DAS KELLERGESCHOSS
Von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Danke für eure netten Reviews.
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KAPITEL 5 – Alternative Fortbewegung
Black hielt meinen Oberarm während dem ganzen Weg zur Busstation immer fest. Wir gingen die Straße entlang und ich warf einen Blick zurück auf das Haus. Es war verschwunden. Nicht einmal ein Weg führte dorthin, wo die Tür sein müsste. Als wir um die Ecke gingen sah ich, dass wir am Grimmauldplatz waren. Um uns herum waren überall Menschen. Ich überlegte mir, ob ich nach Hilfe rufen sollte, aber ich warf einen Blick auf Blacks andere Hand und sah, dass er meinen Zauberstab hielt. Er war zum Großteil von seinem Ärmel verdeckt, aber ich dachte nicht, dass irgendein Muggel, der meinen Hilferuf antworten würde, eine Chance hätte. Ich stellte mir Menschen vor, deren Köpfe in einer Reihe an der Wand hingen.
Black ließ seine Schultern nach vor fallen während wir gingen, als hätte er Angst, dass etwas schweres auf seinen Kopf fallen könnte. Es war ein wolkiger Morgen, aber auch für mich sah der Himmel ziemlich instabil aus. Ich denke, dass wir beide eine umgekehrte Form von Klaustrophobie oder so was hatten. Black hat mir gesagt, dass er zwölf Jahre im Gefängnis gewesen war. Ich war überrascht, dass bei ihm überhaupt noch etwas funktionierte.
Als wir die Busstation betraten, sah ich ein Poster an der Tür. Auf einer Seite war ein Bild von Black, dreckig und bewaffnet und gefährlich aussehend. Auf der anderen Seite war ein Photo von mir. Unter meinem Bild hieß es, dass ich vor fast zwei Monaten entführt worden war. Ganz unten stand eine Notrufnummer.
678-5656 Zusatznummer # 384 Fragen Sie nach dem leitenden Agenten, Arthur Weasley.
Black sah es auch und ging ein wenig schneller. Er hing die ganze Zeit an meinem Arm, während wir uns am Fahrkartenschalter anstellten, während wir auf den Bus warteten und als wir zu unseren Plätzen im Bus gingen. Er ließ mich nicht los, bis ich am Fensterplatz war und er am Gangplatz saß und somit meine Flucht verhinderte. Als wir die Station verließen, sah ich eine alte, großmütterlich aussehende Frau, die eines der Poster, das mich als vermisst erklärte, ansah. Ich starrte sie unbewegt an und sie drehte sich um und erwiderte meinen Blick. Ich sah die Erkenntnis auf ihrem Gesicht, aber dann legte der Bus an Geschwindigkeit zu und ich verlor sie aus den Augen.
Wir verbrachten den gesamten Tag im Bus. Ganz hinten war ein kleines Badezimmer. Black folgte mir nicht, als ich es benutzen musste. Ich wollte dort drinnen eine Botschaft an die Wand schreiben, und vielleicht würde jemand mit einem Handy sie sehen und Mr. Weasley anrufen, aber ich konnte mich nicht an die Nummer von dem Poster erinnern. Ich hatte genau hingesehen, aber sie war wie weggeblasen. Ich erinnerte mich, dass der Schluss 384 war, aber das würde mir auch nichts bringen.
Als ich zu meinem Platz zurückkam, formte ich einen neuen Plan. In der Tasche, die Black mir gegeben hatte, war eine Wasserflasche. Ich nahm sie heraus und begann, sie nach vor und zurück zu kippen. Sie machte ein lautes plätscherndes Geräusch. Ich dachte mir, dass das den ‚Ruf der Natur' beschleunigen würde, und wenn Black im Badezimmer war, würde ich den Fahrer dazu überreden, den Bus anzuhalten und dann könnte ich entkommen. Nach einer halben Stunde Plätschern sah ich, dass sich meine Mühe lohnte. Blacks Stirn runzelte sich und er begann, auf seinem Sitz zu rutschen. Als ob das Universum mir helfen wolle, polterten wir durch etwa fünfzig Sschlaglöcher. Black riss mir die Flasche aus der Hand, aber ich konnte sehen, dass es ihm nicht helfen würde. Wenn man gehen muss, dann muss man auch gehen.
Ich hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass er mich an den Sitz fesseln würde, doch er tat es trotzdem. Ich fragte mich, woher er die Muggelhandschellen hatte. Als er zurückkam, saß ich noch immer auf meinem Platz. Black nahm einen Schlüssel aus seiner Tasche. Er streckte die Hand nach meinem Arm aus.
