DAS KELLERGESCHOSS

Von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter

Inhalt: AU, drittes Jahr. An dem Abend, an dem Harry von den Dursleys abhaut, geschieht etwas, das sein restliches Leben verändern wird.

Disclaimer: Wie immer gehören alle Harry Potter Charaktere, Orte und Ideen JK Rowling. Nachdem ich wieder nur Übersetzerin bin, gehört die Geschichte Marz1. Beta-Leser ist wieder Kartarus.

A/N: Hallo und herzlich willkommen zu meiner zweiten Geschichte! Das hier ist nur ein kleines Nebenprojekt, an dem ich arbeite und meine Hauptaufmerksamkeit gilt natürlich der Fortsetzung vom Flug des Phönix. Ich hoffe, dass euch diese Geschichte auch gefällt und ihr mir ein paar Reviews schreibt. Es geht hier darum, was geschehen könnte, wenn an dem Abend nach dem Zwischenfall mit Tante Magda eine Kleinigkeit anders gelaufen wäre. Viel Spaß!

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KAPITEL 1 – Wie ich an diesen Stuhl gefesselt wurde

Ich zog, so fest ich konnte, doch ich schaffte es nur, ihn auf die vorderen beiden Beine zu kippen. Ich wollte nicht auf mein Gesicht fallen, also ließ ich den Stuhl mit einem lauten "Klonk!" wieder zurück fallen.

Ich denke normalerweise nicht, dass ich eine dumme Person bin. Ich mache dumme Fehler, aber seien wir ehrlich, das macht jeder irgendwann einmal. Ich hätte meinem ersten Instinkt folgen sollen, der mir sagte, ich sollte weglaufen und auf einen Baum klettern, aber ich wäre wahrscheinlich trotzdem hierher gekommen. Ich wäre gestolpert oder er wäre schneller gewesen. Aber was ich getan habe, konnte man als nicht anderes als Dummheit bezeichnen.

Eltern sagen ihren Kindern immer, dass sie fremde Hunde nicht streicheln sollen. Ich weiß nicht, ob meine mir je gesagt haben: „Harry, streichle keine fremden Hunde", denn ich war noch ein Baby, als sie gestorben sind, und ich war wahrscheinlich noch zu jung für diese Lektion. Meine Tante und mein Onkel, die mich ‚aufgezogen' haben, haben mir auch nie wirklich gesagt, dass ich fremde Hunde nicht streicheln soll, aber meine abscheuliche Tante Magda, die übrigens nicht einmal meine echte Tante ist, hat es geschafft, mir eine Anti-Hund Haltung einzupflanzen. Sie hat ihre Bulldogge mich immer durch den Garten jagen lassen, also wusste ich, dass man Hunden nicht trauen durfte.

Diese Situation ist allerdings etwas mehr als ‚Tante' Madgas Schuld. Sie liebte es, verächtlich mit mir zu reden und alles zu beleidigen, von meiner Körpergröße bis zu den Eltern, an die ich mich nicht einmal erinnern konnte. Ich weiß inzwischen, dass sie versuchte, mir eine Reaktion zu entlocken. Weil ich nicht in der Lage war, mich zu bewegen, gab mir das viel Zeit, um darüber nachdenken zu können, wie ich in diesen Schlamassel geraten bin. Mein erster Fehler war, dass ich ihren Köder geschluckt habe. Der zweite war, sie aufzublasen. Der dritte, für den nur ich die Verantwortung übernehmen kann, war einem winselnden Hund etwas abgestandenen Kuchen aus meinem Koffer zu geben.

Ich war aus dem Haus gelaufen, meinen Schulkoffer hinter mir herziehend, und ich hatte ehrlich keine Ahnung, wohin ich gehen sollte. Ich lief auf Wut und Adrenalin, aber einen sechzig Pfund schweren Koffer zu ziehen lässt beides sehr schnell verebben. Schließlich musste ich am Magnolienring anhalten und kräftig durchatmen. Ich hatte mir einen halb geformten, wahnsinnigen Plan einfallen lassen; ich wollte nach London fliegen und mein Verlies ausräumen, als ich fühlte, dass mich etwas beobachtete. Ich hätte dann davonlaufen sollen, oder fliegen, denn ich hatte meinen Nimbus 2000 bei mir, aber nein. Was habe ich getan? Ich habe mich umgedreht und hingesehen. Ich schwitzte und meine Brille war angelaufen, also nahm ich sie eine Sekunde lang ab und wischte darüber. Als ich wieder etwas besser sehen konnte, trat ich nach vor.

