Disclaimer: Alles gehört Tolkien bzw. seinen Erben. Ich leihe es mir für nonkommerzielle Zwecke lediglich aus, um es auf Verlangen sofort wieder herauszugeben.
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A/N: WARNUNG! Dieses Kapitel sollten alle Personen mit einer nachgewiesenen Zuckerunverträglichkeit dringend meiden! Es wird süß! Und es ist das letzte seiner Art.
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Meinen Dank an alle, die es gelesen haben und hoffentlich Spaß hatten, an alle Reviewer, die mit ihrem Feedback für große Motivation bei mir sorgen und überhaupt. Ihr seid toll, Leute!
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10. Kapitel: Von einem leidenden Thranduil und einem musikalischen Boromir
Oder: Beabsichtigst du noch viele andere Storys zu schreiben, die sich um deinen OFC drehen?
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‚Nette Elleth', verkündete Tulkas zum wiederholten Male und schlug sich auf die Schenkel. ‚Ich werde ein Auge auf sie haben, damit es ihr gut geht.'
‚Wie schön', lächelte Varda. ‚Es wird bestimmt ein frohes Wiedersehen, wenn sie eines Tages hierher kommt.'
Manwe tauschte einen langen Blick mit Mandos, der noch ein wenig angestrengt wirkte. Wenn die Gerüchte stimmten, lag eine sehr lange Aussprache mit Vaire hinter ihm, die sich um die Veränderungen in den Webfäden der Lebensbilder gedreht hatte.
‚Noch fehlen einige Details' erinnerte Manwe die Valar in seiner Halle. ‚Es ist noch nicht vollendet.'
‚Aber fast', sagte Varda und lehnte sich an ihn.
Manwe unterdrückte einen Seufzer. Sie hatte eine Vorliebe für romantische Enden und sie erwartete jetzt auch eines.
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Erst vom Balkon der Zitadelle aus ließ sich das ganze Ausmaß der Schlacht auf dem Pelennor erfassen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass dies jemals grüne Felder gewesen sein sollten oder auch wieder sein würden. Die Gondorianer bemühten sich zwar, die Spuren der Schlacht zu tilgen, aber die Scheiterhaufen mit den Kadavern würden noch eine ganze Weile brennen. Bis jetzt hatte auch noch niemand eine Lösung gefunden, wie man die toten Mûmakil entsorgen sollte.
Wenn der Wind ungünstig stand, wehte er den Gestank herauf bis in die Zitadelle. Heute hatte ich Glück und die Luft roch nach Hoffnung, um es mal so auszudrücken. Nicht mehr lange und Mittelerde würde die Geißel Sauron los sein. Vorausgesetzt, wenigstens daran hielt man sich hier. Es gab ein paar Abweichungen, die mir doch zusetzten und ein paar durchaus bekannte Geschehnisse, die mir sogar noch mehr zusetzten.
Zu letzteren gehörte, dass mein Prinz schon wieder unterwegs war und diesmal bis auf die Eingangsschwelle von Mordor. Ich war nicht wirklich begeistert gewesen, als er so kurz nach unserem Einzug in den weißen Trümmerhaufen, der einmal eine bemerkenswert schöne Stadt gewesen sein musste, auch schon wieder im Sattel saß, um Aragorn zu diesem netten, kleinen Ablenkungsmanöver zu begleiten. Und meine komplette Verwandtschaft gehörte auch noch dazu. Ich war verlassen und allein. Schrecklich, vielleicht sollte ich heulen.
„Es ist noch zu früh", grollte es hinter mir aus einem bequemen Korbsessel. „Sie können noch nicht zurück sein."
Widerstrebend löste ich meinen Blick aus der Ferne, mit dem ich sicher sehr tragisch aussah, und schlurfte zurück zu meinem eigenen Sessel, den irgendein beeindruckter Lakai für den Elbenkönig und mich auf dem Balkon aufgestellt hatte. Ja, Thranduil durfte nicht mit in den Krieg! Und er ärgerte sich wahnsinnig darüber.
Wenn sich ein Elbenkönig ärgert, beschäftigt er sich gerne damit, alle anderen auf Trab zu halten. Aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund war mir dann in den letzten Tagen die Aufgabe zugefallen, Hoheit bei Laune zu halten. Gelungen war es mir nicht gerade und ich hatte sogar schon kurz davor gestanden, ihm einen netten Song vorzuschallern, es mir aber im letzten Moment anders überlegt. Das Experiment erschien mir zu gewagt, da sich MarySue eigentlich gar nicht mehr blicken ließ. Den Eindruck hatte ich jedenfalls. Stattdessen hatte ich mich mit Luthaduial arrangiert, um es mal so zu nennen. Ich bekam immer mehr ihrer Erinnerungen und fühlte mich auch ganz wohl dabei. Vielleicht hatte ich MarySue aber auch so absorbiert oder eher sie mich, dass ich den Unterschied gar nicht mehr merkte. Sehr erschreckend. Ich schnappte nach Luft und fing mir einen kritischen Blick des Elbenkönigs ein.
„Machen wir einen Spaziergang", verkündete Thranduil und erhob sich vorsichtig.
Dieses ‚vorsichtig' hatte so seine guten Gründe. Abgesehen von der schweren Nierenprellung hatte ihm der Warg auch noch vier Rippen gebrochen. Ich persönlich hätte ja getippt, dass seine Milz auch noch einen kleinen Riss hatte, aber die versammelte Heilertruppe aus Elben und Aragorn waren zu einem anderen Ergebnis gekommen. Offenbar hatten sie Recht, sonst würde es ihm nämlich sehr viel schlechter gehen oder aber die elbische Milz als solche verkraftete kleinere Risse, auch ohne entfernt werden zu müssen. Hatten Elben überhaupt eine Milz? Einen Blinddarm hatten sie bestimmt nicht, so was Proletenhaftes passte nicht zu einem Elb.
Jedenfalls litt der König nicht gerade wenig, da zu seinen kleinen Exzentrizitäten die Verweigerung jeglicher Art von Schmerzmittel gehörte. Hart im Nehmen war er ja und davon abgesehen, machte er selbst als Invalide eine fabelhafte Figur. Das hing auch ein bisschen mit seinem Gehstock zusammen.
Oh ja, seine Hoheit benutzte einen schwarzen, auf Hochglanz polierten Gehstock, der oben in einem silbernen Knauf endete, der wiederum die Form eines Drachenkopfes mit Diamantaugen hatte. Woher das gute Stück so plötzlich stammte? Ich hatte keine Ahnung und war auch bereit, Magie dafür verantwortlich zu machen. Durchaus naheliegend, denn so ganz in Schwarz gekleidet und mit seinem Gehstock ähnelte Legolas' Vater geradezu gespenstisch Lucius Malfoy in perfektionierter Ausführung.
