Spiel ohne Grenzen – Runde 2
Disclaimer: Nur mal der Form halber: Wer glaubt hier eigentlich tatsächlich, die Titans würden mir gehören? Was, so viele? Nun, ihr habt euch geirrt.
Das Ende des Wettstreits (?)
Einen Augenblick lang starrten acht Augenpaare noch auf die Stelle, wo der Meister noch vor einer Sekunde gelegen hatte. Aber dann machte sich auf den meisten Gesichtern – außer bei Raven und Blackfire – Erleichterung breit. Starfire atmete gerade tief ein und aus, als ihr jemand einen spielerischen Klaps auf die Schulter versetzte. Neugierig drehte sie sich um.
„Herzlichen Glückwunsch zum Sieg", sagte Wonder Girl mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, der zwischen Bewunderung, Freude über die neugewonnene Freiheit und etwas verletztem Stolz schwankte. Sie streckte die Hand aus. „Du hast mich ziemlich überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass du bis zum Ende durchhältst."
Starfire lächelte müde und ergriff die Hand. Sie zuckte leicht zusammen, als Wonder Girl mit ihrer ganzen Kraft zudrückte, denn sie hatte einfach keine mehr übrig. „Danke", murmelte sie leicht verlegen. „Es... tut mir Leid, dass ich in unserem Kampf so hinterhältig gewonnen habe."
Blackfires Augenbraue zuckte überrascht hoch, während Wonder Girl abwinkte. „Ach was, Unsinn. Du hast einfach nur deine Umgebung zu deinem Vorteil genutzt, wie du es in einem echten Kampf auch tun würdest. Das ist nichts, wofür du dich schämen müsstest."
Starfire biss sich auf die Lippe und wich dem Blick der anderen Heldin aus. „Trotzdem, wenn du nun verletzt worden wärst..."
„Das ist wieder mal so was von typisch für dich, Starfire", mischte sich eine andere Stimme ein. Terra hatte ein schräges Grinsen aufgesetzt, als sie an die Siegerin herantrat und ihr gratulierte. „Du kannst dich einfach nicht freuen, wenn du nicht vollkommen fair gewonnen hast, was?"
„Nun, es... scheint nicht richtig zu sein..."
„Jetzt hör mal, wenn sogar Wonder Girl dich dafür lobt, dass du schlauer warst als sie, dann gräm dich nicht länger, freu dich!", entgegnete Terra resolut und schnitt Starfire mit einer Handbewegung das Wort ab. „Du hast gewonnen und uns alle gerettet." Bei diesem Satz huschte ein Schatten über ihr Gesicht.
„Terra?", fragte Starfire besorgt. „Was ist mit dir?"
„Ach, es ist nichts", murmelte die Erdmagierin und sah zu Boden. „Weißt du, ich dachte, ich hätte meine Kräfte inzwischen völlig unter Kontrolle. Aber trotzdem bin ich nicht einmal über die erste Runde hinausgekommen." Sie sah auf das Juwel des Meister hinab, das auf dem Boden lag. „Vielleicht... brauche ich doch jemanden, der mir hilft, meine Kräfte besser zu verstehen."
Starfire gefiel Terras Gesichtsausdruck ganz und gar nicht, aber in diesem Moment unterbrach Blackfire das Gespräch. „Rührend", meinte sie angewidert. Ihre Augen funkelten, aber sie hütete sich dennoch davor, sich ihrer Schwester zu nähern. Sie war den Heldinnen zahlenmäßig leicht unterlegen. „Glaub bloß nicht, dass du etwas Besonderes geleistet hast, Koriand'r! Wäre ich an deiner Stelle gewesen, hätte ich diesen klorbag mit der linken Hand besiegt! Du hättest ihn angreifen sollen, als er noch am Reden war!"
Bei diesen Worten sank Starfires Herz wieder etwas, aber gleich darauf fühlte sie, wie ihre Hand erneut gedrückt wurde. „Hör nicht auf sie", riet ihr Kole, die sie ermutigend anlächelte. „Sie ist nur eifersüchtig auf dich, weil sie gegen dich verloren hat. Ich kann mir keine würdigere Siegerin vorstellen als dich."
„Kole", antwortete Starfire und wurde rot. „Ich... ich bin in unserem Kampf kurz ausgerastet. Bitte entschuldige..."
