DAS KELLERGESCHOSS
von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Dieses Kapitel ist noch nicht betagelesen, verzeiht also eventuelle Fehler. Eine korrigierte Version wird bald online sein.
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KAPITEL 12 – Der Beweis
Ich lies das Frühstück aus und ging gleich zum Büro des Direktors. Ich hatte eine Kopie des Testaments dabei, aber der Rest der Mappe lag oben in meinem Schlafsaal, denn ich hatte dieses seltsame Gefühl, dass Dumbledore vielleicht meinen Beweis beschlagnahmen wollte. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, meinen Plan noch einmal zu überdenken, während ich nach einem Passwort für die Wasserspeier suchte, die den Eingang zu Dumbledores Büro bewachten. Professor Sprout kam just in den Moment heraus, als ich eintraf.
„Fühlst du dich in Ordnung? Du siehst ein wenig mitgenommen aus", sagte sie.
„Mir geht's gut, danke. Ich muss nur mit Professor Dumbledore reden."
Sie nickte und ließ mich vorbei. Ich lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch, aber als ich die Tür erreichte, wollte ich nicht hinein gehen. Ich meine, was wäre, wenn ich fragte, und er es mir nicht sagen wollte? Ich könnte Lupin fragen, aber ich kannte ihn nicht so gut und jemand anderen wollte ich nicht fragen. Dumbledore weiß alles, aber er behält gerne alles für sich. Plötzlich begann ich, an Tom Riddle zu denken.
Letztes Jahr musste ich gegen den Geist von Tom Riddle kämpfen, dem Erben Slytherins. Der Geist hatte Besitz von Rons kleiner Schwester Ginny ergriffen und einen Basilisken in der Schule losgelassen. Dumbledore wurde gezwungen, die Schule zu verlassen, und mein Freund Ron und ich mussten, mit der unfreiwilligen Hilfe unseres damaligen Verteidigung gegen die dunklen Künste Professor, selbst hinunter in die Höhle des Löwen. Wenn Dumbledore allen gesagt hätte, dass Tom Riddle die jüngere Version von Lord Voldemort war, wäre nichts davon geschehen. Rons Schwester hätte diesen Geist nie kennen gelernt und uns allen wäre viel Ärger erspart worden. Ich wollte mich gerade umdrehen, und über die kommende Konfrontation noch einmal nachdenken, als eine Stimme durch die Tür rief.
„Komm herein, Harry."
Nun gab es kein Zurück mehr. Ich stieß die Tür auf und trat ein. Dumbledores Büro ist mit allen möglichen Gegenständen gefüllt; es gibt viele Arten von Schachteln, aus denen Antennen in möglichen Himmelsrichtungen hervor blinzeln. Natürlich sind sie nicht so seltsame wie der Direktor persönlich. Ich denke, er trug noch seinen Pyjama, aber bei ihm bin ich mir nie wirklich sicher. Er trug einen neonrosa Morgenmantel, der mit himmelblauen Hühnern bestickt war. Er trank Tee, während er Formulare unterschrieb.
„Was bereitet dir heute Morgen Sorgen?", fragte er. Das Licht wurde seltsam von seiner Brille reflektiert und ich konnte seine Augen nicht sehen. Ich ging hinüber zu seinem Tisch und knallte die Kopie des Testaments darauf.
Er warf dem Blatt einen flüchtigen Blick zu, bevor er fragte: „Woher hast du das?"
„Einer der Aurors hat es mir geliehen."
„Es war Mr. Shacklebolt?"
Ich nickte.
"Harry, es gibt einige Dinge, bei denen du um vieles glücklicher bist, wenn du sie nicht weißt."
„Ich wäre lieber am Leben und depressiv, als tot und glücklich, Sir."
Dumbledore seufzte. „Was willst du wissen?"
„Ich will wissen, was Black angestellt hat. Shacklebolt hat mir noch ein paar andere Papiere gegeben und überall steht etwas über die Explosion und Pettigrew und die toten Muggel, aber es gab noch etwas anderes, das niemand aufgeschrieben hat. Ich hab Hinweise gefunden, dass er für Voldemort gearbeitet hat, aber was hat er gemacht? Ich weiß, dass Shacklebolt ein persönliches Problem mit Black hat, genau wie Professor Lupin. Ich will, dass Sie mir sagen, was Black gemacht hat."
„Harry, setz dich."