„Du hast dir doch die Hände gewaschen, oder?", sagte ich.
Er schnaubte und öffnete die Handschellen.
Ich beobachtete die Straßenschilder vor dem Fenster, aber ich hatte mir die Landkarte von England nie genau angesehen, also war ich nicht sicher, wo wir waren. Ich dachte mir aber, dass wir nach Nordwesten fuhren. Es war wieder Nacht, als wir ausstiegen. Der Ozean war von der Busstation aus sichtbar. Ich sah, wie sich der Mond auf der Oberfläche spiegelte und ein kleines Licht, von dem ich glaubte, dass es ein Boot weit draußen am Horizont war.
„Sieh mal, das Meer", sagte ich zu Black.
Er sah mich einen Moment lang verwirrt an, packte dann meinen Arm und zog mich davon.
An der Wand der Busstation hing ein weiteres Poster von mir und Black, aber niemand sah es wirklich an. Ich fühlte mich erschlagen, als wir die Straße entlang gingen. Ich weiß nicht warum. Alles, was ich an diesem Tag getan hatte war, auf einem gemütlichen Stuhl zu sitzen und aus dem Fenster zu sehen.
Ich dachte, wir würden irgendwo anhalten, um dort die Nacht zu verbringen, aber Black zog mich einfach weiter bis zur Autobahn. Aus seinem Rucksack nahm er ein Schild und entfaltete es. Darauf stand „Schottland", groß und gut leserlich. Er ließ mich hinsetzen, während er das Schild hielt. Ich schlief ein und wachte in der Fahrerkabine eines Lieferwagens auf.
Ich saß am mittleren Sitz gegen Blacks Schulter gelehnt. Auf meiner anderen Seite war der Fahrer, ein unglaublich dicker Mann, der den Wagen mit einem runden Bauch zu lenken schien, während er mit seinen freien Händen ein großes Sandwich hielt. Zwischen den Bissen redeten der Fahrer und Black mit gedämpften Stimmen. Black sprach mit falschem schottischen Akzent, oder vielleicht war er auch echt und der englische war falsch. Ich weiß es nicht. Der Fahrer begrüßte mich als er sah, dass ich wieder wach war und ich erwiderte den Gruß. Etwa eine Stunde später stiegen wir aus. Black und ich sagten: „Danke" und der Mann sagte: „Ist jeder Zeit gerne geschehen." Ich erfuhr nie seinen Namen.
Wir schliefen endlich. Wir hielten in einer heruntergekommenen Gegend an. Es gab dort hauptsächlich Lagerhäuser und alte Fabrikshallen. Black fummelte an einem der Schlösser an einem Lagerhaus herum. Er schien keine Magie zu benutzen wollen. Ich glaube, dass das Ministerium uns irgendwie finden könnte, falls er es täte. Wir fanden weit hinten im Lager ein kleines Büro und gingen hinein. Es gab dort keine Fenster, nur vier Betonwände, einen Aktenschrank, einen Tisch und einen Stuhl. Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne. Nichts, womit ich Black zu Boden schlagen könnte.
Ich hatte eine Frage an ihn und überlegte, ob jetzt die richtige Zeit dafür war. Ich hatte den ganzen Tag mit Black verbracht und war ziemlich sicher, dass er währenddessen niemanden umgebracht hatte. Ich kam zu dem Schluss, dass das entweder gut war, weil es bedeutete, dass er in guter und nicht in mörderischer Stimmung war, oder dass es schlecht war, weil er den ganzen Tag verbracht hatte, ohne Hauselfen oder Muggel zu töten und ich war der einzige in der Nähe, falls er in Stimmung für eine Enthauptung kam. Ich dachte jedoch nicht, dass er mich umbringen würde, zumindest nicht gleich. Ich hatte schon genug getan, um ihn aufzuregen, und es war ja nicht so, als ob er mich gefoltert hätte. Er hatte nicht einmal gedroht, mich zu verletzen.
„Warum machst du das?", fragte ich. Er biss gerade von einem alten Brotstück ab, das er aus seiner Tasche geholt hatte. Er kaute langsam und schluckte, bevor er antwortete.
„Ich hab es dir schon gesagt. Peter wird dich umbringen."
„Nein. Ich meine, warum kümmert es dich, ob Peter mich umbringt oder nicht? Es ist immerhin nicht so, als ob wir uns kennen würden."
