtung einfachster Vorfahrtsregeln über den Haufen gerannt hätten. Wir flogen beide im hohen Bogen aus dem Sattel, landeten unsanft und ich sah leicht verschwommen, wie der Warg über Legolas' Erzeuger drüber trampelte.

Ein Mensch hätte es sicher nicht überlebt, aber auch ein Elb steckte das nicht so einfach weg. Zusammengekrümmt blieb er liegen, das Schwert nutzlos neben sich, während sich seine Arme um seinen Körper krampften. Ich kroch und stolperte zu ihm herüber, schrie dabei seinen Namen und bemerkte mit Grausen, dass ich genau das lieber hätte bleiben lassen sollen. Einige Orks drehten sich zu uns um. Düsterwalds König musste für sie in dieser Schlacht, die nicht mehr so verlief wie gedacht, sicher ein gefundenes Opfer sein.

Was macht man also, wenn der gar nicht so unsympathische Vater des einen besonderen Elben, den man sehr viel mehr in sein Herz geschlossen hat, als anfangs beabsichtigt, kurz vor dem Tod steht? Genau, man wächst über sich hinaus.

Ich packte sein Schwert, kämpfte mich auf die Füße und war entschlossen, jeden abzustechen, der sich ihm näherte. Nebenbei schrie ich hysterisch nach Ceredhel und den Armaethyr und hoffte, dass Thranduils Leben wirklich nicht nur an mir und meinen kämpferischen Fähigkeiten hing.

Da die Orks nicht wissen konnten, dass ich wohl nicht wirklich ein ernstzunehmender Gegner sein würde, hielten sie sich sogar noch etwas fern von der Spitze des Schwerts, dessen blutbedeckte Klinge leider nicht mein Verdienst gewesen war. Ich schrie also weiter nach Hilfe und gab gleichzeitig wüste Drohungen von mir, was wohl dazu führte, dass ein seltsames Kauderwelsch von elbischen Hilferufen und in Westron gebrüllten Flüchen aus meinem Mund kam. Dabei beobachtete ich nicht nur die hässlichen Fratzen dieser Kreaturen, sondern versuchte über ihre Köpfe hinweg auch noch mögliche Hilfstruppen zu erspähen.

Zu meinem Leidwesen hatte es uns an eine Stelle verschlagen, an der nicht gerade viele Elben oder meinetwegen auch Menschen sich aufhielten. Ich konnte zwar Ceredhel entdecken, aber den hatte es so weit abgetrieben, dass Thranduil und ich schon längst tot sein würden, bis er uns endlich erreichte, was er allerdings wie ein Verrückter trotzdem versuchte.

Bevor meine Verzweiflung ihren Höhepunkt erreichen konnte, nahte Hilfe in einer Form, die ich nun wirklich nicht erwarten konnte. Wie aus dem Nichts kam in rasender Geschwindigkeit ein Elb auf uns zu. Und was für ein Elb: größer als alle, die mir bislang begegnet waren, in einer prächtigen Rüstung und mit einem wilden, roten Bart. Er rauschte durch die Reihen der Kämpfenden, brüllte dabei laut und offensichtlich vor Vergnügen und hatte es eindeutig auf meine Stellung abgesehen.

„Lucy!" rief er mit donnernder Stimme schon von weitem. „Durchhalten!"

Keine Ahnung, woher er mich kannte, aber ich war dankbar. Etwas wankte meine Erleichterung, als ich feststellte, dass der Kerl nicht einmal bewaffnet war. Das legte sich bei weiterer Beobachtung. Er brauchte auch eindeutig keine Waffen, seine Hände genügten. Zerquetschte, verdrehte Orks flogen rechts und links seines Weges durch die Luft, andere ergriffen voller Panik die Flucht.

Meine Belagerer bemerkten ihn erst, als er sich mitten unter sie stürzte und sie in schreiende Zappelpuppen verwandelte. Schließlich hatte er die Schneise bis zu mir vorgetrieben und blieb stehen. Seine blauen Augen blitzten und breit grinsend versetzte er mir mit der Faust einen Schlag gegen die Schulter.

„Das gefällt mir!" verkündete er mit Donnerstimme und zwinkerte mir zu.

Mir wohl auch, abgesehen von den Schmerzen in der Schulter, die Hoffnung auf einen riesigen Bluterguss machten. Gebrochen war wohl nichts, es hatte nicht geknackt. Ich war lediglich einige Schritte rückwärts gestolpert, über den armen Thranduil gefallen und auf dem Hosenboden gelandet.

„Hallo", sagte ich in etwas schlichter Rhetorik. „Kennen wir uns?"

„Irgendwie schon", lachte er lauthals und brach einigen vorwitzigen Orks das Genick. „Du hast etwas gut bei uns…die Sache mit dem Blitz."

„Ah."

„Ich bin Tulkas."

„Nein", antwortete ich und schüttelte energisch den Kopf. „Sicher nicht."

„Sicher doch."

So, wie er sich hier in diesem Massaker amüsierte, konnte er wirklich nur ein Vala sein, aber die Zweifel mögen mir nachgesehen werden. „Das ist nicht vorgesehen."

Tulkas packte einen Ork und schwenkte ihn herum, um mit dem kreischenden Geschöpf andere dieser Art gleich mit umzuhauen. Um uns bildete sich langsam eine freie Zone. „Woher will eine kleine Elleth wissen, was vorgesehen ist?"

Gut, das Argument war kaum zu schlagen. Ich rappelte mich wieder etwas auf, nachdem der Ork dank Zentrifugal-Kraft über den Pelennor raste. „Bringst du mich wieder zurück?"

