Spiel ohne Grenzen – Runde 2
Tschuldigung, hat diesmal etwas länger gedauert. Werd mich ab jetzt etwas mehr beeilen, okay?
Disclaimer: Hab keinerlei Rechte an den Titans.
Kampf Nr. 4: Terra vs. Kole
Das Mädchen blinzelte, um die Lichtblitze aus ihren Augen zu vertreiben. So praktisch und schnell dieses Teleportieren auch war, wenn man davon halb blind wurde, konnte sie darauf verzichten. Nachdem sich das Bild vor ihren Augen wieder stabilisiert hatte, sah sie sich um. Und staunte.
Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich genau befand, aber offenbar hatte der Meister der Spiele sie irgendwo auf einem Berg platziert. Das Plateau, auf dem sie sich befand, war etwa zehn Meter lang und breit und war in den Berghang eingebettet, wodurch der ärgste Wind abgehalten wurde. Sie merkte, dass sie sich hier nicht auf einem realen Berg befand, weil es nicht kalt war, aber die Nachbildung war ansonsten täuschend echt. Ihr Respekt vor den Kräften dieses Meisters wuchs. So etwas könnte ihr dieser komische Slade nicht bieten. Vielleicht sollte sie den Meister der Spiele einmal anreden, wenn sie das Turnier gewonnen hatte. Von ihm konnte sie mit Sicherheit noch eine Menge lernen.
Bei dem Wort Turnier blinzelte Terra und fand wieder in die Realität zurück. Sie war nicht nicht auf einer Besichtigungstour, sondern in einem Wettstreit. Und wenn außer ihr noch jemand hier war, dann war sie ihr bestimmt nicht wohlgesinnt. Aber wer war ihre Gegnerin?
Sie drehte sich genau im selben Moment um wie ihre Kontrahentin auch. Sie hatte Glück gehabt, schoss es ihr durch den Kopf. Hätte das andere Mädchen schneller reagiert als sie, dann läge sie sicher schon besiegt am Boden. Ärgerlich biss sie sich auf die Lippe. Wenn sie diesen Wettstreit gewinnen wollte, dann durfte sie sich keine derartigen Schnitzer mehr erlauben.
Das Mädchen, gegen das sie kämpfte, war keine ihrer Freundinnen. Einerseits war sie froh, erst später auf Starfire oder Raven treffen zu müssen, weil sie bis dahin ihre neuen Kräfte noch etwas erproben konnte. Und gegen diese beiden würde sie es mit Sicherheit nicht leicht haben – sie hatte die beiden schon im Kampf beobachten können, auch wenn sie sicher noch nicht ihre ganze Kraft gesehen hatte. Andererseits wusste sie von den anderen Teilnehmerinnen nichts. Die Beschreibungen des Meisters waren ziemlich vage gewesen, auch bei diesem rothaarigen Mädchen, das der Meister „Kristallweberin" genannt hatte. Kole.
Terra ging sofort in Kampfstellung. Einige kleine Steine unter ihr begannen zu zittern, als sie ihre Gegnerin wortlos musterte. Sie musste aufpassen. Kole wusste zwar nicht, was sie draufhatte, aber umgekehrt hatte auch sie keine Ahnung, wozu Kole fähig war. Sie hatte zwar vermutlich einen Vorteil, weil Steine härter waren als Kristall, aber wenn sie Recht hatte, konnte Kole ihre Konstrukte praktisch aus dem Nichts erschaffen. Sie hatte hier zwar jede Menge Steine zur Verfügung, aber sie musste trotzdem aufpassen.
Kole hatte bis jetzt auch geschwiegen, aber jetzt verzogen sich ihre Lippen zu einem grimmigen Lächeln. „Möge die Bessere gewinnen", wünschte die rothaarige Heldin.
Terra lächelte ebenso knapp zurück. „Natürlich werde ich das", erwiderte sie selbstsicher.
Mit diesen Worten stieß sie einen kehligen Schrei aus und ihre Augen glühten gelb auf. Im selben Augenblick begann der Boden unter ihr zu beben und ein Felsen von etwa einem Meter Durchmesser brach aus dem Gestein heraus und begann zu schweben. Sie grinste, als sie Koles beeindrucktes Gesicht sah und streckte abrupt die Hände nach vorn. Sofort beschleunigte der Felsbrocken, auf dem sie stand und schoss auf die andere Heldin zu.
Kole riss erschrocken die Augen auf und sprang zur Seite. Nach einer Rolle seitwärts kam sie wieder hoch, aber Terra hatte ihren Felsen schon gewendet und hielt abermals auf sie zu. Kole musste wieder ausweichen, aber diesmal war sie vorbereitet. Sie drehte sich sofort zu Terra um, als diese noch wendete, hob die Hände und erschuf einen länglichen, am vorderen Ende spitzen Kristall. Mit einem Schrei ließ sie ihn auf Terra zu fliegen.
Terra sah das Geschoss beinahe zu spät, aber sie reagierte sehr schnell. Nach einem Wink mit ihren Händen erhoben sich zahlreiche kleinere Steine, die auf dem Felsplateau verstreut waren, und bildeten einen rotierenden Schutzschild um sie. Als Koles Kristallspeer den Schild erreichte, wurde er zersplittert. Terra grinste triumphierend.
„Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen!", rief sie ihrer Gegnerin zu, die sie angespannt musterte. „Mit solchen Kindereien hast du keine Chance gegen mich!"
„Dafür, dass es eine Kinderei war, hast du sehr erschrocken ausgesehen", konterte Kole und in ihren Handflächen bildeten sich erste Kristallgebilde. Ihre Augen waren verengt. „Du solltest mich nicht unterschätzen."
„Mit deinen Kristallen kommst du gegen meine Steine nicht an", behauptete Terra siegesgewiss, während die kleinen Steinbrocken immer noch um sie herum rotierten. „Ich habe mein Training vervollkommnet. Du solltest lieber aufgeben."
„Das Training ist niemals zu Ende", erwiderte Kole warnend, während sich um sie ein Schutzpanzer aus Kristall bildete. „Besonders nicht, wenn du es mit einem neuen, unbekannten Gegner zu tun hast!"
Terra schnaubte. „Denkst du?", fragte sie. Als sie die Hände hob, glühten die Steine ihres Schutzschildes gelb auf. „Dann pass mal auf!"
Sie riss die Hände nach vorn und ein Stein nach dem anderen löste sich aus der Kreisbewegung und schoss auf Kole zu. Diese beschleunigte das Wachstum ihres Kristallschildes, aber als die ersten Steine ihre Schöpfung trafen, biss sie sich auf die Lippe. Die Steine waren zwar nicht groß genug, um den Schild völlig zu zerstören, aber jeder einzelne richtete Schaden an, den sie kaum schnell genug wieder nachwachsen lassen konnte. Als der Beschuss schließlich aufhörte, war ihre Schutzschicht um die Hälfte geschrumpft.
„Siehst du?", meinte Terra und verschränkte die Arme. „Ich habe dich nur mit Kieseln beworfen, und trotzdem hast du dich kaum wehren können. Wenn ich mal mit den richtig großen Brocken anfange, bist du erledigt."
„Du glaubst also, es käme nur auf die Größe an?", erkundigte sich Kole mit einem hintergründigen Lächeln. Sie drehte ihre Handfläche nach oben. Plötzlich begannen all die kleinen Kristallsplitter, die Terra mit ihrem Angriff produziert hatte zu schweben. Terra riss erschrocken die Augen auf. Dann setzten sich die unzähligen kleinen Splitter in Bewegung und kamen direkt auf sie zu!
Die Erdmagierin presste die Zähne zusammen und brach mit ihren Kräften rasch zwei kleine Brocken aus ihrem fliegenden Felsen. Dann ergriff sie die beiden Steine und hängte sich an sie. Sobald sie den großen Felsen verlassen hatte, stellte sie ihn senkrecht zwischen sich und die Kristallsplitter. Nicht zu früh. Nur eine Sekunde später hörte sie das Geräusch von zerberstendem Glas. Terra knurrte und wartete das Ende des Splitterhagels ab, dann manövrierte sie den großes Felsen rasch wieder unter ihre Füße und hockte sich verteidigungsbereit hin.
Kole war offenbar gerade wieder dabei, einen großen Kristallspeer zu formen. Rasch wies Terra mit ihren Händen auf den Boden unterhalb der Heldin und stieß einen halblauten Schrei aus. Ihre Augen glühten gelb auf und der Boden unter Kole begann zu schwanken. Die Heldin verlor das Gleichgewicht und ihr Kristallspeer entglitt ihren Kräften und zerbarst am Grund. Terra stieg ihrem Felsen einige Schritt höher und machte sich bereit, Kole damit anzugreifen.
Diese allerdings hatte andere Pläne. Sie hatte bemerkt, was Terra vorhatte, und als diese zum Sturzflug ansetzte, erschuf sie einen Kristallschild vor sich, der das Sonnenlicht genau auf Terra reflektierte. Terra schrie geblendet auf und brach den Angriff ab. Während sie ihre Augen mit der Hand schützte, griff sie mit ihren Kräften nach ein paar herumliegenden Steinen, um diesen Schild zu zerschmettern.
„Ein ziemlich guter Trick", rief sie und stieg etwas höher, damit sie der Schild nicht mehr blenden konnte. Dummerweise passte Kole jedoch den Neigungswinkel an, sodass sie der Strahlung wieder voll ausgesetzt war. Sie biss die Zähne zusammen, während sie nach weiteren Geschossen Ausschau hielt. „Hast du das früher auch schon mal gemacht, oder ist dir das spontan eingefallen?"
„Diese Überraschung hat mir schon oft aus der Klemme geholfen", hörte sie Koles Stimme irgendwo hinter dem Schild. „Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ich sie schon im ersten Kampf einsetzen muss. Du bist richtig gut."
Bevor Terra antworten konnte, sah sie trotz des Lichts etwas vor sich aufblitzen. Hastig rief sie die kleinen Steine zu sich hoch, um selbst einen Schild zu bilden, dennoch war es nur Glück, dass einer davon auf seinem Weg den Kristallspeer traf, den Kole losgeschickt hatte. Sie musste diesen Schild zerstören, und zwar schnell!
