So es geht jetzt mal weiter... vielen Dank für eure Rückmeldungen... ein paar mehr könnten es schon noch sein, aber damit muss ich sicher leben... andererseits... gibt es sicher den einen oder anderen Schwarzleser... die sich auch mal trauen dürfen...
Tayet: ahem... meinst du wirklich Claire?
mrsgaladriel: nun ja ich hoffe es ist zufriedenstellend...
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We´ll
lose the things we're fighting for
Each rise is followed by a
fall
We´ll lose the ones we love, the ones we most adore
Yet go on...We go on
Blood and tears upon the altars of
our lives we shed
Blood and tears until the sweet release we
share in death
Hours like days, weeks feel like years
Decades
of Tears
Yet somehow everything seems so worthwhile
For a
moment...for a moment...
(Sentenced)
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Ein Hoffnungsschimmer
Harry ließ sich in seinen Lieblingssessel vor dem Kamin nieder. Eine ganze Weile starrte er in die lodernden Flammen und beachtete weder Simons abschließende Worte noch irgendetwas anderes was um ihn herum geschah. Er war nun weit länger als 24 Stunden wach, aber bis auf das Schmerzen seiner Augen, verspürte er nicht einmal annähernd so etwas wie Müdigkeit. Nur am Rande bemerkte er, dass es allmählich ruhiger wurde. Viele Schüler hatten sich in ihre Schlafsäle zurückgezogen. Gelegentlich schnappte Harry ein paar Worte auf, aber er schenkte ihnen keine weitere Beachtung.
Ihm gingen immer wieder die Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf. In Zeitlupe sah er sich umdrehen und seinen Zauberstab auf einen Mann richten. Er trug eine dunkelblaue Robe, sein noch recht junges Gesicht war von braunem Haar umrandet, welches ungekämmt und strähnig herunterhing. Harrys Blick fixierte einen Moment, die unmenschlichen, gelben Augen, die ihn bedrohlich und blutrünstig anstarrten, doch als die kalte Hand des Angreifers sein Fußgelenk umschlang, feuerte Harry ohne Rücksicht los und wusste noch im selben Moment, dass sein Fluch diesen Mann töten würde. Harry erschauderte. Nie zuvor hatte er darüber nachgedacht wie es wohl wäre einen Menschen zu töten und doch hatte er immer gehofft, dass Voldemort der einzige in seinem Leben sein würde, den er je ins Jenseits schicken würde. Er war ein Vampir', sprach die Stimme in seinem Hinterkopf, 'Er war schon tot, nur ein willenloses Monster.' Doch die Versuche seine Schuldgefühle durch illusorisches Einreden zu besänftigten, scheiterten stets an seinem Gewissen. Harry versuchte immer wieder sich klar zu machen, dass ein Vampir kein Monster sei, sondern ein rational denkendes Wesen, das auch Gefühle empfinden konnte. So verstrickten sich seine Gedanken immer weiter und ständig versuchte er Simon in das Muster einzufügen. Aber nach der letzten Nacht war Harry sich nicht mehr so sicher, ob Simon nicht auch ein bestialisches Monster war, oder doch derjenige, der stets hilfsbereit und nett Harry zur Seite stand, die großen Probleme mit seiner Liebe zu Hermine hatte und einfach nur mal die Kontrolle verloren hatte.
Simon schien keinerlei Schuldgefühle zu haben und er hatte bewusst gemordet. Der Gesichtsausdruck des jungen Ersatzlehrers war in dem Moment nicht weniger blutrünstig als der des Vampirs, den Harry wenige Augenblicke zuvor getötet hatte. Egal wie lange er darüber nachdachte, zu einem Ergebnis kam er nicht. Und sobald Harry in seine Erinnerungen Snape, den Vampir bedachte, konnte er sein Gewissen gar nicht mehr beruhigen. Snape war für ihn nur ein Mensch, nie ein Vampir, gewesen, und auch wenn Simons Zustand ihm zu zuschreiben war, Snape hatte nie wie ein Monster agiert und im Kampf lediglich zum äußersten Mittel gegriffen, um Harry zu beschützen. Irgendwann verfiel Harry in einen lethargischen Zustand. Schlafen würde er nicht können, aber wenn er noch weiter darüber nachdachte würde er auf kurz oder lang den Verstand verlieren. Er starrte abwesend ins Feuer und erst Stunden später sprach Pansy ihn an.
"Harry?", der Angesprochene drehte sich langsam zu ihr um, "Bist du etwa den ganzen Tag wach geblieben?" Harry schüttelte irritiert den Kopf. Es war bereits schon früher Abend und der Gemeinschaftsraum um ihn herum hatte sich langsam wieder gefüllt.
"Ich - ich konnte nicht schlafen", sagte Harry leise, "Ich musste über vieles Nachdenken."
"Hast du wenigstens etwas gegessen?" fragte Pansy besorgt, doch auch darauf reagierte Harry mit einem Kopfschütteln. Das Slytherinmädchen redete eine Weile auf Harry ein, bis sich dieser bereit erklärte wenigstens etwas zu essen. In der Großen Halle war es ruhig. Die ersten Eltern waren eingetroffen und saßen vorne bei den Särgen, oder unterhielten sich mit den Lehrern. Simon dagegen war nicht da. Mit Mühe schaffte Harry ein paar Bissen, doch legte er das Brot nach einer Weile beiseite.
"Du solltest vielleicht zu Simon gehen", sagte Pansy, "Du hast doch einen guten Draht zu ihm und er hat sich für anfallenden Gesprächsbedarf angeboten."
