DAS KELLERGESCHOSS
Von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Dies ist eine kurze Nachricht an ALLE Leser dieser Geschichte:
Ich gehöre zu den Schreiberlingen, die ihre Statistiken lesen. Deshalb weiß ich, dass das letzte Kapitel innerhalb von zwei Tagen von über 100 Menschen gelesen wurde, aber nur mein treuer Rudi hat mir ein Review hinterlassen. Ich übersetze nicht wegen der Reviews, aber sie sind mehr als nur eine nette Aufmunterung. Also bitte ich euch (ich bitte, aber ich will nicht betteln) schreibt mir ein kurzes Review, ich bin schon über ein paar Worte glücklich. Und nachdem das hier nicht nur eines längsten Kapitel ist, sondern auch der Beginn des großen Showdowns, hoffe ich auf ein paar mehr Rückmeldungen. (Dieses Kapitel ist aber ebenfalls nicht betagelesen, weil es schon gegen zwölf Uhr zugeht und ich ziemlich müde bin.)
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KAPITEL 14 – Der doppelte Dominoeffekt
Ich hatte es geschafft, meine Glaubwürdigkeit mit einem spitzen Stab zu erstechen. Snape überredete Madam Pomfrey irgendwie dazu, mich wieder in einem Zimmer im Krankenflügel einzusperren, bis Professor Dumbledore wieder kam. Er nahm mir meinen Zauberstab, aber zum Glück übersah er die Karte des Rumtreibers. Ohne meinen Zauberstab musste ich etwa zwanzig Minuten „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin" vor mich hinmurmeln, um sie zu aktivieren.
Hermine, Ron, Fred und George warteten vor der Tür zum Krankenflügel. Pomfrey saß an ihrem Schreibtisch und Snape war wieder in Dumbledores Büro. Wahrscheinlich stahl er Federkiele. Ich entdeckte keine Spur von Peter Pettigrew. Ich durchsuchte mein Zimmer, fand aber keine Mäuselöcher. Ich setzte mich auf mein Bett und stopfte die Karte in meine Tasche. Eigentlich wollte ich nicht einschlafen, aber als ich aufwachte, war die Sonne untergegangen.
Lautes Schreien drang unter der Tür durch und einen Moment später wurde aufgerissen. Hermine lief zu meinem Bett und packte mich am Arm. Sie zog mich aus meinem Zimmer und durch den Krankenflügel. Pomfrey und McGonagall beugten sich über ein Bett, auf dem ein Mann um sich schlug. Sofort erkannte ich den alten Umhang. McGonagall ging einen Moment zur Seite und ich hatte freie Sicht auf Professor Lupins Gesicht. Seine Augen waren in seinen Kopf zurück gerollt und grauer Schaum drang durch seine zusammengebissenen Zähne hervor, dann waren wir im Korridor.
Hermine zog mich vor sie, damit sie unbequem viel Augenkontakt mit mir machen konnte.
„Harry, hör mir gut zu und mach genau was ich dir sage. Vertrau mir. Geh zur Bibliothek. Ich werde bereits dort sein. Erzähl mir, was passiert ist. Sag mir, eine Umdrehung. Verstehst du das?"
Ich wollte gerade sagen: „Nein, natürlich nicht!", als eine Stimme den Korridor entlang hallte.
„Potter!", bellte Snape, als er auf mich zulief und den Zauberstab zog.
„Geh!", sagte Hermine und stieß mich an. Ein paart Schritte lang stolperte ich, dann begann ich zu laufen.
Als ich die Ecke umrundete wandte ich mich um und sah, wie Snape über Hermines ausgestreckten Fuß stolperte und hinfiel.
Ich denke, ich sollte mehr Sport betreiben. Kurze Strecken konnte ich leicht laufen, aber all die Langstreckenläufe brachten mich um, Ich stürzte in die Bibliothek und die Kinnlade fiel mir herunter. Hermine war bereits dort und sie saß ruhig an einem Tisch und las in ihrem Arithmantikbuch. Sie schwitzte nicht einmal.
„Wie bist du vor mir hergekommen?"
„Was?", fragte Hermine und sah mich verwirrt an.
Madam Pince warf uns einen wütenden Blick zu.
„Was ist los, Harry? Warum bist du nicht im Krankenflügel?"
„Warum bist du nicht dort? Ich hab dich gerade erst davor gesehen!"
