Kaptitel X.

The end of all things

Alternatives Ende!

Eowyn war zu Faramir zurückgekehrt und damit war für ihn jeder Halt verloren. Der Verlust Lothriels konnte er nicht verwinden und wann immer er in die Augen seines Sohnes sah, kehrten sie wieder, die Erinnerungen an die Nacht seiner Geburt. Diese Bilder plagten ihn und marterten seine Seele. Er fand keine Ruhe und so zogen die Wochen ins Land.

Alles was ihm geblieben war, war dieses Kind, doch wehrte er sich mit aller Macht dagegen, ihn in sein Herz zu schließen. Wie oft wurde er in der Nacht von Alpträumen geplagt. Er wachte schweißgebadet auf, sein Puls raste, dann ging er in das Zimmer seines Sohnes und sah ihm zu wie dieser schlief. So unschuldig, so zart und so verletzlich lag er dort und seine Züge waren die Lothiriel´s. Wie sollte er für ihn da sein, ihm helfen die Welt zu verstehen und ihn aufwachsen zu sehen? Dies schien ihm eine Bürde, die er nicht tragen konnte und derer er sich nicht gewachsen sah. Er war die Erfüllung seines Traumes und zugleich der Ursprung seines großen Verlustes. Ja, er liebte dieses Kind. Dies wurde ihm bewusst, denn wann immer er ihn ansah, spürte er, wie sehr er ihn brauchte. Und er brauchte seinen Sohn, denn er war alles was ihm geblieben war.

Jetzt erst begriff er, wie viel Lothiriel ihm bedeutet hatte. Sie war stets da und gab ihm Halt. Sie lies ihm den Raum den er brauchte, wenn er sich zurück zog. Nie bedrängte sie ihn und gab ihm all ihre Wärme. Und sie liebte ihn ohne jegliche Bedingung und mit all ihrer Hingabe. Zu selbstverständlich hatte er all dies hingenommen. Und sie hatte ihr Leben dafür gegeben. Diese Schuld lastete auf ihm und sie schien mit jedem Tag größer zu werden.

Sein Land und seine Aufgaben hatte er in dieser Zeit vernachlässigt und jeder Versuch Theorl´s seinem Herrn zur Seite zu stehen, hatte dieser zurückgewiesen. Eine Gleichgültigkeit hatte von ihm Besitz ergriffen und er vergrub sich in seinem Schmerz und seiner Trauer. Er hatte einen Schutzwall um sich erbaut, den niemand so schien es, durchbrechen konnte. Dies war nicht der König Rohans, auf den das Volk vertraute. Die Güte war aus seinen Augen gewichen und hatte der Hoffnungslosigkeit und dem Schmerz Platz gemacht. Auch körperlich hatte er sich verändert, sein Gesicht war schmal geworden und der fehlende Schlaf zeigte seine Spuren. Seine Tonart war schroff, wie oft hatte er seinen Schmerz an einer vollkommenen unschuldigen Person ausgelassen. Selbst gegenüber Theorl, den er von Kindesbeinen an kannte. Bis er letztlich kaum noch sprach und sich mehr und mehr zurück zog.

So oft, sah er Lothiriel in seinem Träumen. Ihr zartes Gesicht und ihre warmen Augen. Warum erkannte er erst jetzt, da sie nicht mehr bei ihm war, wie sehr sie gelitten haben muss? Er begnügte sich nicht mit dem Glück das er hatte. Denn ohne das Lothiriel es wusste, so war sie doch stets im Vergleich mit diesem Schatten, den sie nicht kannte. Doch er hatte es nicht vermocht, ihr sein Herz und sein Innerstes Preis zu geben, so wie sie es verdient hätte. Und er fühlte, wie sehr er sie verraten hatte und auch sich selbst. Er hatte sie nicht verdient. Sie hätte es verdient geliebt zu werden aus vollem Herzen. Doch dieses Geschenk vermochte er ihr nicht zu geben.

