Hallo ihr´s!
Ich poste mal weiter und ich war doch erstaunt dass sich welche
aufraffen konnten etwas zu schreiben. #mich tierisch gefreut habe#
Anne Carter: und? hast du von ihm geträumt? #grins#. Dieses Kapitel sollte ganz nach deinem Geschmack sein.
Tayet: Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Du hast noch ganze drei mal die Möglichkeit dass zu tun.
Cheperi: #grins# jaja, FF net hat seine Vorteile, aber ich liebe die Kommis im HP-FC
Daristan: noch nen wenig... dann ist Schluss.
Das Kleptorus-Ritual
Harry riss sich erst jetzt von Voldemorts Gedanken los und blickte entsetzt in die Augen seiner beiden Freunde. Ginny und Ron starrten Harry an, der noch immer zitternd vor ihnen saß.
„Aber… Harry, wenn Simon bei…", fing Ron zögernd an.
„Ja… sie werden ihn töten… heute Abend… wenn wir Voldemort nicht aufhalten, dann nicht nur ihn…." Die Tür wurde geöffnet und Mrs. Benigus schob ihren Kopf durch den Spalt.
„Ihr solltet euch jetzt verabschieden. Mrs. Peony ist gerade gekommen, um euch abzuholen." Die Tür schloss sich wieder und für einen ganz kurzen Moment waren die drei noch einmal unter sich.
„Ihr müsst in Hogwarts unbedingt Dumbledore warnen…", sagte Harry und sein Gesichtsausdruck war beinah flehend, „Versucht in Erfahrung zu bringen, wo in Little Hangleton ein magischer Ort ist… eine Lichtung an der Rituale abgehalten werden können… Ich versuche bei einer günstigen Gelegenheit hier abzuhauen und werde bei Sonnenuntergang am Friedhof sein und warte dort auf euch."
„Aber Harry, du kannst doch nicht…", fing Ginny an.
„Glaubst du, ich werde hier warten und nur darauf hoffen, dass das Ritual verhindert wird, damit ich den morgigen Tag noch miterlebe?", fuhr Harry sie an.
„Miss Weasley, Mr. Weasley, sind sie soweit?", hörten sie Professor Peonys ungeduldige Stimme auf der anderen Seite der Tür. Ginny und Ron erhoben sich beinah gleichzeitig.
„Wir werden uns beeilen!", versprach Ginny und umarmte Harry noch einmal. In ihren Augen war ihre Angst deutlich zu erkennen. Doch schließlich ließ sie ihn widerwillig los. Es folgte eine flüchtige Umarmung von Ron und schon stand die Hauslehrerin von Slytherin in der Tür, die die beiden streng anblickte.
„Wir haben nicht ewig Zeit", murrte sie. Sie warf Harry nur einen flüchtigen Blick zu, sagte aber nichts. Harry wurde es schwer ums Herz, als sich hinter den beiden die Tür schloss. Er wusste, dass der Schichtwechsel schon bald stattfinden würde, da könnte er sicher eine Möglichkeit finden, ungesehen durch die Stationstür zu huschen. Vor jeder anderen Tür würde man ihn ja schon nach wenigen Momenten wegbringen.
Aber bis es soweit war, konnte er die Zeit nutzen, um noch einmal nach Voldemort zu suchen. Sein Feind war wieder auf der großen Lichtung oberhalb von Little Hangleton. Die Aura des Ortes wirkte um einiges düsterer als zuvor. Harry erblickte den magischen weißen Kreis von etwa zwei Metern Durchmessern. Darin sah er erstmals ein Pentagramm, dessen Zacken auf die fünf Steinsäulen des Pentagons zeigten. Harry erschauderte. Ein paar Todesser waren noch dabei an einigen Stellen etwas aufzubauen, andere wiederum machten sich an den Steinsäulen zu schaffen. Voldemort wandte sich mit einem zufriedenen Lächeln um und verließ mit langsamen Schritten die Lichtung, wo er disapparierte. Harry erblickte die grünen, aber sonst kahlen, Berge das erste Mal in voller Größe. Das Tal der Tränen, wie man Glencoe oft bezeichnete lag vor ihm. Unweit des Lords befand sich ein heruntergekommenes Haus, welches offensichtlich seit langem nicht mehr bewohnt wurde. Und nun wusste er, dass dort die Gefangenen untergebracht waren.
Doch Voldemort tat Harry nicht den Gefallen, in den Keller hinab zu steigen, in dem sich Hermine, Terry und die anderen, sicher auch Simon, befinden mussten, sondern blieb im oberen Stockwerk. Der Lord ließ sich an einem Tisch nieder, derselbe an dem er schon vor einigen Tagen die Vorbereitungen für das Ritual getätigt hatte. Harry warf einen Blick auf eine stümperhafte, aber zweckmäßige Skizze, die die Lichtung oberhalb Little Hangletons darstellte und einige Notizen beinhaltete, die Harry aber kaum entziffern konnte.
„Potter, macht es dir Spaß in fremden Gedanken herum zu spionieren?" Erschrocken fuhr Harry zusammen. Die Stimme war unverkennbar die des dunklen Lords, und er sprach ihn direkt an, „Dein Angriffsplan ist nett, doch glaubst du wirklich ich hätte dir so viel Informationen gegeben, ohne dass ich nicht vorgesorgt hätte?"
„Was hast du getan?", fragte Harry in Gedanken, ohne jedoch die Hoffnung, dass der Lord seine Frage beantworten würde.
„Nun, Dumbledore ist ein wenig zu beschäftigt und zufällig nicht in Hogwarts. Ich hoffe es dauert bis man den Irrtum erkennt." Voldemort lachte kalt und vor Harrys innerem Auge erschien ein Bild, welches ihm einen jungen Mann zeigte. Seinem Aussehen nach und der Aura, die er ausströmte, war er ein Vampir. Sobald das Bild an Schärfe zugenommen hatte, sah er wie man ihm einen Becher in die Hand drückte. Der erste Schluck ließ den Vampir in sich zusammensinken, als sei ihm übel, doch dann verwandelte er sich in die allzu vertraute Gestalt von Simon Lestrange.
