Lucius Malfoy betrachtete Hermines zartes Profil neben sich. Sie war neben ihm eingeschlafen. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. Er verstand sich selbst nicht mehr. Diese Frau füllte die Leere in seinem Inneren, und er hatte ihresgleichen verabscheut, weil sie nicht reinen Blutes waren. Was machte das jetzt noch für einen Unterschied? Seine Frau war verschwunden, obwohl er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, sie finden zu lassen, als nicht mehr unbemerkt bleiben konnte, dass sie bei gesellschaftlichen Anlässen fehlte. Sie hatte immer loyal an seiner Seite gestanden, obwohl sie ihm keine Erfüllung gegeben hatte. Bis auf gemeinsame Ziele hatte sie nichts verbunden; sie waren von ihren Eltern verheiratet worden, damit die Reinblütigkeit ihrer Linien bewahrt blieb. Mit Hermine neben sich erschien ihm plötzlich schal, was er sein Leben lang verteidigt hatte. Nicht nur schal. Falsch. Was war er doch nur für ein Idiot gewesen, dass er im Sinne seines Vaters gehandelt hatte, ohne einen Augenblick inne zu halten und über seine eigenen Motive nachzudenken!

Remus schenkte Melanie Tee ein. Sein Hand zitterte. Er verfluchte sich im Stillen. Warum nur musste die Krankheit ausbrechen, nach dem er Melanie näher gekommen war? Doch sie schien es nicht zu sehen oder war taktvoll genug, darüber hinweg zu sehen. Hermine und Melanie hatten Kuchen beigesteuert und redeten über unverfängliche Themen. Die Frauen schienen sich zu mögen, und schon bald vertiefte sich ihr Gespräch. Hermine vermied das Thema „Lucius Malfoy" in Melanies Gegenwart, da sie und ihre Eltern jetzt ein besseres Leben unter seinem Dach führten, während Melanie in ärmlichsten Verhältnissen lebte und Hermine ihr nicht weh tun wollte, indem sie den Reichtum schilderte, in dem sie selbst nun lebte.

Remus dachte währenddessen über Malfoy Senior nach. Er hatte von Amroth gehört, wie das erste Treffen zwischen den beiden Parteien verlaufen war, und er wusste von Amroths Rachestreben. Vorsichtig hatte er den Vampir darauf hin gewiesen, dass eine enge Freundin mit dem jüngeren Malfoy zusammen lebe. Amroth hatte versprochen, ihn zu verschonen, da er seine Jagd auf die Nicht-Reinblütigen aufgegeben und sich damit Voldemorts Zorn zugezogen hatte. Das bedeute jedoch nicht, hatte Akestos gesagt, dass er auch den alten Malfoy verschone. Und er, Remus, hatte die Erklärung mit einem Nicken akzeptiert.

Malfoy sen. betrat die Residenz des Akestos. Innerlich rieb er sich die Hände. Er würde auf ganzer Linie siegen, wenn er den Meister für sich gewann, und er hatte ihn am Haken. Akestos geleitete ihn in die große Halle. Es war ungewöhnlich kühl heute Abend, und er ließ die Wärme der Magie durch seine Körper fluten. Die Gefolgsleute des Vampirs standen hinter der Tür bereit. Sie hatten einen Befehl erhalten. Labt euch an ihm, saugt ihn aus. Lasst keinen Tropfen Blut in seinem Körper. Die Zuversicht lenkte ihn ab, und sie griffen an. Lucius Malfoy wehrte sich mit aller Kraft, die noch in seinem alten Körper verblieben war, doch die Vampire waren zu viele für ihn.

Zur gleichen Zeit schreckte Lucius neben Hermine hoch. Rasende Kopfschmerzen hatten ihn aus dem Schlaf gerissen. Hermine erwachte und nahm sein Gesicht in die Hände: „Liebling, was hast du?" „Ich..Ich weiß nicht. Mir ist schlecht." Genau genommen fühlte er sich, als würden ihm die Eingeweide herausgerissen. Hermine stand auf: „Leg dich hin, ich bin gleich wieder da." Er gehorchte, benommen und fassungslos. Er war zweiundvierzig. So etwas durfte, sollte ihm nicht passieren. Mit einem nassen Waschlappen kam Hermine zurück und kühlte ihm die Stirn. Benommenheit und Schmerz ließen nach. „Hattest du so etwas schon einmal?" fragte sie besorgt. „Noch nie," sagte er abwehrend. Er wollte vor ihr nicht schwach erscheinen, obwohl sie die einzige Person war, die er jemals seine Schwäche hatte sehen lassen. Ihr Stirnrunzeln zeigte deutlich, was sie von seiner Antwort hielt. Nachdenklich nagte sie an ihrer Lippe. Lucius sah elend aus, und er tat ihr unendlich leid.