Spiel ohne Grenzen – Runde 2
So, die ersten vier Kämpfe sind um. Wundert euch bitte nicht, dass die Geschichte sehr ähnlich der TV-Folge ist, das ist beabsichtigt (außerdem erspart's mir eine harte Entscheidung - den Gewinner).
Disclaimer: Gut, wenn ich mir anschaue, wie sehr ich bei der Serie abkupfere, ist es vielleicht auch besser, dass ich keine Rechte habe...
Betrug
Vier Augenpaare zwinkerten heftig, als das rote Blitzlicht sie wieder im Saal des Meisters absetzte. Ein grünes leuchtete gleich darauf hell auf, genau wie das dazugehörende Gesicht.
„Raven!", rief Starfire freudig aus, flog auf ihre Freundin zu und wollte sie gerade umarmen, als sie den warnenden Gesichtsausdruck des anderen Mädchens bemerkte. Sie grinste entschuldigend und beließ es lediglich bei einem leichten Schulterklopfen. „Du hast es geschafft! Ich gratuliere dir, Freundin!"
„Ja, ja, gleichfalls", murmelte Raven monoton und sah sich im Saal um. „Scheint aber, als hätte Terra verloren."
„Ja, hat sie", bestätigte Kole, die einen unschlüssigen Blick auf Raven warf. Sie wusste noch immer nicht, ob sie der düsteren Gestalt wirklich trauen sollte. Daher fügte sie hinzu: „Aber nur knapp."
„Pah!", mischte sich Blackfire in das Gespräch, blieb aber vorsichtshalber ein paar Schritte von den Heldinnen entfernt. „Meine Gegnerin war lachhaft", log sie schamlos. „Ich bin nicht mal ins Schwitzen gekommen. Wenn euch diese Jinx wirklich so viele Probleme macht, dann sind die Titans noch schwächer, als ich gedacht habe."
Raven zog geringschätzig eine Augenbraue hoch und warf Blackfire einen Ich-glaube-dir-kein-Wort-Blick zu. Starfire jedoch hatte die Angeberei ihrer Schwester natürlich nicht durchschaut und kochte vor Wut.
„Wie kannst du es wagen, meine Freunde zu beleidigen, Schwester?", zischte sie und hob die Fäuste. „Nimm das sofort zurück oder..."
„Starfire, lass es!", befahl Raven laut. Ihr scharfer Blick galt allerdings nicht ihrer Teamkameradin, sondern Blackfire. „Blackfire will dich nur ärgern. Lass dich nicht provozieren."
Starfire warf Raven einen verblüfften Blick zu. „Dann hat sie Jinx also doch nicht mit Leichtigkeit besiegt?", fragte sie.
Während Blackfire die Augen zur Decke verdrehte, sprang Kole ein: „Nein, hat sie nicht. Dafür, dass sie kaum ins Schwitzen gekommen ist, hat sie ziemlich viel Staub am Körper. Außerdem hat sie einige blaue Flecken, auch wenn man sie schlecht sehen kann."
Blackfire warf Kole einen giftigen Blick zu, wandte sich aber sofort wieder an das lohnendere Opfer: ihre Schwester. „Wie dem auch sei", beendete sie die Angelegenheit. „Du selbst siehst auch nicht gerade frisch aus, liebste Schwester. Kann es sein, dass deine Gegnerin es ausgenutzt hat, dass du immer Fairness von deinen Feinden erwartest?"
Starfires Augen begannen wieder zu glühen, aber sie beherrschte sich. „Wonder Girl war eine ehrenhafte und würdige Gegnerin, Komand'r!", stellte sie klar. „Wir haben BEIDE fair gekämpft, und es war ein guter Kampf! Was man von DEINEM sicher nicht behaupten kann!"
Nun wich das Lächeln auch aus Blackfires Gesicht und einen Augenblick lang sah es so aus, als würden sich die beiden Schwestern aufeinander stürzen, aber in diesem Moment erklang zum Glück die Stimme des Meisters der Spiele.
„Friede, meine Champions!" Die beeindruckende Gestalt des Meisters stand wieder auf der erhöhten Plattform und schaute auf die verbliebenen vier Mädchen hinab. „Ihr habt alle gut gekämpft und eure Gegner geschlagen. Ich gratuliere euch."
„Bitte, wo ist Wonder Girl?", wandte sich Starfire an ihn. Ein flehender Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Ich möchte sie sehen."
„Nur keine Sorge, Champion, deiner Gegnerin ist nichts passiert", beruhigte sie der Meister. „Ich habe sie wie alle Verlierer wohlbehalten zu Hause abgesetzt. Aber nun müsst ihr euch ausruhen... denn morgen steht ihr einer noch größeren Herausforderung gegenüber als heute."
Er hob die Arme und sein Juwel begann zu glühen. Im nächsten Augenblick verschwanden die vier Mädchen und der Meister blieb allein zurück. Nun stahl sich ein triumphierendes Lächeln auf sein Gesicht. „So leicht zu manipulieren", sagte er zu sich selbst. „Ebenso leicht wie ihre männlichen Gegenstücke. Und dieses Mal WERDE ich all meine Preise bekommen!"