„Erkläre!", befahl sie.
Und so machte ich es.
„ ... und dann hast du gesagt, eine Umdrehung."
Sie schien sprachlos vor Überraschung. Sie packte mich am Handgelenk und zog mich hinter ein Bücherregal, bis wir vor den Blicken der Bibliothekarin von den hohen Bücherreihen geschützt waren.
„Ich glaub einfach nicht, dass ich das mache!", murmelte sie. Sie zog mit einer Hand an der Vorderseite ihres Umhangs herum und legte ihre andere um meine Hüfte und zog mich näher an sie.
„Hermine ... ähm ... ich denke nicht, dass wir das tun sollten. Wir sind mitten in einem Notfall", sagte ich. Mein Gesicht brannte.
„Was?", sagte sie und zog ein winziges Stundenglas an einer Kette aus ihrem Umhang. Sie warf ein Ende der Kette um meinen Hals und drehte das Stundenglas um. „Halt dich gut fest!", sagte sie. Ich tat es.
Die Bibliothek um uns herum verschwand und wir waren plötzlich im Korridor vor Lupins Büro.
„Was ist passiert?", fragte ich.
„Zeitumkehrer, wir sind eine Stunde zurückgegangen", sagte sie und zog die Kette wieder an sich. „Was hast du vorhin gesagt?"
„Nichts."
KRACH!
Hinter der Tür von Lupins Büro hörten wir, wie Porzellan zerbrach.
„Alohomora!", rief Hermine. Die Tür sprang auf.
Lupin lehnte sich gegen seinen Tisch, die Arme fest um seinen Bauch geschlungen. Grauer Schaum drang aus seinem Mund hervor. Er sah uns eine halbe Sekunde lang an, bevor er zu den zerbrochenen Überresten des Teeservices auf den Boden fiel.
„Wingardium Leviosa!" Hermine wedelte mit dem Zauberstab, wodurch der Professor in die Luft gehoben wurde. Wir liefen in Richtung Krankenflügel davon.
Nach der Hälfte des Weges brachte Hermine keuchend hervor: „Harry, als ich dir gesagt habe, du sollst zur Bibliothek gehen, warst du da bei mir?"
„Nein."
„Dann kannst du jetzt nicht mitkommen. Geh und verstecke dich eine halbe Stunde."
„Warum?"
„Weil du den Zeitstrom unterbrechen wirst und ich dafür lebenslang nach Askaban komme. Geh!"
Ich nickte und Hermine und der schwebende Professor verschwanden am Ende des Korridors.
Ich ging zur Eulerei. Es gab nichts, das ich für Professor Lupin tun konnte, also überlegte ich mir, dass ich die Zeit damit totschlagen könnte, indem ich meine Eule Hedwig besuchte. Ich hatte sie schon seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen. Als ich auf dem Weg war fragte ich mich, was mit dem anderen Ich war, das Ich, das noch im Krankenflügel war. Ich fragte mich, ob er, oder eher ich, zweimal auf der Karte des Rumtreibers war. Ich zog sie heraus und setzte mich auf die Treppe. Ja, da war ich im Krankenflügel, und Hermine war auf dem Weg zum Krankenflügel und in der Bibliothek. Ich fragte mich, wann sie gelernt hatte, wie man in der Zeit reist. Vielleicht hätte ich auch Arithmantik nehmen sollen.
Ich beobachtete die Karte auf der Suche nach Pettigrew, konnte ihn aber nicht entdecken. Dann bemerkte ich einen Punkt ganz am Rand der Karte, der im Verbotenen Wald verschwand und immer wieder auftauchte. Sirius Black umkreiste die Schule. Bis jetzt war seine Geschichte schon zur Hälfte bewiesen worden, aber er hat nie erwähnt, dass er meine Eltern gekannt und zugestimmt hatte, sie vor Voldemort zu verstecken.
Ich überlegte mir, dass ich die Zeit eigentlich nutzen konnte um ihn z u fragen, was verdammt noch mal vor sich ging. Es gab jedoch ein großes Problem. Snape hatte noch immer meinen Zauberstab, und falls Black wirklich ein Gefolgsmann von Voldemort war, dann wäre ich tot. Mir fiel auch niemand ein, der mir einen Zauberstab leihen würde, denn während der letzten Tage hatte ich mir den Spitznamen Verrückter Potter eingehandelt. Ich musste improvisieren.
