Sirius Black und der Wächter des Reinen Blutes
Fünfzehntes Kapitel
Voldemort und Slytherin
Als Sirius aufwachte, wunderte er sich zuerst, warum er so verspannt war – und warum bei allen galoppierenden Gorgonen lag er eigentlich noch angezogen im Gemeinschaftsraum auf dem Boden, inmitten einiger noch schlafender Viert- und Sechstklässler!
Erst nachdem er die Augen noch ein Mal geschlossen hatte (vielleicht träumte er ja nur), überkam ihn die jähe Erinnerung an den Vortag, als ob ihm jemand einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt hätte: Die Aufregung im Gemeinschaftsraum, die verschwundene Treppe und schließlich die unbequeme Nacht in einem purpurroten Schlafsack…
Er musste sich unbedingt etwas einfallen lassen, wie sie in ihren Schlafsaal hinaufkamen; noch so eine unangenehme Nacht auf dem harten Boden hielt er jedenfalls nicht aus!
Doch anscheinend hatte sich die Schulleitung darüber auch schon Gedanken gemacht, denn als Sirius sich schließlich aufbequemte und zwischen den schlafenden Schülern hindurch stieg, entdeckte er am Schwarzen Brett eine neue Mitteilung:
›Alle Gryffindor-Jungen, die noch nicht in der Lage sind, einen Besen zu fliegen, finden sich am Nachmittag auf dem Quidditch-Feld zu einer Flugstunde bei Madam Hooch ein. Die betroffenen Schüler werden vom Nachmittagsunterricht freigestellt. Der Rest wird gebeten, die Schulbesen zu benutzen, die am Fuße der verschwundenen Treppe bereitstehen, um in ihre Schlafsäle zu gelangen.‹
Sirius' Blick fuhr unwillkürlich zu dem Platz, wo bisher immer die Wendeltreppe gestanden hatte und wo nun einige Sauberwischs ordentlich nebeneinander aufgereiht an der Wand lehnten.
»Na klasse, und das obwohl ich doch geschworen hab, nie mehr so ein Teil zu besteigen«, murrte Sirius, nachdem er den Aushang ungläubig zum zweiten Mal überflogen hatte.
Von hinten war James herangetreten, der anscheinend schon gefrühstückt hatte und aus der Großen Halle zurückgekommen war.
Er strahlte seinen Freund an: »Auch schon gelesen? Flugstunde bei der Hooch und ich glaube, du bist auch damit gemeint!« Er deutete lächelnd auf die Stelle ›Alle, die noch nicht in der Lage sind, zu fliegen…‹. »Aber ich fliege trotzdem mit«, fuhr James kameradschaftlich fort, wobei er Sirius auf die Schulter klopfte.
Auf dem Weg zu Verwandlung liefen Sirius (der gedacht hatte, sein Tag könnte gar nicht mehr mieser werden) und James zu allem Überfluss auch noch Bellatrix über den Weg, flankiert von Malfoy und Rodolphus.
Sobald seine Cousine ihn erblickt hatte, setzte sie ihr fieses Grinsen auf, das ihm jetzt schon sagte, dass sie ihn wohl kaum einfach nur an ihr vorbei zu seinem Unterricht gehen lassen würde. Und damit behielt er Recht.
»Hab gehört, du bleibst über Weihnachten hier? Wundern tut's mich ja nicht gerade, dass deine Eltern dich so lang wie möglich loshaben wollen«, stichelte sie, ohne James auch nur eines Blickes zu würdigen. »Musst ja schon ziemlich tief gesunken sein, wenn du als einziger bei den Lehrern bleibst. In Slytherin haben sie sich auch raus gestrichen, als sie gehört haben, dass du dableibst, aber wer bleibt schon über Weihnachten in der Schule!«
»Er bleibt nicht alleine in Hogwarts! Ich bin auch noch da«, feuerte James für Sirius zurück.
»Sieh an, Baby Blacks kleines Anhängsel«, spottete Bellatrix, die so tat, als hätte sie James eben erst entdeckt. »Heute mal ganz ohne den kleinen fetten Tollpatsch und den schmutzigen Bettler?«
»Stimmt es, dass bei euch die Schlafsäle verschwunden sind?«, mischte sich auch Malfoy mit ein, mit seinem üblichen spöttischen Unterton, den er nie ganz ablegte.
»Die Treppe zu den Schlafsälen«, verbesserte James erzürnt.
Bellatrix und die anderen brachen in Lachen aus.
»Ihr Gryffindors haltet ja sowieso nicht viel auf euch«, fiel Rodolphus mit ein, »aber seit du da hingekommen bist –«, er nickte abwertend zu Sirius, »– zerfällt ja der ganze Turm!«
Sirius war drauf und dran, sie alle drei zu verfluchen, da flüsterte James ihm zu: »Komm schon, wir gehen zu Verwandlung, McGonagall wartet bestimmt schon.« Damit trat er an den Slytherins vorbei.
»Wir sind jedenfalls zu Weihnachten alle bei euch eingeladen, wird sicher 'ne Riesenparty im Grimmauldplatz«, rief Bella ihnen noch nach, wobei sie ihr höhnisches Lachen hören ließ, doch Sirius versuchte sie verbissen zu missachten und folgte James in den Unterricht.
