Ausnahmezustand
Die Weasley Zwillinge sehen alles
Harry blinzelte. Langsam tauchte er aus dem Land der Träume auf. Dann bemerkte er einen Arm, der quer über seine Brust lag und ganz bestimmt nicht sein eigener war. Schlagartig kam Harry der letzte Abend in den Sinn. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
Er drehte sich um undbedeckte Draco mit kleinen Küssen. Dracos Augen flatterten.
„Guten Morgen", flüsterte Harry.
„Morgen, Harry." Draco streckte sich, dann begrüßte er seinen Freund mit einem langen Kuss.
„Hm, so kann mein Tag immer anfangen", sagte Harry danach und grinste Draco an.
„Und das Beste ist, wie haben jetzt eine Woche frei, in der wir tun und lassen können, was wir wollen", erwiderte Draco, „Gehst du heute wieder nach Hogsmeade?"
Harry schaute ihn überrascht an. Draco zuckte die Achseln. „Crabbe und Goyle gehen jede Woche. Ich bin immer mitgegangen, weil ich sowieso nichts zu tun hatte, da kann ich ja jetzt schlecht sagen: Hört mal Jungs, ich will mich lieber mit Harry Potter vergnügen!"
Harry grinste. „Ich werde sehen, wie ich Ron und Hermine überreden kann...", antwortete er.
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Draco stand im Gemeinschaftsraum, die Arme verschränkt, der Fuß tyrannisierte ungeduldig den Boden. Dabei war er letzte Woche so sicher gewesen, dass wenigstens Crabbe die Uhr lesen konnte. Die beiden kamen durch die Steintür hereingetrottet.
„Es ist schon fünf nach zwei, ihr Idioten!", blaffte er sie sofort an. Crabbe sah auf seine Uhr und tippte dagegen. Goyle zuckte mit den Schultern. „Du hast letzte Woche verschlafen", sagte er.
Draco runzelte missgelaunt die Stirn. Seit wann gaben sie Widerworte? Die Zeit mit Finnigan schien ihnen gar nicht zu bekommen. „Lasst uns gehen." Draco rauschte an ihnen vorbei. Die beiden folgten ihm, jeder an einer Seite, wie seine persönlichen Bodyguards.
Sobald sie in Hogsmeade ankamen, machte sich Draco gar nicht erst die Mühe, mit in den Honigtopf zu gehen und steuerte den Pub an. Nachdem er bei Madam Rosmerta sein Butterbier abgeholt hatte, sah er sich um. Potter war noch nicht da, dafür aber die beiden Weasley Zwillinge. Sie hielten einen ganzen Tisch frei, womit sie sich ein paar böse Blicke und Worte einfingen, da der Pub nicht gerade leer war.
Draco baute sich vor ihnen auf. „Wen haben wir denn hier? Müssen die kleinen Zwillingsbrüder sich hier so breit machen, weil sie das ja zuhause nicht können?", höhnte er.
„Zisch ab, Malfoy!", sagte Fred, oder war es George?
„Na hört mal, ich habe doch wohl etwas gut bei euch!", sagte Draco und ließ sich auf der freien Bank ihnen gegenüber nieder. Genüsslich schlürfte er sein Bier. Fred schnaubte.
„Nur, weil Harry dich überredet hat! Was meinte er eigentlich mit Beweis? Wofür?"
„Steckt eure Nase nicht in Angelegenheiten, die euch nichts angehen! Ich warne euch!"
„Und wenn wir es doch machen? Verflucht uns dann das feige Frettchen?", säuselte George.
„Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster, Weasley! Nur weil ich mit Potter eine Abmachung habe, brauchst du nicht denken, ich verschone euch auf Lebzeiten!" Draco stierte sie böse an. Dann lenkte eine Stimme ihn ab.