Die Hauselfen waren bereit, mir ein paar Steakmesser zu liehen, denn ich sagte, dass ich sie für ein Projekt in Muggelkunde brauchte. Sie schienen mein seltsamen Verhalten vom Tag davor schon vergessen zu haben. Eigentlich war ich hinter diesen großen, beängstigenden Fleischerbeilen her, aber die Elfen hatten keines. Ich wollte kurz bei Hagrids Hütte vorbeischauen und mir seine Armbrust borgen, aber er würde mich wahrscheinlich zurück in den Krankenflügel bringen. Ich konnte nicht riskieren, meinen Tarnumhang aus dem Schlafsaal zu holen, denn dort würden sie vermutlich als erstes nach mir suchen. Stattdessen nahm ich einen der Geheimkorridore auf der Karte, der vom zweiten Stock zu einer geheimen Tür hinter den Gewächshäusern führte.
Ich hätte eine Taschenlampe oder so etwas mitnehmen sollen, denn draußen war es Nacht, aber dann könnten sie mich viel einfacher finden. Ich wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und nach etwa zehn Minuten war es nicht mehr so schlimm. Der Mond war fast voll und alles war in ein seltsames, blaues Licht getaucht. Ich musste die Karte direkt vor meine Augen halten. Black umkreiste die Schule noch immer langsam. Ich überprüfte, wo er war, überlegte kurz, und stopfte die Karte dann in meine Tasche. Falls Black verrückt war, wollte ich nicht, dass er so leicht erfahren konnte, wo sich jeder in der Schule befand.
Als ich den Rand des Waldes erreichte, wünschte ich mir wirklich, ich hätte einen Mantel oder zumindest meine Schuluniform, aber sie war wahrscheinlich noch am Boden in Dumbledores Büro. Hosen und ein Hemd und eine Krawatte sind nicht gerade die richtige Kleidung für Ende Oktober in England. Das Licht des Mondes schien aufzuhören, als die Bäume begannen und eine Wand aus absoluter Finsternis bildeten. Ich musste jedoch hineingehen. Falls jemand aus einem Fenster an der Nordseite des Schlosses blickte, würde er mich sehen.
„Hey! Black!", zischte ich. „Black, ich muss mit dir reden!"
Ich versuchte, meine Stimme so leise wie möglich zu halten. Die riesigen spinnen wohnten viel weiter drinnen im Wald, aber ich wollte keiner verlaufenen begegnen. Ich stolperte über Wurzeln und einmal über etwas kleines, das sich bewegte und mich anzischte, aber ich traf auf nichts, das so groß war, dass es mich fressen konnte.
„Black! Ich weiß, dass du hier draußen bist!", sagte ich ein bisschen lauter. „Ich muss mit dir reden!"
Dann hörte ich Schritte und sehr leises Keuchen. Ich sah den Umriss eines Hundes vor mir, in dessen Augen sich das Licht ein wenig spiegelte. Er kam auf mich zu und schnüffelte an meinen Händen. Ein Plop! Ertönte und gleich darauf stand Black vor mir.
„Du riechst ... du hast die Ratte berührt! Wo ist er?" Black packte mich an den Schultern. „Hast du ihn erwischt? Weiß Dumbledore davon?" Seine Stimme bestand aus einer Mischung von wütend und hoffnungsvoll.
„Ähm ... ich hab ihn gefunden, aber es gibt Probleme."
„Was? Was?"
Er begann, mich zu schütteln. Ich weiß nicht, warum die Menschen das immer machen. Ich bin keine verdammte Ketchupflasche. Wenn man mich schüttelt, kommt die Antwort auch nicht früher aus mir raus.
„Er ist durch ein Loch entkommen. Ich wollte Dumbledore holen, aber er war nicht in seinem Büro, aber Snape war da, und dann sah ich eine Ratte unter Dumbledores Tisch und ich fing sie: Während ich es versuchte, hab ich Snape irgendwie ans Schienbein getreten und er nimmt alles persönlich. Ich hab die Ratte erwischt, aber dann funktionierte der Zauber nicht und ich bemerkte, dass es die falsche Ratte war. Snape dachte, ich wäre verrückt geworden und nahm meinen Zauberstab und brachte mich in den Krankenflügel."
„Was macht Snape in der Schule?", wollte er wissen.
