So ein dickes Dankeschön für die Reviews. Sorry, dass es wieder etwas länger gedauert hat, aber mir fehlen einige Chaps, die noch bei meiner beta rumliegen… die muss ich jetzt aber besonders knuddeln, weil sie so fleißig war!!! DANKE!

mrsgaladriel: Das mit den Reviews ist dumm, ich weiß, obwohl ich, warum auch immer schon mal mehrere gezeichnete Rückmeldungen zu einem Kapitel bekommen habe, k.A. worum es ging. Ich müsste mal deine e-mail-addy haben, ansonsten kann ich deine Frage nicht beantworten… sry.

squibby: Wo bleibt der sleeping potion??? Du solltest wissen, dass ich nicht auf deine Forderung eingehen werde, aber ich warne dich: Falsch dosiert könnte der Trank fatale Folgen haben!

Cecelina: Die Grundzüge von HdP sollten zum verstehen voll und ganz ausreichen.

Sabine2307: dann lass dich einfach überraschen... #grins#

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I've seen the shadows in your eyes

How could you - loose the emotion

of being alive?

(Lacrimosa)

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Eine merkwürdige Zugbegegnung

Harry hatte sich die folgenden Tage extrem stark zurückgezogen und keinen Kontakt zu den anderen aufgenommen. Es war manchmal sogar so schlimm, dass er nicht einmal mehr redete, auch wenn man ihn direkt ansprach.

"Was ist los mit dir?" fragte Ginny besorgt. Sie war vor einigen Minuten in das Zimmer gekommen, doch Harry hatte sie weder angesehen, noch irgendetwas gesagt.

"Es ist dieses Haus", sagte Harry fast flüsternd, "Alle unangenehmen Gedanken sind hier gebündelt, egal woran ich gerade denken muss, es gibt immer einen Bezug zu Sirius, dem Orden, meine Eltern, Simon,..."

"Harry, Simon ist es nicht wert, dass du dir seinetwegen den Kopf zerbrichst."

"Weißt du, dass ich bald wieder nach Slytherin muss?" fing Harry an, "Simon war der einzige, dem ich dort wirklich vertraut habe und ... Er hat mich ausgeliefert und fast getötet!!!"

"Aber, du sagtest selbst, dass er tot ist" argumentierte Ginny, doch Harry reagierte darauf nicht, sondern starrte die Wand hinter Ginny an.

"Ginny, ich..." fing Harry nach einer längeren Zeit des Schweigens an, brach aber sofort wieder ab. Sie seufzte und setzte sich zu ihm aufs Bett. Sanft legte sie ihre Arme um ihn und Harry ließ den Kopf auf ihre Schulter sinken.

"Ich halte es nicht noch einmal ein ganzes Jahr mit diesem Haufen aus", sagte Harry fast flüsternd.

Nur mit Mühe schob er die Gedanken beiseite. Ginny bei sich zu spüren gab ihm die Wärme, die er jetzt brauchte. Er küsste sie nicht, sondern legte lediglich einen Arm um sie und schloss die Augen. Er wollte Ruhe und so wie es jetzt war, war es sehr viel besser, als wenn er alleine gegen die Wand starrte. Er schloss seine, vor Übermüdung und vom permanenten Schlafmangel überstrapazierten, Augen und schlief nur wenig später ein.

Harry wachte erst am nächsten Tag wieder auf. Ginny musste irgendwann gegangen sein ohne dass er es gemerkt hatte. Er gähnte herzhaft und zog sich um.

Die Dursleys waren so freundlich gewesen Harrys ganzes Hab und Gut in zwei große Kartons zu packen, um es an die Straße zu stellen. Nicht dass sie vorgehabt hatten, dass alles an Harry zurück zu geben, sondern sie taten es lediglich, um es aus dem Haus zu haben. Mr. Weasley hat die Sachen sehr kurzfristig vor den Händen der Müllabfuhr gerettet.

Es dauerte eine ganze Weile, als Harry sich mit seiner Situation abgefunden hatte. Er war im Haus seines Paten gefangen. Aber er war zum Glück nicht alleine. Wenn Ginny, Hermine und Ron nicht gewesen wären, hätte er sein Tief nie überwunden, aber die drei drängten sich ihm gnadenlos auf und vertrieben ihm die Zeit und damit auch, nach und nach, die grausamen Erinnerungen.

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Die Ferien neigten sich dem Ende entgegen und erst in der letzten Woche kam Mrs. Weasley beim Frühstück auf ihn zu um Harrys Bücherliste zu erbitten. Sie trug bereits ihren Reiseumhang und schien ein wenig in Eile zu sein.

Harry nickte und erhob sich vom Frühstückstisch, zögerte aber schließlich.

"Mrs. Weasley, kann ich eventuell mitkommen?" fragte er unsicher.

"Harry, das weißt du doch... Du darfst das Haus unter keinen Umständen verlassen." sagte sie und lächelte ihn aufmunternd an.

"Ich weiß... aber ich ... ich brauche einen neuen Zauberstab und ..." sagte Harry, "den können Sie mir nicht mitbringen." Mrs. Weasley seufzte und sah den jungen Mann fast mitleidig an.

"Ich kann dich nicht mitnehmen", Harry senkte seinen Kopf.

"Aber ich brauche... dringend einen Neuen", sagte Harry leise, „Ich will nicht den von Snape benutzen."

"Ich rede mit Dumbledore", sagte Mrs. Weasley und strich ihn sanft durch das schwarze, ungeordnete Haar, „Da finden wir sicher eine Möglichkeit. Soll ich denn deine Bücher trotzdem, schon mal mitbringen?" Harry nickte und löste sich rasch aus Mollys Umarmung um seine Liste zu holen.

Mrs. Weasley kam erst am späten Nachmittag wieder und gab jedem ein großes Paket mit Büchern. Harry hatte den ganzen Tag mit Hermine, Ron und Ginny in seinem Zimmer gesessen. Erst hatten sie noch mehrere Runden Zaubererschach gespielt, aber das war auf Dauer zu langweilig und so hatten sie eigentlich die meiste Zeit rumgesessen und nicht gewusst was sie anstellen sollten.

Als jeder seine Bücher bekommen hatte, ließ es sich Hermine nicht nehmen, nach oben in ihr Zimmer zu gehen um diese genauer zu inspizieren. Auch Harry blätterte eine Weile lustlos in seinem Buch über Muggelkunde herum bevor er sich seinem Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste zuwandte.