"Nein, das kann ich wirklich nicht mit ihm besprechen", winkte Harry ab und dachte an seine Frage, ob Vampire noch etwas Menschliches an sich hatten, oder nur noch willenlose Monster waren.
"Dann geh zu Madame Pomfrey, damit sie dir etwas gibt", schlug Pansy vor, "Du siehst echt nicht gut aus ... Ich wollte sowieso gleich in den Krankenflügel, um nach Dora zu sehen, vielleicht kommst du einfach mit."
"Nein, danke", seufzte Harry und erhob sich. Sein Körper signalisierte inzwischen eine bleierne Müdigkeit im Körper, die Harry jedoch geflissentlich überging und zum Gryffindortisch schlurfte, wo er sich neben Ginny niederließ. Sie umarmte ihn erfreut. Der Ausdruck in ihrem Gesicht sah noch sehr müde aus, aber im Gegensatz zu Harry, hatte sie wohl ein paar Stunden Schlaf gefunden.
"Wie geht es dir?", fragte sie besorgt.
"Beschissen", gab er zu, aber wollte nicht weiter darauf eingehen, "Gibt es Neuigkeiten wegen den Vermissten?"
"Nicht das ich wüsste", seufzte Ginny, "Weißt du, Dumbledore war vorhin bei uns im Gemeinschaftsraum, er will schon nach dem Wochenende wieder mit dem Unterricht beginnen."
"Nein, das habe ich noch nicht gehört", gab Harry zu, "ist das nicht ein bisschen zu schnell, ich meine..."
"Ja, schon", sagte Ginny, "Aber er hat gesagt, dass wir uns jetzt nicht verkriechen sollen und wir wieder auf andere Gedanken kommen müssen, der Schulalltag wäre dafür hervorragend geeignet... und Dumbledore hat gesagt, dass er den UTZ Kurs in Verwandlung und die Fünftklässler, wegen der ZAG unterrichten will, wenigstens so lange er noch keinen Ersatz für Professor McGonagall gefunden hat…"
„Ich weiß nicht so recht, ich kann mir Dumbledore nicht wirklich als Lehrer vorstellen und eigentlich hat er doch gar keine Zeit dafür."
„Na ja, es sind ja nur ein paar Stunden in der Woche, die er unterrichten würde, dass kriegt er schon hin", erklärte Ginny und zog Harry näher an sich heran. Harry lehnte sich an Ginnys Schulter. Einen Moment war es ruhig und seine Gedanken kreisten nicht über den Angriff von letzter Nacht. Aber dennoch wusste er dass diese Gedanken wieder kommen würden, sobald er wieder auf sich selbst gestellt war. Der Slytherin gähnte zufrieden und zog Ginny noch fester an sich.
"Du solltest schlafen gehen", flüsterte Ginny, nachdem Harry in ihren Armen fast eingeschlafen war.
"Nein", wisperte Harry zurück, "schick mich nicht fort, ich will nicht wieder alleine sein."
"Ist es wegen Theodor?" Harry rappelte sich auf und schüttelte seinen Kopf. Sicher spielte Theodors Tod eine Rolle, aber Ginny würde es nicht verstehen, wenn er ihr von seinem todbringendem Flammenfluch erzählen würde. Vielleicht würde sie ihm raten, zu Simon zu gehen, doch er wusste mit hundertprozentiger Gewissheit, dass er das nie mit ihm besprechen würde.
# - # - #
„Harry langte nach einem Taschentuch und versuchte das Blut, welches Theodors Nacken hinunter rann, ein wenig abzutupfen. Theodors Augen waren so Grauen erfüllt und voller Todesangst, dass Harry zurückschrak ... Theodor brach in Tränen aus, „Wenn Dora überlebt, … Harry, wenn sie überlebt, versprichst du mir, dass du dich um sie kümmern wirst?" ... Harry war sicher, dass er nur bewusstlos war, doch als er den leblosen Körper auf den Rücken drehte, rührte er sich nicht. Er atmete nicht mehr und Harry erblickte eine große, klaffende Wunde im Oberkörper, die den Boden unter Theodor in tiefes blutrot getaucht hatte. Harry starrte entsetzt auf den toten Slytherin. ... „Er wusste, dass er sterben würde", sagte Simon leise und legte Harry freundschaftlich die Hand auf die Schulter, „Er hat seinen eigenen Tod gesehen." ... Simon hatte seine Zähne tief in den Hals seiner Mutter gebohrt, die sich verzweifelt gegen Simons Griff zur Wehr setzte. Der Blick ihrer kalten, gefühllosen Augen wurde glasig und brach schließlich ganz. Simon ließ von ihr ab und ihr toter Körper fiel unsanft zu Boden. Sein Blick war unmenschlich und leer und mit dem Handrücken wischte er das Blut von seinen Mundwinkeln. ... Als die kalte Hand des Angreifers sein Fußgelenk umschlang, feuerte Harry ohne Rücksicht los und wusste noch im selben Moment, dass dieser Fluch diesen Mann töten würde."
Harry schrak aus dem Schlaf auf. Träume wie diesen hatte er in den letzten paar Nächten zuhauf gehabt und musste jedes Mal seine Nacht vorzeitig beenden, weil er diesen Traum nicht immer und immer wieder durchleben wollte.
Mühsam quälte er sich aus dem Bett. Ausgeschlafen war er nicht und die dicken Augenringe unter den Augen verrieten seinen übermüdeten Zustand. Die Uhr zeigte nicht einmal halb fünf an und doch schlurfte Harry in den leeren Gemeinschaftsraum und setzte sich an seine Schulsachen. Das Wochenende war vorbei und Harry sah dem kommenden, ersten Schultag mit Grauen entgegen. Am Wochenende hatte er sich viel mit Ginny getroffen. Sie sprach ihn nicht auf seine Probleme an, sondern versuchte ihn von seinen Gedanken abzulenken. Obwohl die Ungewissheit, was mit Hermine geschehen war, auch in ihr nagte, sprach sie es nie offen aus, worüber er sehr dankbar war.
