Am anderen Ebene des Schlachtfeldes stand hochaufgerichtet eine Gestalt in schwerer Ganzkörperrüstung. Ihr übermannsgroßes, mit scharfkantigen Zacken versehenes Schwert schickte mir einen Schauer die Wirbelsäule hinunter. In ihrem Auftreten lag etwas gleichermaßen Schreckliches wie Majestätisches. Es war, als hielte die Welt den Atem an.

Der Vulkan im Rücken des Wesens spuckte in unregelmäßigen, jedoch immer häufigeren Abständen Feuer in den Himmel, das ein eigenständiges Leben zu besitzen schien. Schwefelgeruch erfüllte die Luft.

„Ich bin Sauron, und ihr werdet mir dienen," erklang seine Stimme in meinem Kopf. Das Grauen in den Augen der anderen, ihr hypnotisiert wirkender Blick ließ in mir den Verdacht aufkeimen, dass auch meine Schwertbrüder seinen Befehl vernahmen. Doch niemand rührte sich.

Elrond, der die Stelle des gefallenen Herrn von Lindon einnahm, hob seine Schwerthand, die Waffe gen Sauron gerichtet. „Nein," sagte er schlicht. Er sprach leise, doch seine klare Stimme drang in der seltsamen Stille bis zu jedem vor.

„Dient oder sterbt." Sauron trat vor, seine Waffe nun auf die Elben, die an vorderster Front standen, gerichtet. Mit einer Geste warf er sie nieder, ihre Rüstungen schlugen hart gegeneinander. Er stieg über sie hinweg, als lägen keine Personen, sondern Puppen zu seinen Füßen. Das ekelerregende Geräusch brechender Knochen untermalte die Grausamkeit seines Auftrittes noch.

Isildur, der seinen Vater und Bruder im Kampf verloren hatte, stürzte sich wutbrüllend auf den Dunklen Herrscher. Sauron näherte sich ihm und Elrond zielstrebig, ohne sich im mindesten an den Schmerzensschreien zu seinen Füssen zu stören. Elrond packte Isildur an der Brünne, versuchte ihn zurückzuhalten. Ohne Erfolg.

Ich hielt den Atem an, als ich Sauron über mir aufragen sah, aus nächster Nähe, größer als jeder Mensch und Elbe. An einem Finger seiner erhobenen Hand glänzte in warmem Leuchten ein goldener Ring, schlicht und massiv. Der Ring war wunderschön, doch seine Schönheit barg etwas Unfassbares in sich, das Kälte in meinem Herzen erzeugte. Die Angst fiel von mir ab.

Isildur war reiner Zorn geworden, bar jeder Furcht. Sein Schwert sirrte durch die Luft und schnitt Saurons Finger von der Hand. Einen Augenblick stand Sauron nur da, dann fiel er in sich zusammen. Nur noch ein Häufchen Asche. Ein ziemlich großer Haufen, um genau zu sein.

Der Ring fiel klingend zu Boden, als sich der behandschuhte Finger in ihm auflöste. Das Schmuckstück schrumpfte und rollte in eine Felsspalte. Isildur bückte sich und suchte die Ritze ab, bis seine Finger das Kleinod ertastet hatten.

Elrond nahm seinen Kampfgefährten zur Seite und sprach eindringlich auf ihn ein. Schließlich wandte er sich an uns: „Wartet hier, Männer. Wir haben noch etwas zu erledigen und werden in einigen Tagen zurück sein."

Dann stiegen die beiden Männer hintereinander den Orodruin hinauf, an dessen Fuß sich die Schlacht gegen Ende verlagert hatte.