Etwa zur selben Zeit vernahm Harry im Eingangsbereich mehrere Stimmen, unter anderem glaubte er die von Dumbledore zu hören, doch es wurde rasch wieder leiser und schließlich wurde eine Tür geräuschvoll geschlossen.

Dumbledore selbst kam nach dem Ordenstreffen zu ihm, um ihn darüber zu informieren dass er in wenigen Tagen mit Begleitung zu Ollivander könne, aber auch um sich von Harrys derzeitiger Verfassung zu überzeugen.

Die letzte Woche verging rasch, da alle schon mit den letzten Vorbereitungen für das kommende Schuljahr beschäftigt waren und erst zwei Tage vor Schulbeginn wurde Harry morgens in aller frühe von Molly geweckt.

In der Eingangshalle wurde er von einigen Mitgliedern des Ordens begrüßt. Moody, Tonks, Lupin Molly und Arthur Weasley warteten abfahrbereit im Flur.

Tonks erschien sehr viel älter als sonst. Sie hatte graue Harre und trug einen braunen, abgetragenen Mantel. Die Muggel würden sie für Harrys Oma halten, wenn man sie mit Harry zusammen sah. Arthurs Kleidung dagegen war mehr als auffällig. Es würde ein sehr heißer Tag werden und Mr. Weasley meinte eine kurze Bermudas anziehen zu müssen und wirkte auf Harry wie ein Tourist auf einer Südseeinsel. Als Harry zu ihnen stieß, hörte er gerade noch, wie Lupin sich über Arthurs auffälliger Kleidung aufregte, verstummte aber, als Harry hinzukam.

Harry hatte Lupin die letzten Tage kaum gesehen und der letzte Vollmond hatte seine Spuren hinterlassen. Ohne den Wolfsbanntrank wirkte der Werwolf nach Vollmondnächten ausgelaugt und müde und schien sich nur langsam von seinen Verwandlungen zu erholen. Die kleine Gruppe verließ unmittelbar, nachdem Harry von Molly mit ein paar Scheiben Brot versorgt wurde, das Haus.

Harry ging lustlos zwischen den Ordensmitgliedern her. Moody gab ihn gelegentlich einen kleinen Schubs, wenn er seinen Schritt verlangsamte oder nach etwas gucken wollte.

Als sie schließlich die Winkelgasse erreichten zogen die Erwachsenen den Kreis um Harry noch enger und Moodys magisches Auge beobachtete sehr intensiv die nähere Umgebung.

Hastig schritt die kleine Gruppe die Gasse hinunter bis zu dem Laden von Ollivander. Lupin zog Harry sofort in den Laden, während die anderen sich unauffällig davor aufstellten. Tonks als ältere Dame stützte sich auf ihren Gehstock und sah sich neugierig in der Gasse um. Moody zog einen Tagespropheten hervor und lehnte sich an die Fensterscheibe. Molly kramte aus ihrer Tasche ihr Strickzeug hervor und während sie sich daran machte einen giftgrünen Pullover zu stricken, unterhielt sie sich lauthals mit Arthur über das Wetter.

Harry wandte sich belustigt von den vier Personen ab und sah sich im Laden um. Es roch staubig und in all den Jahren, die er nicht hier gewesen war, schien sich nichts verändert zu haben. Lupin ließ sich müde auf einem Hocker neben einem großen Regal voller kleiner Schachteln, nieder.

"Mr. Potter, dass ich Sie noch einmal in meinem Laden begrüßen darf", sagte Ollivander überrascht und kam nach vorne an die Ladentheke, "Womit kann ich dienen?"

"Ich brauche einen neuen Zauberstab", sagte Harry rasch und besah sich interessiert die Auslagen an der Theke. Mr. Ollivander schien einen Moment zu überlegen, bevor er sich einem Regal zuwandte und ein paar Schachteln herauszog. Harry glaubte, dass Mr. Ollivander gerne nach seinem alten Zauberstab gefragt hätte, aber seine diskrete Höflichkeit schien dies nicht zuzulassen.

Er brachte mehrere Schachteln nach vorne, nahm eine und packte den Zauberstab aus, zögerte aber plötzlich. "Nein, … den haben sie damals schon nicht haben wollen." Ohne ihn Harry zu geben packte er ihn beiseite und gab ihm einen anderen.

"Versuchen Sie den hier", sagte Ollivander und hielt ihm einen sehr Dunklen entgegen, "Weidenholz, elfeinhalb Zoll, Drachenherzfaser." Harry nahm ihn in die Hand, doch er spürte nichts, was ihm an dem Stab zusagte und Mr. Ollivander nahm ihn zurück.

"Zwölf Zoll, Einhornhaare, sehr guter Stab, ... nein … sechseinhalb Zoll, Elfenbein, ... hier ein besonderes Stück, Weißbuche mit einer Phönixfeder, ... auch nicht ..." Der Stapel mit den abgelegten Zauberstäbe wurde zusehends größer und Harry war dem Verzweifeln nahe.

"Sie machen es mir nicht gerade einfach, versuchen Sie den hier, elf Zoll, sehr biegsam mit einem Einhornhaar." Doch auch der war anscheinend nicht geeignet.

"Und dieser? dreizehn Zoll,..." Harry schüttelte resigniert den Kopf und je mehr Zeit verstrich, umso leerer wurden die Regale. Schließlich hatte Mr. Ollivander auch den letzten Zauberstab aus dem Regal geholt.

"Mr. Potter", sagte er ernst, als er auch den wieder aus Harrys Hand gerissen hatte, "Ich glaube, ich muss sie enttäuschen. Es scheint keinen zu geben, der Ihnen genauso zusagen wird, wie Ihr erster, aber ich könnte Mr. Gregorowitsch, um eine Auswahl seiner Zauberstäbe bitten. Er hat einige sehr mächtige auf Lager,..."

"Ich weiß nicht..." fing Harry an und sah zweifelnd zu Lupin hinüber, "Wie lange wird das dauern, bis Sie die haben?"

"Eine Woche, ... vielleicht auch länger", sagte Mr. Ollivander und begann einige Schachteln zurück in das Regal zu stellen.

