Spiel ohne Grenzen – Runde 2

anotefromtheotherside: Danke für den Kommentar, hab eigentlich gar nicht mit einem gerechnet. Aber ich war auch nicht in der Stimmung, alles von vornherein auf Englisch zu schreiben. Hoffe, dass dir diese beiden Kapitel auch gefallen.

Disclaimer: Und ich dachte, jeder hätt's kapiert... die Teen Titans sind nicht mein Eigentum.

Kampf Nr. 2: Magenta vs. Raven

„..."

Mit emotionslosem Gesicht, jedoch mit hochgezogener Augenbraue sah Raven sich um. Vor einem Moment war sie noch in dieser komischen Halle gewesen, zusammen mit den anderen sieben Superheldinnen, dann war wieder dieses Teleporter-Licht erschienen und hatte sie ... weggebeamt, zumindest wäre das Beast Boys Ausdruck dafür gewesen.

„... Nett", kommentierte sie ironisch. „Beinahe so unordentlich und schmutzig wie der Gemeinschaftsraum im Tower."

Sie besah die Umgebung etwas genauer. Sie befand sich offenbar in einer schon seit langer Zeit verlassenen Fabriksanlage. Um sie herum sah sie Dutzende riesige und Hunderte kleinere Maschinen, eine Unmenge von Metallteilen jeglicher Art und Größe – und eine nicht zu übersehende Menge an Staub und Schmutz. Die Luft war abgestanden und roch beißend nach Öl, Ruß und einigen Aromen, die sie gar nicht erkennen wollte. Die dunkle Heldin rümpfte die Nase. Wenn sie den Meister der Spiele richtig einschätzte und er sie praktisch an jeden Ort schicken konnte, an den er wollte, wieso hatte er dann ausgerechnet diese Müllhalde ausgesucht?

Vielleicht gab es dafür einen speziellen Grund? Raven sah ruhig nach links und rechts, innerlich war sie aber äußerst angespannt. Sie hatte nicht vergessen, warum sie hier war. Die anderen Heldinnen, vor allem Starfire, würden sie vermutlich nicht aus dem Hinterhalt angreifen, aber hier waren eben nicht nur Heldinnen im Spiel. Blackfire würde sich womöglich überlegen genug fühlen, um sie offen herauszufordern, aber Jinx kannte Ravens Stärke sehr genau. Der bleichen Hexe wäre es mit Sicherheit eine Freude, Raven von hinten angreifen zu können. Sie musste vorsichtig sein.

Langsam setzte sich die düstere Heldin in Bewegung. Ihre übermenschlich scharfen Sinne suchten ihre Umgebung nach jeder Unregelmäßigkeit ab, während sie weiterhin überlegte. Sie hatte keine Ahnung, ob der Meister die Kampfpaare nach einem bestimmten System auswählte, oder ob er den Zufall regieren ließ. Für das System sprach allerdings, dass keine Heldin an einem bestimmten Kampfplatz einer anderen deutlich überlegen sein durfte. Das hieß, dass er zum Beispiel Terra nicht in einer Wüstengegend kämpfen lassen würde, wo sie kaum Steine hatte, die sie verwenden konnte. Sie hatte hier viele schwere Gegenstände, die sie zum Kampf verwenden konnte, die meisten davon aus Metall. Das deutete auf eine ganz besondere Heldin als Gegnerin hin...

Wie aufs Stichwort hörte sie plötzlich die Stimme des Meisters: „Magenta gegen Raven!"

Raven blieb stehen, als ihr telepathischer Sinn ein menschliches Bewusstsein ganz in der Nähe aufspürte. Sie sah nicht hoch, aber sie schlug ihre Kutte zurück und zeigte ihre Hände, die vor schwarzer Energie glühten.

„Du hast nicht gerade überrascht ausgesehen, als der Meister meinen Namen genannt hat", erklang plötzlich Magentas Stimme irgendwo aus der Halle.

„Die anderen können ihre Kräfte jederzeit nutzen", entgegnete Raven. „Aber du brauchst unbedingt Eisen, um effektiv kämpfen zu können. Also ist dieser Platz für dich ideal."

„Gut erkannt", meldete sich die andere Heldin wieder und trat ins Licht. Sie stand einige Meter über Raven auf einem Baugerüst und musterte die dunkle Gestalt unter ihr interessiert. „Im Gegensatz zu den anderen benutzt du anscheinend auch deinen Kopf, nicht nur deine Instinkte. Es hat wohl auch keinen Sinn zu versuchen, dich irgendwie aus der Ruhe zu bringen wie deine Freundin, oder?"

„Kaum."

Magenta nickte. Eine Metallplatte erzitterte, schüttelte den Staub ab und schwebte zu der Heldin hin. Diese stellte sich auf die Platte, ohne Raven aus den Augen zu lassen. „Dann sollten wir gleich anfangen, oder?"

