Spiel ohne Grenzen – Runde 2

Die Heldinnen, die ich hier verwende, sind nicht frei erfunden, sondern aus den Comics übernommen (siehe Eins vorne weg: Meine Kämpfe sind sehr detailliert dargestellt und vermutlich auch manchmal brutaler als in der Serie - aber ich wollte sie lieber realistisch als fernsehtauglich darstellen. Wer eine Meinung dazu hat, ich hör sie mir gerne an.

Disclaimer: Nein, ich hab immer noch nichts von den Firmen gehört. Anscheinend schenken sie mir die Rechte doch nicht.

Kampf Nr. 1: Starfire vs. Wonder Girl

Starfire fühlte sich etwas seltsam, als sich ihr Körper wieder materialisierte. Sie hatte es schon merkwürdig gefunden, als sie sich in dieser riesigen Halle wiedergefunden hatte, aber nun befand sie sich in einem noch sonderbareren Gebäude. Der Boden bestand aus festgetretenem Sand und war in weitem Umkreis von steinernen Tribünen umgeben. An einigen Wänden, die sich unter den Tribünen befanden, konnte sie schwere, aus Holz und Eisen bestehende Tore sehen. Das Gebäude erinnerte sie ein bisschen an eins, das Robin ihr bei einem Rundgang durch Jump City einmal gezeigt hatte... „Stadion" hatte er genannt. Aber das Gebäude hier sah viel älter aus.

„Starfire gegen Wonder Girl!"

Als sie die Stimme des Meisters hörte, schrak sie aus ihren Gedanken hoch und sah sich hastig um. Tatsächlich, die schwarzhaarige Amazone stand etwa ein Dutzend Schritte hinter ihr und betrachtete offenbar ebenfalls das Gebäude. Als sie Starfires Blick auf sich fühlte, sah sie das rothaarige Mädchen an. Ihr Blick war tadelnd.

„Hätte ich gewollt, dann hätte ich dich von hinten angreifen können", rügte sie die Außerirdische ernst. „Du solltest niemals so fasziniert von deiner Umgebung sein, dass dich jemand wie ich von hinten angreifen kann."

„Ich bitte um Verzeihung", murmelte Starfire und wurde rot. Schon wieder hatte sie sich wie ein kleines Kind benommen. Das musste unbedingt aufhören! Aber wenigstens hatte ER sie nicht so gesehen. Sonst wäre sie vor Scham im Boden versunken...

„Kennst du dieses Gebäude?", fragte sie ihre Gegnerin, als diese keinerlei Anstalten machte sie anzugreifen. Dennoch begab sie sich in Kampfposition. Vorsichtshalber. „Ich glaube nicht, dass ich so etwas schon einmal in Jump City gesehen habe."

Die Lippen der Amazone zuckten leicht. „Das sollte mich auch wundern", entgegnete sie leicht lächelnd. „Das hier sieht aus wie ein Kolosseum, eine Arena für Kampfspiele im alten Rom. Solche Gebäude werden schon seit zweitausend Jahren nicht mehr gebaut."

„Oh", machte Starfire. Nach einer kurzen Pause fragte sie zögernd: „Aber wieso sollen wir ausgerechnet in einem solchen Bauwerk kämpfen?"

„Ich weiß es nicht", entgegnete Wonder Girl und warf noch einen letzten Blick auf die sie umgebende römische Architektur, bevor sie sich ebenfalls in Kampfstellung begab. Sie lächelte. „Aber die Umgebung sollte uns nicht vom Kampf abhalten. Wehr dich!"

Mit diesen Worten stieß sie sich vom Boden ab, sprang auf Starfire zu und schlug nach dem Gesicht ihrer Gegnerin. Das rothaarige Mädchen hatte kaum genug Zeit, um der Attacke auszuweichen, als Wonder Girl auch schon landete und einen weiteren Schlag auf Starfires Bauch ausführte. Diese blockte den Schlag etwas ungelenk mit dem rechten Arm ab und schlug nach ihrer Gegnerin. Wonder Girl fing ihre Faust im Flug ab, grinste sie kurz an und schleuderte Starfire einige Schritte weit von sich weg. Das Mädchen fing sich sofort wieder, aber Wonder Girl griff nicht an.

„So, mit dem Aufwärmtraining wären wir fertig", verkündete das schwarzhaarige Kriegermädchen mit glitzernden Augen und ließ ihre Fingerknöchel knacken. „Ich hoffe aber, dass du noch etwas mehr draufhast als das."

