Sirius Black und der Wächter des Reinen Blutes
Sechstes Kapitel
Der bockende Besen
»Mr Potter!« Die Stimme hallte nur aus weiter Ferne in Sirius' Gedanken, die sich hauptsächlich um das bevorstehende erste Quidditchspiel am Wochenende drehten. Mr Potter«, rief Flitwick abermals, worauf Sirius wieder nicht reagierte.
Eine zweite Stimme meinte jetzt vom anderen Ende des Klassenzimmers: »Ähm, Professor, ich sitze hier hinten.«
»Oh, Verzeihung, Mr Potter, ich meinte eigentlich Mr Black«, stotterte der Lehrer verlegen.
Endlich fuhr Sirius gänzlich aus seinen Gedanken hoch. »Ja, Professor?«
Diesmal saß Remus nicht hinter ihm, der ihm im Falle der Fälle sicher vorgesagt hätte, was sich unter den jetzigen Umständen zu Sirius' Nachteil hätte herausstellen können, denn er hatte nicht die leiseste Ahnung von dem, was Flitwick da vorne gefaselt hatte. Aber Sirius war sich noch nicht einmal sicher, ob Remus ihm überhaupt geholfen hätte, nach dem Streit am Wochenende…
Das Letzte, was Sirius mitbekommen hatte, war, dass sie vor zwei Stunden endlich begonnen hatten, die praktische Anwendung von Wingardium Leviosa zu lernen, was außer James, Remus und ihm selbst, nur Lily geschafft hatte.
Die anderen Freaks brachten es noch nicht einmal zustande, einen leichten Gegenstand, wie etwa eine Feder, fliegen zu lassen und Peter hatte es sogar irgendwie bewerkstelligt, dass seine Feder sich, anstatt zu fliegen, in Luft auflöste.
Sehr zu Sirius Verdruss wusste er hinterher leider nicht mehr wie, denn dieser Zauber wäre sicherlich auch recht nützlich gewesen.
Der Professor hatte Sirius erst in der letzten Stunde zehn Punkte anerkannt, da er aus Langeweile seinen ganzen Tisch hatte schweben lassen, was Flitwicks Meinung nach auf Grund des komplexen Objekts außerordentlich schwierig war.
Natürlich hatte Sirius die Tatsache verschwiegen, dass er es nur gemacht hatte, da ihn der Unterricht so furchtbar angeödet hatte. Nichts ist langweiliger, als andauernd seine Feder wieder vom anderen Ende des Klassenzimmers zurückholen zu müssen, auch wenn er dafür extra den Zauberspruch ›Accio‹, den Aufrufezauber, nachgeschlagen hatte, der normalerweise erst im vierten Schuljahr gelehrt wurde.
Als Flitwick ihn jetzt zurechtweisen wollte, da er mal wieder mit den Gedanken ganz woanders gewesen war, klingelte es glücklicherweise zum Ende der Stunde. Ohne den Lehrer weiter zu beachten, packte Sirius seine Sachen zusammen und stürmte aus dem Klassenzimmer.
Wie konnte man ihn denn immer noch mit diesem blöden James verwechseln!
»Ich seh kein bisschen so aus wie dieser eingebildete Potter«, sagte er laut und nicht ohne einen gewissen Trotz in der Stimme, während er flotten Schrittes genervt in den Schlafsaal stapfte, um etwas Ruhe vor all den Freaks zu suchen, die ihn schon seit einem Monat umgaben.
Er pfefferte seine Tasche auf sein Bett und trat zum Spiegel, um sich wieder bewusst zu machen, wer er war: »Ein Black!«, dachte er verbittert.
Er unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei, denn nicht sein Gesicht sah ihm entgegen, sondern das von James.
Sein Spiegelbild sah ihn genauso bestürzt an, wie Sirius wohl gerade schauen musste, nur dass er es eben nicht war.
Nach einigen Augenblicken wurde das Gesicht jedoch wieder zu seinem eigenen und der Spiegel kicherte: »Oktober, Oktober! Reingelegt!«
Mühsam hielt Sirius sich davon ab, den Spiegel zu zertrümmern und ging missmutig zum Fenster.
Das Wetter war kälter geworden, die Bäume kahl und das Gras grau. Kurz: Das Hundewetter draußen spiegelte haargenau seine momentane Stimmung wider.
Sein Blick blieb an dem Baum hängen, der in seiner zweiten Nacht gepflanzt worden war und der seltsamerweise schon eine ansehnliche Größe erreicht hatte.
Seine Zweige bewegten sich leicht im Wind, doch als ein Schüler vorbeilief, fuhr ein wütendes Zittern durch den Baum. Dieses Ding musste er sich noch mal genauer ansehen!
Bevor er dieses Vorhaben allerdings näher planen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf den großen, bärtigen Mann gelenkt, den Riesen von der Pflanzung der Peitschenden Weide, der eben mit einem toten Reh über der Schulter auf die kleine Hütte am Waldrand zusteuerte. Der wohnte also da drin! Hinter ihm her lief ein brauner Hund, der riesige Pfotenabdrücke in dem feuchten Gras hinterließ.