Der restliche Morgen verging für Sirius' Geschmack viel zu schnell und schon allzu bald fand er sich mit James, Remus und Peter auf dem zugeschneiten Quidditch-Feld wieder.
Außer ihnen hatten sich nur wenige Schüler neben den Besen (die, wie schon bei ihrer ersten Flugstunde, auf dem verschneiten Feld bereitlagen) eingefunden: Davey, der in einer Muggelfamilie aufgewachsen war, vereinzelte Zweit- und Drittklässler und Sirius fiel sogar ein Viertklässler auf, der wohl genauso ungeschickt sein musste, wie Peter, wenn er in den drei Jahren noch nicht gelernt hatte zu fliegen.
Sirius wollte sich eben bücken, um seinen Besen aufzuheben, als Madam Hooch, die in einen dicken Schal eingewickelt war, ihn zurückhielt: »Heute werden wir mit einigen Trockenübungen ohne Besen beginnen! – Eigentlich hätten jegliche weiteren Flugstunden ja gestrichen werden sollen – nach dem, was das letzte Mal passiert ist…«
Sie warf Sirius einen mitleidigen Blick zu, der schon entgegnen wollte, dass die Schulleitung sich eben mal um bessere Besen kümmern sollte, aber er ließ es bleiben, denn Madam Hooch fuhr schon fort: »…Aber nachdem nun mal die Treppe verschwunden ist… Dumbledore kann mir nicht erzählen, dass er keinen Zauber weiß, wie man eine Wendeltreppe ersetzt… aber er ordnet trotzdem lieber Flugstunden an! Das sieht ihm mal wieder ähnlich!«
Obwohl Madam Hooch ärgerlich in sich hinein gemurmelt hatte, hatten es die Umstehenden mitbekommen und so kicherten nun einige Schüler verhalten. Dumbledore war nur allzu gut bekannt dafür, dass er derartige Aktionen brachte.
Auch Sirius begann sich zu wundern, wieso der Direktor ihnen nicht einfach eine neue Treppe hingestellt hatte, doch ehe irgendwer noch näher auf Dumbledores Bestimmungen und deren tieferen Sinn eingehen konnte, begann die Besenhexe, wie er Madam Hooch schon in Gedanken getauft hatte, mit den ›Trockenübungen‹. Sie mussten sich nebeneinander breitbeinig aufstellen und sich nach vorne beugen, was den Sinkflug symbolisieren sollte; danach zurücklehnen, um wieder aufzusteigen…
Der einzige Satz, der Sirius von dieser dämlichen Stunde im Gedächtnis blieb, war: »Wenn Sie sich allerdings über einen Winkel von siebzig Grad nach vorne lehnen, kommen Sie höchstwahrscheinlich in einen gefährlichen Sturzflug…«
Nachdem Madam Hooch sie ein letztes Mal gewarnt hatte, sich von der Peitschenden Weide fern zu halten (»Zur Not springen Sie lieber vom Besen!«), durften sie endlich ihre Besen besteigen.
Sirius hatte ein Bein schon fast über sein Exemplar geschwungen, als er innehielt und argwöhnisch seinen Besen und anschließend den James' betrachtete.
Obwohl an beiden Besen ein Schild hing, das ausdrücklich ›bockungefährdet‹ verkündete, zog er entschlossen das Bein wieder zurück, um James daraufhin seinen eigenen Besen in die Hand zu drücken.
»Wir tauschen! Du hast garantiert mehr Glück mit dem Besen, als ich!«
Sich vollkommen in Sicherheit wähnend, bestieg Sirius nun James' Besen und wartete auf das Abstoßsignal von der Besenhexe. Die ließ sich aber mit ihrem Pfiff Zeit und kam stattdessen zu Sirius herübergeeilt.
»Mr Black, bei diesem Silberpfeil empfiehlt es sich, die Beine zum Abstoß weiter auseinander zu stellen, da er doch dazu neigt, mit zu hoher Geschwindigkeit abzuheben, daher kann es sein, dass der Flieger, wenn er die Hände nicht ganz fest um den Besenstiel klammert, die Kontrolle über das Fluggerät verliert und irgendwohin abdriftet, wo er eigentlich gar nicht hin will…«
»Vielen Dank, Madam Hooch, ich werde das berücksichtigen«, unterbrach Sirius die Lehrerin bei ihren Last-Minute-Tipps und stieß sich auch ohne Pfiff in die Luft, da er es endlich hinter sich bringen wollte. Sofort fing der Besen zu bocken an.
»Nicht schon wieder«, stöhnte Sirius nur.
Madam Hooch schrie ihm unterdessen wie beim letzten Mal hysterisch irgendwelche Anweisungen zu (»Lehnen Sie sich unter keinen Umständen irgendwohin! Versuchen Sie Ihr linkes Bein irgendwie auf die andere Seite zu bringen, damit Sie abspringen können… Madam Pomfrey kann Knochen ganz schnell wieder zusammenflicken…«), während James lachend von seinem Besen, den er noch immer in der Hand hielt, zu dem von Sirius blickte und wieder zurück.