Als er mir das erste Mal so gegenüberstand, hatte ich mich hektisch umgesehen und die grauenhafte Vision gehabt, dass ich zu meinem Pech auch noch in einem HarryPotter- Crossover gelandet war. Zum Glück war der Palast immer noch der alte, es waren keine auf Besen reitenden Teenager in der Luft und Ähnlichkeit mit Hogwarts einfach nicht vorhanden. Außerdem trug Thranduil, wenn er nicht gerade in den Krieg zog, einen breiten, aus Mithrilbändern geflochtenen Stirnreif, der wohl das Gegenstück einer Krone sein sollte.
„Warum tragt Ihr eigentlich keine Kränze aus Buchen- oder Eichenlaub?" erkundigte ich mich nach einer Weile schweigenden Spazierens durch die sehr schönen Anlagen der Burg.
„Und warum sollte ich das?"
Diese Gegenfrage brachte mich ein wenig ins Trudeln. Die korrekte Antwort wäre: weil Tolkien es so entschieden hatte, aber damit konnte ich hier nicht unbedingt punkten. „Weil es ganz nett aussieht?"
„Es sieht eher aus, als hätte ich den Verstand verloren." Thranduils scharfer, leicht indignierter Blick zeigte an, dass dies so ziemlich das Letzte war, was ihm passieren würde. „Dann fehlte nicht mehr viel und ich würde noch barfuss durch den Wald tanzen."
Diese Antwort deutete irgendwie darauf hin, dass Galadriel hier mit Schuhwerk auftauchen würde. Barfuss und Kränze in den Haaren gehörten in dieser Welt eindeutig nicht zum elbischen Lifestyle. „Ich versuche nur, ein Gespräch in Gang zu bringen."
„Liebes Kind, wir sind beide mit unseren Gedanken weit weg und womöglich kreisen sie sogar um die gleiche Person", erklärte er mit plötzlicher Nachsicht und legte mir sehr väterlich einen Arm um die Schultern. „Warum sollten wir uns also stattdessen über Laub in meinen Haaren unterhalten?"
Wo der Elb Recht hatte, hatte er nun mal Recht. Wenn wir schon hier herumwanderten und nichts Besseres zu tun hatten, konnte ich auch etwas über Legolas recherchieren. Eine genauere Quelle als seinen eigenen Vater würde ich kaum finden. „Wie ist er so?"
„Wenn er nicht gerade mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen durch die Lande zieht, um eine fast unmögliche Aufgabe zu lösen?" Daddy lächelte versonnen und verbarg mühsam seinen Stolz. „Ein großartiger Krieger, mutig, aber nicht unbesonnen. Die Armaethyr vergöttern ihn und er hat es verdient."
„Ah", meinte ich lahm. Die Quelle war wohl doch nicht so zuverlässig, wie ich angenommen hatte. Das roch geradezu nach Voreingenommenheit.
„Außerdem", Thranduils Lächeln mutierte zu einem Grinsen, „ist er natürlich verwöhnt, dickköpfig, sehr herrisch und manipuliert jeden in seiner Umgebung solange, bis er seinen Willen durchgesetzt hat. Durchweg schlechte Eigenschaften, die er natürlich von meiner Gemahlin geerbt hat, denn von mir können sie unmöglich stammen."
„Oh." Ich wechselte den Vokal und schluckte heftig. „Noch etwas?"
Thranduil dirigierte mich höflich auf einen schmalen Weg, den ich noch nicht kannte. „Legolas ist besitzergreifend und neigt dazu, sehr beschützend zu sein."
„Das hat er auch von seiner Mutter?"
„Nein, ich denke, das hat er von mir."
Also sollten das die guten Eigenschaften sein.
„Und er hat eine Tätowierung von einer Zechtour in Esgaroth mitgebracht."
„Wirklich?" staunte ich fasziniert. „Was für eine?"
Zu meiner Überraschung lachte Thranduil laut auf. „Es beruhigt mich, dass Ihr sie noch nicht kennt. Zwar ist es nur ein Stern, aber die Stelle, an der er sich befindet, ist doch etwas…persönlicher. Ich schätze, auch meinen alten Freund Haldir wird es beruhigen, wenn ich ihm von Eurer Ahnungslosigkeit erzähle."
Innerlich lief ich krebsrot an, äußerlich war das meinem göttlichen Körper nicht möglich. Ich hatte wohl gerade den Jungfrauen-Test bestanden, zumindest was Thranduilion anging. „Ihr seid sicher, dass er die schlechten Eigenschaften von seiner Mutter geerbt hat?" knirschte ich.
„Ganz sicher."
Mir lag ja einiges noch auf der Zunge, aber ich vergaß alles bei dem Anblick, der sich mir da bot.
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Da war er nun, der weiße Baum von Gondor!
Ich versteckte ganz ohne Zurückhaltung mein Gesicht an Thranduils Brust, damit zwei vorbeischlendernde Gondorianer meine Lachtränen nicht sahen.
Thranduil schnalzte zwar tadelnd mit der Zunge, aber ich war mir sicher, dass er sich insgeheim genauso gut amüsierte wie ich.
Selbst das dürre Gebilde aus den Filmen hätte mich mit mehr Ehrfurcht erfüllt als dieses missglückte botanische Experiment da vor mir. Ganz entfernt ähnelte es ja einem jungen Gingko-Baum, aber wirklich nur ganz weit entfernt. Eigentlich sah dieses Ding von der Form eher so aus, als hätte jemand eine Zipfelmütze auf einen Pfahl gesetzt und das ganze mit weißer Farbe angestrichen.
„Wusstet Ihr…?" Ich rang nach Atem und sparte mir die weiteren Worte. Thranduil verstand auch so, was ich meinte.
Seine Augen funkelten vergnügt, als er den Kopf schüttelte. „Nein und es hätte nur wenig gefehlt, dass ich ähnlich reagiert hätte wie Ihr."
„Hat er überhaupt richtige Blätter?"
Wortlos tasteten wir uns betont unauffällig an das botanische Wunderwerk heran. Die ersten Äste fingen ein Stück über Thranduils Haupt an und waren vielleicht so dick wie mein Handgelenk. Sie standen wie Speichen eines Rades vom Stamm ab, viele kleine Zweige gingen von ihnen ab und alle waren recht unorganisiert mit kreisrunden, kleinen Blättern bedeckt.
„Blätter hat er also", stellte ich fest und runzelte die Stirn. „Sie sehen irgendwie unecht aus. Seid Ihr sicher, dass dies das Original ist?"