„Nein", keuchte Harry erschrocken.
„Du siehst ich habe vorgesorgt", sagte Voldemort noch immer lachend und damit verschwand das Bild. Harry wurde in einen Strom von Gedanken gefangen und mitgerissen. Mit aller Kraft versuchte Harry sich dagegen zu sträuben, doch Voldemort riss ihn gnadenlos in die Dunkelheit. Das letzte was Harry spürte, war das kraftlose Zusammensinken seines Körpers, bevor er komplett das Bewusstsein verlor.
# - # - # - # - Ron - # - # - # - #
Eineinhalb Kilometer nördlich von Little Hangleton befindet sich der Pentagonhügel. Seinen Namen gaben ihn die Muggel, die noch immer mit Bewunderung die fünf fast identischen Steinsäulen besuchen. Ihre Anordnung bildet ein großes Fünfeck. Der Ort selbst wurde schon vor tausend Jahren als Ritual- und Opferstätte genutzt.
Im frühen Mittelalter errichteten Zauberer und Hexen die fünf Säulen der weißen Magie. Zur Berühmtheit wurde er, als es Harriet Genyterate von dort aus gelang einen Bann gegen die Pest auf das kleine Städtchen zu legen.
In der heutigen Zeit ist dieser Ort in Vergessenheit geraten und nur wenige nutzen die Kraft der Steine für Rituale.
Die fünf Steine verkörpern die Tugenden: Unschuld, Liebe, Güte, Treue und Gerechtigkeit...
„Nichts, aber auch gar nichts", mokierte Ginny missgelaunt, als sie die Bibliothek betrat und sich neben Ron auf einen Stuhl setzte, „Dumbledore ist nicht im Schloss und die anderen Lehrer scheinen mir nicht zu glauben. Professor McPherson wollte mir sogar Punkte abziehen, wenn ich weiter solche Lügen erzähle."
Ron sah von seinem Buch auf. Er hatte einen ganzen Stapel Bücher über Ritualmagie auf seinem Tisch liegen, welches er nach und nach erfolglos durchgeblättert hatte. Erst im letzten Buch, hatte er etwas über Little Hangleton gefunden und war noch immer dabei sich fieberhaft durch das Kapitel zu arbeiten.
„Hat sie denn gesagt, wo Dumbledore ist?"
„Nein, nur, dass er in einer wichtigen Angelegenheit vor zwei Stunden das Schloss verlassen hätte und das es wohl länger dauern könnte, bis er wieder hier sei. Hast du denn was gefunden?" Ron ließ ein unverständliches Murmeln von sich und schob ihr das Buch zu. Ginny überflog den Abschnitt flüchtig und begutachtete dann eindringlich die abgebildete Karte des Ortes.
„Bist du sicher, dass das der richtige Ort ist?", fragte Ginny zweifelnd.
„Nein, nicht wirklich, aber es gibt keinen anderen im Umkreis von mehreren Kilometern, der stattdessen in Frage käme. Er ist außerhalb in einem Wald, wie Harry schon sagte und hier, schau mal –" Rons Zeigefinger fuhr über die Zeichnung des Ortes: „Wenn ich mich nicht irre, ist das das Haus, in dem Voldemorts Eltern gelebt haben."
„Na gut, wenn wir davon ausgehen, dass sie dort das Ritual abhalten, WAS machen wir, wenn wir Dumbledore nicht erreichen, bis dieses Ritual anfängt?" Ron erschauderte. Seine Gedanken rasten, doch eine Lösung wollte ihm nicht einfallen. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Ron starrte auf das Buch, „Schick ihm ne Eule. Hedwig wird ihn schon finden!", murmelte Ron, „Es ist unsere einzige Chance."
# - # - # - # - Harry - # - # - # - #
Harry wusste nicht wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, doch als er so langsam anfing seine Umgebung wieder wahrzunehmen, lag er in seinem Bett. Der Besuch von Ginny und Ron schien Ewigkeiten her zu sein und war in seinem Kopf nicht klarer als ein diffuser Traum und doch spürte er noch immer die Bedrohung, die von dieser Erinnerung ausging.
Für einen Moment lauschte er dem Treiben auf der Station. Vage nahm er die Stimmen der Heiler war. Seltener waren es auch Stimmen anderer Patienten aus den Nachbarzimmern. Alles schien seinen normalen Gang zu gehen. Mühsam richtete Harry sich auf und mit einem Mal kamen alle Erinnerungen zurück. Es war wie eine plötzliche Erschütterung, die ihn erfasste, all das Grauen und die Befürchtungen brachen auf ihn ein. Hektisch sah er sich nach einer Uhr um, nach einem Zeichen wie spät es jetzt sein mochte, doch es war noch nie eine im Zimmer gewesen. Das einzige was ihm blieb, war der Blick auf die Straße. Sie war noch voller Menschen und die vereinzelten Läden, die Harry sah waren noch geöffnet. Er seufzte erleichtert auf, richtete seine Robe und ließ sich wieder auf seinem Bett nieder.
Harry wusste nicht, ob diese Entscheidung die Richtige sein würde, aber er wollte nur kurz sehen, was Voldemort gerade tat. Insgeheim hoffte er, dass Voldemort zu beschäftigt war um ihn erneut außer Gefecht setzen zu können. Ganz vage erschien die Lichtung. Ein dichter Ring aus Nebel hatte sich um die Lichtung gelegt und ließ den dahinter liegenden Wald nur noch als grauen Schatten erscheinen. Dafür strahlte das Pentagramm und der Kreis um es herum in einem sanften Licht, dass den Ort nun friedlich erscheinen ließ. Voldemort tat Harry aber nicht den Gefallen sich weiter auf der Lichtung umzusehen sondern schritt schnurstracks zu einer Gruppe Todesser, die in diesem Augenblick die Lichtung betraten. Harry hatte seine große Mühe nicht laut aufzuschreien. Immer zwei Todesser hatten eine gefesselte Person zwischen sich genommen und es waren die fünf vermissten Schüler aus Hogwarts.
