so... geht weiter!

Vielen Dank für die Reviews von mrsgaladriel, Tayet und cheperi.
ich denke ich werde die Kommis in die Nie gezeigten Szenen packen, aber da sammel ich noch ein wenig... habt also noch etwas geduld.


Unvorhersehbare Komplikationen

Wie erwartet landete bereits am nächsten Abend, lange nachdem die Sonne untergegangen war eine Schuleule im Gemeinschaftsraum und überbrachte Harry die Information, dass Simon bereits im Zaubertrankklassenraum auf ihn wartete. Der Zeitpunkt der Ausgangssperre war schon weit überschritten und einige Schüler starrten ihn unverhohlen an, als er die Steinwand passierte und in dem dahinter liegendem Korridor verschwand, dennoch versuchte keiner ihn aufzuhalten.

Simon saß am Pult und blätterte gedankenverloren in einer Zeitschrift, auf deren Titelblatt in beißendem Rot die Überschrift „Welche Blutgruppe passt zu mir?" prangte. Erst als Harry sich schweigend auf einem Stuhl niedergelassen hatte, sah er auf. Simon wirkte blass und seine außergewöhnlich hellblauen Augen, waren blutunterlaufen. Das Haar wirkte ungekämmt und seine langen, fast weißen Finger zitterten kaum merklich. Simon versteckte sie beschämt unter der Tischplatte und versuchte zu lächeln, was aber gründlich misslang.

Harry sparte sich die Mühe, ihn nach seinem Befinden zu fragen und wartete darauf, dass Simon zuerst sprach. Doch dieser schwieg.

„Kommt Ron auch noch? Oder … oder sonst wer?", fragte Harry ungeduldig.

„Nein, nicht heute… Wir müssen sehen wie wir es alleine auf die Beine stellen." Simons Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und klang ungewöhnlich rau. Harry setzte an um zu widersprechen, wurde aber durch eine Geste zum Schweigen gebracht.

„Ich weiß", winkte Simon ab, „Du kannst nicht wirklich meine Gedanken lesen und daher auch nicht beeinflussen… aber ich habe beschlossen, dass wir jetzt mit dem letzten Schritt anfangen sollten." Harry schluckte und sank besorgt in seinem Stuhl zusammen.

„Nein, wir beginnen nicht mit dem Dunklen Lord… es ist viel mehr ein Experiment; ich weiß nicht, ob es funktioniert… wir werden sehen. Erinnerst du dich, dass ich dir mal, ganz zu Beginn unserer Okklumentikstunden im letzten Jahr, ermöglich habe, in meine Gedanken zu schauen?" Harry schüttelte den Kopf. „Eigentlich ist es paradox… und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob es funktioniert… denn bei… bei Vampiren spielt die Okklumentik absolut keine Rolle, selbst ich kann ihre Gedanken nur lesen, wenn sie es zulassen. Bei einem gewöhnlichen Menschen hat man eigentlich keine größeren Probleme in dessen Gedanken einzudringen - aber bei einem erfahrenen Legilimentiker ist es etwas ganz anderes."

„Was ist daran so anders?"

„Genau beschreiben kann ich es nicht. Bei einem wechselseitigen bewussten Gedankenaustausch können die Grenzen verschwimmen, oder sogar ganz verschwinden, und daher musst du dich davor hüten, zu tief in die Erinnerungen eines anderen Legilimentikers zu dringen."

„Und was ist, wenn…"

„Harry." Simon sah seinen Schüler eindringlich an, „Versuche NIEMALS deine Gabe auszureizen. Die Folgen wären kaum abzuschätzen. Wenn der dunkle Lord dich wahrnimmt, zieh dich zurück! Ich habe von Fällen gelesen in denen der stärkere Legilimentiker den Schwächeren nicht mehr freigegeben hat - und noch ist er der Stärkere! Der eine hat den Geist des anderen einfach in sich verschlungen, sodass lediglich eine leere Hülle zurückgeblieben ist. … Man könnte es mit dem Kuss eines Dementoren vergleichen." Harry erschauderte.

„Aber... wenn das so einfach ist, warum hat Voldemort nie versucht mir meinen Geist zu rauben..."