Peter dagegen kreischte ängstlich, wobei er sich die Augen zuhielt.
Doch diesmal beruhigte sich der Besen nach einigen Sekunden wieder, ehe er auch nur in die Nähe der Peitschenden Weide kommen konnte.
»Sehr gut, und nun kommen Sie wieder runter«, rief die Besenhexe von unten sichtlich erleichtert.
Doch Sirius musste feststellen, dass nun, da er den Besen unter Kontrolle hatte, Fliegen eigentlich sehr leicht war. Alles was er zu tun hatte, war den Besen mittels Gewichtsverlagerung zu steuern.
Hier oben hatte er einen unglaublichen Ausblick über die verschneite Winterlandschaft, die glitzernd unter ihm in der eisigen Kälte lag und Sirius packte das unglaubliche Gefühl von Freiheit, fast so, wie an seinem ersten Tag, als er nach Hogwarts gekommen war, nur noch tausendmal stärker.
Während ihn diese Gefühle durchströmten, dachte er gar nicht mehr daran, zurück auf den Erdboden zu kehren. Erst recht nicht, als er plötzlich James neben sich in der Luft sah. »Klasse, Kumpel! Wettfliegen bis zum Wald?«
Sirius grinste. »Glaub bloß nicht, dass du 'ne Chance hast!«
Damit lehnte er sich weit nach vorn und fetzte James voran, der allerdings nach kurzer Zeit schon aufgeholt hatte und so wurde es ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Als sie schließlich am Waldrand, dessen verschneiten Wipfel in den Himmel ragten, angelangt waren, hatte James eine Nasenlänge Vorsprung.
»Du hast nur gewonnen, weil mein Besen spinnt! Ich war benachteiligt«, verteidigte sich Sirius sofort, als James ihn angrinste.
»Revanche zurück zum Quidditch-Feld?«, hakte James feixend nach und schon rasten sie wieder nebeneinander los, doch Sirius fiel immer weiter zurück, da er seine neue Freiheit auskostete, indem er immer wieder auf und ab durch die Luft stieß, um zu testen, in welchen Dimensionen er sich bewegen konnte, wodurch er natürlich Zeit verlor.
So kam James auch als erster bei einer stocksaueren Madam Hooch an.
Kaum dass Sirius neben James im weichen Schnee aufsetzte, kam sie schon heftig gestikulierend auf sie zu und donnerte: »Zwei Rollen Pergament über das Thema ›Wie verhalte ich mich bei einer Flugstunde‹! Bis morgen früh! Wie konnten Sie sich nur so unreif und verantwortungslos verhalten!«
Sirius und James verdrehten nur die Augen, während sie der Standpauke der Besenhexe lauschten.
»Wenigstens kann ich jetzt fliegen«, murmelte Sirius halblaut.
Als Madam Hooch schon längst wieder den anderen, die noch nicht fliegen konnten, Instruktionen erteilte, traf Sirius und James ein tadelnder Blick von Remus; Peter allerdings himmelte sie ehrfürchtig an.
Am Abend saß Sirius missgelaunt mit James im Gemeinschaftsraum.
Zu seinem großen Ärger hatte er erst zweieinhalb Zoll der zwei Rollen Pergament für die Besenhexe voll geschrieben. Viel lieber würde er mit James jetzt auf Schloss-Erkundungstour gehen und zu allem Überfluss hatte Remus, der mit Charles auf dem Arm in der gegenüberliegenden Ecke Zaubereigeschichte lernte, seinen Selber-Schuld-Blick aufgesetzt.
»Was schreibst du denn noch so?« Sirius linste zu James rüber, der, ebenfalls über seine Pergamentrolle gebeugt, ziemlich verzweifelt aussah.
»Keine Ahnung, aber mein Tipp: Schreib groß!«
»Hast du schon, dass man vorher unbedingt Trockenübungen machen soll?«, erkundigte sich Sirius schelmisch.
»Oh, tolle Idee, danke! Du könntest noch einbauen, dass man immer schön langsam fliegen muss, damit man die Lehrerin nicht verwirrt!«
Genau in dem Moment schnaubte Remus verächtlich, klappte sein Geschichtsbuch zu und erhob sich, um mit Charles, dessen Herrchen sich in der Nachhilfe bei dem ÜV in der Bibliothek befand, zu ihnen herüberzukommen.
»Wenn ihr so einen Stuss schreibt, dann brummt sie euch nur noch zwei weitere Rollen auf.« Er ließ sich neben James auf der Couch nieder. »Ihr könntet doch schreiben, dass man Verantwortung übernehmen muss und deshalb nur ein begrenztes Feld überfliegen sollte, weil der zuständige Professor nicht jeden im Auge behalten kann.«
»Okay, diktier mal weiter«, bat Sirius, der, wie James, eifrig Remus' Worte aufkritzelte.
Remus rümpfte die Nase und stand auf, wobei er meinte: »Ich geh hoch in die Eulerei, meiner Mutter einen Brief schicken, wie es hier mit den ganzen verschwindenden Sachen zugeht…«
Im selben Moment erhob am anderen Ende des Gemeinschaftsraums Timothy die Stimme und versicherte Davey, den kichernden Mädchen und allen, die sonst noch zuhören wollten, laut: »Das mit der Treppe war doch garantiert der Vampir!«
»Wir gehen mit«, sagte James sofort.