„Wow, Draco, du machst echt Fortschritte!", sagte Zabini und ließ sich neben Draco gleiten. Draco hatte eigentlich gehofft, dass er neben Harry sitzen würde und war dementsprechend sauer.
„Was willst du, Zabini?"
Blaise schaute ein wenig überrascht, aber nicht übermäßig. Er kannte schließlich Dracos Launen. „Keine Angst, ich warte hier nur auf Hermine", sagte er, was Draco zu einem verächtlichen Schnauben veranlasste. Doch dann erhellte sich seine Miene. Vielleicht würde sie ja mit Harry kommen.
„Was, du freust dich?", fragte Blaise mit krauser Stirn. Draco klopfte ihm auf die Schulter. „Natürlich freue ich mich für dich, wenn es mit der Granger so gut läuft", sagte er, nur ein ganz klein wenig Spott in der Stimme.
Blaise zog es vor, nichts mehr zu sagen. Er blickte in die amüsierten Gesichter von den Weasleys. Dann beschloss er, sich auch etwas zu trinken zu holen und sprang auf. Draco blickte ihm erleichtert hinterher, dann schwiff sein Blick zur Tür.
„Wartest du auf jemanden, Malfoy?", fragte Fred. Er hatte schon seit letzter Woche einen ganz bestimmten Verdacht.
„Mach dich nicht lächerlich", antwortete Draco schnell. Doch sein verächtlicher Blick blieb aus, als er einen großen Schluck nahm, um nicht mehr reden zu müssen.
Endlich betrat das Gryffindor Quartett den „Drei Besen". Ron eilte mit Pansy an der Hand auf den Tisch zu, runzelte bei Malfoys Anblick kurz die Stirn, und setzte sich dann mit einem Seufzer neben seine Brüder. Hermine eilte sofort zur Theke und Harry kam gemütlich herbeigeschlendert.
Als er sich neben Draco setzte, blickte er ihm intensiv in die Augen. Draco glaubte, auf der Stelle zu schmelzen zu müssen. Schnell wandte er seinen Blick ab. Potter sollte in der Öffentlichkeit bloß aufpassen. Doch was tat der Knabe? Rutschte mit einem Blick auf die Theke ganz nahe zu ihm und drückte unter dem Tisch Dracos Hand. Dieser konnte ein überraschtes Aufkeuchen nicht verhindern. Zum Glück diskutierten die drei Weasleys ihm gegenüber gerade heftigst, dass heißt, Fred hielt den Kopf nach unten gesenkt und schien zu schlafen.
In seinem Hormonrausch fiel Draco nicht auf, wie paradox das klang: Fred Weasley und schlafen am helllichten Tag? Als er ihn das nächste Mal anblickte, was nach nur ein paar Sekunden Blickkontakt mit Harry war, war Fred putzmunter und grinste sie an. Nun hatte Draco ein in der Tat sehr schlechtes Gefühl.
Doch ehe er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, kamen Zabini und Granger angerauscht. Sie setzten sich neben Harry. Hermine kicherte wie ein Schulmädchen (lag vielleicht daran, dass sie eines war) und spielte mit Zabinis schwarzen Haaren, die er heute einmal offen trug.
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Harry fühlte sich sehr unwohl neben der wie ausgetauschten Hermine. Was war bloß los mit ihr? Seit wann lachte sie soviel? Normalerweise übernahm sie immer den ernsten Part in ihrem Trio, pardon, mittlerweile Quartett, bald wahrscheinlich Quintett. Ach, sagen wir doch gleich Sextett, denn obwohl Draco nach außen kalt und unnahbar blieb, gehörte er einfach in Harrys Herz.
Immer noch genoss Harry das Gefühl von Dracos Hand in seiner unter dem Tisch. Dort konnte es ja keiner sehen. Außerdem war die Bank nur für drei Leute gebaut, so dass es ziemlich eng wurde. Nicht, dass Harry dass gestört hätte. Es jagte ihm immer wieder kleine Schauer über den Rücken, so nahe bei Draco zu sein.