Sirius fragte sich, was das wohl für zwei Gestalten waren, da traten Remus und James ein.
Auf ein Gespräch mit denen konnte er jetzt sehr gern verzichten, doch ehe er sich verdrücken konnte, stand Remus schon neben ihm und fragte: »Was schaust du denn da? – Oh, Hagrid und sein Saurüde Fang sind unten.«
Sirius trat dezent (wie er hoffte) vom Fenster zurück, um sich unbemerkt aus dem Staub zu machen.
Er bekam noch mit, wie auch James zum Fenster schritt und ein Gespräch mit Remus anfing: »Hagrid ist doch der Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, oder? – Frag mich, was der immer so den ganzen Tag lang macht.«
Als Sirius den Gemeinschaftsraum passierte, kam ihm Lily entgegen: »Hast du schon gesehen? Am Montag haben wir die erste Flugstunde!« Kaum war er James und Remus entgangen und schon lief er auch noch diesem Weib über den Weg! »Mir bleibt heute aber auch nichts erspart«, murmelte er geplagt.
»Ach komm«, grinste Lily, »Fliegen ist doch gar nicht so schlimm! Ich hab von Eileens großem Bruder gehört, dass…«
Doch Sirius sollte nie erfahren, was Eileens großer Bruder vom Fliegen hielt, denn er beschloss, sich dieses Gelaber nicht länger anzutun. Also ging er einfach weiter und ließ Lily allein zurück.
Das Wetter hatte sich auch Samstagmorgen nicht geändert, als Sirius zum Quidditch-Feld hinunterlief. Es nieselte leicht und ein kalter Wind von Norden trug auch nicht gerade zur Gemütlichkeit auf den Schlossgründen bei.
Sirius war vielleicht etwas früh dran, aber er wollte nicht mit der Masse der Schüler um die besten Plätze kämpfen müssen. Außerdem kotzten ihn diese Leute hier – so wie dieser ganze verdammte Tag – bloß an. Seine schlechte Laune stieg noch, als er Severus Snape einige Meter vor sich erblickte.
Er wollte schon einen großen Bogen um den Slytherin schlagen, als er auch Hagrid bemerkte (im Nachhinein fragte er sich, wie er den überhaupt hatte übersehen können), der sich von Snape anschnauzen ließ. Sirius hatte dieses Schuljahr schon oft genug gesehen, dass es ihn nur in Schwierigkeiten brachte, sich in Angelegenheiten einzumischen, die ihn eigentlich gar nichts angehen sollten!
Dennoch trat er zielstrebig auf die zwei zu und meinte hämisch: »Na, Snape, wieder im Größenwahn?«
»Dieser tollpatschige Vollidiot hat vergessen, die Besen unserer Mannschaft zu polieren«, schnauzte der Angesprochene wütend.
»Dann ist es für Slytherin natürlich unmöglich heute zu spielen! Wenn ihre Besen nicht poliert sind«, meinte Sirius sarkastisch.
»Was mischst du dich da eigentlich ein, Black?«, fauchte Snape, der jetzt seinen Zorn auf einen neuen Widersacher konzentrierte und so von Hagrid abgelenkt war.
»Ach, halt's Maul und geh deine Besen polieren, Snape«, winkte Sirius genervt ab.
Tatsächlich zog Snape grummelnd in Richtung Quidditch-Feld ab. Erst als Sirius gehen wollte, erinnerte er sich wieder daran, dass der Riese ja auch noch dabei stand.
»Ähem… viel'n Dank, Kleiner«, murmelte Hagrid verlegen. Verdattert blickte Sirius ihn an, sagte dann aber trotzig: »Ich habe das weniger für dich getan, als vielmehr gegen ihn.« Damit stapfte auch er davon, ohne dem Wildhüter weiter Beachtung zu schenken.
Er war einer der Ersten, der sich einen guten Platz auf der Tribüne sicherte. Nur einige Ravenclaws und Snape, der zusammen mit ein paar Sirius' unbekannten Jungen in der Reihe vor Sirius saß, waren schon da.
In der nächsten halben Stunde füllte sich das Stadion langsam.
Bevor die Mannschaften das Spielfeld betraten, fragte eine kleine Stimme neben Sirius: »Darf ich mich dahin setzen?«
Doch Sirius beachtete Peter gar nicht, sondern starrte gebannt auf das Feld, wo nun das Slytherin- und das Gryffindor-Team auftauchten.
Der Kommentator, ein Hufflepuff-Siebtklässler, stellte alle mit Namen und Position vor. Sirius ignorierte ihn kalt, da die eintönige Stimme ihn nur zum Einschlafen brachte. – Sirius fühlte sich stark an Binns' Unterricht erinnert.
Irritiert ließ er seine Blicke über die Gesichter seiner Hausmannschaft schweifen und stöhnte dann entsetzt auf: »Oh verdammt! Alles Weiber! Das kann ja nichts werden!«
Und damit behielt er Recht, wie er schon nach einer Minute des Spiels feststellen musste, denn Slytherin lag zu dem Zeitpunkt bereits mit drei Toren vorne.