Statt einer ziemlich überflüssigen Antwort griff Raven mit ihren Kräften nach einem Container mit Eisenschrott, hob ihn in die Höhe und warf ihn auf ihre Gegnerin. Diese wich mit ihrem fliegenden Untersatz aus, streckte die Hände nach einem großen Haufen von Schrauben aus und warf mehrere Dutzend der kleinen Geschosse nach Raven. Die Augenbrauen der Zauberin zuckten, als sie die Hand ausstreckte und einen schwarzen Schutzschild um sich schuf, an dem die Schrauben abprallten.

„Süß", kommentierte sie. „Mit so kleinen Sachen habe ich früher auch gespielt."

Eigentlich war das nur eine kleine Stichelei gewesen, aber Raven hatte die Reaktion ihrer Gegnerin gründlich unterschätzt. Magentas Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze. In ihrer Umgebung rieselte Staub zu Boden, als unzählige Metallgegenstände zu zittern begannen. Das Baugerüst hinter ihr hielt dem Druck schließlich nicht mehr stand und fiel mit großem Geschepper in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Magenta hatte die Hände zu Fäusten geballt.

„WAGE ES NICHT, MICH ZU VERSPOTTEN!", schrie die Superheldin mit lauter, zorngetränkter Stimme.

Raven bemerkte natürlich, wie zwei Eisenträger in ihre Richtung flogen, um sie zu zerquetschen, daher fiel es ihr auch nicht sonderlich schwer, einige Meter höher zu schweben und den Geschossen auszuweichen. Dennoch war das Gewicht dieser Träger sicher beachtlich. Sie griff nach einigen Metallrohren, die von dem Baugerüst übrig geblieben waren und wehrte damit mehrere massive Eisenzylinder ab, die in ihre Richtung geschleudert wurden. Als das Bombardement aufhörte, ließ sie die arg mitgenommenen Rohre fallen.

„Du solltest mich lieber nicht reizen", hörte sie plötzlich die Stimme von Magenta. Sie klang irgendwie gepresst, so als hätte sie sich nur mühsam unter Kontrolle. Als Raven das Mädchen wieder sehen konnte, nachdem sich der Staub gelegt hatte, war der wilde Ausdruck aus dem Gesicht der Heldin verschwunden. Sie sah sogar... bestürzt aus, auch wenn sie es zu verbergen versuchte. „Ich kann sehr gefährlich sein, wenn ich die Kontrolle verliere, glaub mir. Besonders hier."

Raven gestattete sich ein leichtes Lächeln und schwebte auf gleiche Höhe wie Magenta. „Danke für den Rat", erwiderte sie. „Für mich gilt übrigens dasselbe. Aber wollen wir nun kämpfen oder reden?"

Magenta grinste und ihre Augen funkelten. Allerdings war sie nun wieder ruhig und gefasst. „Kämpfen natürlich."

Damit riss sie ihre Arme nach vorn und stieß einen Schrei aus. Raven baute instinktiv einen Schutzschild auf, was auch gut war, da in diesem Moment ein massiver Stützpfeiler neben ihr einknickte und einen großen Metallbottich in ihre Richtung stürzen ließ. Obwohl Raven hastig zur Seite flog, streifte der Bottich ihren Schutzschild und schleuderte sie zu Boden. Sie schaffte es gerade noch, sich abzufangen, bevor sie aufprallte, aber im selben Moment traf sie ein weiterer Eisenzylinder am Rücken. Sie schrie schmerzerfüllt auf.

„Tut mir Leid, Raven", hörte sie die Stimme ihrer Gegnerin. „Aber ich will diesen Wettkampf unbedingt gewinnen."

„Ich nicht", knurrte Raven und hob den Stützpfeiler mit ihren Kräften hoch. Mit einem lauten Schrei schleuderte sie ihn in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Ich WERDE ihn gewinnen!"

„Das wirst du NICHT!"

Raven stutzte kurz. Die Stimme klang auf einmal anders... so wild und zornig, genauso wie vorhin, als sie Magenta gereizt hatte. Hatte die andere Heldin etwa schon wieder einen Wutanfall? Als sie hinter sich ein Sirren hörte, riss sie ihren Schutzschild hoch. Nur eine Sekunde später prallten mehrere große Eisennägel an der schwarzen Energiewand ab. Ravens Augenbrauen zuckten. Diese Geschosse hätten sie schwer verletzen können... ZUMINDEST schwer verletzen.

„Raven! Bist du verletzt?"

Raven knurrte. Sie nahm kaum wahr, dass die Stimme ihrer Gegnerin angsterfüllt klang, weil sie genug damit zu tun hatte, ihre eigene Wut zu zügeln. Als sie Magenta wieder sehen konnte, griff sie nach der Metallplatte, auf der die Heldin stand und zog heftig daran. Das Mädchen kam aus dem Gleichgewicht und stürzte mit einem erschrockenen Schrei in die Tiefe, konnte jedoch noch rechtzeitig ein Metallrohr zu sich rufen, an das sie sich klammerte und das ihren Fall verlangsamte. Sanft setzte sie auf dem Boden auf.

„Bitte, es tut mir Leid", entschuldigte sich die Heldin. „Das wollte ich wirklich nicht. Es... ist einfach so passiert."