Hermine war blass und abgemagert. Der Ausdruck ihrer Augen verriet ihre Angst aber auch ihren Stolz, den man ihr nicht nehmen konnte. Sie warf dem Lord einen verächtlichen Blick zu und ließ dann ihren Blick über die Lichtung wandern. Erst als sie den Kreis erblickte schien sich hinter ihrer Stirn etwas zu tun, doch sie schwieg, wie auch die anderen Gefangenen, die von den Todessern unweigerlich weiter auf die Lichtung bugsiert wurden. Harry betrachtete das Geschehen mit regem Interesse und großer Neugier. Einige der Todesser sahen sich ratlos um und warteten auf Anweisungen Voldemorts, doch der Lord trat einzeln zu den Geiseln hin. Er betrachtete sie einen Moment eindringlich und wies dann mit seiner Hand in Richtung einer der Steinsäulen. Dieses Prozedere wiederholte er bis er jeder Geisel eine Säule zugeordnet hatte, dann nickte er zufrieden und betrachtete mit Genugtuung seine Untertanen, die die Hogwartsschüler mit einem Fesselfluch an die Steinsäulen banden.
Nur mit mühe riss Harry sich aus Voldemorts Gedanken zurück. Er würde liebend gern erfahren, was mit den Geiseln geschah, doch er musste auch an seine Flucht denken. Er musste so langsam in die Gänge kommen und endlich Handeln. Der Slytherin atmete ein paar Mal tief durch und trat fest entschlossen aus seinem Zimmer. Der Blick auf die Uhr über der geschlossenen Stationstür verriet ihm, dass es doch später war als er gedacht hatte. Der Schichtwechsel war bereits vollzogen und so musste er hoffen, dass schon bald jemand die Station betrat oder verließ.
Der Zeiger der Uhr rückte unaufhaltsam weiter und es tat sich nichts. Er lungerte ständig zwischen Dienstzimmer und Stationstür herum. Einige Heiler sahen ihn, sprachen kurz mit ihm, aber niemanden störte seine Anwesenheit. Pierre war ebenfalls wieder da, doch auch er war zu beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern. Ungeduldig sah er sich das zigste Mal das Bild eines Heilers an, welches ihm starr entgegenblickte, aber schwieg.
Es war nur einen Augenblick, die die Tür offen stand. Ein Heiler betrat voll bepackt mit Taschen die Station, doch dieser Augenblick reichte um an dieser Person vorbeizuschlüpfen. Harry sah sich einen Moment orientierungslos um, entschied sich dann den Korridor nach rechts zu folgen in der Hoffnung dort eine Treppe zu finden, die ihn aus dem Krankenhaus brachte. Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Unzählige Personen liefen hin und her ohne ihn zu beachten, dennoch senkte er seinen Blick und hoffte inständig, dass man ihn nicht erkannte.
Vom weitem sah er bereits ein Treppenhaus, als er weit hinter sich eine aufgebrachte Stimme hörte, die nach ihm rief. Hektisch sah Harry über die Schulter zurück und erblickte eine Traube Menschen, die sich vor der Station, die er gerade eben verlassen hatte, sammelte.
„Da vorne!", rief eine Heilerin, „Harry!" Die Menschenmenge begann sich auf ihn zu, zu bewegen und zwar schneller, als Harry erwartet hatte. Er riss sich aus der momentane Starre und rannte den Rest des Ganges hinunter. Ein kurzer Blick auf die Treppe, dann die Stufen, immer drei auf einmal nehmend, hinunter. Unterwegs stieß er einen Zauberer beiseite und rannte weiter.
„Haltet ihn auf!" hörte er eine Frau schreien. Das ganze Treppenhaus war damit gewarnt und so glich Harrys Flucht mehr einem Spießrutenlauf. Einigen Zauberern, konnte er noch ausweichen, doch er hörte nun dass auch von weiter unten eine größere Menge Heiler auf ihn zu gerannt kam. Der Slytherin überlegte nicht lange und verließ auf der nächstgelegenen Etage das Treppenhaus und stürzte den Korridor so schnell wie möglich hinunter. Er hörte wie ein Zauberer Petrificus totalus rief, doch er konnte dem Fluch nicht ausweichen und fiel zu Boden. Unfähig sich zu rühren, musste er mit ansehen, wie er augenblicklich von einer Menschenmenge umringt wurde und kurz darauf von zwei kräftigen Heilern wieder zurück zur Station getragen wurde.
Zurück in seinem Zimmer und nur noch in der Anwesenheit von Mrs. Benigus und Pierre, wurde der Lähmfluch wieder von ihm genommen. Harry ging es schlecht, er hatte seine Chance vertan.
„Bitte", flehte er, „Ich – ich … Voldemort hat Simon… er – er wird noch heute Nacht … schon bald…" Harry stotterte unwillkürlich. Seine Zunge fühlte sich an wie belegt und das Sprechen fiel ihm erschreckend schwer. Mit Mühe und letztendlich unter Tränen stammelte er Voldemorts Plan von dem Ritual, welches Harry noch heute Nacht vernichten würde. Die beiden Heiler ließen ihn aussprechen und Mrs. Benigus versprach Dumbledore zu informieren, doch sie könnte Harry auf keinen Fall gehen lassen. Harrys Legilimentik verriet ihm allerdings etwas anderes. Etwas in ihren Augen sagte ihm, dass sie ihm auf der einen Seite glauben wollte, aber aus irgendwelchen Gründen nicht konnte. Obendrein wies sie Pierre an, einen Schlaftrank zu holen. Der junge Mann wollte widersprechen, doch auch er wusste wie sinnlos es war, mit ihr zu diskutieren und stand wortlos auf. Es dauerte eine ganze Weile bis er wiederkam und vor Harry in die Hocke ging.