„Lass uns gehen, George, ich halte es zwischen diesen ganzen verliebten Paaren einfach nicht aus", sagte Fred und guckte seinen Bruder bedeutungsvoll an.
„Aber wir haben uns doch gerade erst mit ihnen getroffen", meinte George milde überrascht. „Außerdem willst du doch nicht Harry auf sich alleine gestellt lassen, wenn du meinst, dass die verliebten Paare nur Augen untereinander haben."
„Das habe ich nie gesagt. Also?"
George kratzte sich am Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben verstand er nicht, was sein Bruder meinte. Aber George war sicher, dass Fred einen triftigen Grund hatte und nickte deshalb.
Als Ron und Pansy sich auf ihrer Seite ausbreiteten, guckte Pansy Draco an. „Ach, Draco, komm doch hier hin! Dann musst du dich nicht mit Potter abgeben!"
Ron blickte sie strafend an und Harry ebenfalls. Aber nicht wegen der ihm geltenden Beleidigung, sondern weil sie versuchte, Draco wegzulocken.
„Vielen Dank, Parkinson, aber ich entscheide immer noch selber, mit wem ich mich abgebe", keifte Draco. Harry wunderte sich, dass Draco soviel Risiko einging. Würde Pansy keinen Verdacht schöpfen? Aber anscheinend war sie es gewohnt, von Draco angekeift zu werden, denn sie zuckte mit den Schultern und wendete sich dann Ron zu.
Da auch Hermine mit Blaise beschäftigt war (sie unterhielten sich allerdings nur lebhaft), widmete Harry seine Aufmerksamkeit nun ganz Draco. Er ließ seine Hand los und strich über den in Jeans verpackten Oberschenkel. Die grauen Augen entließ er dabei nicht aus seinem Blick und amüsierte sich darüber, wie Draco versuchte, seine Lust zu unterdrücken.
„Harry, was soll das?", flüsterte Draco.
„Na ja", sagte Harry und beugte sich ein wenig vor. „Wenn ich dich schon nicht küssen kann, muss ich mir etwas anderes ausdenken, oder?", hauchte er in Dracos Ohr. Einen Augenblick lang nahm er Dracos Ohrläppchen in den Mund. Dann lehnte er sich zurück, legte seine Hand auf den Tisch und blickte provozierend weg. Ein erfrischender Schluck aus seinem Krug, den Hermine ihm gebracht hatte, brachte ihn ein wenig zu Besinnung.
Allerdings hielt diese Besinnung nicht lange an, da Draco ihm um nichts nachstehen wollte und ganz dreist in Harrys Schritt fasste. Erschrocken wandte Harry sich Draco zu und zischte die Luft ein. „Draco! Wenn das jemand sieht!"
Mit einem schmierigen Grinsen unterbrach Draco seine Aktion. Er trank einen Schluck Butterbier.
„Harry?", fragte Hermine in einem außergewöhnlich hohen Ton. Harry schob das auf ihren Gemütszustand, bis er sie anblickte. Hermine und Blaise starrten beide auf ihn und Draco. Harry lief rot an.
„Ja?", meinte er ganz unschuldig. Blaise Mund verzog sich zu einem Lächeln, was Harry vermuten ließ, dass er eingeweiht war. Und das wiederum überzeugte Harry davon, dass Draco es ernst meinte, wenn er schon mit Zabini über ihn sprach... Harry hatte Zabini in den letzten Tagen als jemanden kennen gelernt, der immer nett und zuvorkommend war. Ein gemeiner und hinterlistiger Scherz passte nicht zu ihm, vielleicht war das auch der Grund, warum er und Draco so lange nicht miteinander ausgekommen waren.
„Darf man gratulieren?", fragte Blaise.
„Wozu?", fragte Harry.
