Scherben.Reich
Gesang einer Stimme
die noch nie gehört
und doch vertraut
Licht einer Kerze
die nie entzündet
und doch hell lodert
Gefühl das noch nie verspürt
Und doch lange vermisst
„Ich will dir etwas erzählen… Ich sehe etwas."
„Was siehst du?"
„Eine helle Sonne am Horizont, wo kommt die nur her?"
„Vom Himmel?"
„Waren da nicht mal dunkle Wolken? Ein azurblauer Himmel – wo sind all die schönen, grauen Wolkengebilde hin?
„Wieso erzählst du mir das?"
„In meinem Leben hat sich das Glück eingeschlichen, heimlich und leise. Zuerst waren da nur kleine Tropfen, die auf meine Seele fielen und jetzt beginnt eine ganze Sintflut. „
„Besitzt du denn keinen Regenschirm?"
„Sehr witzig."
„Auf was willst du hinaus?"
„Es hat sich etwas in meinem Herzen verändert."
„Das nennt man auftauen."
„Sehr witzig."
„Ich weiss."
„Es durchtränkt mich und füllt mich aus, dieses neue Gefühl."
„Wie ein Schwamm?"
„Kannst du eigentlich auch ernst bleiben?"
„Ja"
„Gut – dann tu es."
„Ok."
„Also, ich war beim neuen Gefühl stehen geblieben."
„Beschreib es mir mehr!"
„Es ist wie ein kleiner Schmetterling, der auf der Blume landet, die du gerade betrachtest. Ungeahnt und wunderschön! Es ist… unvergleichlich."
„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es Liebe sein könnte?"
„Ich und Liebe?"
„Ja. Du und Liebe."
„Ich darf nicht lieben."
"Wer hat dir das denn erzählt?"
„Ich mir selber."
„Märchenonkel."
„Sehr witzig."
„Aha."
„Aha?"
„Aha!"
„Das ist sinnlos."
„Was?"
„Alles!"
„Dann gib Allem doch einen Sinn."
„Es bleibt trotzdem sinnlos."
„Sagst du!"
„Nein, das ist Tatsache."
„Aha."
„Das Wort nervt."
„Vielleicht soll es das auch."
„Wieso?"
„Darum"
„Ach, unser Gespräch führt nicht sehr weit!"
„Aha"
„Ich erzähl dir einfach mal weiter, vielleicht kannst du mich verstehen."
„Gut, ich versuche es."
„Also, da ist eben das neue Gefühl. Es lässt die alten Gefühle verschwinden. Ich spüre keine Kälte mehr. Ich meine, als ob ich immer gedacht hätte, dass der Keks salzig ist und dann hab ich hineingebissen und festgestellt, dass er süss ist."
„Und was ist daran schlimm?"
„Das weiss ich nicht. Vielleicht ist es nur neu…"
„Gefällt dir das Gefühl denn?"
„Ich weiss nicht. Ich kenne es ja noch kaum. Aber ich würde es gerne kennen lernen."
„Wer ist sie?"
„Wer sie?"
„Die Frau, die dich verzaubert?"
„Es bist… du."
„…ich?"
„Du hast mein kleines Egoistenreich zerschmettert. Du hast daraus ein Scherbenreich gemacht und mich gleichzeitig durch die Scherben reich gemacht.
Es ist so, als würde dein Lachen auch mein Herz zum Lachen bringen…"
„Severus…"
„Ich liebe dich."
„Ich…"
„Du?"
Hermine gab ihm keine Antwort. Stumm sah sie in seine schwarzen, düsteren Augen und versank darin. Immer näher kamen ihre Lippen den Seinen, bis sie einander zärtlich berührten.
Der eine Kuss, auf den sie so lange gehofft hatte, den sie bereits schon verloren geglaubt hatte. Dieser eine Kuss, von ihm… er war noch viel schöner, als in ihren Träumen!
Sie spürten einander, voller Zärtlichkeit, voller Liebe.
Und Hermine brauchte es gar nicht mehr auszusprechen, er wusste es jetzt auch so.
Sie liebte ihn…
