Kokoro: Herzlich willkommen und Carpe Noctem zum 2. Teil unseres Wahnsinns. Die Countess und ich haben uns sehr über die drei Kommentare gefreut, die ihren Weg in ihren Account fanden, hier sind sie:

Musterklammer: blush Ja, natürlich muss es Jahrhundert heißen... Ist meine Schuld... Danke aber für das Lob! °

Blonder Vampir: Danke! . Allerdings, auch in diesem Teil ist der Graf leicht aus der Fassung zu bringen... Mal sehen, was ihm aller widerfährt!

Vampir: Schau zu was der vereinigte Wahnsinn zweier TdV-Fans führen kann! . Interessante Theorie... Yep, Breda hat definitiv eine Menge Charme. Vampire sind wie Weine. Je älter, desto besser! grins

Aaaalso, das wars von meiner Seite! Viel Spaß mit dem 2. Kapitel! .

Auch ich will kurz meinen Senf hinzugeben

Natürlich habe ich mich ebenso über die Reviews gefreut und hoffe, sie dauern an Aber jetzt will ich euch auch nicht länger aufhalten. Was gesagt werden musste, ist gesagt!

Viel Spaß nun also!

Kapitel 2

Sarah:

Zwei Nächte später, also – wohl gemerkt – die letzte Nacht vor des Grafen Geburtstag, waren die Vorbereitungen in höchstem Gange.

Kokoro, Magda und Sarah, die sich inzwischen wieder einigermaßen von ihrem Schwächeanfall erholt hatte, befanden sich in der Küche, um aus verschiedenen Zutaten – um genau zu sein, aus roter Götterspeise, Blut und einigen Lackritzfledermäusen – eine Geburtstagstorte zu backen.

„Geht's dir denn wirklich schon wieder besser?", fragte Kokoro ihre Freundin und musterte sie noch einmal mit besorgtem Blick.

„Ja, ja. Keine Angst. Mir geht es soweit wieder gut. Der Professor sagte ja selbst, dass es am ständigen Wetterumschwung lag. Außerdem war es ja nur ein kleiner Schwächeanfall.", lächelte die Schwarzhaarige und versuchte somit die kleine Hausflaus ein wenig zu beruhigen.

„Papa hat aber auch gesagt, dass es dir gar nicht gut ging. Er hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht.", mischte sich nun auch Herbert ein und tauchte seinen Finger in den Kuchenteig. Daraufhin klatschte Magda ihm böse funkelnd auf die Hand.

„Lass das!", zischte sie, „Das ist für deinen Vater."

Alfred grinste. „Das du dich auch immer bei allem erwischen lassen musst.", meckerte dieser gespielt und deutete auf seine linke hand, in der seelenruhig ein – mehr oder minder – kleiner Löffel lag.

Leider jedoch bemerkte Kokoro den Löffel und zwickte leicht in Alfreds Hand. Auch Sarah hatte dies mitbekommen und zerrte beiden Jünglinge mit den Worten: „Raus jetzt! Muntert lieber Breda auf und lenkt ihn ein bisschen ab! Er schleicht schon die ganze Nacht durch die Gänge.", an den Ohrläppchen aus der Küche.

„So, endlich Ruhe.", seufzte sie grinsend und machte sich zusammen mit Kokoro und Magda daran, den Kuchen zu vollenden.

„Hast du Breda heute schon gesehen?", fragte Kokoro neugierig und ließ sich auf der großen Schüssel nieder.

„Ja, er liegt mir schon die ganze Nacht in den Ohren... Ich solle mich noch ausruhen, und so weiter.", sie seufzte, „Und dann versucht er immer herauszufinden, was wir für morgen vorbereitet haben..."

Kokoro:

„Typisch – nja, solange er uns nicht auf die Schliche kommt, ist ja alles in Ordnung!" meinte die Flaus und mühte sich ab, den großen Holzlöffel zu halten, um den Kuchenteig umzurühren. Lächelnd unterstützte ihre Freundin sie. Magda fragte laut: „Ich würde ja gerne wissen, wie Alfred und Herbert ihn ablenken wollen..."

Besagte junge Männer standen in diesem Moment vor der Tür zum Ballsaal, in dem in der nächsten Nacht die Party stattfinden würde.

„Was tun wir hier eigentlich?" fragte Alfred seinen Freund nach einer Weile. „Pass auf" meinte Herbert, „gleich taucht er auf..."

Und tatsächlich, kaum dass er seine Worte ausgesprochen hatte, erschien seine Exzellenz. Genau genommen, ein Stück schwarzen Haares. Herbert seufzte.

„Komm raus Papa, wir haben dich schon gesehen...!"

Würdevoll aber mit leicht erröteten Wangen kam von Krolock auf die Jungspunde zu und gab sich Mühe, nicht zu ertappt auszusehen.

