Kapitel 3

Darth Maul sog scharf die Luft ein, als der Gotalianer ihm den Preis für die Reparatur und Nachfüllung der Treibstoffkammern seines Schiffes nannte. Die Frau an seiner Seite blickte skeptisch von einem zum anderen und runzelte die Stirn. Sie hatte nicht die mindeste Vorstellung, wieviel hunderttausend republikanische Credits waren, aber es hörte sich nach viel an – und die Reaktion des Sith bestätigte sie in ihrer Vermutung.

Er hatte nicht annähernd so viel bei sich – und die Chipkarte seines Meisters konnte und wollte er hier im Schmugglerhafen von Teranu nicht belasten. Eine so große Barabhebung würde den Jedi trotz des angeblichen Bankgeheimnisses nicht verborgen bleiben. Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, dem feist grinsenden (falls man dieses Verziehen der haarigen Mundwinkel überhaupt als Grinsen bezeichnen konnte) Gotalianer den Kopf abzuschlagen, da mischte sich Shahi in die Verhandlung ein.

„Das ist aber sehr viel, mein Freund!", schnurrte sie den Werkstättenbesitzer an und schob ihre hellgraue Kapuze zurück. „Ich bin sicher, wir werden uns einigen können, aber Hunderttausend... soviel ist das Schiff doch schon fast gar nicht mehr wert..." Ihre Finger strichen zärtlich über die dreckverschmierten Arme des Wesens und ihre Augenlider flatterten wie nervöse antarische Schmetterlinge. Der Gotalianer gab ein skeptisches Knurren von sich und betrachtete die Sucbu genauer, während ihre Hände seinen Oberkörper immer weiter erkundeten.

Darth Maul spürte wie ihm vor Wut das Blut in den Kopf schoss und er riss seine Begleiterin unsanft vom Mechaniker weg. „Entschuldigt uns bitte einen Augenblick!" Er zerrte Shahi einige Schritte mit, dann drehte er sich ihr zu und fasste sie hart an den Schulter: „Was tust du da? Das Schiff ist viel mehr wert als hunderttausend Credits und außerdem bezweifele ich, daß Gotalianer auf Zabraks stehen!", fauchte er ihr zu und seine gelben Augen verschossen tödliche Blitze.

Sie drehte sich so weit sie konnte im Griff ihres „Beschützers" um und winkte dem verwirrten Mechaniker zu, dann antwortete sie leise zischend: „Was weiß ich wie viel das an Geld ist. Es ist mir auch egal, aber ich will hier weg bevor die Jedi kommen oder sich meine Körperzellen beginnen zu bekämpfen – die Umwandlung dauert normalerweise mindestens zwölf Stunden und die hatte ich nicht. Und jetzt laß mich die Verhandlungen führen, ja?"

„Nein. Du verscherbelst mir am Ende noch mein Schiff für irgendeine Nusschale, die es in einem Lichtjahr nicht nach Coruscant schaffen würde!"

„Was glaubst du eigentlich, mit wem du es zu tun hast? Wenn ich mit dem Kerl fertig bin wird er dir die Hülle noch poliert haben und ein Stück Us'ra-Schokolade auf deinem Kopfkissen hinterlegen!" Sie wand sich aus seinem Griff und lächelte dem immer noch reglos dastehendem Gotalianer zu. Bevor sie jedoch einen Schritt gehen konnte hatte der Sith sie schon wieder gepackt, diesmal am Ellenbogen: „Wie ich schon sagte: ich bezweifle, daß du mit Sex hier weiterkommst!"

„Wer sagt, daß ich ihm meinen Körper anbiete? Er ist ein Mann und Männer sind alle gleich, egal welcher Spezies sie angehören. Streichle ihr Ego, laß sie gewisse Fantasien entwickeln und der Rest ist ein Kinderspiel – sag mir lieber, wie viel Credits wir überhaupt haben und bis wohin ich ihn drücken muß!", flüsterte sie und mühte sich, seine behandschuhten Finger von ihrem Arm zu lösen.

Maul schnaubte wütend und löste den Griff. „Zweiundvierzigtausend. Und wenn das nicht reicht hätte ich noch eine Sucbu für den Sklavenmarkt am Ende der Straße anzubieten." Er schaute ihr zornig hinterher, als sie zu dem Gotalianer hinüber trippelte und in gutturalen Tönen auf ihn einredete, die Hände wieder sanft über dessen Oberkörper streichelnd... ‚Ich bekomme Kopfschmerzen...', dachte er und rieb sich die Schläfen.