„Er unterrichtet Zaubertränke. Naja, er schreit uns an und nimmt uns Punkte, während wir versuchen, in seinem Klassenzimmer Tränke zu brauchen. Eigentlich ist er kein richtiger Lehrer, sondern eher ein ..."
Black unterbrach mein Geplapper mit einem weiteren Schütteln. „Peter ist also noch in der Schule? Warum suchst du nicht nach ihm? Warum bist du hier draußen?"
„Weil du erklären musst."
„Was erklären?"
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mein Pate bist? Du hast nicht gesagt, dass du meine Eltern gekannt hast!"
„Ich ... ich wollte ... ich habe nicht ..."
„KEINE BEWEGUNG! GEHEN SIE VON DEM JUNGEN WEG UND LEGEN SIE DIE HÄNDE HINTER DEN KOPF!"
Als die Stimme die Luft zerriss, erleuchtete ein helles Licht und Black stolperte und hielt die Arme vor die Augen. Ein roter Lichtstrahl flog auf ihn zu und ich stieß ihn gerade noch rechtzeitig zur Seite. Wir fielen in ein ausgetrocknetes Flussbett.
„SIE SIND VERHAFTET! BLEIBEN SIE WO SIE SIND!" Ich erkannte die Stimme als die von Kingsley Shacklebolt.
Ein weiterer Lichtstrahl raste auf uns zu und diesmal war es Black, der mich zur Seite zog. Wir liefen. Das Suchlicht durchbrach die Dunkelheit um uns herum. Black zog uns hinter einen Baum, wo wir einen Moment versteckt waren.
„Gib auf und geh zurück zur Schule, Harry. Hier draußen wirst du verletzt werden", sagte Black.
„Nein, du hast mir nicht gesagt ..."
Wir wurden beide vom gleichen Instinkt gepackt. Gerade noch rechtzeitig warfen wir uns zu Boden, um einem blauen Lichtblitz zu entkommen. Ich wollte wieder aufstehen, doch Black drückte mich zu Boden.
„Du bleibst hier und wartest auf die Auroren!", kommandierte er und lief durch den Wald davon, einen Weg entlang, den ich kannte.
„NEIN! Geh nicht dort lang! Aragog ist dort!" Ich stand auf und lief ihm nach. Dumme Menschen mit langen Beinen.
Aragog ist der Vater einer Familie von Riesenspinnen. Mein Freund Ron und ich waren letztes Jahr fast von seinen Kindern gefressen worden, deshalb dachte ich, dass Black nicht die beste Richtung gewählt hatte. Ich duckte mich unter den nächsten roten Lichtblitz und beeilte mich. Black verschwand hinter einer Baumgruppe.
Ich weiß nicht, wie lang ich braucht, um ihn wieder einzuholen und ich hörte auf zu zählen, wie oft ich einem Fluch auswich und über ein Hindernis sprang. Das einzig gute, wenn man in das Terrain von Riesenspinnen läuft ist, dass die meisten anderen gefährlichen, magischen Tiere es nicht betreten. Als ich Black fand, war er wieder ein Hund. Er winselte schrecklich. Natürlich würde ich auch winseln, wenn ich in einem riesigen Spinnennetz gefangen wäre.
Die klebrigen Seile waren tief in das Fell des Hundes gesunken und sein Mund war damit verschlossen. Ich denke er hatte versucht, sich frei zu kauen. Er wandte sich miserabel.
„Halt still!", zischte ich und er gehorchte.
Ich nahm die Messer aus meiner Tasche und begann, ihn los zu schneiden. Die Hauselfen wussten, wie man Küchengeräte scharf macht. Sein Kopf und die rechte Vorderpfote waren bereits frei, als ich das Klicken hörte.
Ich wollte mich nicht umdrehen. Das Klicken war nicht wirklich nahe und falls ich die Spinne sah, würde ich sicher in Panik geraten. Ich befreite sein linkes Bein und er fiel nach vor. Seine Vorderpfoten berührten den Boden und er begann, sich selbst zu befreien.
„Nein! Halt still! Du wirst dich nur wieder verheddern!"
