Kapitel VIII

Tod und Leben

Schon bald danach gab es neue Übergriffe der Haradrim und der Orks und so war Eomer gezwungen seine junge Braut allein zu lassen. So war er oft wochenlang fort von ihr und er spürte, dass er sich immer mehr von ihr entfernte.

Lothiriel war eine gute und hingebungsvolle Frau. Sie gab ihm Sicherheit und Halt und er liebte sie. Doch was immer er tat, er fühlte ein große Leere in sich. Er versuchte alles um sie nicht zu enttäuschen. Doch diese Liebe basierte nicht auf Leidenschaft, eher auf Respekt und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Es war einfach eine andere Art von Liebe und nie spürte er die gleiche Leidenschaft. Und immer mehr zog er sich zurück, zu groß war die Achtung vor seiner Frau. Er wollte für sie da sein, doch konnte er sich ihr nicht öffnen. Zu groß war sein Angst ihr weh zu tun, denn er spürte in seinem Innersten diese Leere, derer er nicht Herr werden konnte.

Es bekümmerte sie, dass er sich immer mehr verschloss und sie begann daran zu zweifeln, ob sie stark genug war. Als sie bemerkte das sie schwanger war, entfachte dies neue Hoffnung in ihr und überglücklich erwartete sie seine Rückkehr um ihm davon zu berichten. Sie war sich sicher, dies würde sie verbinden, so wie sie es sich erhoffte.

Endlich war der Tag gekommen. Er kehrte vollkommen ermattet mit seinen Reitern heim, sie waren über einen Monat fort gewesen. Sie rannte ihnen entgegen und umarmte ihn stürmisch. Doch seine Reaktion war eher kühl und so lies sie schnell von ihm ab. Sie gingen gemeinsam hinauf und Eomer beriet sich noch kurz mit seinen Männern ehe er in ihr Gemach kam. Als er seine Kleidung ablegte, bemerkte sie, dass er verletzt war.

„Du wurdest verwundet, warum hast Du denn nichts gesagt? Setz Dich, ich werde die Wunde versorgen."

Als sie auf ihn zuging, nahm er ihre Hand und zog sie zu sich.

„Ich halte es nicht für angemessen, dass Du mich so vor meinen Männern begrüßt."

Sie sah zu Boden.

„Versteh doch, ich bin ihr König."

Es tat ihm leid, sie so angefahren zu haben. Doch das Gesagte, konnte er nicht zurück nehmen.

„Ich bin erschöpft und brauche nun Schlaf. Die Wunde ist nicht so schlimm. Was wolltest Du mir vorhin sagen?"

Er stand nun auf und ging zum Waschtisch.

Sie stand am Fenster und weinte, leise flüsterte sie. „Ich trage das Kind unserer Liebe unter meinem Herzen."

Mit einem Ruck drehte er sich zu ihr um und griff sie an den Schultern.

„Du erwartest ein Kind? Warum hast Du das nicht gleich gesagt? Geht es Dir gut? Wann ist es soweit? Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt. Ich liebe Dich."

Überschwänglich nahm er sie in seine Arme und küsste sie und strich sanft über ihren Bauch.

Nun waren es Tränen des Glücks die sie vergoss.

„Im Winter ist es soweit."

Eomer spürte eine Woge des Glücks die seinen Körper durchflutete. Diese Nachricht riss ihn fort von all den Sorgen die ihn plagten. Und zum ersten Mal seit Monaten schlief er ruhig und glücklich ein. Doch mitten in der Nacht wachte er auf, es war ein schrecklicher Traum den er hatte. Er sah zu Lothiriel hinüber, die ruhig in seinem Arm lag und schlief. Eine Angst überkam ihn, sie zu verlieren und damit das einzige Glück, das ihm geblieben war. Und so lag er bei ihr bis der Morgen graute und betrachtete seine Frau im Schlaf. Ruhig war ihre Atmung und vorsichtig legte er seinen Kopf an ihren Bauch.

In den folgenden Monaten vermied er es sich von Lothiriel und dem ungeborenen Kind zu trennen. Zu groß war seine Angst ihnen könnte etwas zustoßen. Der Winter brach an und Lothiriel wurde krank. Sie wurde bettlägerig und starkes Fieber plagte sie. Zur gleichen Zeit erreichten Eomer beunruhigende Nachrichten aus dem Osten. So war er gezwungen sich von ihr zu trennen. Er wusste, dass er nichts für sie tun konnte, doch wollte er bei ihr bleiben. Doch sein Land und seine Männer brauchten ihn nun. Er sandte einen Boten zu Eowyn um Lothiriel während seiner Abwesenheit beizustehen.

„Sorge Dich nicht um mich. Doch versprich mir bald zurück zu kommen. Zu mir und Deinem Sohn."

„Woher weißt Du, dass es ein Sohn ist?"

„Ich spüre es. Und ist es nicht das, was Du Dir wünscht? Komm nur bald zurück."

„Das verspreche ich. Ruhe Dich aus."

So ritt er fort und sandte stets Boten nach Edoras die ihm Botschaft bringen sollten über den Zustand seiner Frau.