Der frühe Abendnebel senkte sich über die Ebene. Die Sterne tauchten dieses Schauspiel in eine friedvolle Aura. Mit jedem Schritt dem sie sich Edoras näherte, spürte sie mehr und mehr seinen Schmerz und vergrößerte ihre Sorge um ihn. Die Zinnen Meduselds reflektierten die letzten Strahlen der Sonne und so war es das Erste was sie sah, als sie den Blick hob. Wie liebte sie diesen Anblick, doch welch Schmerz verbannte sie mit dem was sie hier erlebt hatte. Und ihre Rückkehr hierher, schien ihr hoffnungslos. Sie durchschritt das große Tor und die Wachen machten ihr Platz, ohne sie aufzuhalten. Die Flaggen spiegelten die Trauer wieder, die sie hier spürte, sie hingen reglos an den Mästen und der Wind der aufgekommen war, schien sie nicht einmal zu berühren. Auf einmal hörte sie eine Stimme.

„Wer ist dort? Gebt Euch zu erkennen!"

„Ich bin es Theorl." Er sah sie erstaunt an, nicht nur weil er sehr überrascht war, sie wieder zu sehen, nein auch weil sie sprach.

„Warum seid Ihr zurückgekehrt? Hat er nicht genug gelitten?" Sein Blick verfinsterte sich und seine Stimme war herablassend. „Ich lasse nicht zu, das er noch mehr Schmerz erdulden muss. Geht fort von hier."

„Theorl, vertraut mir, nichts liegt mir ferner. Was ist hier geschehen?" Sie sah zu ihm auf und die Güte in ihren Augen stimmte Theorl milder.

„Nun, ich weiß nicht ob es mir zusteht, doch will ich es Euch sagen. Der König vermählte sich mit Lothiriel von Dol Amroth, doch bei der Geburt ihres Kindes verstarb sie. Seit dem ist er nicht mehr wieder zu erkennen, selbst sein eigen Fleisch und Blut beachtet er nicht."

„Wo finde ich ihn?"

Theorl streckte den Arm aus und wies zum Grab von Lothiriel, dass abseits der Hügelgräber war. Und mit trauriger Stimme und gesenktem Blick sagte er. „Dort wo er jeden Abend zu dieser Stunde ist."

Langsam ging sie dorthin, doch hielt sie sich abseits. Doch er spürte, dass er nicht allein war.

„Lass mich allein Theorl!"

„Warum marterst Du Dich so sehr?"

Als er ihre Stimme vernahm, sprang er auf und dann sah er sie. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Sein Innerstes schien zu zerbersten vor Freude. Er wollte auf sie zugehen, doch im Schritte hielt er inne.

„Wo warst Du, als ich Dich am meisten gebraucht habe? Warum bist Du damals von mir gegangen? Warum..." Seine Gesichtszüge verfinsterten sich.

„Warum ist all dies geschehen? Hätte ich Dich doch nie getroffen! Vielleicht hätte ich dann nie erfahren was wahre Liebe ist! Vielleicht hätte ich dann die Momente des Glücks, die sie mir schenkte erkennen können. Vielleicht hätte ich sie dann so geliebt, wie sie es verdient hätte."

Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Aus ihm sprach die Wut und die Verzweiflung und der Schmerz. Sie ging auf ihn zu. Sein Blick war auf sie gerichtet und sie versuchte ihm stand zu halten. Doch war sie verzweifelt. So hatte sie ihn noch nie gesehen und sie fürchtete sich vor dem was sie sah. In seinen Augen schien ein Feuer zu lodern.

Sie stand nun direkt vor ihm. Sacht hob sie den Arm und wollte ihn berühren, doch er schob ihn zur Seite. Dann wandte er sich von ihr ab.

„Es ist zu spät. Ich kann und ich werde es nicht zu lassen." In ihm tobte ein Kampf, zu viel war geschehen.

Ihr wurde bewusst, dass es sinnlos war. Sie konnte nichts dagegen tun.

„Ich werde gehen, so wie Du es verlangst, doch bitte ich Dich um Eines. Dein Sohn hat nur noch Dich, weise ihn nicht von Dir. Sei für ihn da und liebe ihn, wie es ihm gebührt."