Harry quälte sich zwei Stunden lang durch ein Kapitel, welches er für Muggelkunde bearbeiten musste. Er war eigentlich von den Hausaufgaben befreit worden, da er bei den Muggeln aufgewachsen war und bereits alles wusste, doch dieses Mal machte er sie um nicht Gefahr zu laufen wieder einzuschlafen und träumen zu müssen. Pansy war eine der Ersten, die den Gemeinschaftsraum betrat. Sie begrüßte Harry freundlich und verschwand durch die Steinwand. Sie war in den letzten Tagen öfters so früh aufgestanden um Dora zu besuchen, die wie jeder andere Vampire vor Sonnenaufgang die Dunkelheit und den Schlaf suchten, da der Trankvorrat sich dem Ende neigte. Sie erzählte ihm gelegentlich, wie es im Krankenflügel zuging, dass Simon sich rührend um die Jungvampire kümmerte und, dass zwei von ihnen, Colin Creevey und ein anderer, dessen Namen er vergessen hatte, die Verwandlung nicht überlebt hatten. Obgleich es Harry Leid um Dean und Dora tat, versuchte er mit allen Mitteln Simon aus dem Weg zu gehen und wagte es daher nicht die jungen Vampire zu besuchen.
Erst als sich der Gemeinschaftsraum gefüllt hatte, packte Harry seine Sachen zusammen und ging hinauf in die Große Halle. Die Särge waren schon am Vortag entfernt worden und lediglich die schwarzen Fahnen an der Hallendecke erinnerten an den Angriff. Zu Harrys erstaunen saß Simon am Lehrertisch. Er sah übermüdet und kränklich aus und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit seinem Teller, rührte sein Frühstück aber nicht an. Das Elixier würde schon sehr bald aufgebraucht sein und Simon wäre wieder eines dieser Monster, die Harry so verabscheute.
Harry aß ein paar Bissen, nicht viel, aber mehr schaffte er nicht. Immer wieder sah er zu Simon hinüber. Die Sonne würde schon bald aufgehen und eigentlich müsste sich der Vampir in seine Gemächer zurückziehen, doch andererseits, war er noch immer ihr Lehrer und Harrys Stundenplan sagte für die ersten zwei Stunden Zaubertränke voraus. Schließlich erhob Harry sich und fragt Pansy, die ihm seine Befürchtungen, dass Simon heute noch Unterricht abhielt, bestätigte.
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Die Fenster des Zaubertrankklassenraumes waren mit dunklen Läden verschlossen und ließen kein Tageslicht hinein. Als Ersatz brannten einige wenige Fackeln, die den Raum in ein angenehmes Halbdunkel tauchten. Simon redete nicht viel vorweg, sondern schrieb das Rezept eines Zaubertranks für traumlosen Schlaf an die Tafel, den die Schüler in dieser Stunde brauen sollten. Seine Stimme wirkte kraftlos und ausgelaugt und doch führte er konsequent den Unterricht fort, als wäre nichts passiert. Erst kurz vor Ende der Stunde, nachdem er jeden Trank sorgfältig begutachtet hatte, richtete er das Wort an die Schüler.
„Es mag sicher schon das eine oder andere Gerücht umgegangen sein, dass ich nicht das bin, als was ich erscheine", fing er zögernd an, „und es entspricht leider auch der Wahrheit. ... Wie viele inzwischen wissen, bin ich ein Vampir und das nicht erst seit den jüngsten Anschlägen durch den dunklen Lord. Ich habe bisher meinen Instinkt durch einen sehr schwierigen Zaubertrank unterdrücken können, aber das ist mir jetzt nicht mehr möglich... Es sieht daher so aus, dass ich nicht mehr in der Lage sein werde euch weiterhin, ohne euch einer Gefahr auszusetzen, zu unterrichten. Ich habe bereits mit Professor Peony gesprochen und sie wird den Unterricht wieder aufnehmen, sobald ich Hogwarts verlassen habe."
„Aber Simon", warf Lavender ein, „Sie sind mit Abstand der beste Lehrer für das Fach gewesen. Gibt es denn wirklich keine andere Möglichkeit mehr, den Unterricht fortzuführen?"
„Leider nicht", seufzte Simon, „Ich werde morgen Abend mit den jungen Vampiren die Schule verlassen, um nicht die Sicherheit der Schüler zu gefährden, außerdem … was werden Ihre Eltern sagen, wenn sie erfahren, dass Sie von einem Vampir unterrichtet werden? Nein, … dass ist das Beste für uns alle, glauben Sie mir." Damit schloss Simon seinen Unterricht ab, doch bevor Harry den Raum verlassen konnte, rief Simon ihn zu sich. Harry ahnte bereits schlimmes, als er sich auf einen Stuhl vor dem Lehrerpult niederließ und beschämt seinen Kopf senkte.
„Ich finde wir sollten eine Möglichkeit suchen, deinen Legilimentikunterricht fortzuführen."
„Aber ... Wozu das denn jetzt noch? Voldemort war hier und wir konnten es nicht verhindern!"
„Ja, leider, aber deshalb wird der dunkle Lord nicht aufgeben, Pläne zu schmieden, die deinen oder meinen Tod bedeuten könnten. Wir dürfen jetzt nicht aufhören so kurz vorm Ende."
