Sirius Black und der Wächter des Reinen Blutes
Fünftes Kapitel
Verräter des reinen Blutes
Zu seiner großen Verwunderung fühlte sich Sirius bei seinem Erwachen am nächsten Morgen wie neu. Madam Pomfrey hatte wohl ihre Gründe gehabt, als sie Sirius bis zum nächsten Tag im Krankenflügel hatte behalten wollen, denn jetzt, nachdem er eine Nacht lang – fast ohne Unterbrechung – geruht hatte, war jeglicher Schmerz wie weggeblasen.
Gerade als Sirius am Frühstückstisch seinen Marmeladentoast fertig geschmiert hatte, tauchte darin plötzlich ein Kopf auf. »Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Ihnen«, flötete der Geist, zu dem der Kopf gehörte.
Fassungslos starrte Sirius ihn an und knurrte: »Was machst du in meinem Toast?«
»Ich muss doch sehr bitten!« Der Geist schwebte gänzlich aus dem Tisch heraus. »Ich bin Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, meines Zeichens Hausgeist von Gryffindor.«
»Wozu brauchen wir denn ein Spukgespenst?«, rümpfte Sirius die Nase.
»Seht mal, da ist der Fast Kopflose Nick«, erklärte eine Vertrauensschülerin einigen Erstklässlern, darunter auch dem Mädchen mit den roten Haaren, das Lily hieß.
»Fast Kopflos?«, fragte sie nur ungläubig
»Zu meinem Bedauern, ja«, der Geist zog seinen Kopf an den Haaren von seinem Hals, doch er wurde noch von vier Zentimetern durchsichtiger Haut festgehalten. Er ließ seinen Kopf zurückklappen und flog beleidigt davon, als einige Schüler lachend auf ihn deuteten.
»Ich wusste ja gar nicht, dass wir extra einen Hausgeist haben«, meinte Lily nun erstaunt, wobei sie dem Fast Kopflosen Nick bewundernd nachstarrte.
»Jedes Haus hat einen Geist«, mischte sich auch der ÜV mit ein, welcher der Vertrauensschülerin verstohlene Blicke zuwarf. »Für Slytherin ist das der Blutige Baron…«
Er wies zum anderen Ende der Halle, wo der Geist, der Sirius lieber in Slytherin gesehen hätte mit seiner üblichen miesepetrigen Miene am Tisch der Slytherins vorbeischwebte. Sirius kam der jähe Gedanke, dass er doch froh sein konnte, Nick als Hausgeist zu haben.
»…für Hufflepuff der Fette Mönch und für Ravenclaw die Graue Dame«, schloss der Vertrauensschüler mit wichtigtuerischer Miene.
Während der ÜV zusammen mit dem Vertrauensschüler-Mädchen einigen Erstklässlern mehr über Hogwarts, dessen Geister und Gründung erzählte, starrte Sirius angeekelt auf seinen Toast, in dem Nick zuvor erschienen war. Er wollte sich eben ein neues Brot holen, als die Slytherins, die es anscheinend nicht lassen konnten Sirius aufzuziehen, sich von hinten näherten.
»Und, Verräter, hast du's dir noch mal überlegt, nicht lieber nach Slytherin zu wechseln?« Bellatrix schwang ihre langen dunklen Haare hochnäsig, aber doch in einer anmutigen Bewegung, nach hinten. Wahrscheinlich wollte sie Rodolphus beeindrucken, der natürlich wieder mit von der Partie war.
»Nee, ich glaub, ich mag unseren Hausgeist mehr. Eurer schaut immer so, als hätte er eben in einen sauren Kürbis gebissen!«
»Ich an deiner Stelle würde aufpassen, was ich sage, Black!« Malfoy spielte ohne Frage auf den Vortag an.
»Ich an eurer Stelle auch, schließlich könnte ich jeder Zeit zur McGonagall gehen und euch anschwärzen«, hielt Sirius dagegen, wobei er unverwandt in Malfoys Gesicht blickte, dass er so sehr hasste.
»Ha!«, lachte Bellatrix auf, »Das würdest du nie tun und das weißt du auch!« Sirius ballte die Fäuste unter seinem Umhang. Seine Cousine hatte zweifellos Recht, er war wirklich nicht der Typ, der sofort zu einer Lehrerin rannte, anstatt seine Probleme selbst zu regeln.
»Aber wir würden!« Von hinten waren James und Remus herangetreten. Auf den zweiten Blick erkannte Sirius, dass sogar Peter dabei war, der sich hinter den anderen beiden versteckt hielt.
»Oh, Baby Blacks neue Freunde«, erkannte Bellatrix spottend. »Wie kommt's, dass du überhaupt Freunde gefunden hast, Baby Black?« Dann wandte sich seine Cousine unerwartet an James: »Jemand, der seine Familie verrät, verrät auch Freunde und einem Überläufer sollte man niemals trauen.«
»Hört mal«, wandte sich Sirius in genervtem Tonfall an die drei Neuankömmlinge, »ich komm…«
»…allein klar, wissen wir!«, meinte James, wobei er die Slytherins nicht aus den Augen ließ und Remus fuhr fort: »Wir wollten nur mal die Fakten klären!«
»Äh… genau!«, quäkte Peter von hinten, der wohl fest entschlossen war, auch etwas zu sagen. Einen Moment lang starrten die drei die Slytherins noch herausfordernd an, dann gingen sie ohne ein weiteres Wort nach vorne, wo noch Plätze am Frühstückstisch frei waren. Bellatrix sah ihnen naserümpfend nach. »Was für kleine Ekel«, stellte sie angewidert fest.
»Soll ich ihnen einen Fluch nachjagen?«, erkundigte sich Rodolphus sogleich.
»Lass mal, die erwischen wir schon noch mal irgendwo alleine …« Damit stolzierte Bellatrix, gefolgt von den anderen Slytherins, zu ihrem Haustisch.
Sirius, dem der Appetit schon wieder vergangen war, erhob sich, um sich noch mal eine Runde hinzulegen. Er war von der Nacht doch noch mehr angeschlagen, als er beim Aufwachen noch gedacht hatte.
Als er jedoch den Gemeinschaftsraum erreicht hatte und die Treppe zum Jungen-Schlafsaal raufschlurfen wollte, reichte ein Blick auf die große Wanduhr (›Wer jetzt noch hier ist, ist entweder lebensmüde, oder hat eine Freistunde‹), sodass Sirius sich wieder zurück auf den Weg zu Zaubertränke in die Kerker machte. Er schaffte es gerade noch vor dem Gong.
Schon als Sirius den Kerker betrat, sah er, dass sie zusammen mit den Slytherins Unterricht hatten.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie James und Remus in der hintersten Reihe die letzten Plätze besetzten und erkannte, dass er sich wohl oder übel neben Severus Snape, den hakennasigen Jungen, setzen musste. Dieser reagierte jedoch in keiner Weise darauf, sondern las unbeirrt in seinem Zaubertrankbuch.
Soeben betrat ein großer Mann mit nicht allzu kurzen, dunklen Haaren den Kerker. Sirius erkannte, dass er der Lehrer war, den sie bei der Pflanzung der Peitschenden Weide gesehen hatten.