»Ihr macht besser eure Aufsätze fertig…«, versuchte Remus sie zu überreden, doch James erwiderte: »Ich muss meiner Mutter sowieso noch schreiben, dass ich über Weihnachten hier bleib…«
»Und ich geh mit und halt deine Eule«, mischte sich Sirius gleich ein und eilte, erleichtert vom Strafaufsatz losgekommen zu sein, zum Porträtloch.
»Flüchtest du nach Slytherin, weil du's bei diesen Versagern nicht mehr aushältst?«, rief Nigellus ihm spöttisch nach.
Sirius machte Oxbow in der Eulerei sofort aus, da er der einzige Rabe war und sein pechschwarzes Federkleid hervorstach. Remus, der selbst kein Haustier besaß, wollte sich eine Schuleule ausleihen, um seinen Brief zu versenden, doch Sirius streckte ihm den Arm mit Oxbow darauf hin.
»Du kannst dir Oxbow borgen. Der kriegt ja eh nichts zu tun!«
Remus sah ihn erstaunt an und hakte nach: »Willst du deinen Eltern nicht auch mal einen Brief schreiben?«
Sirius sah trotzig zu James, der seine gescheckte Eule inzwischen auch gefunden hatte, ohne sofort etwas zu erwidern. Schließlich knurrte er doch ein »Nein!« und wandte sich dann verstimmt James zu: »Wie heißt eigentlich deine Eule?«
»Akredula«, meinte James schlicht, der die heikle Konversation zwischen Remus und Sirius anscheinend mitbekommen hatte und Sirius jetzt offenbar lieber nicht erzürnen wollte.
»Übrigens, danke noch mal«, nickte Remus ihm in dem Augenblick zu, da Oxbow mit dem Brief abhob und sich durch ein offenes Fenster hinaus in die Lüfte schwang. Im nächsten Moment folgte ihm auch Akredula mit einem Brief an James' Eltern und zum ersten Mal fühlte Sirius sich traurig bei dem Gedanken an seine Familie, die ihn doch nur loshaben wollte.
Aber seine Laune besserte sich, als Remus gleich darauf versöhnlich vorschlug: »Lasst uns wieder runtergehen! Ich helf' euch bei euren zwei Strafrollen.«
Je näher Weihnachten rückte, desto kälter wurde es. Es zog so sehr im Schloss, dass die Schüler in Verwandlung in ihre dicken Wollmäntel eingepackt saßen.
Hogwarts und die Ländereien waren so tief verschneit, dass sie Hagrid nur noch selten Besuche abstatteten und stattdessen ihre Abende über ihren Hausaufgaben vor dem prasselnden Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum verbrachten.
Die Lehrer brummten ihnen derzeit Berge davon auf, da sie anscheinend glaubten, die Schüler hätten bei dem Wetter nichts Besseres zu tun.
Am Freitag, eine Woche vor den Ferien, saß Sirius sinnend in seinem Lieblingssessel und wärmte sich am Kaminfeuer die Füße, wobei er auf die reglos daliegenden Besen starrte, von denen sich gerade ein Viertklässler einen schnappte und in seinen Schlafraum hochflog, als ihm plötzlich klar wurde, dass er noch keine Geschenke hatte.
Seiner viel zu reichen Familie brauchte er sowieso nichts zu schenken…
Er blickte verstohlen zu James, der an seiner Verwandlungshausaufgabe arbeitete. Er wusste nicht, ob der ihm was schenken wollte, aber schließlich hatten sie zusammen schon viel erlebt… wenngleich sie in das meiste davon unbeabsichtigt hineingeraten waren – und so beschloss er, noch am selben Abend nach Hogsmeade zu gehen, um etwas Nettes für ihn zu besorgen.
Er tastete in seiner Tasche herum und zählte in Gedanken die Geldstücke, die ihm durch die Finger rannen. Eigentlich genug, um James etwas zu kaufen, was ihm gefiel…
Still und heimlich, damit James es nicht merkte, verschwand Sirius aus dem Gemeinschaftsraum, diesmal sogar ohne dass sein schlafender Ururgroßvater ihm etwas Böses nachrief.
Er machte sich auf den Weg zum Spiegel im vierten Korridor – vor dem schon wieder Dumbledore und Piler standen und sich unterhielten. Verdammt! Jetzt musste er sich etwas einfallen lassen… Als wäre es ganz natürlich stiefelte er also an den beiden Professoren vorbei.
»Guten Abend! Wohin des Weges?«, begrüßte Dumbledore ihn zwinkernd, wobei er sein Gespräch mit Piler natürlich unterbrach.
»Ich? – Nur in die Bibliothek… Zaubertränkeaufsatz, wissen Sie…«, meinte Sirius, während er dem Schulleiter direkt in die Augen blickte, um nicht verdächtig zu wirken.
