So, eigentlich bin ich viel zu beschäftigt um dieses kapitel reinzustellen, aber ich halte mich mal kurz:
HEUTE vor genau einem Jahr habe ich den Prolog gepostet, diese Geschichte wird sozusagen ein Jahr alt und es ist Walpurgisnacht (uninteressant weil arbeiten muss)!
Ein dickes Dankeschön an mrsgaladriel (dir bekommt das Lesen meiner Story nicht wirklich gut, ständig solltest du etwas anderes tun, lol finde es aber super dass du dir aber wirklich immer die Zeit nimmst eine Rückmeldungen zu schreiben) und ladyclaw (breitgrins, wäre sicher nicht schlecht)
Wer scharf nachdenkt könnte sicher irgendetwas herausfinden, aber es ist schwierig...
Draco mal zwei
Harry war für die Augenbinde mehr als dankbar, denn die Hausaufgabe die Simon ihm gestellt hatte, klang einfacher, als sie in Wirklichkeit war. So neigte er zum Beispiel dazu, sein Opfer konkret zu beobachten, oder besser es anzustarren, allerdings blieben diese penetranten Versuche oft ergebnislos. Die Gefühle, die er über die Legilimentik erfasste, waren meist nur zufällig, kurze Einblicke in die Gefühlswelt eines Vorübergehenden, aber beim zweiten Hinschauen waren diese Eindrücke oftmals wieder verschwunden.
Er fand allerdings heraus, dass ein Viertklässler aus Ravenclaw Hals über Kopf in ein blondes Mädchen aus Hufflepuff verknallt war, sowie dass Terry Boot erstaunlich nervös auf das bevorstehende Quidditchspiel reagierte. Ein Sechstklässler aus Slytherin ärgerte sich über eine vermasselte Prüfung. Neville machte sich Sorgen, weil er in Verwandlung hinterherhinkte und Claire wirkte erstaunlich bedrückt wegen einem Streit mit ihrem Bruder.
Seine Konzentration litt gewaltig unter der Legilimentik und so blieb recht wenig für seine anderen Fächer und die DA übrig. Daher war er sehr dankbar, dass Hermine sich so hineinkniete und sämtliche Vorbereitungen für das nächste Treffen übernommen hatte.
In der nächsten DA-Stunde nahm Hermine den Bannflucht durch, doch am Ende war sie noch immer die Einzige, die in der Lage war, die blau-schimmernde Wand zu errichten. Harry hatte mehrmals versucht seinen Kopf von allen Gedanken und Gefühlen zu befreien, doch es wollte ihm nie ganz gelingen.
„Hermine bist du dir ganz sicher, dass der Fluch das Ideale ist?" fragte er nach der Stunde skeptisch.
„Na ja", erwiderte sie, „Ich sagte doch, dass er schwierig sei und ein bisschen Konzentration kann man wohl verlangen … Den Patronus haben sie auch irgendwann hinbekommen."
„Aber wie soll man den Kopf frei kriegen, wenn man einer Horde von Vampiren gegenübersteht?", warf Anthony ein, der das Gespräch mitbekam und sich zu ihnen gesellte, „Ich glaube da wirst selbst du versagen!"
„Es ist genau dasselbe, wenn man einem Dementor gegenübersteht, der einem gerade alle glücklichen Gedanken raubt, die man zum Heraufbeschwören braucht!"
„Ja, nämlich schier unmöglich!", mischte Luna sich ein, „Es ist bekannt, dass es sehr viele gibt, die beim Anblick eines Dementoren nicht in der Lage waren einen Patronus zu erschaffen. Denkt doch nur mal an Justin." Harry erschauderte. Er hatte schon sehr lange nicht mehr an seinen missglückten Patronus gedacht. Nur in Phasen, wo es ihm sehr schlecht ging, kamen die Erinnerungen hoch und immer wieder musste er daran denken, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn das alles nicht passiert wäre.
„Harry?" Hermine stieß ihn in die Seite und zog somit seine Aufmerksamkeit auf sich, „Du machst dir doch keine Vorwürfe mehr deswegen?"
„Weißt du, ich…", stammelte Harry und entschied sich schließlich zu einer Notlüge: „Nein, ich denke nicht."
