DAS KELLERGESCHOSS
von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Danke für die Reviews. Ich möchte außerdem gerne meinen neuen Betaleser sumpfel begrüßen. Danke, dass du mir hilfst!
KAPITEL 9 – Normalität unterbrochen vom Grimm
Die Menschen ändern zu oft ihre Meinung. In einer Minute wollen sie, dass ich den Rest meines Lebens im Krankenflügel eingeschlossen verbringe, und in der nächsten werfen sie mich in hohem Bogen raus und brummen mir zehn Zusatzstunden pro Woche auf, damit ich den versäumten Stoff nachholen kann – und das in einem sowieso schon vollen Stundenplan. Ich denke, dass Professor Snape dahinter steckt. Madam Pomfrey hat ihm gesagt, ich könne keine Strafarbeiten bekommen. Solange ich nicht offiziell wieder in den Unterricht ginge.
Dumbledore kam an diesem Morgen in den Krankenflügel, warf mir einen langen Blick zu und fragte, ob ich dachte, ich wäre eine Gefahr für die anderen Schüler. Ich sagte: „Nein" und er ließ mich gehen. Ich versuchte zu fragen, wen Black umgebracht hatte, aber er wies mich ab und sagte, dass ich noch zu spät zu Verwandlung kommen würde.
Die Umstellung vom Nichtstun zum Alles auf einmal erledigen ist gar nicht so schlimm. Ich hatte nicht viel Zeit, mir über Blacks wahnsinnige Geschichte und den vermissten Krätze Sorgen zu machen. Der erste Unterrichtstag war so stressig, dass ich fast vergaß, dass ich entführt worden war.
Ich habe Verwandlung überhaupt nicht verstanden, aber Ron versicherte mir, dass das komplett normal war. McGonagall hielt mich nach dem Unterricht noch ein paar Minuten auf, um mich zu erinnern, dass ich nach dem Abendessen zwei Stunden Nachhilfe bei ihr hatte. Zauberkunst war nicht so schlimm, aber ich war der letzte, der den Entknotungszauber verstand. Der Zauber war gar nicht so schwer (Ha, ha), aber ich war abgelenkt. Meine Aufmerksamkeit wandte sich dauernd den Fenstern und Türen zu. Ich hatte dieses seltsame Gefühl, dass sie verschwinden würden, wenn ich nicht auf sie Acht gab. Alles in allem liefen die Dinge gut, bis zu meiner Mittagspause, als ich von Oliver Wood umgeben wurde.
Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Wie konnte mich eine Person umgeben? Nun, falls ihr jemals Wood trefft, werdet ihr es verstehen. Er lebt für den Zauberersport Quidditch. Es ist ein Sport, der mit vier verschiedenen Bällen auf fliegenden Besen gespielt wird. Es ist auch mein Lieblingssport, aber Wood muss dringend an seinen Prioritäten arbeiten.
Ich hatte gerade einen Löffel mit Eintopf im Mund, als sich Hände auf meine Schultern legten. Ich rief etwas unverständliches und biss aus Überraschung fest auf meinen Löffel. Meine Zähne schmerzten, als ich einen Blick über meine Schulter warf und Oliver anstarrte, aber er schien es nicht zu merken.
„Tschuldigung, Harry. Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte Wood, als er sich auf den freien Zentimeter zwischen mir und Ron quetschte. Er zog einen Stapel Pergament aus seiner Tasche, und nachdem er allen in der Umgebung einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte, hielt er die Papiere zwischen mich und mein Mittagessen. Die Blätter enthielten die kompliziertesten Diagramme für Spielzüge, die ich je gesehen habe.
„Dieses Jahr haben wir eine Chance, den Titel zu gewinnen, Harry. Ich hab keinen Zweifel, dass wir es schaffen können. Black hat dich rechtzeitig zurück gebracht. Ich wusste, dass er nachgeben würde. Du hast vor dem Spiel gegen Slytherin anderthalb Wochen, um zu trainieren ..."
„Belästigt er dich schon?", fragte Fred Weasley, der hinter mir aufgetaucht war. Er schaffte es, sich zwischen Wood und mich zu setzen. Am anderen Ende der Bank fiel ein Erstklässler auf den Boden.
„Er hat seit der Zugfahrt andauernd an Black geschrieben", sagte George, beäugte die überfüllte Bank und quetschte sich zwischen Hermine und mich, wodurch am anderen Ende der Bank ein weiterer Erstklässler zu Boden plumpste.
„Ich dachte, ich könnte mit ihm verhandeln", sagte Wood. „Ich wollte gerade den einhundertundsiebenundsechzigsten Brief schicken, als du vor der Schule aufgetaucht bist."
