DAS KELLERGESCHOSS
Von Marz1 / Übersetzung von Christa Potter
A/N: Vielen Dank für eure Reviews.
Ich habe eine gute Nachricht für euch alle: die Übersetzung der Geschichte ist fast vollendet, was für euch bedeutet, dass die Updates jetzt bis zum Ende regelmäßig sein werden (es sind nicht mehr viele Kapitel übrig).
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KAPITEL 24 – Ich werde nicht aufgeben
Eine Sekunde, bevor er mich unter das eiskalte Wasser stieß, überlegte ich, ob ich den Plan nicht doch aufgeben sollte. Leider war ich noch nicht genug bei Bewusstsein, ob meine neue Meinung auch aus mir heraus zu bekommen. Ich konnte nur wie ein missmutiges Schaf blöken, als das eiskalte Wasser meinen Pyjama durchnäßte und über meinen Kopf rann. Ich versuchte, heraus zu kommen, wurde aber wieder unter das eisige Wasser geschoben. Erst, als ich so stark zitterte, dass meine Knie aneinander schlugen, durfte ich entkommen. Eine Tasse wurde in meine Hände gedrückt.
„Trink. Du hast vor dem Spiel noch fünf weitere vor dir", sagte Ron.
„Wie lange?", fragte ich.
„Neunzehn Minuten."
Ich nahm den Kaffee, den Ron mir anbot und begann zu trinken. Meine Augen versuchten, sich wieder zu schließen, sogar während das heiße Getränk durch meine Kehle rann. Ron ging zur anderen Seite des Zimmern und lehnte sich aus der Tür. Ich könnte hören, wie er mit Hermine flüsterte, die sich vor der Tür zum Bad der Vertrauensschüler stationiert hatte, um Ausschau zu halten. Es war schon schlimm genug, dass Madam Pomfrey uns in den Korridoren folgte, aber Snape hatte plötzlich „große Sorge für meine Gesundheit" entwickelt und versuchte, mich wieder zurück in den Krankenflügel zu bringen, weit weg von dem Meisterschaftsspiel.
Sirius hätte mir sicher geholfen. Er hätte der Krankenschwester gesagt, ich wäre zurück in meinen Schlafsaal gegangen um zu schlafen. Wahrscheinlich hätte er mir sogar geholfen, mich auf das Spielfeld zu schleichen. Zum sicher hundertsten Mal fragte ich mich, wo er war. Er würde meine Verwandlung nicht ohne Grund verpassen.
„Die Luft ist noch rein", berichtete Ron und warf mir ein Handtuch zu.
Meine Augen fühlten sich sandig an und mein Blick wurde nicht schärfer. Jeder Körperteil tat weh. Es fühlte sich an, als versuchten Würmer sich durch meinen Kopf zu fressen. Ich trank die Tasse aus und hielt sie Ron zum Auffüllen hin. Mein Magen drehte sich, aber ich begann sofort mit der zweiten Tasse. Hermine hatte sich geweigert, den Trank der Schlaflosen Nächte zu brauen, oder sonstige Tränke, die mir geholfen hätten, das Spiel zu überstehen. Sie sagte, sie würden meine Gesundheit ruinieren. Immerhin hatte sie mich nicht der Krankenschwester ausgeliefert.
Jemand klopfte an der Tür und einen Moment später huschten Fred und George herein.
„Wir haben deinen Quidditchumhang mitgebracht", sagte George.
„... wie gewünscht", sagte Fred.
„Wir wollten auch noch fragen,"
„... warum du nicht zu den Umkleideräumen kommen wolltest,"
„... aber dann ist Snape gekommen,"
„... und wollte nicht mehr gehen."
„Er hat deinen Feuerblitz beschlagnahmt."
„Naja, er denkt, das hat er."
„Wir haben ihm einen von Mr. Filchs Besen untergejubelt."
„Der richtige ist in Angelinas Schrank."
„Danke", sagte ich.
