Ah, es tut mir so leid, diesmal hat es lange gedauert!
Andaglarien: Yeah, ein Update! Sorry, ich hab euch warten lassen. Vielleicht macht es das Chappie wieder gut...?
Imortalis: Ein neuer Reviewer! knuddel Bitte, steh auf! Hier ist dein Update!
Heheh., der arme Carl... Er muss viel aushalten in diesem Chappie. Lest aber selbst...
3: Der Graf und sein Gast
Es war bereits dunkel als Gabriel und Carl ihr Nachtlager in den Wäldern nahe Transsylvaniens Grenze aufschlugen. In der Ferne heulten die Wölfe, wie viele von ihnen einst Menschen gewesen waren, konnte niemand sagen.
Nachdem sie ihre Pferde an einen Baum gebunden und ein kleines Feuer entfacht hatten, rollten sie ihre Decken aus und legten sich an den wärmenden Flammen nieder.
Ganz in der Nähe heulte ein Wolf auf, und man hörte, dass es ein sehr großes, altes Tier sein musste. Carl schreckte auf und sah sich um.
„Wer- werden sie nicht nachts kommen, während wir schlafen?? Was, wenn wir nicht mehr aufwachen??"
Der Größere lachte humorlos. „Keine Sorge, das Feuer wird die normalen Wölfe abhalten... Zur Sicherheit halten wir aber Wache. Du übernimmst die Erste, und ich löse dich ab."
Der Ordensbruder nickte nervös und umklammerte die Armbrust, die van Helsing ihm gegeben hatte.
Später in der Nacht hatte Carl einiges von seiner Nervosität verloren. Die Ruhe im Wald und das leise Knacken des Feuers hatten ihn in einen halbbenommenen Zustand irgendwo zwischen Wachen und Schlafen versetzt. Alles war still und schön....
Carl...
Er schreckte hoch; was war das?? Schnell sah er sich um. Nichts...
Carl...
Da! Da war es wieder! Er hatte es genau gehört! Aber...
„Wer ist da??"
Oh Carl... Hab keine Angst, Carl...
Mittlerweile regelrecht panisch stand der Ordensbruder auf und stolperte einige Schritte zum Wald hin.
Gut so... Komm zu mir...
„Wer ist da?? Lass mich in Ruhe!"
An die Gefahren ausserhalb des schützenden Lichtscheins, den das Feuer abgab, dachte er nicht länger. Schon nach wenigen Schritten war er von tiefer Nacht umhüllt. Sein Herz raste, er verlor vollkommen die Orientierung, und dann auch noch diese Stimme in seinem Kopf...
Sie schien von überall zu kommen!
Fürchte dich nicht, Carl... Komm mit mir...!„Nei...nein... nicht....!"
Hilflos stolperte der Blonde immer weiter in den schwarzen Wald hinein. Je weiter er lief, desto dichter schien plötzlich die Dunkelheit um ihn zu werden und er war beinahe erleichtert, als sich ihm eine Hand entgegenstreckte.
Möchtest du mitkommen?Ohne einen weiteren Gedanken und nur darauf aus, diesen schrecklichen Alptraum zu verlassen, ergriff Carl die Hand.
Im nächsten Moment wusste er nichts mehr.
Auf der Lichtung beim Feuer wälzte sich inzwischen unruhig van Helsing von einer Seite auf die andere. Ein Alptraum plagte ihn; einer, aus dem es kein Entkommen gab...
„Gabriel... Mein lieber, süßer Gabriel... Sieh... sieh mich an..."
„Graf Dracula? Seid Ihr das?? Ich dachte, ihr währet tot??"
„Mitnichten, Gabriel. Aber du hast mich erfolgreich ermordet."
„Was meint Ihr? Ihr lebt, ganz offensichtlich..."
Der Vampir lachte leise und schüttelte den Kopf. „Ich lebe doch schon seit über vierhundert Jahren nicht mehr, Gabriel.... Aber zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich habe etwas, das dich interessieren dürfte – oder eher gesagt, Jemanden!"
Plötzlich erschien wie aus dem Nichts ein Bild seines bewusstlosen Freundes in Gabriels Kopf.
„Carl!! Du Monster, was hast du mit ihm vor??"
„Beruhige dich, mein süßer Gabriel! Er ist nichts weiter als eine Absicherung."
„Eine Absicherung?"
„Ja. Eine Garantie dafür, dass du zu mir kommst! Und beeile dich, mein Gabriel... Es könnte sein, dass es mich schon bald wieder nach Blut dürstet..."