Blacks Mundwinkel wanderten nach unten. Ich denke, dass er die Stirn runzelte, aber der Rest seines Gesichtes blieb ohne Emotion. „Vor langer Zeit habe ich jemandem versprochen, dass ich auf dich Acht geben würde", sagte er.
„Wem? Wem hast du es versprochen?"
„Wenn es dir nie jemand gesagt hat, dann ist es auch nicht wichtig." Er begann wieder, sich Brot in den Mund zu stopfen.
Ich nahm auch etwas Brot aus meiner Tasche und begann zu essen. Ich war eigentlich nicht wirklich hungrig, hatte aber nichts besseres zu tun. Ziemlich bald konnte ich aber nichts mehr essen und das Kauen ließ meinen Kiefer schmerzen. Ich überlegte mir, dass ich wieder ein Gespräch beginnen könnte.
„Also ... ähm ... Was wirst du machen, nachdem du Peter erwischt hast?"
Er sah mich lange an. „Wenn ich Peter umgebracht habe, wird es vorbei sein und ich kann dies beenden." Seine Stimme klang sehr müde, als er den letzten Teil sagte.
„Was beenden?"
„Dieses leere, dunkle, kalte ..." Seine Stimme verlor sich und ein abwesender Blick legte sich auf sein Gesicht. Nach fünf Minuten versuchte ich wieder, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Hey, Black!"
Er schreckte auf und starrte mich eine Sekunde lang an. „Leg dich schlafen. Wir haben morgen einen langen Tag."
Ich wollte protestieren, aber dann legte Black die Handschellen um meine Knöchel. Er verwandelte sich in einen Hund und rollte sich vor der Tür zusammen, wodurch er seinen Beitrag am Gespräch und meinen Fluchtplan beendete.
Ich war noch lange wach und dachte nach. Vielleicht hat Black früher für Dumbledore gearbeitet, dem Direktor meiner Schule. Das würde erklären, warum er meinen Dad gekannt hat, denn mein Dad hat für Dumbledore gearbeitet. Vielleicht war Black früher der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts. Sie bleiben nie länger als ein Jahr und danach sind sie meistens tot oder verrückt. Ich driftete davon, während ich darüber nachdachte, wie er unterrichtet haben könnte. Er wäre wahrscheinlich nur hinter seinem Tisch gesessen und hätte die Schüler angestarrt. Sogar falls das seine Methode gewesen war, wäre er immer noch ein besserer Lehrer als der Zaubertrank Professor, Snape. Ich lachte irgendwie leise. Hier war ich, entführt, gefesselt und in tödlicher Gefahr und ich hatte immer noch die geistige Kraft, um Snape zu hassen. Er ist aber wirklich so schlimm.
Ein Heulen weckte mich. Ich wusste nicht, dass Hunde Albträume haben, aber ich denke, sie können es. Black rollte knurrend, bellend und winselnd vor der Tür herum. Seine Beine zuckten, als würde er sehr schnell laufen. Der Lärm war schrecklich. Ich überlegte mir, dass ich ihn wecken sollte, aber dann begann er, mit dem Maul zu schnappen und eingebildete Dinge zu beißen und deswegen wollte ich ihm nicht zu nahe kommen.
Ich warf die Schuhe, die er für mich organisiert hatte. Sie passten mir nicht wirklich, also würde es mir nichts ausmachen, wenn ein verrückter Hund sie in Stücke riss. Der erste Schuh traf seinen Rücken, ohne dass er es bemerkte, aber der zweite landete direkt auf seinem Kopf und der Hund war in einer Sekunde auf den Beinen.
Er sah mich einen Moment lang an und verwandelte sich dann wieder in Black. Seine Augen waren weit aufgerissen und ich konnte das Weiß drum herum sehen. Er murmelte, dass es ihm Leid tat und hörte erst wieder auf, nachdem er den Kopf geschüttelt hatte. Er warf einen Blick auf die Schuhe.
„Du hast im Schlaf gebellt", sagte ich.
Er nickte und brachte mir die Schuhe herüber. Er öffnete die Handschellen um meine Knöchel und sagte, dass wir aufbrechen würden.
Wir gingen zurück zur Autobahn und Black packte sein Schild wieder aus. Der Tag war schon angebrochen und wolkig. Wir fuhren bei verschiedenen Leuten mit. Keiner der Fahrer schenkte mir jedoch besondere Aufmerksamkeit. Der Tag war großteils langweilig. Etwas ein wenig seltsames geschah jedoch in einer kleinen Stadt, in der wir hielten – ich erinnere mich nicht mehr an den Namen. Wir gingen die Hauptstraße der Stadt entlang und dieser kleine Mann ging auf uns zu. Er trug einfache Golferhosen und ungefähr zwanzig nicht zusammenpassende Pullover. Er ging gebückt auf einen Stock gelehnt und trug eine Plastiktasche voller Dosen. Die Tasche riss auf, als wir vorbeigingen.