„Nein Simon, ich glaube nicht, dass ich das noch möchte", in Gedanken fügte er noch ein, 'nicht mit dir' hinzu, wagte aber nicht, es auszusprechen.
„Harry, ich weiß, ich habe einen Fehler begangen, ich hätte meine Mutter nicht töten dürfen, und ich kann deine Empfindungen ganz gut nachvollziehen, ich weiß, dass ich ein Monster bin, aber was soll ich tun?"
„Simon, akzeptier einfach, dass das nicht geht, zumindest jetzt nicht mehr ... Ich kann nicht mehr und will es auch nicht." Harry war inzwischen wütend geworden, er wusste, dass Simon jeden seiner Gedanken nachvollziehen könnte, aber das war ihm in der Situation vollkommen egal. Harry war aufgesprungen und schon fast an der Tür als Simon ihn noch einmal zurückrief.
„Harry! … ähm … eigentlich wollte ich dich noch um einen Gefallen bitten?"
„Was denn jetzt noch?" fragte Harry verärgert.
„Nein, es geht nicht darum, es ist vielmehr, … dass ich schon wieder keinen Zauberstab mehr habe", fing Simon zögernd an, „Du hast doch sicher noch den von Severus?" Harry runzelte irritiert die Stirn, überlegte kurz und nickte schließlich.
„Ich werde jetzt ein paar Stunden schlafen müssen", sagte Simon, „Aber ich hole ihn heute Abend bei dir ab, wenn das OK ist?" Harry nickte noch ein zweites Mal und verließ das Zaubertrankklassenzimmer.
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Es war bereits spät am Abend, als Simon in den Gemeinschaftsraum kam. Er begrüßte einige Schüler mit einem freundlichen Lächeln und trat daraufhin zu Harry, der ihm, ohne Simon eines Blickes zu würdigen, den Zauberstab zuschob.
„Harry, ich weiß ja, dass es hart ist, aber vielleicht sollten wir doch noch einmal darüber reden", fing Simon zögernd an.
„Nein", entgegnete Harry matt, „ich - ich will nicht." Harry sah einmal kurz zu Simon auf. Der junge Mann wirkte nicht im Mindesten zufrieden, doch Harry wollte nicht reden.
„Der Vampir, den du getötet hast, war schon sehr alt", sagte Simon und ließ sich auf den Stuhl neben Harry nieder, „ich glaube er hatte nichts Menschliches mehr in sich, was besonders schützenswert gewesen wäre."
„Kanntest du ihn?", fragte Harry, obwohl er sicher war, nichts Näheres über ihn erfahren zu wollen, doch Simon schüttelte seinen Kopf.
„Ich weiß lediglich, dass er Morticias Sippschaft angehört hat", erklärte er, „Ich kenne ihre Namen nicht und ich kann nicht in ihre Gedanken... Der einzige Hinweis, den du mir zu seiner Identität geben konntest sind seine gelben Augen, und das sagt auch nur aus, dass er schon sehr alt gewesen sein musste, zweihundert, vielleicht auch älter." Harry lagen noch weitere Fragen auf der Zunge, aber er wagte es nicht sie auszusprechen.
„Vampire sind, wenn sie jung sind, wie normale Menschen, sie haben durchaus noch menschliche Gefühle, wie Liebe, Schuld, Hass, Angst, Mitleid. Nur ein Vampir, der lernt, sein Gewissen mit seinem monströsen Selbst zu vereinigen und diese Gefühle zu vergessen, kann sehr alt werden. Alle anderen werden daran zugrunde gehen und letztendlich sterben."
„Aber..."
„Harry ich habe meine Mutter gehasst und sie hätte mich ohne, mit der Wimper zu zucken, getötet", sagte Simon, „Ich weiß, ich hätte meine Instinkte zügeln müssen, aber ... aber du weißt ja, ich - ich...", Simon brach ab, „…es tut mir leid."
„Nichts tut dir Leid!", protestierte Harry trotzig, „Wie viele Menschen hast du bisher getötet? Fünf? Sechs?"
„Mehr, … sehr viel mehr", gab Simon flüsternd zu, „Harry, bitte, du wirst es nicht verstehen können, aber versuch doch wenigstens, dich in meine…" Harry war inzwischen aufgesprungen und sah Simon voller Hass an.
„Die Todesser hätte ich dir verzeihen können, vielleicht, ABER DU WIRST IMMER WIEDER TÖTEN, WEIL DU OHNE WEITERES NICHT DARAUF VERZICHTEN KANNST. DU HAST SELBST GESAGT, DASS…" Harry ließ seinen ganzen Frust aus und schrie Simon an, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sämtliche Schüler die beiden inzwischen entsetzt anstarrten. „…EIN VAMPIR, DER EINMAL MENSCHENBLUT GETRUNKEN HAT, WIRD ES IMMER WIEDER TUN UND DAS WEIßT DU NUR ZU GUT, DENN…" Simon hatte Harry fest gepackt und ihn ohne Mühe gegen die Wand gepresst. Seine Augen, bohrten sich kalt in die von Harry. „Es reicht!", zischte Simon bedrohlich. Bilder, die Harry nicht kannte, erschienen vor Harrys geistigem Auge. Er sah Simon wie er in einer einsamen Gegend über einen toten Bergsteiger kniete und weinte. Das Bild wechselte und Harry sah Simon einsam auf dem Dach eines Hochhauses sitzen. Er konnte förmlich spüren, wie stark der Trieb nach frischem Blut war und doch kämpfte Simon dagegen an und kauerte sich auf der Brüstung zusammen und wartete. Harry riss erschrocken seine Augen auf, als er am Horizont die Sonne aufgehen sah und erwartete, dass Simon sich jeden Moment in das schützende Haus begeben würde. Doch auch als Simons Haut durchweg blutig war und er sich vor Schmerz windend immer noch keine Anstalten machte, sich zurückzuziehen, schloss Harry seine Augen, um sich vor Simons Legilimentik zu verschließen.