„Weil auch das kein einfaches Unterfangen ist. Warum aber der dunkle Lord es noch nicht getan hat, liegt wohl eigentlich daran, dass er dich zwar erfolgreich beeinflussen konnte, du aber nur selten und zudem nur für kurze Momente tief genug in seine Gedanken eingedrungen bist, so dass er kaum reagieren konnte."

„Aber…"

„Harry, du brauchst keine Angst zu haben, wenn du nur gut genug darauf vorbereitet bist! Komm, setz dich mir gegenüber!" Harry folgte nur zögernd der Aufforderung. Simon gab einige kurze Anweisungen und schloss dann einen Moment die Augen, um seine Kräfte zu sammeln.

Harrys und Simons Augen trafen sich. Auch wenn Harry wusste, dass Simon schwierig zu lesen war, bemühte er sich, doch egal was er tat, die blassblauen Augen ließen ihn nicht ein. Es schien nichts hinter ihnen zu liegen und was Simon auch immer für Erinnerungen oder Gedanken zugänglich gemacht hatte, sie blieben dem Slytherinschüler verborgen.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Simon den Blickkontakt beendete.

„Ein bisschen mehr Konzentration kann ich wohl von dir verlangen", seufzte Simon, „Ich kann dir nicht immer entgegenkommen."

„Ich… ich weiß nicht wie?"

„Du musst über die Gefühlsebene gehen, wie du es bisher bei allen anderen auch getan hast. Schau dir in Ruhe die Gedanken an… sie sind ein Teil meiner Erinnerungen… und dann musst du versuchen zu agieren… die Bilder verändern und zuspielen. Je kleiner die Veränderungen um so weniger merkt dein Gegenüber… arbeite in mehreren kleinen Schritten."

# - # - #

„ES REICHT, HARRY!" Harry fuhr erschrocken zusammen, er hatte es doch nun endlich einige Male erfolgreich geschafft, Simons Erinnerungen minimal zu beeinflussen. Doch plötzlich hatte Simon nicht nur den Blickkontakt unterbrochen, sondern war erbost aufgesprungen und ging nun ungeduldig vor dem Tisch auf und ab, „Seit Stunden, versuche ich dir nun zu erklären, dass du genügend Konzentration aufbringen musst. Ich weiß auch nicht…"

„Simon, bitte beruhig dich", sagte Harry, „Du sagst selbst, dass das der schwierigste Schritt ist." Der Angesprochene hielt inne und nickte schließlich. Es war inzwischen weit nach Mitternacht, aber Harry fühlte sich trotz des enormen Schlafmangels der letzten Zeit nicht müde.

„Du hast ja recht", murmelte Simon und setzte sich wieder, „aber wenn du nicht anfängst deine visuelle Fantasie auszureizen, wirst du ihn nicht überlisten können."

„Voldemort hat mich nur dann beeinflussen können, wenn ich geschlafen habe… für mich war es immer wie ein Traum, warum muss ich ihn auch beeinflussen, wenn er hellwach ist?"

„Der dunkle Lord schläft nie. Ich fürchte … er ist durch die vielen Verwandlungen nicht mehr von derart menschlichen Bedürfnissen abhängig!" Beide schwiegen. Simons Hände zitterten noch immer leicht, aber er schien sich davon nicht beirren zu lassen und stattdessen über ihre nächsten Schritte nachzudenken.

„Vielleicht wäre es ratsam, einen anderen Weg zu wählen. Es besteht die Möglichkeit, dass ich viel sensibler auf deine Legilimentik reagiere, als der dunkle Lord es tun würde."

„Das heißt?"

„Wir haben bereits darüber gesprochen, welche Bilder man dem dunklen Lord zuspielen könnte, damit er gezwungen ist seine Gedanken auf uns zu lenken… Bilder, die mich oder dich zeigen, so wie er sie gesehen hat, oder gesehen haben könnte." Harry nickte. „Ich möchte, dass du mir diese Bilder zeigst." Harry wurde blass. Er versuchte sich fieberhaft an Situationen zu erinnern, die dafür in Frage kamen. Grausame Erinnerungen wurden wach, als er an seine letzten Begegnungen mit dem dunklen Lord dachte. Dies war der allerletzte Schritt, den Simon wagen würde; gelang er, stand ihnen nichts mehr im Wege, auch in Voldemorts Gedanken einzudringen. Harry erschauderte und sah erneut zu Simon auf.