Dumbledores Grinsen verbreiterte sich noch eine Nuance, dann meinte er: »Sehr löblich! Viel Erfolg. Und arbeite nicht mehr allzu lange…«
»Schönen Abend noch, die Professoren«, schleimte Sirius und ging an ihnen vorbei, in der Hoffnung, dass sie sich bald verdrückten. Er machte noch einen fünfminütigen Umweg, bis er wieder zum Spiegel gelangte – der noch immer nicht verwaist war. Allerdings war es diesmal James, der schwungvoll gegen den Spiegel trat.
»Was machst du denn hier?«, empörte sich Sirius gleich. »Ich wollte da doch grad durch.«
»Ich dachte, du bist in der Bibliothek. Als Dumbledore das gesagt hat, hab ich mich zwar gewundert, welchen Zaubertränkeaufsatz du schreiben willst, aber…«, zuckte James die Schultern.
»Ach, ist der dir auf demWeghier hoch auch begegnet? Stand 'ne geschlagene halbe Stunde mit Piler vor dem Spiegel rum«, übertrieb Sirius, als er neben James den Geheimgang betrat. »Vielleicht ist das hier ja ihr Geheimtreffpunkt…«
Ihm war, auch ohne dass James es ihm sagte, klar, dass er für ihn ein Weihnachtsgeschenk kaufen wollte und die Gelegenheit für besonders günstig gehalten hatte.
»Lumos«, flüsterte James neben ihm, während Sirius sorgsam den Spiegel wieder schloss, damit niemand ihren Geheimgang noch entdeckte.
»Hast du schon 'ne Idee, was wir Remus und Peter schenken könnten? Wir schenken ihnen doch wieder was zusammen, oder?«, bat James ihn.
»Klar. Aber diesmal geht's bitte etwas flotter«, grinste Sirius.
Nachdem sie für Peter in ›Buy the opposite‹ ein Erinnermich, das alles vergaß, und für Remus in ›Schreiberlings Federladen‹ eine doppeltschnelle Notizfeder gekauft hatten, damit er auch sämtliche Bemerkungen der Lehrer festhalten konnte, standen sie verlegen vor dem Brunnen der kleinen Gemeinheiten.
»Glaubst du… würde es dir was ausmachen, wenn wir noch mal kurz getrennt losgehen?«, schlug James vor.
»Nee, kein Problem. Treffen uns in einer Stunde wieder hier«, erwiderte Sirius und beide verschwanden in verschiedene Richtungen.
Sirius bahnte sich zuerst einen Weg durch den Schnee zum Antiquariat für Quidditchliebhaber, da James sowieso für Quidditch schwärmte.
Er betrat den Laden, der von Quidditchbüchern über Quidditchbälle bis hin zu Quidditchrennbesen voll gestopft war. Zuerst wandte sich Sirius den antiken Besen zu, die nebeneinander in Schaukästen ausgestellt waren.
Der erste und älteste hieß Mondputzer, der zweitälteste und sehr zerfleddert aussehende Silberpfeil, dann kamen der Sauberwisch Eins, der Komet 140, der Zunderfauch, der Swiftstick und schließlich der 1955 entwickelte Shootingstar.
Aber so etwas konnte er James ja wohl nicht andrehen. Stattdessen kam ihm eine viel bessere Idee: Er schenkte James einfach den Besen, den er sich schon in der Winkelgasse von seiner Mutter gewünscht hatte! Wenn er sich nicht sehr täuschte, war es ein Nimbus 1001, das neueste und beste Modell gewesen.
Vollkommen zufrieden verließ er den Laden wieder, mit der festen Absicht, gleich heute Nacht Oxbow mit genug Geld und einer Bestellung für den Nimbus 1001 in die Winkelgasse zu schicken. Immerhin hatte er genug Geld, schließlich war er ja ein Black!
Mit einem Grinsen voller Genugtuung, da er das passende Geschenk gefunden hatte, kehrte Sirius zum Brunnen der kleinen Gemeinheiten zurück, wo James schon auf ihn wartete.
»Okay, jetzt brauch ich nur noch was für meine Familie. Dann kannst du ja für deine auch gleich schauen«, schlug dieser breit grinsend vor.
»Nein«, erwiderte Sirius nur trocken.
»Ach, hast du schon was für deine Eltern?«, wollte James verwundert wissen.
»Nein«, wiederholte Sirius, »Und sie bekommen auch nichts.«
»Okay«, zuckte James lässig die Schultern, »Dann kannst du ja auch für meine was besorgen. Dann muss ich nicht so viel Geld ausgeben.«
Widerwillig musste Sirius grinsen und schließlich nickte er sogar aufgeheitert.
Eine knappe Woche später war das Wetter immer noch so klirrend kalt, sodass Verwandlung ausfiel (Professor McGonagall musste Professor Sprout dabei helfen, ihre Pflanzen vor den Schneestürmen zu retten) und sie stattdessen eine Doppelstunde Astronomie hatten. Und das in den letzten zwei Stunden vor den Ferien!
Sirius, der hoffte, sich in der hintersten Reihe verkriechen zu können, musste mehr leiden denn je, als Aveimperatore ihn aufrief: »Mr Black, gehen Sie doch mal schnell bei Professor Brewpot nachfragen!«
Sirius schreckte jäh hoch (er hatte gerade eine Runde »Besen abschießen« mit James unter der Bank gespielt) und blickte James hilfesuchend an.
