DAS KELLERGESCHOSS

von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter

A/N: Vielen Dank für eure netten Reviews. Ich hab heute noch eine weitere kurze Anmerkung: im Moment habe ich ziemliche Probleme mit meinem Computer (das gesamte Office Paket funktioniert nicht mehr, deswegen schreibe ich das hier in WordPad, und noch ein paar andere Sachen laufen auch ziemlich schief) und ich habe keine Ahnung, wann alles wieder ordentlich funktioniert, das heißt, dass es mit dem nächsten Kapitel schon etwas länger dauern kann.

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KAPITEL 6 - Dementoren

Der letzte Laster ließ uns ein paar Kilometer nach Braemar Castle aussteigen. In der Gegend waren viele Touristen, also fielen wir nicht auf. Wir besichtigten das Schloss nicht. Ich wollte gerade eine Führung fordern, als mir einfiel, dass ich einen flüchtigen Verbrecher danach fragen würde. Sobald der Laster außer Sichtweite war, führte Black uns von der Straße weg. Wir gingen durch viele Felder. Ich kann Felder nicht mehr ausstehen. Nach den Feldern wurde die Landschaft irgendwie unruhig. Wir gingen andauern auf kleinen Hügeln auf und ab. Es war wieder wolkig, also konnten wir nicht in die Ferne sehen.

„Wie weit ist es noch bis Hogwarts?", fragte ich. Wir hatten eine Pause eingelegt und ich versuchte, meine Schuhe anders zu binden, damit sie aufhörten, die Haut von meinen Füßen zu scheuern. Ich hatte nich allzu viel Erfolg.

„Wir werden bei Einbruch der Dunkelheit in Hogsmeade sein; von dort aus kannst du alleine gehen - zur schule dauert es etwa zwanzig Minuten."

Er schätzte die Zeit gut ab. Gerade als die Sonne unterging, kamen wir über einen weiteren Hügel und sahen das Dorf. Niemand war draußen auf den Straßen. Ich hätte es für eine Geisterstadt gehalten, wenn nicht hinter zugezogenen Vorhängen ein wenig Licht hervorgeblitzt hätte. Es gab keine Straßenlaternen, also kam die Nacht schnell.

„Der Weg dort", sagte Black und deutete hin. „Wir dich hoch zur Schule bringen."

Ich nickte. „Falls die Ratte wirklich Peter ist, wie soll ich es dir sagen?"

„Ich werde in der Nähe sein", sagte Black.

Wir standen eine Weile schweigend nebeneinander und es wurde dunkler. Black sah aus, als wollte er etwas sagen. Ich dachte, dass ich auch etwas sagen sollte. Wie soll man sich von jemandem verabschieden, der einen entführt und fast zwei Monate lang in einem verspukten Haus eingeschlossen hat? Ich versuchte, mir etwas Unverbindliches zu überlegen, das die Bitte nach meinem Zauberstab enthielt, als Black sich nach vor lehnte und mich packte.

Ich dachte, er wollte mich angreifen und ich begann zu schreien, dass ich nicht zu entkommen versuchte. Dann merkte ich, dass ich nicht von den Füßen gerissen wurde. Er hatte nur die Arme um meinen Rücken gelegt und hielt mich an seine Brust. Nacht einem verwirrten Augenblick erkannte ich, dass er mich umarmte.

Während ich aufgewachsen bin, habe ich nicht viele Umarmungen bekommen. Ich denke, ich habe den „in einem Schrank gewohnt" Teil meines Lebens schon erwähnt. Deswegen fühle ich mich immer schrecklich komisch, wenn ich umarmt werde. Als die Mutter meines Freundes Ron mich letztes Jahr umarmt hat, habe ich mich ein wenig unbequem gefühlt. Blacks bizarrer Ausdruck eines Gefühls ließ mich fürchten, mich übergeben zu müssen. Ich hielt mich absolut still und hoffte irgendwie, er würde vergessen, dass ich da war und einen Spaziergang oder so was machen.

„Pass auf dich auf, Harry", sagte er über meinen Kopf hinweg. Ein leises Plop! ertönte. Ich stolperte ein wenig, um mein Gleichgewicht nach der plötzlichen Erlösung wieder zu finden. Ich sah gerade noch, wie das Ende eines Hundeschwanzes um eine Hausecke verschwand, dann war Black weg. In der ersten Sekunde war ich nur überrascht. Dann begann ich, mich einsam und verängstigt zu fühlen und ich rief ihm fast nach, er solle zurück kommen. Ich wollte gerade auf den Weg zugehen, als ich sah, dass Black seinen Rucksack liegengelassen hatte. Ich warf einen Blick hinein und fand meinen eigenen Zauberstab und den von Hermine. Inzwischen war ich besorgt, dass Black zurück kommen würde, also packte ich die Zauberstäbe und die Tasche und lief, so schnell ich konnte.

