DAS KELLERGESCHOSS
Von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Voilà! Ein neues Kapitel! Und weil heute mein jährlicher Ehrentag ist, hab ich einen Wunsch frei: viele Reviews von euch!
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KAPITEL 23 – Sich mit Pech herumschlagen
Die Lichter im Raum verblassten, bis nur noch der Dementor sichtbar war und langsam auf mich zu glitt. Ich schwor mir selbst, dass ich nicht wieder ohnmächtig werden würde, aber meine Knie gaben trotzdem nach. Ich brauchte eine glücklichere Erinnerung. Meine erste Reise nach Hogwarts produzierte einen dünnen, silbernen Nebel, aber der würde nicht reichen. Als sich die schleimigen, grauen Hände nach mir streckten, als ob sie mich zu sich winken würden, dachte ich an das letzte Weihnachten.
„Du solltest im Krankenflügel sein und schlafen, Harry", sagte Hermine.
„Ich werde doch nicht Weihnachten verschlafen."
„Ich schlage ja nicht vor, dass du Weihnachten verschläfst, aber herum klettern und Dekorationen aufhängen ist nicht gut für deine Gesundheit."
„Er ist aber nicht derjenige, der das Klettern übernimmt!", warf Ron ein und fiel dabei fast von seinem gefährlichen Platz auf dem Kaminsims.
„Das habe ich nicht gemeint."
„Aber das hast du gesagt", gab Ron zurück. „Gib mir noch mehr von dem goldenen Lametta."
Ich hob eine Handvoll auf und ging hinüber zu Ron. Mein Arm zitterte, als ich sie nach oben zu ihm ausstreckte, und sobald er mir den Lametta abgenommen hatte, sank ich zu Boden. Hermine lief zu mir herüber, als wäre ich ein Siebzigjähriger, der gerade über eine Rolltreppe gefallen war. Ich schaffte es aber, ohne ihre Hilfe auf die Beine zu kommen. Es war fast sieben Uhr abends und ich fühlte mich immer noch wie ein Kaugummi, der an der Schuhsohle von jemandem klebte. Warum musste der Vollmond am Weihnachtsabend sein? Er würde mir aber nicht mein Weihnachten ruinieren. Ich würde es nicht zulassen. Ich stolperte zu einer Couch und ließ mich darauf fallen. Der Gemeinschaftsraum war sowieso fast fertig.
Ich war auf unseren Weihnachtsbaum sehr stolz. Wir hatten ihn gemacht, indem wir einen Kleiderständer aus dem zweiten Stock verwandelt hatten. Mit uns meine ich, dass Ron und ich ihn herauf gebracht haben, versucht haben, ihn zu verwandeln und schließlich Hermine um Hilfe bitten mussten. Ich kann noch immer nicht glauben, wie gut sie es gemacht hat. Der Baum roch sogar echt. Wir hatten all unsere Weihnachtsgeschenke darunter gelegt und uns darauf geeinigt, sie gemeinsam bei der Party zu öffnen. Alles sah sehr weihnachtlich aus. Immerhin dachte ich, dass es so war. Was aber, wenn es nicht so war? Was, wenn es einfach nur traurig und dumm aussah? Was, wenn er es hasste, oder es ihn an Askaban erinnerte und er den ganzen Abend alleine und zu sich selbst murmelnd verbrachte? Was, wenn das Ministerium eine überraschende Weihnachtsinspektion machte und uns alle erwischte?
Ich wollte gerade panisch vorschlagen, dass wir die Feier abblasen sollten, als jemand an das Portrait klopfte. Die Fette Dame beschwerte sich laut und schrill darüber. Ich schälte mich aus der Couch und ging hinüber zur Tür. Ich stieß den Rahmen auf. Professor Lupin stand im Korridor, seltsam zur linken Seite gelehnt und nicht wirklich bei vollem Bewusstsein.
„Können wir endlich rein kommen?", fragte Sirius' körperlose Stimme.
