Lucius Malfoy begutachtete sich im Spiegel. Sein blondes Haar saß perfekt, die blauen Augen blickten angemessen durchdringend drein. Er war zufrieden mit sich. Der dunkle Lord hatte nichts gegen ein bisschen Vergnügen, und heute würde er es sich gönnen. Seine Frau brauchte nicht zu erfahren, wo er die Nacht verbrachte. Er verließ das großzügige Anwesen mit langen, von Zuversicht kündenden Schritten. Im Laufe setzte er die goldene Kugel in seiner Hand in Bewegung. Er benutzte den Gegenstand nicht zum ersten Mal, und bislang hatte ihm noch jede Zeitreise ein angenehmes Abenteuer beschert.

Er fand sich in einer vollbesetzten Kneipe wieder. Neben ihm saß eine schlanke, junge Frau, deren Körper ihn sofort fesselte. Sie hatte ein feingeschnittenes Gesicht mit dazu passendem Profil, braune wellige Haare und große braune Augen, die sie ihm nun zuwandte. „Darf ich Sie auf einen Drink einladen?" Die Frau musterte ihn kühl: „Nein." „Warum nicht?" Sie zog sich in Schweigen zurück, doch ihre reservierte Miene sagte alles. „Zwei Cherry." Die Augen der Frau blitzten ihn zornig an: „Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt. Ich trinke nicht mit Ihnen." Lucius schmunzelte: „Was ist so Schlimmes daran, wenn ein Mann Sie auf einen Drink einlädt?" „Daran an sich ist nichts auszusetzen, an dem Mann aber schon." Lucius musste nicht einmal Betroffenheit vortäuschen, er war betroffen. Noch keine Frau hatte ihn abblitzen lassen, und das forderte ihn heraus. Insbesondere, wenn die betreffende Frau so schön war wie diese. Zu seinem Schrecken stand sie auf, packte mit sichtlichem Zorn ihre Sachen zusammen, zahlte und drängte sich durch die Gäste zum Ausgang. Er folgte ihr und packte sie am Arm, entschlossen, doch nicht unsanft. Sie wirbelte herum und schlug ihm ins Gesicht. Fassungslos blickte er ihr hinterher. Dann setzte sein Verstand wieder ein: „So warten Sie doch! Was habe ich Ihnen getan?" Sie blieb so abrupt stehen, wie sie zuvor vor ihm davon gelaufen war: „Sie wissen offensichtlich nicht, was Sie tun, Mr. Malfoy." Sie spuckte seinen Namen geradezu aus. Ihre Ablehnung stand wie eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, an der Lucius abprallte. „Was haben Sie gegen mich? Ich habe Ihnen nichts getan." „Lucius Malfoy, der Todesser, als Unschuld vom Lande? Kommen Sie." Ihre Stimme triefte vor Verachtung. „Woher wissen Sie, wer ich bin?" „Oh, erkennen Sie die kleine Schlammblüterin nicht mehr?" „Kleine Schlammblüterin...?" Lucius blieb der Mund offen stehen, und dann rastete sein Verstand ein: „Hermine Granger." „Nicht zu fassen, Sie haben es gemerkt." Da ihm nichts Besseres einfiel, sagte er: „Sie sind eine schöne Frau geworden." Hermine blickte ihm verächtlich ins Gesicht: „Bei den Schlammblütern, die Sie ermorden ließen, war es Ihnen egal, wie sie aussahen." „Ms. Granger... ." „Mrs. Weasley," korrigierte sie ihn. „Mrs. Weasley, ich habe mich in Sie verliebt." „Dann sehen Sie nicht nur aus wie ein Trottel, Sie sind auch einer." Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen.

Lucius kehrte in die Kneipe zurück. Mitfühlend musterte ihn der Wirt: „Die Kleine hat Haare auf den Zähnen." „Ist sie öfter hier?" Er griff nach dem Strohhalm wie ein Ertrinkender. „Dann und wann." Der Wirt sah ihn genauer an, wog ab, wie viel er sagen durfte. Lucius sah ihn an, wartete auf mehr. „Geben Sie mir noch einen." „Was darf's sein?" „Whiskey, den besten, den Sie zu bieten haben." Der Wirt musste mit so etwas gerechnet haben, denn er griff danach, bevor Lucius seinen Wunsch geäußert hatte. Er trank das Gesöff in einem Zug leer. Der Wirt zögerte einen Moment, dann sagte er: „Sie arbeitet zur Aushilfe bei mir." Lucius sah ihn mit großen Augen an: „Sie ist viel zu intelligent für so etwas." „Oh, danke," entgegnete der Wirt, „Möchten sie lieber eine Kneipe weiter Ihr Glück versuchen?" Trotz seines Ärgers wagte er nicht, den Mann mit zu deutlichen Worten vor die Tür zu setzen. Er sah nach Macht aus, und das konnte gefährlich werden. Malfoy hörte ihn gar nicht. Hermine Weasley war zurückgekehrt.