„Wie geht es Justin?", fragte Hermine, behielt Harry aber vorsorglich im Auge.
„Ich weiß nicht", winkte Luna ab, „Ich glaube Neville hatte ihn letztes Jahr mal besucht und da war sein Zustand … na ja … unverändert." Harry spürte einen Kloß im Hals. Er wollte nicht darüber sprechen und versuchte die Erinnerungen und Schuldgefühle zu verdrängen, doch ohne Erfolg.
„Entschuldigt mich", log Harry, „Ich muss noch einmal mit Theodor sprechen."
„Harry alles OK?", fragte Hermine besorgt, doch er winkte mit einem gequälten Lächeln ab und verließ den Raum der Wünsche.
# - # - #
Harry hatte von vielen jüngeren Schülern bereits gehört, das Simons Unterrichtstil wesentlich besser war, als der von Professor Peony, und war sehr auf den Unterricht gespannt als er sich am Freitagmorgen nach dem Frühstück zum Zaubertrankklassenzimmer begab.
Simon war noch nicht da, aber die Tür war bereits geöffnet und nach und nach füllte sich der Raum. Ein leises aber stetiges Tuscheln machte sich breit. Neville wirkte nervös, sagte aber nichts sondern starrte stumm auf den Tisch.
„Was ist los?", fragte Harry.
„Nun ich habe von dem Grundkurs gehört, das Simon seine Schüler ganz schön ran nimmt, damit sie das geforderte Pensum noch vor der Abschlussprüfung Ende April durch haben."
„Na ja ich glaube schon das wir ganz schön im Lehrplan hinterherhinken", gab Harry zu, „aber er ist sicher ein sehr verständnisvoller Lehrer und kann sehr gut erklären. Du brauchst dir deshalb keine Sorgen machen."
Als die Klingel den Unterrichtsbeginn anzeigte, betrat Simon den Klassenraum aus dem Lager und stellte sich vor das Pult. Während er den UTZ - Kurs eindringlich musterte, wurde es allmählich still im Raum. Der ehemalige Slytherin lächelte schließlich und begann recht leise zu sprechen.
„Guten Morgen, … Vorstellen brauche ich mich wohl nicht mehr", sagte Simon ruhig, „Und selbst, wenn ich dem einen oder anderen Schüler noch nicht über den Weg gelaufen sein sollte, gehe ich trotzdem davon aus, dass ihr inzwischen zur genüge wisst, wer ich bin…" Simon machte eine Pause und setzte sich schließlich hinter das Pult.
„Ich bin in den vergangenen Tagen vermehrt darauf angesprochen worden, welche Anrede ich bevorzuge. Gerade hier, sind sehr viele Schüler die ich noch aus meiner eigenen Schulzeit kenne und ich fände es ziemlich unpassend mich jetzt von ihnen mit meinem Nachnamen ansprechen zu lassen. Wer mich nicht mit Vornamen anreden möchte, kann selbstverständlich ‚Mr. Lestrange' zu mir sagen". Wieder entstand eine kürzere Pause und Simon überflog kurz seinen Notizzettel bevor er sich erneut der Klasse zuwandte.
„Wir haben nicht die Zeit uns lange mit den verschiedenen Tränken detailliert zu beschäftigen, denn leider fehlt euch noch eine ganze Menge an Wissen. Dennoch muss ich Professor Peony in einem Punkt bekräftigen: Und zwar, dass sie euch, ohne, dass ihr das zu schätzen wisst, einige ganz nützliche Grundlagen, beigebracht hat. Ich habe mir für den Anfang den Combusto Trank vorgenommen. Er ist nicht gerade der Einfachste, aber durchaus zumutbar und sehr brauchbar. Wer von euch weiß, was das genau ist, und wofür dieser Trank benötigt wird?" Vereinzelt hoben einige Schüler ihre Hände. Harry musste nicht sehr lange darüber nachdenken, wo ihm ein solcher schon einmal über den Weg gelaufen war und so hob er, wenn auch zögerlicher als Hermine eine Reihe vor ihm, die Hand.
„Draco?" fragte Simon und dieser nahm die Hand runter.