»Meine Herrschaften, Ruhe! Mein Name ist Professor Brewpot. Doch halten wir uns nicht länger auf, an der Tafel stehen die Zutaten für Ihren ersten Trank, den Beruhigungstrank.«
Er machte eine verschwommene Bewegung mit seinem Zauberstab und wie schon zuvor bei Professor McGonagall erschienen auf der Tafel einige Wörter.
»Sie fangen sofort an, bis zum Ende der Stunde sind Sie fertig. Die Beschreibung steht in Ihren Büchern auf Seite 14.« Damit setzte er sich an sein Pult und begann, irgendetwas zu zerkleinern.
Schweigend hatten die Schüler damit begonnen, ihre Tränke zu brauen. Severus, der neben Sirius saß, schien sehr beflissen und so gab auch Sirius sein Bestes, wenngleich er es eher als langweilig empfand, Wurzeln zu zerschneiden und getrocknete Nesseln zu wiegen, um die genaue Masse dem Trank beizugeben…
Im Klassenraum war es mucksmäuschenstill. Anscheinend traute sich niemand die Autorität des Meisters der Zaubertränke in Frage zu stellen, denn so ruhig war es in keiner Klasse gewesen, die sie bisher besucht hatten.
Brewpot hatte die Klasse eben verlassen, um seine zerkleinerten Utensilien in sein Büro zu bringen, da fing Peters Kessel an zu rauchen und zu brodeln.
Die Schüler in seiner Nähe brachten sich schleunigst Sicherheit, während Peter sich Hilfe suchend umsah. Panisch versuchten Remus und James, die an Peters Nebentisch gearbeitet hatten, die Flammen unter dem Kessel zu löschen.
Endlich versiegte das Feuer unter einem lauten Zischen.
Sirius wandte sich unterdessen gleichgültig wieder seinem eigenen Kessel zu, als sich neben ihm Severus umdrehte und schnarrte: »Sieh an, sieh an, Potty muss seinem kleinen idiotischen Freund mal wieder aus der Patsche helfen! Was sollte man von diesen nichtsnutzigen Gryffindors auch anderes erwarten!«
Sirius, der es hasste, wenn sich jemand in Dinge einmischte, die ihn gar nichts angingen, meinte, noch bevor James sich verteidigen konnte: »Steck deine große Nase nicht in Angelegenheiten, von denen du nichts verstehst!«
Dankend nickte James seinem Verteidiger zu, womit sie wieder wenigstens halbwegs quitt waren. Severus schoss imaginäre Blitze auf ihn ab und fauchte: »Ich wüsste nicht, was dich das anginge, Black!«
Sirius verabscheute diesen Jungen von Sekunde zu Sekunde mehr. Da er seine Wut erst unter Kontrolle bringen musste, verteidigte diesmal James Sirius: »Wenigstens befasst sich Sirius nicht mit so dunklen Machenschaften, wie deine Sippe, Snape!«
Snape blickte ihn und Sirius abwechselnd an. »Schon ganz dicke Freunde, was, Potty und Black?«, stichelte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Moment mal!« Noch ehe Sirius dem verhassten Jungen einen Fluch anhängen konnte, hatte James empört seinen Zauberstab gezückt: »Wir sind keine Freunde!«
»Aber wir sind Feinde, wenn du dich nicht sofort bei ihm entschuldigst«, forderte Sirius schadenfroh grinsend.
»Und bei ihm«, setzte James noch eins drauf, wobei er mit einer unwirschen Kopfbewegung zu Sirius nickte.
Die übrigen Schüler hatten aufgehört, an ihren Tränken herumzumischen und hörten aufmerksam zu. Snape grinste höhnisch, doch bevor er etwas entgegnen konnte, klinkte sich ein anderer Slytherin in das Gespräch mit ein: »Ich könnte mir nicht vorstellen, warum er sich bei solchem Abschaum wie euch entschuldigen sollte!«
Sirius musterte den fremden blonden Jungen in der Reihe vor ihnen gelangweilt. »Und wer bist du?«, wollte Sirius abfällig wissen, der Snape für einen Moment völlig vergaß. Langsam kam ihm der Gedanke, dass in Slytherin auch nur Freaks rum liefen und er noch von Glück sagen konnte, nach Gryffindor gekommen zu sein.
»Evan Rosier – aber ich wüsste nicht, was dich das anginge!«
»Schon ganz dicke Freunde, was Snape und Rosier?«, provozierte James nun die beiden, der sich wieder mit einem Gesichtsausdruck tiefster Abscheu Snape zugewandt hatte.
»Ach, Slytherins sind ja zu einer Freundschaft gar nicht fähig«, fiel Sirius hämisch grinsend ein.
»Aber Blacks, oder wie!«, hielt Severus sarkastisch dagegen. Auch er hatte ein verzerrtes Lächeln aufgesetzt und seine Lippen kräuselten sich, als er sah, wie Sirius diese Anspielung auf seine Familie wurmte.
Wahrscheinlich war es nur ins Blaue gezielt gewesen – aber es hatte genau ins Schwarze getroffen. Sirius konnte sich nicht mehr erinnern, wie er ihn gezückt hatte, doch plötzlich hielt er seinen Zauberstab auf Snape gerichtet. »Das nimmst du wieder zurück!«
»Oh, haben wir da einen wunden Punkt getroffen?«, mischte sich auch Rosier wieder mit ein, worauf er von James mit dem Zauberstab bedroht wurde.
Auch die Slytherins hatten ihre Zauberstäbe auf die Gryffindors gerichtet, während die ganze Klasse den Atem anhielt. »Trau dich nur, Potter«, zischte Snape, der James' Zauberstab mit seinen schwarzen Augen, die er zu Schlitzen verengt hatte, fixierte.
»Worauf du wetten kannst, Snape!« James' Blick brannte und Sirius meinte, abgrundtiefen Hass aus seinen haselnussbraunen Augen herauslesen zu können.
Severus war zweifelsohne ein Vertreter der Dunklen Künste, dessen war sich Sirius sicher und das musste wohl auch James erkannt haben. So wie er Sirius zu Anfang verachtet hatte, bloß weil von seiner Familie bekannt war, wie schwarzmagisch und rassistisch sie war, konzentrierte sich seine Abscheu nun wohl auf Snape, der zugegeben nichts anderes als Abneigung verdient hatte. Außer ein paar Flüchen, die Sirius ebenso gerne auf den schleimigen Jungen hetzen wollte genauso wie James.
»Was soll das hier? Sie sollen Zaubertränke brauen und keine Kaffeekränzchen halten. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor«, grollte Brewpot unvermittelt, der unbemerkt eingetreten war.
Sirius und James legten zur gleichen Zeit los, gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren, weshalb zum Glück nur Fetzen, wie »–die Slytherins haben auch–«, oder »–Gemeinheit–« zu verstehen waren. Doch das genügte Brewpot: »Das macht dann noch mal fünf Punkte – und eine Strafarbeit für die beiden Herren heute Abend!«
Die eingeschüchterten Schüler um sie herum setzten sich wieder und fuhren fort, an ihren Zaubertränken zu arbeiten, während Sirius und James dem Professor böse Blicke zuwarfen, welcher sich hinter sein Pult sinken ließ und ein Pergament aufrollte.
