Sei heute glücklich, Kleiner – das letzte Mal?
Achtung: Habe heute 2 Kapitel gepostet!
„Hallo, ich bin Leonie, die Heilerin der Lilienfestung. Geht es dir wieder besser?"
„Mir geht's gut, danke. Wie bin ich hier her gekommen?"
„Du bist zusammengebrochen, vermutlich aus zwei Gründen. Ein Wachhaltetrank hat aufgehört zu wirken und außerdem war wohl gestern alles zuviel für dich. Ein paar Fluchwunden, aber ganz gut verheilt. Eine andere Frage, woher hattest du diese Narben? Die am Handgelenk?"
Harry blickte Leonie fragend an, dann verstand er, was sie meinte. „Sagen wir es mal so. Ich wurde vor meiner Flucht so in der Art gefangen gehalten, an einem Ort, den ich niemals verlassen hätte können. Sie hätten mich nur weggebracht, wenn ich in Gefahr wäre. Also .. ich habe mir selbst diese Wunden zugefügt, war also in Gefahr, wurde weggebracht und dann in einer Krankenstation geheilt. Von dort gelang mir die endgültige Flucht."
„Das ist verdammt noch mal nicht gut, so mit deiner Gesundheit zu spielen. Aber okay, du hast mich beruhigen können, und ich habe gleichzeitig keine Ahnung, was du gemeint hast."
„Seien Sie froh darüber." Harry dachte an sich selbst, und das er vor kurzem auch keine Ahnung gehabt hatte. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Wenn er doch schon vorher auf Sirius' Andeutungen gehört hätte!
Leonie beobachtete den jungen Anführer genau. Wer auch immer dafür gesorgt hatte, dass dieser so viel Schmerz empfand, er würde dafür büßen! Sie hatte ihn jetzt schon ins Herz geschlossen.
„Severus hat gesagt, du sollst, wenn du wach bist, zu ihm kommen.", wechselte sie das Thema. „Ich hab dir frische Klamotten ins Bad gelegt. Das ist dort drüben."
„Danke, und sorry, dass ich dir nicht die volle Wahrheit sagte. Es ist so, ich bin es nicht gewöhnt, dass man sich um mich kümmert, ohne eine Absicht zu haben.", antwortete Harry und ging Richtung Bad.
„Aber irgendjemand muss dich doch gemocht haben. Man kann doch ein Kind nicht nur wegen einer Absicht aufnehmen.", antwortete Leonie, ein wenig entsetzt über Harrys Wortwahl.
„Ich bin kein Kind. Ich bin eine Waffe.", meinte Harry, und blickte ihr tief in die Augen. Dann verschwand er im Bad und hinterließ eine geschockte Leonie, die sich vornahm, unbedingt mit Severus zu reden.
Mithilfe eines Hauselfen hatte Harry ziemlich schnell zu Professor Snapes Raum gefunden. Dieser musterte ihn kritisch, und befand, er wäre wieder okay.
„Ich habe ein paar Fragen zu deinem Wissenstand, ist das okay?"
„Ja, klar."
„Also gut, gehen wir die Fächer durch, die normal gelehrt werden. Arithmantik. Hattest du je Unterricht?"
„Nein, aber ich hab mal ein Buch darüber gelesen."
„Arithmantik ist sehr gut, wenn du deine strategischen Fähigkeiten verbessern willst. Außerdem entwickelt man damit neue Zaubersprüche. Du wirst es relativ leicht lernen, es ist ganz lustig. Astrologie?"
„Naja, ist nicht so mein Fach. Ich finde es ein wenig schwammig. Außerdem kann ich den Mars nicht leiden. Immer wenn er angeblich besonders hell sein soll, passiert mir was beschissenes."
„Mars ist der Planet des Kampfes, Junge. Nun ja, wir werden es nicht so wichtig nehmen mit dem Fach. Nur den Hogwartslehrplan. Wahrsagen?"
„ICH HASSE WAHRSAGEN, und ich werde es nicht lernen. KLAR?"
"Schon gut, ich finde auch, dass es eine sehr… zweifelhafte Kunst ist. Das einzige was okay ist, sind die Prophezeiungen von echten Sehern. Die gibt's nur etwas zu wenig."
"Ich HASSE Prophezeiungen!"
"Warum?"
„Weil eine sagt, dass ich nur leben kann, wenn ich wen umbringe!"
"Oh. Naja, ich … Verwandlung?"
„Durchschnittlich. Ich kann die Aufgaben des Lehrplans der fünften Klasse lösen und kenne ein paar Zusatzdinge. Aber ich bin nicht sehr gut."
„Verteidigung gegen die Dunklen Künste?"