„Natürlich hatte ich nicht vor, zu spionieren... ich war nur zufällig in der Gegend."

Alfred kicherte. Breda warf ihm einen scharfen Blick zu, doch sein Sohn hob die Hände. „Natürlich nicht. Komm mit, Paps, wir gehen ein wenig spazieren..."

Damit schnappte er sich den einen und Alfred den anderen Arm des Grafen und geleiteten ihn nicht ganz freiwillig von der Tür weg.

Hinter dem edlen Holz waren derweil Abronsius und Koukol damit beschäftigt, in riesigen, blutroten Buchstaben „Herzlichen Glückwunsch zur Geburtsnacht" an die Wände zu malen. Der Professor hatte dem anfangs unwilligen Diener versprochen, dass man die Farbe später restlos würde entfernen können.

Der Rest des Raumes war bereits nicht mehr wieder zu erkennen: Überall hingen Girlanden, die aussahen wie Fledermäuse und große Spinnen, Drachen und Werwölfe. Die Wände waren verkleidet mit dunklem Tuch, worauf sie rote Sterne angebracht hatten. Kerzenleuchter schmückten jede Ecke und würden den Saal Morgen in ein schummeriges Licht tauchen. Echte Spinnenweben hingen von der Decke und ein Schwarm Fledermäuse, der im Schloss wohnte, war nun bereits hierhin umgezogen. Den krönenden Abschluss bildeten die bleichen Totenschädel, die überall auf den kleinen Tischchen standen.

Ein besonders langer Tisch würde Morgen das Büfett tragen, das ausnahmsweise nicht aus Dörflern, sondern aus Selbstgemachtem bestehen würde. Die Frauen hatten eine große Geburtsnachtstorte versprochen und jede Menge Naschereien für die schokoladensüchtigen Vampire. Außerdem standen bereits einige Flaschen uralten Weines auf den Tischen, der einzige Alkohol, den Vampire vertragen können, ohne dass ihnen schlecht würde.

Abronsius schnaufte, als endlich auch der letzte Buchstabe gemalt war und warf den Pinsel erschöpft in den Farbeimer. „So, das wäre geschafft! Der Raum ist fertig! ...Wo ist eigentlich Chagall hin? Er sollte uns doch helfen..."

„Kheihhne Ahhhnnungh." Murmelte Koukol und zuckte mit den Schultern.

S:

„Hatschi!"

Chagall kratzte sich am Kopf. „Hoffentlich habe ich mich nicht erkältet…", sprach er zu sich selbst, grinste dann aber plötzlich. „Bestimmt hat mein Magdalein gerade an mich gedacht. Am besten ich sehe mal nach, was sie wieder treibt." Sich die Hände reibend verschwand er aus der Gruft, in der er sich versteckt hatte, um nicht beim Schmücken für die morgige Nacht helfen zu müssen.

Pah! Das wäre ja wohl noch schöner! Als wenn es nicht schon genug wäre, dass dieser… MANN ihm seine kleine Sarah, sein Kätzchen geraubt hatte – nein – jetzt musste er für seinen Schwiegersohn – er schüttelte sich bei diesem Wort – auch noch eine Geburtstagsparty mitplanen.

Abermals grinste er. Oh, ja… er würde etwas planen… Verschwörerisch rieb er sich erneut die Hände.

„Habt ihr Papa heute eigentlich schon gesehen?", fragte Sarah, als sich die drei Frauen zu einer kleinen Pause an den Tisch gesetzt hatten, und blickte in die Runde.

„Also heute Abend war er noch putzmunter gewesen. Er hat sich allerdings geweigert nach Oben zu kommen…", murmelte Magda und trank einen kleinen Schluck Blut aus ihrem Glas.

„Ich weiß schon, warum er sich nicht nach oben traut.", sprach die Schwarzhaarige gereizt. „Er sollte nämlich dem Professor und Koukol beim Schmücken helfen…"

Die drei seufzten.

Plötzlich jedoch schwang die Türe auf und Chagall trat herein.

„Na, wenn man vom Teufel spricht…", murrte Magda und stand auf, um sich wieder an die Arbeit zu machen.

„Naa, was zaubern denn meine Täubchen?", er funkelte die Fledermaus böse an, „Mit Ausnahme von dir!" Kokoro funkelte zurück und war bereits schon wieder im Begriff dem Wirt erneut in die Schulter zu beißen.

„Papa!", zischte Sarah und stellte sich zwischen ihren Vater und ihre Freundin. „Entschuldige dich gefälligst bei Kokoro!" Murrend ging Chagall daraufhin auf die kleine Hausflaus zu und reichte ihr mit den leisen Worten: „Tut mir leid…", die Hand. Ihrer Freundin zuliebe – und auch nur deswegen – nahm sie die Entschuldigung an.