Anscheinend handelte es sich um die Liste mit ihren Namen, denn plötzlich stutzte er und blickte mit brennenden Augen in die Klasse. »Wer von Ihnen ist Sirius Black?«, donnerte er ungeduldig.
Sirius hob kurz die Hand. »Sie!« Der Lehrer schien einen Augenblick lang nicht zu wissen, was er sagen sollte.
Jetzt fiel Sirius schon dem zweiten Lehrer am zweiten Schultag auf – und das, wo er doch eigentlich unbemerkt bleiben wollte!
»Wieso sind Sie nicht in Slytherin?«, wollte Brewpot, der sich wieder gefasst hatte nun verständnislos wissen.
»Der Hut hat gelost«, erklärte Sirius kurz, dem wieder einfiel, dass er Brewpot an jenem Abend der Auswahlzeremonie nicht gesehen hatte und so darauf schloss, dass der Meister der Zaubertränke das Chaos nicht mitbekommen hatte.
»Wie soll ich das bitte verstehen?«, bohrte Brewpot weiter.
»Na ja, er konnte sich nicht entscheiden, in welches Haus ich kommen sollte, deshalb hat er ausgezählt«, berichtete Sirius wahrheitsgetreu. Irgendjemand hinter ihm lachte laut auf, verstummte aber angesichts von Brewpots tödlichem Blick.
»Dieser alte Fetzen war sowieso schon immer überflüssig. Einmal im Jahr wird er rausgeholt, um ein sinnloses Lied in die Gegend zu grölen und ein paar Namen in die Halle zu schreien und den Rest des Jahres verstaubt er auf irgendeinem rostigen Regal in… Professor Dumbledores Büro«, resignierend drehte er sich zu seinem Pult zurück und murmelte: »Ein Black nicht in Slytherin, welch eine Schande.«
Nach der Stunde beeilte Sirius sich aus dem Zimmer zu kommen, damit Snape keinen weiteren Anlass hatte, blöde Kommentare abzulassen.
Doch von hinten rief James ihn zurück: »Sirius, warte doch mal!«
Der Angesprochene tat so, als hätte er ihn nicht gehört und beschleunigte noch seine Schritte. Gerade wollte James hinter ihm die Treppe hinauf stürmen, als Brewpot ihn zurückpfiff: »Potter, Sie helfen Pettigrew dabei, diese Sauerei hier aufzuwischen!«
Erleichtert stellte Sirius fest, einer weiteren Hänselei von Snape (»Dicke Freunde, was, Black?«), oder von Brewpot (»Welch Schande, Black!«) entgangen zu sein und begab sich jetzt zu der Stunde, die sich als die Langweiligste des ganzen Tages herausstellte: Geschichte der Zauberei.
Unterrichtet wurde diese vom gräulich wirkenden Professor Binns, der mit angeschlagener monotoner Stimme den Unterrichtsstoff verlas. Seine ganze Erscheinung wirkte mehr als einschläfernd – und das nicht nur auf Sirius.
Der Gelehrte hatte es doch tatsächlich geschafft, gegen Ende der Stunde alle (außer Remus) dazu zu bringen, sich heimlich unter der Bank anderweitig zu beschäftigen. Jedenfalls diejenigen, die noch nicht eingeschlafen waren.
Zu seinem Bedauern saß Sirius auch noch neben Remus, der eifrig Notizen mitkritzelte und Sirius regelmäßig mit Stößen in die Rippen, die, wie Sirius feststellte, wieder ganz heil waren und nicht mehr weh taten, aus seinen Tagträumen riss.
Das einzige Fach, bei dem Sirius das Gefühl hatte, dass er etwas Nützliches lernte, war Verteidigung gegen die Dunklen Künste und deshalb war die Doppelstunde Verteidigung am Nachmittag auch das einzige Fach, auf das er sich an dem Tag freute.
Allerdings hielt sein Glücksgefühl nicht lange an. Während die anderen Schüler sich am Abend im Gemeinschaftsraum ausruhten, miteinander Karten spielten (die so verhext waren, dass sie sich selbst mischten und austeilten), plauderten, lachten und einfach nur das bevorstehende Wochenende genossen, mussten Sirius und James zu ihrer zweiten Strafarbeit.
Diesmal verließen sie zeitig das bunte Treiben im Gryffindor-Turm, denn Brewpot würde sicherlich austicken, wenn sie auch nur eine Minute zu spät kommen würden; außerdem würde sich der Lehrmeister keine Gelegenheit entgehen lassen, Sirius noch eine Strafarbeit zu verpassen, denn
Sirius hatte in der einen Stunde, die sie bisher bei Brewpot gehabt hatten, nur zu deutlich festgestellt, dass der ihn nicht sonderlich mochte. ›Schande‹, hallte es in Sirius' Kopf nach, wie Brewpot ihn vor der ganzen Klasse bloßgestellt hatte und so musste Sirius sich eingestehen, dass der Hass durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Auf dem Weg zu den Kerkern hing jeder seinen eigenen Gedanken nach und Sirius war so tief in seine versunken, dass er McGonagall erst bemerkte, als er beinahe in sie hinein gerannt wäre.
»Abend, Professor!«, schleimte James neben ihm fröhlich.
»Was machen Sie denn um diese Uhrzeit noch auf den Gängen? – Wie ich Sie kenne haben Sie nicht aufgepasst, als der Schulleiter die Schulregeln verlesen hat, aber Erstklässlern ist es nicht gestattet, nach acht Uhr noch auf den Gängen unterwegs zu sein. – Demnach haben Sie noch genau fünf Minuten, um in Ihren Turm zu gelangen.«
»Tja, wir haben aber eine Verabredung mit dem hochgeschätzten Professor Brewpot und unsere Audienz beginnt unglücklicherweise in genau fünf Minuten«, konterte Sirius.
Die Schreckschraube musterte die beiden Jungen durch ihre quadratischen Brillengläser hindurch streng. »Was soll das heißen ›eine Verabredung‹? Sie haben doch wohl nicht etwa schon wieder eine Strafarbeit?«
»So könnte man das natürlich auch ausdrücken«, murmelte James schlecht gelaunt.
»Wie? – Sie sind also schon wieder aneinander geraten?«, forschte die Lehrerin nach.
»So würde ich das wiederum nicht ausdrücken«, stellte James richtig.
»Und wie würden Sie es dann ausdrücken?« Die Nasenflügel der Schreckschraube weiteten sich bedrohlich. Man merkte ihr an, dass sie drauf und dran war, ihre Geduld mit den beiden zu verlieren.
Bevor James der Lehrerin allerdings noch die ganze Geschichte erzählte, wie sie – wenn auch widerwillig – gegen Snape und Rosier sogar zusammengehalten hatten, beschloss Sirius, die Sache in die Hand zu nehmen.
»Ungerechte Behandlung zweier Gryffindor-Erstklässler durch einen Professor, der seine Stellung schamlos missbraucht hat«, warf er ein. »Und jetzt müssen wir leider zu Professor Brewpot, auch wenn wir liebend gern noch weiter plaudern würden!«
»Guten Abend noch«, verabschiedete sich auch James, bevor sie die Schreckschraube stehen ließen und eilig zu Brewpots Büro gingen, um schnell von McGonagall loszukommen.