Der zuckte nur die Schultern, aber von vorne flüsterte Remus rettend: »Legende zum Mitternachtsstern!«
Also erhob sich Sirius, der die Botengänge langsam schon gewöhnt war, schwerfällig trotz seinem Schwur, nicht noch einmal auf Highkings Verlangen hin zu Brewpot zu gehen.
So machte er sich auf den Weg in die Kerker, in der Hoffnung, Malfoy möge diesmal nicht bei Brewpot Unterricht haben. Mit festem Vorsatz, Gryffindor ausnahmsweise keine dreißig Punkte zu kosten, klopfte er an.
Ohne auf Antwort zu warten, trat er ein und begann sogleich, um Brewpot erst gar keine Gelegenheit zu geben, mit seinen üblichen Sticheleien anzufangen: »Soll von Professor Highking fragen, was es mit dem Mitternachtsstern auf sich hat.«
Die Klasse – heute Ravenclaws und Hufflepuffs – gluckste unterdrückt. Professor Brewpot allerdings schien keineswegs belustigt und donnerte: »Ich lehre hier Zaubertränke! Ich werde nicht dafür bezahlt, ständig Ihren Unterricht zu halten! Fragen Sie doch Professor Upperstick, deren Fach hat wenigstens etwas mit Sternen zu tun!«
Seufzend drehte sich Sirius um und stiefelte zum Nordturm hinauf, äußerst froh, dass er Upperstick schon im Buch der Zukunft kennen gelernt hatte und so nicht noch bei Brewpot nachfragen musste, was sie lehrte.
Auf dem Weg zum Nordturm forderte ihn das Porträt eines seltsamen Ritters zu einem Duell heraus, doch Sirius lief einfach weiter, ohne den verblüfften Ritter zu beachten, der die Flucht ergriff, sobald er erkannte, dass er es mit einem Black zu tun hatte.
Als er endlich den Turm erreichte, musste er feststellen, dass es hier gar kein Klassenzimmer gab, bis er die Falltür in der Decke entdeckte.
Noch als er sich fragte, wie er dort hinaufkommen sollte, öffnete sie sich und eine silberne Leiter kam herunter, die Sirius natürlich sofort empor kletterte.
Der Raum, den Sirius betrat, sah genauso aus, wie er ihn aus dem Buch der Zukunft in Erinnerung hatte. Er warf einen Blick in die Ecke, in der er damals (oder zukünftig) mit James, Remus und Peter gesessen hatte (sitzen würde), die allerdings nun von zwei Viertklässlermädchen (allem Anschein nach Ravenclaws) besetzt wurde.
»Ich dachte mir schon, dass ich heute Besuch kriege«, lächelte Upperstick, eine kleine Frau mit Hochsteckfrisur, freundlich, als sie Sirius bemerkte. Sämtliche Blicke wandten sich nun zu ihm um. »Würden Sie bitte zwischen diesen vier Spiegeln hindurchgehen, bevor Sie mir Ihre Frage stellen, Mr Black?«, bat sie gut gelaunt.
Sirius, der nicht ganz wusste, wie er reagieren sollte, beschloss, ihr einfach den Gefallen zu tun. Schließlich stand er direkt vor dem Sessel der gutmütigen Lehrerin.
»Das ist nur zum Schutz vor bösen Geistern, wissen Sie? Sie werden sozusagen aus Ihnen rausgespiegelt! Also, wer hat Sie nun zu mir geschickt?«, fragte sie lächelnd.
»Professor Brewpot. Aber ursprünglich komme ich von Professor Highking. Was hat es mit dem Mitternachtsstern auf sich?«
»Oh… ich glaube, da wäre Professor Flitwick ein besserer Ansprechpartner. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Odyssee«, zwinkerte sie ihm fröhlich zu.
Genervt drehte Sirius sich wieder um, schritt an den Spiegeln vorbei und kletterte in den Korridor hinunter, aus dem er gekommen war.
Er beschloss gerade grimmig, dass er Wahrsagen einfach gar nicht wählen würde (so konnte ja schließlich die Stunde, die sie gesehen hatten, nicht Wirklichkeit werden), als er an Flitwicks Klassenzimmer angelangte.
Ohne zu klopfen (wenn sie ihn noch weiterschickten, hätte er bald ganz wunde Finger), betrat er das Zimmer, als er schon von einem fliegenden, weißen Plüschkissen im Gesicht getroffen wurde.
Nachdem er sich wieder davon befreit hatte, erkannte er, dass überall zwischen den Schülern unter lauten »Accio«-Rufen Kissen herumschwirrten. Zunächst schien es, als wäre kein Lehrer anwesend, doch im nächsten Moment kletterte Flitwick auf den Bücherstapel hinter seinem Pult. Fast sofort stoppte das Chaos.
»Oh, Mr Black! Ich habe Sie gar nicht klopfen hören. Wie kann ich Ihnen helfen?«, piepste Flitwick zu ihm hinüber. Während ein letztes, einsames Kissen geflogen kam, erklärte Sirius zum dritten Mal sein Anliegen, allerdings diesmal ohne Namen zu nennen.