Kole seufzte. „Starfire, wir sind Superheldinnen! Wir sind nicht aus Zucker, also können wir auch den einen oder anderen Schlag vertragen." Sie befühlte kurz ihr Kinn und warf Blackfire einen drohenden Blick zu, den diese kalt erwiderte. „Auch wenn deine Schwester ziemlich heftig austeilt." Sie sah wieder Starfire an. „Jedenfall freue ich mich, dass du gewonnen hast und nicht sie."
„Ja, sonst wäre sie wahrscheinlich alle paar Wochen im Tower aufgetaucht und hätte uns ihren Sieg unter die Nase gerieben", bemerkte Raven und warf Blackfire einen scheelen Blick zu. „Ich muss zugeben... dass du mich überrascht hast, Star."
„Ach, Raven, wenn der Meister dich nicht disqualifiziert hätte..."
Ravens Augen flammten kurz auf, was Starfire und die anderen Heldinnen zurückweichen ließ. Einige der Waffen klapperten auf dem Boden.
„Jetzt weiß ich, was sie damit meinte, als sie sagte, ich solle sie nicht reizen", sagte Magenta lakonisch.
Raven atmete tief ein und aus. „Disqualifiziert", murmelte sie. Dann lauter: „Ich will nicht darüber reden. Jetzt gibt es Wichtigeres zu tun." Damit öffnete sie plötzlich ihre Kutte und drei kleine Objekte schwebten plötzlich auf Wonder Girl, Kole und Magenta zu. Überrascht fingen die drei Heldinnen die Objekte auf. Auf einen fragenden Blick von Wonder Girl erklärte Raven: „Titans-Kommunikatoren. Damit können wir uns jederzeit erreichen, falls wir oder falls ihr Hilfe braucht."
„Willst du mir nicht auch einen geben, Raven?", fragte Jinx hinter ihr in einem Ton, der Ravens Augen weiß aufglühen ließ. „Ich könnte ihn viel dringender gebrauchen als die da."
„Genau deshalb bekommst du auch keinen", grollte Raven. „Außerdem sollten wir jetzt lieber sehen, dass wir nach Hause kommen."
Bei diesen Worten bewegte sich ihre Hand und das Juwel des Meisters, das Jinx hochgehoben und interessiert betrachtet hatte, entschlüpfte dem Griff der Hexe und flog auf Raven zu. Die Hive-Schülerin fletschte ihre Zähne und wollte ihre Erzfeindin schon angreifen, aber als sich Terra zwischen sie und Raven stellte und sie warnend ansah, ließ sie es doch bleiben. Wie Blackfire auch war sie hier in der Unterzahl. Raven beachtete die beiden gar nicht, sondern sah das Juwel forschend an. Schließlich nickte sie.
„Ja, damit kann ich jede von uns wieder dahin schicken, wo sie hingehört", stellte sie fest. „Seid ihr..."
Nur ihr schnell errichteter Schutzschild aus schwarzer Magie schützte sie vor dem violetten Starbolt, der sie sonst getroffen hätte. Sie hatte Glück gehabt, dass Blackfire vor dem Angriff ein wütendes Fauchen von sich gegeben hatte, sonst hätte sie ihn viel zu spät bemerkt. Ihre Augen glühten, als sie sich zu der Tamaranianerin umdrehte, aber Starfire und Wonder Girl waren ihr zuvorgekommen und hatten die wütende Blackfire an den Armen gepackt, während Kole und Magenta ebenfalls in Kampfstellung gegangen waren. Blackfire schien nichts davon wahrzunehmen.
„Vergiss es!", rief sie wütend. „Ich geh nicht wieder zurück ins Centauri-Gefängnis!"
„Oh doch, Schwester, das wirst du", entgegnete Starfire mit zusammengepressten Zähnen. Die Wut verlieh ihrer Schwester zusätzliche Kräfte. „Du musst für deine Untaten büßen, bevor wir uns wiedersehen können."
Blackfires rosa glühende Augen richteten sich auf Starfire. „Du hast mir NICHTS zu sagen, kleine Schwester!", zischte sie hasserfüllt. „Ich tue, WAS ich will, WANN ich es will und WO ich will – niemand wird mich aufhalten, auch du nicht! Glaub mir, wir werden uns früher wiedersehen, als du denkst!"