Draco jedoch nickt Blaise grinsend zu. „Na dann, herzlichen Glückwunsch", strahlte Blaise. Hermine blickte Harry unentwegt an, welcher auf einmal entdeckte, dass auf seinem Butterbier noch eine Menge Schaum war.
„Starr mich nicht so an, Hermine", sagte Harry zu dem Bier.
„Na schön, aber glaub ja nicht, dass du um ein Gespräch herumkommst", sagte das Bier, nein, es war doch Hermine. Sie und Blaise standen auf.
„Wir gehen jetzt spazieren", verkündete Zabini. „Viel Spaß", meinte Draco auf seine anzügliche Art. Dann waren Harry und Draco mit dem knutschenden Paar alleine. Harry beobachtete es neidisch. Was gäbe er dafür, das Gleiche mit Draco machen zu können, hier und jetzt.
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Draco, Harry, Ron und Pansy liefen den Weg zum Schloss hoch. Crabbe und Goyle hatten Draco gesagt, dass sie länger brauchen würde, der Honigtopf hatte wohl eine Warenneulieferung bekommen, und da Finnigan und Thomas sich bei den beiden befanden, hatte Draco seinen Lieblingsgryffindor diesen vier vorgezogen.
Pansy quietschte vor Freude, dass ihr alter Freund sich mit ihrem neuen so gut verstand.
„Oh Dracoooo, wie schön, dass du den Trennungsschmerz überwunden hast!", sagte sie. So gut Draco auch immer versuchte, sie zu ignorieren, was zu viel war, war zu viel.
„Parkinson, wir waren nie zusammen, kapiert?", blaffte er sie an. „Aber du und das Wiesel, ihr passt echt gut zusammen! Die beiden größten Nervensägen auf der Schule!"
„Ich dachte, das wäre Potter?", meinte Pansy leicht beleidigt.
„Potter ist vielleicht eine Nervensäge, aber er ist nicht mit euch zu vergleichen", zischte Draco zweideutig, was Pansy einen verwunderten Blick abrang. Harry wurde ein wenig rosa. Aber das konnte auch an der Kälte liegen, der November hatte begonnen, und die Temperatur sank unaufhörlich.
Zum Glück kamen sie jetzt ins Schloss und beschlossen, in der Großen Halle einen heißen Tee zu trinken. In den Ferien stand nur ein einziger langer Tisch für die verbliebenen Schüler dort, an dem sie sich niederließen. Ron und Pansy waren sofort abwesend, was Harry und Draco nicht sonderlich störte. Draco, der links neben Harry saß, positionierte sich so, dass er ihm seitlich gegenüber saß und sah seinen Freund an. Sichtlich nervös blickte Harry sich um. Am Lehrertisch war niemand, und die vereinzelten Schüler am Tisch beachteten sie nicht, merkten nicht, dass sie sehr eng zusammen saßen, obwohl massenhaft Platz war.
„Harry, ich habe mich gefragt, wie das weitergehen soll. Ich raste ja schon nach dem ersten Tag aus", sagte Draco.
„Was ist denn aus deiner Fähigkeit geworden, deine Gefühle so gut zu verstecken?", wollte Harry wissen. Draco zuckte die Achseln.
„Du scheinst sie außer Kraft zu setzen. Wie wird das erst, wenn wir uns nicht mehr ein Zimmer teilen?"
Harry überlegte. Wenn es so weiterging, würden die Häuser bald wieder ihre normale Einteilung erhalten.
„Du kannst es auch nicht lassen, Malfoy!", sagte er laut und in einem aggressiven Tonfall. Draco war zu überrascht, um eine bissige Antwort zu geben.
„Was soll das jetzt, Harry? Was kann ich nicht lassen?", fragte er eindringlich.
„Geh mir bloß aus den Augen! Ich werde mich nie mit dir vertragen können!", machte Harry weiter und stand auf, starrte auf Draco hinunter. Alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Draco sah sich um. Und seufzte. Jetzt blieb ihm keine andere Wahl mehr. Er stand ebenfalls auf und zückte seinen Zauberstab.