Seine Gedanken rasten wie wild und er konnte sie nicht ansehen. Nein dieser Schmerz war zu groß. Warum war sie nun gekommen? Er ballte seine Fäuste zusammen und senkte den Kopf. Der Wind verwehte sein Haar und er spürte die Tränen die sich ihren Weg bahnten. Doch dies sollte sie nicht sehen. Und auf einmal kam ihm der Anhänger in den Sinn und das Gesicht seines Sohnes, wenn er diesen betrachtete und das Lächeln, dass sich auf seinen kleinen Lippen formte. Dann drehte er sich langsam um und wollte sich seinem Schicksal stellen, doch sie war verschwunden.

Viele Jahre später, Elfwine war zu einem stattlichen Mann herangewachsen und er erfüllte das Herz seines Vaters an jedem Tag mit Stolz. Es war ein warmer Sommertag und Elfwine half seinem Vater an seinen Lieblingsplatz zu gehen. Hier oft war er hier gewesen, seit jenem Tag. Er war nunmehr 93 Jahre alt.

„Vater, Ihr habt mir nie erzählt, warum ihr hier so oft hergeht?"

„Das will ich Dir gerne erzählen. Weißt Du noch, wie oft ich Dir gesagt habe, Du sollst stets Deinem Herz folgen?" Elfwine nickte wissend und schmunzelte dabei. Er betrachtete seinen Vater, der trotz seines hohen Alters, noch die gleiche erhabene Ausstrahlung hatte, die er an ihm schon bewundert hatte, als er noch ein kleiner Junge war.

„An diesem Ort verlor ich soviel und zugleich wurde mir bewusst, wofür es sich lohnt zu leben. Und obwohl ich Vieles bereue, was ich in meinem Leben getan habe, so hat es mich doch zu dem Mann gemacht der ich bin. Hier spüre ich die Kraft meiner Väter und diese Kraft sehe ich auch in Dir und dies macht mich glücklich. Doch hoffe ich auch, dass ich eines Tages wieder mit ihr vereint bin."

„Wen meint Ihr Vater? Es sind nun so viele Jahre vergangen seit dem. Habt Ihr denn immer noch keine Ruhe gefunden?"

Eomer sah seinen Sohn an und legte ihm seine Hand auf seine Schulter.

„Nun, ich muss Dir etwas anvertrauen. Ich liebte Deine Mutter, doch begriff ich dies erst, als sie von uns gegangen war. Sie machte mir das größte Geschenk, Dich. Doch meine wahre Liebe gehörte einer Anderen. Und in all den Jahren hoffte ich, dass sie mir vergeben und zu mir zurückkehren würde."

„Wen meint Ihr?"

Eomer sah auf das Land das vor ihm lag. Er schloss die Augen und genoss den Wind der ihn umspielte. Elfwine betrachte seinen Vater und war verwundert, noch nie hatte er seinen Vater so gesehen. Langsam begann dieser zu erzählen.

„Bis zu jenem Morgen vor so langer Zeit kannte ich fast nur die Tage des Krieges, der Entbehrung und des Verlustes. Dann trat sie in mein Leben und mir wurde bewusst, was ich nie gesucht hatte, doch stets entbehrte. Sie war wunderschön, ihre großen Augen zogen mich in ihren Bann, ihre langen schwarzen Haare umspielten mich und wann immer sie bei mir war, fühlte ich inneren Frieden. Sie schenkte mir das Gefühl der Geborgenheit, der Wärme und sie zeigte mir die wahre Liebe. Ihr Schatten begleitete mich stets und gab mir Ruhe, zugleich verzehrte ich mich nach ihr. Doch waren wir zu schwach, unserem Schicksal zu folgen. Jede Stunde die sie nicht bei mir war, vermisste ich sie. Als ich sie am Nötigsten brauchte, kam sie zu mir, doch mein Stolz und mein Schmerz waren zu groß. Und so verließ sie mich und ich hatte nicht genug Kraft sie aufzuhalten. Was würde ich dafür geben, sie nur noch ein einziges Mal wieder zu sehen! Ich gab ihr zu lange die Schuld an dem, was geschehen ist und habe damit unser Schicksal besiegelt. Ich war blind. Zu lange dachte ich, ich würde einem Schatten nachjagen, dabei war es nur meine Angst meinem Schicksal zu begegnen."