Die blauen Augen zwinkerten Harry verschmitzt entgegen: „Trink das, es ist nur Wasser, aber Benigus muss es ja nicht erfahren.", verriet Pierres Blick, „Sie ist sowieso gleich weg."
Harry schüttelte ungläubig den Kopf, griff aber zögerlich nach der undurchsichtigen Flasche. Es war tatsächlich nur Wasser und mit wenigen Schlucken leerte er sie und reichte sie Mrs. Benigus, die ihn zufrieden anlächelte.
„Es geschehen noch Zeichen und Wunder", sagte sie, „Leg dich hin, Morgen geht es dir sicher besser." Beide Heiler verließen das Zimmer und für einen kurzen Augenblick blitzte ein blaues Licht über die Tür und dessen Rahmen. Man hatte ihn eingeschlossen, um einen weiteren Fluchtversuch zu unterbinden.
# - # - # - # - Ginny - # - # - # - #
Ginny betrachtete sorgenvoll die große Uhr in die Bibliothek. Es war inzwischen kurz vor fünf, und sie hatten noch immer nichts von Dumbledore gehört. Rons Blick war weiterhin auf das Fenster gerichtet, in der Hoffnung, dass Hedwig zurückkehrte. Dabei blinzelte er nicht einmal. Die Zeit des Wartens schien quälend lang zu sein und doch anders Herum betrachtet, rannte die Zeit und mit jeder verstrichenen Minute sanken ihre Chancen das Ritual zu verhindern.
„Warum kommt er nicht?", fragte Ginny flüsternd. Ron drehte sich zu ihr um und auch der Ausdruck wirkte ungewöhnlich gequält, „Hat er unsere Nachricht denn nicht bekommen?"
„Ich weiß es nicht", flüsterte Ron zurück und legte Ginny beruhigend seine Hand auf ihren Arm, „Vielleicht hat Hedwig ihn noch nicht gefunden."
„Das ist es ja gerade", schluchzte Ginny. Sie konnte sich ihrer Angst nicht länger verwehren, unterdrückte aber ihre Tränen, „Wenn bloß Hermine da wäre, sie wüsste sicher was zu tun wäre… oder…" Sie wollte Harry sagen, doch sie brachte den Namen ihres Freundes nicht über die Lippen.
„Ginny…", fing Ron an, ohne aber den Satz zu beenden, vielleicht fielen ihm keine tröstenden Worte ein, denn er starrte nun völlig geistesabwesend vor sich hin.
„Alleine haben wir keine Chance", murmelte Ginny, „aber… aber natürlich… Ron!" Ginnys Bruder sah erschrocken zu ihr hinüber, „Wir müssen die DA zusammenrufen… ich meine wozu sonst haben wir so lange geübt?" Rons Mine erhellte sich und ohne auch nur ein Wort zu verlieren, war der Phönixhausschüler aufgesprungen.
„Na klar, … dass wir nicht früher darauf gekommen sind", Ron seufzte, „Also los, wir müssen möglichst viele Schüler zusammentrommeln, aber…", Rons Eifer endete abrupt, „Wie sollen wir denn nach Little Hangleton kommen?"
„Apparieren natürlich."
# - # - # - # - Harry - # - # - # - #
Harry war unruhig. Er wusste nichts mit sich anzufangen und so lief er fast zwanghaft in seinem Zimmer auf und ab. Er wusste nicht wie viel Zeit inzwischen vergangen war, doch die Sonne stand schon verdächtig tief über dem Horizont und die Muggelläden weit unten auf der Straße waren ebenfalls geschlossen.
Ganz unvermittelt wurde seine Zimmertür geöffnet und Pierre trat ein. Er hatte seine Krankenhauskleidung gegen ein einfaches paar Muggelkleidung ausgetauscht und überreichte Harry eine Hose und einen Pullover.
„Schnell zieh das an", sagte er leise. Harry sah Pierre einen Moment ratlos, „Mach schon, wir haben nicht ewig Zeit. Die anderen sind momentan beschäftigt." Harry ließ sich das nicht zweimal sagen und zog sich um. Pierre streckte seinen blonden Schopf durch die Tür, sah sich um, dann winkte er Harry zu sich und beide huschten den Korridor hinunter und verließen die Station. Pierre nahm Wege, die offensichtlich nicht von der Öffentlichkeit genutzt wurden. Hier standen Container mit Kleidung und einige kaputte Essenswagen und eine Menge Gerümpel herum. Ungesehen und ohne ein Wort zu sagen, führe Pierre Harry aus dem Krankenhaus. Der Hinterausgang führte in einen kleinen Muggeltypischen Hinterhof, von dem aus sie zu einer kleinen dunklen Gasse kamen.
„Warum tust du das?", brachte Harry schließlich hervor, um das Schweigen zu brechen, „Du riskierst deinen Job."
„Ich weiß", sagte Pierre ohne auch nur seinen Schritt zu verlangsamen, „Benigus und ich hatten in den letzten Tagen häufiger Auseinandersetzungen über den Umgang mit Patienten. Lange hätte ich es da eh nicht mehr ausgehalten." Sie überquerten eine Kreuzung, bogen in eine breite Straße nach rechts und zwei Straßen weiter wieder nach links ein, bis sie beide vor einer U-Bahnhaltestelle standen.
„Wo müssen wir hin?"
„Wir? Pierre, du musst zurück, du kannst…"
„Du sagtest selbst, dass ich meinen Job verliere, wenn sie deine Flucht bemerken, bin ich dran… also werde ich dich auch bis zu deinem Ziel bringen." Harry studierte für einen Moment den Netzplan und versuchte sich krampfhaft an den Weg zum Grimmauldplatz zu erinnern. Schließlich nickte Harry zufrieden und sie betraten gemeinsam die U-Bahn.