„Was ist das?", fragte er dann, um von der Situation abzulenken und sah sich interessiert den Kuchenteig an. Vorsichtig tunkte er seinen Finger in den Teig.

„Papa! Finger weg! Das ist für Breda!", schimpfte seine Tochter, zog nun auch an des Vaters Ohrläppchen und schmiss ihn aus der Küche.

Draußen lief er dann direkt Koukol und dem Professor in die Arme, die nicht gerade sehr erfreut waren ihn zu sehen.

K:

„Na so was! Chagall! Du kommst gerade recht! Komm, wir haben noch eine Menge zu tun! Koukol kann das ganze Schloss nicht alleine putzen..."

Damit schnappten sich die beiden Männer den hilflosen Wirt und schleiften ihn davon.

Kokoro hatte die Szene verfolgt und lachte. ´Geschieht ihm recht!´

Als die Hausflaus wieder in die Küche zurückflatterte, sah sie, dass die Torte nun bereits einigermaßen Gestalt angenommen hatte und von Sarah und Magda soeben in den uralten Steinofen geschoben wurde.

„Hey, ihr seid ja richtig schnell!"

Mittlerweile hatten sich Herbert, Alfred und der Graf ihren Weg zum Privatgemach des Grafen begeben, das Zimmer, welches er als Sterblicher bereits bewohnt hatte. Hier hatten sie ihn nahezu ans Bett fesseln müssen, bevor seine Exzellenz endlich Ruhe gab und stillhielt. Herbert schnaufte; so quengelig und unruhig hatte er seinen Vater noch nie gesehen!

´Muss das Alter sein...´

„Papa, jetzt sei doch endlich still! Ich will dich nicht fesseln und knebeln müssen!"

Breda von Krolock schaffte es beinahe, beleidigt zu schmollen, aber er fragte dann lieber: „Was habt ihr denn vor?"

Alfred seufzte und antwortete: „Das werden wir dir sicher nicht sagen! ...Komm Herbi, wir sollten langsam mal weitermachen!"

Herbert nickte und gemeinsam verließen sie das Zimmer.

Von Krolock wartete einige Minuten, bis sie definitiv außer Hörweite waren und lugte vorsichtig aus der Tür.

Nichts.

Leise in sich hinein schmunzelnd trat er auf den Gang hinaus und huschte schnell und lautlos um die Ecke.

Endlich war die Torte fertig gebacken! Sarah und Kokoro waren schon ganz aufgeregt. Sie hatten noch nie eine so große, mehrstöckige Torte verziert!

Magda hatte lächelnd zugesehen, wie sich die sonst so guten Freundinnen um die Aufgaben balgten. Schließlich übernahm sie als erfahrenste Bäckerin das Kommando und bestimmte, dass Sarah die rote Glasur über den Teig gießen und Kokoro anschließend die kleinen Lakritz-Fledermäuse darauf verteilen durfte.

Zum Schluss wurde alles noch üppig mit Sahne und Schokostreuseln garniert.

Schließlich standen die drei weiblichen Wesen andächtig vor ihrem Werk und beglückwünschten sich gegenseitig zu ihrer gelungenen Arbeit.

S:

Auf einmal jedoch öffnete sich die Küchentür quietschend einen kleinen Spalt breit. Nur Kokoro, die ja als Vampirfledermaus höchst sensible Ohren hatte, hörte dieses leise Geräusch und flatterte zur Klinke. Doch, was sie sah, gefiel ihr gar nicht – nun, es gefiel ihr schon, nur nicht in diesem Augenblick! Denn draußen stand Graf von Krolock – das Geburtstagskind – persönlich!

Wie eine wild gewordene Furie flog sie auf seine Exzellenz zu und versuchte ihn davon abzuhalten, einen Blick in die Küche zu erhaschen. Auf diesen Lärm wurden natürlich auch die anderen beiden Frauen aufmerksam und drehten sich verwundert um. Fragend musterten sie Kokoro, die wutentbrannt in der Tür flatterte. Neugierig, wie beide nun einmal waren, öffneten sie vorsichtig die Türe.

„Breda!", rief Sarah wütend aus, als sie ihren Mann auf dem Boden sitzen sah. Dieser versuchte noch den Rest seiner Würde zu wahren, stand hastig auf und strich seine Kleider glatt.

„Ähm… es ist ganz anders, als ihr wahrscheinlich denkt… ich war nur…", stammelte er, war aber gar nicht mehr in der Lage seinen ‚Satz' zu Ende zu führen, als er von seiner Frau unterbrochen wurde.