Hinter mir war ein Durchgang, und als ich näher kam, winselte ein Hund. Ich hätte mich umdrehen und abhauen sollen, aber nachdem mich Hunde normalerweise immer anbellen und nicht winseln, ließ ich meine Neugier die Überhand gewinnen und ging einen weiteren Schritt nach vor. Aus dem Schatten kam der größte Hund, den ich je gesehen habe. Er war fast ein Bär, ein weiterer Hinweis auf das Davonlaufen, den ich ignorierte. Der Hund kam direkt auf mich zu und winselte wieder. Er war von dichtem, schwarzem Fell bedeckt und hatte seltsame, blasse, blaue Augen. Sein Schwanz wedelte.

Ein Junge in meiner zweiten Klasse, Thomas, hat mir einmal gesagt, wenn ein Hund mit dem Schwanz wedelt versucht er, freundlich zu sein und man soll die Hand ausstrecken, damit er dich riechen kann. Er sagte, wenn du deine Hand ausstreckst, solltest du eine Faust machen, damit der Hund es schwerer hat, dich zu beißen, falls er nur so tut, als wäre er freundlich. Dann sagte Thomas: „Autsch!", denn mein Cousin Dudley stieß ihn zur Seite, damit er auf mich loskonnte. Thomas und ich haben danach nicht mehr viel miteinander gesprochen. Auf jeden Fall hielt ich dem Hund meine Hand entgegen und ich denke, ich schaffte den Riechtest. Der Hund leckte meine Hand und ich tätschelte seinen Kopf.

Ich weiß nicht, was ich mir dabei dachte, den Hund zu mögen. Er war groß und furchteinflößend und roch schrecklich, aber ich denke, das war einfach einer von den dummen Fehlern, von denen ich vorher schon gesprochen habe. Ich ging hinüber zu meinem Schulkoffer und der Hund folgte mir; sein Schwanz wedelte so stark, als versuche er die Aufmerksamkeit der Boeing 747 zu erwecken, die über unseren Köpfen flog. Ich dachte, dass sich das Winseln des Hundes hungrig anhörte. Während der Zugfahrt zur Schule und wieder nach Hause gibt es eine alte Hexe, die Süßigkeiten von ihrem Wagen verkauft. Ich habe so viel Zauberergeld, dass ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll, also kaufe ich immer mehr Süßes, als ich je essen könnte. Normalerweise vertilgen mein Freund Ron und ich das meiste davon, aber ich erinnere mich, dass ich zu müde war, die letzten Kesselkuchen zu essen, die ich im letzten Juni gekauft habe.

Ich grub sie aus meinem Koffer heraus und wickelte sie für den Hund aus dem Papier. Sie waren in weniger als drei Sekunden verschwunden und ich dachte, er müsste schon nahe am Verhungern gewesen sein, denn nachdem er sie gefressen hatte, verbrachte er etwas fünf Minuten damit, meine Finger abzulecken. Wenn ich das bedachte, war ich noch verängstigter als fünf Minuten zuvor.

Während der Hund dasaß und freundlich war, beschloss ich, ihm meine Lebensgeschichte aufzuerlegen. Die Art, wie er mir zuhörte, hätte mir sagen sollen, dass etwas nicht in Ordnung war, denn er schien sogar mit dem Kopf zu nicken, während ich sprach. Ich saß auf meinem Koffer, tätschelte ihm und quasselte ihm die Ohren voll. Ich erzählte ihm alles darüber, wie ich aus dem Haus gelaufen war und nicht wusste, wohin ich gehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich schon laut nach.

„Ich denke, ich werde zu Rons Haus gehen. Ich glaub, sie werden bald aus dem Urlaub zurück sein. Sie mögen Tiere, ich wette, sie werden dich auch bleiben lassen", sagte ich zu dem Hund. Plötzlich war er sehr still geworden. „Sie haben eine Ratte als Haustier, sie wird aber wahrscheinlich nichts ausmachen, Krätze wacht fast nie auf."

