Hoffe diesmal sind die Fragezeichen drin geblieben... #grummel#

Danke für die Reviews:

squibby: Noch hast du das 12. nicht gelesen! lach also freu dich nicht zu früh!

mrsgaladriel: Wow, gut aufgepasst, allerdings war die Auflösung bereits irgendwo zu lesen...

Legilimentikversuche

In den nächsten Tagen ging Harry den Slytherins aus dem Weg und auch mit Theodor redete er kaum. Zum einen hatte Harry keinen Bock und zum anderen war Theodor wieder auffällig viel an Dracos Seite, so dass die beiden gar keine Möglichkeit zu einem Gespräch fanden.

Am Mittwoch fand der geplante Ausflug nach Inverness an. Da Harry nicht mit durfte und auch sonst vom Unterricht befreit war, verbrachte er die meiste Zeit des Vormittags im Schlafsaal mit seinen Hausaufgaben. Erst gegen Mittag verließ er ihn, um in die Große Halle zu gehen.

"Harry, Harry!" rief Ginny aufgebracht, "Komm, du musst mir helfen." Harry sah seine Freundin irritiert an, doch sie nahm ihn, ohne weitere Erklärungen abzugeben, an die Hand und zog ihn hinter sich her. Kurz vor einer Mädchentoilette blieb sie stehen.

"Kannst du dich um Hermine kümmern?" fragte Ginny, "Sie sitzt da drinnen und weint. Ich muss Ron finden."

"Das ist ein Mädchenklo!" sagte Harry zögernd, "Ich darf da nicht rein."

"Ron hat mit ihr Schluss gemacht indem er ihr in der kleinen Pause eine Eule geschickt hatte. Ich muss mit ihm reden", sagte Ginny entschieden, öffnete die Tür und schob Harry unsanft hinein.

"Ich bin gleich wieder da", sagte sie und verschwand in einem Korridor. Harry trat zögernd näher an die Kabinen heran. Ein leises Schluchzen ließ ihn stoppen und Harry klopfte leise an die Tür.

"Hermine, bist du da drinnen?" fragte er leise.

"Harry... ich... geh bitte", bat Hermine mit zitternder Stimme.

Harry seufzte, kam ihrer Bitte aber nicht nach, sondern bat ein zweites Mal um Einlass. Diesmal öffnete sie die Tür und Harry sah in unendlich traurige, vom Weinen gerötete, Augen. Er wusste nichts zu sagen. Es hatte keinen Sinn ihr falsche Hoffnungen zu machen, da Ron sich ganz offensichtlich für Lavender entschieden hatte. Schweigend nahm er sie in den Arm und sie legte beschämt ihren Kopf auf seine Schulter.

"Es tut mir so leid", stotterte Harry leise. Ihm fiel nichts Besseres ein und da er von Hermine, bis auf ein lautes Schluchzen, keine Antwort darauf bekam, schwieg er. Er kramte mit seiner freien Hand in der Tasche seines Umhangs nach einem Taschentuch und fand schließlich eines. Harry schob Hermine sanft zurück und drückte es ihr in die Hand. Sie sah für einen Moment dankbar auf und versuchte ihre alte Fassung wiederzugewinnen. Doch als sie die Tränen abwischte entwich ihr ein weiterer Schluchzer und sie versuchte sich von ihm abzuwenden. Harry hielt Hermine fest und sah sie eindringlich an, doch ihre Gedanken blieben im Verbogenen. Nicht einmal das wahre Gefühl, welches sich hinter ihren verquollenen Augen befand, konnte er ausmachen.

"Wie... wie konnte er nur?" fragte sie mit zitternder Stimme.

Harry glaubte die Antwort zu kennen, doch er wollte ihr nicht sagen, dass er Ron vor knapp zwei Tagen gebeten hatte, sich endlich zu entscheiden. Er zuckte lediglich mit den Schultern und starrte auf den dunklen Steinboden.

"Er hat sich für Lavender entschieden", flüsterte sie leise. Hermine hob rasch das Taschentuch vor ihr Gesicht als sie erneut schluchzen musste.

"Hermine, ich... ähm... du..." stotterte Harry hilflos und sein Blick wanderte in der Hoffnung, dass Ginny wiederkam, zur Tür, "Vielleicht braucht Ron Zeit eine Entscheidung zu treffen... vielleicht ist es nicht endgültig."

"Was hat sie, was ich nicht habe?" fragte sie mit überrascht fester Stimme.

"Ich weiß nicht, was Ron an ihr findet", sagte Harry zögernd. Er dachte einen weiteren Moment über Hermines Frage nach. Die Unterschiede, die ihm zwischen Lavender und Hermine einfielen, waren alles andere als angebracht um sie auszusprechen und so schwieg er.

Hermine erwartete anscheinend auch keine Antwort, denn sie ging rasch an ihm vorbei zu den Waschbecken, wo sie sich kaltes Wasser ins Gesicht schlug. Danach sah sie wieder zu Harry hinüber, der an den Kabinen stehen geblieben war. Man konnte immer noch sehen, dass sie geweint hatte, aber bis auf die geröteten Augen schien sie ihre alte Fassung wieder gewonnen zu haben.

"Harry", sagte sie leise, "Danke, ...auf dich und Ginny kann ich mich..." Sie stockte und sah erschrocken zur Tür. Jemand näherte sich der Mädchentoilette und Harry glaubte die Stimmen zu kennen. Ohne etwas zu sagen drehte er sich um und schloss sich in eine Kabine ein. Keine Sekunde zu früh, denn in dem Moment wurde die Tür geöffnet.

"Hast du gesehen, dieser Muggel da in..." Millicent brach im Satz ab, "Hey, Granger!"

Harry hörte Schritte und jemand Weiteres schloss sich in eine Kabine unmittelbar in seiner Nähe ein. Er glaubte dass es Blaise war, die mit der anderen Slytherin ins Klo gekommen ist.

"Wieder geheult? Steht dir gut." Der spöttische Unterton in Millicents Stimme war kaum zu verhören, "Hast´ne schlechte Note von McGonagall bekommen, was?"

