Buffy und Willow trafen Rupert Giles am Flughafen Venedig. Von dort aus hatte Buffy eine Mittelmeerrundreise gebucht.
Rupert kam auf Willow zu, streckte ihr beide Hände entgegen, und sie drückte ihn kurz an sich, um ihre Wiedersehensfreude auszudrücken, ohne ihn in allzu große Verlegenheit zu bringen. Vor mehr als zwanzig Jahren hatte sie ihn zuletzt gesehen, und auch er hatte Veränderungen durchgemacht. Als er ihre Umarmung herzlich erwiderte, wurde ihr bewusst, wie sehr. Seine Herzlichkeit überrumpelte sie beinah, da ihr jene Zeit, in der sie allein gewesen war – in gewisser Weise war sie es immer noch, mehr denn je – noch sehr präsent war. Und das war gut so, denn solange sie sich ihrer Einsamkeit bewusst war, schöpfte sie aus ihr die Kraft und Kontrolle, die sie als mächtigste Hexe ihrer Generation benötigte.
Buffy stand neben den beiden und sah ihnen mit leuchtenden Augen zu, und Willow las in ihrer Aura, dass sie sich für sie beide freute.
Schließlich löste sich Rupert aus ihrer Umarmung. „Danke für die Reise, Buffy," sagte er. „Das ist doch selbstverständlich," erwiderte sie.
„Wohin geht es?" Sein Gesicht war von Falten durchzogen, die Schläfen färbten sich grau, doch seine Neugier war noch immer dieselbe.
Buffy tauschte einen Blick mit Willow: „Was meinst du, soll ich es ihm sagen?"
Willow war selbst neugierig, und so entgegnete sie: „Nur zu."
„In Ordnung. Aber zuerst ratet ihr."
„Ich war nie besonders gut im Raten," gestand Rupert.
„Ich auch nicht," schloss sich Willow ihm an.
Buffy's Augen blitzten amüsiert: „Ich weiß. Trotzdem – mehr als eine Antwort verlange ich auch nicht."
„Also gut: Athen," wagte Willow den Sprung ins kalte Wasser.
„Athen ist zwar sehr wahrscheinlich, da es die Hauptstadt von Griechenland ist, doch da Willow bei uns ist, denke ich, Buffy hatte etwas Ausgefalleneres im Sinn."
„Ausgefallen? Ich bin ausgefallen?" protestierte Willow, doch sie klang eher positiv überrascht als verärgert.
„Du weißt, was ich meine," beruhigte Rupert sie, ohne ihre angeregte Stimmung wirklich zu bemerken.
„An was denkst du?" erkundigte sich Buffy, ohne auf den Wortwechsel ihrer Freunde einzugehen. Sie hatte ihn registriert und dachte sich ihren Teil.
„Nun, Dydyma, die Wirkungsstätte des Apoll, oder Epidauros, die heilige Stätte des Aeskulap."
„Der Heiler würde mich reizen, aber zu Apoll habe ich keine Beziehung. Ich habe nicht vor, so was zu erleben wie Kirk."
Buffy biss sich auf die Lippen, um ein Lachen zu unterdrücken, und Rupert sah Willow nur verständnislos an.
„Ich kenne mich mit Star Trek nicht so aus," gab er zu.
„Schon klar," sagte Buffy mit unverkennbarem Amüsement, „Zuerst besuchen wir Epidauros, und anschließend geht es nach Delphi."
Willow sah Buffy nun ebenso groß an wie Rupert auch. „Delphi," gelang es ihr schließlich hervorzubringen: „Das war schon immer mein Traum."
„Ich weiß," erwiderte Buffy schlicht, und damit war ihrer Meinung nach alles gesagt, was gesagt werden musste.