„Hast du ein Bild?" Der Slytherin reagierte erneut mit einem Nicken, „Gut, dann wirst du jetzt in meine Gedanken eindringen und du wirst es mir zeigen."

Teil 1

Harry folgte der Aufforderung. Es dauerte lange, bis er wieder in Simons eingeschränkte Erinnerungen vorrückte. Wieder sah er Simon über einem Stapel Pergamente sitzen. In den vorherigen Versuchen hatte er immer und immer wieder versucht das oberste Pergament zu verändern, damit es seine Zaubertrankklausur zeigte. Jetzt aber brachte er seine ganze Konzentration auf, dieses Bild zu ignorieren und seine Erinnerungen an Lord Voldemort, wie er in den Slytheringemeinschaftsraum eindrang, in Simons Gedanken zu projizieren, um somit das andere Bild aus den Gedanken zu verscheuchen.

„Harry willst du mich mit deinen Erinnerungen erschlagen?" fragte Simon und wieder wurde der Blickkontakt unterbrochen, „Du musst dir sehr viel mehr Zeit lassen. Nehmen wir mal an der dunkle Lord ist, wie ich mit weiß Gott was beschäftigt und dann haust du ihm so ein Bild um die Ohren… nein Gedanken und Erinnerungen wie dieses Bild, sollten sich nur sehr langsam einschleichen, um dann den Geist des anderen dazu zu verleiten, den fremden Gedanken aufzunehmen und das ursprüngliche Handeln oder Denken in den Hintergrund zu drängen. Des Weiteren musst du bedenken, dass der dunkle Lord dieses Bild so wie du es mir gezeigt hast, NIE so gesehen hat. Du musst die Perspektive umdrehen. Er darf sich im Hintergrund nicht selbst sehen."

Harry zählte nicht die Versuche, die er an diesem oder auch an anderen Bildern verschwendet hatte. Er selbst hatte schnell alle seine Treffen mit Voldemort durch, aber auch völlig frei erfundene Treffen zwischen ihm und Simon sollten visualisiert werden, um gegebenenfalls Voldemorts Pläne Simon betreffend zu ergründen. Der Raum sollte nur karg und dunkel sein, bestehend aus schwarzen rohen Steinen und es sollte nur Simon zeigen, aber es war Harry unmöglich sich Simon in Todesserrobe vorzustellen.

„HARRY, WAS GLAUBST DU TUST DU GERADE?" schrie Simon aufgebracht, als wieder ein Versuch scheiterte. Der Vampir sprang wütend auf und schlug mit einer fahrigen Bewegung mehrere Pergamentstapel vom Tisch. „Harry pass gefälligst auf! Der Lord hat mich NIE in meiner Schuluniform gesehen und anscheinend kannst du nicht darauf verzichten den dunklen Lord in die Bilder einzubauen…. Was glaubst du, warum ich das hier eigentlich tue?"

„Entschuldige Simon", flüsterte Harry, „aber ich … ich kann das nicht!"

„Du wirst es auch nie lernen. Du benimmst dich wie ein blutiger Anfänger. WENN du mich fragst, ist das hier reine Zeitverschwendung."

„Heißt das, dass…" Harry wagte den Gedanken nicht weiter auszuführen und Simons Aggressivität ließ ihn vorsichtig werden. Unbedacht wanderte seine rechte Hand in seine Tasche, wo sie den Zauberstab fest umklammerte.

„Ganz genau! Ich werde dich in deiner derzeitigen Verfassung nicht weiter unterrichten. Lerne dich zu konzentrieren, dann kannst du wieder anfangen, aber so nicht! Ich werde Dumbledore meine Entscheidung morgen früh zukommen lassen. Geh jetzt schlafen."

Harry widersprach, aber Simon ließ nicht mehr mit sich reden und so schlurfte Harry resigniert zur Tür. Doch bevor er die Tür hinter sich schloss, warf er noch einen Blick zurück und erschauderte. Simon hatte sich wieder hingesetzt, das Gesicht tief in seiner Robe vergraben und schluchzte.