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Habt ihr euch schon jemals danach gefühlt, ein paar Nägel in einen Schläger zu hämmern und dann damit auf Zerstörungstour zu gehen? Als ich aus dem Büro des Direktors ging, fühlte ich mich genau so. Er rief mir etwas nach, aber ich verstand es nicht. Ich hörte eigentlich gar nichts, bis ich auf dem Dach des Astronomieturms war, doch ich erinnere mich nicht wirklich, wie ich dorthin kam. Ich stand nur dort und blickte hinab auf die Schlossgründe, während ich versuchte, den Nebel in meinem Gehirn zu lichten.
Während seiner Zeit in Hogwarts war der beste Freund meines Vaters ein Junge namens Sirius Black. Sie waren immer und überall zusammen und haben die Hölle heraufbeschworen. Sie hatten zwei andere Freunde, Peter Pettigrew und Remus Lupin. Die vier waren unzertrennbar und nach dem Schulabschluss, schlossen sich alle dem Kampf gegen Voldemort an. Als Voldemort nach meiner Mum und meinem Dad suchte, versteckten sie sich. Nur Black wusste, wo sie waren und er verriet sie. Er stolperte auf einer Muggelstraße über Pettigrew und tötete ihn und alle im Umkreis von dreißig Fuß.
Black war verrückt, als sie ihn erwischten; er lachte und war verwirrt. Er wurde lebenslänglich nach Askaban geschickt, dem auf einer Insel liegenden Zuhause der Dementoren und er war der erste Zauberer, der je entkommen ist. Black sagte, dass er mich beschützen müsste. Black sagte, er hätte es versprochen. Er sagte, dass es ihm Leid tat. Wie hatte ich in Erwägung ziehen können, ihm zu glauben?
Ich trat so fest ich konnte, gegen den nächsten Stein.
Warum konnte nicht alles einfach sein? Warum konnte Black nicht einfach sagen: „Ich habe deine Eltern umgebracht und jetzt bin ich hinter dir her"? Warum hat er sich entschuldigt? Warum hat er mich nicht erledigt, als er die Chance hatte? Vielleicht hat der Verrat an meinen Eltern ihn wirklich in den Wahnsinn getrieben. Vielleicht bin ich ein Dummkopf, weil ich ihn nicht umgebracht hatte, als ich es konnte. Ich war noch immer nicht sicher, ob ich ihn nun tot sehen wollte, aber ich wusste, dass ich wieder mit ihm sprechen musste. Ich musste es wissen.
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Das größte Problem eines Internats ist, dass man keine Privatsphäre hat. Wenn ich auf einem Dach sitzen und nachdenken will, dann ist es doch nur fair, dass ich das auch darf. Ich wusste, dass ich einen Haufen Strafarbeiten bekommen würde, wenn ich wieder in den Unterricht kam, aber ich würde diese Rechnung erst später bezahlen. Ich konnte es wirklich nicht gebrauchen, dass die Weasley Zwillinge meine wirren Gedanken unterbrachen.
„'nen schönen Morgen, Harry!", rief Fred Weasley, weniger als fünf Zentimeter von meinem Ohr entfernt.
Ich fiel fast vom Dach.
„Weißt du, ich denke, es ist schon Nachmittag", sagte George.
„Wie wahr. Ich denke, wir versäumen Kräuterkunde."
„Ich dachte, es wäre Zauberkunst."
„Nun, eines wissen wir mit Sicherheit. Harry, du hast Zaubertränke verpasst."
„Hermine hat sich ziemlich aufgeregt", fügte George hinzu. „Sie hat uns auf die Suche nach dir geschickt."
„Es ist ja nicht so, als ob wir Zaubertränke nicht auch geschwänzt hätten, aber Snape hat Gryffindor ziemlich viele Punkte genommen."
„Wir haben nur über deine ... Motivation nachgedacht."
Die Zwillinge hielten inne und sahen mich erwartungsvoll an.
„Es ist so", sagte ich. „Habt ihr jemals das Gefühl, dass euch jemand in den Rücken fallen wird, sobald ihr euch umdreht? Denkt ihr dann, dass es keinen Sinn macht zu versuchen, jemandem zu vertrauen, denn wie könnte ihr wirklich wissen, was jemand denkt? Dann erkennt ihr, dass die Welt auf einem Turm voller verflochtener Lügen aufgebaut ist, die jeder glaubt, und die einzige Chance, die ihr auf Gerechtigkeit habt, liegt in den Händen des unbestechlichen Schicksals?"
„Nein", sagte Fred.
„Einmal", sagte George. „Aber dann haben wir alle Toilettensitze im Vertrauensschüler Badezimmer mit Kleister bestrichen. Das hat die Krise schnell gelöst."
„Weißt du, was du brauchst, Harry?", fragte Fred.
„Was?"
