Ich – dass heißt, WIR – grüßen Euch!

Lang, lang ist's her, seit wir ein Update vornahmen, aber nun:

HIER ist es!

Leider waren wir bis vor kurzem noch verhindert... hüstel Nun ja, um genau zu sein, stand ein TdV-Besuch meiner Wenigkeit und meiner lieben Hausflaus an! – Wunderbar, muss ich sagen!

Kevin ist wirklich eine Wucht! – Wie mir natürlich schon immer klar war... der Mann hat eine Stimme... Traumhaft! Und dann diese Augen!... Aber nun, ich möchte nicht allzu viel schwafeln, ich denke, Kokoro hat auch noch einiges zu erzählen.

In diesem Sinne:

Viel Spaß!

P.s.: Das Schlusswort überlasse ich Dir, Corinna!

Kapitel 4

Kokoro:

So ohrenbetäubend war das allgemeine Brüllen, dass Breda sich am liebsten die Hände über die Ohren geschlagen hätte. Was als nächstes kam, nahm er sowieso nur am Rande wahr.

Über dreihundert Vampire aus allen Teilen der Erde und Geschichte stürmten auf ihn zu und wollten ihn gleichzeitig beglückwünschen. Natürlich endete das in einem heillosen Durcheinander aus, aus dem sich der Graf nur durch rasend schnelles Handwechseln retten konnte.

Da waren die von Krolocks aus Italien, Deutschland, Österreich und England. Die no Komoris aus Japan. Die of Chromwells und die Reapers aus Amerika. Aus Deutschland waren auch noch die dreiundzwanzig Kinder der von Schlottersteins und die komplette Familie Teufelsberg zu Gast. Aus England das alte Adelsgeschlecht der Baskervilles und der Cantervilles, und, und, und – der Graf meinte, nur selten so viele Vampire auf einem Haufen gesehen zu haben. Und alle wollten sie ihn am Liebsten allein in Beschlag nehmen. Die arme Sarah, die ja nicht wissen konnte, wie begeisterungsfähig Vampire sind, hatte sich nur durch einen raschen Sprung auf die dritte Treppenstufe retten können.

Einige Stunden später – so kam es Breda vor – hatte er schließlich alle begrüßt, einschließlich der Ewigkeitsvampire und –vampirinnen, welche ihm mal wieder schöne Augen machten und versuchten, ihre fallsüchtigen Gliedmaßen unter Kontrolle zu halten. Lächelnd kam Sarah auf ihn zu und hakte sich bei ihm unter. Von Krolock meinte, dass es das Beste wäre, sie Jenen, die sie noch nicht kannten, vorzustellen und hielt eine kleine Begrüßungsansprache. Danach wurde zum Tanz gespielt und Breda widmete den Ersten seiner Frau. Dann musste er noch mit Herbert, einer Menge Vampirdamen, Gräfinnen, Komtessen, Countessen, Ladys und anderen weiblichen Wesen tanzen. Herbert versuchte, ihm Koukol unterzujubeln, und daraufhin kehrte er der Tanzfläche vorsichtshalber den Rücken zu. Einige junge Vampire legten einen flotten Rhythmus auf den Instrumenten hin und der größte Teil der Gesellschaft tanzte, trank, oder wanderte durch den Garten.

Da ergriff Herbert das Kommando und verkündete ihm, Sarah, Kokoro, Alfred, Magda, Chagall und Abronsius grinsend, dass sie nun ein Spiel spielen würden – Flaschendrehen!

Sein Vater stöhnte auf und auch Chagall und Alfed schauten nicht sehr begeistert, stimmten schließlich aber doch zu – jedoch aus vollkommen unterschiedlichen Gründen. Alfred tat es Herbert zuliebe und weil es ja doch ganz lustig werden könnte, Chagall heiterte der Gedanke auf, dass sein ungeliebter Schwiegersohn sich blamieren könnte.

Alle zusammen setzten sie sich in einen Kreis auf von Magda schnell beschaffte, weiche, samtige Kissen. Herbert kam mit einer Rotweinflasche herbei und grinste seinen Vater süffisant an. Dann verteilte er die rote Flüssigkeit großzügig an alle Beteiligten, seinem Vater schenkte er zweimal ein, mit der Begründung, dass sie sonst nicht anfangen könnten zu spielen. Kichernd setzte er die Flasche in die Mitte und drehte sie – nur um festzustellen, dass sie auf ihn selbst zeigte. „Oh...Mist!" Erwartungsvoll sah er in die Runde.

„Wahrheit oder Pflicht?" riefen alle.

„Pflicht!" meinte der silberhaarige Vampir selbstbewusst. Eine Weile tuschelten die Anderen miteinander, dann stand das Urteil fest – Herbert musste Magda küssen! Der Grafensohn sträubte sich ein wenig, tat es dann aber doch – und war heilfroh, als es vorbei war. Frauen waren eben nichts für ihn. Dann aber besann er sich, dass er sich ja nun etwas ausdenken durfte und grinste diabolisch. Er drehte die Flasche erneut und diesmal zeigte sie auf Sarah. „Na Sarah? Wahrheit oder Pflicht?" – „Wahrheit!" entschied die junge Frau. Herbert überlegte etwas und meinte dann: „Hattest du vor meinem Vater schon Männer? Und wenn ja, wie weit bist du mit ihnen gegangen?"

Sein Vater sah aus, als wäre er nicht sicher, ob er nun gespannt zuhören oder in Ohnmacht fallen sollte.

Countess:

Er entschied sich für Ersteres, sollte jedoch schon bald feststellen, dass er sich wohl besser für Zweiteres hätte entscheiden sollen.

„Nun…um ehrlich zu sein…", begann Sarah und sah grinsend in die Runde. Ihr Blick blieb schließlich an ihrem Ehegatten hängen, der gespannt seine Hände zu Fäusten ballte. „Ich hatte schon einige Liebhaber vor deinem Vater…", sie seufzte gespielt träumerisch. Von Krolock blickte sie sprachlos an. Es grenzte fast an ein Wunder, dass er nicht die Fassung verlor und sich nach den Namen jener Männer erkundigte, um sie gleich danach auf kürzestem Wege in die Hölle zu schicken. – Natürlich log Sarah, aber das wusste ihr Mann ja nicht, also setzte sie noch eins drauf: „Wenn ich es mir recht überlege wäre so ein JUNGER, KNACKIGER Mann auch einmal wieder eine schöne Abwechslung…"

DAS reichte! Geschockt erhob sich seine Exzellenz von seinem Kissen und war im Begriff aus der Halle zu stürmen. Noch gerade rechtzeitig legte seine Frau ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm und schmunzelte.

„Das war alles bloß ein Spaß, Breda. Du bist und bleibst der Einzige für mich.", säuselte sie und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Dieser schien den adligen und nunmehr 500 Jahre alten Vampir zu besänftigen und er entspannte sich sichtbar wieder in seiner Haltung.

Chagall war bereits schon wieder dabei aufzustehen, um seine Tochter von diesem Mann loszureißen. Doch gerade, als er sich erheben wollte, trennten sich die beiden wieder von einander und setzten sich zurück auf ihre Plätze.

„Soooo, und jetzt bin ich doch dran, oder!", frohlockte die Schwarzhaarige und beugte sich ein wenig vor, um die Flasche drehen zu können. Und das Opfer war – Kokoro!

„Wahrheit, oder Pflicht, meine Liebe?", fragte Sarah ihre Freundin gespielt hinterlistig und grinste. Kokoro war mutig und wählte: „Pflicht, meine Teuerste."

Das Grinsen auf dem Gesicht der jungen Countess wurde breiter.

„Du hast die groooooße Ehre… meinen Vater zu küssen!", gab sie bekannt und musste sich zusammenreißen, um nicht plötzlich laut loszulachen. Nicht nur Kokoros Mund klappte vor Sprachlosigkeit auf, nein, die Münder alle in derer in der Runde anwesenden klappten ein wenig auf.

„Ich soll WAS!", rief Kokoro empört aus und blickte ihre ‚Freundin' verständnislos an.

„Ich werde mich doch nicht von diesem kleinen Flatterviech küssen lassen!", protestierte Chagall.

„Tja, Papa, das wirst du wohl oder übel müssen."

Nach diesen Worten und den mitleidigen Blicken der anderen, machte Kokoro sich todesmutig auf den Weg in Richtung des Wirtes.

„Soll ich dich hochheben, Kokoro?", flötete die schwarzhaarige Vampirin und grinste. Die Flaus funkelte sie daraufhin nur böse an und flatterte auf Kopfhöhe des Wirtes. Dieser verzog angewidert das Gesicht. Doch dann, nur eine Millisekunde berührten sich die Lippen von Kokoro mit denen Chagalls.