Es war eine lange Fahrt. Harry war ungeduldig, doch er zwang sich sitzen zu bleiben. Bruchstückhaft nahm er Voldemort wahr, der inzwischen wieder auf der Lichtung eingetroffen war. Er stand im Kreis seiner Todesser und sie schienen eine Art Beschwörung abzuhalten. Gelegentlich wurden in dem Murmeln der unverständlichen, fremd klingenden Sprache Namen genannt, bekannte Namen, die der anwesenden Todesser und der Geiseln. Harry sah sich, soweit es der Lord erlaubte um. Simon war noch nicht in Little Hangleton, zumindest noch nicht auf der Lichtung, obwohl dort, zweihundert Kilometer nördlicher, die Sonne schon untergegangen war.
Der Slytherin wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Pierre ihn anstieß, „Sagtest du nicht dass wir jetzt bald aussteigen müssen?" Harrys Blick wanderte zur Anzeigetafel im Zug und er nickte.
Harry und Pierre erreichten das Hauptquartier bei Dämmerung. Die Straßenlaternen waren bereits angesprungen. Da Pierre das Haus nicht sehen konnte und Harry nicht in der Lage war es ihm zu verraten, musste er das letzte Stück des Weges allein zurücklegen. Grimmauldplatz zwölf war nur zum Teil beleuchtet. Lediglich in der Küche und im benachbarten Versammlungsraum brannte Licht, als Harry an der Tür klingelte. Dumbledore öffnete und in seinem Gesicht war Erstaunen, als er den Besucher erkannte.
„Harry, was…?" Sein Blick fiel auf Pierre der unweit an der Kreuzung stand und noch immer entgeistert auf die Stelle starrte, wo Harry verschwunden war. Erst auf eine direkte Einladung näherte er sich zögernd dem Haus.
„Was tust du hier?", fragte Dumbledore als die Tür endlich geschlossen wurde und sie offen reden konnten.
„Voldemort hat Simon. Sie werden heute Nacht das Ritual…"
„Aber Simon ist hier!", unterbrach der Schulleiter den jungen Slytherin, „Lupin hat ihn und die jungen Vampire vor einigen Stunden in der Nähe von Culloden Moor ausfindig gemacht. Sie sind im Versammlungsraum."
„Das ist nicht Simon", widersprach Harry und stürmte an Dumbledore vorbei in den Versammlungsraum. Eine Reihe von Augenpaaren starrte ihn an.
„Das ist NICHT Simon!", wiederholte er, „Das ist einer aus Morticias Sippe, Er sieht nur so aus wie er! Ich habe selbst gesehen, wie er den Vielsafttrank getrunken hat."
„Harry, beruhige dich", sagte der Vampir, der wie Simon aussah, „V-Voldemort hat dich getäuscht. Vielleicht wollte er dich aus dem Sankt Mungos locken und…"
„Sei still!" Harrys grüne Augen bohrten sich in die blassen Augen, doch er konnte nichts erkennen. „Simon hätte Voldemort nicht beim Namen genannt, das hat er schon lange nicht mehr getan." Mutig trat Harry unbewaffnet näher an den Vampir heran. Unter seinem Mantel musste er irgendwo seinen Vielsafttrank aufbewahren, doch der fremde Vampir ließ ein drohendes Zischen von sich und entzog sich blitzschnell Harrys Griff. Harry jedoch versuchte es ein zweites und ein drittes Mal, doch immer wieder entglitt der Vampir seinem Griff mit Leichtigkeit.
„Harry", Dumbledore zog den jungen Slytherin zurück, „Damit ist keinem geholfen. Glaubst du, wir…"
„Harry, wo zum Teufel bleibst du?", schrie Simons Stimme in seinem Kopf. Für den Augenblick war der fremde Vampir und Dumbledores Worte vergessen, die ihm ins gewissen reden wollten. Er schloss erschrocken die Augen, nur um erkennen zu müssen, wie Simon inmitten mehrerer Todesser auf die Lichtung gezerrt wurde. Simon wurde geradewegs in die Mitte des Pentagramms bugsiert und bevor man ihn niederzwang, riss man ihm seine Robe vom Körper.
„Harry, was ist passiert?", fragte Dumbledore besorgt. Harry riss die Augen auf. Er zitterte und saß auf dem Boden. Alle Anwesenden starrten ihn wortlos an und warteten darauf dass Harry etwas sagte.
„Es geht los", sagte er, „Die Todesser haben Simon nach Little Hangleton gebracht." Dumbledore hob eine Augenbraue und warf dann dem Vampir, der immer noch in der Nähe war, einen fragenden Blick zu. Dieser reagierte aber nicht, sondern starrte weiter zu Harry hinab. Der Ausdruck auf Dumbledores Gesicht veränderte sich kaum merklich und seine Reaktion war so schnell, dass der fremde Vampir keine Zeit zum Reagieren hatte bis der Zaubertrankumkehrfluch Patefacio ihn traf. Der Vampir sank von Schmerzen geplagt zusammen. Innerhalb von Sekunden, schrumpfte der Körper um gut dreißig Zentimeter, die strähnigen Haare, dagegen wurden länger und heller, wie auch das Gesicht wurde runder. Seine gelben Augen waren ehrfurchtsvoll, ja beinahe ängstlich auf den Schulleiter gerichtet, als die Verwandlung vollständig abgeschlossen war. Dumbledore starrte den Fremden wütend an, doch er beließ es dabei, den Vampir zu fesseln, dann wandte er sich an Harry.
„Wie viel Zeit haben wir noch?" Harry zuckte mit den Schultern. Sein inneres Auge zeigte ihm, dass Simon oben ohne und bewegungsunfähig in dem Kreis gefesselt war. Zwei Todesser flößten ihm erneut einen Trank ein, während die anderen beiden und Voldemort ihre Stellung an den Spitzen des Pentagramms einnahmen.