Es dauerte einen Moment bis ich mich daran erinnerte, dass ich ihm meinen Tarnumhang geliehen hatte. Ich nickte und trat zur Seite, damit er Professor Lupin durch das Portraitloch helfen konnte. Ich wollte den Eingang wieder schließen, als ich Professor Dumbledore mit einem großen Weihnachtsgeschenk unter dem Arm den Korridor entlang gehen sah. Er wurde dicht gefolgt von Hagrid und Professor McGonagall. Hagrid hatte ebenfalls ein Paket unter dem Arm und es bewegte sich. Ich ging zur Seite, damit sie alle hereinkommen konnten. Ich hatte Hagrid gefragt, ob er kommen wollte. Ich denke, dass Hermine die anderen Lehrer eingeladen hat, oder vielleicht hatten sie einfach beschlossen, uns zu überraschen. Es ist ja nicht so, als ob wir irgendetwas dagegen sagen konnten, wenn sie da waren. Ich war besorgt, dass es seltsam sein würde, wenn sie dabei waren, aber die Dinge entwickelten sich okay. Eigentlich sogar besser als okay.
Professor Lupin verschlief den Großteil der Party, sorgte aber trotzdem für viel Unterhaltung. Die Verwandlung schien für ihn schlimmer zu sein, aber vielleicht war das, weil er schon älter war, fast vierzig. Sirius legte ihn auf einen der Lehnstühle und jedesmal, wenn er zu schnarchen begann, nahm Sirius eine der Dekorationen vom Baum und fügte sie seinen Klamotten hinzu, bis er wieder aufwachte. Hermine sah aus, als würde sie gegen diese offensichtliche Misshandlung eines Lehrers protestieren, bis Sirius ihr ein verschwörerisches Lächeln zu warf und um eine Galleone wettete, dass sie es nicht schaffen würde, zwei gläserne Einhörner an Lupins Ohren zu hängen, ohne dass er aufwachte. Sie hat diese Wette übrigens gewonnen.
Dumbledore öffnete die Schachtel, die er mitgebracht hatte. Wie sich herausstellte, war sie voller Knallbonbons, und bald war der Raum erfüllt von Konfetti, rosa Rauch und bizarren Partydekorationen. Hagrid bekam einen Spielzeugaffen, der mit den Händen seltsame Symbole formte und schlechte Witze in Latein erzählte. Zumindest denke ich, dass es schlechte Scherze waren. Mein Latein ist nicht so gut. Professor McGonagalls Bonbon ließ auf alle im Zimmer Katzenfutter und lebende Mäuse regnen. Lupin wachte kurz auf, als eine Maus über seine Brust lief. Er konnte seine Augen lange genug offen halten, um mit Sirius an einem der Knallbonbons zu ziehen, aber er schien nicht darauf aus zu sein, das laut singende Plastikhuhn zu behalten, das herausfiel.
Hagrid wollte andauernd, dass wir rieten, was in der Schachtel war, die er mitgebracht hatte. Jedesmal, wenn die Schachtel näher als einen Meter bei Krummbein war, zischte die Katze und alle Haare auf ihrem Rücken sträubten sich. Die Schachtel war an Hermine, Ron und mich adressiert, aber keiner von uns war scharf darauf, sie zu öffnen.
Der Abend wurde immer länger und die Gäste begannen, sich den Knabbereien zu nähern, die wir gekauft hatten. Professor McGonagall beäugte den Tisch, als mir ein riesiges Problem auffiel. Wir mussten Sirius erst von den Hundekuchen erzählen, und bevor ich eine Warnung rufen konnte, hatte Professor McGonagall einen davon in ihren Mund geschoben. Ron sah ebenfalls hin und ich sah, wie ihm die Kinnlade herunterfiel. Unsere Hauslehrerin nahm einen weiteren Hundekuchen vom Tisch und Ron wurde ein wenig blass.
McGonagall wandte sich Dumbledore zu. „Albus, du musst die hier probieren."