"Lass mich", sagte Hermine. Harry glaubte, dass es verächtlich klingen sollte, doch ihre Stimme wirkte auffällig unsicher und Millicent lachte.

"Klar! Warum sollte ich mich auch mit ´nem Schlammblut wie dir abgeben?" sagte die Slytherinschülerin.

Harry hörte, wie die Kabinentür in seiner Nähe wieder geöffnet wurde.

"Sind ja nicht alle so, wie diese Blutsverräter", sagte Blaise kühl.

Harry seufzte und vermutete, dass die Anspielung auf Ron alles andere als taktvoll gewesen war, aber die Slytherins schienen ihren Spaß zu haben.

"Ah, das Wiesel ist endlich zur Vernunft gekommen?" bohrte Millicent nach einem deutlich zu hörenden Schluchzer von Hermine weiter. Es folgten rasche Schritte und wieder wurde eine Kabine geschlossen. Diesmal glaubte er, dass es Hermine war, die auf der Flucht vor den beiden in eine Kabine geflohen war. Sie schien direkt neben ihm zu sein und das Schluchzen war ein ganzes Stück lauter geworden.

Die beiden Slytherinmädchen lachten schadenfroh. "Vielleicht sollten wir das Wiesel fragen, ob es nicht nach Slytherin kommen will", sagte Blaise kichernd.

"Wer hat schon mal ´nen Wiesel als Todesser gesehen?" scherzte die andere.

"Du kommst auf Ideen", sagte Blaise nun etwas ernster, "als ob der dunkle Lord so einen haben will. Sein Blut ist doch bereits von diesem Abschaum besudelt."

"Vielleicht als Fußabtreter", gab Millicent zurück. Harry lauschte dem Gespräch und obwohl er wütend auf die beiden war, wagte er es nicht aus seiner Kabine herauszukommen.

"Granger?" fragte Millicent und kam nun zu den Kabinen, doch sie blieb vor Harrys Tür stehen. Harry hielt fast den Atem an, wenn die Mädchen gewaltsam in die Kabine eindrangen, musste er sein Versteck offenbaren und mit einer saftigen Strafe rechnen, "Sehr bald, wird sich das Blatt wenden, der dunkle Lord noch stärker sein und dann gnade Gott all den wertlosen Schlammblütern, die sich geweigert haben, unsere Welt rechtzeitig zu verlassen."

Von den beiden Mädchen kam ein kaltes Lachen, dann verließen sie endlich die Mädchentoilette. Harry wartete noch einen Moment und als er sicher war, dass die Slytherins weg waren, kam er heraus und klopfte vorsichtig an Hermines Kabinentür.

"Ich hasse Slytherins", sagte sie wütend und öffnete die Tür. Sie weinte nicht mehr, sondern schien jetzt wirklich nur Hass für die beiden Mädchen zu empfinden.

"Danke", entgegnete Harry und versuchte ein Grinsen, doch es misslang, denn Millicents letzte Worte klangen in seinem Kopf noch nach.

"Dich meine ich doch nicht", sagte sie und zeigte trotz verweinter Augen ein schwaches Lächeln, "Was meinte Bullstrode mit: Der Lord wird stärker und so?"

Harry zuckte mit den Schultern. "Du glaubst doch nicht, dass mir irgendein Slytherin etwas erklärt", erwiderte Harry.

"Was ist mit Theodor?" fragte sie.

"Theo redet nicht mit mir", erklärte Harry, "Hängt zu viel mit Malfoy rum."

Hermine hatte ihre alte Fassung wieder und der Themenwechsel tat ihr offensichtlich gut.

Die Tür zum Mädchenklo wurde unvermittelt wieder geöffnet. Harry versteckte sich erneut in einer Kabine.

"So ein Idiot", schimpfte Ginny, "Wie kann man nur..."

"Lass mich raten", unterbrach Harry und trat wieder aus dem Versteck, "Du hast Ron getroffen."

"Ja, und weißt du, was er gesagt hat?" fragte Ginny. Harry schüttelte den Kopf.

"Lass mal", sagte Hermine plötzlich, "Ich glaube, ich will es gar nicht hören. Wollen wir runter zum Essen?" Harry und Ginny sahen sie mit großem Erstaunen an, doch sie widersprachen nicht.

# - # - #

Sie verbrachten den ganzen Nachmittag mit Hermine in der Bücherei, wo sie gemeinsam Überlegungen zum nächsten DA-Treffen anstellten. Nach einer Weile allerdings gaben sie es auf und jeder widmete sich seinen Hausaufgaben. Hermine wirkte zwar nach außen hin gefasst, doch Harry, der sie nun lange genug kannte, glaubte zu wissen dass mindestens jeder zweite Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, Ron und Lavender galt.

Erst zum Abendessen lösten sie die Runde auf. Hermine hatte sich inzwischen soweit beruhigt, dass sie sich wieder in den Gemeinschaftsraum wagen konnte. Doch Harry war sich nicht sicher, was passierte, wenn sie dort auf Ron treffen würde.

"Atropa Belladonna", murmelte Harry gedankenverloren. Die massive Steinwand schob sich beiseite und gab den Durchgang zum Slytheringemeinschaftsraum frei. Sein Blick wanderte durch die Reihen der Slytherins, doch er hielt sich nicht länger als nötig auf verschwand im Schlafsaal.

Er setzte sich auf die Fensterbank und betrachtete eindringlich die Sonne, die rot leuchtend am Horizont versank. Dabei dachte er an Ron. Wie konnte er nur? Wenn Harry ihm nicht vor ein paar Tagen klar gesagt hätte, dass er sich entscheiden sollte, wäre das hier heute nicht passiert. Doch sollte er sich deswegen Vorwürfe machen? Hermine tat es weh, sie litt darunter, doch sie würde darüber hinwegkommen und vielleicht jemanden anderes finden.

Die Schlafsaaltür schlug mit einem lauten Knall zu und Harry schrak zusammen. Er drehte sich um und sah Theodor im Raum stehen. Er hatte nicht bemerkt, dass er gekommen war.

"Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte der dunkelblonde Slytherin und zeigte ein schwaches Lächeln, "Ich ... ich wollte mit dir reden."

"Ach?" Harry zog ungläubig eine Augenbraue hoch und betrachtete den anderen scharf, "Auf einmal..."

"Es... es tut mir leid", sagte Theodor zögernd, "ich glaube du denkst nichts gutes von mir, aber weißt du..."

"Draco... ja wie immer", sagte Harry und wandte seinen Blick wieder der untergehenden Sonne zu.

"Ich habe versucht mit Draco zu reden, dass er dich wieder aufnimmt", fing der andere an, "Es ist nur... ich wollte nicht, dass er dich rausschmeißt."

"Ich habe kein Interesse am Quidditchspielen," sagte Harry ernst, "und ich bin nicht sonderlich scharf darauf mich von Draco beleidigen zu lassen." Harry hatte keine Lust mit Theodor zu sprechen, da dieser es auch nur tat wenn er wollte und so schwieg er eine Weile, doch ganz plötzlich fiel ihm diese Sache mit Millicent und Blaise auf der Mädchentoilette ein, doch wie sollte er jetzt darauf zu sprechen kommen.

"Ich glaube ich gehe mal wieder", sagte Theodor seufzend, "Ich weiß ja nicht, wer hier nicht mit wem reden möchte."

"Warte", sagte Harry hastig und wandte sich wieder zu dem Slytherin um. Theodor war schon an der Tür, ließ aber seine Hand vom Türknauf sinken und setzte sich auf sein Bett.

Harry überlegte scharf. Er wollte nicht sofort auf das Thema zu sprechen kommen. Egal wie sehr ihm die Frage danach auf der Zunge brannte, er konnte sich doch dazu durchringen, zuerst etwas Belangloses zu besprechen.

"Wie war es in Inverness?" fragte er schließlich. Theodor lächelte.

"Eine Katastrophe" sagte er, "Nun ich war gar nicht so ungeschickt, aber ich habe nicht durch den Stadtplan durchgeblickt und mich irgendwie total verfranzt..."

"Und was hast du gemacht?" fragte Harry weiter.

"Das was du mir geraten hast, einen Muggel gebeten, mir zu helfen. Der hat mich sicher für verrückt gehalten. Na, auf jeden Fall bin ich dann Bus gefahren und war als erster von uns wieder am Treffpunkt."

"Ihr wart alleine unterwegs?" fragte Harry ungläubig.

"Professor Canvass hat uns an verschiedenen Stellen der Stadt ausgesetzt und wir sollten zusehen, dass wir zum Bahnhof kommen, mit Hilfe des Stadtplans, Bus oder Bahn und so, nur zaubern durften wir nicht."

"Und die anderen, haben die es geschafft?"

"Ich fürchte, die wenigstens, haben nicht gezaubert. Blaise ist einfach in die Bahnhofshalle appariert. Was meinst du, was Canvass für einen Aufstand gemacht hat!" Harry grinste, doch plötzlich schoss ihm ein Gedanke, von solcher Intensität in den Kopf, dass sein Grinsen gefror.

"Was ist?" fragte Theodor.

"Was weißt du über die Familie von Blaise?" fragte er und seine grünen Augen waren ohne auch nur zu Blinzeln auf die von Theodor gerichtet.

"Nicht viel", fing der Slytherin an, "Sie hat drei Geschwister, Ihr großer Bruder müsste jetzt zwanzig sein. Er ist vor zwei Jahren von der Schule gegangen und die Zwillinge kennst du ja."

"Was ist mit ihren Eltern?" bohrte Harry weiter, "Sind die Todesser?"

"Ihre Mutter schon", sagte er ruhig, "Der Vater, weiß ich nicht, schon möglich. Warum fragst du?"

"Wäre es möglich, dass Blaise während dem Aufenthalt in Inverness woandershin appariert ist?" Theodor zögerte einen Moment, nickte aber kurz darauf und fragte noch einmal nach dem Grund von Harrys Fragerei. Harry erklärte ganz grob was er von den beiden Mädchen gehört hatte, verschwieg aber, dass er dabei auf einem Mädchenklo gewesen war.

"Also, was hat sie gemeint, wenn sie sagt, dass der Lord stärker wird?"

"Keine Ahnung... Sie saß bisher die ganze Zeit mit Draco in einer Ecke... Ich dachte, sie würde ihn wieder bezirzen, aber vielleicht macht sie sich jetzt wichtig indem sie ihn mit interessanten Informationen füttert."

"Also, du weißt nichts?" hakte Harry noch einmal nach und versuchte in den Augen seines Gegenübers zu erkennen, ob dieser auch die Wahrheit sagte, doch er konnte keine Lüge feststellen.

"Aber ich kann mich mal unauffällig umhören, wenn du mehr wissen willst", bot Theodor zögernd an und erhob sich.

"Das wäre nett", gab Harry knapp zurück und Theodor verließ den Schlafsaal.

Harry wandte sich wieder zum Fenster um, doch bis auf einen schmalen, hellen Streifen am Horizont war nichts von dem eindrucksvollen Sonnenuntergang geblieben. Sein Blick wanderte nun zum Mond, der voll und rund über dem verbotenen Wald stand und die Ländereien in sein sanftes Licht hüllte. Er dachte über das Gespräch mit Theodor nach und wusste jetzt nicht mehr, was er von dem Slytherin halten sollte. Theodor war das ganze Gespräch über ehrlich, doch die Erfahrungen mit Simon ließen Harry trotz allem skeptisch bleiben. Er würde so schnell kein Vertrauen zu Slytherins aufbauen können, schon gar nicht nachdem ihm die Tragweite bekannt geworden war, mit der Draco und damals Simon die Slytherins unterdrückt hatten, die eine andere Ansicht der Dinge hatten. Harry seufzte resigniert und machte sich für das Bett fertig. Wenn Theodor ihm tatsächlich Informationen beschaffte, würde er wohl noch mal darüber nachdenken müssen, doch vorher schien es reine Zeitverschwendung zu sein.