Kurzfristig beschloss Sirius, das Spiel zu quittieren und schlich unbemerkt davon, Peters verdutzten Ausruf, ob er das Spiel nicht zu Ende sehen wolle, ignorierend und eilte durch den Regen, der mittlerweile wie aus Kübeln herabströmte, zurück in die Eingangshalle, wo er Schritte hinter sich vernahm.
Er fragte sich, wer wohl noch so klug gewesen war, sich dieses Spiel nicht anzutun und warf einen kurzen Blick zurück.
James.
Obwohl Sirius seine Schritte noch mal beschleunigte, holte James ihn am Fuß der Treppe ein.
»Na, konntest du's auch nicht ertragen?«, fragte er freundlich, wobei er die Ärmel seines Umhangs auswrang und mit dem Kopf nach draußen wies.
»Wo hast du denn Remus gelassen?«, entgegnete Sirius statt einer Antwort schnippisch.
Schließlich hatten die beiden in den letzten Tagen ständig zusammengehangen! Er verstand selbst nicht so genau, warum er auf einmal derart eifersüchtig war, schließlich brauchte er keine Freunde! In seinem Kopf war es seltsam leer und so versuchte er unablässig zu denken: ›Du bist ein Black, du bist ein Black…‹
Manchmal hatte er das Gefühl, das half ihm, einen kühlen Kopf zu bewahren, eventuell aufkeimende Gefühle zu unterdrücken; schließlich hatte ein Black keine Gefühle zu zeigen… und vor allem keine zu haben!
Doch diesen Schlag ließ James nicht auf sich sitzen. »Zumindest hab ich wenigstens Freunde. Jemanden, der mit mir herumläuft, mit mir redet und mit mir lacht. Ich muss nicht ständig alleine herumlaufen, alleine im Unterricht sitzen und werde von allen gemieden, weil jeder denkt, dass ich ein arroganter, bekloppter schwarzer Zauberer bin«, feuerte er zurück.
Sirius, der nicht zeigen wollte, wie tief ihn das getroffen hatte, konnte nicht umhin, James hasserfüllt anzufunkeln. Dieser Potter hatte doch keine Ahnung!
Normalerweise bildete Sirius sich etwas darauf ein, seine Gefühle nicht offen zu zeigen, aber auch James schien bemerkt zu haben, wie schwer er sein Gegenüber verletzt hatte, weswegen er schon zu einer Entschuldigung ansetzte: »Ähm… hör mal, das war jetzt nicht so ge…«
Doch bei Sirius waren inzwischen alle Sicherungen durchgebrannt und er zückte wutentbrannt seinen Zauberstab, wobei er schrie: »Halt bloß das Maul, Potter, oder…«
»Ich hab dir doch gesagt, dass…«
»Tetundo«, schmetterte Sirius sofort. James bekam einen unsichtbaren Schlag in die Magengegend, der ihn von der Treppe auf den Boden der Eingangshalle schleuderte. Mit einem erstickten Keuchen richtete er sich wieder auf und rief, mit seinem Zauberstab auf Sirius deutend: »Affico!«
Im nächsten Moment lag Sirius ebenfalls flach und benommen auf dem Boden, doch er machte sich schon für den nächsten Fluch bereit, als eine Stimme donnerte: »Das reicht!«
Überrascht hielten beide Gegner in ihrem Duell inne und blickten zum oberen Ende der Treppe, von wo aus Dumbledore auf sie hinabblickte.
»Mitkommen. Beide«, befahl der Direktor verärgert. Er wandte sich um und lief, ohne auf sie zu warten, flotten Schrittes voran, worauf die beiden Jungen ihm nacheilten.
Einige Minuten später, die sie schweigend hinter dem Schulleiter hergelaufen waren, standen sie vor dem Wasserspeier, hinter dem Dumbledores Büro lag. Dieser setzte schon an, das Passwort zu sagen, als Sirius amüsiert begann: »Bertie Botts Bohnen…«
»…Aller Geschmacksrichtungen«, beendete James grinsend.
Erst funkelte Dumbledore sie bedrohlich an, gleichwohl hätte Sirius schwören können, dass sich ein winziges Lächeln auf seine Lippen stahl, als sie die selbstlaufende Treppe betraten.
An ihrem Ende stand eine große Holztür mit einem verzierten Türklopfer in der Gestalt eines Greifs, durch die Dumbledore sie führte.
In dem runden Büro fiel Sirius' erster Blick auf den großen, rot-gold-gefiederten, prachtvollen Vogel – ein Phönix, wie er erkannte –, der auf einer goldenen Stange thronte.
James' Blick dagegen schweifte über die unzähligen gefüllten Bücherregale und wurde dann von dem Schreibtisch angezogen, hinter dem sich der Direktor niederließ.