Simon zog den völlig irritierten Slytherinschüler hinaus in den Korridor, um Harry und sich selbst vor den neugierigen Blicken der übrigen Schüler zu verschonen, „Du hast keine Ahnung was es bedeutet ein Vampir zu sein."
„Aber…", fing Harry an, um sich zu verteidigen, brach aber hilflos ab.
„Ich habe Lupin mein Leben zu verdanken… Er hat mich in letzter Sekunde vor dem Tod gerettet und mich zum Hauptquartier gebracht. Und ich habe Dumbledore versprochen, alles in meiner Macht stehende zu versuchen um dich auf den Kampf gegen den dunklen Lord vorzubereiten."
„Du hast was?", fragte Harry entsetzt, „das ist mal wieder typisch Dumbledore und du machst auch noch mit, ich fass es nicht!"
„Harry, ich weiß nicht, ob du überhaupt weißt worum es geht, hier geht es mehr als um deinen oder Du-Weißt-Schon-Wen's Tod, hier geht es um die Zukunft, der Zauberer und Hexen um die Sicherheit der Muggel und um vieles mehr, wenn der dunkle Lord den Kampf gewinnen sollte und sein Ziel der Unsterblichkeit erreichen sollte, dann brechen Zeiten an, die an das finsterste Mittelalter erinnern… und ehrlich gesagt, … in einer solchen Welt, will ich nicht leben…" Harry senkte den Kopf, nicht aus Scham oder Einsicht, sondern um Simon keine Angriffsfläche zu bieten, wieder seine Gedanken zu lesen. Er wusste, dass dieser Gedanke quatsch war, da er sie nie so ohne weiteres vor dem weltbesten Legilimentikers verstecken konnte, aber seine Vorwürfe, dass Simon nicht ganz ein Jahr zuvor, noch voll und ganz auf Voldemorts Seite gestanden hatte und er nicht wusste, wie er diesen extremen Sinneswandel einordnen sollte, war ihm unangenehm.
„Ich werde, dann wohl erst mal wieder gehen", sagte Simon zögernd, „Überleg es dir, mit der Legilimentik, es könnte dir eine große Hilfe sein." Harry schwieg und wartete, bis Simon gegangen war, dann betrat er den Gemeinschaftsraum. Einige Schüler starrten ihn interessiert an, doch Harry ging ohne es zu beachten weiter zu den Schlafsälen und verkroch sich in sein Bett.
Er glaubte zu wissen, dass Simon schon auf der richtigen Seite stand, und seine Liebe zu Hermine aufrichtig und ehrlich war, aber die Tatsache, dass er ein gefährlicher Vampir war, der Menschenleben nahm, um sein eigenes zu erhalten, ließ ihn vor Simon erschaudern. Vielleicht mochte Simon noch zwischen Freund und Feind unterscheiden, aber wie oft, hatte er sich auch nur mit letzter Mühe zurückgehalten, um Schlimmeres zu verhindern.
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Die folgenden Tage flogen unbeachtet an ihm vorüber. Er quälte sich von Unterrichtsstunde zu Unterrichtsstunde und konnte den Lehrern kaum folgen. Er versuchte immer wieder die blutigen Szenen zu verdrängen, seine Sorge um Hermine stieg ins Unermessliche und er suchte von sich aus kaum noch Kontakt zu irgendwelchen Schülern. Gesprächsversuche Anderer schmetterte er oft unfreundlich ab und auch Ginny vermochte seine Laune kaum zu bessern. Simon hatte sich nicht noch einmal bei ihm gemeldet, was ihm auch ganz recht war und, da er Hogwarts inzwischen mit den Jungvampiren verlassen hatte, lief Harry keine Gefahr mehr, ihm über den Weg zu laufen.
Schweigend und blass saß Harry in der Großen Halle, wieder hatte er nur wild geträumt und die dunklen Augenringe verrieten den Schlafmangel. Eine Weile starrte er sein Frühstück an, doch er konnte es nicht anrühren. Seine Appetitlosigkeit in den letzten Tagen hatte inzwischen schon dazu geführt, dass er sichtlich abgenommen hatte. Immer öfters wurde er besorgt beäugt, aber es interessierte ihn nicht. Ginny kam jeden Morgen kurz vor Unterrichtsbeginn an seinen Tisch. Leise sprach sie auf ihn ein, doch bis auf ein paar geflüsterte Worte und ein scheinbar ungezwungenes Lächeln, schaffte er es nicht sie zu beruhigen. Sie verstand ihn nicht, doch wenn er versuchte eine Begründung für sein Verhalten zu finden, fehlten ihm die Worte und so zog er sie einfach schweigend zu sich, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und vertrieb all das Grauen aus seinem Kopf.
Der Angriff des Lords lag schon zwei Wochen zurück und heute würde er das erste Mal Verwandlungsunterricht bei Dumbledore haben. Er wusste nicht, ob er sich darauf freuen oder Angst davor haben sollte, aber er fühlte sich sichtlich unwohl, als er das Verwandlungsklassenzimmer betrat. Einen Moment sah er sich irritiert um und glaubte sich im Raum geirrt zu haben, aber nach eingehender Betrachtung des Raumes trat er ein. Die Tische waren zusammengestellt worden und im vorderen Bereich, wo sonst der Pult von Professor McGonagall gestanden hatte, war eine größere Fläche frei gelassen worden, wo lediglich ein Stuhl und ein kleiner Tisch standen.