Die Zwillinge gaben mir meinen Umhang und ich ging in eine der Kabinen, um mich umzuziehen. Meine Hände zitterten, während ich den Umhang zuknöpfte, aber ich war nicht sicher, ob es wegen der Erschöpfung, dem kalten Wasser oder dem Koffein war.
„Gibt es einen Grund, warum du beschlossen hast, komplett angezogen zu duschen?", rief Fred, oder George – sie hören sich genau gleich an.
Weil ich, falls ich in Ohnmacht falle, nicht nackt gefunden werden will. Weil ich nicht bei genug Bewusstsein war, um meine Klamotten alleine auszuziehen und wegen so etwas würde ich verdammt noch mal nicht um Hilfe bitten. Weil es schwer ist, in einem klatschnasse Pyjama einzuschlafen. Natürlich sagte ich nichts von dem laut. Ich zog meine Stiefel an und kam aus der Kabine. Ich stolperte. Der Raum schien seltsam nach rechts geneigt zu sein, aber als ich das ausgleichen wollte, verlor ich auch noch die letzte Balance, die ich gehabt hatte.
Ron half mir vom Boden hoch und ich schaffte drei Schritte, bevor ich mich als Unterstützung an den Rand eines Waschbeckens klammern musste. Ich schloss meine Augen und wartete, bis das Wackeln des Raumes zu einem Gefühl seltsamer Unordnung wurde. Ich warf einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken. Die Spiegelungen der drei Weasleys sahen mich besorgt und misstrauisch an. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich selbst zu betrachten.
Die Ringe unter meinen Augen waren so dunkel, dass sie fast wie blaue Flecken aussahen. Mein Mund war farblos und meine Unterlippe zitterte, als würde ich gleich zu heulen beginnen. Meine Augen waren blutunterlaufen und die Pupillen waren erweitert. Ich musste sie wieder schließen, als eine weitere Welle von Übelkeit durch mich lief, doch ich musste mich nicht übergeben.
Als ich mich wieder umsehen konnte, standen Fred und George rechts und links neben mir.
„Harry, du weißt, dass wir die letzten sind, die so etwas vorschlagen,"
„... aber vielleicht solltest du lieber mal aussetzen,"
„... besser, als in Ohnmacht zu fallen."
„Mir geht's gut", sagte ich und schluckte schwer, damit der Kaffee in meinem Magen blieb.
„Das ist sehr eindeutig nicht wahr", sagte George.
Gleichzeitig wandten sie sich zu Ron um.
„Also, sag uns, kleiner Bruder,"
„... was unseren Sucher behindert?"
Ron zuckte mit den Schultern und sie gingen auf ihn zu, wobei sie mich mitschleppten.
„Ron, du musst es uns sagen", sagte Fred.
„Das ist eine dieser Situationen, in denen du es einem Erwachsenen erzählen musst."
„... oder zumindest uns."
Ron zuckte wieder mit den Schultern und vermied den Augenkontakt mit seinen Brüdern.
Hermine rettete uns vor einer weiteren Befragung. Sie duckte sich durch die Tür und schlug sie hinter sich zu, dann lehnte sie sich dagegen, als würde sie erwarten, dass ein Rammbock im nächsten Moment dagegen schlug.
„Snape kommt."
„Plan B!", verkündete Ron. „Alle aus dem Fenster, schnell!"
Zum Glück hatten wir uns ein paar Routen von der Schule zum Quidditchfeld überlegt. Ron öffnete das Fenster und schob mich und dann Hermine hinaus auf das Fenstersims. Wir krabbelten über das schräge Dach auf ein Fenster des Klassenzimmers für Arithmantik zu. Ich warf einen Blick auf die Schlossgründe nördlich der Schule, konnte aber keinen großen, schwarzen Hund entdecken.
Letzte Nacht, nur zwei Stunden vor meiner Verwandlung, war ich zu Dumbledores Büro gegangen. Er hatte zugestimmt, nach Sirius zu sehen, hatte mich aber aus dem Raum geschickt, bevor er es tat. Ich wartete vor der Tür, konnte mich selbst aber nicht vom Lauschen abhalten. Mein Gehör schien besser als üblich zu sein, denn ich konnte jedes Wort ausmachen, das Dumbledore sagte.
