Träume und Rückkehr
Sirius
blickte James fragend an.
„Gute
Frage, vor wenigen Minuten saß er noch neben mir am Tisch."
James schaute sich nach Remus um. Er hoffte, dass dieser noch in der
Großen Halle war. So standen sie über zehn Minuten, oben
an der Treppe und warteten, aber es kam keine Menschenseele mehr aus
der Halle.
„Vielleicht
ist er zum Krankenflügel", unterbrach Peter die Stille.
„Ohne
uns etwas zu sagen?" James Stimme klang nicht so sicher, wie sie
eigentlich sollte.
„Wir
sollten nach ihm suchen." Sirius war sichtlich beunruhigt.
„Ach,
er wird einfach nur in die Bibliothek gegangen sein", widersprach
James. So schnell sie konnten rannten sie die Treppe hinunter und
schlitterten durch die Eingangshalle.
Schließlich errichten sie die muffig riechende Bibliothek. Aber sie konnten Remus nicht entdecken .Sie schlichen umher und fanden einen Tisch mit einem großen Haufen Bücher. Doch dahinter schlief nur ein Fünftklässler.
„Remus",
schrie Sirius plötzlich laut.
„Shh!",
zischte eine Frau aus der dritten Bücherreihe. Sie raste mit
einen Berg von Büchern an ihnen vorbei, im Vorbeigehen konnte
sie gerade noch „Ruhe" sagen. Sie stoppte und blickte die Jungs
an.
„Dies
ist eine Bibliothek Mir ist klar, dass Ihnen nicht bewusst ist, dass
man zum Arbeiten Ruhe braucht. Also nicht sprechen und vor allem
nicht schreien! Bitte seien Sie leise. Sollten Sie eigentlich nicht
in Ihren Schlafsaal sein?", fragte sie wütend.
James,
Sirius und Peter eilten schnell von der unausstehlichen Frau weg und
rannten zum Gryffindorturm.
James
versprach sich selbst, nie wieder näher als fünf Meter an
die Bibliothek zu gehen. Die Frau war wirklich erschreckend.
Nachdem
sie auch den Schlafsaal überprüft hatten, um festzustellen,
dass Remus auch dort nicht war, schlürften sie in den
Gemeinschaftsraum. Fieberhaft überlegten sie, wo ihr Freund wohl
sein könnte.
„Gut,
ich glaube, wir können nichts weiter tun, als zu warten, bis er
kommt", versuchte James die anderen beiden aufzumuntern.
Er
sollte eigentlich nicht so besorgt sein. Eigentlich war er sich
sicher, dass Remus irgendwo eingeschlafen war, aber warum hatte er
ihnen nicht gesagt, wohin er ging?
Sirius
forderte ihn zu einer Runde Zauberschach heraus, aber James konnte
sich nicht richtig auf das Spiel konzentrieren.
Er
wusste, dass es dumm war, aber er wünschte, Lily wäre hier.
Ihm war aber klar, dass sie im Krankenflügel besser aufgehoben
war. Auf einmal verspürte er den Drang zum Krankenflügel zu
rennen, um sie zu sehen, aber er widerstand der Versuchung und
bewegte stattdessen seinen Läufer.
Das
Portraitloch öffnete sich und James Drang zum Krankenflügel
zu laufen verschwand.
Lily
stolperte durch das Portraitloch. Sie hatte ein Betttuch um sich
gewickelt, trotzdem konnte man erkennen, dass ihr Körper in
einen hellen blau strahlte und übersät mit gelben Punkten
war. James sprang auf, als sie niesen musste und sie sich rot mit
grünen Streifen verfärbte.
„Lily,
was zum Magier machst du hier? Du solltest besser im Krankenflügel
sein." Er sauste zu ihr hin, legte einen Arm um sie und führte
sie zu einen Sofa, auf das er sie vorsichtig drückte.
„Mir
war langweilig", protestierte sie, sie hatte einen kurzen
Hustanfall, und ihre Farben wechselten sich wie wild und so war sie
lila und dunkelrot zugleich.
„Madam
Pomfrey ist irgendwo hin und ich dachte, es würde Jahre dauern,
bis sie wieder zurückkommt. Ich konnte einfach nicht alleine
sein, nachdem sie die letzten drei Wochen immer an meiner Seite war.
Es ist nachts so schrecklich ruhig im Krankenflügel. Und du
musst mich nicht wie einen Kampfunfähigen behandeln, so krank
bin ich nun auch nicht!" James setzte sich neben ihr aufs Sofa und
zuckte zusammen, als sie zweimal nieste.