„Mit dem Combustotrank werden Brandwunden behandelt. Man tränkt die Verbände darin und legt sie auf die Wunden, die innerhalb von wenigen Tagen vollständig heilen." Simon nickte und mit einem Wink des Zauberstabs ließ er das Rezept an der Tafel erscheinen.
Harry reichte ein Blick auf die Tafel, um zu verstehen warum dieser Trank schwierig war. Er war sehr detailliert und erforderte eine Menge Konzentration. Er warf Neville einen aufmunternden Blick zu, als Simon die Schüler aufforderte mit ihrem Tischnachbarn den Trank herzustellen.
Neville holte die benötigten Zutaten aus dem Schrank und sortierte sie fein säuberlich auf dem Zubereitungstisch. Es dauerte lange, bis sie die Zutaten geschnitten hatten und Harry sah immer wieder die Nervosität in Nevilles Augen. Harry schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln bevor er begann das Quellwasser über dem Feuer zu erhitzen und die ersten Zutaten in den Trank zugeben.
„Harry, hältst du das für eine gute Idee?" hörte er Simon plötzlich fragen und der Angesprochene hielt erschrocken inne.
„Warum nicht", gab Harry zurück, als Simon ihren Tisch erreichte.
„Überprüf mal bitte die Tranktemperatur!" ordnete Simon ruhig an und Harry kam der Aufforderung zögernd nach.
„Aber … aber", fing Neville stotternd an, als der von Harry ausgeführte Zauber angezeigt hatte, das der Trank viel zu heiß war „Das kann nicht sein… Wir haben doch das Feuer verhext…"
„Ja, aber warum ist der Trank nicht durch den Regulierungszauber beeinflussbar?" fragte Simon und sah Neville herausfordernd an, „Du müsstest es eigentlich wissen." Neville versuchte scharf nachzudenken, aber in Anbetracht seiner innerlichen Unruhe dauerte es.
„Weil… in dem…" mischte sich Hermine ein, wurde aber von Simon mit einem Blick zum Schweigen gebracht.
„Neville denk mal an den Trank aus deiner Zulassungsprüfung letztes Jahr,… da gab es etwas Ähnliches."
„Weil es bestimmte Zutaten gibt, die den Siedepunkt des Trankes verändern…" sagte Neville sehr leise.
„Sehr gut und nun schau dir noch mal das Rezept an, was könnte der Grund dafür sein, dass euer Trank jetzt zu heiß ist?" fragte Simon ruhig weiter.
„ähm… äh… wegen der Schlammkriechermilch?" fragte Neville unruhig.
„Nein", warf Harry ein, „Wegen dem Algenextrakt, weil die meisten Algenverbindungen und einige wenige Gifte eine chemische Reaktion hervorrufen, die den Regulierungszauber austricksen."
„Sehr richtig", sagte Simon, „Ihr solltet, das am besten noch einmal im Buch nachlesen, das ist eine enorm wichtige Grundlage." Er nickte ihnen wohlwollend zu und widmete sich weiter vorne Lavender und Seamus, deren Trank überschäumte.
Nach vier Stunden war der Trank fertig und schien sogar ganz brauchbar zu sein. Simon sammelte von jedem eine Probe ein, dann richtete er das Wort an die Klasse.
„Nun, es ist wahrlich noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber euch scheint es stellenweise sehr an der Theorie zu mangeln", sagte Simon ruhig, „Das Problem ist nicht, dass ihr es nicht wisst, sondern, dass ihr euch über bestimmte grundlegende Dinge nicht genug Gedanken macht." Simon seufzte kaum hörbar und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
„Ich soll euch das nötige Grundwissen beibringen und im Gegensatz zum Grundkurs soll ich euch befähigen nicht nur die Zaubertränke aus dem Unterricht zu brauen, sondern auch, dass ihr mit dem Grundwissen möglichst jeden x-beliebigen Trank herstellen könnt." Simon machte eine Pause und sah jeden Schüler nochmals eindringlich an, bevor er weiter sprach:
„Es gibt bestimmte Regeln und Gesetzmäßigkeiten die viele Tränke oder Zutaten gemeinsam haben, wie auch bestimmte Ausnahmen. Vielleicht sollten wir uns daher in den nächsten zwei Wochen ausschließlich damit beschäftigen und erst dann unter Anwendung dieser Regeln weitermachen." Keiner sagte etwas. Wie Harry gab es sicher einige, die keine Lust auf Theorie hatten, aber niemand widersprach. Simon teilte die Schüler in Zweiergruppen ein, zumeist dieselben Pärchen, wie zuvor und gab jedem eine Regel, die sie bis zum nächsten Freitag untersuchen und ausarbeiten mussten. Es schien kein Zufall zu sein, dass er Neville und Harry ausgerechnet den Umgang mit den Regulierungszauber aufdrückte. Erst danach entließ er die Klasse in die Mittagspause.
