Epilog
Wir gingen im Streit auseinander und ich weiß, dass ich damals einen großen Fehler begangen hatte und dir die ganze Schuld gab. Ich machte es mir leicht.
Und was mich noch mehr wunderte war, dass du mir Frieden angeboten hattest, obwohl ich dir so eine große Last auflud. Du schienst es bereits vergessen zu haben. Vielleicht nicht vergessen, aber du wolltest einen Neuanfang starrten und den habe ich durch mein Verhalten ruiniert. Nicht einmal in der Lage war ich, dass ich mich bei dir entschuldige. Verabschiedet habe ich mich auch nicht. Seit der Beerdigung habe ich dich nicht mehr gesehen.
Als du mich zu deiner Hochzeit eingeladen hattest, war ich einfach nur noch wütender. Es schien so, als hättest du alles vergessen, was zwischen uns vorgefallen war und was du warst. Nicht einmal meine Drohungen ließen dich zurück schrecken. Du versuchtest es immer weiter mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich wollte es nicht, wollte keinen Fehler zugeben, den ich damals begangen hatte. Es war zulange her und ich war im Unrecht. Je mehr ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Nicht auf dich, aber auf mich, weil ich nicht über meinen Schatten springen konnte. Nie haben wir uns vertragen und jetzt ist es zu spät. Jetzt habe ich meinen Fehler eingestanden und nun kann ich es dir nicht einmal persönlich sagen. Du starbst in dem Glauben, dass ich dich gehasst habe, aber es stimmte nicht.
Aber dennoch habe ich dich gehasst. Ich war eifersüchtig, weil du von allen die Aufmerksamkeit bekommen hattest, immer brav gewesen bist und einfach perfekt warst. Immer wenn ich unsren Eltern etwas sagte, meinten sie nur: „Ja, sehr schön!" Ich fühlte mich ausgeschlossen aus der eigenen Familie. Vor allem, als du nach Hogwarts kamst. In den Ferien hatten mich unsere Eltern nicht einmal beachtet. Sie wollten alles von dir wissen, wie es denn in dieser Schule sei und was du alles lerntest und was sonst noch dazugehörte. Ich war nie ein Teil dieser Familie, so fand ich es zumindest!
Du hast immer versucht mit mir zu reden, aber von mal zu mal wurde ich dir gegenüber verschlossener! Ich hatte meinen Entschluss gefasst dich zu hassen, aber ich konnte es nicht. Ich wollte genauso Aufmerksamkeit wie du, wollte es auch können, aber das hätte ich niemals zugegen, dann hätte ich nämlich eine Schwäche gezeigt. Und dir gegenüber wollte ich sie nicht offenbaren. Dann tat ich auch mal so, als hätte ich keine Schwester. Als ich dann Mutter und Vater erzählt habe, dass ich heiraten möchte, waren sie sehr skeptisch, als sie Vernon kennen lernten. Er entsprach nicht ihrer Vorstellung, sagten sie damals. Aber ich dachte, ich wüsste es besser und meinte: „Ihr mögt ihn nur nicht, weil er nicht so ist, wie eure perfekte Lily." Ich hatte die Beiden angeschrieen und war aus dem Haus gestürmt, als ich dann wieder nach Hause kam, war ich wie Luft für sie. Ich war nicht mehr existent. Weißt du, wie ich mich damals gefühlt hatte? Du hast alles bekommen, obwohl du es nicht wolltest. Sie lasen dir alles von den Augen ab und ich musste beinahe betteln, dass sie mir was gaben.
Jetzt sehe ich es ein, dass ich keinen Grund hatte eifersüchtig zu sein. Du mochtest diese Aufmerksamkeit nicht, aber als du es mir sagtest, wollte ich es dir nicht glauben. Jetzt würdest du sicher sagen, dass ich einen ziemlichen Sturkopf hätte. Du hättest Recht, aber wie ich immer wieder erwähne: Fehler zugeben konnte ich nie! Bis jetzt! Jetzt wo es zu spät ist. Du bist tot und starbst, ohne dass wir uns wieder vertrugen. Ohne das ich den Schritt auf dich zugemacht habe. Du hast es mir angeboten, aber ich schlug es aus. Es war genauso, also unsere Eltern starben. Ich hatte vorher mit ihnen gestritten und es war zu spät. Ich konnte mich nie bei ihnen entschuldigen und das ist das Schlimmste, was ein Gewissen belasten kann.
Ich war nie so wie du und werde es wahrscheinlich auch nie sein, aber ich habe meinen Fehler eingesehen und werde damit weiter leben müssen.
In Ewigkeit
Petunia