Außerdem enthielt das Büro vielerlei ungewöhnliche Geräte, die surrten und Dampfwolken ausstießen, auf einem Regal erkannte Sirius den Sprechenden Hut und an den Wänden hingen Porträts ehemaliger Schulleiter und Schulleiterinnen, von dem Sirius einen sofort wieder erkannte: Phineas Nigellus war Sirius' Ururgroßvater und einstiger Schulleiter von Hogwarts, unter dessen Führung die Schule dunkle Zeiten erlebt hatte.
Phineas schnaubte entrüstet, als er Sirius erkannte, doch bevor er irgendetwas Abwertendes sagen konnte, bestimmte Dumbledore: »Setzt euch!« wobei er auf zwei Stühle gegenüber seines Schreibtisches wies.
Dumbledores ernster Miene ungeachtet, musste Sirius anerkennend durch die Zähne pfeifen, als er einen Tisch voller seltsamer Instrumente bestaunte. Dumbledore räusperte sich vernehmlich, weshalb Sirius doch lieber beschloss, sich neben James auf dem zweiten Besucherstuhl niederzulassen. Jetzt würde es Ärger geben!
Seine einzige Chance war, vom eigentlichen Vergehen abzulenken und so begann Sirius zu schleimen: »Tolles Büro, Sir! Wissen Sie, meine Mutter hat genau so eines, nur dass es etwas bescheidener ausgestattet ist. Zum Beispiel haben wir keinen Phönix und unser Spickoskop gibt auch bei weitem nicht so viel her, wie Ihres. Und erst Ihre…«
»…Bücher sind echt der Hammer«, fuhr James fort. »Also wenn Sie das ganze Wissen, das in diesen Büchern steht, auch in Ihrem Kopf haben, dann bin ich echt beeindruckt, Sir! Und wow, Ihre Schreibfedern… Sirius, hast du deine nicht neulich verloren?«
Sirius beschloss, dass jetzt keine Zeit dafür war, nachtragend zu sein.
Wenigstens vor Dumbledore musste er so tun, als ob er und James sich nie duelliert hätten und so erwiderte er: »Ja, genau! Aber meine war nicht aus so schönen Phönixfedern. Da fällt mir ein… Welchen Kern hat denn eigentlich dein Zauberstab?« Langsam versuchte Sirius sich zu erheben. James warf ihm einen bejahenden Blick zu und stand ebenso unauffällig auf, wobei sie den Schulleiter immer noch ignorierten.
»Drachenschuppen, Sirius, er ist aus Mahagoni, 11 Zoll und sehr mächtig, hat Mr Ollivander gesagt. Ich musste neun Zauberstäbe ausprobieren, bis mich einer von ihnen wollte!«
»Ist ja gar nichts! Ich hab den armen Mr Ollivander erst in die Luft gehängt. Ich wünschte nur, ich hätte ihn irgendwie entschädigen können…« Nur noch drei Schritte bis zur Tür!
»Apropos entschädigen… der Fast Kopflose Nick tut mir ja auch so Leid. Er hat wirklich schon so viel bei seinem Tod aushalten müssen und jetzt beschimpfen ihn auch noch so viele Schüler!« Nur noch zwei Schritte!
»Ich habe übrigens letztens gehört, mit welchen Schimpfwörtern Mr Pringle Peeves belegt hat und ich muss sagen, ich war wahrlich schockiert!« Nur noch ein Schritt!
»Einen Schock habe auch ich bekommen, als Severus kürzlich im Unterricht des lieben Professor Brewpots einen Augenblick lang nicht 100 -ig aufgepasst hat!« Die Hand auf der Türklinke!
»Oh ja! Zaubertränke ist ja auch mein absolutes Lieblings-…«
»Okay, Jungs, es reicht«, unterbrach Dumbledore Sirius, gerade als dieser die Tür aufreißen und hinausstürmen wollte. Kleinlaut kehrten sie auf ihre Plätze zurück, konnten sich aber einen verschwörerischen Blick nicht verkneifen.
»Ich habe nicht viel zu eurer Vorstellung hinzuzufügen, aber euren kleinen Streit vorhin muss ich dennoch bestrafen. Ich frage mich, was da in euch gefahren ist, nachdem ich ja gerade eben gesehen habe, wie gut ihr euch eigentlich versteht!«
Sirius startete einen letzten Versuch: »Wir haben doch nur ein paar Flüche, die wir neu gelernt haben, geübt, Sir!«
»Bitte, Sirius, verkaufe mich nicht für dumm. Ich weiß sehr wohl, dass das ein Duell gewesen ist. Wie gesagt, ich muss euch bestrafen. Ihr werdet gleich nachher zu Hagrid runtergehen und er wird euch alles Weitere erklären. Ich werde ihm gleich Bescheid geben, dass er sich etwas für euch ausdenkt. Und ich denke, fünf Punkte Abzug von eurem Haus pro Kopf wäre mehr als gerecht angesichts eines solchen Duells. Ich habe bisher kaum einen Erstklässler gekannt, der nach einem Monat schon in der Lage war, sich derart zu duellieren… Ihr könnt jetzt gehen!«
Sofort sprangen die beiden Jungs auf und eilten zur Tür, doch Dumbledore rief sie noch einmal zurück: »Woher wusstet ihr überhaupt mein Passwort?« Sirius grinste, wandte sich um und begann zu singen: »Sur le pont d'Avignon…«
Eine Stunde später standen Sirius und James vor Hagrids Hütte und tauschten missmutige Blicke. »Na, klasse, die dritte Strafarbeit innerhalb von einem Monat«, maulte Sirius.