# - # - #
Die ersten Januarwochen vergingen, wie im Fluge. Durch die zusätzlichen Stunden, den Legilimentikunterricht und die wöchentlichen DA-Treffen, hatte Harry kaum Zeit seine Hausaufgaben zu erledigen. Außerdem waren da auch noch die Übungen die Simon ihm auferlegt hatte. All die Extra-Belastungen verlangten seiner Konzentration alles ab, so dass er am Ende eines jeden Tages erschöpft in sein Bett fiel. Immer öfter wünschte er sich die Augenbinde zurück, die dieser ihm zwecks Eigenbedarfs wieder abgenommen hatte.
Harry saß sehr lange im Gemeinschaftsraum, um über einen Aufsatz in Geschichte der Zauberei zu brüten. Er war müde und kurz vorm Einschlafen. Nur am Rande bemerkte er einen Erstklässler, der aus dem Gang von den Schlafsälen hinzukam, sich auf einem Sessel vor dem Kamin zusammenkauerte und schließlich dort einschlief. Harry beachtete ihn kaum, als er sich weit nach Mitternacht in sein Bett begab und in einen unruhigen Schlaf fiel.
Der Schnee reflektierte das Mondlicht in einem sanft schimmernden blau, doch vermochte es die zerklüfteten Berghänge nicht angenehmer erscheinen lassen. Es waren ein paar sehr alte Ruinen, die Harry in der Entfernung ausmachen konnte, doch viel mehr Beachtung schenkte er den beiden Gestalten, die vor ihm standen.
„Morticia", sagte Voldemort kühl, „Habe noch ein wenig Geduld. Du wirst schon noch bekommen was du willst. Dumbledore scheint zu wissen, was auf ihn zukommt, daher müssen wir warten…"
„Wie lange noch?" fragte die Vampirdame ungeduldig mit ihrer gewohnt rauchigen Stimme.
„Ich versuche es über einen anderen Weg, habe aber die Hoffnung, dass wir schon sehr bald unser Ziel erreichen", Voldemort entblößte mit einem teuflischen Grinsen seine Zähne, „Es gibt eine Möglichkeit unser Ziel halbwegs gefahrlos zu erreichen. Es müssen nur bestimmte Vorkehrungen getroffen werden. Ich habe bereits alles Notwendige dafür eingeleitet." Morticia nickte verstehend und verschwand im Schatten der Berge.
Mit ihr verschwammen auch die Konturen der Berge, doch bevor die Version gänzlich entschwand, glaubte Harry direkt in Voldemorts siegesgewisse Augen zu blicken.
Ein stechender Schmerz ließ Harry aus dem aus dem Schlaf aufschrecken.
Keuchend setzte Harry sich auf und rieb über seine Narbe. Was immer geschehen war, Voldemort wusste, dass Harry da gewesen war. Er zog rasch die Vorhänge beiseite und hastete aus dem Schlafsaal.
Ziellos lief Harry durch die Kerker und als der erste Schock überwunden war, erkannte er, dass er vor Simons Lager stand.
„Komm rein", hörte er Simons Stimme, und nach kurzem Zögern betrat er den Raum. Es war erstaunlich dunkel, nur eine kleine Feuerstelle, auf der ein Kessel stand, erleuchtete notdürftig den Raum. Harry sah sich hastig um, konnte Simon aber nirgendwo entdecken und schließlich fiel sein Blick auf die kleine, offen stehende Tür unweit des großen Eichentisches. Dahinter mussten die privaten Gemächer liegen. Er zögerte, da es dort stockdunkel war, trat aber schließlich in den Türrahmen.