„Mein bestes Fach. Liegt mir einfach. Ich bin etwa beim Stoff von der Siebten."
„Das ist gut. Zauberkunst?"
„Ist okay. Nicht meine Stärke, nicht meine Schwäche."
„Duellieren?"
„War einst der Klassenbeste."
„Und Zaubertränke?"
„Ich war bisher nicht so gut. Aber seit ich nicht nur die Rezepte lerne, sondern auch die Zutaten, und ihre Wirkungen, find ich es ganz spannend. Vor allem Trankentwicklung."
„Interessant. Es gibt wenig Schüler, die erkennen, dass das Wichtige am Brauen tatsächlich die Ingredienzien sind. Die meisten lernen stur die Rezepte auswendig. Ich unterrichte Zaubertränke übrigens, Hogwarts kennst du, oder?"
„Kennt wohl jeder."
„Vielleicht wird es nach dem Krieg besser. Hast du irgendwelche speziellen Fähigkeiten, die wir fördern könnten?"
Spätestens hier entschloss sich Harry, nur die halbe Wahrheit zu sagen.
„Ich hab manchmal Visionen. Und ich hab so viel Ärger, wie kaum ein anderer. Angeblich hab ich noch ne Macht, die mir beim Kämpfen helfen kann, aber ich weiß nicht was. Also nicht wirklich was."
„Hast du Erfahrungen mit Dementoren?"
„Ja, ich reagiere recht heftig darauf. Aber ich kann den Patronus, zumindest ansatzweise."
„So jung? Nun gut, Erfahrungen mit Vampiren?"
„Nein."
„Werwölfe?"
„Nur unter Einfluss des Tranks"
„Irrwichte?"
„Keine Probleme damit. Sind die wichtig?"
"Man kann dich mit deinen ureigensten tiefsten Ängsten konfrontieren, wenn man sie weiß. Kann gefährlich sein, aber auch amüsant. Bei einem Schüler aus meiner Schule verwandelt sich der Irrwicht in mich."
„Und der Schüler macht Sie dann lächerlich?"
„Der weniger amüsante Teil. Weiter im Text. Erfahrung mit Drachen?"
„Mehrere mit einem Drachenbaby, eine mit einem ungarischen Hornschwanz. Relativ positiv verlaufen."
„Trolle?"
„Habe schon mal einen erschlagen."
„Hast du schon Animagus- Formen? Animagi in der Familie?"
"Nein, aber das möchte ich unbedingt lernen. Mein Dad war auch ein Animagus. Und mein - Kumpel auch."
"Beherrscht du Okklumentik?"
„Nein, ich war dabei es zu lernen, als ich abgehauen bin."
„Schaffst du den Crucio?"
"Ich weiß nicht. Als ich es vor einiger Zeit versucht habe, nicht, aber inzwischen ist so viel passiert, und ich habe so viele bittere Erkenntnisse ziehen müssen – ich habe lernen müssen, zu hassen."
„Kannst du Thestrale sehen?"
„Schon lange."
„Hast du schon getötet?"
Harry traten Tränen in die Augen.
„Gestern das erste Mal. Es ging so – einfach. Zu einfach."
Severus seufzte. Er wusste, wie es dem Jungen jetzt ging. Sein erster Mord war an einer jungen Frau gewesen, als er bei den Todessern aufgenommen wurde.
"Es ist gut, wenn man darüber weinen kann. Dann ist man noch kein Monster."
„Morgen werden wir mit deiner Ausbildung beginnen. Aber heute muss ich noch einiges an Utensilien einkaufen. Wenn du willst, kannst du mitkommen, und selbst London unsicher machen.", meinte er. „Flohpulver oder Portschlüssel?"
Harry entschied sich in Anbetracht von seinem ersten Desaster mit dem Flohpulver für einen Portschlüssel, der sie direkt in die Winkelgasse brachte.
„Wir treffen uns beim Tropfenden Kessel in 8 Stunden, also um 19 Uhr. Den Schlüssel für dein Taschengeld hast du ja hoffentlich. Und – viel Spaß und pass auf dich auf.", meinte Snape.
„Warum tun Sie das? Warum setzen Sie mich nicht einfach in einen Raum und sagen mir, was ich tun und lassen soll?", fragte Harry. "Wie alle anderen?"
Snape blickte ernst drein. „Ich weiß nicht. Sei heute glücklich, Kleiner."
Er blickte Harry nach, der in Richtung Gringotts verschwand. „… vielleicht zum letzten Mal.", murmelte er und seufzte. Wer auch immer dieser Junge war, und was auch immer er erlebt haben musste, er würde ihm so viel wie möglich beibringen.