Die Strafarbeit stellte sich als noch lästiger heraus als die, welche sie bei McGonagall absolviert hatten. Der Meister der Zaubertränke ließ keine Möglichkeit aus, Sirius klarzumachen, welch Schande es doch war, dass er nicht in Slytherin war.
Des Weiteren hatte er sich etwas besonders Langweiliges und Ekliges für sie ausgedacht: Sie sollten im Zaubertränke-Klassenzimmer Froschlaich in Dosen einlegen, damit seine vierte Klasse alle Materialien für einen komplizierten Trank konserviert hatte.
Doch damit noch nicht genug, er setzte vorsorglich auch noch James in die letzte Reihe und Sirius in die erste, damit sie nicht auf die Idee kamen, die Strafarbeit als ›Gelegenheit zum Unfug machen‹ anzusehen.
Sie wurden erst spät wieder entlassen. Sirius nahm sich einmal mehr vor, sich im Unterricht zurückzuhalten – auch wenn er immer noch felsenfest davon überzeugt war, dass der Zaubertranklehrer die Slytherins bevorzugt hatte, schließlich hatten die ebenfalls ihre Zauberstäbe auf die Gryffindors gerichtet gehabt. Wie James ihm mitteilte, war Brewpot der stellvertretende Hauslehrer der Slytherins und hatte deshalb ein grimmiges Vergnügen dabei, den Gryffindors Punkte abzuziehen, damit Slytherin den Hauspokal gewann…
Der Samstag, auf den sich Sirius schon gefreut hatte (keine Schreckschraube, kein Brewpot und ausreichend Zeit, das Schloss zu erforschen…), ging für eine Schulhausführung drauf, die der ÜV veranstaltete.
Er war der Meinung, dass er sich früher als »kleiner, hilfloser Erstklässler« viel zu oft in dem großen Schloss verirrt hatte…
Allerdings musste Sirius zugeben, dass er ihnen ein paar ganz nützliche Abkürzungen zeigte, die zum Beispiel hinter Wandteppichen verborgen waren. Außerdem machte er sie auf Treppen aufmerksam, die ihre Richtungen änderten oder auf Türen, die man freundlich bitten musste, damit sie sich öffneten.
Wenigstens konnte sich Sirius danach tatsächlich einige Wege zu den Klassenzimmern besser merken, auch wenn er das vor dem ÜV nie zugegeben hätte.
Obwohl es draußen leicht regnete, scheuchte der ÜV sie sogar über die Schlossgründe, um ihnen noch einmal nahe zu legen, dass der Verbotene Wald verboten war, ihnen den See zu zeigen – in dem tatsächlich ein zahmer Riesenkrake lebte – und vieles mehr.
Als sie die Peitschende Weide passierten, konnte Sirius nicht umhin, sich etwas von der Gruppe – die gerade auf dem Weg zum Quidditch-Stadion war – abzukapseln, um sich – trotz des Gesprächs der Lehrer, das er belauscht hatte – den Baum noch mal näher anzuschauen.
Dieser ließ Sirius ziemlich nahe ran, ehe er wie wild nach ihm zu schlagen begann. Hastig wich der Junge ein paar Schritte zurück, da lachte hinter ihm jemand höhnisch auf. Timothy und Davey hatten das Geschwafel des ÜVs anscheinend auch nicht länger ausgehalten und sich ebenfalls etwas abgeseilt.
»Oh Mann, Black, du schaffst's noch nicht mal, an den Stamm der Peitschenden Weide ranzukommen!«, zog Timothy ihn auf.
Der ÜV, der von den kichernden Mädchen umringt ein paar Meter weiter die Quidditch-Spielregeln erklärte, bekam davon nichts mit.
»Ich wette, er kommt näher ran, als du!« James war unbemerkt herangetreten, da er bemerkt haben musste, dass Sirius fehlte.
Hinter ihm trat Peter nervös von einem Bein auf das andere, wobei seine wässrigen Augen von Sirius zu Davey und Timothy huschten. Remus hielt sich ebenfalls im Hintergrund. Er sah so aus, als gefiele ihm die Situation überhaupt nicht, doch er sagte nichts.
»Wette angenommen«, meinte Timothy in dem Moment. »Welche der zwei Gruppen es als Erste schafft, den Stamm zu berühren, darf sich was für die andere ausdenken!«
»Die Verlierer müssen zwei Wochen lang die Hausaufgaben für die Gewinner machen«, grinste Sirius, der die Wette – und vor allem den Gewinn – sehr verlockend fand.
Jetzt mischte sich auch Davey mit ein: »Okay! – Ihr seid zwar zwei mehr, aber wir sind da nicht so. Ihr verliert ja eh!«
»Glaubst du«, knirschte James.
Doch Remus hob nur abwehrend die Hände. »Ich mach da nicht mit!«
»Was ist los, Lupin, willst du etwa petzen?«, griff Timothy ihn sofort an.
»Nein«, verteidigte James ihn. »Er ist nur unser Schiedsrichter!«
»Dann will ich auch Schiedsrichter sein«, bedingte Peter ängstlich quietschend.
»Okay, Pettigrew ist unser Schiedsrichter. Er passt auf, wie weit wir's an die Peitschende Weide ranschaffen«, legte Timothy fest, womit er sich dem magischen Baum vorsichtig näherte.
Auch die anderen drei gingen aus unterschiedlichen Richtungen an die Peitschende Weide heran, die sich das nicht gefallen ließ. Sie schlug wie wild nach allen Seiten um sich, sodass die Jungs gezwungen waren, wieder zurückzuweichen, ehe sie einen erneuten Anlauf starten konnten. So ging es eine ganze Weile, ohne dass es irgendeine der zwei feindlichen Gruppen geschafft hatte, an den Stamm heran zu gelangen.
»Ich würde sagen, es ist unentschieden«, meinte Remus von außerhalb, als mal wieder ein Ast nur um Haaresbreite James verfehlt hatte.
»Quatsch! – Ich schaff's gleich«, behauptete Sirius verbissen, als er ganz nah an den Stamm herankam, aber in letzter Sekunde wieder einem Ast ausweichen musste.
»Was ist denn hier los!« Der ÜV hatte seine Runde beendet und war nun herbeigeeilt, als er endlich bemerkt hatte, dass ein paar seiner Schützlinge fehlten.
»Ähm… wir haben… ich habe…« Sirius suchte verzweifelt nach einem Vorwand, während er sich aus der Reichweite der Weide begab. Es war sicher, dass der ÜV diese Art von Spiel nicht begrüßen würde.
»…Er hat seinen… Block verloren«, fiel James rechtzeitig ein.
»Stimmt. Ich schreib nämlich immer alles mit, was du uns so über Hogwarts erzählst… und leider ist mir der Block unter die Peitschende Weide gefallen…«
»…Und wir wollten ihm helfen, ihn wieder zu finden!«
»…Aber jetzt hab ich ihn schon wieder. Alles okay, wir können weiter!«
Der ÜV sah die sechs Jungen misstrauisch an, doch dann setzte er seine Runde ohne weitere Fragen fort.