„Das reicht jetzt! Kokoro, bitte flieg zu Herbert und Alfred. Sie sollen herkommen und ihn meinetwegen in seinen Sarg einsperren!", wetterte sie streng und stemmte temperamentvoll die Hände in die Hüften. Von Krolock sah seine Frau erschrocken an. IHN in seinen Sarg EINSPERREN!

Als Kokoro sich auf die Suche nach Herbert und Alfred machte – sie konnte sich schon denken, wo die beiden wieder waren – und Magda wieder in die Küche schlich, da sie auf keinen Fall darauf aus war, Sarahs Launen aus nächster Nähe zu erleben, wurde der Graf böse von seiner Gemahlin angefunkelt.

„Was soll das ganze, Breda? Alle geben sich so viel Mühe, um dir einen schönen Geburtstag zu bereiten und du machst mit deiner schrecklichen Neugier alle Überraschungen zunichte!", zischte sie leise, aber bedrohlich. Daraufhin drehte sie sich von ihm weg und kreuzte wütend die Arme vor der Brust. Ihm tat plötzlich alles schrecklich leid… er wollte zu ihr gehen und sie von hinten umarmen, doch in diesem Augenblick kam Kokoro, mit Alfred und Herbert im Schlepptau, angesaust.

„Was müssen wir da hören, Paps?", warf Herbert ihm mit einer ungeheuren Dramatik in der Stimme vor und wandte sich dann zu seinem Gefährten:

Wir hätten ihn doch ans Bett fesseln sollen!'

K:

Recht kleinlaut wurde von Krolock schließlich von seinem Sohn, dessen Gefährtin, seiner Frau und seinem Haustier ´abgeführt´.

Sie brachten ihn geradewegs zu seiner Gruft hinunter und zu seinem Sarg, den die beiden Männer ächzend aufstemmten. Bittend sah Breda seinen Gemahlin an.

„Sternkind...Willst du mich bis morgen Abend in meinen Sarg sperren?"

Sarah schien einen Moment lang Mitleid zu empfinden, aber dann nickte sie. „Und du wehrst dich besser nicht, Schatz – sonst bekommst du kein einziges Geschenk!"

„Geschenk?" fragte der Graf, auf einmal höchst interessiert und seine Bedrouille momentan vergessend. Bevor er aber genauer nachfragen konnte, schob ihn Herbert ungeduldig in Richtung Sarg, in den seine Exzellenz schließlich seufzend einstieg. Sorgfältig zupfte er seinen Umhang zurecht und verschränkte die Hände in der gewohnten Weise vor der Brust.

Dann schoben sein Sohn und Alfred den Deckel wieder darauf und beschwerten ihn mit einer schweren Steinfigur. Notfalls würde der Graf zwar noch herauskommen, wenn er viel Gewalt anwenden würde, aber man würde es bis in den Turm hinauf hören.

Man beschloss, Kokoro als Wachposten dazulassen, nur für den Fall, dass Breda sich etwas sehr Cleveres einfallen lassen würde. Gemeinsam gingen die Anderen die steinernen Treppen wieder hinauf.

Lautlos flog die Flaus hinüber zum Sarg und setzte sich auf die Statue, die die Form eines Löwen mit Flügeln hatte. Die kannte sie aus Venedig – als sie noch in einer Gruppe lebte, waren sie über die Wasserstadt hinweg geflogen, wenn sie ihr Sommerquartier aufsuchten.

Stundenlang geschah nichts. Kokoro war bereits beinahe eingenickt (es wurde ja auch schon hell draußen) als sie auf einmal ein leises Geräusch vernahm. Zuerst konnte sie es nicht zuordnen, aber es schien aus dem Sarg zu kommen, und... dann erkannte sie einen Rhythmus.

Schnell legte sie ihr Ohr auf den Deckel um besser hören zu können:

Seit fünfhundert Jahren

auf dieser Erde

seit fünfhundert Jahren

unsterblich...

Nun werd ich,

was ich nie wollte,

der Gedanke ist so schmerzlich..."

Erschrocken zog die Flaus den Kopf zurück und fragte sich, was Breda nur damit meinte – steckte mehr hinter seiner Geburtstags-Phobie als sie alle ahnten?

S:

Sie fasste den Entschluss am besten Herbert, Alfred und Sarah zu holen! Vielleicht konnten sie sich auch den leisen Singsang des Grafen näher erklären…

Ganz aufgeregt flatterte die kleine Flaus durch die langen Korridore des Schlosses und fand alle drei schließlich in der Küche vor, gemütlich bei Tisch sitzend und ein frisches Glas Blut trinkend. Als das kleine Flattertier schwer atmend zur Tür hineinstürzte, fielen alle Blicke auf sie.

