Kapitel III
Schmerz und ErkenntnisPlötzlich eines Abends, sah sie in der Abenddämmerung Reiter nahen. Sie sprang auf und rannte zur großen Halle. Kaum war sie an der großen Treppe angekommen, kam ihr einer der Stallknechte entgegen und rannte sie dabei fast um. Sie hielt ihn am Arm fest und er sagte völlig außer Atem:
„Der König kommt und er ist verwundet."
Ja, er war es tatsächlich. Eomer saß mit schmerzverzerrtem Gesicht vornüber gebeugt auf seinem Pferd. Sie konnte sehen, dass ein Pfeil in seinem Oberkörper steckte und er stark blutete. Seine Männer halfen ihm vom Pferd und brachten ihn sofort in seine Gemächer, sie wollte ihnen folgen, doch man versperrte ihr den Weg. Sie wurde zu ihrem Zimmer gebracht und dort musste sie ausharren. Es schien ihr eine unendlich lange Zeit zu sein, in der sie nicht erfuhr was geschehen war, oder wie es ihm ging. Auf einmal kam Sedair zu ihr.
„Ich weiß nicht genau warum, aber er will Euch sehen, jetzt. Doch bedenkt, es geht ihm sehr schlecht und er braucht viel Ruhe."
So wurde sie zu seinen Gemächern gebracht. Er lag auf seinem Bett, ein Arzt war bei ihm. Er hatte gerade den Pfeil entfernt, der nur knapp über seinem Herzen steckte. Er hatte viel Blut verloren und war sehr blass, es sah nicht gut aus. Der Arzt reichte Theorl den Pfeil, der diesen begutachtete.
„Der Pfeil war vergiftet, wir müssen etwas tun, sonst stirbt der König."
Er sah Vandala böse an und ging an ihr vorbei hinaus. Was konnte sie für das, was geschehen war? Eomer sah sie und gebot den Anderen den Raum zu verlassen und sie allein zu lassen und all dem was sie sagte folge zu leisten. Der Arzt protestierte, doch folgte er den Anweisungen.
Eomer versuchte sich aufzurichten, doch er sackte zusammen. Sie lief zu ihm und versuchte ihm Halt zu geben.
„Ich weiß nicht was es ist, aber ich kenne Dich und Du bist mir vertraut. Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde auf Dich Acht geben, dass habe ich Dir versprochen. Ich habe von Dir geträumt und in meinem Traum hast Du mit mir gesprochen."
Es fiel ihm schwer zu sprechen und so legte sie einen Finger auf seine Lippen um ihm Einhalt zu gebieten. Doch er nahm ihre Hand in die Seine und sprach weiter.
„Ich kann es nicht erklären, aber ich weiß, dass Du mir helfen wirst und das ich dann in Deiner Schuld stehe."
Er sah sie an und sie bekam es mit der Angst zu tun, denn sie erkannte wie schlimm es um ihn stand. Und das er nun auf ihre Hilfe hoffte, dies bürdete ihr eine Verantwortung auf, der sie sich nicht gewachsen sah. Dann schloss er die Augen und atmete nur noch sehr schwach. Sie legte seinen Kopf wieder auf das Kissen und ging in dem Zimmer auf und ab. Sie sah hinaus, der Nachtwind hatte nachgelassen und der Mond schien hell und auf einmal, sie wusste nicht warum oder wie, aber auf einmal wusste sie was zu tun war. Sie ging hinaus, und nahm Sedair die vor der Tür stand bei der Hand und versuchte ihr klar zu machen, dass sie Papier und etwas zu schreiben brauchte. Sofort wurde ihr dies gebracht und sie schrieb ihr auf, was für Kräuter sie brauchte um die Wunde zu entgiften. Schnell hatte Sedair all dies besorgt und nachdem Vandala alles gut verrührt hatte begab sie sich zu Eomer. Immer unter den argwöhnischen Blicken von Theorl und begleitet von ihrer eigenen Angst zu versagen. Sie reinigte seine Wunde, trug die Salbe auf und verband sie. Eomer schien von all dem nichts mitzubekommen. Er glühte förmlich und stöhnte fortwährend. Danach setze sie sich an sein Bett und beobachtete ihn und Angst überkam sie, dass er es nicht schaffen würde und ihr Herz krampfte sich zusammen.
Theorl war nicht von ihrer Seite gewichen und gebot ihr nun schlafen zu gehen, er würde hier wachen und sie sofort informieren falls sich etwas an Eomer´s Zustand ändern würde. Doch sie lehnte ab. Zu groß war ihre Angst, er könnte sterben. Im Fieberwahn wand er sich hin und her und sie versuchte ihn ruhig zu halten. Theorl half ihr dabei. Dies ging so Stunde um Stunde und der Morgen graute schon, doch sie konnte nicht schlafen. So vergingen 2 Tage, in denen sie den Verband stetig erneuerte und ihr nur noch Hoffnung zu bleiben schien, die jedoch immer mehr der Verzweiflung Platz machte. Irgendwann schlief sie doch ein. Als sie erwachte war der dritte Tag schon angebrochen, die Sonne sendete ihre ersten Strahlen. Sie beugte sich zu ihm hinüber und berührte seine Stirn und stellte fest, dass das Fieber gesunken war, auch seine Atmung war nun ruhiger. Ihr Herz quoll über vor Freude. Noch einmal wechselte sie die Verbände und setzte sich wieder in ihren Sessel. Der Schlaf übermannte sie erneut.