Er hörte mir jedoch nicht zu. Durch die Spinnweben auf seinem Gesicht hörte ich ersticktes, panisches Bellen. Das Klicken war schon viel näher. Linkes Hinterbein frei. Ich fühlte, wie Schritte hinter mir den Boden erzittern ließen. Rechtes Hinterbein frei. Black wollte davonlaufen, aber der Hundeschwanz war noch immer gefangen. Mit einem letzten Schlag durchschlug ich das Seil, das ihn hielt. Er sprang nach vor, bedeckt von Spinnweben aber frei. Ich drehte mich um.
Die gute Nachricht: nur eine Spinne war hinter mir. Die schlechte Nachricht: sie war so groß wie ein Rhinozeros.
Ich durchsuchte fieberhaft mein Gehirn nach einer Möglichkeit, um sie los zu werden. In diesem Moment wünschte ich mir, ich wäre Raucher, denn würde ich rauchen, hätte ich ein Feuerzeug und weil Spinnweben brennbar sind, könnte ich die Kreatur über mir damit wenigstens ablenken, vielleicht würde sie sogar brennen. Ich wünschte mir auch, dass ich öfter zur Kirche ginge, denn dann wüsste ich ein paar bessere Gebete. Mir fiel nur eines ein: Vater unser im Himmel, lass nicht zu, dass wir von einer Riesenspinne gefressen werden.
Das war der einzige Moment in meinem Leben, in dem mir ein Auftritt des Monsters aus der Kammer des Schreckens nichts ausgemacht hätte, denn es war die größte Angst der Spinnen. Plötzlich fiel mir etwas ein – und warum nicht? Es war einen Versuch wert.
„SIEH MAL, EIN BASILISK!", rief ich und deutete auf eine Stelle hinter der Spinne.
Zu meiner Überraschung wandte sich die Spinne tatsächlich um und warf einen Blick hinter sich. Ich war wirklich froh, dass Hagrid diesen schrecklichen Monstern Englisch beigebracht hatte.
Black und ich liefen davon, wobei wir uns zwischen den Beinen der Spinne hindurch schlängeln musste. Wir liefen auf das Dickicht zu und versuchten, ein paar Pflanzen zwischen uns und das Ungetüm zu bekommen. Die Spinne sprang in die Bäume, um über uns zu kommen. Ich konnte den Weg zurück zur Schule nicht mehr finden, und Black fiel ein wenig zurück. Er kämpfte um Luft und ich konnte sehen, dass die Spinnweben seine Nase verstopften, aber falls wir anhielten, waren wir tot.
Plop!
Black verwandelte sich zurück in einen Menschen und verpasste während dem Laufen nicht einmal einen Schritt. Er riss an den Spinnweben in seinem Gesicht, hustete und spuckte. Sein Gesicht und seine Klamotten waren in immer von dem klebrigen Zeugs bedeckt, aber er schien wieder besser atmen zu können.
„Hier entlang!" Er zog mich einen sehr unangenehm aussehenden Weg entlang.
„Warte! Wohin laufen wir?"
„Zum Teufelsgarten", brachte Black hervor.
„Was ist das?"
Ich bekam meine Antwort früher als erwartet. Wir erreichten den Rand einer Schlucht. Vor uns war ein Abgrund von fünfzig Metern und unten schlängelten sich tausend Tentakeln wie Schlangen im blassen Mondlicht. Ich hatte noch nie soviel Teufelsschlinge auf einmal gesehen. Ein paar Zweige knackten und wir wirbelten herum. Die Spinne landete graziös auf dem Weg hinter uns. Ihre Greifzangen klickten triumphierend in der Nachtluft. Es gab keinen Web um sie herum. Die Spinne setzte zum Sprung an.
Black packte mich und trat über den Rand der Schlucht.
Es war ein kurzer Fall. Ich hatte kaum Zeit zum Schreien, bevor wir auf der sich bewegenden Pflanze landeten. Ich verlor Black aus den Augen. Die Luft wurde aus mir herausgepresst, als die Spinne hinter uns her sprang und ich konnte nur noch nach Luft schnappen und versuchen, ruhig zu atmen. Die Spinne landete direkt auf mir. Ihre Greifzangen klickten dreißig Zentimeter über meinem Gesicht und einer ihrer Beine schlüpfte unter mich und stieß mich hoch zu ihrem Mund. Ich versuchte, die Messer zu finden, aber ich hatte sie während unserem Sprung verloren. Ich legte die Arme über meinen Kopf.