Kokoro:

Dann kam sie gar nicht schnell genug wieder zu ihrem Platz zwischen Graf und Freundin zurück. Sie war einigermaßen grün im Gesicht. Von Krolock sah sie ausgesprochen mitleidig an – ihm war schon vom Zusehen schlecht geworden.

Um die ganze Sache schnellstmöglich zu verarbeiten, beschloss sie, die Flasche zu drehen. Sie musste sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegenstemmen, damit sie sich etwas bewegte und sich eineinhalb Mal drehte. Dann zeigte der Hals auf den Geburtstagsvampir selbst – Breda. Kokoro hätte auflachen können – was für ein Glück! Schnell fragte sie zuckersüß: „Wahrheit oder Pflicht, Breda?"

„Nun...Pflicht!" antwortete er nach kurzem Bedenken. So fies konnte eine kleine Fledermaus nicht sein, oder?

Falsch. Alle bedrängten die Flaus mit Wünschen und Anregungen, und als das Wort „Strippen!" fiel, lachte sie laut auf. Von Krolock hielt entsetzt den Atem an. „Strippen?" fragte er fassungslos. „Das...werde ich bestimmt nicht tun!"

Kokoro sah aus den Augenwinkeln, dass Chagall sich fies grinsend zurücklehnte, wohlwissend, dass es dann mit der Würde seiner Exzellenz vorbei wäre. Sie überlegte es sich anders. „Dirty Dancing! Mit Sarah!" bestimmte sie und lächelte den Grafen aufmunternd an. Der, froh um die Stripnummer herum gekommen zu sein, nickte schließlich, erhob sich, reichte seiner Frau die Hand und schritt zur Tanzfläche.

Als das Paar die Mitte erreichte, wurde es still. Alle fragten sich, was nun kommen würde. Etwas nervös, aber nach außen hin beherrscht nickte von Krolock der Band zu, denen sein Sohn etwas ins Ohr geflüstert hatte. Es war ein langsamer, gleichmäßig pulsierender Rhythmus von dunkler Klangfarbe. Der Graf knöpfte seinen langen Mantel elegant ab und warf ihn seinem Sohn zu. Dann packte er die Hand seiner Frau und schwang sie herum, presste sie an sich, flog mit ihr in rasantem Tempo über die Tanzfläche. Eng aneinandergeschmiegt berührten und liebkosten sie sich vor allen Gästen, welche nicht anders konnten als fasziniert zuzuschauen.

Schließlich, als der Atem beider Tanzpartner bereits stoßweise ging, hob von Krolock seine Sarah auf die Arme und hielt sie hoch über seinem Kopf, drehte sich mit ihr, ließ sie in seine Arme sinken und kam so mit ihr zum Stillstand.

Einen Moment war es ruhig. Dann brach der Jubel aus und mit roten Gesichtern aber stolzer Miene verbeugte sich das Paar und verließ die Bühne.

„Respekt, von Krolock!" tönte es von der Seite. Breda wandte sich um und gewahr einen hochgewachsenen, schwarzgekleideten Mann mit langen, schwarzen Haaren, die er in einem Zopf gebändigt trug. Seine Erscheinung strahlte eisige Arroganz aus.

Sarah schluckte ein wenig nervös – der Mann mit den dunklen Augen machte ihr Angst. Ihr Gemahl drehte sich um und lächelte. „Carpe Noctem, Graf Dracula! Wie lange ist es her – fünfzig, sechzig Jahre?"

Dracula lächelte zurück. Sarah sah ihn neugierig an und flüsterte: „Wer ist das?"

Von Krolock räusperte sich und deutete auf ihren Gegenüber. „Sarah, das ist Graf Vladislaus Draculea. Vlad, das ist Sarah von Krolock – zusammen mit Alfred, dem Gefährten meines Sohnes das neueste Mitglied der Familie... Wir haben im letzten Jahr geheiratet." Fügte er nicht ohne Stolz hinzu.

„Sarah, Graf Dracula ist der älteste, lebende Vampir und Gründer des Ältestenrats. Es ist eine Ehre, ihn hier zu haben!"

Sarah lächelte höflich. Mit einem Mal sauste ein schwarzer Schatten über ihre Köpfe hinweg und landete auf der Schulter von Krolocks. „Das war super!" jubelte die Flaus. „Du warst soooo sexy, ich dachte, ich falle tot um!" Sie musterte den seltsamen Gast. „Nacht! ...Kommt schon, Sarah, Breda, wir wollen weiterspielen!" drängte sie. Der Graf nickte Dracula noch einmal zu und kehrte mit Kokoro und seiner Frau zu den Anderen zurück.

Countess:

Noch immer etwas heißblütig – und etwas schneller atmend – setzten die beiden Vampire sich wieder in die kleine Runde.

„Na, Paps, hattet ihr Spaß?", fragte Herbert grinsend und stieß seinem Vater leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. Der Vampirgraf räusperte sich und beugte sich, um von ihm abzulenken, ein wenig auf seinem Kissen vor, damit er die Flasche erneut in Schwung setzen konnte.

„Nun, Alfred… Wahrheit oder Pflicht?", grinste seine Exzellenz diabolisch und rieb sich mental die Hände. Alfred, der ein wenig errötet war, spielte nervös mit seinen Fingern.

„Ähm… ich denke… ich nehme… Pflicht…", stammelte er und sah den Grafen erwartungsvoll und zugleich auch etwas ängstlich an. Dieser zog seine Frau, sowie Kokoro näher zu sich hin, um etwas mit ihnen zu besprechen. Nur hin und wieder waren ein paar Wortfetzen, wie: „Ja, das ist gut!" oder „Nein! Nie im Leben" zu hören, da sie alle drei höchst leise flüsterten. Schließlich setzten die beiden Frauen sich wieder auf ihre jeweiligen Plätze und grinsten Alfred mindestens ebenso diabolisch an, wie der Graf es tat.

„Nun, mein Lieber… Du hast die große Ehre ein Menuett mit meinem Sohn tanzen zu dürfen.", von Krolock machte eine kleine Pause, die Alfred dazu veranlasste zu denken, dies sei bereits alles gewesen. Er erhob sich und wollte auf seinen Gefährten zugehen.

„Moment, nicht so hastig. Du ziehst ein Ballkleid dabei an."

Er sollte WAS? Ein BALLKLEID anziehen? ER? Seufzend ließ er die Schultern hängen. Murrend begab er sich daraufhin mit Herbert, der sich freiwillig dazu bereit erklärt hatte ihm zu helfen, in das Ankleidezimmer der Frauen.

Der Rest der kleinen Runde grinste – alle, bis auf den Professor. Dieser sah verwundert herüber zum Grafen.

„Ich wusste ja überhaupt nicht, welch außerordentlich ausgefallene Gedanken in Eurem Kopf rumschwirren…" Auf diesen Satz zu antworten schaffte Breda, der ziemlich rot geworden war – sofern es eine Steigerung überhaupt noch gab – nicht mehr. Denn in genau diesem Augenblick kam Herbert wieder in den Saal, Alfred hinter sich herschleifend. Stolz auf seine Kreation besah sich der silberhaarige Vampir seinen Gefährten.

Ich hätte vielleicht lieber das Kleid anziehen sollen…'

Abermals war der Einsatz der Band gefragt, die es sich nicht zweimal sagen ließ, nun ein Menuett anzustimmen. – Nur leider konnte Herbert, der ja nun dieses Mal eindeutig als Mann tanzen musste, nicht führen, da er nur die Tanzschritte der Frauen beherrschte. Alfred seufzte. Jetzt musste er nicht nur das Kleid tragen sondern auch noch mit diesem Kleid führen… Konnte dieser Abend eigentlich noch schlimmer werden?

Er war heilfroh, als er dieses Kleid, welches sich im Nachhinein als Magdas beste Ballrobe – neben ihrem heutigen Kleid natürlich – herausgestellt hatte, wieder abstreifen konnte.

Schnell nahm er dann, unter den bohrenden Blicken der anderen, wieder Platz und drehte die Flasche. Diesmal zeigte sie auf…

Kokoro:

...Professor Abronsius. Der alte Mann sah seinen ehemaligen Schüler unbeeindruckt an, da er es nicht für wahrscheinlich hielt, dass sich sein schüchterner Freund zu etwas sehr Peinlichem hinreißen ließ. Alfred lächelte zuckersüß, als der Professor sich für „Pflicht!" entschied.