„Ist
ja gut, wir machen auch nichts Besonderes", versuchte Sirius sie zu
beruhigen und ließ sich auch neben ihr aufs Sofa fallen.
„Wo
ist Remus und warum seid ihr so spät noch wach?", erkundigte
sich Lily und schniefte etwas.
„Remus
ist verschwunden." Lilys Augen weiteten sich. „Wir warten darauf,
dass er durch das Portraitloch kommt."
„Vielleicht
ist er in der Bibliothek eingeschlafen", versuchte Lily die Jungen
zu beruhigen.
„Wir
haben dort nachgeschaut, aber die Bibliothekarin hat uns
rausgeschmissen", gähnte Peter von seinen Sessel.
„Sirius
war wohl wieder etwas zu laut", lächelte Lily.
„Oh
ja!", grinste James. „Wir haben uns lieber verzogen, die Frau
kann wirklich Angst einflössend sein."
„Ich
glaub schon, dass sie Recht hatte. Sirius ist der Alptraum aller
Bibliothekaren", kicherte Lily.
„Hey!",
protestierte Sirius verschlafen.
„Wer
hat euer Schachspiel gewonnen?", fragte Lily nach.
„Oh,
gut das du mich daran erinnerst", gähnte nun auch James. Er
zog seinen Springer.„Schachmatt"
„Verdammt"
murmelte Sirius.
Lily
spielte mit ihren dünnen Bettlacken. Ein weiteres Niesen und sie
verfärbte sich grün mit bunten Blumen.
James
lief die Treppen zum Jungenschlafsaal hoch und schnappte sich ein
paar Decken. So voll gepackt stolperte er in den Gemeinschaftsraum.
Erschöpft ließ er die Decken auf Lily fallen. Als er das
bemerkte befreite er sie schnell wieder, es hätte ja sein
können, dass sie keine Luft bekam. Zusammen kuschelten sie sich
untern den Decken, wobei sie versuchten so wenig Lärm wie
möglich zu machen, denn Peter schnarchte in einem Sessel vor
sich hin.
"Sirius
du wirst nie Schach verstehen", sagte Lily verschlafen.
Ein
Miauen drang vom Treppenhaus der Mädchen herunter.
Leise
kroch Muffle aus dem Schatten. Er trottete durch den
Gemeinschaftsraum und sprang auf Lilys Schoß. Eine zeitlang
ging er im Kreis, bevor er sich an Lilys Brust schmiegte und wie ein
Rasenmäher schnurrte.
„Nicht
Muffle, ich bin krank", ächzte Lily. Jedoch kraulte sie diese
kleine schnurrende Kugel hinter den Ohren.
„Er
mag dich mehr wie mich", knurrte Sirius.
„Was
auch nicht schwer zu verstehen ist!", lächelte Lily.
„Er
ist aber meine Katze", sagte Sirius niedergeschlagen. „Und das
macht er nie bei mir", fügte er noch hinzu. Grimmig
beobachtete er Muffle, der sich zusehends auf Lilys Schoß
ausbreitete.
„Es
könnte was damit zu tun haben, dass du ihn orange gefärbt
hast, als wir fünf waren", warf ihm Lily vor.
James
war kurz davor einzuschlafen. In seinen Gedanken sah er Lily, die
versuchte, Muffle vor Sirius, der mit einem Pinsel bewaffnet ist, zu
retten.
James
ging am Strand entlang spazieren. Es war nicht so ein sonniger und
weißer Strand wie man in aus dem Ferienbroschüren kennt.
Es
war Grau, über ihm hingen Wolken so dunkel wie Rauch, der Sand
war blutrot, die großen steinigen Sandkörner wurden vom
grauen Wasser berührt. Die Wellen warfen sich auf den Strand,
und entfernt konnte er einige Klippen sehen. James war kalt. Er zog
seinen Hogwartsumhang enger an sich und sah sich um. Der rote Strand
streckte sich im Gegenteil zum Meer unendlich hin. Er starker Wind
bohrte sich durch seine Haare und zerrte an seinem Mantel. Der Strand
war vollkommen verlassen, er war der ganz alleine dort. Außer...