Harry konnte nicht sagen, wie lange es jetzt noch dauerte bis das Ritual beendet wurde, aber er berichtete stockend, was er gerade in Little Hangleton gesehen hatte. Dumbledore gab ganz knappe Anweisungen an Lupin und Tonks, die daraufhin verschwanden.
„Wir haben nicht viel Zeit, aber genug, um es zu schaffen. Mister Montague?" Der Heiler sah auf. Er hatte die ganze Zeit unbeteiligt daneben gestanden, „bringen Sie Harry wieder zurück nach St. Mungos."
„NEIN!", schrie Harry, „Ich werde nicht zurückgehen."
„Harry, du kannst nicht mitkommen, mit dir wird uns kein Überraschungsangriff gelingen. Voldemort wird bis dahin das ganze Gelände weiträumig abgesichert haben."
„Voldemort ist jetzt schon vorgewarnt. Also was macht das noch für ein Unterschied. Ich treffe mich mit Ginny und Ron auf dem Friedhof …und daran werdet ihr mich schwer hindern können." Dumbledore wollte widersprechen, doch schließlich senkte er den Kopf und nickte. Sein Gesichtsausdruck war verbittert, doch er hob seinen Zauberstab und führte einen Sammelzauber aus.
„Wenn du das für richtig hältst… Nimm, versprich mir aber, dass du dich nicht in unnötige Gefahr begibst… Du bist noch nicht bereit Voldemort gegenüberzustehen."
„Ich kann nichts versprechen", antwortete Harry zögernd, nahm aber seinen Zauberstab entgegen. Harry hatte sich lange nicht mehr so stark gefühlt wie jetzt und er wusste, vielleicht genauso wie der Schulleiter, dass ein Zusammentreffen zwischen ihm und dem dunklen Lord nicht zu verhindern war.
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Simon schrie ein weiteres Mal um Hilfe. Voldemort und die vier auserwählten Todesser standen im Kreis um ihn herum und murmelten eine Beschwörungsformel.
„Harry, beeilt euch, lange kann ich nicht mehr dagegen ankämpfen, meine Gabe schwindet… Sie…" Simons schwache Stimme ging in einen schmerzhaften, unmenschlichen Schrei über, der Harry gefrieren ließ. Voldemorts Blick glitt über Simons Körper und blieb an dem Gesicht hängen. Es war nur ein kleines Detail, aber es war erschreckend. Simons Augen hatten ihre Farbe geändert. Sie strahlten nicht mehr in dem ungewöhnlichen blassen blau sondern wirkten nun dunkler und, um ehrlich zu sein, natürlicher. Simon versuchte erneut sich aufzubäumen, brachte noch ein hilfloses „Harry… ich… ich…" zustande, dann verstummte seine Legilimentik.
Dumbledore nahm diese Information mit Erschrecken entgegen und gab den Befehl zum sofortigen Aufbruch zum Friedhof in Little Hangleton.
Sobald Harry wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zuckte er unwillkürlich zusammen, als ihm die Erinnerung von vor drei Jahren durch den Kopf ging. Unweit von seinem jetzigen Standort hatte er Voldemorts Wiedergeburt mit ansehen müssen. Doch jetzt wirkte der Friedhof anders. Jetzt war er voller Menschen, die sich hier versammelt hatten. Neben ihm stand Dumbledore, der sich ebenfalls überrascht umsah. Ginny und Ron hatten die gesamte DA zur Verstärkung mitgebracht, ebenso waren Tonks mit Shaklebold und einer handvoll Auroren vor Ort, als die Mitglieder des Ordens nach und nach eintraf. Lupin stand unweit mit den Weasleys und einigen anderen Zauberern zusammen, die Harry allesamt dem Orden zuordnen konnte.
„Harry, ich dachte schon du schaffst es nicht bis hierher", begrüßte Ginny ihn. Sie wirkte überaus besorgt.
„Sag mal", damit richtete er sich auch ebenfalls an Ron, „Habt ihr die DA zusammen gerufen?" Es war ihm anzusehen, dass ihm das missfiel, aber er musste sich auch eingestehen, dass das ihre Chancen erhöhte. Immer mehr Ordensmitglieder apparierten auf das Friedhofsgelände und Dora und die anderen Jungvampire, vervollständigten letztendlich die Kampftruppe.
Dumbledore hastete von einem zum anderen, verteile Aufgaben, oder teilte sie in kleinere Gruppen ein, die sofort disapparierten. Erst als ein großer Teil der Gruppe das Friedhofsgelände verlassen hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die DA und insbesondere auf Harry.
„Ihr bildet die Nachhut!", sagte er.
„Die Nachhut?" protestierte Harry.
„Ja, ihr werdet zu Fuß den Berg erklimmen. Ich hoffe, dass der Orden und die Auroren bereits den Weg für euch frei gemacht haben und das Ritual verhindert ist. Nur wenn das nicht der Fall ist, greift ihr ein. Denk an dein Versprechen, Harry, ich möchte nicht, dass du dich zu sehr in Gefahr bringst."
„Aber… Professor… wir brauchen mindestens eine halbe Stunde bis wir da oben sind… bis dahin kann Simon längst tot sein… und wie sollen wir in der Finsternis den Weg durch den Wald finden? Können wir nicht direkt an den Rand der Lichtung apparieren?"
„Miss Moon und Mr. Sloper werden euch begleiten. Sie können euch sicher durch den Wald führen und euch vor möglichen Gefahren warnen." Harry wollte sich noch immer nicht damit zufrieden geben, doch schließlich nickte er gequält und wandte sich den anderen zu. Innerhalb von Augenblicken setzte sich die Gruppe in Bewegung. Schweigend überquerten sie zwei Straßen und bogen schließlich in einen dunklen Waldweg ein, der sich serpentinenartig immer weiter auf den Berg hinaufschlängelte. Von dort an übernahmen Dora Moon und Jack Sloper die Führung und dicht hintereinander gedrängt, folgten die Schüler. Von weiter oben waren gelegentlich Stimmen zu hören, manchmal sah man durch das Dickicht farbige Blitze von Zauberstäben, doch Jack konnte versichern, dass die Kämpfe weit weg waren und hier unten keine unmittelbare Gefahr bestand.