Die beiden Jedi verfolgten weiterhin den Strom der Partikel, die aus der defekten Antriebskammer des Sithraumers entwichen waren und so eine Brotkrumenspur hinterlassen hatten. Im Orbit um Bakura allerdings verwischte sich die Spur – der gegnerische Pilot hatte einige Planetenumrundungen vollzogen, bevor er in die Atmosphäre eingetaucht war. Im gesamten Orbit waren Energiepartikel verteilt und es war nahezu unmöglich nachzuvollziehen, wo das Schiff ungefähr niedergegangen sein mußte.

Meister Khin nickte anerkennend – ihr Gegner war nicht nur schnell und draufgängerisch, er war auch schlau genug seine Verfolger noch auf den letzten Metern abzuschütteln. Nun blieb ihnen wirklich nur noch die drei Raumhäfen abzusuchen, die bekanntermaßen Schmugglern und anderen Verbrechern Hilfe und Unterschlupf zu horrenden Preisen anboten. „Nun denn. Versuchen wir es zuerst in Morial, dann in Teranu und zuletzt in Kasak."

Sein Padawan schüttelte mißbilligend den Kopf, widersprach aber nicht. Er hätte zuerst in Kasak gesucht, dem größten der drei Häfen. Flüchtlinge suchten immer die Masse zum Untertauchen und was wäre besser als ein großer Schmugglerhafen mit vielen Werkstätten die sich zudem noch untereinander Konkurrenz machten und so die Preise drückten?

Uta Khin lächelte und ahnte, was sein Schüler gerade dachte. ‚Wahrscheinlich hält er mich für faul, wenn ich darauf bestehe, zunächst die kleinen Häfen zu durchsuchen.', überlegte er und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Natürlich würde jeder normale Flüchtling zuerst in Kasak versuchen unterzutauchen anstatt in einem kleineren Hafen, wo eindeutig durch Beschuss entstandene Schäden auffallen mußten wie rosa Wookiees. Aber etwas sagte ihm, daß der Pilot des schwarzen Raumers kein gewöhnlicher Flüchtling war, sondern Erfahrung hatte im galaktischen Versteckspiel.

„Sorassu, ich glaube, daß der Retter unserer Sucbu ein angeheuerter Außenweltler ist. Ein Kopfgeldjäger wahrscheinlich. Und ein guter dazu."

„Wie kommt Ihr darauf, Meister?", fragte der Padawan und schwenkte in eine niedrige Umlaufbahn um Bakura ein.

„Weil der Planet Bastion von Nirauan aus näher gewesen wäre. Aber dort ist man der Republik freundlicher gesonnen als hier. Wir tun auf Bakura gut daran, uns nicht als Jedi erkennen zu geben." Er zwinkerte seinem Schüler zu und fuhr fort: „Wir wollen uns ja nicht sofort alle Türen verschließen, nicht wahr?"

Der Padawan seufzte innerlich und steuerte auf die Koordinaten zu, die für Morial im Bordcomputer angegeben waren. Wie immer gelang es seinem Meister ihn auf seine Denkfehler aufmerksam zu machen ohne sie direkt anzusprechen. Ja, ein guter Kopfgeldjäger würde immer den unwahrscheinlichsten Weg gehen, um Verfolger abzuschütteln.


Immer noch fassungslos über das Verhandlungsgeschick seines „Schützlings" rührte Darth Maul in seiner Champasuppe und bemühte sich, Shahi nicht zu fragen, wie es ihr gelungen war, den Gotalianer im Preis auf dreißigtausend Credits zu drücken und zudem zu einer Nachtschicht zu bewegen, so daß sie spätestens am folgenden Nachmittag weiterfliegen konnten.

Die Sucbu schaute sich in der schmuddeligen Taverne neugierig um und kaute beiläufig an einer Brotrinde. Sie hatte noch nie so viele unterschiedliche Rassen an einem Ort gesehen. Die zahlreichen Gäste dieser Spelunke hingegen widmeten den beiden Zabraks nur wenig Aufmerksamkeit. Getreu dem alten Sprichwort: „Egal wo du hinkommst – ein Zabrak war schon da!" interessierte sich kaum jemand für das farbenprächtig tätowierte Pärchen.

„Wir brauchen noch eine Unterkunft für heute Nacht.", sagte die junge Frau und widmete sich wieder ihrem zappelnden Salat – was immer auch darin war, es nervte sie und würde innerhalb der nächsten Sekunden von ihrem Teller seziert werden.

Der Sith verzog angewidert das Gesicht und schob die ungenießbare Suppe beiseite. „Das könnte schwierig werden." Er deutete mit dem Kopf auf eines der vielen Plakate, auf denen zwei Gamorreaner abgebildet waren, die mit einer riesigen vierköpfigen Bestie kämpften. „Morgen scheint hier ein großer Schaukampf stattzufinden, wenn ich das richtig lese. Die Pensionen werden ausgebucht sein."