„Phineas, ich will, dass du wieder nach Sirius siehst, bitte."
„Wäre es nicht einfacher, ihn durchs Feuer zu rufen?"
Ich hörte leises Murmeln im Büro des Direktors, und ich konnte ein unbehagliches Gefühl nicht unterdrücken. Ich konnte Stimmen hören, aber keine der normalen, menschlichen Geräusche, die sie begleiteten, wie das Rascheln eines Umhangs oder das Knarren eines Stuhls oder Schritte auf dem steinernen Boden. Das Murmeln verstarb, sobald Phineas sagte: „In Ordnung", wobei er sich fast wie ein schmollender Teenager anhörte. Ich sprang von der Tür weg, damit es so aussah, als hätte ich höflich ein paar Stufen weiter unten gewartet, aber niemand kam heraus, und es dauerte keine drei Minuten bis Phineas' Stimme zurückkehrte.
„Er ist bereits fort, Dumbledore. Erwarte nicht, dass ich weiß, wohin er gegangen ist."
Er könnte erwischt worden sein. Er könnte wieder verrückt geworden sein. Er könnte von einem Auto angefahren worden sein.
Hermine zog mich aus meiner Erinnerung und die letzten paar Meter über das Dach. Sie musste mir helfen, durch das Fenster zu klettern und gab die ganze Zeit kleine, besorgte Geräusche von sich. Ron holte uns eine Sekunde später ein. Er kletterte durch und wir drehten uns um, um Fred und George zu beobachten. Sie kamen ein paar Minuten lang nicht heraus und wir waren sicher, dass sie erwischt worden waren, aber plötzlich erschienen zwei rothaarige Köpfe auf dem Dach und schlugen das Fenster hinter ihnen zu. Anstatt über das Dach zu uns zu klettern, liefen sie zum Rand des Daches und sprangen. Darüber waren wir mehr als nur ein wenig besorgt, denn wir waren im fünften Stockwerk. Ron lief so schnell er konnte die Treppe hinunter und wir folgten ihm. Als wir im ersten Stock waren, war Ron schon draußen und inspizierte den Rasen. Es gab keine Anzeichen darauf, dass die Zwillinge den Boden auf unangenehme Weise erreicht hatten, also liefen wir weiter zum Quidditchfeld.
Ich bekam kaum noch Luft, als wir dort waren. Wir gingen unter den Tribünen entlang, anstatt den Haupteingang zu benutzen, denn Pomfrey hatte sich davor positioniert. Nachdem wir meilenweit durch ein dunkles, enges Labyrinth aus Balken und weggeworfenen Packungen von Süßigkeiten geklettert waren, erreichten wir die Außenwand er Umkleide der Gryffindors. Hermine klopfte zweimal an die Wand und wir hörten dreimal ein Klopfen als Antwort, das „alles klar" Signal. Sie zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf ein winzig kleines Loch in der hölzernen Wand, durch das ein heller Lichtstrahl drang.
„Engorgio!", sagte sie.
Das Loch in der Wand vergrößerte sich.
Hermine quetschte sich als erste durch, ich folgte ihr und hatte kein Problem mit dem Durchkommen, aber mir war zu schwindlig, um danach wieder aufrecht zu stehen. Ron blieb komplett hängen. Die Zwillinge kamen nach vor, um ihm zu helfen.
„Wie seid ihr vom Dach runter gekommen?", fragte Ron, als Fred einen seiner Arme packte und George den anderen.
„Ich fürchte, das ist eines unserer patentierten Geheimnisse", sagte George.
„Was habt ihr überhaupt dort drinnen gemacht?", fragte Hermine.
„Uns ist eingefallen, dass es für uns besser wäre, wenn Snape uns nicht folgt", sagte George.
„Also haben wir ein paar Veränderungen an den Türen und Fensters des Badezimmers vorgenommen, bevor wir gingen", sagte Fred.