Dumbledore sah Ron und mich an, bevor er, glücklich lächelnd, an einem der knochenförmigen Kekse knabberte. „Sie schmecken ein wenig nach Speck", sagte er und in seinen Augen glitzerte unterdrücktes Lachen.
Professor McGonagall und Dumbledore verließen die Party um kurz nach neun. Sie behaupteten, dass sie Professor Snape auf einen Drink in Hogsmeade einladen wollten, bevor der Abend zu Ende ging. Um höflich zu sein wünschten wir ihnen viel Glück.
„Ich muss jetz' aber auch los", sagte Hagrid. „Muss noch allen Tieren aus'm Unterricht ihre Geschenke geben. Hab heute Morgen vierzig Pfund rohe Leber besorgt. Bevor ich geh, müsst ihr drei aber das hier aufmachen."
„Was ist es?", fragte Ron.
„Is' ne Überraschung. Ich will sie nich' ruinieren", antwortete der riesige Mann.
Er gab Hermine, Ron und mir die ruckende Schachtel. Sirius kam neugierig herüber und lehnte sich über unsere Schultern. Ich zog an dem großen, braunen Band und bemerkte mit großer Erleichterung, dass Hermine ihren Zauberstab in der Hand hielt, falls das Geschenk uns angreifen sollte. Das Band öffnete sich und die Schachtel blieb ruhig liegen. Ich begann vorsichtig, das Klebeband von dem Papier zu ziehen. Ich hob den Deckel und sah, dass die Schachtel mit zerkleinerten Blättern aus dem Tagespropheten gefüllt war. Sie raschelten verheißungsvoll, als ich über den Rand blickte. Ich schluckte.
„Hagrid, würdest du sagen, dass die Überraschung klein ist, wie etwa eine Schildkröte, oder groß, wie ein fliegender Piranha?", fragte ich.
„Oh, es is' viel besser als all das."
„... ähm ... okay."
Ich holte noch einmal tief Luft, falls das Tier giftige Dämpfe von sich gab und zog dann den zerschnipselten Tagespropheten beiseite. Am Boden der Schachtel saß ein grau meliertes Kätzchen. Sein Gesicht war in einer Ecke verborgen und seine spitzen Ohren zuckten. Ich lachte ein wenig und Hermine steckte ihren Zauberstab weg.
Hermine lächelte und streckte die Hand in die Schachtel.
„Hagrid! Warum machst du den ganzen Aufstand wegen einer Katze ... AAAAAAAARGHHHHHHH!"
Die Kreatur entrollte sich, als Hermine sie hob, und wir hatten freie Sicht auf ihren Kopf. Ein winziges, menschliches Gesicht grinste uns vom Katzenkopf aus an. Krummbein sprang zischend auf sie zu und die Kreatur wand sich aus Hermines Umklammerung. Sie lief um uns herum und sprang über den schlafenden Professor Lupin. Krummbein war ihr auf den Fersen und eine Sekunde lang sah es so aus, als würde der Kater gewinnen. Dann zwinkerte mir die seltsame Kreatur zu und lief die Wand hoch. Sie verschwand in dem Lametta, der von der Decke hing, und gab ein störendes, hohes Kichern von sich.
„Das ist ein Pooka", sagte Sirius.
Hagrid nickte. „Klar doch. Den kleinen hab ich von 'nem Freund aus Irland bekommen – gratis. Ich glaub, sein voriger Besitzer is' unerwartet gestorben."
Ron gab ein komisches Geräusch von sich. Ich konnte nicht sagen, ob es ein Schluckauf oder ein Keuchen war.
„Ein ... ein ... ein ... Pooka?", sagte Hermine. Ich merkte, dass sie nach einer freundlichen Art suchte, um Hagrid zu sagen, dass er das schreckliche Ding wieder mitnehmen sollte. „ Was ... warum ... ähm ... wie sollen wir uns um einen Pooka kümmern? Brauchen die keine spezielle Ernährung oder so?"
„Nee, ein Pooka frißt alles, was du ihm gibst."