Wood steckte die Hand wieder in die Tasche und holte einen weiteren großen Stapel Pergament heraus. Er gab ihn mir, damit ich ihn mir ansehen konnte.
An Mr. Sirius Black,
Ich bin sicher, dass Sie als ehemaliges Mitglied der Quidditch Mannschaft von Gryffindor verstehen, wie wichtig der Quidditchpokal und sein Zeichen in der Hausrivalität in Hogwarts ist. Gryffindor, Ihr früheres Haus, hat den Pokal schon seit sieben Jahren nicht mehr gewonnen. Der Sieg ist stattdessen an Slytherin gegangen. Ich bitte Sie inständig darum, unseren Sucher, Harry Potter, wieder an uns auszuhändigen, denn ohne ihn wird der Pokal wieder in den Händen der Slytherins landen.
Ich bin sicher, dass jegliche Angelegenheiten, die Sie mit Harry aus der Welt zu schaffen haben, für Sie von höchster Wichtigkeit sind, aber vielleicht finden Sie in Ihrem Zeitplan genügend Zeit, Harry nach Hogwarts zu bringen – zumindest bis zum Ende der Quidditch Saison.
Der Brief ging in diesem seltsam geschäftsmäßigen Ton noch fünf Rollen Pergament lang weiter und endete mit der Unterschrift:
Mit freundlichen Grüßen,
Oliver Horatio Wood, Kapitän der Gryffindor Quidditchmannschaft.
„Black war in Gryffindor?", fragte ich.
„Ja", sagte Wood abweisend. „Er war ein Treiber. Seinen Namen findest im ganzen Pokalzimmer im Ostflügel. Er hat im gleichen Team wie dein Vater gespielt."
Alle drehten sich um und starrten Wood an.
„Black ging mit meinem Dad zur Schule?"
„Ich glaub schon, sie waren sechs Jahre zusammen im Gryffindor Team."
Ich dachte nicht, dass Oliver log. Er lebte und atmete für Quidditch und kannte jedes Buch und jede Aufzeichnung über die Hausteams auswendig. Kein Wunder, dass Black gesagt hat, ich würde wie James aussehen. Ich wandte mich dem Lehrertisch zu, aber Dumbledore war nicht dort. Ich schluckte meinen Eintopf langsam hinunter und Wood begann, die Diagramme zu erklären, die er mitgebracht hatte.
Während Hermine, Ron und ich hinunter zu Hagrids Hütte gingen, wo Pflege magischer Geschöpfe stattfand, schwor ich mir selbst etwas. Weil Krätze verschwunden war und der Direktor alles andere als hilfreich war, würde ich Blacks Identität alleine herausfinden. Wood hatte mir einen Anfangspunkt gegeben. Ich verlor mich in meiner eigenen kleinen Welt, während ich darüber nachdachte. Bis ich in ihn hineinlief, merkte ich nicht, dass Draco Malfoy vor mir stand.
Ich denke, bevor ich das erzähle, sollte ich erwähnen, dass Draco Malfoy das verzogenste, verdorbenste, arroganteste Frettchen ist, das einem begegnen kann – und sein Vater ist noch schlimmer. Draco hat zwei Kumpanen, Crabbe und Goyle, die ihm immer auf Schritt und Tritt folgen und seine Befehle ausführen. Malfoy und seine Schläger verbringen den Großteil ihrer Zeit damit, im Unterricht zu schummeln und jüngere Schüler zu schikanieren. Ich denke, dass ihr verstehen könnt, dass ich mich nicht entschuldigt habe, weil ich ihn versehentlich umgehauen habe.
Innerhalb einer Sekunde stand er wieder auf seinen Beinen und versuchte, an seiner Nase entlang auf mich herabzusehen, aber er war nicht sehr viel größer, also musste er den Kopf schließlich in den Nacken legen und sah mich ein wenig schielend an.
„Nun, wenn das nicht der arme kleine Potter ist", schnarrte er. „Der Schulrat wollte dich nach St. Mungos schicken, aber ich nehme an, dass Dumbledore seinen goldenen Jungen rausgehauen hat."
Ich zuckte mit den Schultern.
„Also, wie war dein kleiner Urlaub mit Black? Ich bin sicher, dass es ihm Spaß gemacht hat", sagte Malfoy feixend.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich denke, dass Malfoy mir nur eine Reaktion entlocken wollte. Ron sah aus, als würde er ihn gleich schlagen. Im Gegensatz zu ihm konnte ich mich darüber nicht aufregen. Vielleicht war ich einfach zu gestresst. Ich versprach mir selbst, dass ich mir später eine gute Beleidigung für ihn einfallen lassen würde, oder ihm immerhin die Nase platt schlagen würde.