# - # - #

Die Tage bis zum Wochenende und somit auch dem ersten Ausflug nach Hogsmeade vergingen rasch. Am Samstagmorgen war Harry schon sehr früh auf den Beinen. Er würde mit den beiden Mädchen nach Hogsmeade gehen. Hermine hatte sich eine ganze Weile gesträubt mitzugehen, aber sie konnten sie schließlich doch dazu überreden und so wartete er nach dem Frühstück in der Eingangshalle auf die beiden Mädchen. Er beobachtete eine zeitlang die Schüler, die nach und nach in kleinen Gruppen an ihm vorbeizogen und sich auf den Weg in das kleine Zaubererdorf machten. Dann fiel sein Blick auf Ron, der unweit von ihm stand, zur großen Eichentür sah und anscheinend auch auf jemanden wartete.

Harry gab sich einen Ruck und ging zu ihm hinüber. "Hallo Ron", sagte er. Seine Begrüßung klang kühl und ablehnend und konnte seinen Unmut nicht ganz verbergen. Doch dem Rothaarigen schien dies gar nicht aufgefallen zu sein, denn er begrüßte den Slytherin freundlich mit einem Lächeln.

"Wartest du auf deine neue Freundin?" fragte Harry und diesmal war ganz klar ein spöttischer Unterton zu hören, den selbst Ron nicht leugnen konnte.

"Was dagegen?" fragte Ron patzig.

"Nein", gab Harry zu, "aber du hast Hermine sehr wehgetan."

"Ach ja?" entgegnet Ron, "Wer hat mich denn gebeten, endlich für klare Verhältnisse zu sorgen? Du warst es doch, der mich zu einer Entscheidung gedrängt hat."

"Aber nur weil ich hoffte, dass du Lavender sausen lässt... Man, sie mag zwar verdammt gut aussehen, aber sie ist..." Harry brach ab, als er Ginny und Hermine erblickte, "Na du weißt schon…"

"Nein, weiß ich nicht", entgegnete Ron wütend, "Aber wenn du gedenkst sie zu beleidigen, dann weiß ich, was ganz anderes."

Harry lächelte ihn unschuldig an und ging zu den beiden Mädchen. Ginny redete flüsternd auf Hermine ein, was Harry aber kaum beachtete.

"Seid ihr so weit?" fragte er.

"Das hat er nicht so gemeint, das war bestimmt nur..." wisperte Ginny, brach aber ab, als sie merkte dass Harry lauschte, "Komm Hermine", sagte sie nun lauter und die drei verließen das Schloss. Eine ganze Weile schwiegen sie, als Hermine plötzlich Harry am Ärmel zog und ihn festhielt.

"Stimmt es, dass du Ron vor die Entscheidung gestellt hast?" fragte sie mit zitternder Stimme.

Harry nickte zögernd und erwartete einen Schwall von Beleidigungen, der aber ausblieb, da Hermine den Schwarzhaarigen entsetzt anstarrte.

"Ich habe dich gesehen, wie eifersüchtig du auf Lavender warst, wie er hin und her gerissen zwischen euch beiden stand und sich nicht entscheiden konnte. Ich wollte dass er für Klarheit sorgt und die Sache endlich wieder vom Tisch kommt... Es tut mir leid, aber ich habe ernsthaft geglaubt, dass er sich für dich entscheidet."

"Tja, da hast du leider falsch gelegen", sagte Hermine und wieder standen ihr Tränen in den Augen, "Vielleicht hätte ich mir lieber Ron mit so einer Schlampe geteilt, als jetzt alleine dazustehen, ... hast du darüber mal nachgedacht?"

"Hermine, bitte, beruhige dich", mischte sich Ginny ein, "Er hat es doch nur gut gemeint."

"Lass mich los. Ich ... ich ..." Hermine brach ab.

"Es tut mir leid", wiederholte Harry.

"Ich ... ", sagte sie mit zitternder Stimme, "Ich geh zurück zum Schloss. Macht ihr etwas alleine, ich komme auch so klar."

"Hermine bitte,..." fing Harry an und folgte ihr ein Stück, doch Ginny hielt ihn zurück. Als Harry seine Freundin überrascht ansah, sah er wie sie nur den Kopf schüttelte und ihn langsam in Richtung Dorf zog.

"Hermine ist stärker als sie wirkt. Sie schafft das schon. Sie braucht nur Zeit", erklärte Ginny.

Harry sagte nichts. Er fühlte sich schuldig und dass sie Hermine jetzt auch noch alleine ließen, kam ihm falsch vor. Doch vielleicht brauchte er sich wirklich keine Sorgen um sie machen. Er hoffte, dass Ginny Recht hatte und ging schweigend neben seiner Freundin her.

Eine Weile gingen sie die Einkaufsstraße entlang und sahen sich die Auslagen in den Fenstern an. Harry brauchte nichts und lediglich im Honigtopf kaufte er sich eine große Packung Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen.

"Was machen wir jetzt?" fragte Ginny, als sie den Laden wieder verließen.

"Mmh... ich war schon Ewigkeiten nicht mehr im Drei Besen... bei den letzten Hogsmeadewochenenden gab es immer unangenehme Überraschungen." Obwohl die Erinnerungen an die Dementoren und Simons Verrat schmerzhaft waren, lächelte er Ginny an, die mit einem Nicken seinem Vorschlag zustimmte.

Der Drei Besen war voll mit Menschen. Ein Großteil von ihnen waren Schüler, die sich in kleinen Gruppen an den Tischen versammelt hatten. Harry und Ginny sahen sich suchend um und in einer abgelegenen Ecke war noch ein kleiner Tisch frei, gerade groß genug für zwei Personen. Harry nahm Ginny bei der Hand und zog sie hinter sich her.

"Zufrieden?" fragte sie.

"Ja, aber noch besser wäre jetzt ein lauwarmes Butterbier", sagte er und prompt erhob sich die Rothaarige, "Kommt nicht in Frage, Ginny, ich hole das Bier."