„Simon?", fragte Harry vorsichtig. Der Angesprochene sah auf, Tränen liefen über seine Wange und, um den Schmerz zu unterdrücken, biss er sich auf die Lippe, die kurz darauf mit einem dünnen Film von dunkelrotem Blut benetzt war. Harry fielen tausend Dinge ein, die er sagen wollte, aber er brachte nichts davon über seine Lippen. Schweigend trat er langsam und bedacht wieder zu Simon.

„Es ist wegen Hermine, nicht wahr?", flüsterte Harry. Simon nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, „Sie ist doch nicht… sie ist nicht tot?"

„Nein", sagte Simon heiser und bot Harry an sich wieder zu setzen, „Es ist nur… sie fehlt mir … Ich habe Angst, dass der dunkle Lord sie quälen lässt und letztendlich tötet…" Wieder biss sich Simon auf die Unterlippe und das Blut lief ihm den Mundwinkel hinunter, doch jetzt aus der Nähe betrachtet, schimmerte es lila-bläulich.

„Ich weiß", flüsterte Harry, „mir geht es genauso, aber… ich … ich…"

„Es tut mir leid, ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, aber ich … ich habe Angst, dass es zu spät ist, bevor du vorbereitet bist."

„Ich würde ja gerne, aber… ich schaff es einfach noch nicht."

Simon lächelte gequält.

„Aber du bist nicht mehr weit davon entfernt, vielleicht müssen wir irgendwann das Risiko eingehen, aber nicht heute und auch nicht morgen, geh jetzt trotzdem schlafen. Wir können übernächste Nacht weiter daran arbeiten."

„Aber…"

„Deine Legilimentik hat absolute Priorität, das sagt selbst Dumbledore … wegen dem übrigen Unterricht mach dir mal keine Sorgen, ich werde mich darum kümmern."

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Ein Hauch von Frühling hatte den Norden Schottlands ergriffen. Für Ende März war es erstaunlich warm und Harry verbrachte den Großteil des Nachmittags mit Ginny draußen auf den Wiesen. Während des Spaziergangs erzählte er ihr von seinen erfolglosen Versuchen in Legilimentik und Simons großer Sorge um Hermine.

„Ihr schafft das schon", murmelte Ginny, „Hermine würde nicht wollen, dass sich Simon in unnötige Gefahr begibt… Sie … sie muss nur durchhalten." Harry nickte schweigend und nahm seine Freundin bei der Hand. Sie blieben stehen und für den Bruchteil von Sekunden trafen sich ihre Augen. Ginnys Blick verriet, dass sie mehr Angst um Hermine hatte, als sie zugab. Doch Ginny sagte nichts, sondern zog ihn nur in ihre Arme und küsste ihn.

„Ich bin froh, dass ich dich noch habe", flüsterte Harry zwischen zwei Küssen, „Hogwarts ist einsam geworden, seit so viele fehlen" Ginny nickte. Einen Moment lang standen sie nur da und Harry drückte seine Freundin an sich. Er dachte an Theodor und Claire, Dora und Simon und natürlich die vielen anderen, aber zu allererst an Hermine. Harry hatte inzwischen erfahren, dass insgesamt fünf Schüler einfach verschwunden waren. Hermine war zum Zeitpunkt des Angriffs in der Bibliothek gewesen, wo neben ihr auch Sally-Ann Perks und Parvati Patil zum letzen mal gesehen wurden. Die letzten Hinweise auf Terry Boot und Owen Caulwell gab es von einem Zweitklässler, welcher sie in der Großen Halle gesehen hatte. Blaise und Millicent hatten die Schule freiwillig verlassen und waren mit Sicherheit nun in die Dienste Lord Voldemorts getreten. Harry seufzte und löste sich aus Ginnys Umarmung. Schweigend gingen sie zum Schloss zurück.

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Der Gemeinschaftsraum war inzwischen verweist, doch Harry saß noch an seinen Hausaufgaben. Die Sonne war schon längst untergegangen, doch Simon würde frühestens in einer Stunde hier sein, um den Legilimentikunterricht fortzusetzen. Professor Peony hatte ihren Unterricht wieder aufgenommen und zur Freude der UTZ Schüler das Thema der magisch infizierten Wunden aufgenommen. Harry beendete gerade seinen Aufsatz hierüber, als das Feuer im Kamin grün aufflammte.