Er war nunmehr 4 Wochen fort und die Übergriffe der Orks setzten ihm und seinen Männern hart zu. Die Anzahl der Gegner war größer als sie es vermutet hatten und sie griffen in Intervallen an, die es ihnen kaum ermöglichten sich auszuruhen. Bis zu den Entwassern hatten sie den Feind zusammen treiben können und so starben sie durch die Klinge eines Schwertes aus Rohan oder eines Speeres. Die Schlacht war vorüber und Eomer und seine Männer bereiteten ein Nachtlager. Die Verwundeten wurden versorgt und die Toten begraben. Sie hatten große Verluste erlitten.

Als er sich in dieser Nacht zur Ruhe legte, übermannte ihn eine große Müdigkeit. Zu groß war die Zahl der Toten und er gab sich selbst die Schuld. Hatte er zu unüberlegt gehandelt? Hatte er seine Männer in ein Schicksal geführt, dass er hätte abwenden können? Lange plagten ihn diese Gedanken, doch dann übermannte ihn der Schlaf. Es begann gerade zu dämmern, als er von Theorl geweckt wurde.

„Herr, so eben kam Botschaft aus Edoras. Der Königin geht es sehr schlecht."

„Wir werden sofort losreiten. Treib die Männer zur Eile an, wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir reiten die Nacht hindurch."

Als sie endlich nach fast 2 Tagen in Edoras ankamen, empfing in Eowyn.

„Es geht ihr sehr schlecht."

Eomer begab sich sofort zu seiner Frau, Eowyn folgte ihm. Lothiriel lag in ihrem Bett, schweißgebadet und ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Er beugte sich über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. Er blickte zum Arzt, der jedoch resigniert auf seinen Blick reagierte und den Kopf schüttelte. Er packte ihn am Arm und zog ihn ein Stück vom Bett fort.

„Was kann ich tun?"

„Es tut mir leid Herr, aber ich fürchte, niemand von uns kann hier noch etwas tun. Ich fürchte ihr müsst Euch entscheiden, für das Leben Eurer Frau oder des Kindes."

Wutentbrannt sah er den Arzt an und drückte ihn gegen die Wand.

„Das kann nicht Dein Ernst sein Mann. Wie konnte es soweit kommen?"

„Herr, sie wusste, dass sie zu schwach ist, doch war es ihr innigster Wunsch Euch ein Kind zu schenken. Ich riet ihr davon ab, doch sie wollte nicht hören. Ich musste Ihr versprechen, Euch nichts zu sagen. Es tut mir leid."

Fassungslos ließ er den Arzt los und sah hinüber zu Lothiriel.

Er ging wieder zurück zu ihr und setzte sich neben sie und legte sanft ihren Kopf an seine Brust.

„Sorge Dich nicht. Du hast das Richtige getan..." Ihre Atmung war schwach und ihre Stimme gebrochen. „Versprich mir nur eines."

„Alles, was ist Dein Wunsch."

„Vergiss mich nie."

Es schmerzte ihn sie leiden zu sehen, doch er konnte nichts dagegen tun.

Der Arzt kam auf sie zu. „Wir haben nicht mehr viel Zeit Herr, ihr müsst eine Entscheidung treffen."

Lothiriel hob den Kopf und sagte mir schwacher Stimme. „Diese Entscheidung ist bereits gefallen."

Der Arzt gebot Eomer das Zimmer zu verlassen und dies tat er, wenn auch widerwillig. Es schien ihm eine unendlich lange Zeit zu sein, die er wartend verharren musste. Der Abend war bereits angebrochen und ein Unwetter begann aufzuziehen. Der Wind nahm zu und Blitze bahnten sich ihren Weg und schließlich begann es zu regnen. Eomer stand vor der goldenen Halle und der Regen goss in Strömen. Sein Blick war leer und starr auf das vor ihm liegenden Land gerichtet, das von dem Unwetter verschlungen wurde.

Schließlich kam seine Schwester zu ihm. Ihr Gesicht war mit Tränen überzogen.

„Da siehst Du was es mir gebracht hat. All jene die ich liebte wurden mir genommen, nur noch Du bist mir geblieben."

„Vergiss Deinen Sohn nicht, für ihn musst Du nun stark sein."

Er ging an ihr vorbei. Gerade als er die Türen öffnen wollte, kam ihm der Arzte entgegen. Er stieß ihn zur Seite und ging zu Lothiriel. Die Amme hatte das Kind gerade in Lothriels Arme gelegt. Doch sie war zu schwach. So nahm Eomer das Kind und hielt es so, dass sie es sehen konnte.

„Siehst Du ihn, unseren Sohn... Elfwine. So wie Du es gesagt hast, es ist ein Sohn."

Sie sah zu ihm auf und ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Ich liebe Dich."

Eomer bemerkte wie hektisch der Arzt und die Amme umherliefen und lies seinen Blick kurz im Raum schweifen. Und auf einmal sah er die große Blutlache. Dann sah er wieder zu ihr.

Sie hob ihren Arm und strich sanft über das Gesicht des Kindes und versuchte dann das seine zu berühren, doch dann fiel ihr Arm nieder auf das Bett. Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn.

"Ich liebe Dich."