„Lumos", es war lediglich eine Kerze, die Simon entzündete und doch begrüßte er Harry mit einem freundlichen Lächeln.
Harrys Augen brauchten eine ganze Weile, bis sie sich an das spärliche Licht gewöhnt hatten. Simon saß an einem kleinen Tisch, an dem zwei wackelig aussehende Stühle standen und wies Harry den anderen Stuhl zu. Er setzte sich, während er sich weiter im Raum umsah. Er hatte sich bisher nie Gedanken darüber gemacht, wie die Lehrer in Hogwarts lebten, doch dies entsprach nicht ganz seinen Vorstellungen. Der Raum war rechteckig und die anderen Wände verschwanden im Schatten, obwohl der Raum nicht sehr groß war. Er glaubte an einem Ende ein großes Himmelbett zu erkennen und an den Wänden standen mehrere, mit Büchern gefüllte Regale und ein großer dunkler Schrank. Eigentlich nichts Besonderes und sehr bescheiden. Auffällig war, dass es hier kein Fenster zu geben schien und die Wände waren beinahe ausschließlich aus roh behauenen Stein.
„Zugegeben es ist nicht riesig", sagte Simon ruhig, "aber für meine Ansprüche genügt es vollkommen."
„Hier lebst du jetzt?" fragte Harry.
„Es gibt noch eine leere Unterkunft mit mehr Komfort in den oberen Stockwerken, aber wie Severus werde auch ich sie nicht nutzen. Dieser Raum hat für unsereins große Vorteile", erklärte Simon, wurde aber schließlich ernst, „Aber das ist nicht der Grund, warum du hier bist, habe ich recht?"
Harry stimmte mit einem stummen Nicken zu, sagte aber nichts. Er überlegte, wie er es erklären sollte, denn die Vision war nur noch unvollständig in seiner Erinnerung.
Eigentlich waren ihm nur diese roten Augen erhalten geblieben, die ihn so unheilvoll angestarrt hatten. Darüber hinaus war die übrige Erinnerung verblasst und nur mühsam puzzelte er die einzelnen Bruchstücke zusammen.
„Du glaubst, dass der dunkle Lord weiß, dass du gedanklich ebenfalls dort warst?" Harry bestätigte mit einem Nicken.
„Er hat etwas von seinem Plan preisgegeben, doch was genau, es … es … ich…" Harry zitterte. Die Erinnerung woraus der Plan bestand, konnte er sich nicht mehr ins Gedächtnis rufen, „Erschreckend war nur, wie er mich angesehen hat, er wirkte so sicher!" Eine Weile sprach keiner, Simon starrte auf den Tisch und schien nachzudenken.
„Kann Voldemort meine Gedanken lesen?" fragte Harry leise um das unangenehme Schweigen zu unterbrechen.
„Ich weiß nicht", sagte Simon ehrlich, „Deine Gabe ist, wie Professor Dumbledore dir sicher schon sagte, von ihm auf dich übertragen worden, daher gehe ich davon aus, dass sie auch gleichstark ist … nur…" Simon zögerte, „Nur hat er fünfzig Jahre mehr Erfahrung darin sie zu benutzen und zu beherrschen."
„Er kann mich beeinflussen", merkte Harry an und dachte an die unangenehmen Erfahrungen, die er im fünften Schuljahr gemacht hatte.
„Ja, aber nur wenn deine Okklumentik nicht ausreicht um ihm die Stirn zu bieten", widersprach Simon, „Ich sagte ja, je stärker die Legilimentik ist, umso stärker musst du dich gegen Einflüsse von außen wehren. Du solltest dir gerade vorm Schlafengehen, egal wie spät es ist, einen Moment Zeit nehmen, um deine Gedanken zu bereinigen."
Harry nickte und senkte den Kopf. Vage konnte er sich daran erinnern, dass sogar Snape ihm damals genau dieselbe Aufgabe gestellt hatte. Doch bezweifelte er, dass er nach all dem Schulstress für so etwas noch die erforderliche Willenskraft aufbringen könnte.