„Hat dir Black die Zunge rausgeschnitten, Potter, oder rede ich einfach so schnell, dass du es nicht verstehst?"
„Halt den Mund, Malfoy!", rief Ron. Es war nett von ihm, dass er mich verteidigen wollte, aber er muss einmal an seinen Argumenten feilen.
Plötzlich erblickte ich eine riesige Gestalt, die den Hügel herauf auf uns zukam und ich dachte, ich wäre vor weiteren Peinlichkeiten gerettet. Es war Rubeus Hagrid, der Wildhüter und Pflege magischer Geschöpfe Professor. Er ist erst in diesem Jahr zum Professor befördert worden, während ich am Grimmauldplatz eingesperrt gewesen war. Hagrid war ungefähr acht Fuß groß und hatte die Angewohnheit, blutrünstige Monster als Haustiere zu halten, also passte er genau für den Job. Allerdings machte ich mir langsam Sorgen, denn Hagrid hatte uns fast erreicht und zeigte keine Anzeichen, das Tempo verringern zu wollen.
Ron und Hermine schafften es, gerade noch im letzten Moment aus dem Weg zu springen und einer knirschenden Umarmung auszuweichen. Hagrid hatte wohl vergessen, dass, wenn man als Dreizehnjähriger von einem Lehrer umarmt wird, man zusehen kann, wie das soziale Leben am Galgen aufgeknüpft wird. Ich konnte jedoch nicht rufen, dass er aufhören sollte. Wenn man zu Hagrid gemeine Dinge sagt, ist es fast so, als würde man einem Welpen mit einem Ziegelstein auf den Kopf schlagen.
Schließlich merkte er, dass ich keine Luft mehr bekam und ließ mich los. Malfoy und seine Kumpane kugelten sich vor Lachen, doch Hagrid ignorierte sie und ich versuchte es auch. Hagrid sah ein wenig weinerlich aus, und was er als nächstes sagte, überraschte mich wirklich.
„Tut mir leid, Harry, ich hätt' Black umbringen soll'n, als ich die Gelegenheit dazu hatt', und all das wär nich' passiert."
„Was?"
„Er hat scho' mal versucht, dich zu erwischen, als du noch'n Baby warst. Ich hab dich ihm nich' gegeben, aber ich hab ihn auch nich' aufgehalten. Tut mir leid."
Er sah aus, als würde er mich jeden Augenblick wieder umarmen. Ich tat mein bestes, um eine weitere Katastrophe zu verhindern. „Es ist okay, wirklich Hagrid. Eigentlich ist gar nichts schlimmes passiert. Alles ist wieder in Ordnung."
Er schien sich über das, was geschehen war, mehr aufzuregen als ich selbst. Hermine, Ron und ich schafften es schließlich, ihn so sehr zu beruhigen, dass er unterrichten konnte. Ich plante, ihn später zu befragen. Ron erzählte mir, dass Hagrid beschlossen hatte, zuerst kleinere Kreaturen durchzunehmen, um ein weiteres Hippogreif Drama zu vermeiden. Hagrid ging in seine Hütte und kam mit zwei geflochtenen Käfigen zurück. Von drinnen drang ein lautes gefährliches Zischen.
„Sind es Schlangen?", fragte Ron leise. Ich schüttelte den Kopf. Für mich hörte es sich eher nach wütenden Katzen an.
Hagrid steckte die Hand in einen der Körbe und zog eine blasse zischende Kreatur heraus. Es war schwer, sie in Hagrids riesigen Händen klar zu erkennen. Was ich jedoch sah, war furchteinflössend. Das Geschöpf hatte vier Beine und alle Gelenke schienen sich in zwei Richtungen drehen zu können. Der klumpige Kopf drehte sich um hundertachtzig Grad und starrte die Klasse mit leuchtenden roten Augen an, bevor es den Kopf wandte und begann, mit nadelähnlichen Zähnen auf Hagrids Fingern zu kauen.
„Wer will denn den kleinen Kerl mal halten?"
Die Schüler traten erschrocken zurück. Hagrid sah aus, als würde ihm das Herz zerbrechen. Ich warf Ron einen Blick zu.
„Du nimmst die Beine und ich schnapp mir die Arme?", fragte ich.
Er erblasste, nickte aber trotzdem.
„Wir machen es", sagte ich.