–
Am Abend saß Sirius allein in einem Ohrensessel am Kamin und beobachtete interessiert eine gestörte Katze, die anscheinend Peter gehörte und die andauernd versuchte, die Tapete hochzuklettern und die Flammen des Kamins immer nur um Zentimeter verfehlte, wenn sie wieder abstürzte.
Währenddessen belauschte er zwei Erstklässlerinnen, die sich in der gegenüberliegenden Ecke unterhielten. »Ich fand es wirklich faszinierend, wie sich Professor McGonagall heute in eine Katze verwandelt hat«, plauderte das eine Mädchen munter drauf los.
»Ja, fand ich auch. Nicht zu fassen, dass es nur so wenige schaffen, Animagi zu werden. Stell dir vor, wir könnten das… Was für ein Tier wärst du denn gerne?«, entgegnete Lily verträumt.
»Irgendwas Schönes, Anmutiges… Ich hab's, ein Pfau! Und du?«
»Hmmm… Vielleicht eine Springmaus, so wie meine – Oh, Eileen, hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie ich sie genannt hab?«, erwiderte Lily.
Jetzt wird's langweilig, dachte sich Sirius und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Katze zu, die noch immer wie blöd an der Wand hochzuklettern versuchte. Wie der Herr, so die Katze! Bei diesem Gedanken sah sich Sirius zu Peter um, der mit Remus ein paar Zaubersprüche durchging, die er immer noch nicht gerafft hatte.
In dem Moment ließ sich unerwartet James neben Sirius nieder. »Diese Katze ist doch wirklich saublöd, oder?«, begann er das Gespräch.
Sirius nickte grinsend. »Genauso blöd wie sein Herrchen«, flüsterte er ihm zu.
»Immerhin hat Peter sich auch auf deine Seite geschlagen, als sie dich rausschmeißen wollten«, erwiderte James, wobei er zu Timothy und Davey nickte, die nicht weit von ihnen Karten spielten.
»Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass er ein Versager ist. Ein typischer Hufflepuffcharakter eben!«
Nun konnte auch James sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. »Na ja, schusselig ist er schon manchmal… Aber man kann ihn nun wirklich nicht mit einem Hufflepuff vergleichen, wenn man sich mal diesen Vertrauensschüler anschaut… Der hatte ja wohl wirklich 'nen Vogel. Schwafelt uns da 'ne halbe Stunde zu…«
»Hält uns für Zwillinge! Pffft!« Noch immer fassungslos bei der Erinnerung schüttelte Sirius den Kopf.
James warf sich in die Brust und strich sich durchs Haar. »Hast Recht, keiner sieht so gut aus wie ich!« Während die Jungs loslachten, verstummten Lily und Eileen mitten im Gespräch und sahen sie naserümpfend an.
»Und, kriegst du jetzt einen Besen?«, fragte Sirius, als sie sich wieder beruhigt hatten.
»Woher weißt du das eigentlich alles?«, hakte James neugierig nach.
»Nachdem ihr herausbekommen habt, dass ich kein Seher bin, kann ich's dir ja genauso gut sagen. Ich hab euch in der Winkelgasse gesehen und ein bisschen die Lauscher gespitzt. Und was willst du jetzt für einen Besen?…«
Gegen zwölf Uhr saßen sie immer noch da und fachsimpelten über Besen und Quidditchteams, als der Gemeinschaftsraum schon lange leer war. James gestand ihm gerade, dass er einmal Monsun-Fan gewesen war (die Monsune waren dabei, in der Quidditchliga aufzusteigen), als sie von draußen auf den Gängen Gepolter hörten.
»Was war das denn?«
Sirius ging nicht weiter auf James ein, sondern ergriff Eigeninitiative. Ohne groß nachzudenken, dass es Erstklässlern genauso wenig wie Siebtklässlern erlaubt war, sich nach Mitternacht noch auf den Korridoren rum zu treiben, öffnete er das Porträt der fetten Dame und spähte in die dahinter liegende Finsternis.
Hinter ihm lugte James vorsichtig über seine Schulter. Alles lag totenstill da, als ob der Gang seit Stunden so friedlich daliegen würde. Schulterzuckend ging Sirius den Korridor entlang, wobei er mit seinem Zauberstab den Weg leuchtete. Kurz darauf kam James – ebenfalls mit leuchtendem Zauberstab – neben ihn geeilt.
Auf einmal ertönte ein markerschütterndes Quietschen, gefolgt von einem Heulen, das von einer Horde Werwölfe aus dem Stock über ihnen zu kommen schien.
Sirius und James sahen sich einen Moment lang an, dann rasten sie gleichzeitig zum Gang, von wo aus die seltsamen Geräusche kamen.
Als sie ganz außer Atem den Korridor erreichten, erblickten sie einen hässlichen kleinen Mann, der durch die Luft hüpfte und der jetzt mit einem Eisenstock an den Rüstungen entlang schepperte, sodass Sirius sich die Ohren zuhielt. Bestimmt würde das ganze Schloss dadurch geweckt!
»Peeves!«, murmelte James enttäuscht. Sirius wollte schon fragen, wer oder was bei Merlins Barte ›Peeves‹ war, doch das brauchte er gar nicht: ›Peeves‹ stellte sich als Poltergeist heraus, der immer, wenn es ihm im Schloss zu still war, auf die eine oder andere Weise für Lärm sorgte.
James war so geistesgegenwärtig gewesen, Sirius und sich hinter die nächste Statue zu ziehen, denn wenn der Geist sie erst einmal entdeckt hätte, konnte man nie wissen, ob er es aus reiner Schadenfreude nicht sofort dem Hauslehrer – in dem Fall der Schreckschraube – petzen würde.
Doch Peeves zog in die Gegenrichtung ab, um die Fackeln, die zum Glück zu so später Stunde schon gelöscht worden waren, aus ihren Halterungen zu reißen und im Schloss herumzuwerfen.
Neben Sirius seufzte James hörbar auf. »Am besten wär's, wir gehen wieder in den Gemeinschaftsraum, bevor Pringle wegen dem Getöse, das Peeves veranstaltet noch auf den Plan tritt!«
Sirius fragte sich, ob Pringle auch ein Poltergeist war, aber er hatte keine Kraft mehr, die Frage laut zu formulieren und so schlenderte er einfach James hinterher, der diesmal die Führung übernahm.
»Psst, da kommt jemand«, zischte Sirius seinem Gefährten zu, als sie den zweiten Korridor auf dem Weg zur fetten Dame durchquerten.
Schnell drückten sie sich in eine Nische zwischen zwei Rüstungen. Wer lief denn so spät in der Nacht noch in den Gängen rum – mal abgesehen von ihnen selbst und ein paar gestörten Poltergeistern!
Vor ihnen bog Professor Dumbledore im Pyjama mit einer dampfenden Tasse in der Hand um die Ecke. Fröhlich vor sich hinsummend passierte er ihr Versteck und verschwand im nächsten Korridor.