„Was ist denn hier passiert", fragte Ron, der vor Lavender den Raum betrat und nun ebenso ratlos neben Harry stand. Der Slytherin zuckte lediglich mit den Schultern und ohne ein Wort zu sagen, folgte er Ron und Lavender an einen Tisch und ließ sich nieder. In der Mitte des Tisches, an dem sechs Personen Platz hatten, stand eine flache Schale mit Süßigkeiten, die Harry durchweg nur aus der Muggelwelt kannte. Ein großer Teil davon, waren Zitronenbrausebonbons, aber auch einige Schokoriegel und andere Delikatessen waren dabei. Harry betrachtete die Schale unschlüssig, konnte sich aber nicht dazu durchringen ungefragt zuzugreifen.
„Nimm ruhig, Harry", sagte Dumbledore und der Slytherin zuckte zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass der Schulleiter inzwischen den Klassenraum betreten hatte. „Ich dachte ein paar Süßigkeiten könnten nicht Schaden. Das ist genau das richtige in düsteren Zeiten wie diesen", sagte Dumbledore, „Ich kann jedem ganz besonders die Zitronenbrausebonbons empfehlen." Der Schulleiter war an den Tisch getreten und nahm sich demonstrativ eines der, in gelbe Folie eingepackten, Bonbons und ging dann zu dem kleinen Tisch vor der Klasse, wo er sich auf dem Stuhl niederließ.
Der Schulleiter blätterte in dem heutigen Tagesprophet und erst, als alle Schüler saßen und die Tür geschlossen war, faltete er die Zeitung zusammen und legte sie beiseite.
„Tja, also … was habt ihr zuletzt im Unterricht durchgenommen?" fing Dumbledore zerstreut an, „ach ja… ihr wart bei den reversiblen Verwandlungen von Menschen, ja … also, habt ihr den Zauber schon einmal geübt?" Seine blauen Augen strahlten über den Rand seiner halbmondförmigen Brille hinweg. Doch als Antwort bekam er nur Nicken und Kopfschütteln.
„Meint ihr, ihr müsst ihn noch einmal üben?", fragte er weiter. Lavender hob die Hand. „Ja, Miss Brown."
„Also wir haben zuerst die rechtlichen Bestimmungen aus dem Buch bearbeitet und ein Teil der Klasse hat sich bereits an dem Zauber versucht… aber kaum jemand beherrscht ihn."
„Ja, also… was machen wir denn jetzt, ach ja… wer hat den Zauberspruch schon geschafft?"
„Nur Hermine", antwortete Neville.
„Schade, … aber Hermine ist gerade nicht da", sagte Dumbledore laut überlegend, „Minerva hatte euch doch sicher irgendwelche Hausaufgaben gegeben, … vielleicht sollten wir damit anfangen, was war das noch gleich?" Dumbledore blätterte inzwischen in irgendwelchen Unterlagen, die wie Harry vermutete wohl Unterrichtsaufzeichnungen von Professor McGonagall waren, „Ach ja, die Grundlagen, der Verwandlungen von Menschen, mit Schwerpunkt auf reversible Zaubersprüche… ja… äh… Hat das irgendwer gemacht?"
Harry warf seinen Tischnachbarn einen irritiert, verwirrten Blick zu, der von ihnen ebenso erwidert wurde. Dann griff Harry nach seiner Tasche und zog seine unvollständige Hausarbeit hervor. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht seinen Aufsatz zu beenden, da er nicht geglaubt hatte, dass der Schulleiter damit beginnen würde. Vorsichtig hob er die Hand.
„Ja Harry?"
„Ähm… Professor Dumbledore, Ich… ich muss gestehen, dass ich… äh… ich habe meinen Aufsatz nicht fertig", stotterte er hilflos, „Es tut mir leid, aber ich…"
„Ist doch nicht so schlimm", sagte Dumbledore beruhigend, „Sonst noch wer?" Nur die wenigsten hoben, zum Teil ängstlich, die Hand, doch dem Schulleiter schien das gar nicht so wichtig zu sein.
„Gut, also dann würde ich vorschlagen, setzt ihr euch noch einmal in kleinen Gruppen zusammen und versucht, die Ergebnisse kurz und bündig zusammenzutragen… also so immer zu Viert, würde ich sagen und dann treffen wir uns in einer halben Stunde wieder hier und besprechen eure Ergebnisse."
Harry starrte fassungslos zu seinem Lehrer. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit so etwas. Den anderen Schülern schien es ganz ähnlich zu gehen, denn niemand regte sich, oder wagte ein Wort zu sagen. „Gibt es noch irgendwelche Unklarheiten?", fragte der Schulleiter. Die Schüler schüttelten beschämt mit ihren Köpfen, aber immer noch tat sich nichts, „na, kommt schon, … setzt euch in Vierergruppen zusammen und … am besten wäre es wenn die die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben sich den anderen anschließen… Wo ihr hingeht ist mir gleich. … Wenn ihr irgendwelche Fragen haben solltet, die ihr nicht klären könnt, schreibt sie auf und wir können das ganze nach der Gruppenarbeit besprechen… Ich werde dann in etwa einer halben Stunde schauen, wie weit ihr gekommen seid, wenn ihr etwas länger braucht könnten wir dann noch etwas Zeit draufschlagen…, aber es wäre schön wenn ihr das in einer halben Stunde schaffen könntet." Einige der Schüler erhoben sich nun zögernd und sahen sich nach einer möglichen Gruppe um. Harry folgte zögernd Neville, Ron und Lavender und schließlich schloss sich ihnen Pansy Parkinson an.