Starfire hatte keine Zeit zu antworten, denn im selben Augenblick wurde sie auch schon wieder angegriffen. Es stand einwandfrei fest, dass sie ihrer Gegnerin in Kampftechnik unterlegen war – die Amazone musste viele Jahre trainiert haben. Obwohl ihr der Gedanke nicht gefiel, musste sie zugeben, dass wahrscheinlich sogar Robin Probleme mit Wonder Girl haben würde. Sie biss die Zähne zusammen, als sie einen Fußkick der Amazone mit dem Arm abwehrte. Die Kriegerin hatte Kraft, das musste man ihr lassen. Sie war inzwischen schon zweimal getroffen worden, einmal an der Schulter und einmal in der Bauchgegend, und sie hatte es nur ihrer großen Körperkraft zu verdanken, dass sie nicht zu Boden gegangen war. Aber so konnte es nicht weitergehen.

Sie versuchte eine der Techniken anzuwenden, die Robin ihr einmal gezeigt hatte. Als Wonder Girl ihren nächsten Treffer anbringen wollte. Sie drehte sich vom Arm ihrer Kontrahentin weg, ergriff ihn und riss die Amazone nach vorn. Gleichzeitig zielte sie mit ihrem Ellbogen nach dem Gesicht der anderen Superheldin, aber diese hob ihren anderen Arm noch früh genug, um den Stoß abwehren zu können. Gleich darauf riss sie sich los und wich einen Schritt zurück.

„Du bist doch nicht so unbedarft, wie ich gedacht habe", bemerkte sie und sah Starfire wachsamer als vorher an.

„Hast du etwa geglaubt, was meine Schwester vorhin über mich gesagt hat?", fragte Starfire, während sie ihre Gegnerin genau im Auge behielt. Dieser eine Kunstgriff war im Grunde reine Glückssache gewesen. Normalerweise verließ sie sich im Kampf mehr auf ihre Starbolts, aber dafür hatte sie bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt. Außerdem zögerte sie, ihr Sternenfeuer gegen eine so ehrenhafte Gegnerin einzusetzen.

Wonder Girl grinste kurz und strich ihre Haare zurück. „Nein", entgegnete sie. „Ich habe geglaubt, dass ich euch BEIDEN haushoch überlegen bin. Und ich glaube es noch."

Gleich darauf riss Starfire die Augen auf, als Wonder Girl plötzlich vom Boden abhob und sie aus einem Meter Höhe musterte. Sie schalt sich eine Idiotin. Natürlich hatte ihre Gegnerin noch nicht alles gegeben, was sie hatte! Aber die Titans hatten fast gar keine Feinde, die fliegen konnten, deshalb war sie nicht darauf gefasst gewesen. Sie überwand den Schock jedoch schnell, erwiderte das herausfordernde Grinsen ihrer Kontrahentin und begann ebenfalls zu schweben. Der selbstsichere Ausdruck verschwand aus Wonder Girls Gesicht.

„Sieh an", meinte sie. „Und ich dachte, deine Körperkraft wäre das einzig Außergewöhnliche an dir. Schön, dann wollen wir mal einen Gang zulegen!"

Mit diesen Worten schoss sie auf Starfire zu und rammte das Mädchen gegen eine Steinwand. Starfire stöhnte kurz, aber sie war noch lange nicht geschlagen. Sie hatte Monster wie Cinderblock überlebt und sie würde auch das überleben! Sie packte Wonder Girls Arm, löste sich von der Wand und schleuderte die überraschte Heldin neben sich gegen die Wand. Da ihre Gegnerin so stark war wie sie selbst, würde ihr das nicht viel ausmachen, aber es gab Starfire die Zeit, um zwei Starbolts vorzubereiten und mit einem Kampfschrei auf Wonder Girl zu schleudern.

Als sich der Rauch wieder verzog, war die schwarzhaarige Heldin auf den Knien. Dieser Anblick ließ die nächsten Starbolts, die Starfire gerufen hatte, wieder verlöschen. Hatte sie etwa übertrieben? Hatte sie die andere Heldin schwer verletzt?

„Wirklich gut", hörte sie Wonder Girls Stimme. Sie hustete. „Wirklich gut. Kann Blackfire das auch?"

Starfire stutzte kurz. Wieso wollte Wonder Girl das wissen? „Ja."

„Gut", meinte die Heldin und sah zu Starfire auf. Sie hatte ein paar Schrammen im Gesicht, aber sie schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. „Dann kenne ich jetzt auch ihren Kampfstil, wenn ich gegen sie kämpfen muss."

Mit diesen Worten fuhr ihre Hand blitzschnell an ihren Gürtel und hakte das Lasso los, das daran festgemacht war. In einer einzigen fließenden Bewegung ließ sie das Lasso auf Starfire zu schnellen. Diese war einen Moment zu lang verblüfft und das magische Seil wickelte sich um ihren Knöchel. Sie hatte nicht einmal genug Zeit, um einen Schrei auszustoßen, bevor Wonder Girl an dem Lasso zog und Starfire aus der Luft holte. Das Mädchen landete hart im Staub der Arena. Sie spuckte Sand.

„Gibst du auf?", hörte sie Wonder Girls Stimme.

„Nein!", erwiderte sie laut und versuchte sich hoch zu stemmen.