Es ergab für mich nicht wirklich Sinn. Black ließ meinen Arm los, den er immer umklammerte wenn wir in einer Gegend waren, in der ich leicht entkommen konnte. Er bückte sich und begann, die davon rollenden Dosen aufzuheben. Ich stand eine Sekunde lang verwirrt daneben und begann dann, ebenfalls die Dosen aufzuheben. Als wir sie alle hatten, fragte er den alten Mann ob er wollte, dass wir sie für ihn trugen. Der alte Mann sagte ja und wir begleiteten ihn den ganzen zu seinem kleinen alten Haus.
Black und der alte Mann, der sich uns als John Franklin vorstellte, redeten eine Weile miteinander. Black sagte, er wäre mein Onkel und dass wir nach Norden fuhren um meine Großmutter in Schottland zu besuchen. Mr. Franklin beschwerte sich über die schlechte Qualität von Einkaufstaschen. Ich glaube nicht, dass er Black überhaupt zuhörte. Er ließ und das Badezimmer in seinem Haus benutzen. Ich ging zuerst. Black ging hinein sobald ich draußen war. Er fesselte mich diesmal jedoch nicht. Ich überlegte, ob ich davonlaufen sollte, aber dann begann Mr. Franklin mir zu erzählen, wie sehr ich seinem Enkel Matthew ähnelte und sagte mir, dass Matthew bei einem Autounfall gestorben war, und ich konnte nicht einfach nach draußen laufen, während er mir das erzählte. Es war dumm von mir, es nicht zu versuchen, aber ich habe nie behauptet, dass ich genial bin. Black kam zurück und wir fuhren wieder per Anhalter weiter.
Es wurde kalt, als wir weiter nach Norden kamen. Am dritten Tag unserer Reise trug ich all die T-Shirt, die Black mir gegeben hatte und ich fror noch immer. Wir waren meistens draußen am Land. Mir gefiel die Landschaft, aber es schien, als wären die einzigen Lieferwagen, die uns mitnahmen, mit Bauernhoftieren beladen und wir mussten immer hinten mitfahren.
Ich haben Ziegen noch nie aus solcher Nähe gesehen, und ich will es nie wieder. Ziegen sind die grusligsten aller Tiere. Die Pupillen ihrer Augen sind ganz seltsam und verschieden und auf der Seite und alle dachten, dass mein Haar Futter sei. Black lachte mich aus, als ich eine weitere hungrige Ziege zur Seite schob. Das Lachen war angespannt und klang mehr wie ein Bellen als ein Geräusch, das ein Mensch von sich geben würde. Als Revanche lachte ich ihn aus, als eine Ziege in diesen lächerlichen Bommel auf seinem Hut biss und versuchte, damit zu entkommen. Ich glaube, dass ich noch nie so viel gelacht habe. Als Black seinen Hut endlich zurück und auf seinem Kopf hatte, fiel ein großer Tropfen Ziegenspucke vom Bommel herunter und landete auf seiner Nase. Er wischte sie angeekelt weg und schnippte sie zu mir, aber ich lachte so stark, dass es mir nichts ausmachte. Er hat irgendwie auch gegluckst.
Nach den Ziegen Laster waren wir in einem leeren, hinten offenen Lieferwagen. Der Fahrer ließ uns nicht im Fahrerhaus sitzen, weil wir so nach Ziegen rochen. Er gab uns jedoch eine Decke. Sie roch nach Hund. Ich freute mich wirklich darauf, wieder wie ein Mensch zu riechen. Black gab mir die Decke ohne Kommentar.
Als wir durch Schottland rollten zog ein starker Wind auf. Normalerweise saß ich so weit von ihm weg, wie er es mir erlaubte, aber sogar vom anderen Ende der Ladefläche aus könnte ich hören, wie seine Zähne klapperten. Ungefähr zwanzig Minuten lang hörte ich ihm dabei zu, bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich kroch zu ihm hinüber und teilte die Hälfte der Decke mit ihm. Wir saßen eine Weile eng aneinander gepresst dort und versuchten, nicht zu erfieren.
„Das bedeutet nicht, dass ich dir glaube", sagte ich zu ihm.
„Wenn du Peter siehst, wirst du es."