„Kokoro? Ist etwas passiert? Du wolltest doch bei Breda bleiben, oder hat er wieder irgendetwas angestellt? – Oh, dem werd' ich dir Leviten lesen-", wetterte Sarah und stemmte bereits schon wieder die Hände in die Hüften, wurde aber von Kokoro unterbrochen, die verneinend den Kopf schüttelte. Ganz außer Atem brachte sie dann doch noch ein paar gebrochene Sätze zustande: „Breda… im Sarg… singt… traurig…"

Alle sahen sie auf diese Worte hin fragend an.

„Kommt schnell!", rief die kleine Flaus schließlich, als sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. Diesen Satz verstanden alle und sprangen von ihren Stühlen auf. War vielleicht etwas mit Breda passiert? Warum sonst sollte Kokoro so aufgebracht in die Küche stürmen?

Die beiden Frauen bildeten die Vorhut der kleinen Gruppe, die, wie von einem wilden Tier verfolgt, durch das Schloss – bis hin zur Gruft – rannten.

An gewünschtem Ziel angekommen sprengten Sarah und Kokoro förmlich die schwere Eisentür, die den Ein- beziehungsweise Ausgang zur Gruft bildete. Verdattert besahen sich Herbert und Alfred das Debakel… Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf ihren Stirnen, als sie bemerkten, dass kleinere Gesteinsbrocken von der Wand hinunterfielen.

„Breda, kannst du mich hören? Ist alles in Ordnung mit dir?", rief Sarah und hämmerte ein paar mal heftig auf den massiven Sargdeckel ein. Alfred nahm die beiden Frauen beiseite – denn, wer wusste schon, was für ein Anblick sich ihnen beim Öffnen des Sarges bieten würde – während Herbert die schwere Statue vom Sarg beförderte, den er sogleich danach öffnete.

„Papa?", fragte er zaghaft und spähte in den nun geöffneten Sarg.

Die anderen drei, die in absehbarer Entfernung zu Herbert und dem Sarg standen, hielten den Atem an.

„Nanu? Habt ihr es euch etwa anders überlegt?", hörte man eine Stimme, die eindeutig als die Bredas zu identifizieren war. Er setzte sich auf und sah alle nacheinander fragend an. Seiner Frau standen Tränen in den Augen, als sie sich plötzlich auf den Vampirgrafen stürzte.

„Oh, zum Glück geht es dir gut, Liebster!", schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht an ihres Mannes Schulter. Ein wenig verdutzt sah er herüber zu Kokoro, der, wie er bemerkte, auch Tränen in den Augen standen.

„Was ist denn passiert? Ist wer gestorben?", scherzte der Adelige und versuchte somit die Stimmung ein wenig zu heben.

„Was passiert ist? Das sollten wir wohl besser dich fragen, Paps. Kokoro hat gesagt, dass wir kommen sollten.", erklärte Herbert und sah ebenfalls herüber zu der kleinen Flaus.

„Du…hast gesungen, Breda…", stammelte sie und versuchte krampfhaft ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Stimmt das, Liebster?", hakte Sarah nach, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und gab ihm einen Kuss auf den Handrücken. Seine Exzellenz seufzte. „Nun gut…", begann er, „Wenn ihr es wollt, erzähle ich euch die ganze Geschichte…", seufzte er und legte tröstend einen Arm um seine Frau und bedeutete Kokoro, auf dass sie sich ebenfalls zu ihm gesellen solle. Sie tat, wie ihr geheißen und ließ sich auf des Grafen Schulter nieder, schmiegte sich erleichtert an dessen Wange und lauschte andächtig seinen Worten.

„Mein…Vater hatte sich, als er das fünfhunderte Lebensjahr erreicht hatte, sehr verändert…"

K:

/ „Breda!"

Die laute Stimme Alecsander von Krolocks hallte durch das ganze Schloss. Sein Sohn, gerade mal hunderfünfzig Jahre alt und damit noch ein Vampir-Teenager, zuckte leicht zusammen, sah seinem Vater aber fest in die Augen, als dieser sich vor ihm aufbaute.

Ja, Vater?"

Warum hast du den von Creonkas nicht geschrieben, dass sie zum Empfang heute Nacht eingeladen sind?" Das bereits ergraute Haar des adligen Vampirgrafen und –seit einiger Zeit- Vampirältesten umrahmte ein scharf geschnittenes, kraftvolles Gesicht, das noch die Erinnerung an das frühere gute Aussehen barg. Alecsanders Miene und Haltung drückte Macht aus – und das aus gutem Grund. Er war ein mächtiger, mächtiger Vampir.

Vater, du hast mir nicht gesagt, dass auch Die von Creonkas eingeladen sind, ich-"

Hör auf mit deinen Ausflüchten!" unterbrach ihn der silberhaarige Mann. Seine eisblauen Augen blitzten. „Es ziemt sich nicht im Mindesten für einen zukünftigen Grafen, und erst recht nicht für meinen Sohn!" Er schnaubte.