„Harry?" Der Angesprochene drehte sich um und erkannte mit Verwunderung das blasse Gesicht von Simon, „Ich kann nicht kommen… Es gibt hier ein paar Probleme mit den jungen Vampiren."

„Schlimm?", fragte Harry und eilte zum Kamin.

„Na ja, einige akzeptieren mich nicht als ihren Anführer… Der Instinkt treibt sie zu ihren Schöpfern… es … es ist nicht einfach", seufzte er.

„Warum?"

„Ich kann es nicht genau sagen… mein Schöpfer ist tot. Doch es ist bekannt, dass eine enge emotionale und instinktive Bindung der jungen Vampire zu ihren Schöpfern existiert. Das Problem besteht in erster Linie darin, dass sie vom Verstand her eine Abneigung gegen die Vampire haben, da sie mit dem dunklem Lord zusammengearbeitet und sie zu dem gemacht haben, was sie sind, aber sie können gegen ihre Instinkte nicht ankämpfen… Ich wage es nicht, sie alleine zu lassen."

„Aber unser Unterricht… Simon, er ist wichtig!", protestierte Harry.

„Ich weiß, aber ich … ich denke ich muss mit ihnen erst mal wieder auf Nahrungssuche gehen, um sie ein wenig zu beruhigen." Harry erschauderte. „Keine Sorge, ich pass schon auf, dass sie nicht in den Genuss von Menschenblut kommen werden. Übe du nur weiter an deiner visuellen Vorstellungskraft… und wenn wir uns das nächste Mal treffen, zeigst du mir das Ergebnis."

„Aber…"

„Du schaffst das schon, bedenk immer die Perspektive… ich habe vorletzte Nacht genügend Vorschläge gemacht… was jetzt kommt ist reine Konzentration und Vorstellungskraft… ich kann dir dabei eh nur wenig behilflich sein, den Schritt musst du alleine schaffen. Ich melde mich, wenn ich ein paar Stunden erübrigen kann. Bis dann."

Simons Gesicht verschwand augenblicklich, ohne das Harry weiter widersprechen konnte. Einen Moment lang starrte er noch auf die Flammen, die nun wieder in ihrer normalen Farbe leuchteten, doch ihre plötzliche Hitze schlug ihm entgegen, sodass er gezwungen war sich zurückzulehnen.

Der Slytherin blieb noch sehr lange im Gemeinschaftsraum sitzen und versuchte die notwendigen Bilder zu erschaffen und in seiner Vorstellung zu festigen. Er war nie ganz zufrieden mit ihnen, aber er wusste auch nie, was daran nicht stimmte. So gab er es letztendlich auf und legte sich schlafen.

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Die Woche verging, ohne dass Harry etwas von Simon hörte. Jeden Abend hatte er sich vor dem Schlafen gehen die Bilder ins Gedächtnis gerufen und sie verändert. Es klappte inzwischen schon ganz gut und er hoffte, dass Simon nicht mehr lange auf sich warten ließ, um mit ihm den letzten Feinschliff an ihnen vorzunehmen.

Harry drehte sich auf die Seite und löschte das Licht. Crabbe und Goyle waren schon längst eingeschlafen und schnarchten laut, doch Harry lag noch hellwach und starrte seinen Betthimmel an. Nach dem Angriff hatten sich die Artikel im Tagespropheten überschlagen. Überall waren Berichte über den Angriff, sowie die Namen der Toten zu lesen und die Auroren suchten nach den Vermissten. Es gab eine große Diskussion über Abwehrmaßnahmen gegenüber von Vampiren und vieles mehr, doch mittlerweile war es wieder ruhiger geworden. Keiner wusste, wo sich Voldemort aufhielt, oder was er plante und keinen Leser des Tagespropheten interessierte mehr, was aus den verschwundenen Schülern geworden war. Harry wälzte sich lange schlaflos hin und her und dachte an Hermine, Simon, Theodor und vor allem an Voldemort und seinen eigenen hoffentlich baldigen Durchbruch in Legilimentik.