Als er auf sein Juwel hinabblickte, konnte er die leisen Stimmen hören, die aus dem Edelstein drangen. Er grinste und ignorierte sie.
Azarath... Metrion... Zinthos...
Irgendetwas stimmte hier nicht. Raven hatte sich noch etwas frisch gemacht, nachdem der Meister sie in dieses gut eingerichtete Zimmer teleportiert hatte, und dann hatte sie sofort begonnen zu meditieren. Um am nächsten Tag gegen ihre Gegnerinnen bestehen zu können, musste ihr Geist in völliger Harmonie sein. Ob sie im Finale nun gegen Blackfire oder gegen Kole antreten musste, war ihr relativ gleichgültig. Keine der beiden würde es schaffen, heftige Gefühle in ihr hervorzurufen, weil sie Raven nicht gut genug kannten.
Allerdings musste sie zunächst das Halbfinale gewinnen, um ins Finale zu kommen... und bei Starfire sah die Sache anders aus. Noch vor ein paar Monaten hätte sie kein Problem damit gehabt, mit ihrer Teamkameradin zu kämpfen und sie ohne Gefühlsregung zu besiegen. Ein starkes Gefühl wie Befriedigung, dass sie das immerzu laute und fröhliche Mädchen besiegt hatte, hätte sie zwar nicht zugelassen, aber ihren Sieg hätte sie sich dennoch nicht nehmen lassen. Aber seit dieser Geschichte mit dem Puppet Master wusste Starfire mehr von ihr als jeder andere auf der Erde. Sie wehrte sich gegen den Gedanken, dass sie Starfire ins Herz geschlossen hatte, aber sie konnte nicht leugnen, dass zwischen ihr und der quirligen Tamarianerin in ihren vielen Meditationsstunden eine gewissen Bindung entstanden war.
Und damit diese Gefühle ihr morgen nicht im Weg standen, wenn sie Starfire bekämpfen musste, war es unbedingt nötig, dass sie meditierte. Aber irgendetwas in diesem Gebäude störte sie dabei. So etwas wie ein... Rufen. Oder eher das schwache Echo eines Rufes, das nur ihr Unterbewusstsein erreichen konnte. Sie hatte keine Ahnung, was es war. So weit sie wusste, hatte niemand hier telepathische Fähigkeiten. Starfire und ihre Schwester sicher nicht, und auch bei Kole hatte sie nichts Derartiges bemerkt. Dem Meister würde sie diese Fähigkeiten noch am ehesten zutrauen, aber wieso sollte er sie in ihrer Meditation behindern, wenn er sie morgen kämpfen sehen wollte?
Sie hatte auch schon an die andere Möglichkeit gedacht... dass es hier möglicherweise Geister gab. Verlorene Seelen, die aus irgendwelchen Gründen nicht endgültig ins Jenseits wechseln konnten. In ihrer Ausbildung in Azarath hatte sie gelernt, mit solchen Wesen zu sprechen, um ihnen helfen zu können. Dank ihrer Abstammung fiel es ihr grundsätzlich leicht, mit Wesen aus der Zwischenwelt Kontakt aufzunehmen. Möglicherweise brauchte hier jemand Hilfe.
Raven seufzte und sank langsam zu Boden. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als nach dem Verursacher dieser Stimmen zu suchen, wenn sie heute noch ein bisschen ungestört meditieren wollte. Sie zog ihre Kapuze über den Kopf und ging zur Tür. Als sie sie öffnete, war ihr, als wären die Stimmen plötzlich etwas lauter geworden. Sie konnte noch immer kein Wort verstehen, aber es war ihr, als hätte sie sich den Stimmen angenähert. Oder sie sich ihr. Gut, dann würde es wohl nicht lange dauern.
Raven wollte gerade in den Gang hinaustreten, als sie ein Geräusch hörte. Etwas wie ein Schaben an einer Wand. Sie runzelte die Stirn und schloss die Tür halb. Geister mochten hie und da die Möglichkeit haben, sich bemerkbar zu machen, aber irgendetwas hier machte sie misstrauisch. Im nächsten Augenblick sah sie im schwachen Dämmerlicht einen riesigen Schatten um die Ecke und an ihr vorbei schweben. Irgendetwas sagte Raven, dass es sich dabei um keinen Geist handelte.
Sie wartete, bis der Schatten vorbei geschwebt war, dann schlüpfte sie aus ihrem Zimmer und folgte dem... was immer es auch war. Immer wieder hörte sie dieses Schaben, wenn der Schatten eine der Wände streifte. Es war also zumindest materiell, und mit materiellen Gegnern konnte Raven gut umgehen. Der Schatten brachte sie schließlich zu der großen Halle, in der die acht jungen Heldinnen empfangen worden waren. Während Raven in der Dunkelheit des Ganges stehen blieb, schwebte das Wesen zur Plattform des Meisters empor, wo es vom hereinscheinenden Licht des Mondes umhüllt wurde. Raven presste die Lippen zusammen. Sie hatte nicht vorschnell urteilen wollen, aber sie hatte einen Verdacht gehegt. Er hatte sich bestätigt. Das Wesen war der Meister der Spiele!