„Was, wenn es ihm nicht gefällt, im Schloss zu sein?", fragte ich und hoffte, dass das Tier Klaustrophobie hatte.
„Wenn's ihm nich' gefällt, würdest du's riechen."
Toll.
„Was ist .. was ist ..." Mir fielt nichts mehr ein.
„Macht euch keine Sorgen, ihr kommt sicher gut mit ihm aus. Naja, ich muss jetzt gehen. Frohe Weihnachten!"
Hagrid ging.
Wir drei sahen uns an und zur gleichen Zeit wanderten unsere Blicke zu dem verdächtig zitternden Lametta, der über unseren Köpfen hing. Als Sirius seine Hand auf meine Schulter legte, gab ich ein schrecklich peinliches Geräusch von mir. Nicht ganz ein Kreischen, aber fast.
„Ich weiß nicht, ob ich einen Pooka übertreffen kann", sagte er, „aber ich hab auch ein paar Sachen für euch."
„Pooka-Gift?", fragte Ron hoffnungsvoll.
„Nicht ganz."
Sirius nahm den Zauberstab aus dem Ärmel seines Umhangs und wedelte damit. Eine Rauchwolke stob aus der Spitze und rauschte zu Boden. Als sich der Rauch verzogen hatte, lagen drei festlich verpackte Päckchen vor uns. Das große, buchförmige war an Hermine adressiert. Was offenbar ein großes Vogelkäfig war, der mit braunem Papier eingewickelt war, trug Rons Namen. Das letzte lange, rechteckige Paket war mit „Harry" beschriftet. Wir hoben unsere Geschenke auf. Das rechteckige Paket war schwer und auf einer Seite konnte ich unter dem Papier einen Stiel fühlen. Ich überlegte mir, was in einer solchen Verpackung sein könnte, und plötzlich überkam mich der Verdacht, dass Sirius dachte, ich könnte ein Gewehr brauchen. Das Paket war ungefähr so lang wie das Gewehr, mit dem Onkel Vernon vor zwei Jahren erfolglos versucht hatte, Hagrid einzuschüchtern.
„Was immer du denkst liegt weit daneben", sagte Sirius fröhlich. Ich hoffte, dass er Recht hatte.
Ich wollte schon das Papier herunterziehen, als mir das Geschenk einfiel, das ich für Sirius besorgt hatte. Ich stand auf. Ich fühlte mich inzwischen so, wie Lupin aussah, aber ich schaffte es doch noch zum Baum und zurück. Man würde denken, dass es einfach ist, für einen flüchtigen Verbrecher ein Geschenk zu finden, aber das ist es nicht. Schließlich hatte ich mich für eine Sonnenbrille entschieden, die so verzaubert waren, dass sie den, der sie trug, unerkennbar machte. Er sah überrascht aus, als ich ihm das Geschenk in die Hände drückte, dann bekam er einen wirklich seltsamen Blick. Ich fürchtete schon, dass er wieder zu murmeln beginnen würde, also schlug ich vor, dass wir bis drei zählten und dann die Geschenke gemeinsam öffneten.
Bevor ich zu zählen beginnen konnte, rief eine hohe, kichernde Stimme über uns: „Drei, zwei, eins!", gefolgt von einem kleinen Lachen. Sirius zuckte mit den Schultern und wir machten uns an die Arbeit. Ron bekam eine verrückte, graue, winzige Eule. Hermine bekam ein Buch über die Vorbereitung zu den ZAGs. Ich riss das Papier von der Verpackung und öffnete die Schnur.
Ich rief fast „FEUERBLITZ" anstatt „EXPECTO PATRONUM!". Ich merkte es gerade noch rechtzeitig. Ein silbernes Licht brach aus der Spitze meines Zauberstabs und ein paar Sekunden lang konnte ich gar nichts sehen. Ich hörte das Knarren, als der Koffer wieder geschlossen wurde und wusste, dass Professor Lupin den Irrwicht wieder verpackt hatte. Die Kälte zog sich aus dem Raum zurück, bevor meine Sicht wieder normal wurde, aber ich hatte einen klaren Blick auf den silbernen, leuchten Hirsch, der geräuschlos durch das Zimmer galoppierte, auf mich zukam und dann zu Nebel wurde und verschwand.