„Potter, wenn hier einer dem anderen aus den Augen geht, dann bist du das!"
„Nichts tue ich lieber!" Harry rauschte an ihm vorbei, rempelte ihn absichtlich an und ging dann aus der Halle. Draco setzte sich mit grimmigen Blick auf seinen Platz zurück. Ron und Pansy hatten ihren Streit nicht beachtet, hatten sich heimlich schon gefragt, wann es wieder so weit sein würde. Als die allgemeine Aufmerksamkeit nicht mehr auf Draco lag und er keinen mehr mit Blicken töten musste, stützte er seinen Kopf in seine Hände. Dann schlürfte er seinen Tee herunter. Nach einem Hustenanfall, weil der Tee noch heiß war, begab er sich in sein Zimmer.
Harry saß seelenruhig auf seinem Bett und grinste Draco an. Draco blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen.
„Draco! Das war doch nur Show, damit niemand denkt, wir würden uns vertragen!", meinte Harry.
„Und warum hast du mich nicht vorher darüber in Kenntnis gesetzt? Wolltest mal wieder den Alleingang wagen, unser ach- so- großer Held?", knurrte Draco beleidigt.
Harry kam auf ihn zu. Er schlug seine Hände um Dracos Hals. „Es tut mir leid, war eine Kurzschlussreaktion", hauchte er bevor er seine Lippen auf Dracos legte. Davon ließ Draco sich schließlich doch erweichen und erwiderte den Kuss. Immerhin konnte er seit Tagesanbruch an nichts anderes mehr denken. Mit beiden Händen fasste er Harry an der Hüfte und zog ihn näher an sich.
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In der nächsten Woche, die glücklicherweise schulfrei war, täuschten Harry und Draco öfter mal einen kleinen Streit vor. Danach stürmten sie auseinander, nahmen verschiedene Wege zu ihrem Zimmer und fielen dort übereinander her. So ein Streit brachte schon Gefühle zur Wallung.
Außerdem sah es so aus, als wären Hermine und Zabini letztendlich doch noch ein Paar geworden. Eines Abends nahm Draco seinen ehemaligen Zimmergenossen beiseite.
„Darf man gratulieren?", fragte er. Zu Dracos größter Verwunderung schüttelte Zabini den Kopf.
„Wie kommst du denn darauf?"
„Na, ihr seid doch fast die ganze Zeit beieinander und werft euch eindeutige Blicke zu. Jetzt sag mir nicht, dass ich mir das nur einbilde", sagte Draco. Er warf einen Blick auf Granger, die am Tisch mit Harry und Weasley tuschelte. Von Pansy fehlte jede Spur.
Zabini wurde nervös. „Na ja, von meiner Seite bildest du dir das garantiert nicht ein, aber ich glaube kaum, dass Hermine an mir interessiert ist..."
„Das sieht doch ein blinder mit Krückstock! Zabini, du musst ihr schon zeigen, dass du sie magst!" Du meine Güte, ich helfe Zabini nicht gerade, mit dem Schlammblut zusammen zu kommen, oder? Wie tief bin ich gesunken!
Draco sagte nichts weiter dazu, schüttelte seinen Kopf und rauschte verwirrt ab. Zabini blieb unschlüssig in einer Ecke der Halle stehen. Draco hatte Recht... aber das war so leicht gesagt! Blaise wusste nicht, wie man Mädchen zeigte, dass man sie mehr als nur als Freunde betrachtetet.
Gerade kam Pansy herein und strollte auf den Tisch zu. „Pansy!", rief Blaise. Sie blickte sich um. Als sie ihn bemerkte, kam sie auf ihn zu. „Was ist, Blaise? Warum bist du nicht bei Granger?"