»Also bei dieser schwierigen Frage würde ich Ihnen den Gang zu Professor Piler empfehlen. Sein Fachgebiet, glaube ich!«
Seufzend schlug Sirius die Tür wieder zu und trottete zum Verteidigungszimmer. Zumindest kam er jetzt mal in einen interessanten Unterricht, wo er sich vielleicht ein paar Zaubersprüche abgucken konnte (und sicher nicht von einem Kissen angegriffen wurde).
Erneut ohne anzuklopfen, riss er die Tür auf – und sah sich James gegenüber. »Glaubst du wirklich, ich würde das mit unserer Freundschaft ernst nehmen? Du bist schließlich ein verlogener Black«, schnauzte er Sirius an.
Wie konnte er nur plötzlich so etwas sagen, fragte sich Sirius gleich baff. Jetzt waren sie schon so lange befreundet (wie Sirius sich eingestand) und Sirius hatte ihm sogar ein Weihnachtsgeschenk gekauft! Warum sagte James so was! Hatte er ihm die ganze Zeit nur was vorgespielt?
Doch während er seinen Freund weiterhin nur verständnislos und zutiefst verletzt anstarrte, fuhr James unbarmherzig fort: »Ihr seid ja alle nur dunkle Zauberer, der Abschaum der Zaubererschaft! Eigentlich gehörst du nach Slytherin, zu den anderen Freaks!«
Nach diesen weiteren wüsten Beschimpfungen fragte sich Sirius erstmals logisch, was James erstens hier zu suchen hatte, da er ihn noch im Astronomiezimmer wähnte, und zweitens verstand er gar nicht, was sein Kumpel von ihm wollte.
»Riddikulus«, rief nun Professor Piler, den Zauberstab auf James gerichtet, der sich – zu Sirius' großer Verblüffung – einfach auflöste.
»James!«, hauchte Sirius fassungslos.
»Vielleicht sollten Sie das nächste Mal lieber anklopfen, Mr Black«, schlug Piler milde lächelnd vor.
Sirius' erster Schock legte sich allmählich, so dass er die dritte Klasse wahrnahm, die ihn anstarrte und zu murmeln begann: »Was, ein Black?«
»Ja, der Vampir…«
Doch Sirius fragte, als sein gesunder Menschenverstand wieder ansprang: »Was sollte das gerade?«
»Wer kann Mr Black diese Frage beantworten?«, wandte sich Piler an seine Klasse.
Ein etwas plumpes Mädchen, das ein wenig Ähnlichkeit mit Catherine Jorkins hatte (dieselben blonden Zöpfe, dasselbe pausbäckige Gesicht…), meldete sich und antwortete, als Piler sie mit einem Nicken aufrief: »Das war ein Irrwicht. Er verwandelt sich in die größten Ängste eines Menschen, wenn er ihn sieht. Man kann ihn mit dem Riddikulus-Zauber bannen.«
»Gut, Miss Jorkins!« – Also war das Mädchen tatsächlich eine Schwester von Catherine – »Fünf Punkte für Hufflepuff«, lobte Piler.
Alle fingen begeistert an zu klatschen. Jorkins' Nachbar klopfte ihr stolz auf die Schulter: »Klasse, Bertha, du holst ja richtig Punkte für uns!«
»Dann muss der Irrwicht aber kaputt sein. Am meisten Angst hab ich nämlich vor Peter im Zaubertrankunterricht«, versuchte Sirius, der sich endlich von der schrecklichen Beschimpfung des Irrwichts erholt hatte, scherzend abzulenken.
Er warf Piler einen sichernden Seitenblick zu, der lächelnd fragte: »Sie sind doch sicher nicht nur hier, um uns Ihre tiefsten Ängste zu gestehen, oder, Mr Black?«
»Äh… ich soll was über den Mitternachtsstern fragen«, murmelte Sirius ein klein wenig verlegen.
»Da ist Professor McGonagall eher die Expertin drin. Mitternachtsstern… nie gehört«, meinte Piler, als Sirius das Zimmer nach kurzem Dank wieder verließ.
Er hatte keine Ahnung, wie lange diese Stunde noch andauern sollte, schließlich war er schon fast eine halbe Stunde unterwegs, als er an McGonagalls Klassenzimmer angelangte.
Bevor er sich allerdings entschließen konnte, ob er nicht doch anklopfen sollte (im Endeffekt würde er noch verwandelt werden), wurde die Tür aufgerissen und ein Schüler aus einer höheren Klasse, dessen Nase durch den Schnabel einer Teekanne ersetzt worden war, stürmte an Sirius vorbei, ohne ihn zu beachten.
Die Tür blieb einen halben Spalt offen stehen, so dass Sirius vorsichtig herantrat und McGonagalls Stimme lauschte: »Sehen Sie, heute Morgen stand sogar im Tagespropheten etwas über gefährliche, beißende Teekannen…« Sirius hörte das Papier der Zaubererzeitung rascheln, das sie anscheinend hochhielt.
»Und über Lord Voldemort«, warf ein Schüler ungezügelt ein. Sämtliche Geräusche verstummten. »Wer genau ist das eigentlich, Professor McGonagall? Man munkelt, er würde morden…«, erkundigte sich dieselbe Schülerstimme wieder.