„Das schaffst du schon", sagte Simon aufmunternd, „Du solltest jetzt wieder Schlafen gehen. Es ist spät und du hast einen anstrengenden Tag vor dir."
Harry erhob sich nur zögernd, wenn ihm doch wieder einfallen könnte, worum es in dem Traum ging, könnte er vielleicht auch das dumpfe Gefühl einer herannahenden Gefahr loswerden, aber so schleppte er sich mehr oder weniger widerwillig aus Simons Gemächern und kehrte in den Gemeinschaftsraum zurück. Er konnte sich nicht vorstellen. dass er jetzt noch einmal einschlafen würde und wollte sich stattdessen mit einem Buch auf seinen Lieblingssessel vor den Kamin setzen, der zu seiner Enttäuschung von einem schlafenden Erstklässler besetzt war.
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Anfang Februar hatte sich das Wetter zur Zufriedenheit aller Hogwartsschüler zum Guten verändert. In der letzten Woche hatte es durchgehend geschneit und die Länderein waren mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Viele Schüler verbrachten einen Großteil ihrer Freizeit im Freien und übten sich in magischen Schneeballschlachten. Harry bevorzugte in seiner sehr knappen freien Zeit einfache Schneespaziergänge mit Ginny. Der Himmel war meist klar und strahlend blau und sie gingen oft am Rand des Verbotenen Waldes entlang. Von dort konnten sie die Schüler beobachten, doch keiner von ihnen schien einen Schneeball zu zaubern der annähernd so groß war, wie der des irischen Suchers (wenn die Mädchen es in ihren Erzählungen nicht übertrieben hatten, woran Harry aber so langsam zweifelte).
Leider war Harrys Zeit begrenzt und am ersten Februarwochenende, wo das Wetter verlockernder war als in den Tagen zuvor, musste er sich mit Hermine in der Bibliothek treffen. Sie wollte ihm noch ein paar nützliche Flüche gegen Vampire mit ihm durchsprechen.
Er war alles andere als gutgelaunt, als er die Bibliothek betrat und wurde von einem ungewöhnlich misstrauischen Blick von Madame Pince begrüßt.
„Was ist ihr diesmal über die Leber gelaufen?", fragte Harry flüsternd, „Hat sie wieder Kopfschmerzen?"
„Schlimmer", gab Hermine zurück, „Sie ist felsenfest davon überzeug, dass heute erst Freitag ist." Harry runzelte irritiert die Stirn und sah noch einmal zu Madame Pince hinüber, die nun verstört in einem Kalender blätterte.
„Sie behauptet, sie sei Donnerstagabend erst spät aus der Bibliothek gegangen und heute Morgen wäre sie wie gewohnt gekommen und habe die Tür aufgeschlossen."
„Vielleicht hat sie 48 Stunden geschlafen", merkte Harry scherzhaft an. Er hatte keine bessere Erklärung, außer vielleicht an den Verstand der Bibliothekarin zu zweifeln.
„Sie war gestern hier", sagte Hermine ernst, „Sie hat gestern den ganzen Nachmittag in der verbotenen Abteilung Bücher sortiert oder so was… schließlich hat sie sich mit einem dicken Wälzer an ihr Pult gesetzt und irgendetwas über veraltete und aus der Mode gekommene Zaubersprüche gelesen."
„Wie kommst du darauf?" fragte Harry und fand dies erst recht etwas seltsam.
„So hieß das Buch, das sie gestern gelesen hatte", erklärte Hermine, „Sie war schon irgendwie komisch, auch als ich sie gebeten hatte, die Bibliothek nur ein paar Minuten später zu schließen, hat sich mich ganz schön unfreundlich angeblafft und heute auch noch so etwas…"
„Glaubst du sie ist krank?" fragte Harry.
„Ich weiß nicht, aber anders kann ich mir das nicht erklären", sagte Hermine abschließend und schob ihm ein Pergament zu, das er rasch überflog. Sie hatte sich ganz schön schwierige Flüche rausgesucht, die sie nur mit den älteren DA-Schülern einüben wollte, da die jüngeren immer noch Probleme mit dem Constituo Pluteum hatten.
Doch ehe Harry und Hermine zu einem Entschluss kamen, was sie im nächsten Treffen machen wollten, wurden sie von Pansy Parkinson gestört, die an den Tisch gehastet kam.