»Diesmal sogar vom Schulleiter persönlich«, setzte James noch verdrießlich eins drauf, bevor er mutig gegen die dicke Eichentür pochte. Aber irgendwie waren sie von da an wieder miteinander versöhnt, da man nicht so einfach Strafarbeiten zusammen aufgebrummt bekommt, um sie dann als Feinde gemeinsam durchzustehen.
Auf das Klopfen folgten lautes Gebell und stampfende Schritte. Instinktiv wichen sie ein paar Schritte zurück, bevor die Tür aufgerissen wurde und Hagrids riesiger Schatten erschien.
»Aha, ihr seid die zwei, die nachsitz'n müss'n! Kommt ma' rein«, dröhnte er.
Er trat einen Schritt zurück, um die beiden einzulassen, die sich kleinlaut einen Weg durch die Unordnung bahnten. Er wies ihnen mit seiner Pranke an, dass sie sich an den Tisch setzen konnten.
»Hab mir eing'ntlich gedacht, dass ihr mein Gart'n jäten könnt. Sieht ziemlich wüst aus im Moment«, erklärte der Riese, aber Sirius dachte gar nicht daran, sondern reagierte geistesgegenwärtig: »Hey, ich hab dich vorhin da raus gehauen – zwar nicht absichtlich – aber trotzdem! Dafür bist du mir ja wohl was schuldig!«
Verlegen betrachtete Hagrid seine großen Schuhe, mit denen er auf dem Boden scharrte. »Hast ja Recht…«, murmelte Hagrid, »…Hab doch aber Dumbledore versprochen…«
»Ach komm schon, du lässt die Strafarbeit ausfallen und wir sind wieder quitt, okay?«, feilschte Sirius. In Hagrids Bart zeichnete sich ein Lächeln ab.
»…Und dann ist Snape abgehauen.« Sirius nippte an seinem Tee, den Hagrid ihnen in Tassen, die groß wie Eimer waren, serviert hatte.
Er hatte James eben – mit Hilfe von Hagrid – die Geschichte des Nachmittags zum dritten Mal erzählt und immer noch mussten sich alle drei mit Tränen in den Augen halb totlachen, als sie zur Stelle kamen, an der Snape kleinlaut (und in Sirius' letzter Fassung auch stammelnd, mit hochrotem Kopf, eingeschüchtert, beschämt und geknickt) nicht mehr wusste, was er sagen sollte.
James, der eben einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte, fuhr zusammen und warnte: »McGonagall!«
»Was? Die Schreckschraube?« Auch Sirius' Augen folgten James' Blick und im nächsten Moment stand er alarmiert auf den Beinen. Hagrid erfasste die Lage sofort und schob die zwei zur Hintertür, wobei er panisch befahl: »Los, in'en Garten!«
Die Jungs stolperten in das Gemüsebeet und Sirius fiel auf die Knie. Der Boden war immer noch nass vom Regen (der zum Glück nachgelassen hatte), weshalb er sich schnell wieder aufrichten wollte, da bekam er von James eine handvoll Schlamm an die Klamotten geschmiert.
»Hey, was fällt dir ein?«, beschwerte er sich und wollte James wegstoßen, doch der erklärte: »Du musst doch so ausschauen, als würdest du schon seit über zwei Stunden hier schuften!«
Damit beschmierte auch er sich mit Dreck. Danach krochen sie weiter zwischen die Beete und taten mächtig beschäftigt. Keinen Augenblick zu spät, denn eben trat die Schreckschraube zusammen mit Hagrid aus der Hütte.
»Mr Black, Mr Potter, Sie können aufhören, Ihre Strafarbeit ist abgearbeitet.« Ihr Gesicht sagte nur zu deutlich, dass sie die ersten Schüler waren, die es in nur einem Monat geschafft hatten, drei Strafarbeiten von verschiedenen Lehrern – dem Direktor eingeschlossen – zu kassieren.
»Sie sind ein Engel, Professor«, seufzte Sirius erleichtert. »Ich hätte es keine Minute länger ausgehalten!«
»Übertreiben Sie mal nicht«, wehrte sich McGonagall, lief aber trotzdem rot an.
Beim Verlassen der Hütte warfen die Jungs Hagrid noch einen letzten amüsierten Blick zu, während sie hinter McGonagall herstapften. Dieser zwinkerte ihnen freundlich zu und legte beschwörend den Finger vor den Mund.
Dies war einer der bisher seltenen Abende, an denen Sirius zufrieden auf seinem Bett auf dem Rücken lag, während die anderen schon schliefen.
