Als er in seine Zeit zurückkehrte, erwartete ihn Narcissa. „Du bist noch wach, Schatz?" „Erwartest du, dass ich schlafe, während du dich mit einer anderen Frau vergnügst? Welche Hure war es diesmal?" erkundigte sich seine Frau kalt. Leugnen hatte keinen Sinn. „Sie ist keine Hure," erwiderte Lucius so ruhig wie möglich. „Ach? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was diese Frauen von dir wollen? Deine Macht – unsere Macht." Sie funkelte ihn an. „Sie ist anders." Er hatte entschieden keine Lust, mit ihr darüber zu diskutieren, wer die anderen Frauen waren – egal, was Narcissa dachte. „Ich gehe schlafen," sagte er. „Schön, aber ohne mich." Lucius nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. Nicht, dass ihn der Gedanke störte, ohne seine Frau an seiner Seite einschlafen zu müssen.
Hermine drehte sich in ihrem Bett herum, nachdem sie nach ihren Eltern gesehen hatte. Nach Voldemorts Machtergreifung hatten Muggel auf der ganzen Welt leiden müssen, und die Familien jener, die sich gegen ihn gestellt hatten, besonders. Mit ihren magischen Kräften hatte sie getan, was sie zu tun vermochte, doch sie konnte die Erinnerung an den erlittenen Kummer nicht völlig auslöschen. Ihre Eltern hatten ihr Hab und Gut verloren, und nun arbeitete Hermine in zwei Jobs gleichzeitig, um ihre Familie und sich über Wasser halten zu können. Ron hatte seine ganze Energie in ihre kleine Familie gesteckt, sie hatten Kinder haben wollen. Voldemort hatte dafür gesorgt, dass dieser Wunsch ein Traum blieb. Lucius Malfoy und sein Sohn waren an vorderster Front gegen Muggel vorgegangen. Dafür würde er bezahlen.
Im „Friar's Inn" waren die letzten Lichter verloschen. Nur die Damentoilette wurde von einem sanften Leuchten erhellt, das aus dem Inneren den Spiegels erstrahlte. Das Leben, das sich in ihm regte, gewann neue Kraft.
Wutentbrannt drehte sich Narcissa zur Wand. Sie hatte genug von ihrem Mann und seinen Abenteuern. Die Anwesenheit einer Präsenz weckte sie. Ein Mann stand in der Tür. Sein Gesicht lag im Dunkel, doch die Silhouette war ihr vertraut. „Narcissa." Er rief sie. Seine Stimme war anziehend wie alles an ihm. „Narcissa." Sie folgte der Stimme, spürte nicht das Stechen der Kiesel unter ihren Füssen.
Lucius schlief mit einem Lächeln auf den Lippen. Hermine stand ihm vor Augen, als säße sie neben ihm. Im Schlaf spürte er die sachte Berührung ihrer Lippen.
Der Mann bettete Narcissa's Körper sanft unter einen kleinen Baum, der in voller Blüte stand. Er streichelte ihre Wange: „Abrenos Abramas. Nasno valon maren." Narcissa's Körper flimmerte und verblasste.
Barfuss betrat Lucius die Wohnhalle, in der Narcissa unter schweren Gobelins zu schlafen pflegte. Die breite Couch trug den Abdruck ihres Körpers, doch von ihr keine Spur. Unruhig trat Lucius von einem Bein auf das andere. Irgendetwas sagte ihm, dass seine Frau verschwunden war. Er verzog das Gesicht. Nicht ausgerechnet jetzt. In seinen Kreisen wurden Trennungen zwischen Paaren gar nicht gern gesehen. Hätte sie nicht warten können, bis er die Wahl zum Vorsitzenden des Ordens der Reinblüter hinter sich gebracht hatte? Erfolgreich, versteht sich. Nachdem der erste Ärger abgeklungen war, regten sich seine Instinkte. Da war eine schwache Spur eines Fremden. Lucius fröstelte gegen seine Natur. Wer immer der andere war, er machte ihm Angst.
Narcissa erwachte und stellte fest, dass sie sich nicht bewegen konnte. Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass sie keine Arme mehr hatte und ihr Körper eins war mit dem Stamm, an dem sie herabblickte.