„Schade", sagte ihre Gegnerin und zog mit ihrer ganzen Kraft am Lasso. Da das magische Seil noch immer an Starfires Knöchel haftete, wurde das Mädchen hochgerissen und von Wonder Girl gegen eine der Wände des Kolosseums geschleudert. Sie stöhnte auf. Noch blutete sie nirgends, dazu war ihre Haut zu widerstandsfähig, aber der Druck einer Steinwand gegen den eigenen Körper war auch für eine Tamaranianerin nicht angenehm.

„Gibst du auf?", wiederholte Wonder Girl ihre Frage. „Ich kann noch lange so weitermachen."

Statt einer Antwort ließ Starfire einen Starbolt in ihrer Hand entstehen. Bevor sie ihn jedoch abschießen konnte, wurde sie schon wieder hochgerissen und über Wonder Girls Kopf herumgewirbelt. Anschließend löste die Amazone das Lasso von Starfires Fuß und ließ das arme Mädchen gegen eine der schweren beschlagenen Türen fliegen. Da Wonder Girl sie mit ganzer Kraft geschleudert hatte, durchbrach Starfire diese Tür und prallte ein paarmal auf dem Steinboden des Ganges auf, bevor sie schließlich liegen blieb. Ihr Kopf dröhnte. Normalerweise war sie entweder schneller oder stärker als ihre Gegner, aber Wonder Girl war ihr in beiden Bereichen ebenbürtig. Und ihr Lasso war eine furchterregende Waffe.

Als sie sich aufrichten wollte, wurden plötzlich ihre Handgelenke gepackt und zu Boden gepresst. Gleichzeitig setzte sich Wonder Girl auf Starfires Beine, um sie vollständig bewegungsunfähig zu machen. Die Heldin sah ernst aus, als sie auf Starfire hinuntersah.

„Gib bitte auf", bat sie die Tamaranianerin. „Ich weiß nicht, wie viel du noch aushältst, aber ich will dich nicht ernsthaft verletzen."

Starfire versuchte sich loszureißen, aber Wonder Girls Griff war stählern. Schließlich entspannte sie sich und sah ihrer Gegnerin in die Augen. „Ich bin nicht so schwach, wie du denkst. Ich kann noch viel mehr aushalten. Die Frage ist..." Ihre Hände begannen grün zu leuchten. „... wie viel du noch aushalten kannst."

Damit ließ sie die Starbolts fliegen. Die grünen Energiekugeln flogen direkt an die Decke und explodierten dort. Als Wonder Girl bestürzt nach oben sah, fielen bereits die ersten Steine auf die beiden Mädchen herunter. Starfire nutzte die Gelegenheit, um noch zwei Starbolts an die Steindecke zu schießen, die der Konstruktion endgültig den Rest gaben. Die Steinmassen gaben nach und begruben die Mädchen unter sich.

Eine knappe Minute später hörte der Lärm wieder auf und der Staub begann sich langsam wieder zu legen. Einige Meter steinerner Tribüne, die über dem Gang durch das Kolosseum gebaut worden waren, waren durch Starfires Beschuss eingestürzt und hatten die Gegnerinnen unter einer riesigen Schicht Stein begraben. Einige Momente lang herrschte völlige Stille, bis schließlich eine Stelle im Schutthaufen zu zittern begann.

Im nächsten Augenblick schoss Starfire hervor, sodass Steine in alle Richtungen flogen. Sie hielt den reglosen Körper von Wonder Girl fest umschlungen und presste ihn fest an sich. Die Heldin lebte noch, so viel konnte Starfire sehen, aber offenbar war sie bewusstlos. Nun, Starfire wäre es wohl nicht besser ergangen, wenn sie Wonder Girl nicht gepackt und als Schutzschild gegen die Steine benutzt hätte. Immerhin war ihre Theorie aufgegangen. Aber wenn die andere Heldin nicht so stark gewesen wäre wie Starfire selbst, dann hätte sie vielleicht nicht überlebt.

Sie wollte sich mit der anderen Heldin gerade auf den Boden sinken lassen, als diese plötzlich in einem grellen Lichtblitz verschwand. Starfire sah verdattert auf ihre Hände hinab. Dann hörte sie die Stimme des Meisters der Spiele.

„Gewinner: Starfire!"

Das Mädchen brauchte noch ein paar Sekunden, um diese Nachricht zu verdauen, aber dann begann sie zu lächeln und fuhr sich mit der Hand durch die staubigen Haare. Sie hatte gewonnen! Sie konnte ja später nachsehen, wie es Wonder Girl ging, aber dem Mädchen fehlte sicher nicht viel, schließlich hatte sie die Starbolts auch unbeschadet überstanden. Jetzt zählte nur, dass sie gewonnen hatte! Robin wäre jetzt mit Sicherheit sehr stolz auf sie. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Und eine andere Person würde sehr, sehr enttäuscht sein.

Nach diesem Gedanken verschwand auch sie in einem roten Lichtblitz.