„Wir haben auch die Wasserhähne und Abflüsse verbessert."
„Weiß jemand, ob Snape schwimmen kann?"
„Kümmert es jemanden?", grunzte Ron.
Ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete, obwohl ich es aus Mitgefühl für Ron schnell beiseite schob. Mit einem letzten, starken Zug flog er aus dem Loch und landete zusammengesackt vor Hermines Füßen. Sie half ihm hoch und dann stellten die beiden mich wieder auf die Beine. Ron rieb seine Schulter und murmelte etwas über ein gebrochenes Schlüsselbein.
„Viel Glück, Harry", sagte Hermine. Sie sah aus, als ob sie noch mehr sagen wollte, aber in diesem Moment stürmte Oliver Wood in den Raum. Ich konnte ehrlich sagen, dass der Raum voller Kontraste war. Ich war so fertig, dass ich am liebsten ohnmächtig zu Boden gefallen wäre, und Oliver explodierte fast. Hermine und Ron verzogen sich leise und versuchten so, Der Rede zugekommen, auch bekannt als Das Geschwafel Von Oliver. Der Rest des Teams kam herein, als sie gingen. Angelina gab mir meinen Feuerblitz.
„Harry, wo bist du gewesen? Wir haben nach dir gesucht. Snape war hier und sagte, dass du aus dem Krankenflügel verschwunden bist. Du bist nicht krank, oder? Du hast die gesamte Diskussion über die Strategien versäumt! Du kennst keinen der Spielzüge! Wie konntest du ..."
„Oliver", unterbrach ich ihn. Ich wusste, dass Oliver durch meine späte Ankunft bis ans Maximum gestresst war, aber ich war schon so nahe daran ohnmächtig zu werden, dass es mir egal war. „Bin ich bei irgendeinem dieser Spielzüge dabei?"
„Nun, nicht direkt, aber ..."
„Tut es dann etwas zur Sache, ob ich da war oder nicht?"
Ich setzte mich auf die nächste Bank und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, bevor das Spiel begann. Während der Reise auf dem Weg zum Spielfeld war mir nicht so schwindlig gewesen, aber nun fühlte ich mich, als wäre ich in einem Wäschetrockner. Ich kann dieses Gefühl tatsächlich nachvollziehen, denn mein Cousin Dudley und seine intellektuell hoch entwickelten Freunde hatten mich an einem siebten Geburtstag in einen gesteckt und ihn dann auf „hoch" und „voll beladen" eingestellt hatten. Zum Glück brannte die Sicherung im Keller durch, bevor ich getrocknet werden konnte. Für diese Aktion habe ich übrigens einen Moment Hausarrest bekommen. Ich vergrub den Kopf in den Händen um sicher zu gehen, dass er nicht irgendwie vibrierte.
Plötzlich war ich von Katie, Alicia und Angelina umgeben.
„Harry, was ist los?"
„Harry, hast du dich übergeben?"
„Hast du vielleicht Fieber?"
Als Katie den letzten Satz sagte, legte sie ihre Hand auf meine Stirn, um es zu prüfen. Wenn ich nicht gerade halb bewusstlos gewesen wäre, wäre ich sicher rot geworden. Eine Pfeife ertönte in der Umkleide – noch zehn Minuten bis zum Spiel. Ich stand auf und verlor sofort das Gleichgewicht, wobei ich auf peinliche Weise auf Katie fiel. Es schien ihr jedoch nicht allzu viel auszumachen. Wir gingen in Richtung Feld.
Der Korridor, der zum Spielfeld führte, war sicher nicht länger als zehn Meter, aber ich wusste nicht, ob ich es bis zum Ende schaffen würde. Übelkeit und Schwindelgefühl kämpften um die Vorherrschaft in meinem Elend. Ich begann, meinen Feuerblitz als Gehstock zu verwenden.