„Ich möchte, dass sie alle Männer in dieser Runde – mich ausgenommen – nacheinander küssen und verkünden, welcher der beste Küsser ist!"

Nach seinen Worten herrschte Totenstille. Sogar Herbert sah seinen Gefährten groß an. „Sag mal... spinnst du? Soll Der mich etwa auch küssen?"

Alfreds Lächeln war unbewegt. „Auch dich, mein Schatz! Und streng dich gefälligst an und mach mich stolz!"

Nach einigen weiteren Sekunden der Stille konnten sich die weiblichen Wesen der Runde nicht länger halten und platzten fast vor Lachen. Kokoro kugelte haltlos durch die Gegend, während sich Sarah an ihrem säuerlich dreinschauenden Gemahl klammerte, um nicht umzufallen. „Genial, Alfi!" japste sie.

Abronsius nahm diese Aufgabe als einziger relativ unbeeindruckt hin. Vielleicht sah er darin die Möglichkeit, irgendetwas zu erforschen – zum Beispiel die Erotik der Vampire. Er beschloss mit leichtem Erschauern, mit dem Schlimmsten anzufangen, damit es danach nur besser werden konnte. Schnell und ohne sich großartig Mühe zu geben gab er dem Wirt einen Schmatzer auf den Mund. Chagall schaute nicht begeistert aus, als er zum zweiten Mal heute Nacht von ungeliebten Wesen geküsst wurde.

Abronsius trat auf Herbert zu und presste seine Lippen prüfend auf die des silberhaarigen Vampirs. Herbert, der die Dinge von Natur aus als Spiel sah, spielte mit und tat so, als würde es ihm wirklich Spaß machen – er wollte ja vor seinem Alfi nicht als Verlierer dastehen.

Als sie sich lösten, nickte Abronsius anerkennend und machte sich schließlich auf zu dem letzten männlichen Wesen im Bunde.

Graf von Krolock überlegte noch, ob er den alten Mann gegen die nächste Wand schmettern sollte, aber seine Sarah sah ihn so bittend an, dass er aufseufzte und widerwillig stillhielt. Der Professor näherte sich dem Gesicht seiner Exzellenz, als er von Jemandem einen Stoß in den Rücken erhielt. Mit einem überraschten Laut prallte er gegen den Grafen und warf sie beide um, dabei schaffte er es aber noch, seine Lippen auf die von Krolocks zu pressen. Dummerweise hatte Dieser im Fall überrumpelt den Mund geöffnet und was folgte war eine unschöne Szene, in der Abronsius stocksteif über dem wie vom Donner gerührten Grafen kniete, seine Zunge in dessen Mund. Die Augen seiner Exzellenz wurden immer größer, als der alte Mann die Geistesgegenwart besaß, sich schnell zurückzuziehen.

Von Krolock sah so grün aus, dass alle sich einigermaßen Sorgen machten. „Alles ok?"

In die Stille hinein murmelte der Professor: „Er ist auf jeden Fall der beste Küsser..."

Countess:

Man vernahm auf diesen Satz hin nur ein raschelndes Geräusch und der Graf, der sich gerade wieder aufsetzen wollte, fiel nach hinten.

„Was ist mit ihm?", fragte Kokoro neugierig und blickte zu ihrer Freundin herüber.

„Ich glaube, er ist ohnmächtig…", antwortete die Schwarzhaarige und beugte sich über ihren grünlich gefärbten Gemahl. Abronsius, der sich mittlerweile peinlich berührt wieder auf seinen Platz verzogen hatte, sah zu seiner Exzellenz hinüber.

„Papa muss echt was mitmachen in seiner Geburtsnacht…", murmelte Herbert grinsend und bot somit das genaue Gegenteil zu Alfred, der schuldbewusst zu Boden blickte – immerhin war er ja eigentlich Schuld an diesem Debakel.

„Breda?", sanft tätschelte Sarah die Wange ihres Geliebten, um ihn somit wieder zu Bewusstsein zu bringen – vergebens. Nun zeigte auch Kokoro Einsatz und zupfte am Ohr seiner Exzellenz. Dies schien ihn dann doch wieder in die Welt der – mehr oder minder – Lebenden zu bringen. Vorsichtig schlug er die Augen auf.

„Was…? – Oh, nein. Ich will es gar nicht wissen!", hastete er und setzte sich wieder auf. Von Herbert bekam er ein Glas Wein in die Hand gedrückt.

„Hier, Papa. Das beruhigt.", grinste der Grafensohn und ließ sich danach wieder neben seinen Gefährten auf sein Kissen plumpsen. Der 500-jährige Vampir besah sich das Glas in seiner linken Hand und leerte es dann schließlich in einem Zug. Verwundert sahen ihn Kokoro und Sarah daraufhin an. Breda und Alkohol? Na, ob das gut gehen würde? – Die beiden Frauen dachten in diesem Moment wohl das Gleiche. Also beschlossen sie, das Flaschendrehen zu vollenden. Immerhin war es ja auch schon beinahe Mitternacht, wie Magda verkündete, und somit Zeit für den Kuchen und die Geschenke.

Scheinbar schien der Wein seine Exzellenz wirklich zu beruhigen, denn dieser stand ganz gelassen auf und begab sich zur großen Tafel, anstatt sich wie ein kleiner Schuljunge nach seinen Geschenken zu erkundigen.

Wenigstens kann er noch auf gerader Linie laufen.´, sprach die Flaus gedanklich zu ihrer Freundin und ließ sich dann auf ihrer Schulter nieder.

„Fragt sich nur, wie lange noch… Scheinbar hat Herbert es auf ihn abgesehen… Könnte sich noch als durchaus interessant erweisen…" Beide grinsten und gingen dann auch zu den anderen und setzten sich zu ihnen an den Tisch.

Da Sarah und Kokoro die riesige Geburtsnachtstorte verziert hatten, war Magda die Ehre zuteil geworden, diese enthüllen zu dürfen. Die anderen Vampire staunten nicht schlecht, als Magda das leichte Tuch hochhob, dass die Torte bis gerade verhüllt hatte.

Eine sechsstöckige, blutrote Torte, mit kleinen Lakritzfledermäusen verziert, war wirklich keine Alltäglichkeit, vor allem nicht, da nicht jeder von sich behaupten konnte, drei Frauen zu haben , die für einen backten.

Kokoro:

Herbert und Alfred hatten es sich auch nicht nehmen lassen, mit Blut „Herzlichen Glückwunsch, Breda" auf die Torte zu schreiben.

Seine Exzellenz war hellauf begeistert und bestaunte das Kunstwerk von allen Seiten. Die Gäste klatschten anerkennend und freuten sich bereits auf ein Stück der Torte, aber anschneiden durfte sie selbstverständlich der Graf. Schwungvoll schnappte er sich das lange Küchenmesser und schnitt sauber ein Achtel aus dem untersten Stock. Dann schnitt er auch noch einige weitere Stücke für Sarah, Herbert, Alfred, Magda und Abronsius ab. Kokoro würde sich hier und da bedienen, da sie definitiv zu klein für ein ganzes Tortenstück war.

Chagall erbot sich das Bewirten zu übernehmen, und seine Freundin dankte es ihm mit einem strahlenden Lächeln.

Die meisten Gäste machten sich nun selbstständig über den Rest her und bald war der große Saal erfüllt von Schmatzen.

Von Krolock, der sich gerade lachend mit seinem Sohn über dessen Festtagsmakeup unterhalten hatte (Herbert trug blassgrün und lila), bemerkte nicht, dass eine kleine vorwitzige Flaus bereits von seinem Stück naschen wollte, welches Yoine soeben vor seiner Exzellenz platziert hatte. Sie grinste und schnupperte zufrieden.

Im nächsten Moment drehte sich der Graf um und sah gerade noch, wie sein Haustier ohnmächtig auf den Tisch herabsank. Sofort war Sarah aufgesprungen und auch Alfred und Magda kamen besorgt heran, aber von Krolock wies sie an, Abstand zu halten und nahm Kokoro vorsichtig in die Hand. Sie atmete flach, aber gleichmäßig.

„Koukol!"

Der bucklige Diener kam herangehumpelt und besah sich das Stück Torte genau, roch daran und verzog angewidert das Gesicht.

„Khnnohblauch!"

Im nächsten Moment erhob sich Graf von Krolock zu seiner vollen Größe. Sofort wurde es totenstill und alle sahen zu ihm hin.

„Wer hat das getan?" fragte er bedrohlich ruhig. „Wer hat Knoblauch auf mein Stück geträufelt?" Er blickte in ratlose, verwirrte Gesichter.