Mit einem Ausruf des Schreckens auf den Lippen erwachte der Monsterjäger.
Hektisch sprang er auf und suchte die Lichtung und den Waldrand ab – kein Zweifel: Wenn Carl nicht einfach so in den Wald gelaufen war, dann war er entführt worden. Und zwar von...
„...Dracula!"
Mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht packte van Helsing die Decken und ihre Feldflaschen zusammen und sattelte sein Pferd. Dann nahm er die Armbrust, die einsam und verlassen auf Carls Platz lag und saß auf. Das Pferd des Ordensbruders ließ er laufen; es war ein Pferd Transsylvaniens und würde seinen Weg zurück finden.
Mit den ersten vagen Sonnenstrahlen ritt er zurück in Richtung Schloss Dracula.
Stöhnend rieb sich Carl den Brummschädel. Ihm war, als hätte er auf Steinen geschlafen –
„Moment mal... Ich HABE auf Steinen geschlafen! Wo, zum Donner, bin ich??"
„Kannst du dich nicht erinnern, Carl?"
Mit einem Schrei fuhr der Ordensbruder herum und starrte den Grafen, der kopfüber von der Decke mit ihm sprach, entsetzt an. Dieser runzelte die Stirn.
„Habe keine Furcht, Carl – im Moment bist du zu wertvoll für mich, um dich zu töten... Du musst mich nicht so entgeistert ansehen."
Carl wich langsam an die Wand zurück und schielte nach einem Fluchtweg; doch zwecklos – der Raum sah aus wie eine Art Verlies. Schüchtern richtete er den Blick wieder auf den Grafen.
„Nun, ich... bin es nicht gewohnt, dass Leute mit mir von der Decke sprechen.."
Der Vampir lachte leise. „Verzeih, ich vergaß."
Mit einer schnellen, aber samtweichen Bewegung schwebte Dracula zu ihm hinunter und landete sanft vor ihm auf dem Boden. Eine Weile betrachtete er den Ordensbruder schweigend, dann wandte er sich dem Zimmer zu.
„Es tut mir Leid, dass ich dir bis jetzt kein angemesseneres Zimmer zur Verfügung stellen konnte, der Tag hielt mich auf. Doch nun wird sich das ändern. Igor!"
Sofort kam der bucklige Diener angeschlurft und verneigte sich halb. „Ja Meister?"
„Bringe unseren Gast besser unter – in einem der Zimmer."
„Jawohl, Meister."
Mit einer auffordernden Geste bedeutete er Carl, ihm zu folgen. Dracula trat auf den unsicheren Kuttenträger zu und raunte ihm ins Ohr:
„Fürchte dich nicht... Auch er wird dir nichts tun, solange ich es nicht will..."
Carl war sich nicht sicher, dass ihn dieser Satz wirklich beruhigte.
Später in der Nacht öffnete Carl vorsichtig die Tür zu seinem Zimmer. Er musste zugeben, dass der Vampir seine Gäste gut behandelte – jedenfalls, solange er es wollte.
Das Zimmer war geräumig und relativ geschmackvoll eingerichtet – wenn man auf rote Vorhänge, rote Bettlaken und rote Teppiche stand. Das Bett war groß und bequem, was ihn sehr erleichtert hatte, denn obwohl er es gehasst hätte, noch eine Nacht auf Steinfussboden zu schlafen, in einen Sarg wäre er nie gestiegen!
Ferner hatte er ein eigenes, angrenzendes Badezimmer mit einem gusseisernen Ofen, der das Wasser zum Baden erhitzte.
Nein, bis jetzt konnte er sich nicht wirklich einreden, ein Gefangener zu sein, so gern er das auch wollte – er kam sich eher als eine Art unfreiwilliger Gast vor. Und das hatte der Graf ganz offensichtlich auch bezweckt – obwohl Carl sich fragte, wieso...
Er schrak aus seinen Überlegungen auf als ein Schatten auf ihn fiel.
„Was suchst du hier draussen? Bleib gefälligst in deinem Zimmer!! Auch wenn der Meister dich beschützt, dass du deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten steckst-"
„Mo-moment mal, ich wollte nicht-"
„Jaja du wolltest nich!" Der Bucklige spuckte aus und kam nahe auf den verschüchterten Ordensbruder zu. „Wenn es nach mir ginge-"
„Es geht aber nicht nach dir, Igor!" ertönte plötzlich eine scharfe Stimme. Der Diener zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück, als sein Herr mit zügigem Schritt an ihm vorbeiging und Carl am Arm fasste, was Diesen leise aufschreien ließ.