"Lass mich, du kannst ja die nächste Runde holen", sagte sie mit einem sanften Lächeln und Harry beugte sich ihrem Willen. Es würde eine Weile dauern bis sie wiederkäme und Harry ließ seinen Blick schweifen. Es waren wirklich sehr viele Schüler da. In einem anderen entlegenen Winkel beobachtete er Draco, Blaise, Crabbe, Goyle, Theodor und einige andere Slytherins. Draco schien etwas zu erklären und Harry ärgerte sich dass Draco so schwer mit Hilfe von Legilimentik zu ‚lesen' war.

"Hier", sagte Ginny und stellte Harry ein Butterbier vor die Nase, wandte seinen Blick aber nicht von den Slytherins ab.

"Danke", sagte er, "Sag mal, was hältst du von Theodor?"

"Nun,..." Ginny zögerte und sah nun auch zu den Slytherins hinüber, "Ich kann nicht viel zu ihm sagen. Ich kenne ihn nicht. Hermine sagte er sei anders als Simon."

"Ja, anders schon, aber ich weiß nicht ob ich ihm vertrauen soll", sagte Harry, "Er scheint viel Spaß mit Draco und den anderen zu haben."

"Er ist hübsch", sagte Ginny.

"Hey", sagte Harry mit gespieltem Ernst, musste aber sofort danach Lachen.

"Keine Sorge, ich finde alle Kerle hübsch", sagte sie und umarmte ihren Freund, "Aber sie sind alle nichts im Vergleich zu dir." Mit diesen Worten drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Doch bevor sie sich zurückziehen konnte, hielt er sie fest und seine Lippen suchten die ihren.

"Das beruhigt mich ungemein", sagte er und löste sich aus der Umarmung. Gerade rechtzeitig um zu sehen, dass Dora an den Tisch der Slytherins kam und wenig später mit Theodor den Drei Besen verließ. Draco warf den beiden einen bösen Blick hinterher.

"Scheint so, als würde Malfoy Moon nicht sonderlich mögen", bemerkte Ginny und leerte ihr Butterbier.

"Scheint so", bestätigte er, "Willst du noch eines?" fragte er nach einer Weile, die sie geschwiegen hatten, und zeigte auf die leeren Flaschen, woraufhin Ginny nickte. Harry stand auf und bahnte sich seinen Weg durch die Menge zur Theke, doch als er Madame Rosmertha mit Hagrid und Professor McGonagall sah, hielt er inne. Rosmertha sprach sehr leise und Harry schlich noch einen Schritt näher heran. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ein Gespräch war, welches nicht für die Ohren eines Schülers geeignet war, aber seine Neugier triumphierte und er versteckte sich hinter einer Säule.

"...es gehen seltsame Gerüchte um", konnte Harry Madame Rosmertha sagen hören, "Stimmt es, dass in London mehrere Todesser getötet wurden?"

"Nun ja, da ist was dran" gab Hagrid laut zu, "Es soll zwar geheim sein, aber es geht um."

"Hagrid!" erklang nun McGonagalls Stimme ermahnend.

"Tut mir leid, Professor" Harry konnte leider die Gesichter der drei nicht sehen, aber er hörte ein leises Seufzen von Hagrid.

"Es gibt also doch Hoffnung?" fragte Madame Rosmertha leise.

"Hoffnung wäre übertrieben", sagte Professor McGonagall. Erst eine ganze Weile später setzte sie wieder an und sprach leise weiter: "Also gut..., Man hat vor ein paar Tagen drei tote Todesser gefunden, keine kleinen Fische, sondern welche aus den oberen Rängen."

"Wen?"

"Dolohow, Rockwood und Lestrange. ...Man fand sie auf einem stillgelegten Fabrikgelände und sie wurden ganz ohne Zauberei getötet, wie Malfoy sechs Wochen zuvor. Einer mit gebrochenem Genick, dem anderen wurde die Kehle durchgeschnitten und der Dritte war so übel zugerichtet worden, dass es den Auroren schwer fiel, ihn zu identifizieren."

"Wer tut so etwas?" fragte Rosmertha, doch sie bekam keine Antwort. Vielleicht hatte McGonagall mit einen Schulterzucken geantwortet, oder sonst etwas, aber gesagt hatte sie nichts.

"Warum will das Ministerium die Fälle geheim halten. Die Botschaft, dass es jemanden gibt, der sich der Bedrohung durch die Todesser stellt, müsste doch gut ankommen."

"Fudge sind die Hände gebunden..."

"Harry, wo bleibst du so lange?" Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen, als Ginny plötzlich neben ihm stand. Er sah sie verärgert an und gebot ihr still zu sein.

"... und genau das will er nicht." Es folgte ein langes Schweigen und Harry war sich sicher, dass das Gespräch beendet war."

" Na toll", sagte Harry wütend und zog Ginny in einer ruhigere Ecke.

"Was ist?" fragte sie verunsichert. Harry erklärte kurz was geschehen war und seine Freundin sah ihn fassungslos an.

"Wer tut so etwas?" fragte sie und Harry seufzte.

"Vielleicht der gleiche, der Lucius Malfoy getötet und meinen Zauberstab aus den Händen Voldemorts gestohlen hat. Voldemort wird ganz schön zornig auf ihn sein."

"Harry! Das vergiss ganz schnell wieder", ermahnte ihn Ginny und nahm denselben Gesichtsausdruck an, den auch Hermine aufsetzte, wenn er so redete.

"Er, wer auch immer das sein mag, ist womöglich in Gefahr!" sagte Harry entschieden.

"Ja, aber nur die Todesser wissen, wer der ‚Unbekannte' ist", sagte Ginny streng.

"Lass uns zum Schloss zurückgehen", sagte Harry resigniert, "Ich muss in Ruhe darüber nachdenken."

"Jetzt schon? Es ist gerade mal Mittag!" Doch Harry ließ sich nicht von Ginny umstimmen. Wenn die Todesser und Voldemort die einzigen waren, die wussten, wer der ‚Unbekannte' war, dann würde er einen Weg suchen müssen dieses herauszufinden. Theodor hatte immer noch keine Informationen rausgerückt und Harry zweifelte daran, dass jemals etwas bis zu ihm hervordringen würde. Daher sah er nur eine Möglichkeit: Er musste versuchen, diese Information direkt von Voldemort zu bekommen.