Amazie von Krolock, seine Nichte aus Spanien, sah ihn ernst an. „Onkel, keiner von uns würde so etwas tun, du kennst uns!"

Langsam nickte er. Es war ihm auch schon ein bestimmter Verdacht gekommen, aber...

Countess:

Er hatte keinerlei Beweise, bis: „Papa!" Seine Gemahlin stürmte wutentbrannt auf ihren Vater, und somit auf den Verdacht des Grafen, zu und stellte ihn zur Rede.

„Was hast du da in den Händen, Papa?", fragte sie und stibitzte ihm die kleine Flasche. Vorsichtig drehte sie sie auf und roch daran. Benommen taumelte sie ein paar Schritte zurück. Ihr Vater schlug ihr die Flasche aus der Hand. In hohem Bogen fiel diese daraufhin auf den Boden und ihr gesamter Inhalt floss unter den Splittern hervor. Panisch kreischend versuchten sich alle Vampire in Sicherheit zu bringen, so auch Chagall, der seine Tochter schnell von der giftigen Substanz wegzerrte. Der Graf, der noch immer die kleine Flaus in seiner Hand hielt, hatte sich das ganze Debakel bis jetzt angesehen, doch auch seine Selbstbeherrschung war irgendwann einmal zu Ende – doch zum Glück (für Chagall) kam das kleine Geschöpf gerade wieder zu sich, als er seine Stimme erheben wollte.

„Kokoro! Ist alles in Ordnung mit dir?", bat er zu wissen und sah besorgt auf sie herab. Diese nickte schwach. Nun war es an Magda ihren Gefährten beiseite zunehmen. Wütend zerrte sie ihn am Arm aus dem Saal, in dem es totenstill geworden war. Von draußen hörte man jetzt das lautstarke Wettern Magdas, aber leid tat der Wirt niemandem – er hatte es verdient!

Während Koukol die ganze Sauerei beseitigte, hatte sich Sarah wieder zu ihrem Ehegatten gesellt und strich nun vorsichtig über den Kopf der kleinen Fledermaus.

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.", lächelte die Schwarzhaarige und nahm ihre Freundin auf ihre Hand. Sanft schmiegte sich das kleine Flattervieh an Sarahs Wange. Der Graf schien wieder etwas beruhigt und schloss seine Frau liebevoll in seine Arme. Auch Kokoro wurde mit in die Umarmung hineingezogen.

PENG! Die Türe zum Saal knallte wieder zu. Herein stürmte Magda, die Hände in die Hüften gestemmt. Alle Blicke lagen auf ihr.

„Was? Ihm werden drei Wochen Sexentzug schon reichen als Bestrafung!", motzte die Rothaarige auf das fragende Gesicht des Grafen. Dieser errötete schlagartig ein wenig und wandte sich dann wieder seiner Gemahlin, sowie seinem Haustier zu.

„Kannst du wieder allein stehen?", fragte Sarah.

„Ja, klar! So ein kleines bisschen Knoblauch kann mich doch nicht aus der Bahn werfen! – So, und jetzt: HER MIT DER TORTE!", frohlockte die kleine Flaus und stürzte sich auf Herberts Stück Torte.

Sarah klammerte sich an ihren Gemahl.

„Zum Glück hast du das Stück nicht gegessen. Wer weiß, was passiert wäre..." Von Krolock sah die Besorgnis in den Augen seiner Frau und lächelte sie aufmunternd an.

„Ich bin mir sicher, du hättest mich gesund gepflegt." Mit diesen Worten hauchte er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Nur zu gern ließ sie sich darauf ein und schmiegte sich noch ein wenig mehr in seine noch immer andauernde Umarmung.

„Und was ist jetzt mit deinen Geschenken, Papa?" Herbert, der sichtlich gespannt war, was sein Vater alles zu seiner Geburtsnacht bekommen würde, hob ein Geschenk nach dem anderen auf und schüttelte es, um festzustellen, was in den Päckchen war.

Kokoro:

Der Graf schmunzelte und antwortete: „Das frage ich mich allerdings auch! Wäre es nicht langsam an der Zeit, mich zu beschenken?"

Zwinkernd sah er seine Gäste an. Im nächsten Moment konnte er sich kaum retten vor dem Ansturm von Vampiren, die ihm alle am Liebsten zuerst ihr Geschenk geben wollten. Dann aber sprach Sarah lachend ein Machtwort und alle traten etwas zur Seite, damit sie ihm als Erste das Geschenk präsentieren konnte.

Im Nachhinein dachten die Meisten, dass das vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, da Sarahs Geschenk von Krolock beinahe umwarf. Was es genau war, wusste allerdings keiner, denn die junge Frau flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr, das Diesen erröten ließ, verstehen konnte man aber nichts.

„Du bekommst es dann nachher!" meinte die Schwarzhaarige noch süffisant grinsend.

Dann drängte sich Herbert, seinen Alfred am Arm mit sich schleifend, nach vorne. Grinsend überreichte er seinem Vater ein kunterbunt und von Hand bemaltes Paket. Der Graf lobte die hübsche Verpackung und löste sie schließlich vorsichtig ab. Im nächsten Moment wurde er schon wieder rot und hielt es hoch: pinke Plüschhandschellen!

„Äh... danke, Herbi, Alfred... Die wollte ich schon immer haben!"

„Weiß ich doch!" meinte sein Sohn nur vergnügt und machte Platz für den Professor, dessen Geschenk sich als ein Buch mit dem Titel „Vampirjäger und wie man sie bekämpft" entpuppte. Darauf folgte Magda mit einer Ausgabe des „Playvamp", einem Hochglanzheft mit den Bildern von nackten Vampirinnen in aufreizenden Posen.

Der Graf fragte sich bereits, ob alle versuchten, ihn heute vor Scham im Boden versinken zu lassen, aber er nahm es gutmütig hin.

Schließlich war Kokoro an der Reihe. Die kleine Flaus räusperte sich nervös und bat um Ruhe. Als alles still war, meinte sie:

„Mein lieber Breda, ich will dir heute mit etwas ganz Besonderem gratulieren. Du – und auch alle Anderen im Saal – bekommt von mir einen Blick in die Sonne geschenkt. Keine Angst, es wird euch nichts geschehen, es ist nur eine Erinnerung von mir, die ich euch schenke..." Daraufhin begann sie in der Art der Fledermäuse zu singen, das heißt, sie sandte Klangbilder direkt in die Köpfe der Vampire. Das Lied war aus dem Blickwinkel einer Fledermaus verfasst und zog alle sofort in ihren Bann.

In Tönen windet sich die unendliche Fläche der noch vom Morgentau feuchten Erde unter uns dahin. Der Himmel im Osten hat sich bereits violett verfärbt. Lange würde die Sonne nicht mehr auf sich warten lassen. Wir fliegen weiter, über ein Gebirge, über einen See. Schließlich erreichen wir unser Ziel – das Meer. Wir landen auf einem hohen Baum und schauen gebannt auf das Schauspiel, das sich vor unseren Augen vollzieht.

Die Sonne geht auf.

Der Himmel scheint zu brennen, während die Nacht verblasst und dieser feurige Stern sich seinen Weg zum Firmament bahnt. Die ersten Strahlen kriechen über den Boden und lassen den Tau auf dem Ast, auf dem wir sitzen, in Regenbogenfarben glänzen.

Die Helligkeit ist so groß, dass wir die Augen zusammenkneifen müssen, um nicht blind zu werden, da unsere Augen so empfindlich sind.

Endlich ist sie da – der Himmel wird ein helles, sanftes Blau wo sie ist. Sie ist wunderschön! Und die Erde erstrahlt in all jenen Farben, die des Nachts verloren sind, denn in der Dunkelheit gibt es keine Farben. Jede Farbe ist ein Ton, den wir hören, während wir mit unserem Klangsehen die Melodie des Lichts zu fassen versuchen.

Es ist, als hörten wir das Universum tönen.

Als die letzten Harmonien im Raum verhallten, öffneten sich die Augen der Anwesenden wieder. Manche waren auf den Boden gesunken, wo sie standen, andere lagen sich weinend in den Armen.

Kokoro fragte sich, ob es ihnen Schmerzen bereitet hatte, aber es waren Tränen des Glücks und der Freude. Sie ließ ihren Blick über die Gäste schweifen, bis er schließlich auf die kleine Gruppe ihrer Freunde fiel, die bis jetzt schweigend zusammenstanden.

Countess:

Auch Sarah war in Tränen ausgebrochen und schmiegte sich in die tröstende Umarmung ihres Mannes. Dieser lächelte der kleinen Fledermaus dankbar zu – und wenn man ganz genau hinsah, konnte man eine kleine Träne in seinen Augenwinkeln erkennen.