„Was soll das denn jetzt?", fragte Ron und schüttelte, den ganzen Korridor entlang unentwegt fassungslos seinen Kopf, „Der soll uns doch etwas beibringen und jetzt kommt er uns mit so etwas…"
„Das machen die Muggel so in der Schule", sagte Harry beiläufig, „die machen viel mehr solche Gruppenarbeiten. … äh, wo gehen wir eigentlich hin?"
„Keine Ahnung", sagte Neville leise, aber Pansy zeigte auf eine Tür, „Lass uns da vorne in das leere Klassenzimmer gehen, da sind wir wenigstens ungestört."
Es dauerte eine ganze Weile, bis die fünf Schüler die Informationen zusammengetragen hatte, aber da Harry weder die Hausaufgaben gemacht hatte, noch ein besonders großes Interesse an dem Thema hatte, zog er sich stark zurück und beschränkte seine Kommentare zu der Gruppenarbeit auf das nötigste.
Ebenso hielt er sich bei den darauf folgenden Diskussionen im Klassenverbund heraus. Er hörte sich weder den Vortrag von Pansy noch die Ergebnisse der anderen Gruppen an. Erst als sich die Stunde dem Ende zuneigte, begann Dumbledore mit den ersten praktischen Übungen.
„Also ich glaube, die Grundlagen habt ihr schon ganz gut ausgearbeitet und so denke ich, könntet ihr mit den ersten Übungen beginnen. Möchte vielleicht irgendjemand freiwillig anfangen?" Wie der Schulleiter es am Ende anstellte eine handvoll Freiwillige zu finden, blieb Harry schleierhaft, aber nach langen Zögern und Schweigen ließen sich einige Schüler darauf ein und traten nach vorne.
Harry beachtete die Übungen nicht und verpasste daher Nevilles wundersame Verwandlung in ein Kaninchen und Lavenders Zauber mit dem sie Ron in einen Tisch verwandelte. Harry blätterte derweil in seinem Verwandlungsbuch herum und kämpfte von neuem gegen die bleierne Müdigkeit und seinen Erinnerungen, die ihn nicht loslassen wollten. Das Klingeln am Ende der Stunde war für ihn eine Befreiung, doch ehe er den Raum verlassen hatte, rief ihn Dumbledore zurück. Der Schulleiter wartete bis auch der letzte Schüler den Raum verlassen hatte, dann wies er den jungen Slytherin an, sich zu setzen und hielt ihm demonstrativ eine Schale mit Zitronenbrausebonbons entgegen. Harry winkte ab, setzte sich aber.
„Harry, ich weiß, dass wir alle keine einfache Zeit durchmachen", seufzte der Schulleiter und setzte sich ihm gegenüber, „Aber ist das ein Grund, sich so hängen zu lassen?" Harry senkte den Kopf. Er dachte über eine mögliche Antwort nach, aber konnte sich nicht zu einem Nein durchringen.
„Lord Voldemort wird wieder stärker. Auch wenn sein Zweckbündnis mit den Vampiren aufgelöst werden sollte, hat er beim Angriff seine Macht demonstriert und die Zaubererwelt in Angst und Schrecken versetzt." Harry blieb weiterhin stumm. Er wusste, dass Dumbledore ihn versuchte ins Gewissen zu reden, ihn dazu zu bewegen, sich wieder auf den Kampf vorzubereiten, der anscheinend unausweichlich war, doch Harry konnte und wollte nicht die Kraft dazu aufbringen.
„Harry, du hast Theodor sehr gemocht, aber jede Seite hat im Krieg seine Opfer zu beklagen, dass wird sich nie ändern, oder glaubst du, wenn wir Voldemort und seinen Todessern freie Hand lassen, dass sie aufhören zu töten?" Der Slytherin biss sich auf die Unterlippe, zwar war Harry Blick noch immer starr auf den Fußboden gerichtet, aber er reagierte mit einem kaum merklichen Kopfschütteln.
„Es ist nur alles so grausam… ich meine… ich weiß nicht, aber ich … ich habe Angst", stammelte Harry flüsternd.
„Angst ist etwas ganz natürliches. Jedem anderen auf dieser Welt würde es genauso gehen, wenn man beinahe unmögliches von ihm verlangen würde. Selbst die mächtigsten Zauberer, die Voldemort begegneten, sind allein vor Furcht fast umgekommen. Kein Zauber oder Trank kann dir diese Angst nehmen, aber es gibt viele Menschen, die dich unterstützen und dir Sicherheit geben wollen."
„Mag sein, aber ich will sie nicht mit in den Tod reißen… so viele meiner Freunde hat es erwischt. Theodor, Dora, Hermine, … Theo hatte recht, als er damals sagte, dass es tödlich sei, mit mir befreundet zu sein."
„Aber Theodor hat dich nicht im Stich gelassen! Er hat gekämpft und versucht, die Schüler in Sicherheit zu bringen, obwohl er wusste, dass er mit Sicherheit dabei sterben würde. Er hat sich geopfert, um die anderen Schüler zu retten."
„Ja, aber … Professor… er könnte noch leben, wenn er geflohen wäre."
„Theodors Visionen trafen immer zu und ließen ihm keine Wahl, … er hätte nicht fliehen können und das wusste er sehr genau, aber er hat sich nicht verkrochen und auf seinen Tod gewartet. Hätten wir uns Voldemort widerstandslos ergeben sollen? Glaubst du wirklich, dass die Opferzahlen niedriger ausgefallen wären?"
