Das Trio stand unter sengender Sonne in den Ruinen von Mykene. Willow fuhr sachte die gewaltigen Mauern von Mykene entlang, nahm die Wärme der gewaltigen Quader in sich auf und ließ sie zu sich sprechen.

Sie hatten das berühmte Löwentor bereits hinter sich gelassen und standen nun vor dem Gräberrund A.

„Hier hat Schliemann die sogenannte Totenmaske des Agamemnon entdeckt," erklärte Rupert.

Willow nickte: „Pech nur, dass sie nicht Agamemnon, sondern einem anderen – noch unbekannten – König gehörte," ergänzte sie.

Sie ist noch ganz die Alte, dachte Buffy voller Wärme, noch immer steckt das wissbegierige Mädchen in ihr, und das ist gut so. Nie hörte sie auf zu lernen, und aus diesem Grund hat sie so mächtig werden können, wie sie war.

Buffy sah sich um, von Staunen erfüllt. Obwohl sie schon so viel gesehen hatte, war die gewaltige Burg, in der sie standen, die millimetergenau verfugten Quader – die noch dazu nicht einmal durch Lehm gebunden waren – doch etwas gänzlich Neues für sie.

Sie spürte in diesen Mauern eine Energie, welche jenen nicht unähnlich war, die die erste Jägerin erschaffen hatten.

„Ich wünschte, ich hätte die mykenischen Magier kennen gelernt," sagte Willow sehnsüchtig, „Sie müssen ein ganz anderes Magieverständnis gehabt haben als wir heute."

„Ihre Sichtweise wäre sicherlich eine Bereicherung," stimmte Buffy ihr zu, die sich daran erinnerte, wie sich ihre eigene Sichtweise auf das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen im Laufe der Zeit gewandelt hatte.

Auf der einen Seite war sie froh, dass Dawn den Kinderschuhen entwachsen war, auf der anderen bedauerte sie es. Im gleichen Maße, wie ihre Verantwortung für die Schwester abgenommen hatte, war die Sehnsucht, sie umsorgen zu dürfen, gewachsen. Buffy wusste, dass ihr jemand fehlte, mit dem sie ihr Leben teilen konnte, wenigstens eine Zeitlang, und dieses Bewusstsein hatte nicht unwesentlich zu ihrer Reise-Idee beigetragen.

Rupert beschirmte die Augen und sah in das weite Tal hinunter, das Mykene umgab und zu allen Seiten von Bergen begrenzt war.

„Die Luft ist hier vollkommen anders als in Kalifornien," stellte er fest, „Würzig, aber auf eine andere Weise."

Willow schnupperte: „Die Kräuter und Bäume riechen, als seien sie für ein Liebeselixier geeignet."

„Nun ja, Amor ist nicht umsonst ein mittelmeerischer Liebesgott," ging Rupert auf ihre Überlegung ein.

„Ein römischer," konkretisierte Willow.

„Habt ihr eigentlich auch noch etwas anderes im Kopf als Zauberei?" fragte Buffy gespielt entnervt, ohne jedoch die Wärme in ihrer Stimme verbergen zu können.

„Nein," entgegneten Rupert und Willow aus einem Mund.

Die Freunde lachten auf.

Willow durchflutete eine Leichtigkeit, die sie vergessen geglaubt hatte.

Sie war glücklich, nicht mehr und nicht weniger.