Im Schloss angekommen verabschiedete er sich rasch von Ginny und wandte sich direkt den Kerkern zu. Er spürte, dass Ginny misstrauisch war und wusste, dass sie sich Sorgen um ihn machte, doch er brauchte Ruhe für sein Vorhaben.

Der Gemeinschaftsraum war bis auf ein paar Erst- und Zweitklässler leer. Der Schlafsaal wäre der ideale Ort, zumal die anderen erst in ein paar Stunden aus Hogsmeade zurückkehren würden. Er öffnete die Schlafsaaltür für einen Moment. Ohne zu verstehen, was er sah und ohne den Raum zu betreten, schloss er sie wieder. Erschrocken lehnte er sich an die Wand.

Nur langsam kam zu dem Gesehenen, das Verstehen. Wie hatte er sich sicher sein können, dass er der einzige Siebtklässler war, der vorzeitig nach Hogwarts zurückgekehrt war? Theodor Nott und Dora Moon waren das ebenfalls. Sie waren zu sehr miteinander beschäftigt, dass ihn wohl keiner der Beiden bemerkt hatte. Als er sich das Gesehene noch einmal ins Gedächtnis rief, war er sich sicher, dass er sie ausgerechnet bei dem erwischt hatte, was er gerne mit Ginny tun würde.

Harry ging langsam zurück in den Gemeinschaftsraum und ließ sich dort in eine ruhige Ecke nieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis er seine Gedanken so weit unter Kontrolle hatte. Immer wieder schoss ihm Ginny in den Kopf, zusammen mit dem, was er gerade gesehen hatte. So konnte er es nicht wagen zu Voldemort Kontakt aufzunehmen. Es wäre zu gefährlich, wenn er aus Versehen seinem Gegner, die Probleme seines Liebeslebens hinüber projizierte. Doch es wurde nicht besser und die Ungeduld endlich mit dem Versuch zu beginnen stieg ins unermessliche.

Er schloss die Augen, befreite sich von dem letzten Gefühl und sein Geist begann nach seinem Feind zu suchen. Alles was er fand war ein schwacher Schatten von ihm. Die Konturen waren unscharf, der Ton verzerrt und nicht zu verstehen. Er hatte die vage Vorstellung, das Voldemort in einem fast leeren Raum stand und sich mit einer anderen Person unterhielt.

Harry versuchte ein Gefühl bei seinem Feind zu finden, eine schwache Stelle, die er packen konnte und durch die er weiter in den Geist des anderen eindringen konnte, doch er fand sie nicht. Stattdessen machte sich ein permanentes, ansteigendes Brennen in seiner Narbe breit, welches rasch zu einem nicht aushaltbaren Schmerz wurde, der sich über die gesamte Stirn ausbreitete. Harry gab resigniert den Versuch auf, öffnete die Augen und rieb mit der Hand über die Narbe.

Es dauerte eine ganze Weile bis der Schmerz auf der Stirn vollständig versiegt war und Harry es ein zweites Mal versuchte. Dieses Mal waren die Konturen um einiges klarer.

Die Person, die Voldemort gegenüberstand war weiblich. Sie trug einen langen roten Umhang und ihr Haar war schwarz.

"Morticia!" hörte Harry, die kalte Stimme Voldemorts, "Ich brauche deine Hilfe. Du weißt, um wen es geht, aber meine Männer versagen. Vier der Besten hat er bereits getötet. Ihr müsst ihn für mich fangen und zu mir bringen."

"My Lord, Du kennst meine Meinung. Wenn du meinen Bitten nachkommst, werde ich deiner, Folge leisten. Besorge mir das Medaillon und du sollst ihn haben."

"Morticia bitte", sagte Voldemort und diesmal spürte Harry, den heftigen Zorn, der in ihm aufloderte, "Wir haben nicht die Zeit für diese Spielchen. Kaum vorzustellen, wenn er dem Ministerium, oder gar Dumbledore in die Finger fällt."

"Das tut mir Leid für dich", sagte Morticia eiskalt, "Sie werden unruhig und aggressiv, lange kann ich sie nicht mehr halten... Wie du siehst habe ich genug um die Ohren, auch ohne deine lächerlichen Aufträge."

"Harry?" erschrocken fuhr der Angesprochene hoch. Theodor stand neben ihm und sah besorgt zu dem Schwarzhaarigen herunter, "Alles OK mit dir?"

"Ja, ich... Es…es ist alles OK", log Harry.

"Hermine und Ginny stehen draußen und wollen dich sprechen", sagte Theodor ruhig. Harry brummte unzufrieden und erhob sich lustlos.

"Bist du wirklich OK?" fragte Theodor noch einmal.

"Nein, nicht wirklich", sagte Harry ehrlich, "Es tut mir leid, dass ich bei euch vorhin so reingeplatzt bin." Er klopfte Theodor anerkennend auf die Schulter, dann verließ er den Gemeinschaftsraum.

# - # - #

"Was gibt es", fragte Harry genervt, als er durch die Wand den Gemeinschaftsraum verließ und die beiden Mädchen ansah.

"Du willst herausfinden, wer der Unbekannte ist, stimmt´s?" fragte Ginny und sah ihren Freund scharf an. Harry antwortete mit einem Nicken und wich ihrem bohrenden Blicken aus.

"Hast du wieder versucht an Voldemorts Gedanken heranzukommen?" fragte Hermine weiter.

Harry senkte verlegen den Kopf. Wenn er die Wahrheit sagte, konnte er sich einer Moralpredigt sicher sein, doch er antwortete wieder mit einem Nicken.

"Und?" fragte Hermine vorwurfsvoll, "Hat er dir gezeigt, dass es da draußen jemanden gibt, der in Lebensgefahr ist? Vielleicht der ‚Unbekannte'?" Wieder antwortete Harry mit einem Nicken.

"Harry, Voldemort hat dich schon einmal in eine Falle laufen lassen und er würde es wieder tun, wenn du ihm so bereitwillig die Möglichkeit dazu bietest."