„Ich hoffe nicht", schmunzelte Düsterwalds König. „Zumindest weiß ich wieder sehr genau, warum mich so wenig nach Valinor zieht."
„Es liegt an den Bäumen", nickte ich weise.
„Es liegt immer an den Bäumen", bestätigte er noch viel weiser.
Unsere weitere Unterhaltung wurde durch ein Geräusch abgelenkt, das wir wohl beide nicht wirklich einordnen konnten. Irgendetwas brummte sehr befremdlich.
„Bären?" überlegte ich und sah hoffnungsvoll auf den Uralt-Elb, der bestimmt mehr Erfahrung hatte als ich.
Thranduil legte den Kopf etwas schief, runzelte die Stirn und schüttelte dann sein wunderschönes Haupt. „Nein, ich denke nicht. Es klingt nicht gefährlich, nur…"
„Komisch", ergänzte ich, weil seiner Hoheit die richtigen Adjektive ausgingen. Verwunderlich war das nicht, denn das Geräusch war wirklich seltsam. Es kämpfte sich durch die Tonleiter, pirschte sich offenbar an eine Melodie heran, wich aber im letzten Moment wieder gekonnt aus. Für Elbenohren war es schon eine rechte Qual.
„Da lang", befahl mein König und wir beide pirschten nun ebenfalls – und zwar auf die Quelle dieser Ruhestörung zu, die wohl im tieferen Palastgarten zu finden war.
Auch der Garten hatte seinen Anteil an Zerstörung abbekommen, wenn auch nur einen sehr geringen. Das kleine Labyrinth aus mir unbekannten, aber sehr dichten Büschen war an ein oder zwei Stellen abgebrannt, an einer anderen lag noch ein riesiger Felsbrocken herum, der es aus den Katapulten der Orks bis hier herauf geschafft hatte. Zum Glück waren wir nur vorsichtig unterwegs und kaum hatten wir uns aus dem Schatten des Felsbrockens bewegt, blieb Thranduil wie angewurzelt stehen, um mich wieder etwas zurückzuziehen.
„Ich denke", meinte er dann, „es besteht kein Grund zur Sorge. Wir sollten wieder gehen."
„Was denn?" Neugierde macht auch vor Elbinnen nicht halt und so drängelte ich mich an ihm vorbei, um einen Blick zu riskieren. Ich hätte beinahe einen Aufschrei losgelassen, aber eine schlanke, kräftige Elbenhand legte sich auf meinen Mund und ich wurde wieder hinter den Stein gezerrt.
„Ich weiß, Luthaduial", flüsterte Thranduil sehr ernst. „Ihr wollt jetzt laut lachen oder sonst etwas Indiskretes von Euch geben, aber das lasst Ihr schön bleiben. Wenn ihr das gefällt, halten wir uns zurück, nicht wahr?"
Als ich zögerlich nickte, nahm er auch wieder die Hand von meinem Mund. „Das kann ihr unmöglich gefallen", flüsterte ich und deutete hinter mich, wo Boromir gerade Eowyn ansang. „Er hat überhaupt keine Singstimme."
„Man kann nicht alles haben", verkündete Thranduil schon wieder sehr weise.
Ich runzelte die Stirn. „Eigentlich schon…"
„Legolas ist eine Ausnahme", lächelte er prompt. „Wir gehen besser, bevor wir die neue Allianz von Gondor und Rohan stören."
Das hatte er nun schön umschrieben. So schön, dass man fast vergessen konnte, wie schlecht Boromir da gerade seine Angebetete angebrummt hatte, während er höchst unschicklich an ihr rumfummelte. Ich fragte mich, was den Gondorianer dazu getrieben hatte, sie auf diese Weise anzumachen. Eowyn liebte ihn, sonst hätte sie ihn kaum an ihr Mieder gelassen - der Gesang konnte höchstens Zweifel an ihrer Entscheidung wecken. Vielleicht wollte er sie ja auch nur aufheitern. Sie war noch lange nicht wieder auf dem Damm. Hexenkönige erschlagen zehrte an der Substanz und die Schildmaid Rohans war beinahe ihrem Onkel zu den Ahnen gefolgt, so sehr hatte sie der Zusammenstoß mit dem Nazgûl mitgenommen.
„Ob es ein Trauergesang war?" fragte ich mit einer spontanen Eingebung.
„Ich befürchte nicht", war die Antwort.
Dabei hätte Boromir allen Grund dazu. Um Missverständnissen vorzubeugen, mein allererster Freund hier in dieser Welt hatte wirklich mein vollstes Mitgefühl. Er war heimgekehrt, nur um erfahren zu müssen, dass sein Vater und sein kleiner Bruder nicht mehr unter den Lebenden weilten. Das hatte ihn schwer getroffen und mich auch, zumindest was Faramir anging. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es mein Fehler war. Als wäre damit ein Gleichgewicht wieder hergestellt worden, dass ich durch mein unverhofftes Auftauchen und die noch unverhofftere Rettung Boromirs ausgelöst hatte.
Boromir war so fertig gewesen, dass Aragorn ihm lieber den Wiederaufbau von Minas Tirith anvertraut hatte, als ihn mit nach Mordor zu nehmen. In Minas Tirith konnte er sowieso nicht mehr viel kaputt machen, die Entscheidung war von königlicher Weisheit. Wie es schien, war auch Denethor nicht das gewesen, was ich von ihm kannte. Ich hatte einige der gondorianischen Bediensteten ausgehorcht und erfahren, dass der Steward sehr beliebt gewesen war, auch wenn er in letzter Zeit recht schwermütig geworden war. Das lag wohl am Palantir, der ihm so grausige Dinge gezeigt hatte, dass er nicht wirklich damit fertig wurde.
Aber er liebte erstaunlicherweise seine BEIDEN Söhne. Faramir, der sogar gegen den Willen seines Vaters in die Schlacht ausgerückt war, stand ihm ebenso nahe wie Boromir. Sein Tod hatte Denethor schwer mitgenommen, aber nicht so schwer, dass er sich selbst in Brand gesetzt hätte. Stattdessen war er mit wahrer Todesverachtung bei seinen Truppen auf den Verteidigungsringen gewesen und hatte auch dort dann den Tod gefunden, so wie er es sich wohl gewünscht hatte. Leider war er nicht mehr Zeuge geworden, wie nicht nur die Hilfe von Menschen und Elben kam, sondern auch sein ebenfalls totgeglaubter Ältester. Sehr tragisch, das Ganze, wirklich.
Wir überließen das junge Glück also sich selbst und schlenderten wieder Richtung Palast zurück. Natürlich am Zipfelmützen-Baum vorbei, was meine Laune prompt hob.