„Rühr ihn nicht an, Igor..." Der warnende Unterton allein reichte aus, um Carl einen Schauer der Furcht den Rücken runter zu jagen. Der Vampir sah ihn wieder mit einem merkwürdigen Ausdruck in den smaragdgrünen Augen an, bevor er ihm kurz aber recht freundlich zunickte und ihn mit sanfter Bestimmtheit in sein Zimmer zurückführte.
Leise schloss der die große Holztür hinter sich und begleitete Carl in die Mitte des Raumes, wo sich der Ordensbruder eilig losriss. Der Graf seufzte und nahm auf dem roten Bettbezug Platz.
„Ich sagte dir bereits, ich werde dir nichts antun-"
„Nein!" unterbrach ihn Carl. „Ihr sagtet mir, Ihr würdet mir NOCH nichts antun... Wie kann ich sicher sein, dass Ihr Eure Meinung nicht gleich ändert??"
Der Vampir bedachte ihn mit einem amüsierten Blick.
„In der Tat... Komm, setz dich doch!"
Er deutete auf das Bett neben sich. Carl schluckte; was sollte er tun? Doch im Grunde hatte er keine große Wahl... Oder?
Mit zögernden Schritten kam er der Aufforderung nach und setzte sich an die Seite des Grafen. Vlad lächelte, so dass man seine langen Eckzähne gut sehen konnte.
„Carl... Verzeih, ich weiß, dass du mir nicht einfach vertrauen kannst... doch ich muss dich einiges fragen..."
Carl schluckte. „Fragen?"
Der Vampir nickte, nun völlig ernst.
„Über Gabriel!"
„Gabriel... Sie meinen van Helsing?"
Sein Gegenüber lächelte kaum merklich.
„Ja. Ich weiß nicht, ob er dir seinen Vornamen jemals gesagt hat – es gibt nur noch wenige, die sich an ihn erinnern und noch wenigere, die ihn noch aussprechen."
Carl rutschte unruhig hin und her; die Nähe des Vampirgrafen machte ihm zu schaffen.
„Warum genau habt Ihr mich entführt? Was wollt Ihr von van Helsing, wenn er kommt?"
Der Graf sah ihn wieder mit diesem seltsamen, melancholischen Blick an.
„Ich will Gerechtigkeit."
Nach einem Moment des Schweigens sah der Ordensbruder ein, dass Dracula nichts weiter dazu sagen würde, und beschloss, das Thema fallen zu lassen.
„Aber... Warum habt Ihr mich nicht in dem Verlies gelassen? Warum behandelt Ihr mich wie einen Gast, wenn ich doch nur eine Geisel bin?"
Die Augen des Vampirs funkelten. „Du stellst viele Fragen, Carl. Sie alle sollen beantwortet werden.... zur rechten Zeit! Gestatte nun mir, ebenfalls einige Fragen an dich zu richten..."
Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür zum Zimmer von Carl und der Ordensbruder trat, gefolgt von dem Grafen, heraus.
„Ich bin sicher, du bist hungrig, Carl? Sei unbesorgt, daran wurde gedacht. Folge mir!"
Sie wanderten einen langen Gang hinunter, vorbei an vielen Fenstern, durch die sanft das Licht des Halbmondes fiel und mit den langen, schwarzen Haaren des Vampirs spielte.
Carl schluckte; seine Gedanken waren in Aufruhr. Sollte er den Grafen nun fürchten oder ihm vertrauen? Und konnte er sich zu Letzterem überhaupt durchringen??
„...Du bist Gabriels bester Freund, nicht wahr? Ich war auch einmal wie du.."
Was hatte der Graf damit gemeint? Dass er auch einmal ein Mensch, oder einmal van Helsings bester Freund – oder sogar beides? – gewesen war?
„Der Gabriel, den ich von über vierhundert Jahren her kannte, war ein gerechter Mann, genau wie der von heute. Doch er war auch voller Gnade und... Lebenskraft... Der Gabriel, der mich in Schloss Frankenstein umzubringen versuchte, war nicht derselbe, der mich das erste Mal tötete..."
Carl sah zu, wie ein Ausdruck der Trauer über das bleiche, aber feingezogene Gesicht des Grafen glitt und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er noch etwas sagen, bevor er sich wieder in der Gewalt hatte und zum Fenster abwandte...