„Das sollte mich wundern", wandte Raven trocken ein und hob das Juwel. Sie sah sich noch einmal kurz nach Jinx um, aber die Hexe schien nichts dagegen zu haben, wieder in den Hive zurückzukehren. Außerdem stand immer noch Terra zwischen ihnen. Raven wandte sich wieder Blackfire zu. „Wenn du nicht einmal deine kleine Schwester besiegen kannst, Blackfire, wie willst du dann je aus dem Centauri-Gefängnis ausbrechen?"
Ihre Betonung auf „kleine Schwester" machte Blackfire schier rasend. Dennoch konnte sie sich nicht aus dem eisernen Griff der zwei Heldinnen befreien, als Raven das rote Licht des Juwels entfesselte. Ihr blieb nur noch Zeit für einen letzten Schrei. „WIR SEHEN UNS WIEDER, KORIAND'R!"
Die acht Teilnehmerinnen des Wettstreits waren verschwunden, aber das Juwel erreichte den Boden nie. Eine weiße Hand fing es auf, bevor es ihn erreichen konnte. Der Meister betrachtete es mit einem Grinsen und hängte es sich erneut um den Hals.
„Der Meister der Spiele kann nie wirklich verlieren", sagte er.
Dann hob er das Juwel hoch und betrachtete es. Ein weiterer Rückschlag. Nun, das war ärgerlich, aber er hatte auch nichts verloren. Alles, was er tun musste, war neue Teilnehmer für einen Wettstreit zu finden und dann ihre Kräfte für sich zu beanspruchen. Und ein drittes Mal, das schwor er sich, würde er nicht verlieren! Er versenkte seinen Geist in das Juwel, schickte ihn hinaus in die Welt und suchte nach geeigneten Opfern... ah, dort...
„Hi-yah!"
Der Meister taumelte, als er plötzlich hart an der Brust getroffen und zurückgeschleudert wurde. Er fiel ächzend zu Boden und das Juwel entglitt seinem Griff. Einen Moment lang war er betäubt, aber dann sah er hoch. Und sah in die vor Wut brennenden Augen einer jungen Frau. Das schwarze Mädchen war so seltsam gekleidet, dass sie nur eine Superheldin oder eine Superschurkin sein konnte. Neben einer schwarzen Latex-Hose mit gelben Gürtel trug sie lediglich ein gelb-schwarz gestreiftes Top und gelbe Armschienen. Überaus beachtenswert schienen dem Meister außer den insektenartigen Flügeln auf ihrem Rücken die beiden vor Energie glühenden Waffen in ihren Händen zu sein. Er schluckte.
„Wer... wer bist du?"
„Wer ich bin? WER ICH BIN?" Das Mädchen schien völlig außer sich zu sein. „Du veranstaltest Wettkämpfe für Superhelden und fragst mich, WER ICH BIN?" Gelbe Energie zuckte auf, als sie auf den Meister schoss, der nur knapp ausweichen konnte. Sein Gesicht war noch bleicher als sonst. „Ich bin Bumblebee!", rief sie und schoss mit der zweiten Waffe auf den Boden unter dem Meister, der daraufhin zurücksprang. Als er wieder aufsah, waren beide Waffen auf ihn gerichtet. „Ich will, dass du ein neues Match ausrichtest", knurrte Bumblebee.
„Einen Wettkampf der... Heldinnen?"
„Exakt", bestätigte sie. „Seit Speedy wieder in der Stadt ist, lässt er überall heraushängen, dass er hier Zweiter geworden ist! Ich hab seine Angeberei so SATT, und deshalb will ich hier GEWINNEN!"
Der Meister überlegte fieberhaft. Es schien ihm nicht ratsam zu sein, dem zornigen Mädchen zu sagen, dass der Wettkampf der Heldinnen bereits stattgefunden hatte. „Wie... wie hast du mich gefunden?", wich er aus.
„Sehr einfach", entgegnete Bumblebee. „Ich hab die Strahlung an dem Ort untersucht, an dem du Speedy gekidnappt hast, dann hab ich sie zurückverfolgt und darauf gewartet, dass du wieder jemanden aus dieser Welt holst. Dann hab ich mich in diesen Raum-Zeit-Tunnel eingeklinkt, ihn erweitert und schon war ich hier."