„Sehr gut, Harry", sagte Professor Lupin hinter mir.
Ich drehte mich um. Er rieb sich die Augen und blinzelte. Vielleicht sollte es eine Warnung geben: „Den Patronus nicht direkt ansehen."
„Bist du okay? Brauchst du vielleicht etwas Schokolade?", fragte er.
„Nein, danke, mir geht's gut", sagte ich.
„Gut." Lupin hielt inne und warf einen Blick zur Tür. „Fühlst du dich wegen anderer Sachen auch okay?"
Ich nickte. Ich wünschte, er würde nicht darüber reden, wusste aber, dass er es würde.
„Es gab mit Mr. Malfoy keine weiteren Zwischenfälle?", fragte Lupin.
Falls ich etwas getan hätte, wüsste er es bereits. Er versuchte wahrscheinlich, höflich zu sein, indem er fragte, aber es ging mir auf die Nerven. Der „Zwischenfall" war vor über vier Monaten gewesen und Lupin war deswegen noch immer nervös. Immerhin hatte er aufgehört, mir Ansprachen über Selbstkontrolle zu geben.
„Eigentlich habe ich ihn umgebracht und bin die Leiche im Kuchen vom letzten Donnerstag losgeworden."
„Harry, das ist kein Scherz."
„Ich weiß. Ich war in keinen weiteren Streitereien. Und ich hab das mit den Aggressionen und dem Speichel auch schon unter Kontrolle."
„Alles wird mit der Zeit leichter", sagte er weise.
Ich war in Versuchung, ihm einen Spiegel zu geben. Lupin würde nicht dumm gefragt werden, wenn er in einem Restaurant um Seniorenrabatt fragte. Ich hatte mich erst viermal verwandelt, und ich bemerkte bereits graue Haare. Und es ist nicht so, als würde ich danach suchen. Ich verbringe nicht jeden Tag ein paar Stunden im Badezimmer und bewundere mich im Spiegel oder so, aber sie sind wirklich auffällig. Ich hatte Ron und Hermine um Rat gefragt und darauf war eine dreistündige Diskussion gefolgt, ob man graue Haare ausreißen oder färben sollte.
Vielleicht meinte Lupin etwas bildliches, oder vielleicht wollte er nur Tatsachen als große Weisheit durchgehen lassen. Lykanthropie verkürzt dein Leben, also hat man weniger Zeit, deswegen kommt man leichter damit klar. In dem Moment begann ich, mich ein wenig düster zu fühlen, also suchte ich in meinem Rucksack herum, damit er das Thema wechselte. Ich denke, dass Lupin sah, dass ich mir Sorgen machte, denn er fand vor mir ein neues Thema.
„Hast du mit Professor Snape wegen einer Verschiebung gesprochen?"
„Ich werde ihn fragen, wenn wir hier fertig sind. Wenn ich zu bald zu seinem Büro gehe, könnte ich auf ein paar Slytherins treffen", sagte ich.
Lupin nickte. „Ich wollte mit dir auch noch über etwas anderes reden, Harry. Du hast den Rest der Klasse eingeholt und ehrlich gesagt, bist du jetzt ein gutes Stück vor ihnen. Die Fünftklässler und Siebtklässler bereiten sich auf die ZAGs und UTZe vor. Sie sind sehr weit hinten, und wenn sie alle durchkommen wollen, brauchen sie mehr Unterricht, also mehr Nachhilfe ..."
Ich unterbrach sein Geplapper. „Also muss ich nicht mehr alle paar Nächte kommen, um Stoff nachzuholen?"
Ich wollte eigentlich weiterhin kommen. Lupin war ein guter Lehrer und ich fühlte mich fast, als würde er mich rauswerfen. Ich tat aber so, als würde ich mich darüber freuen, damit er sich nicht schuldig fühlte. „Sind wir dann fertig?"