Carl seufzte. Das alles verwirrte ihn nur noch mehr. Konnte der Graf einmal ein unschuldiger Mensch gewesen sein? Ein Kind Gottes?
Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als der Vampir vor ihm zwei große Türen mir einer Handbewegung öffnete. Bevor sich der Kuttenträger aber darüber wundern konnte, wurde er bereits sanft am Arm ergriffen und in eine große Halle mit einer langen Tafel begleitet.
„Ich habe alles, nach was es einem Menschen gelüsten könnte..." Er deutete auf die Tafel, auf der Carl die größte Menge an Speisen wiederfand, die er je gesehen hatte.
„Aber da du ja Mönch bist, habe ich natürlich auch Brot und Wasser."
Carl dachte an das viele schöne Essen und musste nicht lange überlegen.
„Also... eigentlich bin ich nur Ordensbruder!"
Wenige Augenblicke später saß er am Tisch mit Dracula, allerdings nicht als Essen, sondern zum Essen, was er sich in seinen verrücktesten Träumen nicht vorgestellt hätte!
Er langte kräftig zu an allem, was da war, und das war eine Menge!
Der Graf sah ihm leise lächelnd zu und fragte zwischendurch nur: „Schmeckt es dir?"
Carl hob den Kopf, die Wange voller Essen, und nickte eifrig. „Smefft verdammt gut! ...Oh, Verfeiung!"
Der Vampir schüttelte nur amüsiert den Kopf. „Ich hege keinen Groll gegen das Fluchen..." Sein Gegenüber nickte zu sich selbst; das war recht logisch!
Nun nahm er sich aber einmal Zeit, seinen Gastgeber genauer zu besichtigen. Der Graf saß, genau wie er, auf einem rotgepolsterten Stuhl mit hoher Lehne. Er trug die gleiche Kleidung wie die, in der er ihm zum ersten Mal begegnet war und Carl fragte sich, ob er denn nur diese Kleidung hatte.
´Obwohl es ihm gut steht...´
Carl verschluckte sich und hustete; wo kam das denn her??
„Alles in Ordnung, Carl?" Der Ordensbruder fühlte grüne Augen auf sich ruhen und nickte hastig.
„Ja, alles klar..." Dabei bemerkte er noch etwas.
„Wollt Ihr denn gar nichts essen?"
Der Vampir sah ihn eine Weile schweigend, aber nicht verärgert an.
„Ich werde später etwas zu mir nehmen."
„...Aha..." Carl war sich sicher, dass er darüber nicht mehr wissen wollte.
„Ich bin fertig!"
Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich der Graf und lächelte wieder sein übliches, kaum wahrnehmbares Lächeln.
„Es wird auch Zeit, Carl... Die Sonne wird schon bald aufgehen. In deinem Zimmer kannst du die Vorhänge zuziehen, dann ist es dunkel, falls du schlafen möchtest..."
Der Graf begleitete ihn zurück zu seinem Zimmer, das, wie Carl durch einen Blick aus einem Fenster, hinter dem es nun schon zum Morgen dämmerte, erkannte, hoch in einem Turm lag.
Er öffnete die Tür und trat ein. Halb erwartete er, dass der Andere ihm folgen würde, doch der Graf blieb in der Tür stehen.
„Schlafe wohl, Carl. Ich werde mich jetzt auch zur Ruhe begeben."
„Und wo schlaft Ihr?"
Der Vampir blieb höflich, wie immer, und beantwortete ihm seine Frage.
„In meiner Gruft."
„Oh..." Carl musste sich zusammen nehmen, doch schließlich konnte er seine Neugier nicht mehr kontrollieren.
„Kann ich sie sehen??"
Dracula hob eine Augenbraue und betrachtete ihn schweigend, aber offensichtlich überrascht.
Dann nickte er langsam.
„Ich werde dich heute Nacht hier abholen, Carl. Guten Tag."
„Gute Na- äh, Tag..."
Damit schloss sich die Tür und Carl hörte die Schritte des Grafen sich eilig entfernen.
Seufzend trat er ans Fenster und blinzelte in die Strahlen der Morgensonne. Wie er sich wohl fühlen würde, wenn er keinen Sonnenaufgang oder Untergang mehr erleben dürfte?
Schließlich wandte er sich ab und zog seine Kutte aus, die er über einen Stuhl hängte. Dann stieg er in das weiche, große Bett und deckte sich bis zur Nasenspitze zu.
Kurz bevor er einschlief, fragte er sich, wie lange van Helsing brauchen würde, um ihn zu retten.
Dann übermannte ihn die Müdigkeit.