Die Spinne zischte überrascht und ich wagte einen Blick. Ein dickes Tentakel der Teufelsschlinge hatte die linke Greifzange der Spinne umwickelt und zog daran. Die Spinne schlug die Pflanze mit einem ihrer Beine weg, doch mehr kamen heran und ersetzten sie. Die Spinne kämpfte, aber dadurch zog sie nur noch mehr der Pflanze an sich. Leider ließ sie mich während den Schlägen und Kämpfen nicht los und als die Schlingen sich um sie wickelten, wurde ich gegen die Unterseite der Spinne gedrückt. Noch mehr Tentakel schlängelten sich zu uns und banden uns fester, bis ich fühlte, wie meine Rippen knackten. Ich konnte nicht nach Hilfe rufen. Ich hatte keine Luft.
Ich weiß nicht, ob ich ohnmächtig wurde. Vielleicht war einfach so viel der Teufelsschlinge um mich gewickelt, dass ich nichts sehen konnte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Einschnüren aufhörte, aber danach lag etwas Schweres auf mir, deshalb konnte ich mich immer noch nicht bewegen. Um das unangenehme Gefühl noch zu verstärken, war ich mit einer ekligen Flüssigkeit bedeckt, die nach einer Mischung aus Erbrochenem und gemähtem Gras roch. Falls das noch nicht schlimm genug war, lief noch mehr der Flüssigkeit auf mich und ich konnte nur den Mund geschlossen halten. Falls nicht bald ein Wunder geschah, würde ich ertrinken.
Wenn es eine Situation gibt, die zu deprimierenden Gedanken über die Sterblichkeit führt, dann musste es diese sein. Ich fragte mich, wer zu meiner Beerdigung kommen würde. Ich dachte nicht, dass die Dursleys da sein würden. Der Großteil der Schule würde kommen, denn es wäre wahrscheinlich ein großes gesellschaftliches Ereignis. Ich wette, viele würden falsche Tränen vergießen, besonders Lavender und Parvati. Gerade als ich mich fragte, wer die Grabrede halten würde, hörte ich ein kratzendes Geräusch.
Ich versuchte, nach Hilfe zu rufen, aber es kam nur „HIL!" aus meinem Mund, denn dann hatte ich so viel Flüssigkeit in meinem Mund, dass ich kein Geräusch mehr herausbrachte. Er hörte mich trotzdem. Es schien wieder eine Ewigkeit zu dauern, aber Black zog mich endlich heraus.
Während der ersten paar Minuten konnte ich nur auf dem Boden liegen und husten. Black versuchte, mit seinem Ärmel den Schleim aus meinem Gesicht zu wischen, aber er war noch immer mit Spinnweben bedeckt, deswegen schafft er es nur, seinen Arm an meine Stirn zu kleben. Als er ihn wegzog, riss er die Hälfte meiner linken Augenbraue mit.
Meine Brille war verschwunden, aber ich konnte den unbeweglichen Umriss der toten Spinne neben uns sehen. Die Teufelsschlinge hatte das Außenskelett der Spinne gebrochen und die gelblich grünen Eingeweide flossen heraus und bildeten einen See um sie herum. Black half mir beim Aufsetzen und ich sah, dass ich mit der gleichen Flüssigkeit bedeckt war. Der Himmel verfärbte sich am fernen östlichen Horizont rot. Ich sah mich auf dem Boden um und erkannte, dass er mit Knochenstücken übersät war, aber die Teufelsschlinge war verschwunden.
„Wo ist sie?", fragte ich, während ich hustete.
„Der Teufelsgarten verschwindet bei Sonnenaufgang", sagte Black. „Die Pflanze zieht sich zurück, um dem Sonnenlicht zu entkommen. Bist du in Ordnung, Harry?"
Ich nickte.
„Dann sollten wir besser los. Wir sind hier zu sichtbar", sagte Black.
Er half mir auf die Beine, die mein Gewicht nicht halten wollten, und schließlich trug er mich halb. Als wir den leeren Teufelsgarten durchquerten, sah ich etwas glitzerndes und stolperte von Black weg, um einen Blick darauf werfen zu können. Die linke Linse hatte einen Sprung, aber ansonsten war meine Brille in Ordnung. Vielleicht hatte ich endlich mein gesamtes Pech verbraucht.