»Nun, Mr Connor, ich glaube zwar kaum, dass das etwas mit Teekannen zu tun hat… aber ich habe auch schon von diesen Gerüchten gehört. Allerdings kann ich Ihnen nicht sagen, ob da etwas dran ist, da er einer der begabtesten und besten Schüler war, den Hogwarts je gesehen hat…«
»Was, er war in Hogwarts?«, hakte eine Schülerin entsetzt nach.
»Ja, sein richtiger Name war Tom Riddle, seinerzeit Schulsprecher… ein direkter Nachfahre Salazar Slytherins, genauso begabt, bei seiner UTZ-Prüfung soll er sogar schon richtige Lokillusionszauber angewandt haben…«, erklärte McGonagall verklärt.
»Wenn wir schon mal dabei sind, Professor, wieso sind Gryffindor und Slytherin eigentlich Erzfeinde? War das schon immer so?«, nutzte ein anderer Schüler unverschämt die Situation aus, dessen Stimme sich nach Andrew anhörte.
»Ich sehe schon, dass damit meine Verwandlungsstunde beendet ist und wir jetzt eine Geschichtsstunde halten… Aber, um auf Ihre Frage zurückzukommen, Mr Specter, einst waren die vier Gründer Hogwarts' alle befreundet. Doch Salazar Slytherin war bald der Ansicht, dass man nur die reinblütigen Zauberer unterrichten sollte. Er belegte das Schloss angeblich zu dem Zweck mit einigen Flüchen und Vorsichtsmaßnahmen, um seine Nachfahren und Schüler zu schützen. Godric Gryffindor allerdings stellte sich gegen diese Ansicht…«
Sirius, der gespannt zuhörte, wurde von Schritten hinter sich aufgeschreckt. Er fuhr herum und erkannte den Siebtklässler, der vorhin noch eine halbe Teekanne im Gesicht gehabt hatte, doch nun war seine Nase wieder normal (was nicht unbedingt eine Verbesserung bedeutete). »Was machst du denn hier?«, fragte er Sirius misstrauisch.
»Ich wollte gerade klopfen«, fauchte Sirius zurück und hob demonstrativ die Faust, um tatsächlich an die Tür anzupochen, doch der Siebtklässler stieß diese einfach auf und marschierte hinein.
»Mr Redair, schön, Sie wieder normal zu sehen«, begrüßte McGonagall ihren Schüler kühl. »Setzen Sie sich, Sie haben nichts verpasst.«
Sirius folgte dem Siebtklässler hinein, wo Specter ihm sofort freundlich zuwinkte, als er ihn erkannte. Sirius nickte ihm kurz zu, bis McGonagall, die er gar nicht beachtete, reserviert fragte: »Was kann ich für Sie tun, Mr Black?«
»Äh,… Mitternachtsstern«, stotterte Sirius nur, der erstens überrascht über ihre Forschheit und zweitens des Redens müde war.
Die Schreckschraube aber wimmelte ihn nur ab: »Dafür sollten Sie lieber zu Professor Highking gehen, er ist unser Experte, wenn es um Sterne geht. Ich für meinen Teil habe diesen Namen noch nie gehört.«
»Aber ich komme doch ursprünglich von Professor Highking, Professor Schreck- äh… Professor Miner- ich meine, Professor McGonagall!« Sirius kam schon ganz mit den richtigen Namen der Professoren durcheinander, nachdem er von einem zum anderen durchgereicht wurde.
Einige Schüler konnten sich gerade noch vor einem lauten Losprusten abhalten, wie Sirius aus den Augenwinkeln wahrnahm, doch sie beherrschten sich, denn niemand wagte es je, den Zorn der Schreckschraube auf sich zu ziehen, was Sirius eben ohne Zweifel geschafft hatte.
»Dann könnten Sie es vielleicht noch bei Professor Upperstick probieren…«, riet McGonagall unterkühlt.
»Da war ich ja auch schon«, regte sich Sirius auf, »Und außerdem noch bei Professor Brewpot, Professor Flitwick und Professor Piler. Und keiner wusste was über diesen dämlichen Stern.«
»Dann sollten Sie wieder in Ihren eigenen Unterricht zurückkehren, wenn Ihnen sowieso keiner helfen kann«, blaffte McGonagall ihn an.
»Natürlich, Professor«, antwortete Sirius nur, um sicherzugehen, nicht schon wieder einen falschen Namen zu sagen. Damit drehte er sich um und mit einem letzten Gruß an Specter verließ er das Verwandlungszimmer.
Fünf Minuten später (er ließ sich genug Zeit, um gerade noch vor dem Gong den Astronomieraum zu erreichen) betrat er wieder Highkings Unterricht. »Entschuldigen Sie, Professor Ave- äh… Highking, aber kein Lehrer konnte etwas mit dem Mitternachtsstern anfangen…«
»Das haben wir schon längst geklärt«, erwiderte der Lehrer heiter, »Den Mitternachtsstern gibt's gar nicht. Ich meinte eigentlich den Abendstern…«
tbc...