Blaise seufzte. „Ich brauche deinen Rat. Wie bist du mit Ron zusammen gekommen?"
„Das hat sich so ergeben. Ich meine, immer, wenn wir zusammen waren, hat es geknistert, und irgendwann haben wir uns einfach geküsst."
Blaise kniff die Augen zusammen. „Und wer hat den ersten Schritt gemacht?"
„Warum ist das so wichtig? Wenn du Granger knutschen willst, dann geh hin und tue es. Nun, vielleicht nicht unbedingt hier", fügte sie hinzu und setzte dann ihren Weg fort.
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Harry hatte nur Hermine ausfragen wollen, ob sie nun mit Zabini zusammen ist, doch er hätte damit rechnen müssen. Natürlich wendete sie das Blatt und sprach ihn auf Sonntag im „Drei Besen" an.
„Tut Malfoy dir irgendetwas an, erpresst er dich, oder hat er dir was zu trinken gegeben, von dem du nicht wusstest, was es ist?"
Ron, der daneben war und am Anfang genauso begierig darauf war, Hermine auszufragen, blickte sie nun verblüfft an.
„Hermine, lenk doch nicht vom Thema ab!"
„Nein, ich bin nicht mit ihm zusammen. Also Harry?"
„Aber warum denn nicht?", fragte Ron aufgebracht. Harry war sehr rot geworden.
„Nein, Hermine, wir..." Ein verstohlener Blick durch die Halle folgte, dann senkte er seine Stimme, so dass Ron und Hermine näher rutschen mussten, um ihn zu verstehen. „Wir sind ein Liebespaar."
„Was, oh Harry, das ist ja toll! Du und Cho? Oder vielleicht Ginny? Aber doch nicht Parvati, oder?", fragte Ron aufgebracht.
Hermine starrte Harry an. „Das kannst du nicht ernst meinen."
„Tue ich aber. So ernst wie noch nie etwas in meinem Leben! Ob es dir passt oder nicht", meinte Harry patzig. Hermine hob entschuldigend die Hände. „So war das nicht gemeint. Ich bin nur verblüfft. Wer hätte das erwartet. Unverhofft kommt oft, nicht wahr? Wenn aus Hass Liebe wird...", plapperte sie drauf los. Ron guckte unschlüssig von ihr zu Harry.
„Aber ich freue mich natürlich für dich."
„Wen meint ihr denn jetzt? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass du in letzter Zeit öfters mit einem der Mädchen gesprochen hast... irgendwie war Malfoy auch immer in der Nähe. Na ja, ich war ja auch oft abwesend", sagte Ron, leicht errötend.
„Wir reden aber von Malfoy, du Idiot", meinte Hermine unwirsch. Ron starrte sie an, dann brach er in Lachen aus. „Alles klar, Hermine!"
In diesem Augenblick traten Pansy und Blaise zu ihnen und rissen Ron aus seinem Lachanfall. Besonders Pansy, die auf seinem Schoss Platz nahm. Sofort hatte Ron alles um sich herum vergessen.
„Hermine, ich würde gerne mit dir reden. Unter vier Augen", sagte Blaise. Hermine stand auf. Harry zwinkerte ihr zu, als sie mit Blaise die Halle verließ.
Ein wenig später nahmen Fred und George neben Harry Platz. „Harry, genießt du auch die Ferien? Soweit das mit Malfoy als Klette überhaupt geht?", sagte George beiläufig und betrachtete seine Fingernägel.
„Ich weiß nicht, was du meinst. Siehst du ihn hier irgendwo?", verteidigt Harry sich. Oder doch eher Draco.
„Harry...", flüsterte Fred und beugte sich über George zu ihm. „Wir wissen Bescheid. Uns kannst du doch vertrauen, Mann. Wir würden dich nie verraten. Dafür kannst du ja deine gute Connection nutzen und Malfoy weich klopfen", grinste er.
Harry war geschockt. „Woher wisst ihr...?"