Wir erreichten die Bäume gerade noch rechtzeitig. Black hörte sie zuerst und zog uns unter ein paar Büsche. Ein paar Zauberer auf Besen landeten auf der Lichtung hinter uns. Ich sah, dass Shacklebolt dabei war. Sie sahen sich ein paar Minuten lang um und inspizierten die tote Spinne. Falls sie unsere Fußspuren fanden, waren wir in Schwierigkeiten, aber nach einer kurzen Suche, erhoben sie sich wieder in die Luft. Black zog mich auf die Beine und wir gingen davon.
Hier ist mal etwas Komisches. Trotz des ekligen Geruches sind Spinneninnereien eine sehr gute Isolation. Mir ging's gut und mir war warm, und als wir durch den Wald gingen, verfiel ich fast in eine Art Trance. Ich war mit meinen Gedanken woanders, bis wir den Waldrand wieder erreichten und ich erkannte die Hügel hinter Hogsmeade.
„Wohin gehen wir?", fragte ich.
„Hogsmeade. Du gehst in den Pub die Drei Besen und fragst Madam Rosmerta, ob sie die Schule rufen kann. Sie werden jemanden schicken, der dich abholt."
„Nein", sagte ich.
Black starrte mich an. „Was meinst du mit nein? Du wirst tun, was ich dir sage."
„Nein!" Ich war wütend und erschöpft, also war es schwer für, zu sagen, was ich loswerden wollte. Ich deutete mit dem Finger auf, als würde das die Sache klären. „Du hast es mir noch nicht erklärt und deine Pläne sind dumm und du hörst mir nicht zu!"
„Harry, hör auf zu schreien."
„Du hörst auf zu schreien! Wir beginnen nicht wieder von vorne! Überall sind Ratten und alle Räume sind zu klein und keiner glaubt mir! Du hörst auf zu schreien!" Ich schlug sanft auf seinen Arm, während ich sprach. Plötzlich fühlte ich mich schwindelig und wollte mich setzen, aber Black packte mich am Arm.
„Wir können hier nicht bleiben. Es ist nicht sicher." Blacks Stimme war angespannt. Ich denke, er war auch ziemlich müde.
„Es ist sicher nirgends. Ich meine, es ist nirgends sicher."
Black begann wieder zu gehen, und weil er meinen Arm hielt, ging ich mit ihm.
„Es gibt einen Ort, wo wir hingehen können. Es ist nicht weit von hier."
Es war weit, aber als wir endlich dort waren, war ich zu müde, um etwas zu sagen. Wir hatten den Ort umkreist und auf der anderen Seite waren wir auf einen Berg geklettert. Black führte so zu ein paar ungemütlich aussehenden Büschen.
„Kletter durch", sagte er. „Auf der anderen Seite ist eine Höhle."
Ich kletterte und fand mich tatsächlich in einer Höhle. Ich ging zur Seite und Black kam direkt hinter mir herein. Er begann, die Höhle zu inspizieren und besah sich kleine Risse und Ritze in der unebenen Wand. Ich bin nicht sicher, warum. Während seine Aufmerksamkeit abgelenkt war, nutzte ich die Gelegenheit und schlief ein.
Als ich aufwachte, ging die Sonne unter. Black hatte neben mir als Hund zusammengerollt und schnarchte laut. Die Innereien der Spinne waren getrocknet und waren nun so unangenehm wie Popel, doch muss ich auch sagen, dass der Geruch sich fast verzogen hatte. Ich versuchte, das Zeugs mit meinen Fingernägeln von mir zu kratzen, aber es ging einfach nicht ab.
Mein Kopf schmerzte, ich hatte Durst und mir wurde kalt. Es schien auch, als wäre jetzt die richtige Zeit für Black, um wieder wach zu werden, Trübsinnigkeit ist nicht gerne alleine und so weiter. Ich legte meine Hand auf die Schulter des Hundes und wollte ihn wachrütteln. Leider war sie aber noch mit klebrigen Spinnweben bedeckt. Ich glaube, ich brauche nicht zu sagen, dass das Ausreißen eines Teils des Fells eine sehr effektive Weckmethode war.
Der Hund winselte und sprang auf die Beine. Er warf mir einen sehr betrogenen Blick zu und verwandelte sich dann mit einem Plop in Sirius Black.
„Was ist los?", fragte er, während ich versuchte, das Fell von meinen Händen zu bekommen.
„Du schuldest mir ein paar Antworten."