Wortlos tauschten die Jungs einen Blick aus und folgten dem Schulleiter dann auf Zehenspitzen, anstatt in ihren Turm zurückzukehren. Sie schlichen ihm bis in den vierten Korridor nach und lauschten auf die Schritte und die Melodie, die Dumbledore vor sich hinsummte (»Sur le pont d'Avignon…«), um ihm auf den Fersen zu bleiben.
Schließlich blieb der Direktor stehen und sagte laut: »Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen.«
Die beiden Schüler spähten vorsichtig um die Ecke und sahen, wie die Statue eines Wasserspeiers zur Seite sprang und eine von selbst laufende Treppe Dumbledore nach oben trug. Dann schob sich der Wasserspeier wieder vor den Geheimgang und alles war still.
»Bertie Botts Bohnen?«, echote James ungläubig.
»Alles Freaks«, zuckte Sirius nur die Schultern, »Malfoy hat mal irgendwas von einem Geheimgang im fünften Korridor gesagt. – Ich mein, wenn wir schon hier sind?«
Damit drehte er sich um und machte sich auf zum fünften Stock. James folgte ihm widerstandslos und meinte erneut skeptisch: »Bertie Botts Bohnen?«
»Aller Geschmacksrichtungen, genau«, nickte Sirius. Schweigend schlichen sie weiter bis in den fünften Korridor, wo James unschlüssig stehen blieb und fragte: »Und jetzt?«
Schulterzuckend tastete Sirius planlos die Wände ab. Diesmal war es James, der die Augen verdrehte: »Das kann ja heiter werden.«
Doch schließlich gesellte er sich zu Sirius, indem er die linke Seite abtastete, während sein Begleiter die Rechte übernahm.
Überraschend hörten sie nahe Schritte, worauf sie sich beide hinter eine Rüstung quetschten, um zu lauschen. Sirius musste daran denken, dass die Rüstungen in Hogwarts laufen konnten und er hoffte inständig, dass ihr Versteck sich nicht plötzlich in Bewegung setzte.
Drei Meter neben ihnen erwachte die Statue eines dreiäugigen Ritters auf einmal zum Leben und trat einen Schritt zur Seite. Hinter ihm erschienen ein Junge und ein Mädchen Hand in Hand, die aus einem Geheimgang kamen. »Solvete«, zischte der Junge leise, woraufhin sich die Ritterstatue wieder vor den geheimen Eingang schob. Kichernd liefen sie den Korridor hinab und verschwanden kurz darauf im Treppenhaus.
»Sag mal, was sollte das denn! – Außer uns hat hier niemand nachts im Schloss rumzuschleichen«, empörte sich Sirius, der noch immer verwirrt in die Richtung sah, in der die beiden entschwunden waren.
»Immerhin haben wir denen unseren ersten Geheimgang zu verdanken«, meinte James, während er auf den Ritter zuging. Kunstvoll erhob er seinen Zauberstab und donnerte: »Solväte!«
Kaum hatte er das Wort ausgesprochen, schon brachen einige Steine über ihm aus der Decke, so dass er sich mit einem hastigen Sprung in Sicherheit bringen musste.
Kopfschüttelnd schob Sirius James aus dem Weg und meinte: »Lass mich das mal machen.« Er hob ohne Umstände den Zauberstab und sagte: »Solvete!« Der dreiäugige Ritter trat zur Seite und gab den Geheimgang frei.
Sie traten eben durch die geheime Tür, als sie hinter sich Schritte und ärgerliches Gemurmel hörten. »Peeves! Was hast du diesmal wieder angestellt?«, schnauzte jemand.
James warf noch einen hastigen Blick in den Gang zurück, worauf er feststellte: »Mist, Pringle kommt!«
»Solvete«, sagte Sirius lässig, damit sich der Geheimgang wieder schloss, danach wollte er doch endlich wissen: »Wer ist denn jetzt eigentlich Pringle?«
»Apollyon Pringle. Der Hausmeister. – Sag mal, hast du überhaupt in diesen vier Tagen, die wir hier sind, einmal zugehört?«, fragte James genervt.
»Nee«, grinste Sirius und machte sich auf den Weg tiefer in den Geheimgang hinein.
Nachdem sie eine ganze Weile schräg bergab gelaufen waren, lief Sirius gegen eine Mauer. »Au, verdammt«, fluchte er.
»Lass mich das mal machen«, plusterte sich James auf, wobei er Sirius in der Dunkelheit zur Seite schob. »Solvete!« Doch diesmal blieb die Wand regungslos.
»Lass den Meister ran«, befahl Sirius selbstgefällig und krempelte sich die Ärmel hoch: »Paries moveatur!« Tatsächlich schob sich die Wand zur Seite.
»Und woher weißt du das jetzt?«, staunte James, als er mit offenem Mund auf den Korridor hinaustrat.
»Hab ich von Malfoy aufgeschnappt«, gab Sirius zurück.
Da fetzte Peeves um die Ecke. Er lachte dreckig, als er die Erstklässler erspähte, doch hinter ihm donnerte eine wütende Stimme (die ganz nach Pringle klang): »Peeves! Komm zurück, du verfluchter schäbiger Poltergeist!«
Die Jungs tauschten nur einen Blick, dann stürmten sie davon, gerade rechtzeitig bevor auch Pringle um die Ecke bog. Anscheinend hatte er jedoch noch einen Rest ihrer wehenden Umhänge gesehen, denn er verfolgte ihre Richtung statt die von Peeves.
Sirius stieß während des Laufens einen unsittlichen Fluch aus, als er erkannte, dass sie sich nicht mehr verstecken konnten.
»Zum Turm«, keuchte James erschöpft. Sie bogen links ab und hetzten eine Treppe hinauf, wobei Pringles Schritte ihnen auf den Fersen blieben. Sie beschleunigten ihren Lauf noch mehr, bis endlich das Porträt der fetten Dame in Sicht kam.
»Wie war das Passwort noch mal?«, drängte Sirius atemlos.
»Äh…«, begann James.
»Lass uns rein, oder wir müssen sterben«, flehte Sirius, aber die fette Dame schüttelte erbarmungslos der Kopf.
»Ich bin doch keine gewöhnliche Tür, die sich auf Bitten hin öffnet!«
Doch kurz bevor Pringle um die Ecke bog, fiel es James wieder ein: »Cosmos leonis!«, rief er, das Gemälde schwang mit verschnupfter Miene zur Seite und die Jungs hechteten in letzter Sekunde mit einem geübten Sprung durch das Porträtloch.
Nebeneinander stürmten sie die Treppe zu ihrem Schlafsaal hinauf und warfen sich, angezogen wie sie waren, in ihre Betten. Angespannt lauschten sie eine ganze Weile, doch sie hörten weder zornige Schreie, noch irgendwelche anderen verräterischen Laute, was darauf schließen ließ, dass Pringle aufgegeben hatte.
Als die Jungs nach ein paar Minuten angestrengtem Lauschens begannen, sich allmählich zu entspannen, kam eine leise Stimme: »Hey Leute, wo wart ihr die ganze Zeit?«
Bevor James Remus antworten konnte, begann Sirius laut und übertrieben zu schnarchen.