Jetzt war es höchste Zeit, sich von alten Erinnerungen zu befreien, fand er, damit er endlich in Ruhe einschlafen konnte. Also holte er sein Denkarium unter seinem Bett hervor und zückte seinen Zauberstab. Zunächst gab er einige Gedanken hinzu, bei denen er niedergeschlagen zugesehen hatte, wie James und Remus sich als beste Freunde zusammen vergnügt hatten. Danach fügte er ein paar Erinnerungen an seine einsame Kindheit hinzu und schließlich noch das unrühmliche Duell des Nachmittags.
Erleichtert verstaute er das Denkarium wieder an seinem Platz und fiel zum ersten Mal in einen erholsamen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen kam Sirius als letzter in die Große Halle, wo er sich wie selbstverständlich gegenüber von James niederließ. Neben diesem saß Remus, bleich und ziemlich mitgenommen, der ihm einen unsicheren Blick zuwarf. Sicherlich hatte James ihm erzählt, dass sie sich wieder vertragen hatten, weshalb Remus nicht so recht wusste, ob sie automatisch auch wieder versöhnt waren.
»Guten Morgen«, begann Sirius ungewöhnlich freundlich und lächelte beide an.
Remus schien sich zu entspannen und hakte vorsichtig nach: »Leute… vertraut ihr mir?«
Sirius und James blickten ihn überrascht an, doch beide nickten gleich, ohne groß nachzudenken. »Schließlich sind wir ja Freunde«, meinte Sirius, worauf ihn James und Remus groß ansahen.
»Ähm… na ja, oder so was Ähnliches«, fügte Sirius schnell hinzu, als ihm seine Prinzipien wieder einfielen und wie oft er ihnen bereits erklärt hatte, dass sie nicht befreundet waren.
»›Freund‹ ist ein ganz schön hartes Wort für jemanden, der ›nicht für alles Gold der Welt mit einem von uns Freaks befreundet sein will‹«, grinste James ihn an, doch Sirius wandte sich, um vom Thema abzulenken, schnell an Remus: »Wieso, was ist denn jetzt?«
Remus achtete nicht auf seinen Einwand, sondern nahm den Faden wieder auf: »Ich hab, als ich daheim meine Mutter gesund gepflegt hab, ein Buch entdeckt, das ich euch zeigen will…«
Damit holte er einen dicken Wälzer aus seiner Umhangtasche, den er auf den Tisch zwischen ihnen knallte. Andere am Tisch sahen auf, doch die drei Jungs störten sich nicht daran.
»Hier! Auf Seite 327 hab ich was über Hogwarts gefunden, was euch interessieren wird: Seit dem Bau Hogwarts' geht eine Sage über einen Magischen Schlüssel um, der angeblich bis zum heutigen Tage in der Schule versteckt sein soll. Nur ein Satz weist auf die Bedeutung dieses Schlüssels hin: ›Findet den Magischen Schlüssel und seht das, was sein wird.‹Außerdem steht hier noch…«
Sein Finger fuhr zum nächsten Absatz runter.
»…dass in der Nähe ein steinerner Drachenkopf an der Wand hängt. Der Zauberspruch soll ›Rupo‹ lauten.«
Erwartungsvoll sah Remus in die Runde und stieß auf Beifall, denn Sirius rief aus: »Wann fangen wir an, zu suchen?«
»An Halloween«, entgegnete Remus sofort. Die beiden anderen Jungen sahen ihn überrascht an.
»Und wieso genau da?«, hakte James nach, doch noch bevor Remus ihm antworten konnte, maulte Sirius auch schon: »Das ist doch noch eine halbe Ewigkeit hin! Warum können wir nicht jetzt gleich losgehen!«
»Weil wir an Halloween das ganze Schloss für uns haben, wenn sich der Rest zur Halloweenfeier in der Großen Halle befindet. Dann können wir ungestört suchen«, erläuterte Remus wie selbstverständlich.
»Seid ihr schon jemals geflogen?«, fragte Remus besorgt, als er zusammen mit Sirius und James am Montag zu ihrer ersten Flugstunde ging. Madam Hooch, eine kurz- und grauhaarige Frau mit gelben Augen (fast wie bei einem Falken, stellte Sirius fest) hatte die Schulbesen in zwei Reihen nebeneinander gelegt und stand nun wartend inmitten einiger Schüler, die aufgeregt durcheinander schnatterten.
»Ja klar, schon oft«, antwortete James prahlerisch. Sirius beugte sich neckisch zu Remus und flüsterte laut genug, sodass auch James es hörte: »In seinen Träumen!«
James grinste und hielt entgegen: »Und wie schaut's mit dir aus, Superpilot?«
»Dass du dich da noch zu fragen traust«, erwiderte Sirius, der ehrlich gesagt erst einmal als Fünfjähriger mit Begleitung geflogen war, woran er sich kaum noch erinnerte – und das, woran er sich noch erinnerte, waren keine angenehmen Erinnerungen.