„Sinnloses Chaos, und zwar eine große Portion", sagte George.
„Ich denke, wir können ihm damit helfen", sagte Fred.
„Du meinst ...? Aber nein, wie können wir uns davon trennen? Sie ist doch ein Teil von uns, so geliebt wie ein Zehennagel!"
„Es ist für einen großen Zweck."
Beide hielten in ihrem Gezanke inne und sahen mich an. Ich spielte mit.
„Wovon redet ihr beide?"
Fred nahm ein altes Stück Pergament aus seiner Tasche und stupste es mit seinem Zauberstab an.
„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!", verkündete er und gab mir das Pergament.
So kam die Karte des Rumtreibers in meinen Besitz, eine detaillierte Karte der gesamten Schule und Schlossgründe. Jeder Korridor, jedes einzelne Klo und jede Besenkammer waren säuberlich beschriftet und ein Haufen geheimer Gänge erschien ebenfalls. Der Interessanteste an der Karte waren jedoch die Menschen. Jede Person, die in Reichweite der Karte war, wurde von einem kleinen, beschrifteten Punkt dargestellt. Fred, George und mich fand ich leicht. Es war schwerer, Menschen in Mengen ausfindig zu machen, wie etwa in der Großen Halle oder der Bibliothek, aber wenn man den Punkt mit dem Zauberstab berührte, wurde die Stelle vergrößert.
„Wie habt ihr die gemacht?", fragte ich.
„Leider können die Verantwortung dafür nicht übernehmen ..."
„... aber die Karte ist wirklich wie für uns gemacht."
„Wir schlagen ein wenig Rache an Snape vor."
„Viel Glück Harry, und ..."
„... geh sicher, dass du nicht in Schwierigkeiten kommst."
„Die Sorte, bei der man erwischt wird."
Mit diesem letzten Kommentar verschwanden Fred und George. Ich stand da und beobachtete die kleinen Punkte, die über die Oberfläche der Karte des Rumtreibers wanderten. Snape war in seinem Büro. Die Bibliothek war mit Erst- und Zweitklässlern vollgestopft. Ich verfolgte mit meinem Finger einen der Geheimgänge. Er führte unter dem Schulhof und der Großen Halle entlang und drehte sich unter den Kerkern leicht. Ich hielt inne, als er unter einem Raum mit der Beschriftung ‚Küche' verlief. Das Schildchen schwebte langsam an den gezeichneten Rändern des Raumes entlang und versuchte, keinen der Punkte zu überdecken, die alle Namen wie Blinky, Buttons und Sotsy hatten.
Das Zimmer war von einer Wand zur anderen mit Namen gefüllt. Ich hielt die Karte ein paar Zentimeter von meinem Gesicht weg und versuchte, sie zu unterscheiden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so viele Leute in dieses eine Zimmer passten, oder warum sie in solch unbequemen Zuständen die Zeit verbringen wollten. Das Küchenschild rutschte ein wenig zur Seite und darunter erschien der Punkt mit dem Namen Peter Pettigrew.
Ich fühlte mich, als bekäme ich einen Schlag in den Magen. Eine Minute lang fror mein Gehirn ein und ich lachte ein wenig, obwohl ich noch immer nicht sicher bin, ob Erleichterung oder schierer Schrecken dahinter steckte. Gerade war bewiesen worden, dass irgendwo irgendjemand Recht hatte. Ich lief in Richtung der Küche davon, denn sie war nicht allzu weit weg.
Ich kam in weniger als drei Minuten an, aber es gab keine Tür sondern nur ein Gemälde einer Obstschüssel. Ich versuchte es mit verschiedenen Passwörtern, aber sie zeigten auf das Bild keine Wirkung. Nichts geschah. Ich warf wieder einen Blick auf die Karte. Peter Pettigrew konnte nicht mehr als fünf Meter von mir entfernt sein. Ich zog mit der rechten Hand den Zauberstab heraus und tastete mit der linken das Gemälde ab und versuchte, einen Griff oder versteckten Schalter zu finden. Als meine Hand über eine Birne glitt, ließ das Bilder eine nerviges Kichern hören und die Birne verwandelte sich in einen Türknauf. Ich zog daran und das Gemälde schwang nach vor. Ich ging darum herum und warf einen Blick in das Zimmer. Eine unzählbare Menge von großen, grünen Augen starrte mir entgegen.
„... ähm ... Hallo", sagte ich.
Winzige, grüne Hände packten mich an den Ärmeln und zogen mich hinein.
Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Hauselfen habe, doch sie ein wenig seltsam im Kopf. Kreacher und Dobby waren die einzigen Elfen, die ich zuvor getroffen habe, aber diese neue Gruppe gab mir wenig Hoffnung für die Spezies. Ich begann zu fragen, ob einer von ihnen eine Ratte in der Küche gesehen hatte, als ein Löffel voller Karamellpudding in meinen Mund geschoben wurde.
„Was denkt Ihr, Sir? Braucht es mehr Zucker?"
„Wünscht Sir eine paar Kekse zu kosten?"
„Wünscht Sir etwas zu essen?"
„Wünscht Sir, dass wir seine Schuhe putzen?"
Ich versuchte, mich aus dem Knäuel von Elfen zu befreien, aber jeder Platz, an den ich treten wollte, war bereits besetzt. Ich überprüfte noch einmal die Karte. Der Punkt namens Peter Pettigrew bewegte sich sehr schnell auf die andere Seite des Zimmers zu. Ich stopfte die Karte in meine Tasche und sprang über die Köpfe der nahsten Elfen auf einen winzigen freien Platz auf einer Theke. Hinter mit rissen die Elfen angesichts meiner dreckigen Schuhe die Münder auf. Ich musste einem Angriff von Reinigungszaubern ausweichen, während ich die Theke entlang rannte und über Schüsseln voller halb gerupfter Hühner und Teig sprang.
Dann sah ich die Ratte. Sie saß direkt vor einem unförmigen Loch vor den hintersten Schränken der Küche und starrte mich mit schwarzen Augen an. Ich hielt inne und wir starrten uns an. Sollte ich es riskieren, einen Lähmzauber auf ihn loszulassen, oder sollte ich versuchen, ihn zu mir zu locken? Ich war inzwischen so weit, dass meine Hände zitterten und somit war für mich die Entscheidung gefallen. Ich konnte meiner Zielfähigkeit nicht vertrauen.
„Komm her Krätze. Brave Ratte." Ich kletterte langsam von der Theke herunter und streckte meine Hand aus, wobei ich mit meinen Fingern beruhigende Bewegungen machte. Die Elfen wichen zurück und gaben mir mehr Raum.
„Ron hat überall nach dir gesucht." Ich ging einen Schritt näher. „Hermine hat sogar versprochen, dass sie ihre Katze rauswirft."
Die Ratte war weniger als drei Fuß entfernt. Plötzlich bemerkte ich, dass die Ratte meine rechte Hand anstarrte. Ich folgte dem Blick und sah, dass ich meinen Zauberstab noch hielt. Wenn ich sie nur packen und direkt zu Dumbledore bringen könnte. Wenn ich den Zauber ausführte, während er zusah, würde niemand daran zweifeln. Ich konnte nur nicht zulassen, dass die Ratte es jetzt schon herausfand. Ich steckte den Zauberstab in meine Tasche.
Ich lehnte mich zu Krätze nach vor. Die Ratte kam mir vorsichtig näher und ich dachte, ich hätte sie überlistet. Die Schnurrhaare strichen meine Finger, als er an mir schnupperte. Ich schoss nach vor und meine Hand schloss sich um den sich windenden Körper der Ratte. Sie quietschte verzweifelt.
Ich werde hier kurz innehalten um der versammelten Gesellschaft mitzuteilen, dass obwohl die Ratte ziemlich klein ist, sie in der Lage ist, starke und kräftige Bisse auszuteilen.
Während ich fluchte und mit meiner Hand wedelte, wobei ich die Hauselfen in der Nähe mit Blut bespritzte, lief die Ratte auf das Loch im Schrank zu. Ich warf mich ihr nach. Ich war nicht schnell genug; ich schaffte es jedoch, eine viertel Million Splitter in meine bereits verletzte Hand zu bekommen und einen Hauselfen zu zerquetschen. Ich krabbelte wieder auf die Beine und half dem Elfen, auf den ich gefallen war.
„Tut mir Leid", sagte ich und versuchte, die überraschte Kreatur zu entstauben. „Wisst ihr, ich habe versucht, die Ratte zu fangen."
Inzwischen hatten sich die Elfen darauf geeinigt, dass ich verrückt war. Sie wichen zurück und machten einen schmalen Korridor zur Tür hin.
„Nun, es war nett, euch kennen zu lernen", sagte ich, während ich mich aus dem Staub machte. „Das Essen ist großartig, macht nur so weiter." Nachdem ich eine Ewigkeit zurückgewichen war, schaffte ich es endlich zur Tür. Sie schlug hinter mir.
Ich nahm die Karte des Rumtreibers wieder heraus. Der Punkt namens Peter Pettigrew war nirgendwo zu sehen.
