Dann setzte unser Sturm auf die Gegner ein. Ich zog mein Schwert und rannte, soweit mein verkümmertes Bein das zuließ, nach vorn. Mein Blick galt nur noch den anstürmenden Orks und Ostlingen, mein einziger Gedanke dem eigenen Überleben. Darum geht es letztendlich doch für uns alle, nicht wahr?

Wer in den Krieg zieht, redet von Ruhm, Ehre und Licht – von all dem Guten, dass er getan hat. Ich für meinen Teil wollte nur töten, um nicht selbst getötet zu werden.

Neben mir tauchte das Gesicht eines Orks aus dem aufgewirbelten Staub auf. Der Geruch hatte mich gewarnt, auf seine Anwesenheit vorbereitet. Ich drehte mich um die eigene Achse und hieb ihm das Schwert ins Gesicht. Er brüllte, mehr vor Zorn denn aus Schmerz, und trieb mir seine Axt entgegen. So lahm mein Bein ist, so beweglich ist mein Oberkörper, und ich bog mich unter seinem Hieb nach unten weg. Während er noch verblüfft auf mich starrte, trennte ihm ein Schlag meines Schwertes das Bein ab. Grünliches Blut ergoss sich auf den Boden und erfüllte die Luft mit einem süßlich-sauren Geruch. Doch er stürzte nicht, sondern hieb mit seiner rostigen Axt erneut auf mich ein. Und erwischte mich. Scharf sog ich Luft ein, mehr im Schock als wegen des Schmerzes. Zunächst spürte ich nicht einmal Schmerz, dazu war die Wunde zu tief.

Von der anderen Seite griff mich ein Ostling an. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich ihn erst im letzten Moment bemerkte. Ich glaubte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen – zur Verteidigung war es zu spät.

Dann zerriss ein schrilles Wiehern die Luft, und hinter dem Ostling stieg ein Pferd in die Höhe. Den Reiter vermochte ich in der staubgeschwängerten, vom grellen Sonnenlicht verzerrten Luft nicht zu erkennen. Der Reiter erteilte seinem Roß einen scharfen Befehl, und es ging auf den Ostling nieder, stampfte ihn einfach in den Boden. Ihm blieb nicht einmal Zeit, sein Schwert zu heben oder zu schreien.

Der Ork hielt inne, nur wenige Sekunden, doch zu lang, um sich noch zu retten.

Der Reiter trieb sein Tier erbarmungslos auf ihn zu und ritt ihn nieder. Dann verschwand er im Staub, ohne mir auch nur die Gelegenheit für eine Geste des Dankes zu geben.

Meine Wunde hatte zu bluten begonnen, doch ich versuchte das Brennen zu ignorieren, so gut es eben ging. Letztendlich konnte ich mir auch nicht leisten, mich um sie zu kümmern, gleichgültig, wie sehr sie schmerzte. Jetzt spürte ich den Schmerz.

Der mir die Wunde zugefügt hatte, war tot, und so widmete ich mich dem nächsten Gegner. Diesmal wartete ich nicht darauf, dass ich angegriffen wurde, sondern knöpfte mir einfach den nächstbesten Ostling vor – es traf den Ostling vor allem, weil ich wütend darüber war, dass er als Mensch mit Sauron und seinen Wesen gemeinsame Sache machte. Er kämpfte gerade mit einem anderen Menschen, drehte mir den Rücken zu. Ich hieb ihm den Kopf ab. Der Mensch – der Kleidung nach ein Dunedain – senkte kurz seine Waffe, nickte mir zu. Ich erwiderte seinen Gruß und kämpfte weiter (sofern man mein Vorgehen als „kämpfen" bezeichnen kann).

Mit einem Mal legte sich eine furchtbare Stille über die Ebene. Alle Kämpfer - Freund und Feind – hielten inne und senkten ihre Waffen.