Der Mond stand hoch am Himmel und strahlte mit aller Kraft über das weite flache Land. Der Boden war feucht und weich und seine Beine brachten Harry schnell näher an ein riesiges Haus, welches einsam und verlassen vor ihm stand. Eine handvoll kahler Bäume bog sich im eisigen Wind. Der Anblick der Villa im Moor, kam ihm vage bekannt vor und einen Moment erzitterte er innerlich, jedoch ohne seine Schrittgeschwindigkeit zu verringern. Die Verandatreppe knarrte bedrohlich unter seinem Gewicht, doch ohne zu zögern trat er in die Villa der Lestranges. Der modrige Geruch war ihm noch in allzu unliebsamer Erinnerung, aber ohne zu stoppen und ohne den grausigen Erinnerungen trotzend, schritt er fest entschlossen den Gang zum ehemaligen Wohnzimmer entlang. Ein Feuer brannte in dem riesigen Kamin auf Harrys rechter Seite und erwärmte, den von Kälte und Nässe verwitterten, Raum. Doch seine Aufmerksamkeit wurde jäh auf einen in dunklen Roben eingehüllten Mann gerichtet, der demütig vor Harrys Füße fiel.

My Lord", sagte der Todesser. Harry erschauderte innerlich. Er wollte aufschreien, aufwachen, oder einfach nur aufhören in Voldemorts Gedanken zu sein, aber es gelang ihm nicht und so versuchte er sich so ruhig wie möglich zu verhalten, um den dunklen Lord nicht auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. „Wir haben einen von ihnen!", sagte der Todesser weiter, den Harry als Rodolphus Lestrange erkannt hatte. Der Todesser erhob sich und wies zu zwei weiteren Todessern, in deren Mitte ein Gefangener stand. Der Lord trat näher heran und Harry sah das bekannte, blasse Gesicht eines jungen Mannes. Die sonst so ordentlichen braunen Haare waren zerzaust. Seine Augen waren dunkelrot unterlaufen und starrten den dunklen Lord voller Verachtung an. Einer der beiden Todesser stieß ihn vor Voldemort auf die Knie.

Das ist Dean Thomas", sagte der Todesser kühl, „Ein Gryffindor aus meinem Jahrgang, er war allein unterwegs…" Harry erschauderte, als er die Stimme des Todessers erkannte und für einen Moment sah er die eisblauen, kalten Augen und die blonden Strähnen des Haares.

Von Simon Lestrange fehlt nach wie vor jede Spur", sagte Draco, „Aber weit kann er nicht sein."

Die Narbe brannte als Harry mit einem Schrei erwachte. Er brauchte eine Weile bis er begriff was er in seinem Traum gesehen hatte. Voldemort war immer noch hinter Simon her und wenn sie Dean gefangen genommen hatten, war Simon sicher in der Nähe und suchte nach ihm.

Harry wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich auf. Er musste zu Dumbledore. Der Schulleiter würde gewiss einen Weg finden, Simon zu warnen. Barfuss hastete er aus dem Schlafsaal, hinaus in den dunklen Korridor. Er bereute augenblicklich sich nichts übergezogen zu haben, denn hier in den Gängen war es eiskalt und zugig, doch er beschleunigte seine Schritte und rannte die unzähligen Stufen zum Büro des Schulleiters hinauf.

Erst als er den steinernen Wasserspeier erreichte, erinnerte er sich, dass er das aktuelle Passwort nicht kannte. Er versuchte es mit dem Alten, doch nach dem Angriff der Vampire, waren alle Passwörter geändert worden und wie erwartet auch das des Schulleiterbüros. Er versuchte noch ein paar weitere Naschereien, die der Schulleiter favorisierte, doch nichts tat sich.

„Potter, was haben Sie hier draußen zu suchen?" Harry wirbelte herum und erkannte unweit von ihm im Schatten des Torbogens die Silhouette von Filch.

„Ich muss ganz dringend zu Professor Dumbledore, es … es ist wichtig."

„Der Schulleiter ist nicht da", schnarrte Filch, „wende dich an deinen Hauslehrer oder verzieh dich schleunigst wieder in dein Bett. Du hast hier nichts zu suchen!"

„Aber… aber es ist…"

„Das ist meine letzte Warnung!", bellte der Hausmeister übelgelaunt. Harry nickte und hastete an ihm vorbei, bevor Filch auf die Idee kam ihm Punkte abzuziehen oder ihm eine Strafarbeit aufzuhalsen. Seine Füße fühlten sich eisig an, doch er beeilte sich nicht. Er überlegte, ob er Professor Peony wecken sollte, aber entschied sich schließlich dagegen.

