Malfoys Augen strahlten. Er war sich dessen bewusst, doch es störte ihn nicht. Sollte sie wissen, was er empfand. Umso besser für ihn. „Weshalb sind Sie zurück gekommen?" „Immer nur Fragen, nicht wahr?" entgegnete sie, „Nichts als Fragen." „Darin sind wir uns ähnlich," stimmte er ihr zu. Sie hatte den Widerspruch schon auf der Zunge, hielt ihre Worte jedoch zurück. „Richtig," sagte sie. Er wusste, dass er nicht mehr aus ihr heraus-kriegen würde, als sie wollte, und im Moment waren ihm ihre Motive auch egal. Sie war zurück, und das allein zählte. „Trinken Sie jetzt mit mir?" Sie bedeutete ihm mit einer Geste, die Kneipe zu betreten. Aller Augen hatten sich dem gut aussehenden Paar zugewandt, doch er war Aufmerksamkeit gewohnt, badete in ihr. Sie registrierte es aus dem Augenwinkel, und die Beobachtung entlockte ihr ein Schmunzeln, dass er anders deutete, als sie es gemeint hatte: „Ich verspreche Ihnen einen wundervollen Abend. Wein?" Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ sie sich neben ihm nieder. „Gern." „Den besten, nehme ich an," kam ihm der Wirt zuvor. „Genau." Lucius genoss die Situation. Er würde sich heute Abend nehmen, was das Leben zu bieten hatte. Und sie war bereit, diese Freuden mit ihm zu teilen. Als sie gerade auf der Toilette verschwunden war, beugte sich der Wirt vor und raunte seinem Gast ins Ohr: „Ihr Mann ist vor drei Jahren gestorben." „Das tut mir aufrichtig leid," erwiderte er und lächelte innerlich. Wie passend.

Hermine stand vor dem Spiegel und bürstete ihr langes Haar mit kraftvollen Strichen, bis sie mehr denn je glänzten. Gut so. Sie hatte nicht vor, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen. Hermine schenkte ihrem Spiegelbild ein strahlendes Lächeln und zwinkerte dem Spiegel verschwörerisch zu: „Du bist mein Zeuge. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen." Der Spiegel erinnerte sie: „Nicht zu selbstbewusst, junge Dame, obwohl ich eure Entschlossenheit zu schätzen weiß." „Danke für den Rat. Ich werde mein Bestes geben." „Als Frau oder als Muggeltochter?" „Als Frau und als Muggeltochter." Energisch reckte sie ihr Kinn in die Höhe.

Lucius rutschte ungeduldig auf seinem Barhocker hin und her. Der Stab mit dem silbernen Knauf lag zu seinen Füssen. „Wo bleibt sie denn?" „Sie wird schon kommen," beruhigte ihn der Wirt. Lucius wurde bewusst, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. Genug Alkohol für heute. Er nahm einen sinnlichen Duft und eine leise Bewegung hinter sich wahr. „Du bist zurück." Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, liebkoste sie. „Es gibt kein Zurück," sagte sie, mehr zu sich als zu ihm, doch er hörte nur ihre Worte, nicht den Tonfall, indem sie diese ausgesprochen hatte. Der Wirt stellte sich taub. Er wünschte ihr Erfolg, mehr als alles andere. Lucius küsste sie, einem Hauch gleich, und sie erwiderte ihn mit einer Zartheit, die ihm im Herzen weh tat. Er kostete den Schmerz aus, wie er früher den Schmerz anderer ausgekostet hatte. Es gab nur noch sie und ihn, und dann verlor er Raum und Zeit aus den Augen, vergaß sich selbst, verlor sich in ihr. Seine Hände wanderten ihren Körper hinunter, liebkosten sie. Die ganze Kneipe sah ihnen zu, doch das spielte keine Rolle.

Auf der Damentoilette grinste der Spiegel in sich hinein. Seine Seele gehörte der Frau, die noch vor kurzem vor ihm gestanden hatte. Er kannte ihren Eigensinn, ihren beweglichen Verstand, ihre Wünsche und Träume – und ihren Hass auf den Mann, dem sie sich gerade hingab.

In Hermine stieg ein Gefühl auf, das den Hass, der sie solange beherrscht hatte, für diesen Augenblick verdrängte. Triumph. Sie war ihrem Ziel näher denn je.