Möchte wissen, was in dir vorgeht! Andauernd träumst du, vernachlässigst deine Pflichten und treibst mich schier zur Weißglut! Wie soll das deiner Meinung nach weitergehen? Ich bin es leid, auch immer noch auf meinen unmündigen Sohn aufzupassen bei der enormen Belastung, die mein Stand mit sich bringt, nur weil du..."

Er hielt inne und holte Luft, als er das Gesicht seines Kindes sah. Der junge, schwarzhaarige Mann versuchte es zu verbergen, aber es standen ihm Tränen in den Augen, die genauso blau waren wie die seines Vaters.

Enttäuscht atmete Dieser aus und wandte sich ab.

Du bist es wahrlich nicht wert, ein von Krolock zu sein..."/

Breda hielt inne und atmete bedächtig ein. Die Anderen sahen ihn fassungslos an.

„Das hat er nicht gesagt!" platzte Sarah schließlich heraus. Ihr Gemahl lächelte tapfer und legte ihr die Hand auf den Arm. „Leider ja, mein Sternkind. Ich vermute, durch all die Aufgaben, die viele Verantwortung, die als Vampirältester auf seinen Schultern ruhte, vergaß mein Vater, dass es noch anderes gibt, für das es sich zu leben lohnt, ausser der Arbeit. Er hatte..."

Er zögerte; alle sahen ihm an, dass es nicht leicht für ihn war, die nächsten Worte auszusprechen. „...immer Angst, dass ich die Ehre der Familie – seine Ehre – besudeln könnte, wenn er mich nicht ständig unter Kontrolle hatte. Ich war jung, viel jünger als du heute, Herbert... ich wollte mehr von meiner unsterblichen Existenz, als sie in Arbeit und Gram zu verbringen..."

Sein Sohn schluckte trocken und flüsterte: „Ich kann mich kaum noch an Großvater erinnern... Ich wusste nicht, dass er so gemein war!"

Sein Vater zog ihn in seinen Arm. „Im Grunde seines Herzens war dein Großvater ein gerechter, liebevoller und besorgter Mann. Aber er veränderte sich, wie die MACHT ihn veränderte. Eigentlich glaube ich heute, dass er immer Angst hatte..."

Einen Moment lang sah Breda von Krolock schweigend in die Ferne, vollkommen in Gedanken versunken. Kokoro, die seine Wange bedeckte, flüsterte tonlos: „Und deswegen fürchtest du deine Geburtsnacht... Weil du Angst hast, wie dein Vater zu werden..."

Er nickte. „Genauso ist es. Ich will Herbert – und euch allen – das nicht antun."

„Du bist anders als dein Vater, Breda!" fuhr Sarah aufgewühlt dazwischen. „Du musst nicht werden wie er! Du bist stärker und wirst die Macht beherrschen, nicht sie dich!"

Mit einem leisen, undefinierbaren Laut schlang der Graf seine Arme um alle drei Vampire und drückte sie fest an sich.

S:

„Ähm…", machte Alfred und sah verlegen zu Boden. Der Graf lächelte und hielt seinen Arm noch ein wenig weiter ausgestreckt.

„Na komm schon. Du gehörst ja auch schon irgendwie zur Familie.", scherzte er. Alfred lächelte dankbar zurück und schmiegte sich an Herbert.

Niemand wusste, wie lange alle dort so verharrten, doch plötzlich wurde quietschend die schwere Tür zur Gruft geöffnet. Herein trat ein ziemlich verdattert aussehender Abronsius.

„Oh, Verzeihung… ich wollte nur –" Er besah sich das Bild, welches sich ihm bot, nun ein wenig genauer.

Was machten all diese Vampire auf einem Haufen? Noch dazu in dem Sarg seiner Exzellenz und dessen Gemahlin…

Verwirrt taumelte er ein paar Schritte rückwärts, was Alfred dazu veranlasste aufzuspringen und seinem Lehrmeister zu helfen. Auch Herbert war aufgestanden um seinem Gefährten behilflich zu sein.

„Es ist nicht so, wie Sie denken, Professor!", hastete Alfred, dem das Ganze wohl sichtlich peinlich war – zumindest, wenn man der rötlichen Färbung seiner Wangen Glauben schenken durfte.

„Sie sollten sich wohl besser setzen, Professor.", grinste Herbert und half dem alten Mann dabei sich auf eine der steinernen Stufen niederzulassen.

„Was macht ihr denn alle hier?", fragte der Grauhaarige ein wenig verwirrt und blickte in Richtung der drei anderen Vampire, denen es scheinbar nicht einmal im Traume einfiel auch nur einen Zentimeter voneinander wegzurücken.