„Sehr einfach, sagst du?"
„Ich hab gutes technisches Equipment zuhause", meinte Bumblebee. Dann verengten sich ihre Augen und ihre Waffen glühten auf. „Genug mit dem Geschwafel! Ich will, dass du jetzt SOFORT einen Wettstreit der Heldinnen startest!"
Der Meister schluckte. „Wie soll ich sagen...", begann er. „Aber dieser Wettkampf ist bereits vorüber."
„Vorüber?" Bumblebees Augenbraue zuckte und sie presste die Zähne zusammen. „Willst du damit sagen, du hast einen Wettkampf der Heldinnen abgehalten... OHNE MICH?"
Der Meister grinste nervös und Bumblebee knurrte. Als ihre Waffen in grellem gelben Licht erstrahlten, hob das Wesen seine Arme, obwohl es damit nichts gegen die Energiestrahlen würde tun können. Aber Bumblebee kam nicht zum Schuss. Statt dessen hörte der Meister ein seltsames Geräusch und das erschrockene Keuchen der Heldin. Er sah auf. Und seine Kinnlade fiel gen Boden.
Ein riesiges Tentakel hatte die Hände der Heldin an ihren Körper gefesselt, und egal wie wild das Mädchen sich gebärdete, sie schaffte es nicht, sich freizustrampeln. Als der Meister zur Quelle des Tentakels sah, erschrak er.
„Meister der Spiele, im Namen des Centauri-Imperiums sind Sie verhaftet", verkündete einer der zwei Centauri-Polizisten. Der andere hielt die wütende Bumblebee weiterhin in Schach. „Folgen Sie uns ohne Widerstand."
„Hey, ihr könnt ihn noch nicht haben!", rief Bumblebee empört. „Ich bin noch nicht mit ihm fertig!"
„Sorry, Miss, aber dieser Mann hat einen Centauri-Mond-Diamanten gestohlen", erklärte der Polizist, ohne den Meister der Spiele aus den Augen zu lassen. „Er fällt in unseren Aufgabenbereich."
„Nein, er gehört MIR! Er muss einen neuen Wettkampf ausrichten!"
„Ich ergebe mich", rief der Meister plötzlich und streckte den überraschten Polizisten seine Arme entgegen. „Ich gestehe alles. Nur bringen Sie mich in Sicherheit vor ihr!" Er warf der wütenden Bumblebee einen furchtsamen Blick zu.
„DAS KÖNNT IHR NICHT MACHEN!", schrie Bumblebee so laut sie konnte. „ICH WILL..."
„Tut uns Leid, Miss", entschuldigte sich der Centauri-Polizist nochmals. „Wir werden Sie natürlich auf ihre Welt zurückschicken, bevor wir uns um ihn kümmern. Noch einen schönen Tag."
Damit riss er dem Meister das Juwel vom Hals und richtete es auf die zeternde Bumblebee. Einen roten Lichtblitz später war die Heldin verschwunden und der zweite Polizist fuhr erleichtert seufzend seine Tentakel wieder ein. Der andere packte inzwischen den Meister am Arm.
„Bitte leisten Sie keinen Widerstand", forderte er ihn auf. „Bis zu ihrer Gerichtsverhandlung werden wir Sie in den Block mit den anderen Dieben stecken."
„Viele Insassen derzeit?", erkundigte sich der Meister.
„Zur Zeit nur eine", antwortete der Centauri-Polizist, während sein Partner ein Raum-Zeit-Portal zu ihrer Heimatwelt öffnete. „Sie hat ebenfalls einen Centauri-Mond-Diamanten gestohlen. Prinzessin Komand'r von Tamaran."
Komand'r? Irgendwie kam der Name dem Meister bekannt vor. Aber ihm wollte nicht einfallen, wo er ihn schon einmal gehört hatte. Schließlich schob er den Gedanken beiseite. Er würde die andere Diebin schon noch kennen lernen. Sie würden sich sicher gut verstehen.
Als er abgeführt wurde, ahnte er nicht, dass Bumblebees Bestrafung im Vergleich zu seinem Wiedersehen mit Blackfire von Tamaran ein Honiglecken gewesen wäre.