Tulkas' gute Laune trübte sich ein wenig. „Geht nicht. Aber so schlecht hast du es hier gar nicht getroffen. Dein Elb ist ein großartiger Bursche. So einen würdest du in deiner Melodie nicht finden. Sein Vater ist auch prächtig. Pass noch gut auf ihn auf."

Ich sah unwillkürlich zu dem verkrümmten Thranduil, der leider nichts mitbekam. Die einzigen Zeugen waren die Orks gewesen, die jetzt tot über das Schlachtfeld verstreut waren. Dafür saß mein Ratterich auf Thranduils Schulter und fiepste zu Tulkas hoch, der sich neben uns hockte und Orli einen Fingerstubs gab, der die Ratte zwei Meter weiter katapultierte. „Und du sauf nicht soviel, Orondo. Dafür hat Manwe dich nicht hergeschickt."

Träumender Fels', wenn ich es halbwegs richtig übersetzte, oder auch kurz Orli von mir genannt, nieste empört. Mehr konnte ich nicht verstehen, aber Tulkas schien ganz zufrieden mit der Auskunft zu sein. Ich hingegen trug mich mit dem Gedanken, mich umgehend in Thranduils Schwert zu stürzen, bevor noch mehr Valar oder als Ratten verkleidete Maiar auftauchten. Das wurde mir langsam wirklich zu viel.

„Ab jetzt kommst du auch alleine zurecht", verkündete Tulkas und wandte sich zum Gehen. „Ich freue mich auf den Tag unseres Wiedersehens in Valinor und bis es soweit ist, genieße hier dein Leben."

Und weg war der Vala, der wirklich kein Pferd brauchte, so schnell wie er rennen konnte. Ich hatte wenig Gelegenheit, mich über ihn zu wundern oder mich zu fragen, was ich jetzt mit Thranduil anstellen sollte. Die Armee der Toten rückte ein und Eowyn hatte auch schon erfolgreich den Hexenkönig abgeschlachtet, der sich in chauvinistischer Überheblichkeit einfach nicht hatte vorstellen können, dass ihm mitten auf dem Schlachtfeld eine Frau begegnen würde.

Es dauerte zwar noch eine Weile, bis wir die Schlacht gewonnen hatten, aber Ceredhel und der neuformierte Trupp der Armaethyr eilten zum Schutz des erheblich angeschlagenen Elbenkönigs heran und bald darauf tauchte auch Legolas mit Gimli im Schlepptau auf.

Ich herzte den überraschten Zwerg, den überhaupt nicht überraschten Waldelben-Prinzen, der mir unter dem vergnügten Gejohle der Umstehenden einen schamlosen Kuss gab und ließ die Kriegertruppe machen, was sie für das Beste hielt. Mir hatte es gereicht.

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AUF ZUM LETZTEN KAPITEL, in dem Frodo Sauron begegnet, feststellt, dass dieser eigentlich ein netter Kerl ist, nur ein bisschen kurzsichtig, die beiden heiraten und die Weltherrschaft an sich reißen…äh, oder so ähnlich.

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Kass2: Hi, 7 Kaps auf einmal? Dann ist es aber richtig spät geworden. Also denne, noch viel Spaß mit dem hier, wünsch ich dir.

Vypox: Mein verehrter Kampfzwerg, meine Freude über deine Reviews hab ich schon an anderer Stelle kundgetan, auch wenn ich es hier gerne nochmals wiederholen will: Dank dir, Meister Zwerg.

Kaya Unazuki: Uih, Kaya, dass tut mir jetzt leid. Bist du wieder einigermaßen heile? Hast du einen vernünftigen Heiler gerufen? Am besten natürlich einen aus Bruchtal, die sind sanfter als manch andere. Aber heute bin ich dafür ganz pünktlich.

Telepmauriel Dann bin ich aber erleichtert, wenn du nicht meckern kannst. Wollte schon in Deckung gehen und die Ohren einziehen. Wollte ich eigentlich sowieso, als ich die MarySue gepostet habe – seufz – ist sonst nicht so meine Spielwiese.

LadyCel: Hey, schön dich kennenzulernen. Nein, du hast Recht: die Charaktere sind nicht so wie in den anderen Storys. Die Heiler wollte ich da raus halten. Deswegen fehlt auch Elrond und wird auch weiter fehlen, zumindest hat er keinen Text und seine Söhne sind ein bisschen gereifter, wobei sie auch nicht gerade Text bekommen haben.

Annchen: Die Idee mit dem gelöschten Auge ist klasse. Muss ich mir mal merken. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen – zischel – Ende von Sauron. Das Kompliment für Legolas freut mich. Der Kerl ist ein ganzer Elb! Genau!

Was macht man auf einer Con? Rumlaufen, gucken, Leute treffen, mit Leuten reden, die man gar nicht kennt, aber sich mit ihnen prächtig amüsiert. Die Darsteller mal erleben und ganz neue Seiten an ihnen entdecken. Met trinken und fürchterlich einen im Schuh haben danach…ich wohn ja auch nicht in Fulda, das tun die wenigsten – wenn man nach den Gesichtsausdrücken der Bewohner da schließen kann –kicher-. Da hilft nur ein Hotel, in das man nachts zurückkriecht.

Natschi: Ich dachte mir halt, dass die Sterblichen doch ein wenig Unterstützung brauchen können. Außerdem mag ich haufenweise Elben, also mussten die armen Burschen eben auftauchen –smile-

Für das Regelmäßig gebe ich mir Mühe. Letzte Woche war eine Ausnahme.

feanen: Jaaaa, bitte! Interessiert mich wahnsinnig. Ich fand schon die Bilder von Island toll. Du willst also auswandern? Aber nicht sofort denke ich. Lassen die dich überhaupt rein?

Dein Wunsch ist mir Befehl, Thranduil spielt König und das Zusammentreffen mit Lucy verläuft doch wohl so wie erwartet, oder?