Willow, Buffy und Rupert stiegen den gewundenen Weg zum Bezirk der Athener in Delphi empor.
Neben dem Schatzhaus der Athener blieb Rupert stirnrunzelnd stehen: „Das soll der Nabel der Welt sein?" Er nickte in Richtung auf einen schmucklosen Stein, der in Form eines übergroßen, beinah hüft hohen Nabels neben dem Schatzhaus stand.
Willow spürte seine Enttäuschung und munterte ihn auf: „Das ist nur eine Kopie der Kopie. Das Original ist verschollen, aber eine reich ornamentierte römische Kopie befindet sich im Museum. Wir sollten sie uns auf jeden Fall ansehen."
Sie sog die Schwingungen des Ortes in sich auf. Ehrfurchtsvoll sagte sie zu Buffy: „Dies ist eines der ältesten Heiligtümer der Welt. Heilende und farbenfrohe Energien liegen in der Luft."
Buffy starrte in das dunstige Tal: „Ich wünschte, ich könnte sehen, was du siehst."
„Ich sehe die Farben nicht, ich fühle sie," erwiderte Willow.
„Wow," kam es von Giles, und keine der beiden Frauen wusste, ob er Willow's Hexensinne oder den langläufigen Bezirk des Heiligtums meinte. Letztendlich war es ihnen auch egal.
„War das schon immer so oder..." überlegte Buffy laut.
„Es liegt an diesem Ort. Er verleiht mir neue Fähigkeiten. Sie ...fließen mir zu," Willow war überwältigt.
Eine dunkelhaarige zierliche Frau mit uralten, grünen, orientalisch anmutenden Augen trat auf die drei zu.
„Seid gegrüßt, ihr, die ihr aus der Ferne kommt. Ich bin hier, die Heilerin und jene, die blutsaugende Ungeheuer aus Charons Tiefen bekämpft, sehend zu machen."
„Ich wusste nicht, dass ich blind bin," raunzte Buffy Willow ins Ohr.
„Psst," wies Willow sie zurecht.
„Heilerin, die Liebe wird nicht kommen, sie ist schon da, in einer Person, die selbst nicht von ihr weiß. Die Liebe ist in ihr, und sie ist schon bei dir, doch du siehst es nicht."
Willow sah Buffy verwirrt an: „Ich verstehe nicht. Ich habe in den letzten Jahren keine Frau gehabt... ." Hilflos hielt sie inne.
Buffy war verunsichert. Sie glaubte zu verstehen, wovon die Sybilla sprach, doch das konnte nicht sein...oder?
„Forsche in dir, Jägerin, und du wirst die Wahrheit erkennen," die Frau reckte hoheitsvoll das Kinn, trat zurück und verschmolz mit dem hinter ihr stehenden Felsen der Weissagung.
Rupert hatte sich während des Gesprächs taktvoll entfernt. Dennoch war die klare Stimme der Seherin bis zu ihm gedrungen: „Manchmal ist die Liebe in einer Freundschaft eine tiefere Liebe als zwischen zwei Partnern, da beide bei aller Zuneigung unabhängiger voneinander sind," sagte er.
„Du meinst, unsere Freundschaft ist die Art der Liebe, für die ich geschaffen bin?" fragte Willow. Und in der ich Erfüllung finden werde, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Das denke ich, ja."
„Darüber muss ich nachdenken," entgegnete Willow.
„Das würde erklären, weshalb jede meiner Beziehungen zu einem Mann gescheitert ist," überlegte Buffy.
„Oder die Männer die richtigen waren zur falschen Zeit oder die falschen zur richtigen Zeit," ergänzte Willow.
Rupert beobachtete die beiden Frauen nachdenklich. Würden sie sich auf diese neue Erkenntnis einlassen – aufeinander? Als Freundinnen und doch mehr als Freundinnen? Würde ihre Freundschaft diese neue Perspektive aushalten?