„Sieh an", murmelte Thranduil plötzlich, als wir den großen Platz auf der Klippe überqueren wollten. „Wen haben wir denn da?"
Ich sah zuerst nur Ceredhel, der mit einer Handvoll verletzter Armaethyr ebenfalls in Minas Tirith zwangsbeurlaubt war und sich zumeist die Zeit damit vertrieb, seinem schlecht gelaunten König aus dem Weg zu gehen. Erst befürchtete ich ja eine schlechte Nachricht, weil er ziemlich rasch auf uns zukam. Aber Ceredhel lächelte. Zumindest konnte man das winzige Anheben seiner Mundwinkel durchaus als solches deuten.
Derartig abgelenkt bemerkte ich seinen Begleiter, der schräg hinter ihm marschierte, erst mit leichter Verzögerung. Ein Galadhel, erkannte ich dann, was angesichts der schwarz-blauen, staubbedeckten Kleidung nicht wirklich eine Geistesleistung war. Neugierig betrachtete ich ihn näher.
Ich war ihm noch nie begegnet und trotzdem machte mein Herz einen infarktverdächtigen Satz. Wie angewurzelt blieb ich stehen und krallte mich an Thranduils Arm fest. Oh ja, diesen Elb kannte ich. Mit meinem ersten Atemzug war er mir vertraut gewesen. Lucy, Luthaduial oder MarySue – wir hatten alle auf ihn gewartet. Mit seinem Kommen verwischten sich endgültig die Grenzen unserer Leben und kamen zusammen.
Abwesend bemerkte ich, wie Thranduil meine Hand von seinem Arm löste und mich auf den Elb zuschob, der nun an Ceredhel vorbei war und bereits die Arme ausbreitete.
Zwei Sekunden später brach die heftigste, gefühlvollste und willkommenste Umarmung über mich herein, die ich bislang hier erlebt hatte. Und ich hatte seit meiner Ankunft schon eine ganze Menge davon absolviert.
„Du solltest dich wirklich in Zukunft von Gewittern fern halten", meinte mein Vater dann mit bewegter Stimme. „Wirklich, Luthaduial!"
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Orophin o Lorien…
Mit seiner Ankunft schien ein Siegel gelöst worden zu sein, das immer noch über großen Teilen der Vergangenheit gelegen hatte. Klar und offen lagen die Erinnerungen vor mir, die mein Leben hier bestimmten. Eine Fülle von Informationen, denn die Erinnerung der Elben reichte fast bis auf den Tag ihrer Geburt zurück. Bei gut dreihundert Jahren und einem Leben mit den Lorien-Brüdern summierte sich das.
In den folgenden drei Tagen genehmigte ich mir deshalb auch einen Kreislaufkollaps und Schlafstörungen. Hinzu kam ein Albtraum mit Blitzen, Galadriel und verwesenden, amerikanischen Zahnärzten - wobei die beiden letzteren darin zusammen einen wirklich grauseligen Walzer tanzten - aus dem ich laut kreischend erwachte und damit eine Ansammlung nur unzulänglich bekleideter Elben in meiner Unterkunft verursachte. Thranduil in halb offener Robe machte ja die Aussichten auf ein ähnliches, nächtliches Zusammentreffen mit Legolas sehr angenehm. Wobei ich gestehen muss, dass Ceredhel nur in schwarzer Wildlederhose und sonst gar nix auch nicht gerade für Herpes sorgte. Auf einem perfekt modellierten, marmorweißen Kriegerkörper haben sogar die Narben unzähliger Kämpfe etwas ungemein Stimulierendes.
Ich schätze, ich litt tatsächlich unter einem Hormonüberschuss, dem dringend abgeholfen werden musste. Orophins Anwesenheit sorgte zumindest dafür, dass ich in meinem leicht verwirrten Zustand nicht anfing zu sabbern und mich auf diese Prachtburschen stürzte.
Davon mal abgesehen befanden sich in diesen Erinnerungen, die mich durchdrangen, auch äußerst hilfreiche Details. Dazu gehörte die Information, dass Elben mit Erreichen des Erwachsenendaseins gewisse Angewohnheiten ablegten. Eine dieser Angewohnheiten war, ihre Erzeuger liebevoll Adar oder Naneth zu nennen. Man ging zum Namen über und es war eine große Ehre. Meinem Vater und mir wurde sie zu meinem fünfundsiebzigsten Ehrentag zuteil, im Rahmen einer großartigen Fete, die meine Onkel für mich organisiert hatten.
Und nun möge man vor Neid erblassen, denn ich hatte sogar mit Lord Celeborn getanzt. Ein Erlebnis, das seinesgleichen suchte. Laut meinen Erinnerungen war der Herr des Goldenen Waldes umwerfend. Wirklich umwerfend! Aber auch gebunden und damit außerhalb jeder Wertung. Elben kannten nicht einmal ein Wort für Ehebruch, zumindest nicht diese hier. Wobei mich die Erkenntnis ein wenig erschütterte, dass Elben andererseits auch keine Asketen waren, solange sie den Partner für die Ewigkeit noch nicht gefunden hatten. Es herrschte sozusagen ein fröhlich triebiges Treiben, bis sich zwei einander bestimmte Seelen endlich fanden. Und wenn eine der Seelen aus welchen Gründen auch immer Richtung Valinor oder spezieller Mandos' Hallen abreiste, kehrte diese Freiheit in abgeschwächter Form auch wieder zurück.
Mein Vater, der nach meiner Erinnerung kein Kind von Traurigkeit war, was bei seinem fantastischen Aussehen auch nicht verwundern konnte, war ein gutes Beispiel dafür, denn meine Mutter – Eru hab sie selig – war den immer an den Grenzen lauernden Gefahren dieser Welt zum Opfer gefallen. Allerdings nahm es mich nicht allzu sehr mit: zum einen war ich sehr jung gewesen und zum anderen war die Lucy in mir schon entzückt, überhaupt ein Elterteil zu haben. Zwei verlangen zu wollen, wäre unverschämt gewesen.
Und was sagte mir nun die Einsicht, dass die Libido der Erstgeborenen nicht so komatös war, wie Tolkien gerne hätte?
Na?
Düsterwalds Mega-Star konnte nicht nur aus genetischen Gründen so gut küssen, sondern wohl auch, weil er eine Menge Erfahrung hatte. Das ließ einiges erwarten für das, was nach dem Küssen gewöhnlich kam. Ein Handbuch würde er jedenfalls nicht brauchen.
Ich vermisste Legolas wirklich und ich hasste mich gelegentlich dafür.