Er konnte jemand ganz oben auf einer Klippe stehen sehen. Das war unmissverständlich Lily. Ihr helles rotes Haar sowie ihre leuchtend grünen Augen konnte er aus dieser Entfernung erkennen. Sie stand dort oben in ein Krankenhausbetttuch eingewickelt. James fing an zu laufen. Sie muss doch da oben erfrieren. Aber als er auf die Klippe zulief, schien der Weg immer länger und länger zu werden. Egal, wie schnell er rannte, das Flattern von Lilys Haaren schien immer weiter und weiter weg zu sein.
Auf
einmal war James warm. Die Sonne fing an sich über die Klippen
zu erheben. James hörte auf zu rennen, er fragte sich, was er
machen soll. Immer höher stieg die Sonne und überflutete
Lily in ein Orangenlicht. Als die Sonne direkt über Lilys Stand
verschwand diese im Orangen Sonnenlicht. James runzelte die Stirn und
musste schwer atmen. Wo war sie hin?
James
fing an zu laufen und innerhalb weniger Minuten hatte er die Seite
der Klippe erreicht, doch Lily war nicht in Sicht. Da, wo sie noch
vor wenigen Augenblicken gestanden hatte, war nichts außer ein
Stück Gras. Die Sonne verbannte die ganze Kälte aus seinem
Körper und gerade, als er seine Augen vor dem Sonnenstrahlen
schützen wollte, wachte er auf.
Er
brauchte einen Moment um sich an seinen Traum zu erinnern. Er war so
unheimlich, so seltsam furchterregend gewesen. Lily ist einfach
verschwunden.
Es war morgen. Sehr früh am Morgen. James und Sirius lagen immer noch auf dem Sofa, doch wo war Lily? Gerade, als James panisch wurde, bemerkte er, dass etwas seinen Brustkorb wärmte. Lily lag in seinen Armen. Sie hatte wieder ihre normale Hautfarbe. James war begeistert, dass sie dort in seinen Armen lag. Er lächelte und strich ihr vorsichtig übers Haar, und sein Traum kam wieder in sein Gedächtnis zurück. Es war alles wieder da, die Klippe, das Meer, der Sonnenaufgang. James wusste nicht warum, aber es machte ihm Angst. Als ob der Traum ihm zeigen wollte, dass er Lily jede Sekunde verlieren konnte. Das war dumm, denn Lily war offensichtlich nicht sein Eigentum und sie würde nicht einfach so verschwinden.
Ja, sie war noch immer hier, leise atmend, das eine Haarsträne ihres roten Haares sachte hin und her schwingen ließ. Sachte ließ er seine Finger über ihre Sommersprossen streifen. James fühlte sich privilegiert. Er sah Lily, als sie verwundbar war. Er realisierte, dass sie nicht immer so tough war, wie sie immer vorgab. Sie war so friedlich und rein. Lily zitterte ein bisschen und James zog die Gryffindordecke etwas näher um sie heran. Sirius lag umgekehrt, mit dem Beinen übers Sofa baumelnd dort. Peter schnarchte immer noch im Sessel vor sich hin.
James fragte sich, ob Remus schon zurück war. Er überlegte, ob er hoch in den Schlafsaal gehen sollte, um nachzuschauen, doch ein Blick auf Lily und er ließ es lieber bleiben, um diesen Moment noch etwas zu genießen.
Doch seine Frage wurde beantwortet, als sich das Portraitloch öffnete und Remus durchstieg. Er sah schrecklich aus. Seine Robe war zerrissen und er wirkte schrecklich müde. Er hatte dunkelrote Beulen unter seine Augen. Sein normalerweise so gepflegtes Haar war sehr verschmutzt. Das Einzigste, was er nun zu machen wollte, war sich in sein Bett zu legen und dankbar dafür zu sein, dass Samstag war.
Remus sah seine Freunde an und lächelte etwas. James hoffte, er würde nicht vor Sirius erwähnen, wie er mit Lily auf demselben Sofa lag. Denn dieser würde ihn jahrelang damit aufziehen. Langsam ließ sich Remus in einen Sessel nieder und schlief sofort dort ein. James runzelte die Stirn, was hatte Remus wohl gemacht, dass er erst um sechs Uhr morgens zurück in den Turm kam?
Peter schnarchte und Lily rührte sich. James stellte sich schlafend. Vorsichtig kroch Lily aus James Arm und dieser merkte, wie eine Kälteflut in an der Stelle traf, wo vor wenigen Augenblicken noch Lily gelegen hatte. James beobachtete sie durch halbgeschlossene Augen. Sie hob halb verschlafen die Schachfiguren auf, die Sirius runtergekickt hatte. Sie drehte Sirius richtig aufs Sofa und schob ihm die Decke bis unters Kinn.