„Harry", sagte Lupin ruhig und kam zu ihm, „Vielleicht solltest du es dir mit dem Zauberstab noch mal überlegen. Du hast doch einen ganz guten"

„Was gibt es da zu überlegen?" erwiderte der angesprochene missmutig, „Ich will ihn nicht benutzen … nicht nach all dem was passiert ist."

„Welchen Zauberstab meinen sie?" fragte Mr. Ollivander und hob interessiert eine Augenbraue. Harry zog Snapes Zauberstab hervor und reichte sie dem Verkäufer.

"Oh, ja, an den kann ich mich auch noch gut erinnern. Mr. Snape hat ihn zu seiner Einschulung gekauft, ...ja, ein außergewöhnlicher Zauberstab, lag sehr lange auf meinem Lager. Zwölfeinhalb Zoll, Eiche, federnd, mit einer Drachenherzfaser. Ideal für die Beschwörung von magischen Gegenständen und Ritualzauber ..." Mr. Ollivander betrachtete den Zauberstab und untersuchte ihn nach möglichen Kratzern und Macken, dann gab er ihn an Harry zurück, "Ich glaube, kein Zauberstab in meinem Lager passt besser zu Ihnen wie dieser. Er kann durchaus sehr mächtig sein und ist in einem tadellosen Zustand. Wenn Sie meine Meinung haben wollen: Nutzen Sie ihn."

Harry steckte den Stab ein und sah nochmals zu Mr. Ollivander auf. Ein wenig enttäuscht verabschiedete er sich von dem Zauberstabmacher und ging mit den anderen wieder auf zurück zum Grimmauldplatz.

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"Harry mach dir darüber keine Gedanken", sagte Ginny, als er ihr am Abend von seinem missglückten Ausflug in die Winkelgasse erzählt hatte, "Du machst dir viel zu viele Gedanken über das alles... Du kannst gar nicht mehr entspannen, ständig hängst du alten Erinnerungen nach,..." Harry hatte Ginny stark vernachlässigt und ein kleiner Teil in seinem Kopf musste ihren Vorwürfen Recht geben. Er stand auf, nahm sie zärtlich in den Arm.

"Ginny, ich weiß..." sagte er leise und zog sie noch näher an sich. Er streichelte über ihren Rücken und küsste sie. Ginny schob ihn sanft aufs Bett und er genoss ihre Nähe wie schon lange nicht mehr.

Nach einer längern Pause in der Harry lediglich Ginnys Körper an sich spüren wollte zögerte er plötzlich und seine Augen trafen auf die Ginnys.

"Danke", flüsterte er. Ginny runzelte irritiert die Stirn.

"Wofür?" fragte sie leise, während ihre Hand durch sein schwarzes Haar fuhr.

"Ihr habt immer zu mir gehalten, du, Hermine,... und auch Ron. Ich weiß nicht wie ich die letzten Wochen ohne euch überstanden hätte,..." Ginny schob sanft ihren Zeigefinger vor seine Lippen:

"Du brauchst jetzt nichts zu sagen,..." sagte sie ganz leise und presste sanft ihre Lippen auf seine. Harry schloss seine Augen und zog Ginny wieder näher an sich.

"Ich liebe dich", flüsterte er ihr ins Ohr, "Bleibst du heute Nacht hier?" In ihren Augen war einen Moment etwas zu sehen, was Harry als ein nein deutete, doch sie schien noch darüber nachzudenken, "Ich mache nichts, was du nicht willst, aber bitte ... lass mich heute Nacht nicht allein, ...ich... ich ..."

Sie nickte und zog Harry näher an sich … Es wurde sehr spät ehe Harry sich zum Schlafen legte.

Ein Tisch stand inmitten eines fensterlosen Raumes und einige, wenige Leute standen um ihn herum. Harry erkannte keine der schwarzgewandeten Gestalten, aber sicher waren es Todesser, die sich um den Tisch versammelt hatten. Eine der anwesenden Personen zog einen Gegenstand hervor und legte diesen vor dem dunklen Lord auf die Tischplatte.

Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er in das blasse Gesicht von Bellatrix Lestrange sehen, bevor er den Gegenstand erkannte. Es war sein Zauberstab, den ihm die Todesserin vor den Sommerferien entwendet hatte. Harry sah, dass jemand sprach, doch er selbst konnte nichts hören. Gebannt schenkte er seine Aufmerksamkeit dem Zauberstab, der gerade in Voldemorts weißen Händen lag. Der dunkle Lord betrachtete ihn und sprach ein paar Worte. Er war hocherfreut als er Harrys Zauberstab wieder weglegte um dann seinen eigenen zu ziehen.

Harry schrak zusammen und seine Narbe brannte. Die Vision wurde schwächer. Mit aller Kraft versuchte er sich an der Vision festzuklammern um zu erfahren was Voldemort vorhatte, doch die Dunkelheit umfing ihn. Zurück blieb nur der brennende Schmerz auf seiner Stirn.

Im selben Moment erwachte Harry aus dem Schlaf. Die Narbe brannte noch immer, doch er konnte sich an nichts erinnern. Er sammelte noch einmal seine Kräfte zusammen und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was der Feind tat, doch bis auf die Tatsache, das Voldemort sehr plötzlich, sehr wütend war, konnte er nichts weiter in Erfahrung bringen. Etwas war schief gegangen und darüber war der dunkle Lord alles andere als erfreut.

Es musste noch mitten in der Nacht sein. Harry betrachtete einen Moment Ginny, die immer noch schlafend neben ihm lag, verließ aber kurz darauf leise das Zimmer um sie nicht zu wecken. Er würde jetzt kaum noch zur Ruhe kommen.

Er ging in die Küche, setzte sich an den Tisch und durchstöberte gelangweilt den Tagespropheten. Es war nichts passiert und die Zeitung war schnell uninteressant geworden. Harry bereute es, dass er kein Buch mitgenommen hatte und legte den Kopf auf die Tischplatte. Ohne es zu wollen döste er vor sich hin und wurde wenig später von Mrs. Weasley geweckt, die laut scheppernd die Pfanne auf den Herd stellte, um darin das Frühstück zu zubereiten.

"Guten Morgen!" sagte sie vergnügt lächelnd zu Harry, der sie verschlafen ansah.

"Morgen", murmelte er und erhob sich. Sein Rücken schmerzte von der ungesunden Haltung und gähnend streckte er sich.