Orophin kannte mich zu gut, um mich nicht zu durchschauen. Er hielt sich zwar zunächst zurück, aber schließlich wurde es unausweichlich. Wir hatten uns gerade an den Rand der Klippe geflüchtet, um Boromirs erneutem Frontalangriff auf die Tonleiter zu entgehen, als mich ein unerwarteter Anfall von Rührseligkeit überkam und ich mich auf die Brüstung stützte, sehnsüchtig den Pelennor überblickte und abgrundtief seufzte.
„Ich vermute, das hat nichts mit dem Schicksal der verrottenden Mûmakil zu tun?" erkundigte sich Orophin sanft.
„Eher weniger", murmelte ich und schnippte ein winziges Trümmerbröckchen von der Mauer.
„Luthaduial…" Er weigerte sich beharrlich, mich Lucy zu nennen und alle anderen folgten ihm langsam. Aber er war nicht intolerant, um das mal festzuhalten, immerhin verkraftete er Orli ohne mit der Wimper zu zucken. „Es hat dann nicht zufällig mit dem älteren der beiden einzigen Elbenprinzen auf ganz Arda zu tun?"
Väterlichen Scharfsinn konnte man das nicht nennen, es hatte eher damit zu tun, dass mir eine Horde Armaethyr an den Hacken klebte, wenn ich Anstalten machte, den Palast mal zu verlassen und Thranduil Orophin schon wie ein Familienmitglied behandelte. Trotzdem war es doch etwas unangenehm, wenn es so ausgesprochen wurde. Er war immerhin mein Vater und ich erinnerte mich, dass er ein sehr guter und überaus aufmerksamer seiner Art war.
„Legolas?" fiepte ich nicht sehr souverän.
„Fileg", schmunzelte er und zauste einen meiner Zauberzöpfe. ‚Kleiner Vogel' nannte er mich öfter und ich liebte es. „Wenn König Thranduil mich auf ein Glas Wein oder auch zwei oder drei einlädt und den ganzen Abend damit verbringt, entweder den wunderbaren Charakter seines Sohnes zu beschreiben oder mich nach dir auszuhorchen, liegt der Verdacht doch nahe."
„Das hat er getan?"
„Hat er."
„Und?"
„Und was?"
„Was hast du gesagt?"
„Hm, du bist zänkisch, kannst nicht kochen, schlafwandelst und ich würde noch meinen Bestand an Heilkräutern drauflegen, wenn sich jemand findet, der dich nimmt."
„Orophin!"
Er lachte mich an und genug Liebe für mehr als ein Leben schimmerte in seinen Augen. „Das war schon gut so, mein Kind. Thranduil meinte, Legolas sei herrisch, unordentlich, würde ebenfalls schlafwandeln und zuviel Wein trinken. Wir beide können uns also glücklich schätzen, dass wir euch loswerden. Jetzt müssen wir nur noch einen Platz finden, wo wir euch unterbringen. Thranduil überlegt, mit Celeborn um einen Teil des Düsterwaldes zu verhandeln. Er meint, Lothlorien müsste ebenfalls etwas abgeben, immerhin bist du eine Galadhel."
Das wäre sicher nicht das letzte Wort dazu gewesen, zumal das mit dem Schlafwandeln eindeutig geschwindelt war, doch ein anderes, sehr viel bedeutenderes Geschehen drängte alles andere in den Hintergrund. Erst nur als dunkle Punkte am Horizont zu erkennen, näherten sich die Boten eines Sieges.
Ich erkannte sie ebenso wie Orophin, aber im Gegensatz zu ihm wusste ich auch, was ihre Ankunft zu bedeuten hatte.
„Sie waren siegreich", flüsterte ich und schwächelte beinahe vor Erleichterung.
Kurz darauf kreisten zwei gewaltige Adler über der Stadt, bevor sie auf der Klippe zur Landung ansetzten und vorsichtig ihre kostbare Last ablegten. Gandalf brachte mit Gwaihirs Hilfe die Hobbits in die Obhut von Freunden und Mitstreitern.
Der Krieg war vorbei.
Sauron vernichtet.
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Helden wie die, deren Rückkehr unmittelbar bevorstand, begrüßte man üblicherweise am Stadttor. Wenn es über dem Pelennor nicht noch immer so bestialisch gestunken hätte, wäre es wohl auch so gekommen, aber das wollte sich niemand antun. Obwohl es mir wahrscheinlich sogar egal gewesen wäre. Aber mich fragte mal wieder niemand. So kam es, dass ich wie auf glühenden Kohlen vor dem großen Tor des Palastes stand und auf die Toröffnung des letzten Verteidigungsrings starrte, durch die jeden Moment die Krieger kommen mussten, die die letzte Schlacht gegen die Dunkle Hand geschlagen hatten, um dem kleinen Hobbit den Weg zu ebnen, der nun noch immer in einem Zustand völliger Erschöpfung in seinem Gemach ruhte.
Orophin hatte sich um ihn gekümmert und ich hatte ihn begleitet. Allerdings war nicht von mir verlangt worden, ihm zur Hand zu gehen. Ich war tatsächlich eine Niete bei der Krankenversorgung, soviel wusste ich inzwischen wieder. Und so hatte ich nur dabeigestanden und die zerbrechliche und sehr leblose Gestalt des Hobbits betrachtet. Es war beinahe nicht zu glauben, dass dieses so winzige und wehrlose Geschöpf dem Ring besser hatte trotzen können als manch großer Krieger. Er hatte Unglaubliches vollbracht und eine ganze Welt konnte ihm nur dankbar sein.
Meine Dankbarkeit stützte sich egoistischer Weise aber zum großen Teil darauf, dass mit der Vernichtung des Ringes auch endlich ein ganz anderes Geschöpf wieder zurückkam. So stand ich also zwischen Orophin und Thranduil und grübelte, wann ich mein Herz an diesen seltsamen Prinzen verloren hatte. Anders konnte man es nicht nennen, auch wenn man noch so fantasievoll nach Umschreibungen suchte.
Meine Überlegungen wurden zu einem trostlosen Chaos, als die ersten Reiter den Torbogen durchquerten. Haldir, Aragorn, Eomer und wer auch immer – meine Augen suchten und fanden schließlich die dunkle Silhouette des Elben, der in den Farben eines Armaethor in diese letzte Schlacht gezogen war. Wenn es überhaupt möglich war, sah er noch atemberaubender aus als ohnehin. Schwarz war eindeutig seine Farbe!
Er war unverletzt, er lächelte und er gehörte mir!