Herbert – nun ja… er weinte nicht bitterlich… ER weinte beinahe schon hysterisch! Aber vielleicht sah er darin eine Chance sich noch enger an seinen Gefährten zu schmiegen, der dem schluchzenden Vampir tröstend über den Rücken strich.

„Das… das war wunderschön, Kokoro…", sagte Sarah mit noch immer zitternder Stimme und lächelte ihre Freundin an. Dankbar verbeugte diese sich nun.

Trotzdem konnte sie es nicht ertragen, alle ihre Freunde so weinen zu sehen. Traurig sah sie in die Runde und kam dann auf seine Exzellenz zugeflattert.

„Ich wollte euch doch nicht zum Weinen bringen…", flüsterte sie mit einem unterdrückten Schluchzer in der Stimme und ließ sich traurig auf die Schulter des Grafen sinken.

„Du hast uns nur deshalb zum Weinen gebracht, weil wir die Sonne schon fast vergessen hatten und du uns ihre Schönheit noch einmal in voller Pracht gezeigt hast.", tröstete der Graf das kleine Flattertier auf seiner Schulter und strich ihr beruhigend mit zwei Fingern über den Kopf. Dies entlockte dann schließlich auch der kleinen Flaus ein Lächeln.

„So! Nun ist es aber Zeit zum Tanzen!", rief Magda in den Raum, da sie die erdrückende Stille nicht mehr ertragen konnte. Sie bedeutete der Band, auf das diese von neuem anfangen solle zu spielen – was sie sich auch nicht zweimal sagen ließ.

Sie spielten einen flotten Wiener Walzer. Jedoch gerade, als der Graf Sarah zum Tanz auffordern wollte, stürmte eine wilde Horde von Ewigkeitsvampirinnen auf ihn zu und rissen ihn – und auch die kleine Flaus – mit sich.

„Kokoro! Was soll ich tun?", rief er ängstlich und versuchte sich irgendwo festzuhalten – Mist, ein Arm – an irgendetwas, was nicht sofort abfiel…

„Bleib gaanz ruhig, Breda. Jetzt, pressen! PRESSEN! – Ach nein… das war was anderes…"

Hilfesuchend erhob sich Kokoro in die Lüfte, um nicht zerquetscht zu werden. Schließlich suchte sie Schutz bei ihrer Freundin. Diese ballte wütend ihre Hände zu Fäusten.

„Willst du ihm nicht helfen?", fragte die Flaus, als sie auf ihrer Schulter platz nahm.

„Nein, er soll erst einmal ein bisschen LEIDEN! Wenn er wollte, könnte er sich auch so befreien. Es kann ihn also nicht wirklich sehr stören, von diesen ganzen Vampirinnen umschwärmt zu werden…", zischte Sarah und begab sich, hoch erhobenen Hauptes zu einem Sessel, in den sie sich elegant sinken ließ. Kokoro war inzwischen auf ihre Hand umgezogen.

„Also, ich hab' ja schon ein bisschen Mitleid mit dem armen Breda… - andererseits… es ist ziemlich amüsant, wie er den Vampirinnen einzeln die Körperteile entwendet…", grinste Kokoro, hätte sich aber sogleich für diesen Kommentar ohrfeigen können.

„Teile entwenden…!", brachte Sarah hinter zusammengepressten Lippen hervor.

„…Sa…rah…Luft…"

„Oh, entschuldige…" In ihrer Wut hatte sie wohl oder übel die arme Flaus in ihrer linken Hand vergessen und ziemlich feste zugedrückt.

„Alles in Ordnung?" Kokoro nickte.

Plötzlich riss Sarah weit die Augen auf. Da hatte gerade eine der Ewigkeitsvampirinnen Hand an Bredas Hinterteil gelegt! Nur um eins klarzustellen, diese Zone gehörte einzig und allein IHR!

Kokoro:

So ganz genießen, wie seine Frau es von ihm annahm, konnte von Krolock die Situation aber nicht. Die enthusiastischen Damen – nicht wenigen von ihnen hatte er einst das Herz gebrochen – krallten sich mit der Gewalt der Verzweifelten an ihn, wohl in der Hoffnung, er würde sie wieder im Schloss aufnehmen und nicht auf den Friedhof zurückschicken.

So kämpfte der Graf tapfer gegen diese Übermacht. Sich gewaltsam zu befreien verbot ihm seine Ehre als Mann – er würde keine Frau verletzen, selbst wenn es die zerfallenden Ewigkeitszombies waren.

Als er aber mit einem Mal eine Hand an einer Stelle fühlte, wo sie seiner Meinung nach ganz und gar nicht hingehörte, reichte es ihm! Elegant, aber zügig sprang er hoch und schwebte schwerelos über das Getümmel aus Armen, Beinen und Köpfen. Sicher landete er in einiger Entfernung neben seiner Frau, die sofort besitzergreifend die Arme um ihn schlang.

Als die Vampirinnen endlich merkten, dass ihnen ihre Beute entkommen war, drehten sie sich zu ihm um und bereiteten einen erneuten Angriff vor, doch eine wutschnaubende Sarah hatte sich bereits einen Kerzenständer gekrallt und drosch wahllos auf die kreischenden Damen ein. So gelang es ihr, sie nach und nach aus dem Schlosstor zu treiben, zurück in den Innenhof zu ihren Gräbern.

Breda hatte unterdessen mit leicht zitternden Händen das Glas Rotwein entgegen genommen, das sein fürsorglicher Sohn ihm entgegenstreckte. Herbert grinste in sich hinein, aus mehreren Gründen...

Schließlich widmeten sich alle wieder dem Tanzen zu. Von Krolock forderte endlich seine Sarah auf und Herbert schnappte sich Alfred und vollführte zur allgemeinen Belustigung einen sehr sinnlichen Engtanz. Sein Vater schwebte mit seiner Frau über den Marmorboden, musste es sich dann aber gefallen lassen, auch noch mit den meisten anderen weiblichen Wesen zu tanzen.

Unterdessen hing Kokoro ein wenig alleingelassen unter der Decke im Schatten eines riesigen Kronleuchters und schaute allem zu. Bedrückt dachte sie, wie schön es wäre, auch einmal zu tanzen – leider war sie eine Fledermaus, und somit fiel es ihr doch schwer. Seufzend, aber sich für ihre Freunde freuend, beschloss sie gerade, ein wenig spazieren zu fliegen, als ein dunkler Schatten auf sie fiel.

Countess:

„Willst du schon gehen?", fragte plötzlich eine ihr sehr bekannte Stimme. Leicht irritiert blickte sie nach oben. – Der Graf! In seiner Fledermausform! Galant reichte er Kokoro den Flügel.

„Dürfte ich um diesen Tanz bitten?" Und ob er das durfte, dachte sich die kleine Flaus und nickte freudig. Sie strahlte über beide Ohren. Sie warf kurz einen kleinen Blick nach unten und sah ihre Freundin am Rande des Saales stehen, wie sie sich mit Herbert unterhielt. Dankbar lächelte sie, als Sarah ihr zuzwinkerte. Dann reichte sie dem Grafen ihren Flügel und schwebte mit ihm über die am Boden tanzenden Pärchen hinweg.

Unten führten Sarah und Herbert ein anregendes Gespräch.

„Und du meinst, dass das klappt?", fragte Sarah und sah ihn schmunzelnd an.

„Natürlich. Mehr als Kopfschmerzen wird er wohl nicht davontragen.", versicherte der silberhaarige Vampir. Plötzlich verstummte ihr Gespräch, als von Krolock wieder neben ihnen landete.

„Och, schon wieder zurückverwandelt? Du siehst als Fledermaus soo niedlich aus…", neckte Sarah und kniff ihrem Gemahl leicht in die Wange. Errötend winkte er ab.

„Möchtest du noch etwas trinken, Paps?" Lockend hielt Herbert seinem Vater ein weiteres Glas Wein unter die Nase. Dieser wollte eigentlich ablehnen, wurde jedoch schließlich davon überzeugt es zu behalten – immerhin hatte er den ganzen Abend noch nicht mit seinem Sohn angestoßen! Aber ausgerechnet mit seinem Sohn Bruderschaft trinken! Nun gut… wenn es denn sein musste, sagte er sich und trank sein Glas. Sarah und Herbert grinsten. Ihnen war keinesfalls die schon leicht rötliche Färbung der Wangen seiner Exzellenz entgangen, die wohl vom Alkohol hervorgerufen wurde. Auch Kokoro waren die Blicke der beiden keinesfalls entgangen. Auch sie konnte sich ein grinsen nicht verkneifen, wenngleich sie auch noch immer auf Wolke sieben schwebte. Dieses Grinsen auf dem Gesicht behaltend flatterte sie zurück auf die Schulter ihrer Freundin.