Seine Eltern vertrauten lieber auf sicherere Wege des Reisens, wie zum Beispiel Flohpulver oder Seit-an-Seit-Apparieren und außerdem war es beinahe unmöglich, mitten in London auf einem Besen rum zu fliegen.
Die drei Jungs erreichten eben die Reihe der Besen und Madam Hooch befahl: »Jeder stellt sich links neben einen Besen, streckt die rechte Hand aus und sagt ›hoch‹!«
Die Schüler taten, wie ihnen geheißen, wobei einige Besen – wie auch James' – sofort in die Hand ihrer Besitzer schwebten, während andere – wie zum Beispiel Sirius' – sich nicht einmal die Mühe machten, sich überhaupt zu bewegen.
Sirius, der keine Lust hatte, als letzter ohne Besen dazustehen, sah sich sichernd in der Runde um. Als grad keiner schaute, bückte er sich schnell und hob den Besen auf.
Jetzt kam Madam Hoochs weitere Anweisung: »Besteigen Sie bitte Ihren Besen, schweben Sie auf meinen Pfiff einige Fuß in die Höhe und kommen Sie dann gleich wieder zur Erde. Drei… Zwei… Eins…«
Der Pfiff ertönte und alle Besen – zu Sirius' Verwunderung auch seiner – schwebten in die Höhe.
Doch anstatt wieder zum Erdboden zurück zukehren, fing Sirius' Besen an zu bocken. Er ignorierte die überraschten Rufe seiner Mitschüler (die es zu Sirius' großem Missfallen alle fertig gebracht hatten, wieder auf dem Boden zu landen), da er genug Probleme hatte, sich auf dem verrückten Besen zu halten.
»Runter, du bekloppter Drecksbesen«, schimpfte Sirius wütend.
»Mr Black, halten Sie sich gut fest! Das macht dieser Besen manchmal. Halten Sie durch, normalerweise hört er damit irgendwann wieder auf«, wies Madam Hooch ihn an.
Irgendwann! Klang ja viel versprechend!
»Na klasse, die hat gut reden«, murmelte Sirius vor sich hin, wobei er sich noch fester an den Besenstiel klammerte.
Zu seinem Ärger driftete er immer weiter von seinen Klassenkameraden ab und direkt auf einen Baum zu. Er merkte erst, welcher Baum es war, als dieser nach ihm zu schlagen begann.
»Verflucht noch mal, holt mich hier runter! Dieser Baum will mich umbringen«, schnauzte Sirius mit unterdrückter Panik in der Stimme, während Madam Hooch angerannt kam.
»Mr Black, entfernen Sie sich bitte umgehend von der Peitschenden Weide«, schrie sie zu ihm hinauf.
»Ja, wie denn?«, kreischte Sirius panisch zurück, wobei er sich unter einem zuschlagenden Ast wegduckte.
Lange würde er das sicher nicht mehr durchhalten! Unter ihm brüllten seine Mitschüler, die ebenfalls näher herangeeilt waren, um das Spektakel aus nächster Nähe mitzubekommen, wild durcheinander.
Einige, die schon öfter geflogen waren, versuchten, ihm Tipps zuzurufen, doch die gingen im ängstlichen Gekreisch derer unter, die wohl schon glaubten, Sirius sei nicht mehr zu retten. Ein paar ganz Schlaue fuchtelten wild in der Luft herum, um ihm so mittels Zeichensprache zu vermitteln, was er zu tun habe.
Eben hätte ihn wieder ein Ast fast vom Besen gefegt (weil er seine Mitschüler angeblafft hatte, sie sollen aufhören, dumm wie Hufflepuffs zu glotzen oder nichtsnutzige Anweisungen zu erteilen, und somit nicht auf den Baum geachtet hatte), da nahm Sirius aus den Augenwinkeln wahr, wie ein Schüler sich einen Besen schnappte und sich in die Lüfte stieß.
»Mr Potter«, tobte Madam Hooch halb geschockt, halb verärgert, »drehen Sie sofort um und kommen Sie unverzüglich auf den Boden zurück!«
Ohne auf den Befehl der Lehrerin zu achten, steuerte James weiter auf die Peitschende Weide zu.
»Sieh zu, dass du wegkommst«, brüllte auch Sirius seinem Kumpel zu, als ihm gewahr wurde, was der vorhatte. James, der den Zweigen geschickt auswich, ignorierte ihn einfach und rief: »Gib mir deine Hand!«
Trotz der lebensbedrohlichen Lage, konnte Sirius noch die Augen verdrehen angesichts der Tatsache, dass es unmöglich für ihn war, James' Hand zu erreichen, da sie zu weit voneinander entfernt waren. Allerdings reichte sein Zynismus nicht mehr für sein gewohntes ›Freak‹ aus, denn eben versperrte ein besonders großer Ast seine Sicht auf James.
Der Ast streifte ihn und von unten war ein Aufstöhnen der Mädchen zu vernehmen.