Ich hielt es noch dreißig Sekunden aus, in denen die Reiter bis vor den Palast geritten kamen, dann waren weder Orophin noch Thranduil geistesgegenwärtig genug, mich festzuhalten. Mir war völlig egal, ob Erstgeborene immer Würde simulierten, ob der König Gondors gerade feierlich von Boromir begrüßt wurde oder Gandalf irgendwelche wohlgesetzten Worte von sich geben wollte. Ich wollte mich davon überzeugen, dass es wirklich Legolas war und ohne Rücksicht auf Verluste stürmte ich zu ihm.
Mein Held hatte gerade noch Zeit, elegant wie immer aus dem Sattel zu steigen, dann lag ich auch schon in seinen Armen und scherte mich einen Dreck darum, dass wir einige hundert Zuschauer hatten. Legolas wäre nicht der Legolas dieser Welt gewesen, wenn es ihn auch nur einen Deut mehr interessiert hätte. Der Kronprinz des größten und – Galadriel und Celeborn mögen mir verzeihen – auch mächtigsten Elbenreiches Mittelerdes schloss mich in die Arme, lachte einmal auf mich herunter und küsste mich.
Es war ein langer Kuss…
Ein sehr langer Kuss…
Einer von denen, die die Zeit anhalten – zumindest kommt es einem so vor.
„Muss sie nicht atmen?" Thranduils Frage durchdrang den Nebel, der sich über meine Wahrnehmung gelegt hatte.
„Eigentlich schon." Orophins Antwort vertrieb alle Unwirklichkeit endgültig.
Wir trennten uns oder zumindest unsere Lippen und wandten uns wieder der Realität zu. Lauter breit grinsende Menschen, Elben, Hobbits, ein Maia und ein Zwerg umgaben uns. In meiner Gürteltasche rumorte Orli herum, der wohl gerade eben dem Tod durch Zerquetschen zwischen zwei Elben entgangen war.
„Nun weiß ich auch, für wen er so wild gekämpft hat", brummelte der Zwerg vergnügt und zwinkerte mir zu.
Ich beugte mich etwas zu ihm hinunter und klaute ein Stück Tolkien-Text zu seinen Ehren. „Und ich weiß, wer dabei auf ihn aufgepasst hat, Gimli Elbenfreund."
Errötend winkte er ab. Aragorn rettete ihn aus seiner Verlegenheit, in dem er Legolas auf die Schulter schlug und sich dann in Bewegung setzte. „Es war eine lange Reise, die nun zu Ende geht. Wir sollten alle ausruhen, bevor wir wieder zusammenkommen, um die Geschichten zu erzählen, die wir alle erlebt haben."
„Wohl wahr", nickte mein Traumprinz, packte mich an der Hand und zog mich mit sich. „Ein warmes Bad, ein weiches Bett,…"
„Den Rest will ich lieber nicht hören", wurde er von Orophin unterbrochen und fing entgegen seiner Worte sehr gelassen meine flüchtende Ratte auf, die sich keuchend aus der Gürteltasche befreit hatte. Der Vierbeiner ahnte wohl schon, dass ich ihn in den nächsten Stunden ohnehin vor die Tasche und auch vor die Tür meines Schlafgemachs gesetzt hätte.
Bindungen unter Erstgeborenen sind eine völlig unspektakuläre Sache, zumindest was die Umgebung angeht. Es gibt keine Feier, keine öffentlichen Erklärungen, nichts! Nun, nichts stimmt nicht so ganz, es passierte eine ganze Menge und ich konnte zumindest feststellen, dass Legolas kein Elb war, der zu schnellen Erschöpfungszuständen neigte. Außerdem hatte die Liebe meines Lebens satte dreitausend Jahre Zeit gehabt, Erfahrungen zu sammeln, an denen er mich großzügig teilhaben ließ. Woraufhin ich dann allerdings zu Erschöpfungszuständen neigte.
Als wir am nächsten Tag beim gemeinsamen Abendessen im Festsaal des Palastes auftauchten, registrierte meine Familie die Veränderung mit Wohlwollen und alle gossen sich fröhlich einen hinter die Binde. Aragorn erfüllte eine gewisse Wehmut. Wie er mir irgendwann stark alkoholisiert erzählte, vermisste er seine angebetete Arwen ganz fürchterlich und konnte kaum den Tag erwarten, an dem sie endlich in Gondor eintraf. Kurz ging mir die Frage durch den Kopf, ob Aragorn die lange Verlobungszeit wirklich abstinent gewesen war, was Frauen anging. Wenn dem so wäre, hatte Arwen noch Arbeit vor sich. Sie würde einiges bei ihm aufzuholen haben.
Das dauerte allerdings noch einige Wochen. Anderseits hatte er länger als ein halbes Jahrhundert gewartet, darauf kam es dann wohl nicht mehr an. Sie reiste auch nicht alleine, sondern in Begleitung einer größeren Anzahl weiterer Elben, unter denen sich so eindrucksvolle Persönlichkeiten wie Elrond, Glorfindel oder auch die Herrin Galadriel und Herr Celeborn befanden.
Übrigens hatte ich Recht gehabt: Auch Galadriel ritt nicht die Strecke von Lothlorien in einem hauchdünnen Kleid und barfuss. Die ganze Elbengruppe war so robust gekleidet wie alle anderen Krieger auch. Erst bei Aragorns Krönung und zeitgleicher Vermählung mit Arwen, die fast zu schön war um wahr zu sein, wurden die prächtigen Roben aus dem Reisegepäck gekramt und es war ein herrlicher Anblick.
Kurz danach brach Eomer mit dem Rest seiner Krieger auf, um den einbalsamierten Leichnam seines Onkels nach Rohan zu überführen. Eowyn und Boromir, frisch angetraut, begleiteten ihn. Später würden sie zurück nach Ithilien reisen, wo Boromir in Aragorns Namen regieren sollte.
Und auch wir Elben reisten ab. Meine Familie nach Lothlorien, um dort den Umzug vorzubereiten, ich mit meinem Prinzen nach Eryn Lasgalen. Thranduil hatte tatsächlich mit Celeborn eine Vereinbarung getroffen, den früheren Düsterwald so aufzuteilen, dass Legolas in der Mitte platziert würde und ich natürlich mit ihm. Von den Waldmenschen redete keiner, aber sonderlich überrascht war ich davon nicht. Ich hing in einem tränenreichen Abschied meinen von so viel Gefühlsüberschwang überraschten Onkeln an den Hälsen, kroch fast in Orophin hinein vor Wehmut und wurde unter leichter Gewaltanwendung von meinem Gemahl von dannen transportiert. Die nächste Zeit brauchte ich viel Trost bei soviel Abschiedsschmerz, aber Legolas kümmerte sich um Ablenkung.