Im Schlafsaal angekommen zog er sich rasch um und setzte sich letztendlich im Gemeinschaftsraum vor das Fenster und starrte gedankenverloren in die Nacht. Er hatte keine Möglichkeit, Simon eine Warnung zukommen zu lassen. Seine Narbe auf der Stirn ziepte noch immer und Harry hatte die vage Ahnung, dass Voldemort ungeduldig war. Harry quälten die Fragen, was gerade in der Lestrangevilla vor sich ging und was mit Dean geschah, doch er konnte sich nicht dazu durchringen, seine Legilimentik zu benutzen.

Voldemorts Ungeduld war schließlich zum Greifen nah und Harry spürte den wütenden Zorn des Lords deutlich am erneuten Aufflammen des Schmerzens auf seiner Stirn. Er sah zur Uhr über dem Kamin; es würde noch Stunden dauern, bis Harry zum Unterricht musste und wer weiß, vielleicht war Dumbledore auch dann noch nicht wieder im Schloss. Harry überlegte nicht was er tat, er schloss nur einfach seine Augen und suchte die Dunkelheit nach seinem Feind ab. Es entpuppte sich als Vorteil, dass er wusste, wo Voldemort sich aufhielt und schon in Bruchteilen von Sekunden hatte er ihn gefunden.

Erst nur schwammig und ungenau erkannte er die Konturen der Todesser und dessen, was wohl Dean Thomas war, der zusammengekauert auf dem Boden lag.

Du willst also nicht…", sagte der Lord drohend.

Niemals!", keuchte Dean heiser. Harry musste entsetzt unzählige Wunden entdecken, die dem Vampir sämtliche Kräfte geraubt hatten und offensichtlich Schmerzen bereiteten. Wahrscheinlich hatte man ihn gefoltert, doch der Grund, der dahinter liegende Plan, blieb Harry verborgen.

Tötet ihn", befahl der Lord kühl und trat einen Schritt zurück.

Meister", wisperte Draco, „Er könnte uns sicher noch von Nutzen sein."

Du wagst es mir zu widersprechen?" Hass glomm aus Voldemorts Augen und sein Blick fixierte den jungen Todesser, „Was soll ich mit einem Vampir, der mir nicht gehorchen will? Morticia, wird ihn nicht zu sich nehmen und zu den anderen Geiseln kann man ihn kaum stecken… Sie sind zu wertvoll." Harry wurde hellhörig. Er suchte in Voldemorts Gedanken nach einem Bild dieser Geiseln. Ein Stichwort, das durchaus geeignet war, um einen Ansatz zur Beeinflussung zu finden.

Harry fand das Bild; ein Raum offenbarte sich ihm und er sah eine handvoll Schüler zusammengekauert auf dem Boden sitzen unter ihnen in zerrissener Phönixhausrobe Hermine, die sich erschöpft an Parvati lehnte. Neben ihr erkannte er Terry Boot, der in sich gekehrt etwas vor sich hin murmelte und Owen Coulwell, der offensichtlich ohnmächtig neben dem Ravenclawschüler auf dem Boden lag.

Draco kniete sich demütig nieder.

Antworte!" befahl der Lord.

Das Bild der Gefangenen verblasste langsam. Harry versuchte es zu umklammern, es festzuhalten. Er wollte sich nicht von ihm lösen, nicht bevor er wusste, wo sich dieser Raum befand. Überstürzt dachte er an eine Möglichkeit den Lord zu zwingen, diesen Gedanken weiter auszuführen und projizierte ein Bild, dass dem gerade sehr ähnlich war. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Stirn, doch Harry versuchte die Verbindung trotz allem aufrecht zu erhalten. Er musste es diesmal schaffen, koste es was es wolle. Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. Er erblickte ein Fenster, welches magisch versiegelt zu sein schien. Auf der anderen Seite waren zerklüftete Berghänge zu erkennen, die durch den Nebel nicht näher zu bestimmen waren.

Nein, verzeiht mir", wisperte Draco demütig, „Ihr habt natürlich recht… Entschuldigt mein Verhalten"

Dann töte den Vampir!", befahl Voldemort scharf. Draco nickte und erhob sich.