"Hermine!" In Harry stieg Wut auf, "Da draußen wurden vier Todesser ermordet. Du glaubst doch nicht das Voldemort das egal ist!"

"Vier?" fragte Hermine erstaunt und sah nun zu Ginny.

"Drei wurden vor ein paar Tagen ermordet", sagte die Rothaarige, "Sind aber nur Gerüchte."

"Nein, Voldemort hat auch von vier Todessern gesprochen", ergänzte Harry. Er musste erkennen, dass sich Hermines Gesichtsausdruck, trotz des kurzen Erstaunens, nicht änderte. Der Slytherin erklärte grob was er gesehen hatte und beschrieb die seltsame Dame, die Voldemort mit Morticia angesprochen habe.

"Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich glaube, dass Voldemort nur mit dir spielt." sagte sie, aber wirkte nicht mehr so überzeugt, "Morticia, sagtest du?"

Harry nickte und die Phönixhausschülerin wandte sich zum Gehen "Ich muss noch mal in die Bibliothek!" sagte sie und einen Moment später war sie aus dem Raum verschwunden.

"Was sollte das denn?" fragte Ginny und sah ihren Freund irritiert an. Harry zuckte lediglich mit den Achseln.

# - # - #

Harry verbrachte den Rest des Tages mit Ginny. Sie sprachen nicht weiter über das, was in Hogsmeade passiert war, sondern zogen sich in eine ruhige Ecke zurück, wo sie keiner störte.

Erst nach dem Abendessen ging der Slytherin wieder zurück in den Gemeinschaftsraum. Sein Blick wanderte durch die Reihen der anderen Slytherins. Er hatte keine Ahnung was hier vorging, doch die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hatten das Bild etwas verändert.

Norman saß einsam bei einer Gruppe anderer Erstklässler, seine Zwillingsschwester saß bei Dora, Pansy und Theodor, die sich flüsternd unterhielten und damit gelegentlich verächtliche Blicke von Draco Malfoy auf sich zogen. Harry rang einen Moment mit seiner Entscheidung, ob er sich zu den Vieren gesellen sollte oder nicht, doch schließlich raffte er sich auf und näherte sich der Gruppe.

"Hallo Harry", begrüßte Theodor den Schwarzhaarigen, "Alles wieder OK?" Harry antwortete mit einem Nicken und ließ sich auf einen Stuhl nieder.

"Warum hast du nie gesagt, dass du eine Freundin hast?" fragte Harry und sah abwechselnd Dora und Theodor an. Der dunkelblonde Slytherin lachte.

"Draco hätte ihm ganz schön die Hölle heiß gemacht", erklärte Dora, "Ich meine, sie mögen mich nicht sonderlich."

"Und da sitzt ihr alle hier in einer gemütlichen Runde?" warf Harry ein, "Ich glaube kaum, dass sich Dracos Meinung über dich ins Positive verändern wird, wenn du nun mit mir, und den anderen herumhängst." Harrys Ton war durchaus provozierend, denn er wusste, dass der Slytherin in der Vergangenheit immer um Anerkennung bei den Slytherins gebettelt hatte.

"Das war einmal", seufzte Theodor.

"Ich habe ihm gesagt, dass er sich endlich entscheiden soll!" sagte Dora, "Ich hatte keine Lust mehr, dass er immer nur mit mir zusammen war, wenn es ihm gerade passte, eine Nummer hier, eine da... einfach nur frustrierend." Harry lächelte verstehend.

"Wie hat es Draco aufgenommen?" fragte Harry und sah nun möglicht unauffällig zu dem blonden Slytherin hinüber, "Er wird dich doch jetzt sicher verpetzen?"

"Nein, das glaube ich nicht. Immerhin besteht die Gefahr, dass ich ganz aus Versehen, etwas über ihn und seine Sitzungen ausplaudere, ... Das wird er nicht riskieren, hoffe ich zumindest." Theodor wirkte unsicher, vielleicht auch ein bisschen ängstlich, doch er versuchte dies zu verstecken.

"Schade und ich dachte, du könntest ihn für mich ausspionieren." Es war mehr ein laut ausgesprochener Gedanke und er sah kurz darauf den anderen Slytherin entschuldigend an, "Ich hatte immer noch gehofft, eine Antwort auf meine Frage zu bekommen." fügte er rasch hinzu.

"Kannst du dir keine Möglichkeit vorstellen, wie es dem Lord gelingen könnte, noch stärker zu werden?" fragte Dora und lächelte den Schwarzhaarigen an. Harry überlegte und schüttelte schließlich zögernd den Kopf. Theodors Freundin kicherte.

"Ich habe Blaise und Millicent im Schlafsaal gehört, sie haben von einem düsteren, schwarzmagischen Ritual gesprochen..." Harry klappte der Mund auf und wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis.

"Das Kleptorus-Ritual," sagte er flüsternd, als ob es etwas verbotenes hatte, es laut auszusprechen, "Aber ... aber wer? ... und warum?"

Dora zuckte mit den Schultern und sah fragend zu ihrer Freundin, dann zu Claire und Theodor, doch auch sie schienen die Antwort nicht zu wissen. Es folgte ein unangenehmes Schweigen. Harry versuchte vergeblich die Puzzelteile zusammenzufügen, doch er konnte sich aus all dem keinen Reim machen.

Die fünf Slytherins saßen noch eine ganze Weile zusammen, sie sprachen über Halloween, dass schon bald wieder anstand, aber noch bevor die übrigen Slytherins ans Schlafen gehen dachten, löste sich die Gruppe auf und Harry warf sich, tief in Gedanken versunken, auf sein Bett.

Viel war heute geschehen und er hatte viele Sachen in Erfahrung gebracht. Doch je weiter er darüber nachdachte, umso mehr, drehten sich seine Gedanken im Kreis und würden heute nicht mehr zum Ergebnis führen. Er seufzte kaum hörbar und versuchte seinen Geist zu bereinigen, wie er es vor dem Schlafengehen immer tun sollte. Nur wenige Augenblicke später war er eingeschlafen.