Sirius lächelte etwas und murmelte etwas wie „Danke, Mom". Lily lächelte und küsste Sirius auf die Stirn. Sie schien jetzt vollkommen wach zu sein. Sie drehte sich um und erblickte Remus. Lily sah ihn an, als ob sie sich nicht sicher wäre, dass er dort schlief. Sie beobachtete ihn einige Sekunden und betrachtete dann seinen verkratzen Arm und die Flecken in seinem Gesicht. Dann stieg sie die Treppen zu dem Mädchenschlafsaal hoch.
James kickte Sirius wach.
„Was?",
fragte er, sobald er seine Augen geöffnet hatte. „Was ist
passiert? Wo ist Remus?"
„Sei
leise", beruhigte ihn James. „Du wirst ihn noch aufwecken." Er
nickte zu Remus, der friedlich in seinem Lehnsessel döste.
„Er
ist zurück!", wisperte Sirius ausgelassen. „Was ist mit ihm
passiert? Er schaut so aus, als ob er mit etwas gekämpft und
verloren hat."
„Er
kam vor ungefähr einer halben Stunde", sprach James leise. „Er
sieht wirklich zusammengeschlagen aus. Lily ist gerade nach oben, ich
glaube sie hat keine Grippe mehr."
„Gut, sie war wirklich etwas mürrisch", grinste Sirius. James fragte sich, wie Lilys gute Launen waren, wenn sie „mürrisch" war, als sie die Grippe hatte. Seiner Ansicht nach war sie kein bisschen mürrisch. Da sie gerade von Lily sprechen, diese kam gerade fertig angezogen die Treppen herunter. Sie sah wacher aus, als irgendeiner von den Jungen .
„Lily
dir geht es besser!", schrie Sirius, was Peter so erschrak, dass er
vom Sessel fiel.
Sirius
sprang auf Lily und warf sie zu Boden. Eilig sah James Remus an, doch
dieser schlief noch genauso ruhig wie vor ein paar Minuten.
„Shh,
du Schreihals wirst noch Remus aufwachen", zischte Lily. „Und geh
von mir runter du Elefant."
„Sorry!",
grinste Sirius und half Lily auf die Beine. Er machte einen Aufstand
sie abzustauben. Doch Lily drehte sich zum schlafenden Remus um.
„Was
glaubt ihr, wo er war?", fragte sie die Jungen.
„Keine
Ahnung", gähnte Peter.
„Es
gibt nur einen Weg, um das herauszufinden!", sagte James und
schüttelte freundlich Remus wach. Dieser ignoriert James eine
zeitlang, bis er langsam seine Augen öffnete und sie mit einem
komischen müden Ausdruck anblickte.
„Wo
warst du letzte Nacht?", fragte Sirius und versuchte höfflich
zu klingen. Remus´ Augen blickten zu Boden. „Ich hab meine
Großmutter besucht", antwortet Remus so leise, dass James
sich anstrengen musste, ihn zu verstehen.
„Warum,
ist sie in Ordnung?", fragte Lily sofort.
„Äh,
nein, sie ist sehr krank", erklärte Remus ruhig.
„Oh,
tut mir Leid." Nervös spielte sie mit ihren Fingern.
„Was
hast du dir angetan?", fragte James nach ein paar Sekunden. Remus
sah sich seine Schnitte und Quetschungen auf seinem Arm an und schien
plötzlich zu bemerken, dass sie da waren.
„Ich
bin hingefallen." James war sich nicht sicher ob er das Remus
glauben sollte. Ein paar Minuten schwiegen sie sich an. Die ganze
Zeit starrte Remus angespannt auf dem Fußboden und Lily
überlegte, was sie tun sollte. So war sie nun mal, sie überlegte
was sie tun oder sagen sollte, um ihm zu helfen. Da hatte Sirius
schon die Antwort.
„Hey, Ich weiß etwas was dich aufmuntern wird!", schrie er und erschlug das Schweigen mit einen riesigen Holzhammer. „Einen Streich!" James und Remus Laune hörten bei der Aussage auf. Lily rollte mit den Augen. „Ich denke", sagte Sirius mit einem altdeutschen Akzent, eine Augenbraun etwas hochgezogen. „Es könnte etwas mit unseren guten Freunden Slytherins zu tun haben."