NEIN!", schrie Harry, „NICHT DEAN!" Der Schmerz in Harrys Narbe flammte erneut auf, rote Augen bohrten sich in die seinen und Harry glaubte sein Kopf würde jeden Moment zerbersten. Er sah einen gleißend weiß-blauen Blitz der Dean traf und ihn schreiend zu Boden stürzen ließ. Doch Harry wollte nicht sehen, was passierte. Das Bild der Gefangenen, in dem er sich noch aufhielt verschwamm und riss Harry in eine unwirkliche Dunkelheit. Gedanken und Erinnerungen wirbelten wie Blitze, um ihn herum und ein Schwall grausamer Erinnerungen, die ihm nicht gehörten brach auf ihn ein. Harry schrie und versuchte sich aus Voldemorts Kopf zurückzuziehen. Seine Narbe brannte noch immer, doch der Schmerz ließ allmählich nach. Er musste an Simons Warnung denken, die er zu Beginn seiner letzten Legilimentikstunde gegeben hatte. „Der eine hat den Geist des anderen einfach in sich verschlungen, sodass lediglich eine leere Hülle zurückgeblieben war. … Man könnte es mit dem Kuss eines Dementors vergleichen…"

Vergeblich schrie Harry um Hilfe. Seine Augen hatte er inzwischen fest geschlossen und kämpfte verzweifelt gegen die fremden Gedanken, die ihn nun gänzlich durchströmten. Panisch versuchte er seine Okklumentik aufzubauen. Der Schmerz seiner Narbe war nun vollständig verebbt und auch der Zustrom der fremden Gedanken hatte nachgelassen.

Er wagte es nicht seine Augen zu öffnen, aus Angst davor, was er sehen würde. Er nahm noch immer den fauligen Geruch der alten Villa wahr und hörte das Knistern des Feuers. Schritte näherten sich ihm.

„My Lord", hörte er Rodolphus besorgte Stimme, „Was ist mit Ihnen?" Harry registrierte wie seine Hand sich hob, um die Frage abzuwinken. Es kostete all seine Kraft sich gegen diese Bewegung zu sträuben. Sein Wille war noch nicht geschwächt, er war noch immer nicht ganz in Voldemorts Gewalt und ballte die Hand zu einer Faust, um sich selbst zu schlagen. Der daraus entstandene Schmerz war echt. Seine Wange brannte und er öffnete benebelt die Augen.

Verwundert stellte er fest dass er im Gemeinschaftsraum auf dem Boden lag und unzählige Schüler um ihn herumstanden und ihn entsetzt anstarrten. Harry schüttelte fassungslos den Kopf, denn noch immer hatte er den Eindruck sich in der Villa aufzuhalten. Nur sehr schwerfällig wagte Harry sich zu erheben. Sein Geist sträubte sich dagegen und sagte ihm er solle liegen bleiben und den Kampf aufgeben. Er spürte wie fremde und eigene Gedanken in seinem Kopf herumwirbelten. Doch er selbst konnte den Strom nicht kontrollieren.

Mühsam setzte er sich auf. Der Strudel der Erinnerung drohte ihn in eine Ohnmacht zu reißen und nur am Rande nahm er Pansy wahr, die sich zu ihm niederbeugte.

„Wer gibt dir das Recht mich anzufassen", zischte Harry und war sich dem bedrohlichen Ausdruck seines Gesichtes durchaus bewusst. Pansy ließ ihn erschrocken los, doch ihr Gesichtsausdruck blieb musternd auf ihm hängen.

„Harry?" fragte sie zögernd, „Was ist passiert."

„Was sollte es DICH kümmern wie es mir geht, du dreckige Verräterin", fuhr Harry sie böse an. Harrys Gedanken rasten, dass hatte er doch nicht etwa gesagt? Doch der Ausdruck auf Pansys Gesicht, das ihm geschockt entgegenblickte, bestätigte seine Befürchtungen und er spürte wie sein Mund sich öffnete, um eine Entschuldigung zu formen, und wusste doch, dass es Beleidigungen werden würden. Mit aller Gewalt presst er seine Lippen wieder aufeinander und spürte zeitgleich die Flut von Voldemorts Gedanken erneut in seinem Kopf.

# - # - # - # - to be continued - # - # - # - #