„Stimmt, und deshalb solltest du schnell in Deckung gehen!", rief sie, griff nach einem der Steinbrocken und hängte sich wie vorhin mit beiden Händen daran. Anschließend setzte ihren großen Flugfelsen in Bewegung und warf ihn auf den Kristallschild. Noch bevor Terra am Boden landete, traf das Geschoss auf die Schöpfung der Kristallweberin und zerbrach sie in tausend Stücke.
Allerdings war Kole nirgends zu sehen. Terra rief rasch wieder einige Steine zu sich und ließ sie um sich herum rotieren, dann suchte das Plateau ab. Aber sie konnte Kole nicht finden. Wo war die andere Heldin hin verschwunden? War sie etwa doch unter dem Felsen begraben worden?
Plötzlich hörte sie hinter sich das ihr inzwischen wohl bekannte Geräusch schnell wachsenden Kristalls. Mit einem Ruck drehte sie sich um und schoss mit all ihren Steinen dorthin, wo sie ihre Gegnerin vermutete. Einen Augenblick lang glaubte sie tatsächlich, dass Kole dort stünde, aber als ihre Steine trafen, zerbarst lediglich eine Kristallwand, die das Bild der Heldin wiedergespiegelt hatte. In Terras Kopf klickte es, als sie die Neigung der Wand erkannte und sie sah erschrocken nach oben. Zu spät hörte sie, wie jemand hinter ihr landete.
„Erwischt!", sagte Kole fröhlich, während sie Terras Arme von hinten packte und auf den Rücken verdrehte. Im selben Moment fühlte die Erdmagierin, wie sich überall an ihrem Körper Kristalle zu bilden begannen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie bis zum Hals völlig in Kristall gehüllt war. Sie versuchte wild, sich zu befreien, aber die Kristallschicht war viel zu dick dafür.
„Verflucht!", stieß sie hervor. Sie versuchte ihren Kopf zu drehen, um die andere Heldin anzusehen, aber es war zwecklos. „Wieso bist du vorhin nie geflogen?"
„Das ist noch eine kleine Überraschung, die ich mir gerne bis zum Schluss aufhebe", entgegnete Kole grinsend, obwohl Terra dieses Grinsen gar nicht sehen konnte. „Du hast verloren."
„Von wegen!", rief Terra laut aus und ihren Augen begannen gelb zu glühen. „Denkst du etwa, den Kristallgefängnis könnte meine Steine aufhalten? Ich bin in Nullkommanichts wieder frei!"
„Vielleicht, aber dafür brauchst du Zeit." Terra hörte wieder das Geräusch des wachsenden Kristalls hinter sich. „Und die lasse ich dir nicht. Ich habe einen Kristallstab in der Hand, den ich dir sofort über den Kopf ziehe, wenn sich hier auch nur ein Stein bewegt. Gib auf. Du hast keine Chance mehr zu gewinnen."
Terras Kopf sackte nach unten und Koles Erleichterung wuchs. Die andere Heldin hatte also eingesehen, dass sie nicht mehr gewinnen konnte. Im nächsten Augenblick riss Terra den Kopf jedoch wieder hoch und ihre Augen erglühten gelb.
„Nein!", schrie sie. „Ich darf nicht verlieren!"
Der erste Stein traf Kole im Rücken. Der zweite verfehlte sie glücklicherweise, da Terra sie noch immer nicht sehen konnte, aber der dritte flog so haarscharf an ihrem Kopf vorbei, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. Terra kämpfte mit allen Mitteln!
Ihre Augen verengten sich, als sie den Kristallstab fester packte. Sie hatte das eigentlich nicht tun wollen, sie hatte die andere Heldin nicht verletzen wollen, aber wenn Terra keine Rücksicht mehr nahm, würde sie auch keine mehr nehmen. Einen kurzen Hieb später fiel Terras Kopf nach vorn und blieb auch unten. Kole starrte die andere Heldin noch ein paar Sekunden an, dann ließ sie den Stab fallen und rieb sich ihren schmerzenden Rücken.
„Das soll ein Wettstreit der Heldinnen sein?", murmelte sie. „Bei Blackfire und Jinx ist ja klar, dass sie keine Heldinnen sind, und diese Raven ist auch ganz schön unheimlich... aber du, du nennst dich eine Heldin, obwohl du bereit bist, Menschen zu verletzen, um dein Ziel zu erreichen?"
Terra konnte ihr diese Frage nicht mehr beantworten, da sie in diesem Augenblick in einem Blitz aus rotem Licht verschwand. Zurück blieb ein leerer Kristallblock und die Stimme des Meisters der Spiele.
„Gewinner: Kole!"
Kole starrte den Kristallblock noch ein paar Sekunden an, dann zuckte sie mit den Schultern und streckte sich. Sie fragte sich, wie schwierig der Kampf in der zweiten Runde werden würde, wenn schon dieser so hart gewesen war. Und gegen wen sie antreten musste. Bei diesem Gedanken verschwand auch sie.