„Wir haben uns nur noch einmal einen 499-jährigen Papa ansehen wollen und bevor er morgen Nacht 500 wird, wollten wir uns, sozusagen, nur noch einmal von ihm ‚verabschieden'", erklärte Herbert und schob gelangweilt die Hände in seine Rocktaschen.

„Also, na ja, wenn das so ist, dann ist es als Professor – und zukünftiger Nobelpreisträger – ja wohl meine Pflicht es euch allen gleichzutun.", erklärte Professor Abronsius und ging auf den Grafen zu. Dieser sah ihn völlig überrumpelt an, als der alte Mann plötzlich zu ihm in den Sarg stieg und von ihm umarmt wurde (Kokoro und Sarah hatten vorher ein wenig Platz gemacht). Die beiden Frauen sahen sich leise kichernd an. Auch Herbert und Alfred mussten sich beim Gesichtsausdruck des Grafen zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.

Hüstelnd löste der Professor die Umarmung dann schließlich wieder, stieg aus dem Sarg und strich ein wenig verlegen seine Kleidung wieder glatt.

Der Graf war sprachlos… nicht nur, dass dieser Mann ihn sexy fand – er konnte sich noch immer nicht an diesen Gedanken gewöhnen – nein, jetzt musste er ihn auch noch umarmen…

Als der alte Mann den Sarg wieder vollständig geräumt hatte, kuschelte sich Sarah sofort wieder an ihren Gemahl.

Abermals wanderten die Blicke des Professors zum Sarg des Grafen. Das Bild, welches sich ihm bot, versprühte eindeutige Signale.

K:

„Ich... werde mich dann mal wieder der Forschung widmen..." murmelte der alte Mann und verließ hastig die Gruft. Nun konnten sich die beiden weiblichen Wesen und auch die jungen Männer nicht länger halten und kugelten sich nahezu vor Lachen über das unbezahlbare Gesicht seiner Exzellenz.

Schließlich gingen sie schlafen, da alle ja für die große Nacht morgen ausgeruht sein wollten. Sarah kletterte zu ihrem Grafen in den Sarg, Kokoro versteckt in der Falte ihres Kleides, da es zu kalt war, um unter der Decke zu hängen. Alfred und Herbert verzogen sich in den Sarg des Grafensohnes.

Bald waren alle fest eingeschlafen.

Am nächsten Abend war es Alfred, der als Erster erwachte und seinen schlummernden Gefährten anstieß. „Wach auf, Herbi," flüsterte er. „Wir müssen aufstehen!"

Ein wenig widerwillig erhob sich der Grafensohn, schob den Deckel des Sarges so behutsam wie möglich zur Seite und sprang heraus. Leise liefen die beiden Vampirmänner zum Sarg des Grafen hinüber und öffneten ihn leise. Alfred stupste Sarah an, die sich räkelte und ein wenig verschlafen durch Kopfnicken zu Verstehen gab, dass sie wach war. Schlaftrunken sah sie sich nach ihrer Freundin um und entdeckte sie schließlich in den Falten ihres Kleides. Sie nahm die Fledermaus auf die Hand, wovon Diese erwachte. Nun schob Herbert den Deckel wieder auf den Sarg und sie huschten gemeinsam in die Halle hinauf. Dort warteten bereits Abronsius, Magda, Chagall und Koukol, welchem Herbert den Auftrag gab, auf seinen Vater aufzupassen, damit er nicht so schnell hochkommen würde.

Dann machten sich alle auf in die vielen verschiedenen Bäder, die Herbert überall im Schloss hatte einrichten lassen, und bereiteten sich kleidertechnisch vor. Kokoro, die ja währenddessen nichts zu tun hatte, beschloss, Koukol unten in der Gruft Gesellschaft zu leisten. Als sie um die letzte Ecke bog, sah sie, dass seine Exzellenz bereits erwacht und aus dem Sarg gestiegen war. Koukol und er waren in ein heftiges Wortgefecht geraten, indem es darum ging, dass Breda nun endlich nach oben wollte, da er ja das Geburtstagskind sei.

Kokoro flog auf seine Schulter und kicherte, womit sie ihr Herrchen davon ablenkte, auf den Diener einzureden. „Noch nicht, Breda – erst um zwölf!" meinte die Flaus lächelnd. Breda seufzte, nickte aber. „Und du musst dich jetzt langsam fertig machen, Koukol – genau wie du, Breda, wir müssen dich herausputzen für deine große Nacht!"