Ich kam ziemlich schnell außer Atem. Nur ein paar Hundert Meter außerhalb vom Dorf musste ich wieder gehen. Ich überlegte, dass es etwas länger dauern würde, bis ich meine Gefangenschaft hinter mir hatte. Eine Minute später verschwand das letzte Tageslicht und ließ mich in Dunkelheit zurück. Weil ich schon fast bei der Schule war dachte ich, dass ich keinen Ärger bekommen würde, wenn ich Magie einsetzte. Ich sprach den Lumos Zauber und ein kleines Licht entstand an der Spitze meines Zauberstabes. Dann dachte ich über die Möglichkeit nach, dass man mich von der Schule geschmissen hatte, weil ich an Tante Magda Magic angewandt hatte, aber ich glaubte, dass Dumbledore mich wenigstens ins Schloss lassen würde. Immerhin hatte ich eine traumatische Entführung hinter mir.

Es dauerte eher vierzig als zwanzig Minuten, bis ich die Schlosstore sehen konnte und meine Füße brachten mich um; ich war in diesem Moment jedoch so glücklich, dass ich den Rest des Weges über glühende Lava hätte laufen können.

Eiswasser lief über mich. Zumindest dachte ich das am Anfang. Plötzlich war mir schrecklich kalt und ich zitterte. Ich warf einen Blick hoch zu den Lichtern des Schlosses. Sie schienen zu verschwinden.

Ich sah mich um. Der Weg vor mir schien leer zu sein, aber als ich mich umdrehte sah ich eine riesige, in einen Umhang gehüllte Gestalt auf mich zukommen. Der Mann schien mit dem Atmen Probleme zu haben. Ich konnte ihn aus einer Entfernung von zwölf Metern hören. Er gab einen kratzenden, fast erstickten Laut von sich. Ich wollte gerade fragen, ob er einen Arzt brauchte, als eine weitere vermummte Gestalt aus dem Feld rechts von mir glitt. Er hörte sich genau wie der Erste an. Dann bemerkte ich, dass keiner von den beiden Beine hatte. Ich ließ die Taschen fallen und lief.

Zuerst dachte ich, dass es in meinen Ohren klingelte. Ich hörte ein hohes Hintergrundgeräusch, das sich einfach nicht ausblenden ließ, aber als ich mich den Schultoren näherte erkannte ich, dass es ein Schrei war. Es war eine Frau, die schrie. Es würde kälter. Ich trat auf ein kleines Rasenstück mitten auf dem Weg und mein Schuh blieb kurz daran hängen; ich schaffte es jedoch, auf den Beinen zu bleiben, obwohl ich ein wenig stolperte. Ich hatte Hermines Zauberstab in einer Hand und meinen eigenen in der anderen. Das Licht am Ende meines Zauberstabes wurde immer schwächer. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein weiteres dieser Dinger auf mich zuglitt. Dann erkannte ich plötzlich, dass sie die Kälte brachten. Als sie näher kamen, zitterte ich stärker. Ich sah, dass die Schultore geschlossen waren.

Ich lief auf die Eisenstäbe zu und rüttelte mit all meiner Kraft daran.

„Ich bin ein Schüler! Bitte, lasst mich hinein!", rief ich, doch sie reagierten nicht darauf.

Ich zog meinen Zauberstab und rief: „Alohomora!", aber nichts geschah, die Stäbe zuckten nicht einmal.

Weißer Nebel schien um mich herum aufzuziehen und das Schreien wurde immer lauter. Ich konnte nun Worte erkennen.

Die Frau schrie: „Bitte nicht ... Gnade!"

Ich stopfte die Zauberstäbe in meine Tasche und versuchte, die Stäbe hinauf zu klettern. Die ganze Zeit über rief ich, dass man mich hineinlassen sollte, doch niemand antwortete mir. Hand nach Hand zog ich mich hinauf. Meine Füße kratzten das Eisen entlang und versuchten, Halt zu finden. Meine Arme brannten und der Nebel war so dicht, dass ich fast nichts sehen konnte, doch die steinernen Eber, die die Tore flankierten, waren nur noch ein paar Meter entfernt. Ich konnte es schaffen. Ich konnte hinüber kommen!

Es berührte mein Bein. Dieses eisige Ding streifte mich nur kurz, aber ich konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Meine Hände begannen zu rutschen. Ich gab inzwischen seltsame Geräusche von mir; Bitten in einer Babysprache.

„Na ... ne ... staaah ... stopp … Hilfe … uh …"

Ich zog fester und versuchte, verlorene Höhe aufzuholen; die Kreaturen waren nicht so groß gewesen. Eine Hand schloss sich um meinen Knöchel. Sie musste nicht einmal ziehen. Meine Hände konnten sich nicht mehr halten. Ich wusste, dass ich fiel, aber alles, was ich fühlen konnte, war das eisige Wasser, das über mir zusammen schlug, und die schleimigen Hände an der Seite meines Gesichtes.

Alles, was ich hörte, war die schreiende Frau in meinem Kopf.

„Bitte ... hab Gnade ..."