„Harry", keuchte sie völlig außer Atem, „Du musst irgendetwas mit Theo tun! Ich glaube der ist wieder in einer Sinnkrise!" Harry sah sie nur unverständlich an, „Er hat sich mit Dora gestritten wegen Draco." Harry sprang auf und ohne sich von Hermine zu verabschieden rannte er mit Pansy die unzähligen Treppen zum Slytherinhaus hinunter.
Harry betrat den Gemeinschaftsraum, konnte Theodor aber nicht entdecken. Lediglich Dora saß weinend neben Claire in einer Ecke. Pansy wies Harry an im Schlafsaal nach ihm zu sehen und ging dann zu ihrer Freundin hinüber.
Theodor saß auf der Fensterbank und starrte geistesabwesend hinaus. Harry näherte sich ihm zögernd und ließ sich auf seinem Bett nieder.
„Lass mich in Ruhe!", sagte Theodor unfreundlich und schenkte ihm einen bösen Blick.
„Was ist los?" fragte Harry besorgt und betrachtete den Slytherin interessiert, „Warum hast du dich mit Dora verkracht?"
„Das geht dich nichts an", sagte er, „und jetzt verschwinde!"
„Theo, was soll das? Hat es wieder was mit Draco zu tun?" Theodor wollte Harry böse ansehen, doch was Harry in den Augen sah, war Angst.
„Du verstehst es nicht", gab Theodor zurück. Der Slytherin zitterte und erhob sich, „Der Lord verfolgt einen Plan. Den Kampf können wir nur verlieren. Die große Hoffnung die in dich gelegt wird, sie ist so schwindend und du wirst nie die Macht über deine Gabe haben … nein Harry, die Freundschaft zu dir kann nur den Tod bedeuten … Es tut mir leid." Danach hastete der Slytherin zum Ausgang, doch Harry reagierte schnell und holte ihn ein, noch bevor er den Gemeinschaftsraum erreichte.
„Theo, das also ist es, was du glaubst", schrie Harry, „wenn alle wie du resigniert aufgeben würden, dann bräuchten wir gar nicht kämpfen, natürlich besteht Hoffnung und du weißt das."
„Schön wäre es, aber ich sehe sie leider nicht", erwiderte Theodor und riss sich los. Gedankenverloren blickte er Theodors Schatten hinterher, als dieser hinter der Steinwand verschwand. Er hatte dieselben Befürchtungen und immer wieder war er kurz davor aufzugeben. Er würde den Lord nicht in einem Duell besiegen können, aber doch hatte er nie aufgehört weiter zu kämpfen. Mit einem Seufzer ließ er sich bei den drei Mädchen nieder. Dora schniefte und sah ihn mit hoffnungsvollen, aber traurigen, Augen an.
„Was sagt er?" fragte sie. Harry senkte seinen Kopf und dachte über Theodors Worte nach ohne auf Doras Frage einzugehen.
„Was könnte Theo gesehen haben, dass sich seine Meinung so krass verändert hat?" fragte Harry, in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen.
„Er hat heute Morgen mit George gesprochen und dann war er bei Draco… ich weiß nicht, ob er das meinte, oder ob er wieder eine Vision hatte."
„Theodor hat Visionen?", fragte Harry, doch ihm gingen plötzlich mehrere kleine Dinge durch den Kopf, die der Slytherin damals als Vorahnungen bezeichnet hatte.
„Er ist ein Seher. Er wird wohl nie bedeutende Prophezeiungen machen, aber manchmal sieht er Dinge bevor sie geschehen", erklärte Dora
„Sei es auch nur die Schlagzeile der morgigen Tagespropheten Ausgabe", ergänzte Pansy kichernd. Harry fühlte wie sich plötzlich alles in seinem Magen zusammenzog. Was, wenn ein Seher sagt, er sähe keine Hoffnung, sondern den Tod? Harry erschauderte.
„Harry?", fragte Pansy vorsichtig.
„Er … er sprach von Tod und das keine Hoffnung bestünde", stotterte Harry hilflos, „Was wenn er das wirklich gesehen hat?"