Shahi schaute nicht auf, sondern wühlte weiter in ihrem Essen, bis sie einen schleimigen dicken Wurm gefangen hatte und mit spitzen Fingern aus den Salatblättern zog. Das Gewürm gab schnatternde Protestlaute von sich und die junge Frau ließ es wieder zurück auf ihren Teller fallen. Grüngesichtig schob sie diesen nun ebenfalls beiseite und hielt sich eine Serviette vor den Mund. Der Appetit war ihr gründlich vergangen und ein Blick auf das Plakat mit den Gamorreanern regte ihn auch nicht unbedingt wieder an. „Irgendwo müssen wir aber die Nacht verbringen, und auf dem Schiff wird das nicht sein. Ich möchte nämlich etwas schlafen und nicht von Handwerkern mit Nuthammern und Schweißern wachgehalten werden!"

„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: dies ist keine Vergnügungsreise sondern eine FLUCHT!", zischte Darth Maul und schlug so heftig mit der flachen Hand auf die Tischplatte, daß das Geschirr darauf klapperte.

Die Gespräche in der Kneipe verstummten kurz und etliche Augen wendeten sich dem zankenden Paar zu. Vielleicht gab es ja noch eine kleine Showeinlage zu beobachten – Zabraks waren für ihren Starrsinn bekannt und ein Streit könnte höchst amüsant werden für die Zuschauer... Einige Gäste drehten bereits ihre Stühle zurecht, um nur ja nichts zu verpassen.

Maul kochte vor Wut – wenn sein Meister sie nicht unversehrt haben wollen würde, er hätte ihr auf der Stelle den Hals umgedreht. Allein schon dafür, daß sie ihn seine Beherrschung vergessen ließ und so unnötige Aufmerksamkeit auf sich zog.

Shahi schluckte – die Sith waren nicht für ihr Verständnis und ihre Nächstenliebe bekannt – ihr Gegenüber zu reizen könnte schmerzhaft werden. Andererseits konnte sie einfach nicht widerstehen! Er war so leicht aus der Fassung zu bringen... eben nur ein Mann... Sie verkniff sich ein Kichern und überlegte, wie sie die Aufmerksamkeit der Gäste loswerden konnte. Mit einer eleganten Bewegung glitt sie auf die andere Tischseite und schlang ihrem „Beschützer" ihre Arme um den Hals: „Schweig jetzt Stille und hör mir zu!", gurrte sie und das enttäuschte Gemurmel der Gäste bestätigte sie in ihrer Einschätzung, daß eine Versöhnung nicht so interessant zu beobachten war wie ein „Ehestreit". „Ich will hier weg. Nicht weniger dringend als du. Aber im Gegensatz zu dir kann ich andere auch ohne die Macht zu benutzen zu Dingen bringen, die ihnen sonst nie in den Sinn kommen würden. Und ich weiß, wie man sich bedeckt hält, ohne alle Zeugen unbedingt aus dem Weg räumen zu müssen oder so einzuschüchtern, daß sie nie wieder den Mund aufmachen!"

So sehr sich Maul auch innerlich sträubte, die Sucbu hatte Recht. Ihr Schauspiel eben hatte die Aufmerksamkeit der Kneipenbesucher von ihnen abgebracht – wenn er mitspielte, würde sich niemand in ein oder zwei Tagen noch an sie beide erinnern. Eine Unterkunft zu suchen war „normal" und unauffällig. Er rang sich wieder zur Disziplin durch und nickte. „Gut. Auf deine Art. Vorläufig." Er atmete tief durch. „Und jetzt setz dich wieder auf deinen Platz."

Sie grinste und tat, was er ihr gesagt hatte. ‚Sturkopf! Aber ich bekomme dich schon klein...', dachte sie und wünschte sich sehnlichst etwas Genießbares im Magen.


„Kauft Karten und ihr bekommt eine Ecke im Schlafsaal!" Der riesige Niktorianer verschränkte die Arme vor der Brust und schaute triumphierend auf das Zabrak – Paar herunter. „Keine Karten, kein Schlafplatz! Und es wird kalt draußen in der Nacht..."

Darth Maul knirschte mit den Zähnen. Egal in welcher Pension sie gefragt hatten – Unterkünfte gab es nur für Besucher des morgigen Schaukampfs. Er wollte keine Karten für die Arena, er wollte auch nicht in einem riesigen stinkenden Schlafsaal mit dutzenden anderer schlafen – er hätte sich einfach in eine windgeschützte Ecke setzen und meditieren können, aber neeein, Mylady bestand auf die perfekte Tarnung.

„Was kosten die Karten?", fragte Shahi und plinkerte mit den Augen, was den Niktorianer allerdings kaum zu beeindrucken schien.