"Warum hast du in der Küche geschlafen?" fragte Molly, "Stress mit Ginny gehabt?" Harry zuckte zusammen. Sie konnte doch unmöglich wissen, dass Ginny bei ihm geschlafen hatte, oder?

"Nein", grummelte Harry, "Voldemort hat sich über irgendetwas geärgert", erklärte Harry schlaftrunken, woraufhin Molly erschrocken die Schachteln mit den Eiern zu Boden fallen lies.

"Was ist passiert?" fragte sie.

"Weiß nicht", sagte Harry und zuckte mit den Achseln, "Er hat sich über irgendetwas geärgert, was nicht geklappt hat." sagte Harry und nahm sich eine Flasche Kürbissaft aus dem Kühlschrank, während Mrs. Weasley mit einem Zauber die zerbrochenen Eier reparierte.

"Hast du nicht letztes Jahr Okklumentik gelernt?" fragte Mrs. Weasley weiter und zauberte ein paar Teller und Besteck auf den Frühstückstisch. Harry nickte, leerte sein Glas und verließ die Küche, ohne noch etwas zu sagen.

Ginny schlief immer noch tief und fest in seinem Bett. Er näherte sich ihr, legte einen Arm um sie und küsste sie wach. Als Ginny die Augen aufschlug, schenkte er ihr ein sanftes Lächeln.

Ginny schrak auf, als ihr bewusst war wo sie war und löste sich rasch aus Harrys Umarmung. Harry konnte ihr lediglich noch überrascht hinterher sehen so schnell war sie verschwunden. Mir einem Seufzer erhob er sich, nahm eine saubere Robe aus dem Schrank und zog sich um.

"Ron?!" hörte er Ginny von weiter oben sagen und hielt inne, "Was ... was machst du..."

"Nichts Ginny", antwortete Ron hastig, "Vergiss einfach, dass du mich gesehen hast."

Daraufhin war es ruhig und Harry konnte eilige Schritte hören, die er Ron zuordnete. Auf Harrys Gesicht erschien ein Grinsen und er hatte den Verdacht, dass er nicht der einzige war, der nicht alleine in seinem Bett geschlafen hatte.

Dieser Verdacht bestätigte sich nur wenig später beim Frühstück. Er hatte Hermine schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. Genauer gesagt, war es fast ein dreiviertel Jahr her, dass sie Ron mit einem offensichtlich verliebten Blick angesehen hatte.

"Ist das nicht schön, dass die beiden wieder zusammen sind?" fragte Ginny und erntete unerwartet böse Blicke von Hermine und überraschte von den anderen Weasleys.

"Musst du gleich alles weiter erzählen?" fragte Ron genervt und warf seiner kleinen Schwester einen bösen Blick zu.

"Ich wusste ja nicht dass ihr es geheim halten wolltet", sagte Ginny und warf einen hastigen Blick zu Harry.

"Ron, es war mehr als offensichtlich,... Ich meine dass ihr verliebt seid, sieht doch ein Blinder mit 'nem Krückstock", verteidigte Harry seine Freundin schmunzelnd.

"Mrs. Weasley", sagte Hermine und wandte sich, um das Thema zu wechseln, an die rothaarige Dame, "Wie werden wir nach Kings Cross kommen?"

"Mit der U-Bahn", sagte sie, "Moody und Lupin werden uns begleiten." Mrs. Weasley erhob sich und ließ mit einem Wink ihres Zauberstabs die schmutzigen Teller in die Spüle verschwinden, wo sich das Geschirr von alleine säuberte.

"Hat noch jemand Sachen, die gewaschen werden müssen?" fragte sie, worauf alle Vier mit einem Nicken reagierten und kurz darauf hastig aus der Küche wuselten.

Am Abend hatte Harry einen Stapel gewaschener und fertig zusammengefalteter Hogwartsumhänge auf seinem Bett liegen. Ihn störten der grüne Saum und das Wappen mit der silbernen Schlange darauf, die sich auf jeder Uniform abzeichneten. Er hatte schon einige Tage nicht mehr daran gedacht, was genau ihn in Hogwarts erwartete: ein weiteres Jahr in Slytherin. Mit einem Seufzer packte er sie in seinen Koffer, sperrte Hedwig in ihren Käfig und ging sehr früh schlafen.

# - # - #

"Alles OK mit dir Harry?" fragte Lupin, als sie das Gleis Neundreiviertel erreicht hatten.

Harry hatte auf der ganzen Fahrt nach Kings Cross nicht ein Wort gesagt und er wusste auch nicht, was er auf die Frage seines ehemaligen Lehrers antworten sollte.

"Mmh..." murmelte er, "Es geht." Sein Blick schweifte über das Gleis, auf dem sich bereits eine ganze Menge Schüler mit ihren Eltern aufhielten.

"Kopf hoch", ermunterte ihn Lupin, "Du glaubst gar nicht wie schnell das Schuljahr vorbei gehen wird... Ich meine das siebte ist nicht ganz so lang wie die anderen und die UTZ-Prüfungen sind schon im April nächsten Jahres." Harry nickte. Das war nicht das, was ihn störte, aber er hatte keine Lust sein Problem mit den Slytherins anzusprechen und zog es vor zu schweigen.

"Harry, wo bleibst du?" fragte Mrs. Weasley, "Die anderen sind schon rein um ein Abteil zu suchen. Harry drehte sich um und die Bahnhofsuhr verriet ihm, dass es allmählich allerhöchste Zeit war. Nur einen Moment später fand er sich in Mrs. Weasley Armen wieder, um ihn zu verabschieden.

"Machs gut Harry und streite dich nicht wieder so oft mit Ron." ermahnte sie und Harry grinste. Er löste sich aus der Umarmung und verschwand im Zug, der noch bevor Harry seine Freunde erreicht hatte, losfuhr.

„Auch besetzt", hörte er Hermine resigniert sagen.

„Aber da sitzt doch nur einer drin", entgegnete Ginny, doch Hermine schüttelte lediglich mit dem Kopf und schob die anderen zurück in die andere Richtung. Erst jetzt bemerkte sie, dass Harry zu ihnen aufgeschlossen hat.

„Keine Chance", seufzte sie, „Wir müssen uns wohl aufteilen."

„Wieso?" fragte Harry, „Wer ist da hinten in dem Abteil?"