# - # - #

Die letzten Tage des Oktobers vergingen wie im Fluge. Hermine saß fast ihre gesamte Freizeit in der Bibliothek und wollte nicht gestört werden. Harry hatte mehrmals versucht mit ihr zu reden, doch es war anscheinend ihre Art, mit dem Alleinsein fertig zu werden und endgültig von Ron loszukommen. Die Art ihrer Bücher ließen ihn allerdings stutzig werden. Geschichte, Verteidigung gegen die dunklen Künste, der Ehrenkodex der Vampire von 1754 und ein Haufen anderer zum Teil sehr alter Schriften. Doch sie gab keine Antworten auf seine Fragen und schließlich gab er den Versuch auf, sie zu verstehen. Er trieb sich viel mit Ginny herum und auch Theodor entzog sich zunehmend dem Einflussbereich der Slytherins, was zu regelmäßigen Beleidigungen und Beschimpfungen aller Art führte, mit denen Theodor sich abfinden musste.

Schüler und Lehrer versuchten am Mittwochnachmittag die Große Halle und die Gänge auf das am Abend anstehende Fest vorzubereiten. Harry, der sich nicht rechtzeitig aus dem Staub gemacht hatte, wurde sogleich von Hagrid zur Verantwortung gezogen. Genauso wie Ron auch, der laut fluchend neben Harry zu der Hütte ihres Lehrers ging.

"Ich dachte ihr könntet mir ein wenig unter die Arme greifen. Ich denke das Wetter wird gut genug. Diese Kürbisse…, Seid ihr so nett und könnt sie ein wenig auf dem Gelände verteilen?"

"Warum ausgerechnet wir?" fragte Ron patzig, "Lavender wollte sich mit mir im Gemeinschaftsraum treffen, bevor..."

"Es dauert ja nicht lange", besänftigte Hagrid den Rothaarigen. Ron lenkte widerwillig ein und wandte sich den Kürbissen zu. Einige Exemplare waren fast drei Meter hoch und Hagrid hatte schon die letzten Tage damit verbracht sie auszuhöhlen und zu kleinen gemütlichen Sitzecken umzufunktionieren.

"Glaubt mir," sagte Hagrid, "Ich würde es ja auch alleine machen, aber einige sind einfach zu schwer, um sie zu tragen und ich dachte ihr könntet sie mit einem Schwebezauber zum Schloss bringen." Harry und Ron nickten und zogen ihre Zauberstäbe hervor.

Beide liefen schweigend, jeder einen riesigen Kürbis vor sich her schwebend, zum Schloss. Harry hatte keine Ahnung worüber er mit Ron reden sollte und so zog er es vor nichts zu sagen.

"Wie geht es dir?" fragte Ron plötzlich, als sie ein weiteres Pärchen zum Schloss schafften.

"Mmh... geht so", murmelte Harry ohne den Blick von dem Kürbis abzuwenden, "und dir.."

"Weiß nicht", sagte der Phönixhausschüler, "habe ein wenig Stress mit Lavender... ähm ... wie geht es ... ist … ist Hermine immer noch böse auf mich?" Der Slytherin blieb abrupt stehen und sah Ron misstrauisch an.

"Siehst du endlich ein, einen Fehler gemacht zu haben?" entgegnete Harry überraschend kühl, "Ich wüsste sonst nicht, was dich das angehen würde."

"So war das jetzt nicht gemeint," sagte Ron und ging weiter den Berg hinauf, "Es ist nur, ... ich vermisse euch, dich, Hermine und Ginny,... verstehst du, Lavender ist so besitzergreifend, dass ich... ach egal." Ron erhöhte das Tempo und obwohl die beiden noch ein paar Mal den Weg von Hagrids Hütte zum Schloss machten, sprachen sie kein Wort mehr miteinander.

Das Festmahl begann sehr früh und trotz der Hektik hatten es doch alle geschafft die Halle wunderbar zu schmücken. Harry bedauerte, dass der Vorschlag eines Schülers abgelehnt wurde, für dieses Fest die fünf Haustische aufzulösen und dafür mehrere Sitzgruppen zu machen. Daher blieb ihm nur die Möglichkeit seinen Platz so zu wählen, dass er Ginny von dort aus sehen konnte. Zum Abschluss führten die Hausgeister ihre Alljährliche Show auf, der Harry kaum noch Beachtung schenkte.

Es war bereits sehr spät, als das Fest beendet wurde und er erhob sich rasch und bahnte sich einen Weg durch die Schülermenge zum Gryffindortisch. Ginny zog ihn auf den freien Stuhl neben sich und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

"Schade, dass wir schon wieder in die Gemeinschaftsräume müssen", sagte Ginny, "Hättest du nicht den Hut dazu bringen können dich nach Gryffindor zu stecken?" Harry lächelte verlegen.

"Ich habe eigentlich auch keinen Bock auf die Slytherins", sagte er, "Ich würde auch viel lieber noch etwas unternehmen."

"Und warum tust du es nicht?" fragte sie und lächelte ihn verführerisch an.

"Die Sperrstunde! Wir dürfen uns jetzt nicht zusammen sehen lassen."

"Schade", murmelte Ginny und überhäufte ihren Freund mit Küssen.

"Aber wir könnten uns im Raum der Wünsche verstecken", sagte Harry, zwischen zwei Küssen.

"Glaubst du?" fragte Ginny.

"Ja", murmelte er, "Ich denke schon, wenn wir den Raum versiegeln, wird keiner herausfinden, dass wir da sind." Ginny stoppte die Küsse und sah ihn an. Die Schüler strömten immer noch durch das Eichenportal nach draußen. Die Rothaarige nahm den Schwarzhaarigen an die Hand und zog ihn mitten in das Gewimmel. Keiner achtete darauf dass der Slytherin in die falsche Richtung ging. Kurz vor dem Gryffindorturm lösten sie sich aus der Schülermenge und stiegen die Treppen weiter hinauf zum siebten Stock…

# - # - # - tbc - # - # - #

Hey... ich habe an dieser Stelle ein ganzes Kapitel gestrichen... uiuiui...