„Ähm… Breda…! Du hast ganz rote Wangen.", quietschte die kleine Flaus und deutete auf sein Gesicht. Geschockt betastete der Graf sein Gesicht und musste dabei ebenfalls feststellen, dass seine Wangen auch ziemlich erhitzt waren. Just in diesem Moment tauchte Alfred wieder auf. In de Hand hielt er ein Tablett mit ein paar Weingläsern – eines für jeden.

„Ich trinke mein Glas später. Bitte entschuldigt mich kurz!" Mit diesen Worten hastete Breda für einen kurzen Augenblick aus dem Saal, war aber bereits nach ein paar Minuten schon wieder anwesend.

„Wo bist du gewesen, Liebster?"

„Nur…mal eben…an der frischen Luft!"

Kokoro:

Herbert kicherte. „Soll ich dir mein Makeup leihen, Paps?" fragte er schelmisch. „Damit du die verräterischen Spuren des Rotseins aus deinem Gesicht tilgen kannst..."

Der Todesblick, den sein Vater ihm daraufhin zuwarf, hätte einen Sterblichen vermutlich um die Ecke gebracht.

Der Geburtstag verlief indes fröhlich weiter, und Alle hatten ihren Spaß. Herbert flößte seinem Vater weiterhin das eine oder andere Glas Wein ein, während Alfred ihn abwechselnd kichernd und besorgt schauend beobachtete.

Allerdings war es erstaunlich, wie viel der Graf vertragen konnte, ohne zu schwanken. Nach ungefähr einem Liter stand er immer noch senkrecht. Herbert wurde bereits ungeduldig – langsam müsste er seinen Vater doch abgefüllt bekommen!

Sein Anliegen wurde jedoch auf unangenehme Weise erfüllt.

Langsam ging es auf den Morgen zu und ein Gast nach dem Anderen verabschiedete sich, um in dem Kellergewölbe, das extra für diesen Zweck hergerichtet worden und von Koukol mit etlichen Särgen versehen worden war, einzukehren und sich schlafen zu legen.

Sie alle würden hier übernachten, um sich die Ältestenweihe anzusehen, die Morgen Nacht stattfinden würde.

Schließlich waren nur noch einige Wenige wach, und die saßen mehr oder weniger erschlagen in irgendwelchen Stühlen. Plötzlich ging die Tür auf und es kam der alte Wirt, Yoine Chagall in den Saal spaziert. Unwillig runzelte der Graf die Stirn, sagte aber nichts – er war schließlich sein Schwiegervater und als Solcher mit Respekt zu behandeln.

Chagall grinste von einem Ohr zum Anderen und trug ein Tablett mit zwei Schnapsgläschen mit einer roten Flüssigkeit darin herbei. Er steuerte geradewegs auf von Krolock zu.

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir Beide auf Bruderschaft trinken!" meinte er und drückte dem Grafen eines der Gläser in die Hand. Misstrauisch beschnupperte Dieser es und fragte kalt: „Und woher weiß ich, dass du nicht wieder versuchst, mich umzubringen?"

Yoine winkte ab. „Das war doch nur Spaß, nicht ernst gemeint! Also los, trinken wir auf unser Verständnis... und auf Sarah!" säuselte er listig, wohl wissend, dass seine Exzellenz nun keine Chance hatte, sich aus der Situation zu reden.

Widerwillig hob von Krolock das Glas, prostete Chagall zu und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter.

Wenig später verabschiedete sich der Wirt ebenfalls um schlafen zu gehen. Nun waren nur noch Breda, Sarah, Kokoro, Alfred und Herbert anwesend.

Müde und sich die Stirn reibend murmelte der Graf, dass es nun an der Zeit war, in die Särge zu klettern, da es ja auch schon fünf Uhr morgens sei. Alle stimmten zu und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Gruft der von Krolocks.

Unterwegs bemerkte Sarah, wie sich ihr Gemahl auffallend oft über die Augen wischte, oder hustete. Schließlich, kaum ein paar Meter von der dicken Eichentür, die den Eingang zur Gruft bildete, entfernt, blieb er stehen und musste sich schwer auf Herbert stützen, der glücklicherweise neben ihm herlief.

„Was ist los, Papa?" fragte der junge Mann besorgt.

„Ich…weiß nicht... Mir ist schwindelig..."

Countess:

Sprach der Graf mit belegter Stimme und rieb sich erneut über die Augen.

„Schwindelig?", hakte Herbert nach und grinste hinterlistig.

Währenddessen rieb sich Yoine nicht etwa die Augen – nein, er rieb sich schadenfroh die Hände! Leise kichernd hüpfte er in seiner und Magdas Gruft auf und ab und veranstaltete ein kleines Tänzchen, als schließlich auch seine Gefährtin hoch erhobenen Hauptes in die Gruft stolzierte und geradewegs auf den Sarg zuging. Auch der Wirt wollte sich zu ihr in den Sarg begeben, wurde allerdings davon abgehalten.

„Denk an meine Worte, Yoine!", motzte Magda und legte sich in die Samtenen Kissen

„Das habe ich, Magdalein! Bitte sei mir nicht mehr böse! Ich habe heute Abend sogar mit seiner Exzellenz Bruderschaft getrunken!", berichtete er ihr mit gespieltem Stolz in der Stimme und lächelte. Verwundert sah Magda ihn daraufhin an.

„Stimmt das auch wirklich, Yoine?", hakte sie vorsichtshalber noch einmal nach und sah ihn misstrauisch und zugleich hoffend an.

„Aber ja, Magdalein!", er deutete auf die beiden Gläschen, „Siehst du, da stehen noch die Gläser."

„Was war da drin?"

„Nun…", der Wirt fuhr sich nervös über den Kopf. „Nur ein wenig verfeinerter Wein…", log er und sah seine Gefährtin dann bittend an. Seufzend winkte diese ihn dann doch schließlich in den Sarg. Der Deckel klappte zu und…

„Der Sexentzug bleibt bestehen!"

„Wie viel Finger zeige ich, Breda?", fragte Kokoro.

„Du hast keine Finger…", brachte er schwer heraus und stützte seinen Kopf in die Hand.

„Lass es mich mal versuchen.", grinste Sarah und kniete sich vor ihren Gemahl, der sich inzwischen, mit Herberts Hilfe, auf der Treppe zur Gruft niedergelassen hatte.

„Also, Breda, wie viele Finger zeige ich?" Zwei, für Normalsehende – und Nüchterne. Angestrengt blickte der Graf auf ihre Hand.

„Fünf…!", vermutete er unsicher und fuhr sich erneut übers Gesicht. Seufzend schüttelte Sarah den Kopf.

„Nein… zwei. Breda, ich glaube, du bist betrunken.", stellte sie grinsend fest und strich ihm durch die Haare.

„Ich? Betrunken? Niemals!" Mit diesen Worten stand seine Exzellenz auf, musste sich jedoch gleich wieder an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Herbert witterte die Chance einer Taschengelderhöhung…

„Wie wäre es mit einer kleinen Wette, Paps!"

Kokoro:

„Wette...?" murmelte Dieser nur.

„Ich wette, dass du es nicht schaffst, zehn Meter geradeaus zu laufen, ohne umzufallen!"

Es verstand sich von selbst, dass der Graf als Ehrenmann eine solche Herausforderung nicht ablehnen konnte. Mühsam rappelte er sich auf und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er schlug den Umhang nach hinten – wenn auch nicht ganz so elegant wie sonst – und nahm vorsichtig den ersten Schritt. Er merkte, dass er schwankte, schaffte es aber, sich weiterhin gerade zu halten und nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Sein Kopf schwirrte. ´Warum hab ich mich auf so eine kindische Wette eigentlich eingelassen?´

Die Reue kam zu spät. Im nächsten Moment fühlte er bereits seine Beine nachgeben und stolperte, wäre beinahe auf den Boden geknallt und – fand sich in den Armen eines Mannes wieder. Dankbar sah er Herbert an, bemerkte dann allerdings, dass es keineswegs sein Sohn gewesen war, der ihn vor einem Sturz bewahrt hatte. Er starrte fassungslos in das verdutzte Gesicht des Professors, der eben durch diesen Gang gehen wollte und, als er seine Exzellenz stürzen sah, zugepackt hatte. Nun hing der Vampir in den Armen des alten Mannes und sah aus, als würde er sich am Liebsten in Grund und Boden fluchen.