Harry war inzwischen in seinem Taschengeldverlies gewesen. Der Betrag, der dort drinnen war, war etwas umfangreicher, als ein Taschengeld. Belustigt füllte Harry seinen Rucksack mit Galleonen. Seltsam, er konnte lachen, und gestern hatte er einen Mann umgebracht. Um sich abzulenken, wandte er sich an einen Kobold.
„Entschuldigen Sie, ich besitze mehrere Verließe, deren genauen Inhalt ich nicht kenne. Könnten Sie mir eine Liste erstellen, mit allem was darin ist?"
„Ich werde den Auftrag geben, mein Lord. Sonst noch irgendwelche Wünsche?"
Harry überlegte.
„Gibt es in der Zauberwelt so etwas wie Kreditkarten?"
„Das gibt es, Lord, sollen wir Ihnen eine erstellen?"
„Ja, bitte. Zwei."
„Sie können die Karten und ihre Vermögensaufstellung in etwa zwei Stunden abholen."
„Danke."
Zuerst stattete er Flourish&Blotts einen Besuch ab, kaufte eine Animagus- Schnellanleitung und ließ sich einen Bestellkatalog geben. Das konnte sicher nicht schlecht sein.
Bei School&Work kaufte er einige interessante Utensilien, wie eine Flotte-Schreibe-Feder, eine Zusammenfasse-Ordne-Feder, ein magisches Tagebuch, einige magische Notizbücher, einige selbst mitschreibende Hefte (er dachte an Professor Binns Unterricht), ein Lineal, das von selbst wichtige Dinge unterstrich,… Außerdem ließ er sich wieder einen Bestellkatalog geben, wie bei allen Geschäften, in denen er gewesen war.
Bei Qualität für Quidditch blieb er etwas länger. Er kaufte sich einen Reflextrainer, der Klatscher simulierte, einen neuen Besen (der alte war in Hogwarts geblieben und außerdem hatte er keine Lust, ständig an Sirius erinnert zu werden), ein Buch zum Verbessern der Flugkünste (mit allem was gerade noch legal war), und dann sah er die Miniaturversion eines Quidditchteams. Die Teams konnten gegeneinander spielen, und darum kaufte Harry gleich vier davon. 2 würde er Ginny schicken, als kleinen Hinweis, dass er noch lebte.
Zwischendurch holte er seine Sachen von Gringotts und steckte sie in eine Tasche. Darum würde er sich später kümmern.
Dann betrat er den Tierladen. Er sah sie sofort – eine pechschwarze, eher kleine, aber wunderschöne Eule- sie hieß Smaragd. Kurz darauf verließ er zufrieden mit ihr den Laden und betrat die Nocturngasse.
Severus Snape beobachtete den Jungen heimlich. Er schien sich in der Winkelgasse besser auszukennen, als in der Nocturngasse. Also kein Todesserkind, murmelte er und dezimierte die Anzahl der in Betracht kommenden männlichen Jugendlichen um etwa ein Drittel.
Harry kaufte inzwischen ein paar sehr interessante Teile, zum Beispiel einen Zauberstabhalter, einen Schwertgurt, zwei sehr wertvoll aussehende Dolche, ein seltsames Amulett, eine Zusammenstellung der wichtigsten Zaubertränke, zwei Ketten, die Flüche abmildern sollten, einen Schwarzmagie- Vertuscher, und einen Lernhelferkristall.
Dann ging er in einen kleinen Laden, in einer Seitengasse „Zauberstäbe – individuell angepasst". Eine alte Frau kam auf ihn zu.
„Guten Tag, Sie brauchen eine Maßanfertigung?"
„Ja, eine Frage, werden diese Stäbe vom Ministerium kontrolliert?"
„Bin ich Ollivander? Nein, natürlich nicht. Welche Hand ist ihre Zauberhand?"
„Rechts."
Mehrere Maßstäbe machten sich selbstständig.
„Sie brauchen also 11,3 Zoll. Schließen sie die Augen und strecken Sie die Hand aus. Auf dem Tisch liegen einige Hölzer. Wählen Sie eines."
Harry fühlte sich sogleich von einem Holz angezogen. Als er es berührte, spürte er, wie ihn eine seltsame Wärme durchfloss.
„Interessant. Eiche von einer magischen Lichtung, sehr interessant. Kommen Sie, hier sind die Kerne. Fahren Sie mit der Hand darüber. Wenn sie etwas spüren, nehmen sie den Kern."Wieder hob Harry die Hand und wurde zugleich von einer unsichtbaren Kraft gelenkt.
„Drachenblut? Das hat schon lange niemand mehr gehabt, lange nicht. Sehr interessanter Stab, wirklich. Siebzehn Galleonen, bitte."
Harry zahlte.
„Wie wird der denn gefertigt?"