Er nickte und ich packte meine Federn und Notizen ein.
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„Es ist doch nur ein Tag."
„Vielleicht solltest du dein Gehör überprüfen lassen. Ich sagte nein."
„Sie haben wegen Malfoys Arm die ganze Saison verschoben."
„Das habe ich."
Snape schlagen wird nicht helfen. Snape schlagen wird nicht helfen. Snape schlagen wird nicht helfen. Ich versuchte, auf die kleine Stimme zu hören, aber andere Teile riefen mir weniger nützlichen Rat zu. Ich schaffte es, sie einen Moment lang zu ignorieren.
„Warum werden Sie es nicht machen?"
„Potter, wenn ich für dich Ausnahmen mache, trotz deiner bekannten Erbitterung, wird das nur unnötige Aufmerksamkeit auf dich und deinen ... Zustand lenken." Er hörte sich absolut ehrlich an, aber er konnte ein gemeines, kleines Grinsen an seinen Mundwinkeln nicht unterdrücken. „Gryffindor wird einfach ohne Sucher spielen müssen."
Oh, nun mach schon und hau ihm eine rein, sagte die kleine Stimme. Ich tat es aber nicht. Ich ging zur Tür und drehte mich dann noch einmal um, um ihn anzusehen.
„Ich werde am Samstag auf dem Spielfeld sein", sagte ich. „Ich muss nicht ganz wach sein, um Malfoy auf dem Weg zum Schnatz zu schlagen. Ich weiß gar nicht, warum ich gefragt habe. Es ist ja nicht so, als ob Sie mir etwas schulden würden."
Er hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Ich schlug die Tür hinter mir zu.
Die gute Seite daran war, dass ich mich auf dem ganzen Weg zurück zum Turm der Gryffindors geistig überlegen fühlen konnte. Aber der Gemeinschaftsraum raubte mir meine Wut. Oliver Wood saß vor dem Feuer und ging hunderte von Seiten mit Notizen über Quidditch Strategien durch, die er sich während seiner sieben Jahre in Hogwarts hatte einfallen lassen. Neben seinem Stuhl lagen ein ganzer Berg Bücher über das Spiel und aus Gründen, die nur Wood und Gott bekannt waren, eine Schaufensterpuppe in einem Quidditchumhang.
„Hallo, Oliver", sagte ich vorsichtig.
„Harry, komm her, du musst dir etwas ansehen."
„Es hat nichts mit der Schaufensterpuppe zu tun, oder?"
„Was? Nein, natürlich nicht. Ich will, dass du dieses Buch über die brasilianische Nationalmannschaft liest und dir dann diese Diagramme vom Spiel Neuseeland gegen Indien aus dem Jahre 1926 ansiehst. Sie mussten mit einem Mann weniger spielen und es ist sehr wichtig, dass wir alle verstehen, wie ..."
„Oliver, hast du für deine UTZ Prüfungen schon irgendetwas gelernt?", unterbrach ich.
Er warf mir einen „Stell dich nicht so an" Blick zu und sagte dann: „Nach dem Finale habe ich noch eine ganze Woche, um zu lernen."
„Oh, okay." Ich nahm ihm die Bücher ab und ging in Richtung meines Schlafsaals. „Ich werde mit denen hier mal anfangen."
Wood nickte.
In dieser Nacht saß ich auf meinem Bett und dachte nach – und es war sehr unangenehm. Ich begann, mir zu wünschen, dass irgendetwas passierte, dass ein Wunder geschah, bei dem Malfoy seinen Arm bei einem Unfall in Zaubertränke verlor, oder Flint mit seinem Fuß in einer Bärenfalle stecken blieb und nicht rechtzeitig zum Spiel gefunden wurde. Ich wünschte mir sogar, dass die Weasley-Zwillinge wegen irgendeinem Streich eine Strafarbeit bekamen, dass es nicht alleine meine Schuld war, wenn wir die Meisterschaft verloren. Ich hatte aber eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder steige ich aus dem Team aus, damit sie noch rechtzeitig zum Spiel einen Ersatz trainieren konnten, oder ich gehe zum Spiel, während ich mich wie etwas fühle, das hinten aus einem Elefanten gefallen ist.