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Am Sonntag mussten sie sich über ihre Unmengen von Hausaufgaben (und das nach erst zwei Tagen Unterricht!) hermachen und am Abend mischte sich der ÜV schon wieder ein, da er sie dazu zwang, untereinander Kennenlernspiele zu machen. (»Mein Name ist Lily Evans, ich habe eine Schwester, Petunia, die keine Hexe ist und meine Hobbys sind…«)
So erfuhr Sirius, dass James und Peter Einzelkinder waren.
Er wunderte sich, während er sich die ganze Lebensgeschichte von Peter anhörte, wo Remus abgeblieben war, da der sich doch immer für derartige Albernheiten begeistern konnte.
Doch den Gedanken tat er mit der realistischen Lösung ab, dass Remus wahrscheinlich schon ins Bett gegangen war. Kluge Entscheidung…
Jedoch weigerte sich Sirius strikt, mehr über sich selbst zu erzählen, als dass er einen drei Jahre jüngeren Bruder hatte, obwohl bei ihm alle besonders gespannt wirkten.
Wahrscheinlich wollten sie alle nur hören, in welche Gesetzeswidrigkeiten seine Familie verstrickt war. Aber diesen Gefallen wollte er ihnen nicht tun und so blieben die verzweifelten Versuche des ÜV, mehr aus ihm heraus zu kitzeln vergeblich.
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Gleich an ihrem dritten Schultag mussten sie nachts um zwölf wieder aufstehen, so wie jeden Montag, und in den Südturm gehen. Zwei Mal in der Woche hatten sie dort Astronomie, eine Theoriestunde am Nachmittag (die heute aus unerfindlichem Grund ausgefallen war) und eine praktische in der Nacht, damit sie die Sterne und ihre Bewegungen beobachten konnten.
Verblüfft stellte Sirius fest, dass Remus, der den ganzen Vormittag gefehlt hatte, wieder da war. Er sah sehr krank aus und seltsamer Weise zogen sich tiefe Schrammen über sein Gesicht (wahrscheinlich eine unerfreuliche Begegnung mit Peters gestörter Katze).
Doch Sirius beachtete den dunkelblonden Jungen nicht weiter, da die Schüler nun neugierig um die Teleskope herum standen, die durch die Fenster auf den Nachthimmel gerichtet waren.
»Gute Nacht, liebe Schüler«, begrüßte sie ein mittelgroßer Mann, der eben herein gerauscht kam. »Mein Name ist Professor Highking…«, stellte er sich freundlich vor.
Was er weiter über die Sterne und den Unterricht faselte, bekam Sirius nicht mehr mit, denn er fragte James leise: »Wie, ›Highking‹? ›Hi‹, so wie ›Hallo‹?«
James zuckte nur die Schultern und so antwortete Remus stattdessen, der in der Reihe vor ihnen saß und fleißig mitkritzelte, was Highking redete: »Ja, so wie ›Ave‹!«
»Ja, klar! Und ›King‹ wie ›Imperator‹, oder was?«, erwiderte Sirius sarkastisch.
Nun mischte sich Peter scheu mit ein, der hinter ihnen neben Davey saß: »Ach so! Ich dachte ›hiking‹, so wie ›wandern‹!«
Sirius und James konnten sich nicht mehr halten uns prusteten los, worauf Professor Highking zu ihnen eilte und fragte: »Reden Sie etwa über mich?«
»Nein! Über Aveimperatore«, brachte Sirius zwischen zwei Lachkrämpfen hervor.
»Na, dann ist ja gut… Aber nun konzentrieren Sie sich bitte auf die Sterne…«
Highking erzählte, während Sirius und James Zauberschnippschnapp spielten, irgendetwas über eine Sage vom Gürtel des Orion. Sirius hatte schon dreimal gegen James gewonnen, da war Highking immer noch nicht fertig.
Schließlich beendete der Gong Aveimperatores Geschichte und James, der seine Tasche schulterte, meinte nur leise zu Sirius, Remus und dem im Halbschlaf die Treppe hinunter steigenden Peter: »Vielen Dank, dass Sie die Märchenstunde von Aveimperatore besucht haben. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen…«
–
Die Zeit verging und mit den Wochen strich der Spätsommer dahin, der sich schon allzu bald in einen ungemütlichen Herbst wandelte.
Der Gemeinschaftsraum war bei diesem stürmischen Wetter besonders am Wochenende fast zu jeder Tageszeit überfüllt, was es Sirius erleichterte, jedem aus dem Weg zu gehen.
Selbst von James und Remus distanzierte er sich wieder mehr und mehr. Vielleicht hatte Remus Recht gehabt und er war es einfach nicht gewohnt, Freundschaften zu schließen. Jedenfalls hatte er nie vorgehabt, sich in irgendeiner Weise an jemanden zu binden und gegen seine Prinzipien wollte er nicht verstoßen.
Zu seiner Überraschung hatten ihm noch nicht einmal seine Eltern einen Klagebrief geschrieben, dass er die Ehre der Blacks verletzt habe, weil er nach Gryffindor gekommen war.
Wahrscheinlich erschien Sirius ihnen nicht einmal als würdig genug, ein Pergament an ihn zu verschwenden.
Auch die Slytherins hatten ihre leere Drohung anscheinend vergessen, die Gryffindors einmal alleine abzupassen, denn sie ließen sich nicht mal mehr für hämische Bemerkungen Sirius gegenüber blicken und Sirius hatte den Verdacht, dass sie, so stark sie auch immer taten, doch ein klein wenig Angst hatten, James, Remus und Peter könnten petzen.
So wunderte sich Sirius, als er eines Morgens aufwachte und feststellte, dass er nun schon fast einen Monat in Hogwarts war. Doch die Ruhe, die er sich an einem solchen trägen Sonntagmorgen eigentlich wünschte, an dem es noch nicht einmal ganz hell geworden war (und das würde es vermutlich auch den ganzen Tag nicht wirklich werden, da dicke graue Wolken am Himmel hingen), war ihm nicht gegönnt.
»Das ist doch garantiert Blacks Schuld! Ich weiß, dass er es war«, drang nämlich Timothys Stimme durch seine Bettdecke zu ihm.
Sirius öffnete langsam ein Auge, zog die Vorhänge seines Bettes etwas zur Seite und nahm verschwommene Umrisse wahr, die im Schlafsaal herumirrten.
Die Gestalt, die Remus sein konnte, beugte sich unter sein Bett. James' schriller Schlafanzug, in dem er wahrscheinlich noch steckte, kroch unter dem Waschbecken herum und zwei andere mausgraue Umrisse, die logischerweise wohl Davey und Peter waren, wuselten hektisch im Zimmer herum.
Jäh tauchte eine Gestalt vor Sirius auf, die ihn unsanft an der Schulter rüttelte. »Black, verdammt, rück gefälligst meinen Zaubertränkeaufsatz raus«, schrie Timothy ihn wütend an.
Verschlafen setzte Sirius sich auf, um sich die Augen zu reiben, damit er überhaupt etwas sah. »Was?«, fragte er perplex.
Um die Atmosphäre zu beschwichtigen, hakte Remus nach: »Äh… Sirius, könntest du uns bitte helfen, Timothys Aufsatz zu suchen?«
»Was kann ich denn dafür, wenn der sein Zeug verschlampt?«, gähnte er unbeteiligt. Schwankend stand er auf und machte sich anschließend zum Schein daran, seine Schultasche zu packen, weil er keine Lust hatte, sich an einer Suche nach Timothys Sachen zu beteiligen. Dieser Vorwand hielt Timothy allerdings nicht davon ab, weiterhin auf ihn einzuschimpfen.