„Alle bereit? Haben alle ihre Besen?", fragte Oliver. Als wir in Richtung Spielfeld gingen, fing er ein wenig an zu zittern. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie wichtig das ist. Die Zukunft unserer Karrieren im Quidditch, ebenso wie die Ehre Gryffindors, hängt vom Ergebnis dieses Spiels ab. Es wird in unserem Leben keinen wichtigeren Tag geben. Wenn wir in den nächsten Stunden nicht unser volles Potential ausspielen, können wir uns auch gleich in den See werfen."
Von draußen hörten wir das Schreien des Publikums. Die fünf Minuten Pfeife gellte und Oliver erstarrte zwischen zwei Schritten.
„Ich kann das nicht", sagte er.
„Oh Merlin", fuhr Oliver fort. „Ich kann mich nicht an Zug 145 erinnern! Fliegt Katie mit dem Quaffel nach links und täuscht einen Pass zu Alicia an oder war es anders herum, oder vielleicht fliegt sie nach oben, nicht nach links. Hat einem eine Kopie der Spielzüge? Ich muss es nachprüfen!"
„Oliver, beruhige dich", sagte Alicia.
„Und Zug 489! Arbeiten die Treiber überkreuzt oder im Achter Muster? Wartet! Bin ich Rechtshänder oder Linkshänder? Ich kann mich nicht erinnern!" Er hielt eine eingebildete Feder in jeder Hand und versuchte, damit seinen Namen zu schreiben, aber seine verwirrte Miene wurde nur noch stärker. Oliver wandte sich vom Spielfeld ab und warf dem Ausgang sehnsüchtige Blicke zu.
Fred stieß Oliver an der Schulter an und sagte: „Merk dir: das Team, gegen das wir spielen, hätte Probleme, eine Dose Thunfisch im Quidditch zu schlagen. Slytherin wird nicht gewinnen."
Oliver nickte, war ansonsten aber still wie eine Statue.
„Oliver, du wirst es gut machen", sagte Katie. Sie ging zu Oliver und küsste ihn auf die Wange.
„Keine Sorge, Oliver", sagte Alicia, die ihn dann auf die andere Wange küsste.
„Stimmt, was sie sagen", sagte Angelina, bevor sie ihn ebenfalls auf die Wange küsste.
Oliver war nicht mehr erstarrt und er errötete ziemlich. Er sah so aus, als hätte er fast genügend Inspiration für das Spiel, aber der Zweifel war noch offensichtlich.
Natürlich wusste George Weasley genau, was man sagen musste, um Oliver selbstbewusst auf das Spielfeld zu bringen, oder zumindest schnell auf das Feld zu bringen. Als Angelina zurücktrat, ging George auf Oliver zu, legte seine Hände auf die Schultern unseres Hüters und sagte sehr ernst: „Mit oder ohne Zunge?"
Falls Oliver keine Karriere im Quidditch macht, denke ich nicht, dass er kein Problem hätte, in das olympische Laufteam von England zu kommen. Er schaffte auch eine sehr beeindruckte Schulterzucken-drehen-ducken Bewegung, um George zu entkommen, was vielleicht zeigte, dass er seine Berufung für Rugby auch nicht gehört hatte. Ich musste mit meinem Fuß absichtlich gegen den Türrahmen treten, um ein Lachen zu unterdrücken, aber ich machte mir Sorgen, dass ich mich deshalb übergeben müsste. Ich denke, dass Angelina genug für alle gelacht hat. Das Mädchen kicherte noch, als wir die Mitte des Feldes erreichten. Oliver schwebte bereits in der Luft – weit weg von den Weasleys – und warf den Zwillingen misstrauische Blicke zu.
Die Slytherins hatten sich ebenfalls schon aufgestellt und starrten uns an, als wir vom Boden abhoben. Sie hatten in ihrem Team einige Veränderungen vorgenommen. Malfoy war ungefähr halb so groß wie der nächst größere Spieler im Team. Das Spiel würde hart werden, aber ich fühlte mich tatsächlich etwas besser, als ich in der Luft war. Ich denke, dass das wahrscheinlich war, weil der Besen den Großteil meines Gewichts trug, und ich fühle mich niemals besser, als wenn ich fliege. Ich fühlte mich trotz der leichten Brise und dem sonnigen Wetter noch immer, als würde ich in einem wütenden Wirbelsturm herum geworfen, aber ich begann zu denken, dass ich es schaffen könnte. Das einzige was fehlte, war Sirius.