„Theo kann nur um wenige Stunden in die Zukunft sehen, vielleicht irrt er", sagte Dora, „Er hat sicher seine Befürchtungen mit da hineininterpretiert."
„Hoffen wir es", seufzte Harry und erhob sich. Er wollte noch einmal mit Theodor reden und diesmal würde er sich nicht so schnell abwimmeln lassen. Doch obwohl er das ganze Schloss nach dem Slytherin absuchte, fand er ihn nicht und schließlich gab er es auf.
Er sah Theodor den ganzen Tag nicht mehr und erst als es fast Mitternacht war, warf er einen Blick auf die Karte der Rumtreiber. Alle Schüler schienen sich in ihren Gemeinschaftsräumen aufzuhalten und es dauerte lange bis er Theodor in der Eulerei entdeckte. Harry suchte die Karte nach Filch und anderen möglichen Hindernissen ab und als die Lage überschaubar erschien, wollte er sich auf dem Weg zu ihm machen, als ihm etwas anderes ins Augen sprang.
Draco, Graham, Norman und einige andere Slytherins hatten sich im Schlafsaal der Erstklässler versammelt. Harry stand auf und schlich zur Tür. Vielleicht konnte er etwas in Erfahrung bringen.
„Du bist dran", hörte er jemanden sagen, „Mach schon uns rennt die Zeit davon."
„Sind sie immer noch da drin?" flüsterte ihm eine ängstliche Jungenstimme zu und Harry sah erstaunt zu einem Erstklässler hinunter, der ihn mit großen Augen ansah. Harry nickte und versuchte wieder zu lauschen. Er hörte ein Keuchen und daraufhin einen Knall.
„Die sind schon seit einem Monat da drin und brauen irgendeinen Zaubertrank und seit gestern darf ich gar nicht mehr rein!" flüsterte der Junge.
„Was machen die da drinnen?" Doch der Junge zuckte schweigend mit den Achseln.
Es dauerte gar nicht lange bis Harry und George, wie der Junge hieß, einen Plan zurechtgelegt hatten und Harry holte seinen Tarnumhang hervor.
„Also, du weißt was du zu tun hast!" sagte Harry, „Ich will nur einen kurzen Blick hineinwerfen, hol ein Buch oder so", Der Junge nickte, wirkte aber sehr ängstlich. Harry lächelte ihn aufmunternd an und warf sich den Tarnumhang über.
„Viel Glück", murmelte Harry und George öffnete mit zitternden Händen leise die Tür. Der Schlafsaal war hell erleuchtet. Die Slytherins saßen zumeist auf den Betten und zwischen ihnen war etwas, was Harry irritierte. Ungläubig blinzelte er ein paar Mal. In der Mitte stand Draco, aber er war nicht alleine. Ihm gegenüber stand eine Person, die ihm bis aufs Haar glich.
„Draco jetzt mach schon", sagte einer der beiden Dracos unruhig woraufhin der andere seinen Zauberstab auf sein Ebenbild richtete.
„Patefacio!" Der von dem Fluch getroffene Draco taumelte ein paar Schritte Rückwärts und wurde von einem anderen Slytherin aufgefangen. Man sah dem anderen Draco sichtlich an, dass es nicht das gewünschte Resultat war, aber in dem Moment bemerkte er, wie die anderen auch, die offene Schlafsaaltür.
„George!" schrie dieser Draco, „Wir hatten doch ausdrücklich gesagt, dass du hier nichts zu suchen hast."
„Tu – Tut mir leid", stotterte der Erstklässler, „I-Ich wusste nicht, dass ihr noch hier seid… I-Ich … ähm…" Der Erstklässler ging hastig zu seinem Bett zog eine Tasche darunter hervor und rannte wieder zur Tür.
„I-Ich bin schon wieder weg… entschuldige i- ich schwöre, i- ich tu so als hätte ich nichts gesehen", George schloss die Tür und damit war auch Harrys Sicht wieder versperrt.Enttäuscht ließ er den Tarnumhang fallen und ging mit dem Erstklässler in den Gemeinschaftsraum. Er bedankte sich bei George für seinen Mut, dann setzte er sich in Gedanken versunken vor den Kamin.
# - # - # - to be continued - # - # - # - #