Unvermittelt setzte Sirius sich kerzengerade auf und funkelte Timothy bedrohlich an. »Nur weil du so paranoid bist und denkst, dass ich deinen bekloppten Aufsatz geklaut habe, musst du mir noch lange nicht meine Feder stehlen«, beschuldigte er seinen Mitschüler.
Zum ersten Mal hielt dieser in seinen Beschimpfungen inne und starrte Sirius entgeistert an. »Was?«
Jetzt fuhr Sirius auf und packte ihn unsanft am Kragen. Bevor er allerdings eine Drohung aussprechen konnte, zogen Remus und James ihn mit vereinten Kräften von seinem Opfer weg. »Reg dich wieder ab, wir wollen hier keine Schlägerei, Sirius«, blaffte James.
»Lass mich los, Potter!« Sirius funkelte James böse an und riss sich aus dessen Griff los. »Und noch so ein heldenhafter Spruch, Potter, und du kriegst mal einen richtig schwarz-magischen Fluch von mir ab!« James schüttelte resignierend den Kopf.
»Wie ich das sehe…«, begann Remus fachkundig an Sirius und Timothy gewandt, weil ihm die Situation wohl zu gefährlich wurde, »…hat hier keiner Schuld. Ihr seid einfach nur unordentlich.«
»Dasselbe gilt für dich, Lupin!« Sirius warf einen letzten, misstrauischen Blick in die Runde, bevor er den Schlafraum wortlos verließ.
–
Die nächsten Tage redeten weder James noch Remus mehr mit Sirius.
Remus versuchte zwar ab und an mit Sirius zu sprechen, doch diese Versuche schmetterte Sirius natürlich allesamt ab, sodass Remus es irgendwann einfach sein ließ. Auch James schien endlich verstanden zu haben, dass Sirius nichts mit ihm zu tun haben wollte, denn er hängte sich jetzt an Remus, der ihm immerhin auch immer freundliche Antworten gab und ihn nicht abwies.
Das war Sirius nur recht, denn so konnte er sich zum Beispiel von Andrew Specter mehr Zaubersprüche beibringen lassen oder das Schloss ohne störendes, unerwünschtes Anhängsel erkunden, das ihm sowieso nur hinderlich war!
So hatte er auch keine Probleme sich vor Pringle zu verstecken, der wie üblich Ausschau nach Regelbrechern hielt, als er eines nachts durch die Korridore schlich – obwohl die Verfolgungsjagd mit James eigentlich doch ganz lustig gewesen war…
An einem Montag saß Sirius wie gewöhnlich gelangweilt in Zaubertränke. Auf Grund des Lehrers war dieses innerhalb kürzester Zeit zu seinem absoluten Hassfach geworden. Er hatte die ganze Nacht das Schloss erkundet und war dementsprechend müde, sogar jetzt in der letzten Stunde noch.
Nun stürmte Brewpot in die Klasse und ließ seinen Blick bedrohlich über die Schüler schweifen. »Wo ist Lupin?«, donnerte er. Sirius sah ihm an, dass er schon kurz davor war, Gryffindor eine Stange Punkte abzuziehen, doch es kümmerte ihn nicht, da er Remus um seine Abwesenheit beneidete.
»Er ist anscheinend krank, Sir. Keiner hat ihn heute Morgen gesehen«, bedeutete ihm James vorsichtig.
»Was für eine Schande… Aber das ist man in dieser Klasse ja bereits gewohnt!« Mit einem bezeichnenden Blick maß Brewpot Sirius, der den Lehrer kalt ignorierte. Zwei Reihen hinter ihm kicherten Snape und Rosier hämisch.
Doch Sirius hatte andere Sorgen – zum Beispiel seine Schreibfeder, da seine alte noch immer verschollen war, und er sich noch keine neue besorgt hatte. – Denn so wusste er nicht, mit was er Brewpots Worte protokollieren sollte, da der Professor genau das für gewöhnlich verlangte.
Ein Zischeln hinter ihm riss Sirius aus seinen Gedanken: »Black, du bist eine Schande! Eine richtige Blamage der Zaubererwelt…«
»Halt's Maul, Snape«, antwortete er nur gelangweilt, worauf ein »Fünf Punkte Abzug für Gryffindor!« von Brewpot folgte.
–
Zwei Abende später saß Sirius wieder alleine am Kaminfeuer.
Während er darauf wartete, dass sich der Gemeinschaftsraum leerte – damit er erneut heimlich auf Erkundungstour gehen konnte – dachte er darüber nach, was ihm immer wieder – von den Slytherins genauso wie daheim von seiner Familie – vorgeworfen wurde: Schande… Blamage der Zaubererwelt… Verrat an der Reinblütigkeit… Abschaum der Familie…
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Remus durch das Porträtloch schlüpfte. Sirius musste feststellen, dass er elender denn je wirkte; sein verschlissener Umhang hing ihm schlaff um die Schultern und er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Binnen einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, doch Sirius wendete sich schnell demonstrativ uninteressiert ab. James dagegen eilte auf Remus zu und fragte ihn besorgt, wie es ihm ginge. Als er auch noch wissen wollte, wo er gewesen war, spitzte Sirius die Ohren.
»Ich musste nach Hause, weil meine Mutter krank war. Aber halb so schlimm, ihr geht's wieder gut«, antwortete Remus zurückhaltend. Sirius hatte den jähen Eindruck, dass nicht nur er den anderen etwas verheimlichte. Natürlich war er bisher nicht auf James' Angebot eingegangen, ihnen von seinen Familienverhältnissen daheim zu erzählen und zu Recht, schließlich redeten sie ja nicht mehr miteinander. Und überhaupt: Wer brauchte schon Freunde! Ein Black jedenfalls nicht!
Seine Gedanken wurden abrupt von Peters Katze unterbrochen, die maunzend auf Remus zurannte und an seinem zerfetzten Umhang hochkletterte. Lächelnd streichelte Remus das Tier, sodass Sirius nur kopfschüttelnd dachte: Die zwei Gestörten passen ja gut zusammen!
Er beschloss, diesen Abend doch schon eher in den Schlafsaal zu gehen, wobei er hoffte, da mehr Ruhe zu finden. Er hatte Glück, denn noch keiner seiner Mitschüler hielt sich dort auf.
Gelangweilt ließ er sich auf seinem Bett nieder und starrte an die Decke.
Doch seine Gedanken wanderten wieder zurück in den Gemeinschaftsraum, wo sich James und Remus gerade vielleicht über Quidditch unterhielten, so wie er und James es auch einmal getan hatten, oder sie redeten über irgendwelche kleinen Belanglosigkeiten, über die Freunde eben so redeten.
»Schon ganz dicke Freunde, was, Black?«, echoten Snapes Worte in seinem Kopf wider. Der Widerspruch befand sich allein in diesem einen Satz: Er war ein Black. Das bedeutete, dass er keine Freunde wollte und brauchte!
tbc...