Was sie allerdings nicht erwartet hatte, war, dass das Wesen im Schneidersitz auf einem riesigen Felsbrocken saß und damit durch die Gänge levitiert war. Das Schaben war also vom Stein gekommen, wenn er an der Wand entlanggeschrammt war. Was allerdings noch immer nicht erklärte, warum der Meister Fähigkeiten wie die von Terra besaß.
„Fantastisch", hörte sie die leise Stimme des Meisters. Das Wesen besah seine Hände und auf seinem Gesicht lag ein triumphierender Ausdruck. „Wahrhaft unglaubliche Preise! Terra..."
Der Felsen levitierte höher und tiefer.
„... Magenta..."
Eine metallene Tür löste sich mit einem Quietschen aus ihren Angeln, flog auf den Meister zu und kam dicht vor seinem Gesicht zum Stehen.
„... Wonder Girl..."
Er ergriff die Tür mit beiden Händen, verbog sie ohne Mühe und formte eine Kugel aus Metall daraus.
„... Jinx."
Die Kugel erglühte plötzlich in violettem Licht und gleich darauf brach die Kugel in viele kleine Teile, die auf den Boden hinunter regneten. Der Meister hob beide Hände und betrachtete sie grinsend. „Diese Kräfte sind fast noch unglaublicher als die der Helden!"
Ravens Augen weiteten sich. Sollte das heißen, dass der Meister diesen Wettkampf nicht zum ersten Mal veranstaltet hatte?
„Und dieses Mal wird mir niemand dazwischenfunken! Diesmal werde ich ALLE meine Preise gewinnen!"
„Ein bisschen habgierig, finden Sie nicht?", stellte Raven trocken fest und trat ins Licht. Ihre Hände begannen schwarz zu glühen.
Der Meister drehte sich um und verzog verärgert seine Lippen. „Könnt ihr Superhelden denn niemals einfach in euren Zimmern bleiben?", fragte er und ließ seinen Felsen auf Ravens Höhe herabsinken. „Nun, dann muss ich dich eben wie deinen metallenen Freund disqualifizieren, junger Champion."
Raven kam nicht dazu zu fragen, wen der Meister damit meinte, da sich plötzlich eine Menge Waffen, die zur Dekoration an den Wänden hingen, lösten und auf sie zuflogen. Sie errichtete ihren Schild und blockte alle ab. Danach ergriff sie einige der Waffen mit ihren Kräften und schleuderte sie auf den Meister. Dieser jedoch fegte sie mit einer Hex-Welle aus der Luft. Raven versuchte den Felsen zu packen, auf dem der Meister saß, aber stattdessen erglühte er in gelbem Licht und blieb auf seinem Platz. Der Meister grinste und plötzlich erschien in seinen Händen eine Art goldene Peitsche. Mit einer schnellen Handbewegung schoss das Ende des Lassos auf sie zu und wickelte sich um ihre ausgestreckte Hand. Mit einem Ruck riss der Meister sie in die Höhe und schleuderte sie hart gegen eine der Wände.
Raven stöhnte, als sie sich wieder hoch stemmte. Ihr Körper schmerzte an mehreren Stellen, aber das war nicht das Schlimmste. Schlimmer war, dass sich in ihrem Geist Emotionen regten. Empörung über den Betrug des Meisters, Bestürzung über das Schicksal der anderen Heldinnen, immer stärker werdender Zorn... und dazu noch eine leise Stimme, die ihr nur zu gut vertraut war.
„Wieso lässt du dir das gefallen, Tochter?", flüsterte der Teil in ihr, der ihrem Vater gehörte. „Du hast alle Kraft, die nötig ist, um diesen Feind zu besiegen. Du musst sie nur nutzen."
„Nein!", wisperte sie und schloss die Augen. Das Verlangen, dem Flüstern nachzugeben, war mächtig. Sie hatte nicht intensiv genug meditieren können. Aber nur um einen Feind wie den Meister besiegen zu können, würde sie keinen noch viel größeren Feind auf die Welt loslassen. „Verschwinde!"
Der Meister wusste nicht so recht, was er von der mit sich selbst sprechenden Heldin halten sollte, aber er zögerte nicht. Sein Juwel glühte rot auf und ein roter Energiestrahl schoss heraus und traf Raven. Das Mädchen stieß einen halb erstickten Schrei aus, als sich ihr Körper auflöste und sie in das Juwel hineingesogen wurde. Das rote Licht verschwand wieder, das arrogante Grinsen des Meisters jedoch blieb.
„Ich werde nie wieder verlieren, junge Champions", bemerkte er. „Merkt euch das!"
Plötzlich erglühten die auf dem Boden liegenden Waffen in schwarzem Licht und flogen wieder auf ihren Platz. Hätten die anderen Heldinnen nicht so fest geschlafen, hätten sie das Lachen des Meisters der Spiele sicher gehört.