Gesagt, getan – während Koukol davonhumpelte, um sich in irgendeinen vermoderten Anzug zu zwängen, beriet Kokoro von Krolock in Kleiderfragen. Schließlich einigten sie sich auf einen samtenen, tiefroten Brokatgehrock, eine schwarze Samthose, Bredas elegante Stiefel, ein schwarzes, besticktes und mit Rüschen verziertes Hemd. Dazu durfte der passende Umhang im schönsten Blutrot natürlich nicht fehlen. Danach band der Geburtstagsvampir sich seine langen, schwarzen Haaren mit einem roten Satinband zu einem Zopf, der ihm bis zur Taille reichte. Ein paar vorwitzige Strähnen, die sich ihren Weg über sein Gesicht gebahnt hatten, versuchte er vergebens zu bändigen. Schließlich wollte er sich noch sein Halstuch umbinden, was sich als ausgesprochen schwer erwies. Als er es nach einigen Versuchen nicht geschafft hatte, versuchte die Flaus ihm zu helfen, aber sie war zu klein um es ordentlich festzuknoten.

Als Sarah kurz darauf die Gruft betrat, kam sie aus dem Staunen nicht heraus: Ihr Gatte, schmerzhaft verrenkt, fuchtelte mit allen Gliedmaßen, während Kokoro noch immer versuchte, dieses Tuch an seinem Platz anzubringen, ohne ihr Herrchen zu erwürgen. Sarah sah ihnen eine Weile grinsend zu, hatte dann aber doch Mitleid und half ihnen.

Als Breda von Krolock schließlich schnaufend und fertig in jeder Hinsicht vor ihr stand, lächelte sie zufrieden.

Breda besah sie sich. Sie war wunderschön. Seine Frau hatte sich wirklich was Besonderes einfallen lassen in Sachen Kleidung.

S:

Als hätte sie sich vorher mit ihrem Mann abgesprochen – was ja vielleicht sogar der Fall war – trug sie ein schwarz-rot schimmerndes Kleid aus Chiffon, verziert mir einer schwarzen Fledermaus auf der Vorderseite ihrer Korsage. Als Augen dienten der Fledermaus zwei blutrote Rubine.

Auch Kokoro staunte nicht schlecht und grinste beim Anblick der Fledermaus.

Ihre Haare fielen Sarah in ihrer vollen Pracht über die Schultern.

Plötzlich zauberte sie hinter ihrem Rücken etwas Glitzerndes hervor – eine Brosche. Stumm ging sie wieder einen Schritt auf ihren Gemahl zu und steckte ihm die Brosche, die als Rubin zu identifizieren war, an den Knoten seines Halstuches. Dies vollbracht, trat sie wieder ein paar Schritte zurück und klopfte sich mental auf die Schulter. Jetzt war ihr Mann wirklich perfekt.

„Ich könnte dich knutschen!", seufzte sie und strahlte ihn glücklich an.

„Nun, ich halte dich bestimmt nicht davon ab, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen.", scherzte er und ging lächelnd ein paar Schritte auf seine Gemahlin zu.

Als sich ihre Lippen trafen, band Sarah ihm plötzlich in Windeseile ein seidenes Tuch um die Augen. Irritiert taumelte seine Exzellenz ein paar Schritte zurück und wollte sich das Tuch bereits wieder von den Augen reißen, wurde jedoch von der kleinen Flaus davon abgehalten.

„Du musst das Tuch um lassen, Breda."

„Aber – ", wollte dieser protestieren, wurde aber unterbrochen.

„Kein ‚aber', mein Lieber. Protest wird hier nicht geduldet!", sprach Sarah gespielt streng und zwinkerte ihrer Freundin, die sich mittlerweile auf ihrer Schulter niedergelassen hatte, vergnügt zu. Nach diesen Worten hakte sich seine Frau bei ihm ein und führte ihn durch die Korridore hin zu vorbereitetem Saal.

Dort angekommen, hörte der Graf bereits das Spinettspiel seines Sohnes – er vermutete zumindest, dass Herbert spielte. Niemand sonst konnte schließlich Spinett spielen.

Kokoro flatterte von der Sarahs Schulter herunter, hinauf auf die von Alfred, der zwar kurz erschrak, sich aber dann wieder entspannte.

Vorsichtig wurde seine Exzellenz die Stufen hinuntergeleitet, immerhin konnte er ja noch immer nichts sehen.

Unten standen bereits jede menge Gäste und warteten darauf, dass das Geburtstagskind sie begrüßen würde. Alle waren gekommen: Seine fernen Verwandten, etwa aus Italien, Deutschland, England und sogar ein paar aus Russland und Japan. Auch ein paar der Ewigkeitsvampire waren anwesend, hatten jedoch Mühe und Not alle ihre Gliedmaßen bei sich zu behalten… Als der Graf endlich mit seiner Gemahlin am Fuß der Treppe angelangt war, verstummte die Musik. Seiner Exzellenz wurde die Augenbinde entwendet und er schlug die Augen Auf.

„ÜBERRASCHUNG!"