Sirius hatte gesagt, dass er kommen würde. Er hatte gesagt, dass er das Quidditchfinale um keinen Preis verpassen würde. Sirius kann auf sich selbst aufpassen. Er hat es wahrscheinlich nur vergessen. Er ist gestern wegen Brot oder so etwas einkaufen gegangen und hat diesen Phineas versäumt, und während er fort war, ist sein Kalender von der Wand gefallen und irgendein kranker Wind hat ihn in das flackernde Feuer geblasen und er hat es einfach vergessen. Aber wenn er es vergessen hat heißt das, dass es ihm sowieso nicht so wichtig war. Vielleicht funktionierte sein Portschlüssel nicht und er ist jetzt irgendwo in Frankreich. Vielleicht hat er beschlossen, stattdessen mit dem Besen herzukommen und wurde vom Blitz getroffen. Vielleicht ist er unter der Dusche ausgerutscht und kommt nichts ans Telefon. Vielleicht ...
Ich hatte nicht gewollt, dass sich meine Augen schlossen, aber das Warten darauf, dass Madam Hooch mit dem Quaffel kam und die Regeln durchging, und das dumpfe Dröhnen der Zuseher und die ruckelnde Bewegung meines Besens in der Luft – das alles schien darauf aus zu sein, mich einschlafen zu lassen. Es konnten allerdings nur ein paar Sekunden gewesen sein.
„Hey, Potter!"
Ich hatte den Anpfiff versäumt. Ich blickte gerade noch rechtzeitig auf um den Quaffel zu sehen, der auf meinem Gesicht landete. Ich verlor den Halt an meinem Besen, fiel nach vor und krachte auf den Besenstiel. Meine Nase schmerzte, meine Augen füllten sich mit Wasser und mein Kopf drehte sich schneller als je zuvor. Ich schaffte es, mich wieder aufzurichten und sah, wie Oliver den ersten Schuss der Slytherins abblockte. Er warf Katie den Ball zu und die drei Jägerinnen flogen auf die Ringe der Slytherins zu. Eine Sekunde später brüllte die Menge und Lee Jordan verkündete, das Gryffindor mit zehn zu null in Führung lag.
Ich schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, aber dadurch wurde alles nur schlimmer. Ich biss die Zähne zusammen und zog am Stiel meines Feuerblitzes, wodurch ich an Höhe gewann. Malfoy zog hoch oben seine Kreise, aber ich wusste, dass er den Schnatz noch nicht gesehen hatte. Als ich nach oben flog, erblickte ich etwas glitzerndes im Licht. Ich tauchte nach unten.
Ich hörte, wie die Menge jubelte, als Gryffindor ein weiteres Tor schoss. Der Boden raste auf mich zu und das Schwindelgefühl überwältigte mich fast. Der Rand meines Blickfeldes wurde schwarz, als ich nach unten flog. Ich war zehn Meter über dem Boden als ich sah, dass es nur ein Süßigkeitenpapier war. Ich verlangsamte meinen Flug und wartete darauf, dass sich mein Gehirn wieder erholte. Ich hasse es, wenn die Leute den Müll liegen lassen.
WUMM!
Ich blinzelte zum Himmel hoch. Viel zu groß für einen Klatscher, dachte ich, während ich mich aufsetzte. Eine nicht nachdenkende Person pfiff neben meinem armen Kopf in eine Pfeife. Ich stand auf und stolperte zu meinem Besen, der nur ein paar hundert Millionen Meilen neben mir gelandet war. Ich sah auf und erblickte Madam Hooch, die vor Schreien rot im Gesicht war, während Malfoy mir zu grinste. Lee Jordans Kommentar ertönte im Stadion.