Im Hintergrund vernahm man Herberts, Alfreds, Sarahs und Kokoros amüsiertes Lachen. Dann wurden sie still und warteten, was passieren würde, da der Graf seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen. In die Stille hinein räusperte sich schließlich Abronsius und sagte das, was ihm als Erstes durch den Kopf schoss.

„Ähm... Ihr habt wunderschöne Augen..."

Entsetzt wich von Krolock vor ihm zurück, stand etwas unsicher auf und wankte mit erstaunlicher Schnelligkeit in die Gruft hinunter, warf sich in seinen Sarg und schlug den Deckel mit solcher Gewalt zu, dass das ohrenbetäubende Krachen im ganzen Schloss zu hören war.

Sarah und die Anderen sahen sich besorgt an und eilten hinter ihm her, in die Gruft und zu ihren Särgen. Alfred und Herbert krabbelten lieber schnell in ihren Eigenen und riefen nur noch ein schnelles ´Schlaf schön!´ zu Sarah plus Hausflaus hinüber. Kokoro gähnte ausführlich und flog, nachdem auch sie der Countess einen angenehmen Tag gewünscht hatte, hinauf zu ihrem Platz zwischen den Bruchkanten einer Säule.

Die junge Frau klopfte leise auf den Deckel des Sarges. Nichts rührte sich. Sie klopfte energischer. Der Deckel hob sich einige Zentimeter.

„Was?"

„Soll ich dir denn dein Geschenk nicht mehr zeigen?" fragte sie listig.

Im nächsten Moment wurde sie auch schon in den Sarg gezogen.

Countess:

„Ist dir nicht gut, Breda?", fragte Sarah besorgt und musterte ihren Gatten.

„Nein… ich fühle mich in der Tat nicht sonderlich wohl…", nuschelte er und fuhr sich seufzend durch die Haare. Plötzlich nahm Sarah seinen Arm und zog ihn hoch. Fragend sah er sie daraufhin an.

„Komm, lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen. Es wird erst in ein bis zwei Stunden hell.", lächelte sie und öffnete schwerfällig den Sargdeckel, wobei ihr Gatte ihr im Nachhinein behilflich war. Dann stieg sie zuerst aus dem Sarg um ihrem Gemahl daraufhin aus eben diesem zu helfen.

„Danke…", flüsterte er verlegen und stützte sich leicht auf sie. Immerhin wollte er sie nicht zu sehr belasten, so zierlich, wie sie war.

„Geht es so?", fragte sie und legte seinen Arm um ihre Schulter. Er nickte nur – was er wohl besser hätte bleiben lassen sollen, denn im Nu drehte sich wieder alles um ihn. Sie blieben kurz stehen, bis Bredas Kreislauf sich wieder so weit erholt hatte, dass er weitergehen konnte.

Das konnte ja noch was werden, dachte sich Sarah und seufzte innerlich.

Endlich im Schlossgarten angekommen, ließen sich beide ins feuchte Gras sinken. Sarah musterte ihren Mann. Dunkle Ringe umspielten seine Augen und ließen ihn wesentlich älter als fünfhundert wirken. Langsam beugte sie sich zu ihm vor und strich ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Ich muss schrecklich aussehen…", seufzte seine Exzellenz und ergriff die Hand seiner Gemahlin. Diese lächelte: „Nein, ganz im Gegenteil…" Vorsichtig gab er ihr einen Kuss auf den Handrücken. Schließlich fanden auch ihre Lippen zueinander. Nachdem sie sich wieder voneinander trennten, sahen sie sich in die Augen und Sarah musste zu ihrer Belustigung feststellen, dass er erhebliche Probleme damit hatte seinen Blick auf einen Punkt zu fixieren. Ohne es zu wollen, wandte sie sich von ihm ab und fing leise an zu kichern. Fragend sah er sie an: „Was ist so komisch?", nuschelte er.

„Nichts…", lachte Sarah und verschloss die Lippen ihres Mannes wieder mit den ihren. „Man sieht dich nur selten so…hilflos.", grinste sie, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Was hatte sie da eben gesagt? Hilflos? ER? Nie!

Stumm erhob er sich von seinem Platz im Gras und wankte auf den Schlosseingang zu.

„Wohin gehst du, Breda?"

Keine Antwort. Also stand auch sie nun auf und folgte ihrem Gemahl.

„Breda!" Wieder keine Antwort.

Er und hilflos, pah! Das war ja wohl die Höhe! Schließlich hatte Sarah ihren Mann erreicht und umklammerte seinen Arm.

„Breda, warum antwortest du nicht?", besorgt musterte sie ihn.

Kokoro:

„Habe ich es nötig,", fragte Dieser mit gefährlicher Ruhe in der Stimme, „mir anhören zu müssen, ich wäre hilflos in der Nacht, in der ich fünf Jahrhunderte alt werde!"

„Breda…", meinte Sarah erschrocken. „So war das doch nicht…"

Doch der Graf hatte sich bereits von ihr losgerissen und ging.

Kokoro lächelte, als die ihn die Schlosstreppe hochgehen sah.

„Hey, Geburtstagsvampir!" Er beachtete sie nicht im Geringsten und marschierte weiter. Die Hausflaus landete beunruhigt und verwirrt auf der Schulter ihrer Freundin, die eben auch zum Tor hereinkam.

„Was ist passiert?" Die Schwarzhaarige sah traurig aus.

„Ich habe eigentlich gar nichts gemacht…!"

Als sie Herbert und Alfred noch einmal über den Weg liefen, erzählten sie ihnen alles. Herbert begriff die Situation sofort.

„Paps ist immer furchtbar launisch, wenn er getrunken hat! Macht euch keine Sorgen, der kriegt sich schon wieder ein…" Erleichtert nickten die beiden weiblichen Wesen. Plötzlich fiel Kokoro etwas auf und sie deutete mit der Flügelspitze auf Herberts Kopf.

„Was ist den das?" Alle starrten gebannt auf die riesige lila Schleife im silberweißen Haar des Grafensohnes. Dieser zuckte nur lässig mit den Schultern.

„Ich dachte, das betont meine feminine Seite… Komm, Alfi. Wir sollten die Zeit bis Sonnenaufgang noch sinnvoll nutzen…" Damit legte er dem errötenden Assistenzwissenschaftler einen Arm um die Schulter und führte ihn in die sternklare Nacht hinaus, während Sarah und Kokoro beschlossen, mit ihrem werten und schmollenden Herrn Grafen mal Klartext zu reden…

Countess:

"Und du bist dir sicher, dass er nicht wieder auf dem Dach sitzt?", fragte Kokoro ihre Freundin, auf deren Schulter sie noch immer verweilte. Sarah nickte.

"Ich habe eher das Gefühl, dass er im Kaminzimmer ist."

"Wie kommst du darauf?" Die Schwarzhaarige deutete auf den Boden.

"Eine umgestürzte Rüstung, da hinten noch eine..." Ein imaginärer Schweißtropfen bildete sich neben Kokoros Kopf. Der Korridor sah auf der einen Seite wirklich... recht ramponiert aus, das musste sie zugeben... Scheinbar hatte seine Exzellenz ziemliche Mühe gehabt sicher ins Kaminzimmer zu gelangen, vor dem beide Frauen just in diesem Moment ankamen.

"Ich glaube, du redest besser allein mit ihm.", lächelte die Fledermaus und seufzte gedanklich. Es tat ihr schon ein wenig weh, dies sagen zu müssen. Dennoch, dies war keine Angelegenheit, die sie etwas anging. Sarah nickte und öffnete die Türe, nachdem Kokoro von ihrer Schulter geflattert war.

In besagtem Raum saß er tatsächlich: Breda von Krolock, zusammengesunken, mit einem halbvollen Glas Rotwein in den Händen. Mit ernster Miene ging Sarah auf ihn zu und kniete sich vor ihn. Das Rascheln ihrer Röcke ließ ihn aufsehen.

"Breda?" Sie suchte seinen Blick, fand ihn. "Du solltest heute Nacht nichts mehr trinken." Mit diesen Worten versuchte sie ihm behutsam das Glas aus den Händen zu nehmen. Wütend stand er auf, wobei das Glas zu Boden fiel und der restliche Inhalt auf Sarahs Kleid spritzte.

"Jetzt muss ich mir sogar schon vorschreiben lassen, wie viel ich zu trinken habe! Was kommt als nächstes? Schlafzeiten?", schrie er aufgebracht und gestikulierte wild mit den Händen herum. Sarah sah herab auf ihr Kleid, welches völlig beschmutzt war. Dann sah sie mit tränengefüllten Augen zu ihm auf. Langsam kam Breda von Krolock wieder zur Besinnung und ließ sich seufzend zurück in den Sessel sinken.