Als Sirius James wieder sehen konnte, schien es für einen Moment so, als ob er vom Besen fallen würde, doch dieser hielt sich und mit einem letzten verzweifelten Versuch lehnte er sich auf seinem Besen vor und stürmte – unter weiteren zuschlagenden Ästen hindurch – auf Sirius zu, dessen Besen sich noch immer ruckartig aufbäumte und sich nicht auch nur einen Zentimeter von der Peitschenden Weide wegbewegen ließ.
Sirius sah James näher kommen und wusste, dass es ein tollkühnes und nahezu unmögliches Unterfangen war, auf seinen Besen umzusteigen, während sein eigener ununterbrochen umher ruckelte.
»JETZT«, schrie James, dem der Schweiß auf der Stirn ausgebrochen war. Er befand sich nun direkt neben seinem Freund – und, wie Sirius, direkt im Schlagbereich des Baums.
Ohne zu überlegen ergriff Sirius James' ausgestreckten Arm und ließ sich von seinem Besen fallen.
Unten waren alle verstummt und es schien, als wären sie versteinert, denn jegliche Bewegung hatte sich ebenfalls eingestellt.
In dem Moment hörte Sirius von unten in der plötzlich eingetretenen Stille ein Murmeln, doch er konnte seinen Kopf nicht drehen, um zu erblicken, wer in dieser Situation noch die Nerven hatte zu schwätzen.
Stattdessen sah Sirius etwas ganz anderes: Ein durchsichtiger Schimmer flog an ihm vorbei und einen Atemzug lang war sich Sirius absolut sicher, dass dieser Schimmer sein Schutzengel war, doch es ging alles so schnell, dass er nur noch mitbekam, wie James ihn auf seinen Besen zog und eine Viertelsekunde später saß er hinter James auf dem Besen, der diesen in Höchstgeschwindigkeit von der Peitschenden Weide weg- und auf den Boden zusteuerte, wo ihre Mitschüler sie freudig empfingen.
»Mensch, hast du gesehen, wie dieser riesiger Ast ihn beinahe in Stücke gerissen hätte!«
»Sollen wir nicht lieber Madam Pomfrey holen?«
»…Hat einfach die Kontrolle über seinen Besen verloren!«
»Geht's euch auch gut?«
»Hätte nie gedacht, dass die da heil rauskommen würden!«
»Ich dachte schon, sie müssten… sterben«, schniefte ein Mädchen, das unter Sirius' Abenteuer mehr gelitten zu haben schien, als er selbst.
Lily war es schließlich, die sie auf Sirius' Besen aufmerksam machte, der sich jetzt lammfromm von der Peitschenden Weide entfernte (die augenblicklich erstarrte und wieder harmlos wirkte, als hätte sich nichts zugetragen) und zu Madam Hooch herab glitt.
Die schien nicht recht zu wissen, ob sie losschimpfen oder in Freudentränen ausbrechen sollte, entschied sich aber für Letzteres und brachte zwischen zwei Schluchzern hervor: »Zehn Punkte für Gryffindor, aber machen Sie das ja nie, nie wieder! Und auch 10 Punkte für Sie, Mr Lupin, für Ihre geistesgegenwärtige Reaktion!«
Sirius und James nickten sich, beide am Ende ihrer Kräfte, heilfroh zu.
»Du hattest Recht«, meinte Sirius erschöpft, als sie sich aus der Masse von Schülern, die sie umringte, hatten loseisen können und nun in Begleitung von Remus und Peter, die ebenfalls sehr erleichtert schienen, zum Schloss zurückkehrten. »Du kannst echt fliegen!«
Geschmeichelt wandte sich James an Remus und fragte, wohl eher um von sich abzulenken: »Wofür hast du eigentlich die 10 Punkte gekriegt? Du hast doch gar nichts gemacht!«
Remus lief etwas rosa an, bevor er allerdings antworten konnte, schaltete sich Peter ein: »Habt ihr das gar nicht mitgekriegt? Er hat einen Kraftwachsspruch oder wie das heißt auf James angewendet, damit der Sirius auf seinen Besen ziehen konnte. Alle haben nur geglotzt, aber Remus hat…«
»Schon gut, hätte ja jeder gemacht«, nuschelte Remus verlegen, damit Peter seinen begeisterten Redeschwall abbrach.
Sirius sah überrascht von James zu Remus und schließlich sogar zu Peter. Kopfschüttelnd meinte er mit einem Hauch Galgenhumor in der Stimme: »Mensch, ihr seid mir die Richtigen! Seid ihr mein persönliches Lebensrettungskommando, oder was?«
Und nach einer kleinen Pause fügte er ein leises »Danke, Kumpels« hinzu, was man sonst nicht oft von ihm zu hören bekam.
Aber gleich darauf maulte er, damit niemand sagen konnte, dass er noch sentimental wurde: »Mann, ich steig nie mehr auf einen Besen! Das kann ich euch versichern!«
Und ganz bestimmt würde er nie jemandem (nicht mal James) erzählen, dass er Remus' Zauber für seinen Schutzengel gehalten hatte, auch wenn er das indirekt gewesen war…
tbc...