Harry ging dicht gedrängt hinter Ginny. Er hatte es schon länger vermieden nach seinem Feind zu sehen. Noch war das Ritual im Gange und er spürte nach wie vor, dass Voldemort sich voll und ganz auf dessen Ablauf konzentrierte. Aus Angst vor dem, was er sehen könnte, wollte er seiner Neugier nicht nachgeben. Er musste einen klaren Kopf behalten und nicht vor seinem inneren Auge panisch werden. Automatisch erhöhte er das Tempo, doch in Anbetracht der absoluten Dunkelheit und der Achtsamkeit der Vampire musste er sich wieder anpassen.
Es war ein Schrei, so unmenschlich und grausam, dass er Harry die Haare zu Berge stehen ließ. Auch Dora und Jack waren erschrocken stehen geblieben, doch die anderen Schüler aus der DA schienen ihn nicht wahrgenommen zu haben und liefen glatt in die drei hinein. Harry horchte in sich hinein und erschauderte. Voldemort kniete vor Simon. Seine langen dürren Finger strichen erfreut über das von Schmerzen geplagte Gesicht. Simons blaue Augen waren mit Tränen gefüllt und er atmete schwer. Auf seiner Brust klaffte eine tiefe Wunde.
„Ja, das tut weh", flüsterte der Lord, „aber keine Sorge gleich ist es geschafft." Einer der Todesser trieb erneut das Messer in Simons Körper, immer bedacht das Herz nicht zu verletzen. Simon versuchte seinen Körper aufzubäumen sich gegen den Schmerz zu wehren und ein weiterer Schrei, sehr viel schwächer als der erste, entfuhr ihm „Du wünscht dir den Tod, ich weiß! Nicht einmal eine Ohnmacht ist dir gewehrt… Halte nur noch ein paar Minuten durch, dann ist es vollbracht!" Das Grinsen auf Voldemorts Gesicht war teuflisch und siegesgewiss.
Mit Mühe riss Harry sich von dem Anblick los. Voldemort hatte selbst gesagt, dass sie nur noch ganz wenig Zeit hatten, Simon zu retten. Ein Stoß in Harrys Seite ließ ihn zusammenfahren und er blickte in das besorgte Gesicht seiner Freundin.
„Wir haben keine Zeit mehr", sagte Harry alarmiert, „Wir apparieren zur Lichtung…"
„Harry was…?" stieß Ron hervor.
„Keine Zeit für Erklärungen: Wir müssen sofort eingreifen, sonst war alles umsonst!"
„Aber… aber die Todesser… Sie…" Harry umklammerte bereits seinen Zauberstab und richtete ihn auf sich selbst: „Das ist egal. Das Ritual ist fast beendet. Wir müssen eingreifen. SOFORT!" Er sah noch wie einige erschrocken zusammen zuckten, doch dann folgten sie Harrys Beispiel und innerhalb von Sekunden erreichten sie den Rand der Lichtung.
Eine Art Bann lag um die Lichtung und als Harry versuchte sie zu betreten wurde er sofort von einem fürchterlich, quälenden Schmerz durchflutet, der ihn erschrocken zurückspringen ließ. Die Lichtung war mit mehreren Fackeln beleuchtet und man konnte nur zu genau das Grauen darin erkennen. Simon lag noch immer, sich windend, in dem hell erleuchteten Kreis. Blut quoll aus der Wunde und färbte den Oberkörper dunkelrot. Über der Wunde sammelte sich ein blau weißer Schimmer der sich langsam aber unaufhörlich über dem weiter schlagenden Herz verdichtete und anscheinend in Simons Körper drang. Währenddessen standen die Todesser und Voldemort an den fünf Spitzen des Pentagramms und murmelten erneut eine Beschwörung in einer fremd und unheimlich klingenden Sprache.
„Hat jemand eine Idee wie wir auf die Lichtung kommen?" fragte Ginny, doch keiner antwortete.
„Vorsicht", schrie Dora in das betretene Schweigen, „Wir kriegen Gesellschaft!" Die DA bildete automatisch und ohne Absprachen einen Halbkreis, den Rücken zur Lichtung gewandt und jeder starrte alarmiert mit erhobenem Zauberstab in die Dunkelheit des Waldes. Ein Fluch schoss wie der Blitz aus der Dunkelheit hervor. Neville gab einen quietschenden Laut von sich, als er beiseite Sprang um dem grellen Lichtstrahl auszuweichen. Mehrere schwarzgewandete Todesser verließen das Dickicht und eröffneten sofort das Feuer auf die Hogwartsschüler. Die DA stob auseinander und versuchte die Flüche abzuwehren, die nicht selten tödlich gewesen wären. Immer wieder feuerten sie Flüche zurück, doch auch wenn sie jemanden trafen, die Anzahl der Todesser schien sich immer mehr zu vergrößern, als wäre irgendwo ein Nest.
Harry, Ginny, Ron, Neville und Luna hatten sich in ihrer Flucht immer weiter von der Lichtung entfernt, und schließlich waren sie von den Todessern fast eingekesselt. Mir Erschrecken musste er mit ansehen, wie Luna von einem Lähmfluch getroffen zu Boden stürzte. Harry schickte ohne Rücksicht mehrere Flüche in alle Richtungen, doch ohne Erfolg. Der Kreis um die Schüler zog sich immer enger und es war keine Fluchtmöglichkeit mehr in Sicht. Harry sah sich hektisch um, aber eine Rettung schien nicht in Sicht. Ginny, Ron und Neville ließen immer wieder Flüche auf die Angreifer niedersausen, doch diese wurden gekonnt abgeschmettert.