„Dieser Nott", antwortete Hermine, „Heißt er Theodor?" Harry nickte und schob sich augenblicklich an den anderen vorbei und öffnete das fast freie Abteil. Theodor sah er erschrocken zu Harry auf, aber als er erkannte, wer es war, setzte er ein schwaches Lächeln auf.

„Was dagegen?" fragte Harry. Der dunkelblonde Slytherin schüttelte lediglich mit dem Kopf und wandte sich wieder seinem Buch zu.

„Warum sitzt du nicht bei deinen Freunden", fragte Harry. Theodor klappte das Buch zu und sah Harry ernst an.

„Welche Freunde?" entgegnete der Angesprochene kühl. Er packte das Buch in einen Rucksack und setzte wieder an, „Falls du Draco meinst, mit dem hatte ich eine kleine Auseinandersetzung am Bahnhof." Harry wollte ihn noch weitere Fragen stellen, um herauszubekommen was zwischen den beiden vorgefallen war, doch der Slytherin sah stur aus dem Fenster und würde wohl kaum antworten. Harry tat es ihm gleich und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Die letzten Häuser von London waren längst verschwunden und machten Platz für sanfte, grüne Hügel. Ginny hatte sich an ihn geschmiegt und döste vor sich hin.

„Ach hier bist du…" durchbrach Dracos Stimme die Stille und der blonde Slytherin riss die Abteiltür auf. Seine kalten, blauen Augen schweiften einmal vorsichtig durch das Abteil, bevor sie sich auf Theodor fixierten, „Was treibst du dich mit diesem Abschaum herum?"

Theodor sah Draco erschrocken an, doch er brachte bis auf ein unverständliches Stottern nichts hervor.

„Theodor kann nichts dafür", verteidigte Harry den dunkelblonden Slytherin und erhob sich.

„Potter", zischte Draco, „das ist eine Sache zwischen Theo und mir also, misch dich nicht ein!" Draco wandte sich wieder an Theodor und ignorierte Harry einfach, „Komm Theo … ich will dich nicht noch einmal in dieser Gesellschaft sehen." Theodor warf einen unsichern, vielleicht sogar hilflosen und flehenden Blick zu Harry und seinen Freunden.

„Wenn Theo nicht mitkommen will, kannst du ihn nur schwer dazu zwingen!" sagte Harry und lächelte.

„Ach nein?" erwiderte Draco und lachte kühl, ging aber nicht weiter auf Harrys Worte ein, „Theo, was glaubst du wie Simon reagiert, wenn ich ihn wissen lasse, mit wem du dich so rumtreibst. Er hat große Hoffnungen in dich gesetzt."

„Simon ist TOT", warf Harry ein und schubste Draco aus dem Abteil, doch der Ausdruck der auf Dracos Gesicht stand, war nicht wie er es erwartet hatte.

„Heute Morgen erschien er mir noch sehr lebendig zu sein", erwiderte Draco und wies Theodor nochmals an mitzukommen und diesmal erhob dieser sich schweigend und folgte dem blonden Slytherin mit all seinem Gepäck den Gang hinunter.

Harry stand in der Tür und sah ihnen nach. Er zitterte kaum merklich und erst als Hermine ihm beruhigend einen Arm auf die Schulter legte und ihn zurück ins Abteil zog, reagierte er.

„Simon … ist tot", flüsterte er nochmals mit zitternder Stimme.

„Draco hat sicher gelogen, um dich und Theodor einzuschüchtern", winkte Hermine ab, doch Harry schüttelte heftig mit dem Kopf.

„Draco ist nicht einfach mit Legilimentik zu erfassen, aber er wirkte zu selbstsicher. Er hat nicht gelogen", sagte Harry, woraufhin ein langes ausgedehntes, fast erdrückendes, Schweigen folgte.

Harry wandte sich der vorbeiziehenden Landschaft zu. Seit sie die schottische Grenze überfahren hatten, schien es pausenlos zu regnen. Auch die anderen schwiegen. Er konnte in dem blassen Spiegelbild des Fensters erkennen, dass die anderen ihn eine Weile verwundert und interessiert ansahen, sich aber dann schweigend anderen Sachen zuwendeten.

Harry seufzte und ohne damit gerechnet zu haben schlangen sich zwei Arme sanft von hinten um ihn.

"Du hast jetzt keinen Grund über Malfoys Worte nachzugrübeln. Wir werden es früher oder später sicher erfahren", flüsterte Ginny ihm ins Ohr. Harry drehte sich zögernd zu ihr um. Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln und schloss sie in seine Arme.

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Die restliche Fahrt verlief ereignislos. Kurz bevor sie Hogsmeade erreichten zogen sich die vier um und verließen den Zug.

"Hast du eine Ahnung wer der neue Hauslehrer von Slytherin wird?" fragte Hermine, als sie sich auf den Weg zu den Kutschen machten. Harry betrachtete die Thestrale mit gemischten Gefühlen, und folgte Ron und Ginny ins Innere.

"Keine Ahnung", antwortete Harry, "Peony war, glaube ich, in Ravenclaw, sie wird es hoffentlich nicht sein..."

"Aber es gibt keine Lehrer aus Slytherin, oder?" Hermine fiel in eine nachdenkliche Pose und Harry wusste sie würde sämtliche Lehrer Hogwarts durchgehen, doch schließlich schüttelte sie ihren Kopf.

In der Großen Halle verabschiedete er sich schweren Herzens von seinen Freunden. Ginny ging zum Gryffindortisch und begrüßte ein paar Freunde aus ihrem Jahrgang, Ron und Hermine wandten sich zum Phönixhaustisch.

Harrys Blick schweifte einmal suchend über den Slytherintisch. Schließlich ließ er sich an einer leeren Ecke, möglichst weit weg von Draco und seinen Freunden, nieder.

"Potter, bist du unter die Kindergärtner gegangen?" rief Draco belustigt zu ihm hinüber, "An dem Ende werden gleich lauter Erstklässler sitzen!"

"Mir egal", zischte Harry, "Alles ist besser, als ständig in deine hässliche Visage glotzen zu müssen."

Draco erhob sich wütend, doch noch bevor er einen Schritt in Harrys Richtung tun konnte, wurde es plötzlich still in der Halle. Harry spürte die grau-blauen Augen auf sich ruhen, doch er ignorierte Draco und wandte sich schließlich wie alle anderen den Erstklässlern zu, die gerade die Große Halle betraten.