Und in diesem Augenblick wurden die Dinge wirklich seltsam.

Der Hund sprang auf und knurrte. Das Fall auf seinem Rücken stand zu Berge und Speichel floss aus seinem Mund und bildete um meine Füße herum eine Lache. Ich stand auf und versuchte, zurück zu gehen. Ich öffnete meinen Koffer und holte meinen Zauberstab heraus. Der Hund bellte und ich fiel nach hinten. Ich fiel direkt auf die Straße und eine Sekunde später sprang mich der Hund an. Ich lag auf der Straße mit diesem Monster von einem Hund auf mir. Sein Speichel tropfte auf meinen Hals und wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte, denke ich, dass ich vielleicht geweint hätte. Dann winselte der Hund wieder.

Ein lauter Knall ertönte, wie Bälle, die gegen eine Wand geworfen wurden, und dann blendeten mich Scheinwerfer. Ich war in diesem Moment sicher, dass ich sterben würde, und ich lachte. Seit ich ein Baby war, haben verrückte Psychopathen versucht, mich zu ermorden, als musste die Vorstellung, aus einer Mischung von Riesenhund und Autor getötet zu werden, irgendetwas in meinem Hirn geregt haben. Eine Sekunden, bevor ich von den Rädern den kommenden Busses zerquetscht wurde, geschah das seltsamste von allem. Ein Plop! ertönte und plötzlich war es kein Hund mehr, der mich auf die Straße drückte. Es war ein Mann.

Ich erkannte ihn sofort; langes, dreckiges Haar, eingesunkene Augen und die Knochen in seinem Gesicht kamen fast durch die Haut durch. Es war Sirius Black. Während mein Gehirn all das zusammensetzte, riss mir Black den Zauberstab aus meiner Hand. Ich brachte eine Silbe aus meinem Mund, und aus irgendeinem seltsamen Grund war sie: „Gah ..." Nicht einmal ich weiß, was ich sagen wollte. Also rief ich: „Gah!", während Black mit meinem Zauberstab schnippte und eine Sekunde später war ich nirgendwo.

Eigentlich war ich hier. Aber ich weiß nicht, ob das als ein Ort zählt. Das Licht ist noch nicht angegangen. Alles, was ich über meinen derzeitigen Aufenthaltsort weiß ist, dass der Boden aus Holz ist (ich hab das erfahren, als Black mich zu Boden rang, als ich versuchte, zu entkommen) und es gibt einen sehr unbequemen Stuhl. Ich weiß von dem Stuhl, weil ich darauf sitze. Meine Handgelenke, Knie, Ellbogen, Brust und Hüfte sind irgendwie daran gebunden. Ich kann mich nicht einmal so weit nach vorlehnen, dass ich versuchen könnte, die Seile durchzubeißen – oder so etwas in der Richtung. Er ist nicht zurückgekommen, nachdem er mich an den Stuhl gefesselt hat. Ich weiß nicht, wie lange das zurück liegt. Ich weiß nur, dass es mir helfen wird, meine Situation zu überdenken, um mich von dem wachsenden Druck auf meiner Blase abzulenken. Falls er mich umbringen sollte, hoffe ich, dass er mich zuerst aufs Klo gehen lässt. Es wäre sehr demütigend, so zu sterben. Der Junge, der überlebte, in seiner eigenen Scheiße gefunden. Malfoy würde diese Schlagzeile lieben.

Ich muss aufhören, so zu denken. Ich werde hier herauskommen. Verdammt noch mal, ich hab gegen eine Schlange gekämpft, die größer war als das Haus der Dursleys! Das ist nur ein Mann. Ein Zauberer vielleicht, aber er kann nicht schlimmer sein als Voldemort. Ich werde einen Weg hier raus finden. Ich werde nicht in Panik geraten. Ich werde nicht zusammenbrechen. Er wird mich nicht erwischen.

Der Boden knarrte und ein sanftes, kratzendes Geräusch zitterte durch die abgestandene Luft.

Ich glaube, dass hier drinnen noch jemand ist.