So fand sich am Ende irgendwie alles zum Guten. Ich wurde sogar die kleine, versoffene Ratte los, denn Orli begleitete Gandalf. Er hatte wohl seine Aufgabe erfüllt, worin auch immer sie bestanden haben mochte. Verstörendeweise vermisste ich den vierbeinigen Säufer sogar etwas.
Ein Jahr ist seitdem vergangen und ich spüre, dass ich immer mehr aus dieser anderen Welt vergesse, aus der ich ursprünglich mal durch ein dummes Versehen hergetrieben wurde. Es verblasst und was bleibt, ist insbesondere ein eigentümliches Gefühl, wenn über unserem Heim ein Gewitter den Grünwald heimsucht.
Vor einigen Tagen hatte ich eine merkwürdige Begegnung, als ich versuchte, meinen Prinzen aufzustöbern, der wieder irgendwo mit Baumaßnahmen beschäftigt war. Legolas hat sehr genaue Vorstellungen von der Ausgestaltung seines Reiches und die geht weit über einfache Holzhütten hinaus. Ein Elb begegnete mir, groß und mit einem prächtigen rötlichen Bart. Er lächelte mich freundlich an, winkte noch einmal kurz und verschwand dann zwischen den Bäumen. Nachdem er gegangen war, kehrte ich nach Hause zurück und begann, diese Geschichte aufzuschreiben.
Die Erinnerung kehrte mit jedem Wort zurück, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie bald wieder verblassen wird. Das ist genauso rätselhaft wie Thranduils aus dem Nichts auftauchendes Reisegepäck, parodontosefreie Elbenzähne oder die garantiert haltenden Zöpfe. Man gewöhnt sich einfach dran. Woran man sich irgendwie nicht gewöhnt, ist die fehlende Wasserspülung, aber so wichtig ist mir eine Kloschüssel nun auch nicht, dass ich bei den Valar um eine Rückfahrkarte betteln würde.
Die Geschichte ist jedenfalls zu Ende. Vielleicht wird Legolas sie eines Tages lesen, vielleicht auch unsere Kinder. Nein, keine Spekulationen, die nächste Generation königlicher Waldelben ist noch nicht in Arbeit. Es gibt hier noch sehr viel zu erledigen, bevor dieses Zeitalter sicher genug ist, Nachwuchs zu vertragen.
Außerdem habe ich Zeit.
Schon vergessen?
Ich bin Luthaduial Orophiniell. Die Elbin mit der Traumfigur, den veilchenfarbenen Augen, rabenschwarzen Haaren und dem besten Ehemann von allen.
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Luthaduial legte sorgfältig die Schreibfeder beiseite, pustete über das letzte beschriebene Blatt des silberbeschlagenen Buches und klappte es dann zu. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, die Legolas so gerne küsste.
Er hatte sie beobachtet an den letzten Abenden, wenn sie sich an den Tisch setzte und im Schein einer der Öllampen Seite um Seite mit ihrer gleichmäßigen Handschrift füllte. Legolas beobachtete seine Gefährtin gerne, er liebte den Anblick ihrer feingeschwungenen Augenbrauen, das Leuchten in ihren Augen, das so wechselhaft von den Geschehnissen zeugte, die sie niederschrieb.
„Fertig", verkündete sie und richtete ihren Blick auf ihn. „Du kannst es lesen, wenn du möchtest."
„Nicht jetzt", lächelte er und erhob sich, um zu ihr zu gehen und sie in die Arme zu nehmen. „Ich glaube, wir bekommen ein Gewitter."
Sofort runzelte sie die Stirn und sah beunruhigt zum Fenster. Blitze machten ihr Angst und ihm im Stillen auch. Er würde es nicht überleben, wenn sie eines Tages auf die gleiche Weise verschwinden würde, in der sie von den Valar so überraschend in diese Welt gebracht wurde.
„Hm", machte sie und runzelte erneut die Stirn. „Ich denke, ich brauche Ablenkung."
Lachend zog er sie mit sich und sie verließen den Wohnraum, wo das Silberbuch im Schein der Lampe schimmerte. Es gab eine Ablenkung, die sie jedes Gewitter vergessen lassen würde.
Finis
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feanen: CD angekommen. Ich dank dir herzlich. Was kann ich dir denn mal Gutes tun? Bilder aus Neuseeland sind leider nicht dabei – seufz-. Nein, Hdr-Fan werden sie nicht akzeptieren. Oder du machst eine Firma auf, die deutsche Fans betreut. Wär doch was.
Die Thranduil-Falt-Szene sollte ich mir wohl besser für den Heiler aufsparen. Da bekommt er noch genug Anlass, sich aufzuregen. Ich weiß wohl auch schon, wen er sich vornehmen wird.
anu: Nicht auf die Finger hauen – Heiler ruf – doch nicht wegen so was! Wenn du es gelesen hast und auch noch Spaß dabei hattest, ist doch schön genug. Jetzt schon die Finger und ich hoffe, es war nicht zu enttäuschen, wie so eine Elbenhochzeit hier abgeht.
Telepmauriel: Nö, fand ich nicht beleidigend. Ich schreib ja sonst wirklich nur sehr gedrosselt in den Romanzenbereich rein. Ist nicht mein Ding, die tiefen Gefühle zu beschreiben und ich bewundere alle, die das können. Deswegen hatte Amélie ja auch so ein sadistisches Vergnügen daran, mir diese Challenge aufs Auge zu drücken. Wobei sie mit der MarySue dann doch übertrieben hat. Hah! –Amélie nochmal böse anschnaubt - Seltsamerweise lese ich für mein Leben gerne so richtige Romanzen mit allem drum und dran. Schade, dass es nicht ganz so viele davon gibt.
Die großen Elbenjungs sind nett, gelle? Ich hab es auch immer vor Augen diese Rumsteherei, Schreierei und Hoffnung, dass die beiden im Zelt auch reagieren.
Cass: Hi, Cass! Lass dich drücken. Das Bild ist einfach so passend, dass ich erstmal einen Kaffee brauchte und dann staunend drauf geschaut habe. Sowas von treffend, sogar dieses weiße Tierchen geht mit Phantasie als Orli durch. Ich hab es sofort abgespeichert. Wahnsinn, danke dir vielmals. Wenn ein Blitz nach Mittelerde frei wird, reservier ich ihn dir.
Vypox: Wie immer an anderem Ort meinen Dank und überhaupt. Dich erwartet übrigens noch eine längere Abhandlung zu deiner längeren Abhandlung. Ja, jetzt wird es philosophisch. Hach, ich liebe das.