Der sprechende Hut lag bereits auf dem dreibeinigen Hocker, als die Schüler sich nervös in einem Halbkreis vor dem Lehrertisch aufstellten. Nachdem auch die letzten Flüstergespräche verebbt waren, begann der Hut, wie jedes Jahr mit seinem Lied.

"Jedes Jahr aufs Neue, tue ich meine Pflicht,

erkenne euer Wesen, eure Herkunft, eure Absicht.

Woraufhin ich dann entscheide,

wie ich euch am besten teile

auf die fünf Häuser dieser Schule.

Wer eifrig lernt, und viel weiß

kann in Ravenclaw zeigen seinen Fleiß

Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft dagegen

unterstützt das Haus Hufflepuff auf ihren Wegen

Gryffindors wichtigste Tugend

zeigt sich im Mut der Jugend.

Auch Slytherin hat für einige seinen Reiz,

zählen hier besonders Freundschaft und Ehrgeiz

Zu verbinden diese vielen Eigenschaft´

Fleiß, Mut, Gutmütigkeit und Kameradschaft,

zu kämpfen auf der rechten Seite..."

Mit den Gedanken woanders sah Harry am Slytherintisch hinunter. Theodor Nott fing seinen Blick auf, grüßte mit einem schwachen Lächeln, aber wandte sich schließlich mit einen ehrfurchtsvollen Blick zu Draco von Harry ab.

Der sprechende Hut verstummte und Professor McGonagall verlas die Liste der Schüler, die sich brav auf den Stuhl setzten und sich auf die Häuser verteilen ließen. Die Tische füllten sich rasch, doch die Erstklässler schienen Harry zu meiden, denn niemand wagte sich neben ihn zu setzen.

Die letzten beiden Plätze zu seiner linken und rechten wurden erst ganz am Schluss besetzt. Ein junges Mädchen, Claire Zabini, mit lockigem schulterlangem, blondem Haar ließ sich rechts von ihm nieder und nur Sekunden später ihr Zwillingsbruder, Norman.

„Du schaffst es auch mir alles zu vermiesen", zischte der Junge seiner Schwester zu, „ich hatte so sehr gehofft, das du nach Hufflepuff kommst."

„Ach glaubst du ich sei scharf darauf, noch länger mit dir zusammen zu wohnen und dann noch mit dir in einem Haus zu landen. Wenn es dir nicht passt, warum hast du dich denn für Slytherin entschieden? Du wusstest doch das ich hier gelandet bin", konterte Claire scharf.

„Claire, du glaubst doch nicht, dass du mir meine Wünsche versaust. Du wusstest doch das für mich nur ein Haus in Frage kommen würde."

„Bruderherz, du glaubst doch nicht, das man dich ohne weiteres alleine lassen kann", sagte das Mädchen und schenkte Norman ein genervtes Lächeln, „Mit deinem verdorbenen Charakter gab es ja nur dieses Haus, das für dich in Frage gekommen wäre."

„Das ist nicht wahr. Ich hätte mir jedes Haus aussuchen können."

"Halt deine Klappe, Norman."

Während des ganzen Festmahls gaben die Zwillinge nicht eine Minute Ruhe und Harry bereute es, sich nicht zu den anderen gesetzt zu haben, auch wenn es dann zu hundert Prozent zu einem Streit mit Draco gekommen wäre.

Als Dumbledore sich endlich zu seiner Abschlussrede erhob, glaubte Harry schon eine Ewigkeit am Slytherintisch zu sitzen, doch es war lediglich sein eigenes Zeitempfinden, welches ihm zum Narren hielt.

"Liebe Schüler und Kollegen! Ein neues Schuljahr beginnt und ich möchte alle noch einmal herzlich Willkommen heißen. Ich möchte zu dieser späten Stunde keine großen Reden halten, aber auf ein paar kleinere Dinge muss ich euch dennoch hinweisen." Es folgten die üblichen Warnungen, die er jedes Jahr zum Besten gab und die Harry kaum noch mit sonderlichem Interesse verfolgte. Die Rede dauerte unerwartet lange. Der Schulleiter wies ausdrücklich auf die unsichere Lage in der Welt hin, neue Schutzmaßnahmen für die Schule und so weiter. Erst sehr viel später ging er auf die Neubesetzung ein. Wie schon lange befürchtet war es Professor Peony, die den Zaubertrankunterricht übernehmen, und auch die neue Hauslehrerin für Slytherin sein würde.

Die Schüler applaudierten verhalten, als sich die Hexe vom Lehrertisch erhob. Professor Peony war noch sehr jung und kaum älter als die Siebtklässler. Harry hatte sie nicht sonderlich gemocht und er war sich nicht einmal sicher gewesen ob sie oder Snape in dem Fach der schlimmere Lehrer gewesen war. Er seufzte und nachdem Dumbledore noch ein paar Schlussworte gesagt hatte, verließ er in Windeseile die Große Halle und rannte hinunter zu den Kerkern, wo er vor der steinernen Wand warten musste, da er dass neue Passwort noch nicht kannte.

"Atropa belladonna", sagte Millicent Bullstrode und öffnete den Weg zum Gemeinschaftsraum. Harry schlüpfte rasch hinein, doch er durchquerte den Gemeinschaftsraum ohne ihn eines Blickes zu würdigen und zog sich in den Schlafsaal der Siebtklässler zurück.

Er konnte den Vertrauensschüler hören, wie er den Erstklässlern die Räumlichkeiten zeigte und sie daraufhin ins Bett schickte. Die Koffer waren schon in die Schlafsäle gebracht worden und er öffnete seinen, nahm einige Bücher heraus und legte sich auf sein Bett. Er würde nicht an der Feier im Gemeinschaftsraum teilnehmen, doch als er das erste Buch aufschlug, trat Theodor ein.

"Harry, komm schon", sagte Theodor aufmunternd, "Du kannst dich nicht ein Jahr vor uns verstecken... Es scheint ein netter Abend zu werden."

"Nein, danke", wies Harry ihn ab. Theodor unternahm noch einen weitern Versuch ihn mit zur Feier zu nehmen, aber gab schließlich auf. Er verließ schließlich den Raum, kam aber nur zwei Minuten später wieder herein und setzte sich neben Harry auf einen Stuhl.

