Act I
Julius
Volume 1
Es ist dieses eine Wort,
nachdem ich mich so schmerzhaft verzehre,
das du mit einer Selbstverständlichkeit annimmst,
die schon an Grausamkeit grenzt.
Das werde ich dir nie vergeben, Ron.
(Zitat, Draco Malfoy)
27.08.1996
16.24Uhr
Malfoy- Manor
Kerkereigene FolterkammerEines gequälten Tieres gleich, schreit das Schlammblut, welches mit zerrissen Kleidern, halb nackt auf dem Boden liegt. Das junge Mädchen, jedenfalls glaubst du, dass es einmal eins war, schluchzt und brüllt hemmungslos, während die höchstätzenden Efeuranken sich erbarmungslos in ihre Haut schneiden. Schweigend stehst du daneben und kannst das zufriedene Grinsen deines Vaters aus dem Augenwinkel heraus erkennen. Das ist seine Welt. Sein Vergnügen.
Du verdrehst die Augen, als zu den Ranken auch noch Dornen kommen und bist sicher, dass das Mädchen in ein paar Stunden nicht mehr als ein klumpiger Haufen Fleisch ist. Schließlich kennst du deinen Erzeuger. Nie würde er sich die Qualen eines anderen entgehen lassen.
Malfoy-Wahnsinn halt.
Seufzend fährst du dir mit den Fingern durch die Haare und hoffst, dass er dich bald entlässt. Nicht, dass du nicht einfach gehen könntest, wurde die Machtfrage im Hause doch erst diesen Sommer entschieden. Jedoch bist du dir bewusst, wie viel ihm die gemeinsame Zeit mit dir bedeutet, deshalb bleibst du. Deine gute Tat an diesem Tag.
Gelangweilt zählst du die moosbedeckten Steine an der Decke. Das Mädchen fängt röchelnd an zu Husten und der unverwechselbare Geruch von Blut liegt in der ohnehin schon stickigen Luft. Ohne dass du es willst, leuchten deine Augen dunkel auf. Du liebst den roten Lebenssaft wie fast nichts anderes auf dieser Welt. Allein der Anblick lässt dich meist schon erzittern.
Auf einmal voll interessiert beobachtest du, wie dein Vater vor dem Mädchen in die Hocke geht. Schon immer hast du ihn für seine erhabene Eleganz und Schönheit bewundert. Ein blütenweißer Dämon- dein Vorbild und Mentor.
Sanft hebt er das Kinn des Schlammbluts an, streichelt ihr zärtlich eine Träne aus dem Gesicht. Schon so oft hast du dich gefragt, wie er so freundlich... geradezu liebevoll mit diesem Dreck umgehen kann. Besitzt du selbst doch nicht diese fast engelsgleiche Geduld die man dazu aufbringen muss.
„Ganz ruhig, meine kleine Puppe, ganz ruhig..."
Kurz schließt du deine Augen, die sanfte, ja fast melancholische Stimme in den Ohren. Dein Herz macht einen Hüpfer, weißt du doch, was gleich kommt. Man könnte es als das Finale bezeichnen, als der Anfang vom Ende.
Zumindest für das Schlammblut.
Dein Atem setzt aus, als du siehst, wie dein Vater den silber-schwarzen Dolch aus der großen Truhe ruft. Du vergötterst dieses Kunstwerk der Dolchschmiede geradezu. Wie sich die Schlangen um den Griff winden und eins werden in einer tödlichen Klinge, wie das stolze Malfoysilber im Kerzenschein schimmert, zusammen mit dem Ebenholzfarbenen Schwarz.
Mit dem gleichen Schwarz wie sein Haar.
Ein schriller Schrei lässt dich unmerklich zusammenzucken, zieht dich zurück ins hier und jetzt. Vergnügt stellst du fest, dass Lucius dem Mädchen direkt über das Gesicht geschnitten hat. Man sieht genau, wer den Schnitt angebracht hat, zieht dieser sich doch akribisch über sämtliche Gesichtspartien. In diesem Punkt wirst du deinen Vater wohl nie übertreffen können, was du aber auch gar nicht willst.
Viel lieber nämlich willst du das Blut, das langsam von den Lippen des Mädchen tropft. Du willst es fühlen, riechen, schmecken und mit seiner Farbe den Dolch vervollständigen.
„Tut es weh, kleine Puppe? Wenn es weh tut, ist es gut, musst du wissen. Aber keine Angst mein Sohn wird deinen Schmerz lindern. Nicht war Dragon, du wirst sie von ihrem Leiden erlösen."
Mit eine sadistischen Glitzern in den Augen, trittst du aus dem Schatten heraus und präsentierst dich dem zitternden Schlammblut in deiner vollen Boshaftigkeit. Kurz streift dich der Gedanke, das dieser Dreck mit seinem Blut den altehrwürdigen Grund und Boden des Malfoys Clan beschmutzt, doch wird er vom Wunsch der Vollkommenheit verdrängt.
Schließlich ist auch er nicht rein und unbeschmutzt.
Jedoch stört es dich nicht, scheint es zu diesen unzähmbaren, wilden, wunderschönen Augen zu passen.
Zu diesen Augen, die dich schon so oft mit tödlichen Blicken belegt haben. Die dich nicht mehr los lassen. Denen du verfallen bist. Ein Stöhnen will sich deiner Kehle entrinnen, doch kannst du es gerade so unterdrücken.
Es wird immer schlimmer, denkst du, und schreitest mit einem verträumten Lächeln zu dem Mädchen. Beim Vorbeigehen nimmst du den Dolch entgegen, den dir dein Vater reicht. Leicht streichst über das Metall und fragst dich, ob seine Haut auch so kühl ist, wie das fast Weißsilber der Klinge. Innerlich schüttelst du den Kopf: er kann nicht kühl sein. Nicht bei den brennenden Hassblicken, die er dir immer zuwirft. Nicht bei dieser Leidenschaft, die bei seinen großen Reden über den Phönix Orden mitschwingt.
Er ist nicht kalt, sondern heiß.
Über deine eigenen Worten kichernd, rammst du die silberne Klinge in den Bauch des Mädchen. Mit verschleierten Augen beobachtest du, wie sich der Dolche im Gleichtakt zu ihren Atemzügen hebt und senkt. Leicht drehst du den Griff und weidest dich an dem hilflosen, verzweifelten Wimmern.
Oh wie süß würde es klingen, wenn er so Wimmern würde! Keine Melodie wäre rhythmischer, kein Lied schöner, wie solche Laute aus seinem Mund.
Mit einem letzten Dreh ziehst du die Klinge heraus, beachtest das blutende Schlammblut gar nicht mehr. Du hast das, was du wolltest.
Vollkommenheit.
Die Worte deines Vaters hörst du nicht, genauso wenig wie du das hellgrüne Leuchten nicht siehst. Viel zu sehr bist du vom Anblick des Dolches fasziniert.
Rot. Schwarz. Silber.
Seine Farben.
Danke geht an: Tashgan, kokosnuss, Leaky Cauldron anno1985, amor et psyche; verbindet uns der Wahnsinn nicht alle ;), LadyFaith, Luthien, Morgain le Faye, Maruchina, BussiMausi, xerperus, teufelchennetty, kamikey für ihre Kommies
Vanillia und Sssnitch für ihre tolle Unterstützung....