"Es tut mir leid...", flüsterte er, den Kopf auf seine linke Hand gestützt.

Kokoro:

Sarah schluckte ihre Tränen hinunter und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. „Ich lasse dich besser allein..." Als sie aufstand, umfasste eine schmale Hand ihren Arm. Fragend sah sie auf.

„Bleib..." murmelte von Krolock und richtete sich ein wenig auf. Sanft führte er ihre Hand zu seinem Mund und bedeckte sie mit Küssen. „Bleib bei mir."

Die schwarzhaarige Frau schossen erneut die Tränen in die Augen, diesmal allerdings vor Rührung. Mit einem leisen Laut beugte sie sich vor und vergrub ihre andere Hand in dem samtigen Haar ihres Mannes.

„Ich werde immer bei dir bleiben!"

Herbert war auf der Suche nach Alfred. So weit konnte sein Geliebter doch nicht sein – er hatte ihn doch nur ein paar Minuten lang aus den Augen gelassen! Prüfend sog er die Luft ein um den Duft des blonden Vampirs aufzunehmen, doch alles was er roch waren sein Vater und Sarah. Er zuckte mit den Schultern und beschloss, die beiden mal zu fragen, ob sie Alfred gesehen hatten.

Bedächtig öffnete er die Tür zum Kaminzimmer, falls sein Vater einen Tobsuchtsanfall hatte, doch es war alles ruhig. Schnell warf er einen Blick hinein –

um die Türe ganz schnell wieder zu schließen. Also DAS hatte er nicht erwartet!

Schmunzelnd machte er sich in der anderen Richtung auf die Suche nach seinem Alfi.

Sarah von Krolock schnurrte leise unter den sanften, doch fordernden Berührungen ihres Ehemannes. Der Graf lachte leise, als er das Geräusch hörte, ließ sich aber nicht davon ablenken, seiner Sarah noch ganz andere Töne zu entlocken.

Dazu fuhr er aufreizend langsam mit den Händen über die milchigweiße Haut seiner Frau und liebkoste Gesicht und Nacken mit den Lippen. Sarah legte genussvoll den Kopf zurück, um ihm besseren Zugang zu verschaffen. Indes, ihre Hände blieben auch nicht untätig: Geschickt machte sie sich daran, sich ihren Weg unter die Schichten von Stoff zu bahnen, die zu ihrem Bedauern so oft die eindrucksvolle Gestalt ihres Vampirs verbargen.

Die Weste war offen, es folgte das Hemd, dann endlich war die ebene Brust des Grafen entblößt. Sarah, gar nicht zögernd, schob sofort beide Hände unter den Stoff und ertastete die Brustwarzen von Krolocks, die sich unter ihren talentierten Fingern sofort verhärteten. Eine Berührung an ihrem Oberschenkel verriet der jungen Frau, dass ihr Mann heute Nacht schnell bereit war. ´Muss an dem Alkohol liegen...´

Sarah löste sich von ihm und nahm ihn an den Händen. Lächelnd ließ sich der Graf auf unter dem verheißungsvollen Blick seiner Frau auf das weiche Sofa ziehen, welches so unschuldig im Raum stand. Ein Grinsen auf dem Gesicht Sarahs ließ ihn eine Augenbraue heben. Im nächsten Moment zog sie kräftig an seiner Hand, zu sich hin und sie beide gemeinsam in die Kissen. Die Vampirin kicherte über ihren gelungenen Streich, und der Graf setzte eine gespielt-tadelnde Miene auf. Die allerdings verging ihm im nächsten Moment.

Eine vorwitzige Hand hatte sich auf seinen Intimbereich gelegt und bewegte sich dort fordernd hin und her. Zitternd warf von Krolock den Kopf zurück und stöhnte leise. Ein Instinkt in ihm ließ ihn sich automatisch der Hand seiner Frau entgegendrücken, doch Sarah war nicht gewillt, ihren eigenen Spaß zu riskieren. Schnell - und mit einer Kraft, die sie als Mensch nie gehabt hätte – drehte sie sich und Breda herum, sodass sie auf ihm zum Sitzen kam. Ihr Mann wollte sie berühren, doch Sarah stieß die Hände weg.

„Entspann dich... Überlass alles mir, Liebster..."

Ein wenig widerwillig lehnte sich der Graf wieder zurück und sah zu, wie Sarah tatkräftig seine Hose öffnete und sie ihm auszog, wobei sie seinem Allerwertesten einen spielerischen Klaps gab, damit er ihn ein wenig anhob. Offensichtlich zufrieden mit sich selbst begutachtete sie ihr Werk und strich bewundernd über die weiße Haut, die sich über die muskulöse Brust, den flachen Bauch und die kräftigen Beine erstreckte. Seufzend stand sie auf und öffnete schnell ihr Kleid hinten an der Korsage, sodass es über ihre Hüften leise raschelnd zu Boden fiel.

Breda hatte sich die ganze Zeit über bewundernswert zurückgehalten, nun allerdings gab es für ihn beim Anblick seiner wunderschönen Frau kein Halten mehr. Mit einem leisen, animalischen Knurren schoss seine Hand vor und umschloss ihr Handgelenk, dann zog er sie zu sich heran und auf das Sofa unter ihn. Sarah erschauerte; es hatte immer etwas leicht Furchteinflößendes doch ungemein Erregendes an sich, wenn Breda seine leidenschaftliche Seite zeigte. Seine Augen leuchteten bereits strahlendblau, ein sicheres Zeichen, dass er bereits mit aller Kraft kämpfte, um sich noch zurückzuhalten. Er wollte ihr nicht weh tun... Sarah lächelte – als ob sie so zerbrechlich wäre, nun, da sie auch ein Vampir war! Auffordernd öffnete sie die Beine und wickelte sie rechts und links um den Bauch ihres Mannes.

Von Krolock war erstaunt; normalerweise verlangte seine Frau viel mehr Zärtlichkeiten, bevor sie sich vereinigten. Diesmal aber schien sie genauso erregt zu sein wie er. Ihre Atmung ging schnell und unregelmäßig, ihre Wangen waren gerötet und auch ihre Augen strahlten heller als zuvor. ´Muss an dem Alkohol liegen...´ dachte er kopfschüttelnd. Dann aber verließ ihn jeder Gedanke, als Sarah sich ungeduldig an ihn presste. Aufkeuchend schloss er kurz die Augen, dann nahm er sich zusammen und drang vorsichtig, wenn auch bebend, in sie ein.

Sie beide stöhnten gemeinsam auf und nach ein paar Sekunden begann der Graf, sich zu bewegen. Sarah passte sich seinen Bewegungen an und gemeinsam bauten sie einen Rhythmus auf, der immer schneller wurde.

Schließlich, als er seinen Höhepunkt mit Riesenschritten heraneilen fühlte, beugte von Krolock den Kopf hinunter und biss seine Frau in den Hals, welche umgehend das Gleiche tat. Das Blut als zusätzliches Aphrodisiakum brachte ihn schließlich dazu, seiner Lust auf ihrem Höhepunkt durch einen Schrei Ausdruck zu verleihen. Sarahs Augen waren noch fest zusammengepresst, ihre Bewegungen fahrig und unkoordiniert. Nun etwas langsamer bewegte sich der Graf noch einige Male ruhig und gleichmäßig, bis auch sie ihre Erlösung fand und sie in einem kleinen Schrei bekundete. Erschöpft sank er auf sie herab und legte seinen Kopf auf ihre warme Brust.

„Ich liebe dich."

Damit war er eingeschlafen. Sarah genoss es noch eine Weile, mit ihrem Mann verbunden zu sein, dann rutschte sie etwas tiefer und legte die Arme um Breda. Liebevoll küsste sie seine Stirn.

„Ich dich auch..."

Ihr letzter Gedanke war: hoffentlich bekommt Koukol keinen Tobsuchtsanfall, wenn er uns am Morgen nicht in den Särgen findet...

ENDE! MWAHAHAHAAAAA!

...Nein, nein – der nächste Teil ist bereits voll in Arbeit!

Da meine liebe Countess mir so huldvoll das Schlusswort überlassen hat, danke ich nochmals allen Reviewern, die so bewundernswert geduldig waren.

Ob Koukol nun einen Anfall bekommen wird oder nicht, könnt ihr alle rausfinden... wenn ihr uns auch im nächsten Chappie wieder die Ehre gebt! y

Damit verabschiede ich mich, auch im Namen von Countess von Krolock – Carpe Noctem!

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