"Hier", sagte er und hielt dem Schwarzhaarigen einen Becher hin. Harry nahm ihn überrascht entgegen, sah hinein und erschauderte.

"Von wem?" fragte Harry flüsternd und seine Erinnerungen an Simon traten in erstaunlicher Intensität wieder in den Vordergrund. Simon war der beste Zaubertrankschüler im letzten Jahr gewesen und brillierte mit seinem abgewandelten Verwirrungstrank, den er immer zu Partys gebraut hatte.

"Draco, ... aber das ist egal", sagte Theodor, "Er ist verdammt gut." Harry lächelte und nahm einen Schluck. Es schmeckte nach Erdbeere, ... Schokoladenkuchen, ... süßen Himbeeren, ... Vanilleeis, ... und nachdem der süße Geschmack abgeklungen war, machte sich eine wohlige Wärme in ihm breit. Er lächelte Theodor an.

"Du hast recht", sagte er, "da hat noch jemand von Simons Wissen profitiert, der ist genial." Harry nahm einen weiteren Schluck.

„Was war heute im Zug passiert?" fragte Harry und sah Theodor scharf an.

„Ach, … Draco …" stotterte Theodor, „Vergiss es!" Doch Harry ließ nicht locker sondern hakte mehrmals nach.

„Draco und ich hatten eine kleine Auseinandersetzung, als er hörte was ich in den Ferien gemacht habe. … Er hat mich beschimpft und beleidigt und na ja… Ich weiß auch nicht was genau mit mir los war."

„Was war denn mit deinen Ferien?" Harry war nun neugierig geworden und obwohl Theodor das ganze ziemlich unangenehm erschien, fragte er den dunkelblonden Slytherin weiter aus.

"Du weißt, dass mein Vater in Askaban sitzt, ... ich musste zu meiner Tante, meine einzige lebende Verwandte, die ich bis dahin nicht einmal gekannt habe. … Sie ist... ist nicht so wie die anderen."

"Und?" fragte Harry, "Wie dann?"

„Sie ist", Theodor zögerte einen Moment, fuhr dann aber fort: „Sie ist eine Squib."

„Na und?" fragte Harry und zuckte mit den Achseln. Doch er konnte sich nicht vorstellen, was in einem Reinblütigen Zauberer vor sich ging, wenn er gezwungen war sieben Wochen in der Muggelwelt zu leben, noch dazu wenn es sich um einen Todessersohn handelte.

"Es waren schon verrückte Ferien", sagte Theodor leise, „Ich bin nie ein Freund der Muggel oder Schl … Muggelgeborenen gewesen, aber... ich, ich weiß nicht … Sch…" begann der Slytherin zu fluchen, erhob sich und im Bruchteil einer Sekunde aus dem Schlafsaal verschwunden. Harry sah ihm irritiert hinterher und wusste nicht was er davon halten sollte. Doch er unternahm keinen Versuch ihm zu folgen. Stattdessen leerte er seinen Becher und legte sich früh Schlafen.

Am nächsten Tag war er einer der ersten, die sich aus dem Bett quälte. Die anderen hatten noch sehr lange gefeiert und die Auswirkungen des Trankes spürte selbst Harry nach nur einem Becher. Er hatte leichte Kopfschmerzen, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es den Anderen sicher noch schlechter gehen würde.

Er zog sich leise um und verließ den Schlafsaal. Gegen ende des Frühstücks, als der Slytherintisch bereits gut besetzt war, kam Professor Peony zu ihm hinunter und jedem den neuen Stundenplan in die Hand. Harry warf einen interessierten Blick darauf.

Montags: Verwandlung, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Kräuterkunde ...Donnerstag... also heute: Muggelkunde, Zaubereigeschichte und Pflege magischer Geschöpfe, ... Freitags vier Stunden Zaubertränke??? Ungläubig schüttelte er den Kopf. Wie sollte man vier Stunden mit Professor Peony aushalten? ... nein, das war zuviel und Harry wusste sofort, welches sein absoluter Hasstag werden würde.

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Professor Canvass, die Lehrerin für Muggelkunde war bereits im Klassenzimmer, als die Slytherins eintrafen. Dies war das einzige Fach, welches sie als Klasse allein hatten, alle anderen, war immer mit den Schülern eines anderen Hauses oder aus den UTZ-Kursen gemischt.

"Wir haben uns letztes Jahr intensiv mit Muggelgegenständen beschäftigt", fing Professor Canvass an und erntete missmutige Blicke der Schüler. Kein Slytherin hatte wirklich Bock auf dieses Fach. Einzig Harry hatte seine Freude an dem Fach, aber auch nur weil er die anderen ahnungslosen Schüler beobachten konnte.

"Dieses Jahr sollt ihr die Möglichkeit bekommen, kleinere Ausflüge in die nächste Muggelstadt zu unternehmen um dort euer Wissen in die Tat umzusetzen. Aber jetzt fangen wir mit einer kleinen Wiederholung an", Sie wies auf eine Ecke mit verschiedenen Muggelgegenständen, "Wie Sie sehen habe ich dort einiges vorbereitet. Immer zwei Gegenstände gehören zusammen. Jeder soll sich nun ein Pärchen aussuchen und danach der Klasse erklären, wozu die Gegenstände genutzt werden und wie sie Verwendung im Alltag finden."

Es folgte ein allgemeines Gemurmel und schließlich rafften sich die Slytherins auf und begaben sich zu den Gegenständen.

"Potter, Finger da weg! Der gehört mir!", rief Draco, als er den Kaffeefilter an sich nehmen wollte. Harry warf Draco einen belustigten Blick zu als er sah, welchen anderen Gegenstand er sich noch ausgesucht hatte.

"Ich weiß ja nicht", sagte er zweifelnd, "Aber du hast doch nicht ernsthaft vor, den Kaffeefilter in den Staubsauger zu tun, oder?" Draco starrte ihn mit offenem Mund an, verwarf seinen Plan und sah sich nach anderen Gegenständen um. Schließlich griff er nach einem Videorekorder und einer CD.

Es gab nur wenige die ein gescheites Pärchen zusammenbrachte, doch Professor Canvass nahm es gelassen. Sie korrigierte geduldig die Fehler der Slytherins und versuchte zu erklären, dass man ein Kleidungsstück nicht in einem Kühlschrank waschen, oder die Boxen der Musikanlage nicht an einer Mikrowelle anschließen konnte.