„Mein Assistent wird das Holz aufschneiden, während ich den Kern einfülle, und dann wird ein Trank darüber gegossen. Dauert keine fünf Minuten, aber mein Assistent ist in der Mittagspause."
„Kann ich ihnen assistieren? Ich habe kaum Zeit."
Die Frau blickte Harry lange und merkwürdig an.
„Ja, kommen Sie."
Harry folgte der Frau erfreut in eine Werkstatt. Sie gab ihm das Messer in die Hand, und zeigte ihm, wie er den Schnitt durchzuführen hatte.
Als sie die Phiole mit dem Drachenblut in den Schlitz füllte, passierte es: Harry rutschte ab, und das Messer schnitt in seinen Finger. Die Frau zuckte zurück, aber ein Tropfen Blut fiel in den Zauberstab und verband sich mit dem Drachenblut. Der Zauberstab begann unnatürlich zu leuchten, und Harry goss instinktiv den Trank darüber. Eine Wärme durchfloss ihn, als er den Stab richtig in die Hand nahm. Dieser verfärbte sich langsam schwarz und ein kleines, glitzerndes Symbol trat hervor. Es wurde immer klarer, und dann erkannte Harry es. Eine Lilie, aus feinstem Kristall.
Die Frau keuchte auf. „Das gab es noch nie! Wer in Teufels Namen sind Sie?"
Harry lächelte und folgte einer plötzlichen Eingebung. „Der Hoffnungsbringer." Dann beschwor er testweise einen Strauß weißer Lilien, freute sich, dass es kaum Konzentration erforderte, gab ihn der Frau und verlies den Laden.
Die Frau starrte ihm noch hinterher, als er sich einen düster aussehenden Bücherladen anschaute und eine Liste aller möglichen Artikel verlangte.
So ausgestattet kehrte er in die Winkelgasse zurück und setzte sich in den Tropfenden Kessel. Er hatte noch etwas Zeit, also bestellte er einen Cognac, (das wollte er immer schon mal tun) und widmete sich der Lektüre des Tagespropheten. Lord Gryffindor hat sein Erbe angetreten! Wer ist der mysteriöse Fremde? Harry schmunzelte. Es war wohl sein Schicksal, eine besondere Rolle einzunehmen. Der Junge-der-lebt, der Erbe von Gryffindor, der Erbe von Slytherins Schwester, der Sohn der Lilien,…
Wenigstens hatte er genug Presseerfahrung, dass er nicht öffentlich als Lord Gryffindor auftrat. Dazu kannte er den Tagespropheten gut genug.
Severus Snape war inzwischen mit seinen Einkäufen fertig und hatte sich zu Harry gesetzt. Auch er hatte den Artikel von Rita Kimmkorn gelesen, und überlegte, welcher seiner Verwandten als Erbe möglich war. Die meisten waren ja nur eingeheiratet, und der Rest war entweder tot, oder unwürdig, sprich Todesser, was bedeutete, dass er diesen Fremden Lord nicht kennen konnte. Er schüttelte den Kopf und beobachtete den Jungen, der ebenfalls diesen Artikel las, und dann nachdenklich grinste.
„Wem gehört eigentlich der Tagesprophet?", fragte dieser. Severus überlegte. „Die Aktien gehören zu einem Großteil Privatpersonen, aber ich denke, dass auch das Ministerium oder zumindest ein paar hohe Tiere ihre Hände im Spiel haben." „Aber die Aktien sind öffentlich notiert?" „Normalerweise ja, aber du müsstest das bei Gringotts anfragen." „Werde ich machen. Kann nie schlecht sein, wenn man die Informationen steuern kann, die an die Öffentlichkeit gelangen. Außerdem wartet noch eine persönliche Rache auf eine der Journalistinnen." „Die einzige, die Rache verdient, ist diese Kimmkorn." „Korrekt. Und ich habe etwas gegen sie in der Hand." „Pass bloß auf, die ist schlimm." „Ich weiß. Aber ich habe auch Erfahrung." Und wieder einmal wunderte sich Severus Snape über seinen Schützling. Ein Jugendlicher, der Erfahrung mit Kimmkorn hatte. Reicher Reinblutschnösel vermutlich. Obwohl, Leonie hatte gesagt, sein ganzer Körper sei voll Narben, und das passte, genauso wie das Verhalten, eher in die Kategorie bei Muggeln aufgewachsen und nicht so beliebt. Naja, er würde es schon mal erfahren.
A/N: Sevvie verliebt sich definitiv nicht in Harry. Auch wenn das eines meiner Lieblingspairings ist…Ich mag das Kapitel nicht. Darum poste ich gleichzeitig das nächste. Ein ausführliches A/N und eine Antwort auf eure Reviews folgt im nächsten Kapitel.