Ravens Augen hörten auf zu glühen und sie ließ sich ebenfalls zu Boden sinken. Allerdings behielt sie ihre Kontrahentin misstrauisch im Auge.

„Verlierst du ständig so leicht die Kontrolle?", fragte sie kühl.

Magenta nickte schuldbewusst. „Ja, das liegt an meinen Kräften", erklärte sie. „Ein Freund von mir glaubt, dass meine Magnetkräfte meine Psyche beeinflussen... er glaubt, dass ich stark zwischen positiven und negativen Gefühlen schwanke."

Raven zog die Augenbraue hoch. Es passierte nicht gerade oft, dass ihr jemand über den Weg lief, der ebenso große Probleme mit seinen Gefühlen hatte wie sie. Ob sich der Meister etwas dabei gedacht hatte, als er sie gegen diese Heldin in den Kampf geschickt hatte?

„Egal", verkündete sie und ihre Hände glühten wieder schwarz auf. „Wir sind nicht hier, um zu reden. Kämpfen wir weiter!"

Mit diesen Worten hob sie ein paar Werkzeugkisten hoch und schleuderte sie mitsamt ihrem Inhalt auf Magenta. Die Augen der Heldin weiteten sich und sie rief hastig ihre Metallplatte, die die Werkzeuge abblockte. Als sich die Platte wieder senkte, hatte sie wieder diesen wütenden Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Ich will mich bei dir entschuldigen, und du GREIFST MICH AN?", kreischte sie und riss ihre Hände hoch. Die Metallplatte flog auf Raven zu und prallte harmlos an ihrem Schild ab. Gleich darauf jedoch riss Magenta einen eisernen Haken an einer schweren Kette auf der Halterung und drosch damit auf Ravens Schutzschild ein. Wie hatte dieses Mädchen mit diesem Temperament jemals eine Heldin werden können?

Die dunkle Heldin biss die Zähne zusammen. Der massive Haken prallte mit ungeheurer Wucht immer und immer wieder gegen ihren Schild. Zwar konnte sie diese Barriere normalerweise recht lange aufrechterhalten, aber diesesmal hatte sie noch etwas anderes vor. Und gleichzeitig einen Schild aufrechtzuerhalten und etwas anderes zu bewegen war nicht gerade einfach. Aber dieser Kampf musste endlich ein Ende haben, bevor Magenta endgültig überschnappte!

Langsam bewegte Raven ihre Hand etwas zur Seite und hinter Magenta erzitterte ein Metallrohr des ehemaligen Baugerüsts. Zum Glück war die Heldin so wütend, dass sie das Geräusch Metall gegen Metall nicht hören konnte, sonst hätte sie sich vermutlich darauf vorbereitet. Als Ravens Schild nach einem überraschenden Schlag an der Seite kurz flackerte, riss sie die Hand zurück und stabilisierte den Schild wieder. Sie knurrte und schloss die Augen.

Azarath... Metrion... Zinthos...

Konzentration! Sie hatte alle Kraft, die nötig war, aber sie durfte sie nicht entkommen lassen. Sie musste sie unter Kontrolle halten, sonst würde sie ebenso ausrasten wie Magenta... nur mit viel weitreichenderen Konsequenzen. Das durfte nicht geschehen!

Azarath... Metrion... Schmerz in der Schulter bei einem weiteren Schlag... Zinthos...

Langsam hob sich hinter Magenta das Metallrohr wieder und setzte sich in Bewegung. Raven blieb völlig ruhig, hielt gleichzeitig ihren Schild aufrecht und steuerte ihre Waffe, während Magenta damit begann, auch andere Gegenstände nach ihr zu werfen. Diese Berserkerwut schien ihre Kräfte enorm zu steigern. Ravens Arme wurden schwer, als viele Metallteile gleichzeitig ihren Schild trafen. Sie biss auf ihre Lippe und zog mit letzter Kraft kräftig an dem Metallrohr. Ihr Schild flackerte.

Sie fiel im selben Moment auf die Knie, in dem das Metallrohr Magentas Hinterkopf traf. Seufzend verlor das Mädchen das Bewusstsein und fiel zu Boden, während Raven sie heftig atmend beobachtete. Die Metallgegenstände, die sie noch vor Sekunden angegriffen hatten, fielen plötzlich harmlos auf den Boden. Ein Glück, sie hätte sich momentan nicht mehr verteidigen können. Plötzlich wurde der reglose Körper von Magenta von rotem Licht umhüllt und verschwand.

„Gewinner: Raven!"

Ravens Mundwinkel zuckten kurz, aber dennoch blieb sie auf den Knien hocken. Sie hätte nicht erwartet, dass dieses Duell so anstrengend sein würde. Sie durfte ihre Gegnerinnen künftig nicht mehr unterschätzen. Vor allem, da sie nun alle schon eine Runde gewonnen hatten.

Im selben Augenblick, als sie aufstehen wollte, wurde auch sie wieder von rotem Licht umhüllt und wurde... weggebeamt. Hätte Beast Boy gesagt.