„...FREIWURF! MALFOY ERHÄLT EINE OFFIZIELLE WARNUNG WEGEN EINEM ABSICHTLICHEN ZUSAMMENSTOSS MIT EINEM ANDEREN SPIELER, ABER ES SIEHT SO AUS, ALS WÄRE POTTER SCHON WIEDER AUF DEN BEINENE!"
Ich bückte mich, um meinen Besen aufzuheben und verlor das Gleichgewicht. Ich landete auf den Knien und robbte die letzten Meter zum Besen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich wieder auf den Beinen war. Die Schreie schienen lauter zu sein als zuvor und ich drehte mich um.
WUMM!
Diesmal eindeutig ein Klatscher. Ich setzte mich wieder auf, und das war ein Fehler. Ich drehte meinen Kopf gerade noch rechtzeitig zur Seite, damit mein Umhang nicht befleckt wurde. Als der Kaffee und viele andere Dinge, bei denen ich mich nicht einmal erinnern konnte, sie gegessen zu haben, wieder zurückkamen, hörte ich, wie Oliver um eine Auszeit bat.
Ein Schatten lehnte sich über mich und jemand klopfte mir auf den Rücken.
„Bist du okay?", fragte Alicia.
Ich würgte wieder.
Ich hörte, wie Oliver neben uns landete. „Das ist schlimm! Das ist schlimm! Erinnert sich jeder noch an Spielzug 1547? Er hat zwar noch beide Arme, aber ich denke, es wird trotzdem klappen."
Ich stöhnte. Alicia packte mich unter den Armen und zog mich auf die Beine. Madam Hooch landete neben uns.
„Potter, kannst du weiter spielen?"
Ich wusste nicht, ob es klug wäre, den Mund zu öffnen, also nickte ich nur. Oliver gab mir meinen Besen, deshalb musste ich mich zumindest nicht mehr bücken. Als ich davonflog sah ich, wie ein sehr nasser Snape und Madam Pomfrey über das Feld auf uns zu stapften, aber Madam Hooch pfiff in ihre Pfeife und das Spiel ging weiter.
Malfoy verfolgte mich, sobald ich wieder in der Luft war. Er nahm seine offizielle Warnung nicht zu ernst. Er folgte mir über das gesamte Feld nach und stieß mich immer an, wenn Hooch nicht in Sicht war. Mir war zu schlecht um zu versuchen, ihn loszuwerden. Sogar beim Gedanken an eine Faultierrolle wurde mir übel.
Ich hoffe, Malfoy fliegt noch immer so nahe, falls ich mich wieder übergebe.
Am Ende war es kein Kampf von Fähigkeiten, oder Willen, oder Talent. Am Ende kann ein Nimbus 2001 einfach nicht mit einem Feuerblitz mithalten.
Der Schnatz erschien am anderen Ende des Feldes und wir sahen ihn gleichzeitig. Ich flog Malfoy davon, ohne den Besen auf volle Geschwindigkeit zu bringen. Die Tribünen waren verschwommen und eine Sekunde später war der Schnatz in meiner Hand.
Ich flog zurück zu unserer Seite des Feldes. Ich konnte hören, wie Malfoy sich darüber beschwerte, dass der Besen die ganze Arbeit geleistet hatte, und es war wahr. Ich wusste, dass ich mich später darüber ärgern würde, aber im Moment war es mir egal. Ich wollte mich nur setzen. Ich landete neben Madam Hooch und gab ihr den Schnatz, damit sie ihn einpacken konnte. Mein Kopf klingelte und ich fühlte nichts anderes als Furcht, als die gesamte Schule von den Tribünen auf das Feld stürmte. Ich würde nicht unbemerkt zum Gemeinschaftsraum schleichen und das Bewusstsein verlieren können. Schulleiter Dumbledore war unter den Zusehern und er trug den Quidditch Pokal. Es war das erste Mal, dass ich froh war, als die Saison vorbei war.
Ich wünschte nur, ich könnte mich hinlegen.
WUMM!
Ich hasse Ironie.