Kaya Unazuki: Ich versteh ja nicht, warum immer alle schreiend die Flucht ergreifen, wenn die Rhunar-Heiler ihre Mittelchen auspacken. Hey, die Heilung funktioniert doch. Gut, manchmal ist es schmerzhafter als die Krankheit selber, aber der Erfolg zählt. Im Sinne des Story-Titels – Zähne zusammen und durch. Es könnte doch schlimmer sein, wenn Elrond zum Beispiel die Kräutertees auspackt.
Frenze: Dazu sag ich jetzt nix. Einfach im Unterricht das Kap lesen. Wobei, ich hätte es wohl in Mathe gemacht. Hab ich immer für SEHR unwichtig gehalten – hüstel -. Oder Sozialwissenschaften. Der Vergleich mit dem Kakao ist schön. Ich mag den auch, und die Story damit gleichzusetzen, hat mich echt gefreut.
Annchen: Das ist hier so ein Problem. Immer wenn du mehr als zwei gleichen Zeichen hintereinander setzt, schneidet sie einfach weg. Ich hab nicht die geringste Ahnung, was für einen sittlichen Nährwert das wohl haben soll. Bin auch schon dran verzweifelt, bis ich es dann gemerkt hatte.
Jaja, das Glorfindel-Rätsel. Das steht eigentlich, wenn ich mich richtig erinnere, nirgendwo. Andererseits hat Tolkien wohl mal an einer Stelle verkündet, dass elbische Namen niemals doppelt vergeben werden (was bei Rumil ja auch nicht hinkommt), und deswegen streitet man jetzt allenthalben, ob Glorfindel der verkokelte Glorfindel ist oder vielleicht doch ein anderer. Die Mehrheit tendiert wohl zu der Grillkohle-Lösung. Ich auch, ich liebe nämlich die Anspielungen auf seine Vergangenheit und will sie nicht missen. Also ist er bei mir der wiedergeborene Elb aus Gondolin.
Ich bemühe mich eigentlich immer, die story so gut wie fertig zu haben, wenn ich mit dem Posten beginne. Hier bei einer so kurzen hat das auch ganz gut funktioniert. Dann bleibt immer viel Zeit, noch an den Einzelheiten rumzufeilen. Bei der letzten Heiler klappte das nicht so gut, deswegen gab es auch mal Verzögerungen mit dem Posten. Ich hasse das, ist einfach so. Stört mich ja selber, wenn ich eine Story lese und ewig auf die Fortsetzung warten muss.
TOD: Wer will sie nicht? –kicher- Und ich befürchte auch, dass du Recht hast. Diese Storys gibt es mit Sicherheit und das dürften dann noch die harmloseren Exemplare sein. Mir sind schon ganz andere untergekommen, bei denen ich erst dachte, ich hätte vielleicht einen Gehirnschaden und Halluzinationen. So ist das nun mal. Andererseits finde ich es doch schon glatt bewundernd, zu was für Sachen das Hirn fähig ist. Und ja, Heiler 4 kommt, aber nicht im November. Eher als Weihnachtspräsent.
Sarah0683 zu 7: Das kenn ich. Der große Tanzmeister bin ich nun auch nicht. Zugucken hat ja bekanntlich auch so seine Reize. Außerdem ist es entweder grottenleer auf der Tanzfläche oder alles knüllt sich zusammen, bis man nicht mehr weiß, wessen Deo man gerade einatmet.
Ja, die Lorien-Brüder sind eine ausgesprochen nette Familie und es wäre irgendwie tragisch, wenn man nur verwandtschaftlich mit ihnen verkehren könnte – hüstel – Hier in der Story sind sie auch alle noch für die ein oder andere Turnübung zu haben. Tu dir also keinen Zwang an.
Sarah0683 zu 8: Siehste, im Film fand ich es zwar nett, Elrond nochmal zu sehen, wobei ich mich gefragt habe, wo er denn dann abgeblieben ist. Ich mein, Imladris ist ja nicht gerade um die Ecke. Wo war der Kerl, als die Randale auf dem Pelennor losging? Der kann unmöglich nur wegen dem runderneuerten Schwert monatelang durch die Gegend geritten sein und dann auch wieder zurück mit der ganzen Bruchtal-Bande nach Minas Tirith, um da die Tochter abzuliefern. Unlogisch, nicht wahr?
Noch ein Rumil-Fan? Himmel, was hab ich denn mit dem Elb jetzt wieder angerichtet!
Sarah0683 zu 9: Erstmal zum Brandybuck. Ist auf jeden Fall die englische Version. Und da wird er eindeutig mit einem U geschrieben. Find ich persönlich auch schöner. Er ist doch kein Starkbier, obwohl er es wohl nicht verachten würde.
Es ist Manwe, dann noch Varda und gelegentlich Mandos, der gerade Stress mit seiner Frau Vaire hat. Naja, kommt in den besten Valar-Familien vor.
So, wahrscheinlich muss Haldir seinem Bruder erklären, warum er zwar das liebe Töchterchen wiedergefunden hat, das aber fröhlich mit dem Düsterwaldprinzen rummacht und Orophin sich demnächst Schwiegervater nennen darf. Auch nicht ganz so einfach. Sie ist immerhin Einzelkind und Daddy liebt sie sehr. Und Ceredhel darf leben. Ich weiß zwar nicht, warum ich so einen Typen extra für einen Kurzauftritt erfunden habe, aber vielleicht klau ich demnächst mal bei mir selbst und bau ihn irgendwo ein. Keine Ahnung, wo das sein könnte.
Nochmal Annchen: Keine Sorge wegen der 3tsd. Und was den Montag angeht, ich hab nicht frei –seufz- Nein, leider nicht, es wird auch noch etwas dauern, bis Heiler 4 kommt. Gib mir Zeit, damit es auch alles stimmt. Gerade Lorien und Celeborn braucht Ruhe zum Schreiben. Ich frag mich sowieso, was passiert, wenn ich Celeborn in die Mangel nehme. Eine Schlaftablette ist er dann jedenfalls nicht mehr. Frag Amélie, die kennt eine Story von Haldir und seiner Köchin von mir, in der Celeborn auch schon nicht das Sandmännchen ist.
Die Oscars sind ohne Urkunde aber mit einer Menge Spaß. Ich fand es nett, überhaupt nominiert zu sein. Keine Ahnung, ob nächstes Jahr wieder einer verliehen wird. Es sind eine Menge gute Storys seitdem erschienen und schön wäre es für die Autoren allemal.
Ach, am besten machen wir aus dir auch eine Elbin und dann ist das eh egal, ob Legolas wiedergeboren wird. Nach den ersten hundert Jahren fragt kein Aas mehr nach dem Alter –smile-