"Das ist mal wieder typisch", zischte Draco in Harrys Ohr, als dieser ohne Probleme die Kaffeemaschine erklärte und dafür zehn Hauspunkte bekam, "Potter, unser Muggelfreund." Draco verzog missmutig das Gesicht.

"Du bist ja nur neidisch. Nur weil kein normaler Mensch auf die Idee käme eine CD-Hülle in einen Videorekorder zu schieben", entgegnete Harry und beobachtete Millicent, wie sie das Geschirr in eine Waschmaschine steckte. Doch bevor sie diese anschalten konnte, ging die Lehrerin dazwischen.

"Warum nicht", sagte Draco beleidigt, "hat doch funktioniert!"

"Ja, bis auf den Kurzschluss und die Tatsache, dass der Videorekorder jetzt Schrottreif ist."

"Still", zischte Draco, "Sonst könnte ich dich aus der Quidditchmannschaft werfen."

"Kannst du nicht." sagte Harry spontan, aber noch bevor er den Satz beendet hatte, kamen ihm plötzlich Zweifel.

"Ach und warum nicht? … Zufällig bin ich der neue Kapitän", sagte Draco und grinste wieder. Harry stöhnte in anbetracht der Tatsache, dass Draco wirklich versuchen würde Harry aus der Mannschaft zu kriegen "Der kleinste Fehler deinerseits und du bist draußen ... Ach übrigens; nächsten Mittwoch, drei Uhr am Quidditchfeld ist meine erste Gelegenheit dazu."

"Du wirst mich nicht einfach so rausschmeißen können", sagte Harry und wandte sich von dem blonden Slytherin ab.

"Wir werden ja sehen", rief Draco, beließ es aber dabei.

Das Klingeln der Schulglocke kündigte das Ende der Stunde an. Harry wollte gerade gehen, als Professor Canvass ihn noch einmal zu sich rief.

"Mr. Potter, ich muss Sie jetzt schon vorwarnen, aber ich befürchte, Sie werden nicht mit nach Inverness kommen können."

"Warum nicht?" fragte Harry und konnte sich aber die Antwort schon denken.

"Es ist zu gefährlich", erwiderte die Lehrerin, "Ich habe mit Dumbledore gesprochen. Auch er ist der Meinung, dass ihre Klassenkameraden die Information darüber, wann Sie die Sicherheit Hogwarts verlassen, weitergeben könnten."

"Aber ich ... ich darf doch auch nach Hogsmeade", verteidigte Harry sich, "Warum dann nicht auch nach Inverness."

"Es ist zu gefährlich!" wiederholte die Lehrerin, "Und außerdem glaube ich kaum dass Sie es nötig haben. Sie sind ja schließlich bei den Muggeln aufgewachsen." Professor Canvass griff nach ihrer Tasche und verließ den Klassenraum.

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Zur Mittagspause traf er auf Ginny, die ihrem Freund die schlechte Laune ansah und direkt auf ihn zukam.

"Was ist los?" fragte sie vorsichtig.

"Ach nichts", entgegnete Harry missgelaunt, "Canvass lässt mich nicht mit nach Inverness, ...zu gefährlich."

"Aber das kann sie doch nicht machen", entgegnete Ginny fassungslos, doch Harry nickte.

"Voldemort wird mich töten und wenn ich die Sicherheit von Hogwarts verlasse, ... du kennst ja das Theater. Sie glauben, dass Voldemort jede Möglichkeit recht ist, mich in die Finger zu bekommen." Ginny sah ihn fragend an, aber Harry schwieg und ging weiter den Gang entlang, ohne seine Freundin anzusehen.

"Willst du uns nicht endlich mal sagen was Sache ist", fragte Ginny, die ihn begleitete. Harry seufzte und blieb stehen. Sie hatte ja Recht. Irgendwann musste er es ihnen erzählen, doch er hatte Angst, wie sie darauf reagieren würden.

"Ich weiß nicht wie ich euch das erklären soll, ... obwohl ich denke es wäre das beste wenn ihr es wüsstet."

"Was?" fragte Ginny und Harry wurde es so langsam unangenehm.

"Nicht hier, nicht jetzt!", winkte Harry ab, „Kommt morgen nach dem Unterricht in den Raum der Wünsche, Du, Hermine und Ron," sagte er knapp, wandte sich von ihr ab und verschwand im Durchgang zu den Kerkern.

Was habe ich getan?' dachte Harry wütend. Er hatte zugesagt den Dreien von der Prophezeiung zu erzählen, wie konnte er nur? Fassungslos über das was er versprochen hatte, warf er seine Tasche in die Ecke und setzte sich ans Fenster. Jetzt gab es kein zurück mehr. Morgen müsste er auspacken, aber vielleicht war es das Beste für ihn wenn er mit dem Wissen nicht mehr alleine dastünde.

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Am Nachmittag fiel es ihm sehr schwer Hagrid zu folgen, der seine Stunde dem ´gemeinen Mooskriecher widmete. Das waren kleine hinterhältige Biester, die zwar kaum zu sehen waren, aber eine unangenehme, milchige Flüssigkeit absonderten und eine entsetzliche Reizung auf der Haut hinterließ.

"Die Mooskriecher sind keine sonderlich interessanten Tiere", gab Hagrid zu, „aber Professor Peony bat mich die Mooskriechermilch zu sammeln. Was meint ihr wofür sie dieses Zeug braucht?" fragte er und sah die Klasse aufmunternd an. Harry war zu vertieft in seine eigenen Gedanken und schenkte den Viechern keine besondere Beachtung und schon gar nicht bemühte er sich dem Unterricht zu folgen.

"Nächste Woche werden wir die Mooskriecher fangen und sehen, ob wir ihre Milch irgendwie gewinnen können. Als Hausaugabe könnt ihr vielleicht etwas über Mooskriechermilch nachlesen, wofür das Zeug benutzt wird und so weiter", sagte Hagrid nach einer ellenlangen Stunde, und entließ die Klasse in den Feierabend. Den restlichen Tag verbrachte Harry zurückgezogen im Schlafsaal. Mit Grauen wartete er auf den nächsten Nachmittag und die Zeit schien nur so zu kriechen.

# - # - # - # - to be continued - # - # - # - #