Fred lehnte sich genüsslich zurück. George klopfte ungeduldig auf den Tisch. „Wie auch immer, Harry, wir wollten aus einem anderen Grund mit dir sprechen."
„Sagt mir erst, woher ihr das wisst!"
„Für das geübte Auge ist das erkennbar. Außerdem ist es nicht hilfreich, unter dem Tisch Händchen zu halten, Harry", meinte Fred abwinkend. „Können wir jetzt zur Sache kommen?"
„Nein. Wie habt ihr das gesehen?"
„Mensch Harry, bist du so blöd oder tust du nur so?", ereiferte George sich. „Wir sind die Weasley Zwillinge und sehen alles, okay? Wir wussten ja auch als erste, dass Hermine mit diesem Zabini zusammen ist –"
„Ha, ihr habt keine Ahnung! Ist sie nämlich nicht!"
„Wetten?", fragte Fred. George blickte ihn strafend an. „Jetzt ist keine Zeit für deine albernen Spielchen, Fred."
„Um was?", wollte Harry wissen.
„Darum, dass du Malfoy vor der ganzen Schule abknutschst!"
„Fred! Ich glaube, diese Beziehung sollte wirklich geheim gehalten werden, solange wir es für nötig halten jedenfalls", erboste George sich wieder. Fred warf ihm einen sonderlichen Blick zu.
„Was ist bloß los mit dir?"
„Ich will einfach nur unsere Sache hinter uns bringen, mehr nicht!"
„Schon gut! Fang an, ich halte ja schon meinen Mund." Fred verschloss seinen Mund mit einem unsichtbaren Schlüssel und ließ Harry unwillkürlich an Halloween denken, als er im Krokodilskostüm genau dasselbe tat.
„Wer war eigentlich die Zauberfee?", fragte er sich laut.
„Luna Lovegood", sagte Fred.
George verdrehte die Augen und fing an zu reden. „Auch wenn es am Anfang wirklich witzig war, jetzt hat es seinen Reiz verloren. Uns reicht es, und wir sind nicht die einzigen. Wir wollen die normale Häusereinteilung zurück. Da es größtenteils von dir und Malfoy abhängt, bitten wir dich hiermit, dich zusammenzureißen. Diese gespielten Streits sind doch lächerlich, da fällt fast keiner drauf rein. Ich weiß, dass du gerne mit Malfoy auf einem Zimmer bist, aber was zu weit geht, geht zu weit. Wir werden euch deswegen unterstützen, damit ihr euch in Ruhe treffen könnt, falls ihr uns entgegen kommt", ratterte er herunter.
Harry stand der Mund offen. „War das wirklich so offensichtlich?", fragte er.
„Was?", wollte George wissen.
„Dass die Streits nur gespielt waren."
„Für uns schon. Keine Sorge, sonst weiß niemand etwas. Also?"
„Wenn nicht, dann werden wir vielleicht die ein oder andere Andeutung fallen lassen...", meinte Fred.
„Das könnt ihr nicht machen! Das ist Erpressung!", sagte Harry entsetzt.
„So würde ich das nicht nennen... wir treiben die Sache nur ein wenig an...", murmelte George mit Unschuldsblick.
„Du weißt ja jetzt, was Sache ist. Wie werden deine Entscheidung mitbekommen. Man sieht sich", sagte Fred, während er aufstand. George folgte ihm. Harry konnte ihnen nur ungläubig hinterher starren.
Vielen Dank an meine lieben Reviewer: teddy172, Iria-chan88, Elektra van Helsing, Imurah (wer sagt denn, dass Harry als Zwerg auch kleiner wurde?), Die Lady, KittyCat, Reiko-Yamaoka, Choco, Lulena-chan, Vitani666, HPAlan und Leya! Beim nächsten Mal antworte ich auch wieder ausführlicher, im Moment bin ich nicht ganz auf dem Damm!