Um Mitternacht stand ich auf und schrieb einen Brief an Sirius, in dem ich um Rat bettelte. Ich kroch ohne meinem Tarnumhang zur Eulerei. Ich hoffte fast, dass mich Filch erwischte und mir eine Strafarbeit gab, die den ganzen Samstag dauernd würde, aber weder er noch seine böse Katze trafen auf mich. Ich band den Brief an Hedwigs Bein und sie verließ das Schloss mit einem leisen Schuhu. Ich stand noch eine lange Zeit am Fenster und starrte auf den wachsenden Mond, der am Freitag voll sein würde. Ich begann, müde zu werden, aber ich wollte noch nicht zurück zum Schlafsaal. Er war voll und stickig und kompliziert, im Gegensatz zur Eulerei, die luftig und einsam war, und abgesehen von den ganzen Eulen war es ein netter Platz zum Sitzen und Nachdenken. Ich bemerkte nicht, dass ich eingeschlafen war, bis jemand meine Schulter schüttelte, um mich zu wecken. Ich saß an eine Wand gelehnt, mit meiner Brille noch auf meiner Nase, also hatte ich keine Schwierigkeiten damit zu sehen, welches Mädchen mich geweckt hatte. Leider schlief ein Teil meines Gehirns noch, also konnte ich keinen intelligenten Satz zustande bringen.
„Hu?", sagte ich.
„Du hast geschlafen", sagte Cho Chang, die Sucherin der Ravenclaws.
Sie trug ihre Schuluniform und dazu ihre Hausschuhe an den Füßen. Sie lächelte ein wenig und ich konnte nicht herausfinden, wer jetzt was sagen sollte. Sie ging zu einer der Schuleulen und band einen Umschlag an ihr Bein. Nachdem sie davongeflogen war, wandte sie sich, noch immer lächelnd, mir zu. Meine Stimme begann wieder zu funktionieren, obwohl ich nicht sicher war, ob mein Gehirn irgendetwas zum Gespräch beitrug.
„Oh, stimmt ja. Hi. Guten Morgen, meine ich. Wie spät ist es?"
„Bist du in Ordnung?", fragte Cho.
Mein Gesicht beschloss, in diesem Moment knallrot zu werden. „Mir geht's gut, danke ... ähm ... wie geht's dir?"
„Ich bin okay. Du bist nicht krank, oder?"
„Nein, ich bin nur letzte Nacht hier rauf gekommen, um einen Brief zu schicken. Ich denke, ich bin eingeschlafen."
„Das ist gut. Jeder wartet darauf, dass du am Samstag die Slytherins besiegst. Wir jubeln dir alle zu. Es wäre schrecklich, wenn du vor dem Spiel krank wärst."
„Ich? Krank? Nein, mir wird's gut gehen. Alles ist gut. Mir gefallen deine Hausschuhe."
Sie lachte nervös und drehte sich um, um zu gehen.
Wo ist ein Stein, damit ich mir damit mein Gehirn zertrümmern kann? Ich starrte auf den Boden, bis ich hörte, wie Cho hinausging. Sie rief mir „Bis dann!" zu, bevor sie ging.
Cho würde mir zujubeln. Dieser Gedanke brauchte den meisten Platz in meinem Gehirn. Es war fast so, als hätte jemand einen Wasserball in meinen Kopf gesteckt. Jetzt hatte ich keine Wahl mehr. Am Samstag muss ich draußen auf dem Spielfeld sein. Während ich zum Gryffindorturm zurück lief, um meine Bücher und Klamotten zu holen, formte ich einen Plan. Ich hatte das fertige Produkt, als ich gegen den Pooka um meine Socken kämpfte. Wenn der Plan mich nicht umbrachte, würde Hermine das schon erledigen.