Harry warf sorgenvoll einen Blick auf die Lichtung. Sie waren zu weit entfernt um erkennen zu können, was sich gerade abspielte und er wagte es nicht in sich zu gehen und nach Voldemort zu suchen. Erstmals musste er daran denken, wie es sich wohl anfühlt wenn der Geist aus dem Körper gezogen wird, um sich danach gänzlich in einem fremden Kopf für immer zu verlieren. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken und er umklammerte seinen Zauberstab. Blitze preschten erneut aus der Dunkelheit. Völlig unerwartet stoben die Todesser kreischend an die Seite.
„Lauft", schrie eine bekannte Stimme und im Halbdunkeln erkannte er Tonks in Begleitung mehrerer Ordensmitglieder, die sich innerhalb von wenigen Augenblicken heiße Duelle mit den Todessern lieferten.
Harry duckte unter einem Fluch hinweg und gefolgt von den anderen rannten sie ein gutes Stück an der Lichtung entlang, bis sie auf die anderen der DA trafen, die mit Bill Weasley vor der unsichtbaren Wand standen. Bill hatte seinen Zauberstab auf die Barriere gerichtet und murmelte konzentriert irgendwelche Zauber, die aber alle erfolglos blieben.
„Der Bann ist stark", seufzte Bill, „zu stark um ihn allein brechen zu können. Aber vielleicht sind wir alle zusammen stark genug." Er wies die anwesenden Schüler auf, sich in einer Reihe aufzustellen und beschrieb ihnen, was sie zu tun hatten. Harry jedoch konnte den Ausführungen Bills nicht folgen. Zu sehr zog ihn der Anblick auf der Lichtung in seinen Bann. Sein inneres Auge, die enge Verbindung zu Voldemort machte es ihm unmöglich seinen Blick abzuwenden. Voldemort stand noch immer an Simons Kopfende, doch die beiden Todesser zu beiden Seiten der Arme knieten direkt neben dem Körper des Vampirs. Simon war noch immer bei vollem Bewusstsein und sein Blick wanderte panisch von Draco zu Rodolphus und wieder zurück. Draco hielt eine Schale bereit, in der sich eine klare Flüssigkeit befand, während Rodolphus Lestrange, Simons eigener Vater, in Begriff befand mit beiden Händen nach dem noch schlagenden Herzen zu greifen. Zur gleichen Zeit und beinahe synchron hoben die Schüler der DA ihre Zauberstäbe und sprachen den Zauber gemeinsam aus. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich ein lila Blitz der rasend schnell über die unsichtbare Barriere, die sich schließlich in weißen Nebel auflöste.
Es war keine Zeit irgendwelche Absprachen zu treffen und so stürmten sie blind auf die Lichtung, die Zauberstäbe auf Voldemort und die vier Todesser gerichtet. Rodolphus griff gerade nach einem Messer, als die anderen Todesser beiseite sprangen, um den Flüchen auszuweichen, doch auch er konnte sein Vorhaben nicht mehr ausführen. Von allen Seiten betraten nun mehrere Zauberer die Lichtung. Todesser, die die unliebsamen Eindringlinge vertreiben wollten, dicht gefolgt von den Ordensmitgliedern und Auroren. Innerhalb von Sekunden füllte sich die Lichtung und von überall her zuckten die Blitze von Flüchen auf die Gegner. Harry selbst hatte Voldemort nicht aus den Augen verloren. Unfähig von dieser Lichtung zu disapparieren kämpfte sich der dunkle Lord durch die Menge, bis sich Dumbledore ihm in den Weg stellte.
Harry spürte den Hass auf den Schulleiter, spürte, dass Voldemort fest entschlossen war seinen Gegner zu töten und doch wusste Dumbledore sich immer wieder zu verteidigen, was in Voldemort zu einem Aufstauen von Wut und noch mehr Hass und Zerstörungswillen führte.
Harry spürte beinahe, wie er anfing, durch die emotionale und gedankliche Verkettung mit Voldemorts Geist, für seinen eigenen Feind Partei zu ergreifen, als ihn jemand fest an der Schulter packte und ihn soweit herum riss, dass er seinen Blick von den beiden abwenden musste. Harry hatte sicher mit allem gerechnet und instinktiv seinen Zauberstab erhoben, doch plötzlich taumelte er erschrocken zurück. Es war Simon.
Simon war blass, die blauen Augen, die noch immer nicht wie die seinen aussahen, blickten ihm noch immer vom Schmerz geplagt entgegen. Mit Erstaunen musste Harry feststellen, dass die klaffende Wunde fast gänzlich geschlossen war. An seinen Lippen klebte frisches Blut, welches sicher nicht sein eigenes war und ein schweifender Blick über die unmittelbare Umgebung zeigte ihm Simons Opfer: Rodolphus Lestrange.
„Harry, du darfst dich nicht von den Gefühlen des dunklen Lords leiten lassen. Du hattest noch nie eine bessere Chance, ihn zu besiegen. Du weißt, was auf dem Spiel steht. Geh! Beende es… und denk an die, die dir im Kampf beiseite stehen…"
„Simon, aber…" Simon senkte seinen Kopf und biss sich auf die Lippen.
„Den letzten Schritt musst du alleine gehen. Ich kann dir nicht helfen… Ich wünschte ich könnte dir mehr sagen, aber ich… ich darf es nicht." Simons Lippen umspielte ein schwaches, aber aufmunterndes Lächeln, „Ich muss zu Hermine…" Mit diesen Worten ließ der Vampir Harry stehen. Der junge Slytherin sah Simon noch hinterher, wie er raschen Schrittes und sich unter mehreren Flüchen hinwegduckend immer näher an den Rand der Lichtung hastete. Schweren Herzens drehte Harry sich um und warf einen Blick auf Voldemort. Sofort spürte er den Hass erneut aufflammen, doch er kämpfte dagegen an und umklammerte seinen Zauberstab noch fester.
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