Hagrid hielt uns das kleine Monster entgegen, aber in der Sekunde, in der er es losließ, sprang es direkt auf Rons Gesicht zu. Meine Hand schoss nach vorn und packte das Biest hinten am Nacken, einen Zentimeter vor Rons Nase. Nach einem kurzen Gerangel aus Schnappen, Fauchen und Beißen, hielten Ron und ich das Geschöpf sicher an Armen und Beinen fest. Es gab keine Freiwilligen, die das zweite Exemplar halten wollten.
„Nun, wer kann mir mal sagen, was die hier sin'?", fragte Hagrid, der die zweite Kreatur hielt.
Hermine hob die Hand. „Sie sind Gremlins, beheimatet in Europa und auf den Britischen Inseln, obwohl sie auch in die Neue Welt und nach Australien gebracht wurden. Sie haben eine angeborene Abscheu vor technischen Geräten und kommen häufig in der Nähe der Industrie der Muggel vor. Die ersten bewiesenen Vorkommnisse stammen aus der Bronzezeit ..."
„Ich dachte, der Professor soll die Klasse unterrichten", schnarrte Malfoy.
„Hey, Malfoy! Fang!"
Malfoy tauchte hinter seinen Schlägern unter, als ich so tat, als würde ich ihm das Tier zuwerfen.
Der Rest des Unterrichts flog vorbei. Wir lernten, dass man einem Gremlin ein mechanisches Objekt geben musste, das er auseinander nehmen konnte, wenn man ihn sich fern halten sollte. Wenn er damit fertig war, würde er seine Verwüstung fortsetzen, aber man konnte sich somit ein paar Minuten verschaffen, in denen man ihn bändigen konnte.
Es gab bis zum Ende der Stunde keinen weiteren Probleme, doch dann mussten die Gremlins zurück in ihre Käfige. Hagrid ließ es stumm mit sich geschehen, doch als Ron und ich versuchten, unseren wieder in sein geflochtenes Gefängnis zu stopfen, entschlüpfte er meinem Griff, biss Ron und lief in Richtung des Waldes davon, bevor wir auch nur blinzeln konnten.
Ich überlegte nicht wirklich, als ich ihm hinterher lief und in den Verbotenen Wald folgte. Ich war noch nicht weit drinnen, als ich das kleine Biest mit einem Hechtsprung erwischte. Wir rutschten einen kleinen Hügel hinab. Als ich auf die Beine kam, merkte ich, dass der Gremlin sich nicht bewegte. Ich versuchte, seinen Puls zu suchen und sein Kiefer schnappte nach mir, obwohl seine Augen sich nicht öffneten. Ich nahm an, dass das bedeutete, dass das Tier noch am Leben war.
Ich hob es an einem seiner sehr beweglichen Beine auf und lief zurück in Richtung Schule. Plötzlich überkam mich das Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Ich begann, schneller zu laufen und trat prompt in ein Nest aus Teufelsschlingen; ich stolperte, als die Tentakel sich um meine Knöchel schlossen. Als ich hinfiel, sauste der Gremlin durch die Luft und klatschte gegen einen Baum.
Ich entspannte mich kurz und die Pflanze ließ los und verschwand wieder in dem Schatten unter einem Busch. Ich rollte auf meine Hände und Knie und starrte dem schwarzen Hund direkt in die Augen. Er starrte mich mit diesen blassen blauen Augen an, aber er verwandelte sich nicht in Sirius Black. Die Ohren des Hundes zitterten und er wandte den Kopf eine Sekunde lang zur Seite, dann sah er mich wieder an. Ich versuchte, ruhig auszusehen.
„Harry!", rief Rons Stimme in der Nähe.
Ein tiefes Knurren drang aus der Kehle des Hundes. Er sprang nach vorn und das Leben eines Menschen zog vor meinem inneren Auge an mir vorbei. Ich glaube nicht, dass es mein Leben war. Ein Großteil davon schien aus einer Biographie von Winston Churchill zu sein, die ich mir in der vierten Klasse hatte ansehen müssen. Anstatt dass er mir den Kopf abriss, leckte der Hund mein Gesicht und ich zuckte zusammen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war der Hund verschwunden, doch er hatte Spucke hinterlassen, die von meiner Nase auf mein Kinn tropfte.
Ich packte den bewusstlosen Gremlin und lief auf Rons Rufe zu; während ich lief wischte ich die Hundespucke aus meinem Gesicht.
„Du hast ihn erwischt!", rief Ron glücklich und besah sich das kleine Biest unter meinem Arm. Ich nickte und wandte mich um, um im Wald nach dem Hund zu suchen. Mehr als je zuvor musste ich erfahren, was Black vorhatte und wozu er fähig war.