Eomer´s Blick senkte sich und Elfwine konnte die Trauer im Gesicht seines Vaters sehen.

„Warum hast Du nie davon gesprochen?"

„Warum? Ich weiß es nicht. Ich bin erschöpft, ich brauche nun Ruhe."

Elfwine stand auf und hielt seinem Vater den Arm als Stütze hin. Doch Eomer schüttelte verneinend den Kopf.

„Lass mich noch ein wenig hier sitzen." Elfwine sah seinen Vater verständnisvoll an und verlies ihn.

Es wurde Abend und die Sonne verschmolz langsam mit dem Horizont. Eomer wusste, das ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner linken Körperhälfte und seine Atmung wurde schwach. Er war froh, dass es hier geschehen würde, an den Hügelgräbern seiner Väter. Viele Schlachten hatte er gefochten und seinem Land den Frieden gebracht und gesichert und es war zur alten Blüte gereift. Doch nun musste er loslassen. Er sackte in sich zusammen, als er plötzlich einen Arm spürte, der ihn auffing. Und auf einmal sah er sie wieder, diese Augen, in dessen Bann er vor so vielen Jahren gezogen wurde.

„Wie oft habe ich gehofft, dass Du zu mir zurückkehren würdest. So viele gemeinsame Jahre habe ich uns verwehrt, durch meine Torheit und meinen Zorn. Kannst du mir je verzeihen?"

Sanft legte sie seinen Kopf auf ihren Knien nieder und strich sanft die Konturen seines Gesichtes nach und küsste ihn.

„Es gibt nichts zu verzeihen. Du musstest Dir selbst verzeihen und das hast Du getan. Ich war stets um Dich und wachte über Dich. Nie warst du allein."

Eine Träne rann über seine Wange. „So viele Jahre! Es tut mir so leid. Und nun ist es zu spät."

Die letzten Strahlen der Sonne umrahmten sie und sie erschien ihm wie damals an dem See. Sie schien um keinen Tag gealtert zu sein und ihre Erscheinung glich einem Engel. Sie beugte sich über ihn und ihr Haar strahlte in einem gleißendem Schimmer. Ihre Augen so gütig und warm.

Er richtete sich langsam auf und küsste sie.

„Dieses Bild werde ich mit mir nehmen und es wird mir Frieden geben. Ach würdest Du mich doch nie verlassen. Ich liebe Dich, so wie ich es vom ersten Moment an tat und noch mehr."

Sie hielt ihn in ihren Armen und Tränen rannen über ihr Gesicht.

„Ich werde Dich nicht verlassen, bis zum Ende aller Dinge werde ich bei Dir sein, denn ich liebe Dich."

Eomer schloss die Augen zum letzten Mal und Vandala´s Trauer war maßlos. Sie presste ihn an sich und hielt ihn so in den Armen bis der Mond am Himmel stand und die Sterne ihr Licht auf die Erde sandten.

Auf einmal kam Elfwine und er erkannte sofort, dass sein Vater gestorben war. Er sah sie an und begriff wer sie war.

„Er hat Dich sehr geliebt und es brach ihm das Herz, was er damals getan hat."

Vandala, die Eomer immer noch in ihren Armen hielt, sah zu Elfwine auf.

„Ja, das hat er, so wie ich ihn. Doch will ich ihn nicht allein lassen."

„Wenn es etwas gibt, dass ich für Dich tun kann, so werde ich es."

Tränen rannen über ihr Gesicht und mit schwacher Stimme entgegnete sie. „Ich danke Dir."

So wurde Eomer in einem Hügelgrab bei seinen Vorfahren beerdigt. Und Elfwine entsprach dem letzten Wunsch Vandala´s. Heimlich und im Verborgenen betrat sie in der Nacht das Grab und Elfwine verschloss es danach für immer. Und so ruht Sie bei Eomer, bis zum Ende aller Dinge.

The End

5