„Zwanzig Credits pro Kopf."

„Und die Unterkunft?", fragte Maul und ahnte die Antwort.

„Nun... die ist bei DER Nachfrage nicht ganz so günstig..." Der Verwalter grinste selbstgefällig, „...zur Zeit steht der Kurs bei 250... pro Person... ein absoluter Freundschaftspreis!"

„540 Credits für einen Platz im Schlafsaal und Karten für ein barbarisches Schauspiel? DAS IST WUCHER!", brauste Shahi auf und fuchtelte mit den Armen herum.

„Wenn ihr Euch jetzt entscheidet bekommt ihr noch das Angebot... in ein paar Stunden, spätestens wenn der Sturm aufzieht, wird es teurer..."

„Aber Schatz... sooooo teuer ist es doch nicht! Und wir haben doch morgen eh noch nichts vor, warum also nicht diesen tollen Kampf anschauen?", fragte Maul grinsend seine Begleiterin.

Shahi starrte Maul ungläubig an – dann verengte sie die Augen zu schmalen Schlitzen und fauchte: „Einverstanden, Schatz..."

Der Geruch im Schlafsaal war ungefähr so ansprechend wie das Essen in der Taverne, ebenso die anderen Gäste der Pension. In kleinen Nischen lagen schmutzige Bündel von Lumpen, einige waren noch unbelegt, in anderen lümmelten sich bereits Mitglieder verschiedenster Spezies auf den Lumpen und beäugten die Neuankömmlinge mißtrauisch, als diese vom selbstzufriedenen Verwalter zu ihrer Nische geführt wurden. „Willkommen in Teranu und einen wundervollen Aufenthalt wünsche ich!" Der Niktorianer deutete eine vor Ironie triefende Verbeugung an und zog sich schleunigst zurück.

„Wahrscheinlich nehmen die Pensionen hier in der Zeit der Wettkämpfe das ein, was sie sonst im ganzen Jahr nicht verdienen.", grummelte die Sucbu und untersuchte die ihnen zugewiesene Nische mißtrauisch im matten Schein der Halolampen, die in unregelmäßigen Abständen in den Wänden angebracht waren.

Maul schubste sie unsanft in die Nische und grinste: „Dann Gute Nacht, mein Schatz!" Mit einem Schwung warf er ihr Gepäck hinterher, das sie bestanden hatte aus dem Schiff zu holen und er „der Tarnung wegen" tragen durfte. Er schickte sich gerade an, sich vor der Nische auf den Gang zu setzen, als sie ihn am Kragen packte und in die Nische zerrte.

„Willst du etwa so weit weg von mir schlafen, Schatz?", fauchte Shahi und funkelte ihn böse an.

Darth Maul seufzte innerlich, kontrollierte seinen Puls und rollte sich neben seinem widerspenstigen Schützling zusammen. Dieser Auftrag kostete ihn Nerven. Wenn sie unbedingt schlafen wollte – bitte sehr, er würde Wache halten, etwas meditieren vielleicht und darauf warten, daß es Morgen wurde.

Hoffentlich bestand sie nicht wirklich darauf, zum Schaukampf zu gehen. Aber er brauchte nicht die Hilfe der Macht um zu wissen, daß sie schon allein um ihn zu ärgern darauf bestehen würde.

‚Meister, warum tut Ihr mir das an?', dachte er und zog sich die Kapuze seines Mantels über den Kopf.

Shahi rollte sich ebenfalls in ihren Mantel gehüllt zusammen und achtete darauf, den Sith nicht zu berühren. Als der erste Krampf sie durchzuckte atmete sie tief ein und unterdrückte die Schmerzenslaute. Sie hatte gehofft, ein abschließbares Zimmer zu bekommen um die genetische Umwandlung ungestört zumindest so weit fortführen zu können, daß diese Nebenwirkungen nicht einsetzen würde. Sie biss sich auf die Lippen und gestattete sich, sich selbst zu bedauern.

‚Mutter tot, der Orden ausgelöscht und meine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen. Gerettet von den Sith, denen ich wohl auch noch Dank schulde – und deren eine Hälfte mich abgrundtief haßt. Kein besonders guter Schnitt wenn man bedenkt, daß ich die andere Hälfte bisher noch nicht einmal kennengelernt habe...' Sie rutschte etwas näher an den Sith heran, so daß sich ihre Rücken berührten. Ob er sie nun am liebsten Köpfen würde oder nicht. Im Moment brauchte sie dringend etwas Körperwärme um sich zu trösten.

Darth Mauls Puls beschleunigte sich bei dieser Berührung unwillkürlich und er riss die Augen weit auf. ‚Was zur Hölle...'