Eomer öffnete seine Augen. Er sah zu Theorl hinüber, dieser erzählte ihm, das Vandala seit fast 3 Tagen nunmehr an seinem Bett saß und sich um ihn gekümmert hatte und ihm offensichtlich das Leben gerettet hatte und das auch er nun mehr Vertrauen zu ihr hatte, jedoch immer noch argwöhnisch sei. Eomer gebot ihm zu schweigen. Kurz darauf erwachte sie und er sah sie an. Mit einer Güte und einer Kraft in seinen Augen, die ihr neuen Mut machten. Dann sah er zu Theorl hinüber. Dieser war ebenso froh wie Vandala, dass es ihm nun besser ging.
„Theorl hat mir erzählt was du getan hast. Ich wusste, dass Du mir helfen würdest. Wie kann ich Dir nur je danken? Doch nun ruhe Dich aus."
Ja, sie brauchte Ruhe, doch zu sehr sorgte sie sich um Eomer´s Zustand. Auch wenn es ihm nun besser zu gehen schien. Nur widerwillig begab sie sich in ihr Zimmer und legte sich auf ihr Bett. Schnell übermannte sie der Schlaf und erneut träumte sie. Doch es schien ihr kein Traum zu sein, alles war so real, sie ging hinaus vor die große Halle und genoss den Wind, der mit ihren Haaren spielte. Der Mond stand hell und voll am Firnament und wieder hörte sie eine Stimme.
„Deine Aufgabe hast Du mit Bravour gemeistert und nun ist es an der Zeit Deinem Weg zu folgen. Du musst Edoras verlassen oder Du wirst Unglück über alle bringen, die Dir lieb und teuer sind."
Sie verstand das alles nicht. Was war hier los, träumte sie nur und war es ihr Gewissen, dass ihr sagte, sie solle gehen? Vor was rannte sie davon? Waren es die zarten Gefühle die in ihr keimten oder die Angst Antworten zu finden?
Als sie erwachte, war es spät in der Nacht und ihr erster Gedanke galt Eomer. Sie machte sich rasch frisch und ging zu ihm.
Sedair kam ihr entgegen und ermahnte sie, sie solle erst etwas essen um selbst zu Kräften zu kommen, doch Vandala lehnte ab. Als sie Eomer´s Zimmer betrat, war es wieder Theorl der an seinem Bett wachte. Er erzählte ihr, dass er seit dem morgen nur noch einmal kurz wach war. Widerwillig aß er etwas und erkundigte sich nach ihr und war dann alsbald wieder eingeschlafen, als Theorl ihm sagte, dass sie schlief. Leicht ungehalten darüber, ging sie auf Theorl zu. Doch mit einer Geste entschuldige sie sich bei ihm.
„Ihr brauchtet die Ruhe und sein Zustand hat sich nicht verschlimmert, so sah ich keinen Anlass euch zu stören." Theorl nickte nur und verließ dann das Zimmer, Sedair folgte ihm.
Sie ging an sein Bett überprüfte und erneuerte den Verband. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten und sein Fieber schien nun endgültig gesunken zu sein. Sanft strich sie ihm sein Haar aus seinem Gesicht. Er kam ihr so bekannt vor, jeder Linie seines Gesichtes schien ihr so vertraut. Warum nur hatte sie diesen Traum, von hier fortzugehen und ihn zu verlassen, jetzt wo es ihm besser ging? Plötzlich schlug er seine Augen auf.
„Ich wusste das Du es bist, ich wusste es vom ersten Moment an. Ich träumte von Dir und in meinem Traum, sah ich uns an dem See und ich sah Deine Augen. Deine Augen die so geheimnisvoll sind und mich in ihren Bann ziehen. Ich danke Dir, dass Du mein Leben gerettet hast. Du stehst nicht länger unter Arrest. Du kannst gehen wohin Du willst. Doch will ich nicht, das Du gehst."
Sanft strich er ihr über ihre Wange.
Diese sanften Augen, in denen sie hätte ertrinken können, wie in einem Ozean. Und sie genoss diesen flüchtigen Moment, doch sie spürte das es nicht richtig war. Er wollte noch etwas sagen, doch sie legte ihm ihren Finger auf seine Lippen und ging. Sie ging in ihr Zimmer und zog ihre nunmehr gereinigten eigenen Kleider an. Sie wusste, sie musste gehen. Wohin, dass wusste sie nicht, doch sie musste fort von hier. Doch sie brachte es nicht über´s Herz ihn ohne eine Nachricht zu verlassen. Und so schrieb sie:
Eomer,
mir scheint als kennen wir uns seit Äonen der Zeit, doch kann ich es mir nicht erklären. Ich gehöre nicht hierher und ich denke Du weißt das. Auch kann ich Dir nicht erklären, warum ich empfinde, wie ich es tue. Suche nicht nach mir, denn dies brächte nur Unglück über uns beide. Lebe Dein Leben und sei ein gerechter König für Dein Land. Vergiss mich, auch wenn ich Dich nie vergessen werde.
Lebe wohl.
Vandala
Und so ging sie zum Stall und nahm sich das Pferd, im Nachtwind ritt sie davon.