„Nein!", gab Harry zu, „es ist… nur … dass…" Harry brach in Tränen aus, „Es erscheint alles so hoffnungslos!"
„Voldemort hat dich nicht in die Finger bekommen und so lange du lebst und dich nicht aufgibst, gibt es noch Hoffnung! Das gleiche gilt auch für Mr. Lestrange."
„Simon? Was ist mit ihm?"
„Er ist fest davon überzeugt, dass die vermissten Schüler noch am Leben sind und dieser Glaube verführt ihn zu unüberlegtem Handeln… ich habe Angst, dass er Voldemort in die Finger fallen könnte. Zwar würde Mr. Lestrange lieber sterben, als dem Lord seine Gabe zu überlassen, aber wenn es so weit kommen sollte, wird Voldemort einen Selbstmord bis zum Kleptorus-Ritual zu verhindern wissen."
„Was hat er vor?"
„Ich weiß es nicht. Es ist beinahe unmöglich einen Spion in die oberen Kreise zu bekommen und das weiß Mr. Lestrange sehr genau. Vielleicht wird er Todesser aufsuchen, um Informationen abzupressen, doch wie leicht kann er da in eine Falle geraten?"
„Die Gefahr besteht, aber … Simon lässt sich nicht so leicht überlisten."
„Mr. Lestrange ist unvorsichtig, es geht um das Leben seiner Freundin und seines Adoptivbruders. Voldemort braucht ihm nur einen halbwegs vertrauenswürdigen Vampir schicken und sein Schicksal wäre besiegelt… diese Masche hat vor siebzehn Jahren schon einmal funktioniert." Der Schulleiter seufzte und griff nach der Schale und bot Harry erneut einen Zitronenbrausebonbon an.
„Nein danke", sagte er, „aber… haben Sie nicht mit ihm darüber gesprochen?"
„Doch, aber er hört eh nicht auf mich", seufzte Dumbledore, „Ich glaube ebenfalls, dass Voldemort die vermissten Schüler irgendwo gefangen hält, aber so lange wir nicht wissen, wo sie sind, können wir nichts dagegen ausrichten."
„Sie haben Angst, dass Simon Voldemort zum Opfer fallen könnte? Er tut wenigstens etwas um das herauszufinden!"
„Ja, das schon, aber wir alle wissen, dass es einen ungefährlicheren Weg geben könnte", sagte Dumbledore und schob sich ein Zitronenbrausebonbon in den Mund, „Harry, ich will dich zu nichts zwingen, aber ich glaube, du solltest wieder mit deiner Legilimentik beginnen."
„Nein", widersprach Harry entschieden, „ich kann nicht!"
„Du brauchst vor Mr. Lestrange keine Angst zu haben. Er steht auf unserer Seite und er kann seine Instinkte sehr gut zurückhalten."
„Sie haben nicht gesehen, wie er seine Mutter getötet hat", flüsterte Harry mit großen Augen, „Als ich das gesehen habe, habe ich nur gedacht, DAS ist kein Mensch… ich –ich weiß nicht, ob ich noch mit ihm arbeiten kann."
„Vampire sind keine Menschen, aber deshalb sollte man sie nicht gleich abschreiben und so lange Mr. Lestrange im Besitz seiner menschlichen Gefühle ist, können wir auf seine Hilfe hoffen." Harry erwiderte nichts sondern starrte stumm auf den Boden und dachte über die Möglichkeit nach, ob er es mit der Legilimentik noch einmal wagen sollte. Der Schulleiter hatte durchaus Recht, um möglichst ohne jede Gefahr herauszubekommen wie es beim Feind aussah, war dies die einzige Option.
„Ich kann dir die Entscheidung nicht abnehmen", sagte Dumbledore ruhig, „aber ich kann dir anbieten, Mr. Lestrange für morgen Abend einzuladen, damit ihr euch aussprecht. Er kann dir sagen, auf welchem Stand du bist und wie viel Zeit ihr noch braucht, um dich optimal vorzubereiten. Aber es liegt sicher im Interesse aller, dass ihr euch möglichst schnell zusammensetzt, denn mit jedem Tag schwindet die Hoffnung, die Vermissten noch lebend wieder zu finden." Harry nickte. Irgendwie wusste er, dass dies die einzig richtige Entscheidung sein konnte, um Hermine, Terry, Pavarti oder die anderen zu retten. Der Schulleiter lächelte zufrieden, als Harry sich schweren Herzens zu den Übungsstunden bereit erklärte.
„Ich werde mit Mr. Lestrange noch heute in Kontakt treten", sagte Dumbledore, „in anbetracht der Umstände werdet ihr ausschließlich nachts üben können. Ich gebe dir Bescheid, sobald er im Schloss ist."
Damit erhob er sich und begleitete Harry zur Tür. Der Slytherin fühlte sich nicht unbedingt besser, oder sicherer, aber irgendwie konnte er sich wieder an die Hoffnung klammern wenigstens Hermine retten zu können und nur darum würde es erst einmal gehen. Alles was darüber hinaus noch sein mochte, war in den Hintergrund geraten. Er würde lernen Voldemorts Gedanken auszuspionieren, woraus er sicher den einen oder anderen Vorteil im Kampf gegen ihn herausziehen können würde, aber so weit wollte er jetzt noch gar nicht denken.
# - # - # - # - to be continued - # - # - # - #
Es gibt noch eine Reihe von sehr lustigen Komentaren... aber da es zu viele, um sie hier unten dran zu hängen, sind, werde ich sie morgen in den Duden posten... oder die Nie gezeigten Szenen... weiß noch nicht genau... was meint ihr, wo das besser passt?
